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Doors of my Mind

Der Freund meiner Schwester
von

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Strafe muss sein

Kapitel 4 Strafe muss sein
 

Ich höre, wie sie sich vor meiner Tür angestrengt unterhalten. Sie haben nicht mal den Anstand zu flüstern und so höre ich, wie sie darüber philosophieren, dass ich verrückt geworden sein muss oder zu mindestens langsam in den tiefdunklen Abgrund des antisozialen Jugendwahnsinns rutsche. Ich verdrehe ungesehen die Augen. Dann folgt ein bestimmtes Klopfen.

„Mark mach, bitte auf.“ Es ist mein Vater und bevor ich noch mehr Ärger provoziere, öffne ich die Tür. Nur einen Spalt breit. Er hat nicht definiert, wie weit offen ist.

„Was?“ Ich sehe erstmal nur mein Vater, der mich mit grimmig grüblerischer Miene anblickt.

„Was ist passiert?“, fragt nun meine Mutter und hält mir den Eisbeutel hin, den sie an meinem Vater vorbei in meine Richtung schiebt. Ich öffne die Tür etwas weiter und nehme ihn dankend entgegen.

„Also?“, hakt mein Vater nach und sieht mich fordernd an.

„Glaubt ihr mir, wenn ich sage, ich habe gegen einen Drachen gekämpft?“ Die skeptischen Blicke aller Parteien sind Antwort genug. „Ich hab mich geprügelt.“, gebe ich dann ohne Umschweife zu und sehe in die noch immer ungläubig dreinschauenden Gesichter meiner Eltern. Maya beginnt zu lachen und schaut dann amüsiert und zweifelnd aus der Wäsche. Genauso, wie die anderen. Nur Raphaels Blick ist wissend. Von meinem Vater kommt ein mahnendes ´Maya´.

„Wie bitte? Das ist nicht dein Ernst, oder?“, kommt es von meiner Mutter. Wäre ich doch bei der Drachenversion geblieben. Sie können es nicht fassen. Schließlich habe ich noch nie solche Probleme gemacht. Meine Eltern hatten nie Ärger mit mir. Abgesehen von den typischen Jungen- Wehwehchens, die man so beim Heranwachsen hat. Ich gehöre eigentlich, wie Shari bereits sagte zu der Netter-Kerl-Sorte. Als ich es nicht augenblicklich richtigstelle oder versuche zu erklären, werden die Gesichtsausdrücke meiner Erzeuger durch und durch ungläubig.

„Und warum?“, folgt nun die nicht unwichtige Frage nach dem Grund meiner Dummheit. Während meine Mutter die Hände an die Stirn schlägt und über meinen, ihren und dem gesamten familiären Ruf nachdenkt, sieht mich mein Vater relativ nüchtern an. Sollte ich es ihnen sagen? Immerhin war ich in gewisser Weise ein Ritter im Gymnastikanzug, der die Ehre der Jungfer Shari schützte. Es ändert jedoch nichts daran, dass ich das genauso gut auch verbal hätte tun können.

„Der Drache...“

„Mark!“ Einen Versuch war es wert. „Weil ich ein Idiot bin und es garantiert nie wieder tun werde“, kommentiere ich gelangweilt, aber einsichtig und drücke das Eis an meine kaputte Lippe, die jetzt wieder mehr schmerzt.

„Endlich sieht er es ein“, ruft Maya aus der Entfernung zu uns herüber und ich brülle etwas Unschönes zurück. Ja, ich kann auch verbal. Ich hatte gehofft, dass sie und Raphael nicht mehr im Flur stehen und meiner Hinrichtung beiwohnen. Ich höre, wie Raphael leise auf sie einredet und wie sich daraufhin die Tür zu ihrem Zimmer schließt.

„Ich hab mich bereits entschuldigt und es gab von der Schule einen Verweis und Strafen.“, erzähle ich. Es zu verheimlichen würde nichts bringen, denn der blaue Brief ist sicher schon bei der Post.

