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Abbygails Abenteuer

Road to Lavandia
von

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Fragen über Fragen (Spiel mit dem Feuer?)

"Wo werden Jayden und Chris trainieren?", frage ich nach einer Weile, in der ich mir und Dark eine weitere Tasse Kaffee gemacht habe. Es ist nicht unbedingt mein Lieblingsgetränk, aber hier unten ist wählerisch sein keine Option.

"Auf dem Silberberg, unter normalen Umständen", sagt Dark. "Aber das sind einige Stunden Flug und sie wollen bis heute Abend zurück sein. Vermutlich suchen sie sich einen abgelegenen Ort und kämpfen gegeneinander."

"Du hast mir noch nicht gesagt, was du mit Team Shadow erreichen möchtest", sage ich, als ich wieder gegenüber von ihm Platz genommen habe. "Oder warum genau du Team Rocket verlassen hast."

"Bist du sicher, dass du mehr darüber erfahren möchtest?", fragt er mit dem Hauch eines Lächelns auf den Lippen. "Du gibst mir mehr Gründe, dich zu eliminieren."

"Wenn du das jetzt schon in Erwägung ziehst, werden ein paar mehr Informationen auch keinen Unterschied machen", erwidere ich und zwinge mich, nichts von meiner Angst durchscheinen zu lassen. Hundemon hechelt amüsiert.

"Ich bin in Team Rocket geboren und aufgewachsen", beginnt Dark nach einer kurzen Pause. "Als einziger Sohn von Atlas wurde ich für viele Jahre im Hauptquartier fest gehalten. Ich durfte mir meinen Starter frei auswählen, gestohlene Pokémon gab es genug und da ich nichts anderes zu tun hatte, habe ich trainiert."

"Hundemon ist ein gestohlenes Pokémon?", frage ich überrascht. "Ich dachte, er würde seinen alten Trainer vermissen."

"Er wurde als Welpe gestohlen", sagt Dark und krault seinem Pokémon flüchtig den Kopf. "Er erinnert sich kaum noch an die Zeit, bevor er zu mir kam. Ich habe all meine Pokémon sehr jung in mein Team aufgenommen."

"Also sind all deine Pokémon gestohlen?", frage ich geschockt. "Alle außer Zapdos?"

"Was hast du erwartet?" Dark nimmt einen Schluck Kaffee. "Ich habe das Hauptquartier erst mit dreizehn eigenständig verlassen dürfen. Jeder wusste zu dem Zeitpunkt, dass ich stark genug war, um den Polizisten zu entkommen, sollte man mich entdecken. Ab meinem fünfzehnten Geburtstag wurde ich dann zu regulären Einsätzen mitgenommen. Ich bin nie in Rängen eingeteilt worden, deswegen haben die meisten allmählich verdrängt, wie stark ich bin. Man hat mir nicht vertraut, weil ich meist alleine war und Fragen gestellt habe."

"Und dann?", frage ich leise.

"Mir ist klar geworden, was für ein Haufen selbstgefälliger Schwächlinge in unserer Organisation vertreten sind", fährt Dark etwas energischer fort. "Ich habe meinem Vater gesagt, dass er die Zahl unserer Mitglieder reduzieren muss, damit wir nicht so viele Schwächen aufweisen. Die Polizei hat leichtes Spiel mit den niederen Rängen und auch wenn sie nicht viel wissen, wissen sie genug, um uns zu schaden. Er hat mich öffentlich herausgefordert. Bis dahin dachte ich immer, dass er stärker sein müsste als ich, weil er der Anführer ist. Ich habe mich getäuscht."

Dark bleckt wütend die Zähne und es ist das zweite Mal, dass seine Emotionen glasklar auf seinem Gesicht erkennbar sind. Ich frage mich, ob nicht doch ein Teil seiner Mimik und Persönlichkeit mit seinem Pokémon in Verbindung steht.

"Ich wollte nicht mehr dort bleiben. Team Rocket ist ein Haufen Schwächlinge, die sich für stärker halten, als sie eigentlich sind. Die wenigsten würden alleine etwas ausrichten können, aber gemeinsam fühlen sie sich stark. Sie sind nichts als eine Gruppe minderwertiger Tyrannen, die sich über die Schwachen hermachen, um sich besser zu fühlen. Und nicht nur sie. Es ist mir erst aufgefallen, als ich Team Rocket verließ, aber so viele Trainer schikanieren die Schwachen, weil das für sie die einzige Möglichkeit ist, sich stark zu fühlen. Sie verlassen sich auf Gruppen, auf Orden und andere externe Mittel zur Anerkennung, aber sie sind schwach. Ich hasse Schwäche."