„Na, das ist ja auch das Geringste“, bricht es aus meiner Mutter heraus. Ich kann mich gerade noch zügeln um nicht haltlos die Augen zu verdrehen. Ein derartiges Verhalten wäre jetzt mein vollständiges Verderben. Meine Eltern sind sauer. Ich kann es deutlich daran erkennen, dass sie sich eigenartig zurückhalten.

„Oh Mark. Dir ist klar, dass es nicht bei den Strafen der Schule bleiben wird?“ Ich seufze, als mein Vater seine Brille absetzt und sich den Nasenrücken reibt.

„Hausarrest. Und du wirst direkt nach der Schule nach Hause kommen. Bis morgen lassen wir uns noch etwas anderes einfallen“, holt weiter aus und ich nicke verstehend. Strafen wie Fernsehverbot, Handyverbot oder sonstiges bekomme ich nie, denn sie wissen, dass sie mir damit nicht wehtun. Bis auf einige Kleinigkeiten bin ich sehr pflegeleicht.

„Ich hab Strafdienst in der Sporthalle. Ich werde sowieso nie vor 18 Uhr zu Hause sein“, informiere ich die beiden in der Hoffnung, dass sich vielleicht das zusätzliche Ausmaß reduziert. Immerhin bleibt gar nicht genug Zeit. Mein Vater seufzt und setzt die Brille wieder auf.

„Okay, ich drehe dir das Internet ab und der Hausarrest bleibt bestehen, ... aber erst ab Montag.“ Alles nur nicht das Internet, schreit es in mir. Das mit dem Internet trifft mich dann doch. Das mit dem Arrest ab Montag verwirrt mich.

„Hä?“, frage ich reichlich dümmlich.

„Deine Mutter und ich sind übers Wochenende bei Tante Ellie. Wir können daher eh nicht wirklich nachprüfen, ob du tatsächlich hier bist. Doch! Wir könnten alle halbe Stunde hier anrufen, aber...die Strafe soll ja nicht für uns sein.“ Mein Vater der Scherzkeks. Da ich nicht sehr umtriebig bin, denken sie bestimmt, dass ich das Haus sowieso nicht verlasse. Weit gefehlt. Ich denke direkt an Marikas Party und was ich Shari zugesichert habe.

Meine Mutter verschränkt die Arme vor der Brust und schüttelt den Kopf. Ich frage mich, was in ihrem Kopf vorgeht. Sie war seltsam still. Fragt sie sich, was sie bei mir falsch gemacht hat? Warum ich so querlaufe? Das frage ich mich auch. Ich wundere mich auch darüber, dass meine Eltern diese scheinheilige Begründung durchgehen lassen haben. Sie wissen, dass ich kein Idiot bin und mich nicht sinnlos prügele. Insgesamt bin ich ziemlich glimpflich davongekommen. So scheint es jedenfalls. Ich setze meinen schuldvollen Blick auf, nicke den weiteren Rest an elterlichen Vorwürfen und Grummeleien ab und schließe langsam die Tür. Ich will mich hinlegen und schlafen. Es ist einen Moment still, doch dann klopft es erneut.

„Sind euch doch noch mehr Strafen eingefallen?“, rufe ich durch die geschlossene Tür hindurch und bin nicht gewillt sie zu öffnen.

„Ich hätte da noch ein paar kreative Ideen. Lässt du mich kurz rein?“ Zu meiner Überraschung ist es Raphael, der vor meiner Tür steht und sofort beschleunigt sich mein Herzschlag. Mir fällt nur eine Strafe ein, dir er mir auferlegen kann. Der Status quo. Das alles so bleibt, wie es jetzt ist. Die schlimmste Strafe überhaupt. Ich zögere und mache die Tür auf. Wieder nur einen Spalt breit.

„Lass mich rein, oder willst du, dass sie mitbekommen, was ich zusagen habe...“, droht er mir flüsternd.