Hundemon knurrt zustimmend und spuckt einige Glutfunken auf die Fliesen. Ich sitze sehr aufrecht und bemühe mich, keine Miene zu verziehen. Schließlich gebe ich mir einen Ruck.

"Ich denke, wir sollten Klartext miteinander reden", sage ich und setze meine Tasse auf dem Tisch ab. "Bist du noch ein Rocket-Sympathisant oder nicht?"

"Ich will nichts mit ihnen zu tun haben", sagt Dark und seine ruhige Fassade ist wieder intakt. "Und ich weiß, was du als nächstes fragen wirst. Die Antwort ist nein."

"Du wirst mir also keine Insider-Informationen geben?", frage ich vorsichtshalber.

"Ich bin weder über die Pläne meines Vaters informiert, noch kann ich dir sagen, wer all unsere Mitglieder sind."

"Was ist mit dem Eingang zu eurem HQ?", hake ich nach. "Wie ist er bewacht?"

"Durch diverse Fallen", erwidert Dark. "Und durch Wachen und zwei Passwörter."

"Passwörter, die du sicher kennst", sage ich breit grinsend, aber meine Miene fällt sofort, als Dark den Kopf schüttelt.

"Die Passwörter ändern sich regelmäßig. Seit ich die Organisation verlassen habe, sind es schon mehrere Wochen. Ich habe keinen Zugang mehr zu den Passwortverteilern."

"Verdammt!", fluche ich und stehe auf. "Was ist mit anderen Informationen? Du musst irgendetwas wissen, was hilfreich sein kann!"

"Was lässt dich glauben, ich würde dir Team Rocket auf dem Silbertablett servieren wollen?", fragt Dark. "Ich habe sie verlassen, aber es ist immer noch mein Vater, der sie leitet. Ich habe kein unstillbares Bedürfnis, ihn hinter Gittern zu sehen."

"Aber du würdest es auch nicht bedauern, oder?"

Dark kneift die Augen zusammen. "Was möchtest du von mir, Abbygail?"

Ich setze mich wieder und beuge mich vor. "Ich möchte, dass du Team Shadow leitest und tust, was du ohnehin tust. Aber Team Rocket ist, wie du sagst, ein Tyrann. Ein Tyrann, der schon viel Elend über uns alle gebracht hat. Und wenn ich eine Möglichkeit finde, deinen Vater davon abzuhalten, seine Ziele zu verfolgen, dann werde ich alles tun, um diese Möglichkeit zu ergreifen."

"Und ich bin diese Möglichkeit?", fragt Dark. Hundemon schnaubt amüsiert.

"Richtig." Wir beobachten uns einige Sekunden lang, dann seufzt Dark und lässt sich nach hinten in die Polster fallen.

"In Ordnung. Frag mich etwas. Wenn ich antworten kann, werde ich das tun."

Breit grinsend nehme ich einen weiteren Schluck Kaffee, der inzwischen lauwarm ist und lehne mich dann ebenfalls zurück. Ich denke über all die Dinge nach, die mir bisher unlogisch erschienen sind oder über die ich gerne Bescheid wissen würde. Als ich meine Gedanken sortiert habe, lege ich los.

"Welchen Rang belegt Craig?", frage ich. "Ziemlich groß. Er hat ein Panferno."

Dark lacht leise. "Der Name reicht mir. Craig ist einer der vier Vorstände. Er hat den Posten meines Vaters übernommen, nachdem der Giovanni ersetzt hat."

"Welche Ränge belegen Mel und Teal?"

"Ah, Mel." Dark denkt einen Moment nach. "Sie war Rang 3, bis vor kurzem. Aber seit einem gewissen Vorfall auf dem Indigo Plateau hat sie sich hochgearbeitet und ist jetzt wie Teal ein Rang 2."

"Ja", stimme ich unschuldig zu. "Ein gewisser Vorfall."

"Da du Craig kennst… warst du zufällig in Teak City dabei?"

Ich grinse selbstgefällig. "Schon möglich. Auch wenn Chris die ganze Arbeit gemacht hat."

"Ah." Dark nickt. "Das erklärt einiges. Hast du sonst noch Fragen?"