„Deine Eltern lassen sich vielleicht mit dieser Ausrede abspeisen, aber ich habe dich mit Danny gesehen.“ Da ich nicht gleich reagiere und die Tür weiter für ihn öffne, spricht er weiter. „Ich habe euch zusammen laufen sehen. Ich kenne Danny und bin sicher, dass er irgendwas gesagt haben muss. Also, was war es?“, bohrt er unverblümt nach. Ich starre Raphael unverhohlen an und fühle mich nicht wohl dabei Danny an ihn auszuliefern. Schließlich haben wir eine stille Übereinkunft.

„Was hat er gesagt?“ Noch immer sage ich nichts, sondern öffne die Tür so weit, dass sich Raphael ins Zimmer bewegen kann.

„Hey, wenn du denkst, ich würde Danny deswegen vielleicht beim Training härter rannehmen, verspreche ich dir hiermit, dass es keinerlei Auswirkungen haben wird.“, versichert er mir, so als hätte er meine Gedanken gelesen und macht eine ebensolche vorsorgende Geste mit seinen Armen. In diesem Moment hasse ich Raphael ein wenig, da er so widerstandslos in mich hineinblickt. Ich beobachte, wie er mit den Händen rumwedelt, verdrehe nun doch endlich die Augen und wende mich von ihm ab um nebenbei meinen Rucksack auszupacken.

„Er hat unangebrachte Äußerungen über Shari gemacht und glaube mir, du hättest ihm auch eine reingehauen.“ Bei jedem anderen Mädchen hätte ich wahrscheinlich gelacht oder einen blöden Kommentar abgegeben. Aber das er diese Bemerkung über Shari gemacht hat, hat mich austicken lassen. Im Grunde bin ich nicht besser als Danny und der weiß das. Seine Bemerkung über die Umkleidekabine war eindeutig. Ich bin ein Arsch und alle wissen es. Ich habe dort wirklich schon viel dummes, unrühmliches Zeug von mir gegeben.

„Mark...war es wirklich einen Verweis wert?“, murmelt er verzweifelt. Vorher weiß er das? Ich wende mich zu ihm um und sehe, wie seine schlanken langen Finger durch seine dunklen Haare fahren. „Dass du dich für sie einsetzt ist wirklich toll, aber prügeln ist der falsche Weg.“

„Ach“, sage ich fast abschätzig und ärgere mich nur noch mehr über mich, „Ich kann es nicht mehr ändern.“ Um ihm meinen Standpunkt zu verdeutlichen, greife ich mir den Kühlbeutel und drücke ihn mir ins Gesicht, so dass ich ihn nur noch mit einem Auge ansehen kann.

„Du bist ein guter Freund. Shari kann sich glücklich schätzen“, sagt Raphael, schmunzelt bei meinem Anblick und dreht sich zur Tür.

„Hey, habt ihr...miteinander geredet? Du und...Maya“, frage ich aus eine Laune heraus und bin selbst über mein Interesse erschrocken. Er bleibt vor der Tür stehen und sieht mich an. Ich spüre, wie sich mein Brustkorb zusammenzieht.

„Ganz kurz, aber dann... kamst du“, sagt er grinsend, “Immerhin...ist sie nun auf dich sauer, da sie dank dir auch kein Internet mehr hat.“ Er schmunzelt weiter und ich steige mit ein.

„Tja, dann müsst ihr euch eben anders beschäftigen“, plappere ich. Warum habe ich das gesagt? Nun fühle ich einen regelrechten Krampf und beiße mir auf die Unterlippe. Die lädierte Stelle schmerzt sofort und ich spüre, wie der leichte Schorf wieder aufreißt.

„Ähm, ja...werden wir.“ Raphael mustert mich fragend. Ich schmeiße den Beutel mit Eis auf den Schreibtisch, gehe rüber zum Kleiderschrank und ziehe wahllos ein Kleidungsstück hervor.

„Okay, ich sollte dann mal duschen gehen. Ich hab vorhin noch Blut an Stellen entdeckt, mit denen ich nicht gerechnet habe.“ Ich deute auf den Fleck an meinem Hals, den ich vermutlich gar nicht treffe. Er nickt langsam und schließt hinter sich die Tür.
 

Als ich allein bin, lasse ich das Hemd sinken, welches ich aus dem Kleiderschrank gezogen habe. Wow, wie glaubhaft. Erschöpft lasse ich mich auf das Bett fallen und lege eine Hand auf meinen verkrampften Brustkorb. Wo soll das nur enden? Ich stelle mir vor, wie er bald zu allen Familienfeiern kommt, wie sie heiraten und irgendwann ihre Kinder durch dieses Haus laufen und ich ihnen Weihnachtengeschenke machen muss. Der Schmerz in meiner Brust wird reißend und anscheinend wird das Trauma an den lädierten Stellen auch noch ein Stück heftiger. Allein die Vorstellung, dass ich bald hier wegziehe und mein eigenes Leben beginnen kann, lindert es. Doch wird auch das nichts daran ändern, dass ich ihn so sehr begehre, dass er in meinen Tag- und Nachtträumen die Hauptrolle spielt und dass das Gefühl zu Zergehen mit jedem Aufeinandertreffen wieder und wieder aufflammt. Stärker und heißer. Ätzender.

Ich schließe die Augen und denke an den Tag zurück, an dem ich Raphael das erste Mal gesehen habe. Es war ein kühler Herbstmorgen und mein erster Tag an der neuen Schule. Ich habe es gehasst und stand Minuten lang vor dem offenen Tor. Ich starrte die hinabfallenden Blätter der Bäume an und ignorierte das fröhliche Gelächter der anderen Schüler. Das Laub war wunderschön gewesen. Rot und leuchtend gelb. Sie bildeten ein feines Muster auf den Boden, wie ein bunter Teppich, der in diese höhnende Gruselkammer von Schule führte. Ich merke auch jetzt, wie es sich anfühlte, als mir der Rucksack von der Schulter rutschte, Doch er fiel nicht zu Boden. Jemand fing ihn auf und zog ihn mir zurück auf die Schulter. Als ich mich umwand, sah ich zum ersten Mal diese wunderschönen grünen Augen, die eine sanfte Spitzbüberei ausdrückten und mich sofort in ihren Bann zogen. Ich wusste schon damals um meine Vorliebe, aber genau wie heute war es eine stille Neigung. Raphael hat mir damals auf die Schulter geklopft und mir aufmunternd und hilfsbereit zu gelächelt. Es war eine sanfte und unschuldige Geste. Erst danach bin ich in das Schulgebäude gegangen und habe nach ihm Ausschau gehalten. Und das tat ich dann die ganzen Jahre über. Jahr für Jahr wieder. Ich weiß nicht mal, ob er sich noch daran erinnert. Wahrscheinlich nicht.

Ich setze mich auf und suche mir frische Klamotten zusammen. Der heraus gefallene Stapel von gestern liegt noch immer zwischen Schranktür und Kissen und für einen kurzen Moment überlege ich sie wegzuräumen. Doch mein Mangel an Lust siegt.
 

Im Badezimmer betrachte ich erneut mein normalerweise recht ansehnliches Gesicht und komme nicht umher deprimiert zu seufzen. Meine Chancen auf feuchtfröhliche Bekanntschaften auf der Party am Samstag sind definitiv geschmälert. Ich habe Shari versprochen dort hinzugehen und das werde ich auch tun. Vor allem da es höchstwahrscheinlich meine letzte Ausgehmöglichkeit für die nächsten Wochen sein wird. Meine letzte Chance auf Zerstreuung.

Bevor ich mich richtig dusche, lasse ich mir kaltes Wasser über das Gesicht fließen. Es ist angenehm und wohltuend bis das Wasser auf meinen Bauch tropft und an meinem Körper hinabrinnt. Ich beiße die Zähne zusammen und stelle mich komplett drunter. Schön ist anders, aber dafür kühlt es neben den Blessuren auch mein stetig erhitztes Gemüt.
 