Ich denke kurz nach. "Was ist Team Rockets Ziel?", frage ich schließlich. "Ich habe das Gefühl, dass sie sich überall eingeschlichen haben, aber ich komme nicht dahinter, wie alles zusammen hängt! Du warst bei den Lochbohrungen dabei, oder nicht? Du musst irgendetwas wissen."

"Tut mir leid." Dark trinkt seinen Kaffee aus und steht dann auf, um die Tasse neben die Kaffeemaschine zu stellen. "Ich war bei den Missionen dabei, aber ich wurde nie eingeweiht, was damit beabsichtigt wird. Ich weiß, dass wir überall unsere Agenten haben, aber ich kann dir nicht sagen, wo genau. Wir haben viele Pokémonlieferanten, unter anderem die Biker, aber das weißt du natürlich."

Er dreht sich um und wippt wieder auf seinen Hacken. Er pfeift leise und Hundemon erhebt sich. "Komm mit", sagt er dann und macht sich auf den Weg zur Tür. "Ich habe ebenfalls Fragen, aber die müssen wir nicht in dieser bedrückenden Atmosphäre klären."

Ich erhebe mich. Gemeinsam nehmen wir den Aufzug und verlassen einige Minuten später die Spielhalle. Inzwischen ist es Mittag und die Sonne scheint matt zwischen weißgrauen Wolkenschleiern auf uns herab. Es ist eisig und ich ziehe meine frisch erworbenen Handschuhe und die Ohrenklappmütze an, die Dark kommentarlos mustert.

Ich folge ihm die herunter gekommenen Straßen entlang weiter südlich, bis wir zu einem Maschendrahtzaun kommen, hinter dem sich ein breiter Wiesenstreifen mit vereinzelten Bäumen zu einem Laubwald verdichtet, dessen Äste wie knotige braune Finger in den Himmel ragen. Wir folgen dem Zaun eine Weile, bis wir ein Loch erreichen, das jemand in den Zaun gebrochen hat. Hundemon läuft mühelos hindurch und ich folge Dark, der sich hinter seinem Pokémon hindurch duckt, bis wir alle drei auf der anderen Seite stehen.

"Hier sind wir ungestört", sagt Dark und atmet tief durch. "Ich bin ungerne in Gebäuden", erklärt er dann. "Ich habe in meinem Leben genug von Betonwänden und Untergeschossen gesehen."

Gemeinsam schlendern wir den Drahtzaun entlang.

"Du hast erstaunlich viel über Team Rocket in Erfahrung gebracht, wenn man bedenkt, dass du kein Polizist bist und kein herausragender Trainer", stellt Dark schließlich fest. "Das ist, wie ich bereits sagte, eine interessante Fähigkeit. Mich interessiert aber vor allem, warum du so versessen darauf bist, dich in die Angelegenheiten der Polizei einzumischen."

"Weil ich helfen kann", sage ich automatisch. "Solange ich Möglichkeiten habe, die kein Polizist hat, werde ich sie unterstützen."

"Und warum?"

"Weil Team Rocket Pokémon stiehlt", erwidere ich. "Weil sie Menschen verletzen. Weil sie Verbrecher sind."

"All das trifft auf mich zu", meint Dark, ohne mich anzusehen. "Und wie du siehst, enden nicht alle gestohlenen Pokémon in grausamen Umständen."

Ich schaue Hundemon zu, das mit etwas Vorsprung über die Wiese prescht und einigen wilden Rattfratz hinterher jagt. In der Stadt ist es nicht von Darks Seite gewichen, aber hier draußen in der Natur wirkt es wie ein ganz normales, verspieltes Pokémon. Ich kann ein Lächeln nicht unterdrücken.

"Macht es dir etwas aus, wenn ich meine Pokémon rufe?", frage ich. Dark hebt eine Augenbraue.

"Warum sollte es mir etwas ausmachen?"

Ich berühre die betreffenden Pokébälle und im nächsten Moment materialisieren sich Jayjay und Hunter vor uns, die bei dem weiten Anblick, der sich ihnen bietet, freudig wiehern und kreischen und davon schießen. Hundemon dreht überrascht den Kopf, tollt aber schon bald mit ihnen über die Wiese.

"Lass dich nicht täuschen", sagt Dark nach einer Weile, in der wir die drei Pokémon still beobachten. "Er ist abgerichtet, auf ein Wort von mir zu töten. Wenn ich wollte, könnte ich dich und deine Pokémon genau hier umbringen und niemand würde es bemerken."