Ich bekomme ein paar geschmierte Brote und esse sie schweigend neben meiner Mutter in der Küche. Sie telefoniert mit ihrer Schwester. Die Schwester, die sie morgen besuchen werden. Die Frage nach dem Wieso stelle ich schon lange nicht mehr. Ich sehe zu, wie sie ein paar Strähnen ihres langen Haares zwischen den Fingern dreht, die Spitzen begutachtet und dann wieder fallen lässt. Sie wiederholt es auf der anderen Seite. Mir wird bewusst, dass auch Maya so etwas macht. Meine Kopfschmerzen haben bisher nicht nachgelassen. Ich schiebe den fast leeren Teller zur Seite und gehe zu meinem Vater ins Wohnzimmer.

Er schaut einen Krimi und schwenkt ein Glas Cognac zwischen seinen Fingern. Gerade als ich mich wieder von ihm abwende, höre ich seine Stimme.

„Telefoniert sie immer noch mit Ellie?“

„Ja, wahrscheinlich hat sie Angst, dass zwei Tage nicht reichen um alles zu besprechen.“ Mein Vater schmunzelt und ich bin schon fast aus dem Zimmer, als mich seine Stimme erneut zurückhält. Jetzt kommt die Moralpredigt.

„Mark, ich will das du weißt, dass wir es nicht gut heißen.“

„Das weiß ich.“ Ich warte auf einen Nachschub, doch er bleibt still. Gewirkt hat es dennoch, denn ich fühle mich schlecht.

In meinem Zimmer setze ich mich an den Schreibtisch und schalte den PC ein. Als mein Hintergrund erscheint, fällt mir wieder ein, dass es kein Internet mehr gibt. Ich lehne mich zurück und starre einen Moment hilflos auf die vielen kleinen Ordnersymbole. Nicht einmal spielen kann ich ohne Internet. Ja, das Internetverbot trifft mich extrem. Ich nehme mein Handy zur Hand und tippe eine Nachricht an Shari.

- Hausarrest und Internetverbot -

Ich suche den erbärmlichsten Heul-Smiley heraus, den ich finden kann und sende die Nachricht ab. Ihre Antwort dauert nicht lange.

-Was ist mit der Party???????- Würde es einen Panik-Smiley geben, hätte sie ihn gewählt. Kein bisschen Mitleid. Keine Anteilnahme. Ich bin zwar selber schuld, aber das ist schon fies. Ich fühle mich nicht besser.

-Hausarrest gilt erst ab Montag. Meine Eltern sind übers Wochenende weg- Ich bilde mir ein, sie ausatmen hören zu können. Ich will Mitleid, doch ich bekomme keins. Stattdessen erhalte ich eine weitere Nachricht, in der sie ausdrückt, wie aufgeregt sie ist und lege das Handy zur Seite. Ich klicke planlos ein paar Ordner an und wieder weg, stelle das Gerät aus und werfe mich auf das Bett. Ich schlafe schnell ein.
 

Mehrere Gründe lassen mich am morgen früh erwachen. Meine Eltern, die aufgeregt und wenig leise im Haus herumlaufen und das ätzende Pochen an meiner Unterlippe und der Augenbraue. Ich lecke vorsichtig mit der Zunge über die offene Stelle und spüre die Rauheit des Schorfes. Prügeln ist scheiße. Nie wieder.

Die Zeiger meines Weckers stehen auf halb 8 und ich drücke mir das Kissen auf die Ohren um wenigstens den Lärm meiner Eltern zu unterdrücken. Ich schlafe wieder ein und wache erst drei Stunden später wieder auf.