Der Stahl ist zurück in seiner Stimme und ich bemühe mich, meine Atmung ruhig zu halten.

"Wenn das dein Plan wäre, würdest du mir nicht davon erzählen, sondern es einfach machen", sage ich. "Falls du wirklich so ein emotionsloser Killer bist, wie du mir weismachen willst, versteht sich."

"Vielleicht frustriert mich deine Naivität", erwidert Dark, macht aber keine Anstalten, meine Vermutung zu widerlegen. "Es wundert mich nicht, dass du überall in Schwierigkeiten gerätst. Du scheinst Spaß daran zu haben, dich in unmittelbare Gefahr zu begeben und alle Warnungen in den Wind zu schlagen."

"Ich habe ein Ziel für das es wert ist, Risiken einzugehen", widerspreche ich. "Das ist ein Unterschied."

Wir betrachten schweigend unsere Pokémon, bis Hunter davon fliegt, um sich Essen zu besorgen, Jayjay müde grast und Hundemon hechelnd und ausgelastet auf dem Bauch liegt und zu Dark schaut.

"Ich glaube, wir können einander helfen", sage ich.

"Wie das?"

"Ich bin das Team Shadow Maskottchen", sage ich mit einem leicht amüsierten Unterton. "Du wirst mich also ohnehin nicht los. Du hast eine Gruppe sehr starker Trainer und Informationen über Team Rocket. Und ich habe Verbindungen zu den Medien und der Polizei."

Dark hebt eine Augenbraue. "Und das heißt?"

"Das heißt", sage ich grinsend, "dass du mir die Unterstützung Team Shadows im Kampf gegen Team Rocket und andere Ungerechtigkeiten zusicherst und ich dir im Gegenzug helfe, an die Öffentlichkeit zu gehen."

"Wenn du denkst, ich würde das HQ stürmen und alle Rockets für dich besiegen, liegst du sehr falsch." Dark pfeift und Hundemon sprintet zu uns zurück, wo er sich mit aufmerksam gespitzten Ohren neben seinen Trainer setzt.

"Ich werde ohnehin Hilfe von den anderen bekommen", sage ich. "Chris und Jayden haben mir bereits früher geholfen. Sie werden es wieder tun. Es wäre dumm von dir, meine Gegenleistung nicht anzunehmen."

"So wie ich die Situation einschätze, profitierst du in beiden Fällen, Abby."

Ich grinse. "Natürlich."

 

Nachdem Dark mir zugesichert hat, über mein Angebot nachzudenken und es mit den anderen Mitgliedern zu besprechen, gehen wir getrennte Wege. Auf Jayjays Rücken sitzend, mit Wind in den Haaren und Donner in den Ohren, denke ich über alles nach, was wir besprochen haben.

Darks Motive sind für mich schwer nachzuvollziehen, aber natürlich bin ich nicht inmitten einer Verbrecherorganisation aufgewachsen. Ich werde vorsichtig mit meinem Wissen um seine Identität umgehen müssen. Jemanden wie ihn möchte ich nicht als Feind haben.

Für´s erste kann ich aber nichts tun, außer den Abend abwarten, wenn Jayden und Chris zurückkommen. Ich hoffe, ihre Unterstützung in der Sache zu bekommen, denn auch wenn ich Dark versichert habe, dass die beiden mir auf jeden Fall helfen werden, bin ich nicht sicher. Chris hat mich einmal gerettet, aber abgesehen davon weiß ich nicht, wie offen die beiden für den Kampf gegen das Böse sind und überhaupt scheinen alle ordenlosen Trainer sehr selbstzentriert zu sein.

Ich lenke Jayjay in eine scharfe Kurve, die er schlitternd nimmt und trabe dann mit ihm zurück in Richtung Stadt.

Unsicher, wie ich die restlichen Stunden bis zum Treffen in der Spielhalle verbringen soll, reite ich im Schritt durch die Straßen des Südviertels und komme schließlich an einem schmalen, renovierten Gebäude vorbei, das mit orangegelben Markisen versehen ist und sich mit einem runden roten Schild als Imbiss- und Teestube ausweist.

Ich steige ab, rufe Jayjay und Hunter zurück, der seit einigen Minuten über unseren Köpfen gekreist ist und trete ein. Eine Klingel kündigt meine Ankunft an und ich bin überrascht, so viele Besucher zu sehen. Bis auf zwei kleine Ecktische ist die Teestube voll besetzt und eine alte Dame hastet zwischen Küche, Kasse und Tischen hin und her, stets in Eile. Auf ihrem Tresen sitzt ein Flampion.