In der Küche finde ich einen Zettel mit Anweisungen und etlichen Bitten. Blumen gießen, aufräumen und das Haus nicht zerlegen. Dabei habe ich schon eine vollständige Neuordnung der Zimmer geplant. Arbeiten auf dem Klo. Schlafen in der Küche. Still nicke ich es ab und höre Schritte auf der Treppe. Es sind Maya und Raphael. Sie verabschieden sich voneinander, denn er wird in seine Wohnung fahren. Ich verhalte mich still und versuche dem Verabschiedungsritual so wenig Aufmerksamkeit, wie möglich zukommen zu lassen. Ich erwische mich, wie ich zur Tür schiele und genau in diesem Moment ihre Küsse sehe. Ich möchte kotzen und heulen zugleich. Mein Appetit auf Frühstück ist mir vergangen, dennoch bleibe ich so lange die beiden im Flur stehen in der Küche. Danach kommt Maya hinein und sieht mich an.

„Du siehst scheiße aus.“ Wie freundlich.

„Nun, weiß ich, wie du dich jeden Morgen vor dem Spiegel fühlst“, erwiderte ich und gehe an ihr vorbei. Ich sehe das zornige Glitzern in ihren blaugrauen Augen und kann mir ein Grinsen nicht verkneifen.

„Du bist ätzend.“

„Und du lass dir mal was Neues einfallen“, flötet ich zurück.
 

Den Rest des Tages verbringe ich damit mein Zimmer aufzuräumen und zum Nachmittag schaffe ich es etwas zu essen. Pünktlich zum frühen Abend erhalte ich die erste SMS von Shari. Sie weiß nicht, was sie anziehen soll. Ich weiß es auch nicht. Ich rate ihr zu Jeans und Bluse, ernte ein fassungsloses Emojicon. Jedenfalls interpretiere ich es als solches. Wer weiß das schon. Wir verabreden uns vor der Schule um gemeinsam zur Party zu fahren.

Ich gehe duschen, lasse meine Bartstoppeln stehen in der Hoffnung, dass sie die Blutergüsse verdecken und ziehe mir ein paar schwarze Jeans und ein passendes enganliegendes Hemd an. Vor dem Spiegel bleibe ich einen Moment stehen und betrachte mein Abbild. Eigentlich ganz gut. Ich bräuchte ein bisschen mehr Muskeln. Allerdings ist das nichts, was ich in 10 Minuten gelöst bekomme. Also nicke ich mir aufmunternd zu und habe dabei längst abgeschrieben, dass der Abend ein Erfolg für mich parat hat.

Bevor ich losfahre, durchsuche ich mein Portmonee nach Geld und allen anderen wichtigen Dokumenten. Ich schnappe mir die Schlüssel zum Zweitwagen meiner Eltern und öffne die Haustür.

„Wo willst du hin?“, hält mich Mayas Stimme zurück, als ich verschwinden will. Ich drehe mich zu Maya um, die im Türrahmen zum Wohnzimmer steht und mit verschränkten Armen verdeutlich, dass sie mir auf die Nerven gehen will. Eines ihrer vielen Hobbies. Für dieses jedoch verwendet sie besonders viel Herzblut.

„Zum Gottesdienst“, gebe ich genervt wieder.

„Du hast Hausarrest.“ Das klingt fast wie eine Drohung und ich drehe mich erneut zu ihr um.

„Und du wirst dafür sorgen, dass ich es einhalte?“, frage ich herausfordernd und sehe, wie sich ihre feinen Nasenflügel blähen.

„Das gilt, aber erst ab Montag“, hänge ich ran und verlasse endgültig das Haus.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Onlyknow3
2014-09-01T20:42:59+00:00 01.09.2014 22:42
Maya weiß gar nicht was sie ihrem Bruder damit antut das sie mit seinem Freund eine Beziehung führt. Und Raphael ahnt genau so wenig was er Mark damit antut, sich bei ihm über seine Schwester aus zu heulen. Bin echt gespannt was da noch kommt, und ob die beiden noch ein Paar werden. Vielleicht findet Mark ja eine Ablenkung auf der Party. Mach weiter so, bin auch die anderen Kapitel neugierig.

LG
Onlyknow3


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