"Cornelia?", frage ich perplex und Jaydens Großmutter hebt bei meiner Stimme unwirsch den Kopf.

"Was stehst du da so rum?", fragt sie genervt, drückt mir ihre Schürze und einen kleinen Notizblock in die Hand und schiebt mich zu einem der Tische. "Mach dich nützlich!"

Und so verbringe ich, mehr oder weniger freiwillig, den restlichen Nachmittag damit, Bestellungen aufzunehmen und für Cornelia die frisch gebrühten Tees und Sandwiches zu den Gästen zu tragen.

Erst einige Stunden später, als meine Füße brennen und die letzten Gäste gegangen sind, erlaube ich mir, erschöpft auf einen Stuhl zu sinken.

"Ich werde hoffentlich fest angestellt und bezahlt", meine ich und massiere meinen Rücken.

"Ja, ja, Geld ist alles, wofür ihr Kinder euch noch interessiert", schimpft Cornelia und drückt mir einen tausend Pokédollarschein in die Hand. "Ich erwarte dich morgen pünktlich um zwei Uhr hier, verstanden?"

Ich nicke und stecke das Geld zufrieden ein. Cornelia ist vielleicht nicht die freundlichste Chefin, aber immerhin hat sie mir die bevorstehende Jobsuche erspart. Sie hebt Flampion in ihre Arme und krault das kleine Feuerpokémon am Bauch.

In dem Moment öffnet sich die Tür mit einem lauten Klingeln und ich seufze, bevor ich mich erschöpft aufrichte.

"Oma, ich brauch Essen für vier… oh. Hallo, Abby."

Jayden steht in der Eingangstür, dicht gefolgt von Chris. Die Wangen der beiden sind gerötet und ihr Haar steht in alle Richtungen ab. "Ich finde euch auch immer zusammen."

"Scheint so", stimme ich zu.

"Hm." Cornelia setzt ihr Pokémon wieder auf den Tresen und verschwindet in der Küche. "Leg das Geld in die Kasse!", ruft sie Jayden zu, der einige Geldscheine aus seiner Lederjacke zieht und sie in die Kasse einsortiert.

Während er damit beschäftigt ist, ziehe ich die Schürze aus, lege sie auf den Tresen und gehe dann zu Chris hinüber. Ihre nackten Beine machen mich fertig, aber ich belasse es bei einem kurzen Blick.

"Wie war das Training?", frage ich, aber sie zuckt nur mit den Schultern.

"Zu kurz."

"Wir fliegen bald zum Silberberg, keine Sorge", sagt Jayden und pikst Chris in die Wange. "Ich will nur erst die Sache mit Ryan unter Dach und Fach bringen."

"Wie war dein Gespräch mit Dark?", fragt Chris.

"Aufschlussreich", sage ich und sie nickt. Dann warten wir schweigend, bis Cornelia mit einem großen Paket aus der Küche kommt und es Jayden unsanft in die Hände drückt.

"Braucht ihr sonst noch was?", fragt sie brüsk.

"Nichts, was wir nicht im Kaufhaus kaufen können", meint Jayden und gibt Cornelia einen Kuss auf die faltige Wange, dann verlassen wir gemeinsam die Teestube, deren rotes Schild ich jetzt als stilisiertes Flampion identifiziere.

Abends ist die Spielhalle sehr viel besser besucht als noch am Morgen. Die einarmigen Banditen sind fast ausnahmslos besetzt, Kartenspielgruppen haben sich gebildet und statt einem stehen nun gleich vier Verkäufer an der Theke. Jayden, Chris und ich werden ohne Fragen durch gewinkt und folgen dem schmalen Flur zu dem Plakat, von wo aus wir hinunter in das neue Team Shadow Hauptquartier steigen.

Jayden tippt ein Passwort im Aufzug ein und keine Minuten später finden wir uns im vierten Untergeschoss wieder.

Wir machen es uns in dem Launchraum gemütlich und warten geduldig, bis Dark einige Minuten später zu uns stößt, dann machen wir uns über die Sandwiches her, die Cornelia zubereitet hat. Nach dem langen Tag draußen und in der Teestube bin ich völlig ausgehungert und stürze mich regelrecht auf das Essen.

Wir haben kaum geendet, da klingelt Jaydens Handy.

Er nimmt ab, erst misstrauisch, dann mit einem breiten Grinsen. "Hey, Ryan. Dachte schon, du meldest dich nicht mehr. Chris und ich. Verdammt stark. Komm einfach, Mann! Prismania, Spielhalle. Frag nach uns. Bis dann."

"Das klingt wie ein Erfolg", meine ich und Jayden nickt.

"Yep. Er kommt im Laufe der Woche vorbei. Hoenn ist nicht direkt um die Ecke, aber er will sich unser Team mal anschauen."

"Das ist gut", sagt Dark. "Wir brauchen dringend jemanden, der sich mit technischen Geräten auskennt."

"Warum?", frage ich.

"Wegen den Fallen", erklärt Chris an seiner Stelle. "Jemand muss die Auslöser entschärfen. Bevor wir neue Mitglieder bekommen, brauchen wir den Platz."

"Apropos Platz", sage ich. "Kann ich für´s erste hier schlafen? Ich bin ziemlich knapp bei Kasse, deshalb…"

"Wenn es dir nichts ausmacht, ein Bad mit uns allen zu teilen, kein Ding", sagt Jayden breit grinsend. "Wir schlafen alle hier."

"Wo?"

"Bisher haben die Sofas gereicht", sagt Chris. "Aber so wie sich die Dinge entwickeln, werden wir morgen einen Großeinkauf machen müssen."

 Jayden grinst. "Oh yeah!"



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von:  Kerstin-san
2017-04-17T10:10:47+00:00 17.04.2017 12:10
Hallo,
 
haha, wenn Dark Abby erstmal eine Weile kennt, wird er es sich sparen sie zu fragen, ob sie wirklich die Hintergrundinfos zu irgendwas spannendem haben will, egal wie brisant oder gefährlich die sind. Abby will alles wissen und je geheimer desto besser, also kann er auch gleich alles erzählen. Ich hab das Gefühl er spielt so ein bisschen Katz und Maus mit ihr, schaut ob seine subtilen Drohungen irgendwas auslösen und erkennt insgeheim an, dass Abby nicht so einfach zurücksteckt.
 
Auf jeden Fall ist Dark ein cleverer Stratege, der nicht davor zurückscheut seine Meinung offen zu sagen, Kein Wunder, dass Atlas davon nicht begeistert war. Wenn der einzige Sohn (ich geh mal davon aus, dass Dark der einzige ist?) ihn offen anzweifelt, untergräbt das schließlich seine Autorität. Trotzdem irgendwie witzig, dass er ihn in einem Kampf zurechtstutzen will und dann verliert. Upsi. Die Rede danach erinnert mich echt toal an Silver. Es ist ne Ewigkeit her, dass ich die Spiele gespielt habe, aber ich meine, dass er sich auch darüber beschwert hat, dass TR sich in der Sicherheit der Gruppe für so stark hält, obwohl sie eigentlich einzeln gesehen eher schwach sind und sich von relativ neuen Trainern aufhalten lassen (unfassbar, dass ich mir sowas über Jahre behalte, aber der ganze Schulkram, den ich langweilig fand, nach wenigen Tagen wieder spurlos aus meinem Gedächtnis verschwunden war xD)
 
Okay, vorherige Frage beantwortet, er will doch keine eigenes TR auf die Beine stellen. Trotzdem finde ich es gut, dass er weiterhin so undurchsichtig bleibt und teilweise widersprüchlich agiert. Er könnte Abby sicherlich helfen, hat aber kein großes Interesse daran, weil er seinem Vater doch etwas Sympathie entgegen bringt und trotzdem beantwortet er breitwillig ihre Fragen. Die Szene wo ihre Pokémon gemeinsam so befreit durch die Wiese tollen wirkt richtig friedlich und dann haut er im nächsten Moment wieder mit Drohungen um sich. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass er es genießt, anderen zu drohen ;) Vielleicht hat Dark selbst noch gar keine konkrete Vorstellung, was genau er jetzt mit seiner neu gewonnenen Freiheit anfangen will und ist Abbys Vorschlag deshalb nicht schon von Anfang an abgeneigt.
 
Ahhh, Cornelia ist mir mittlerweile echt sympthisch mit ihrer grummeligen Art und schwupps, schon hat Abby nen Job. Lief ja wie geschmiert, besonders da sie ausnahmsweise nicht gezielt danach gesucht hat.
 
Liebe Grüße
Kerstin
 
PS: Lieblingszitat: "Es wundert mich nicht, dass du überall in Schwierigkeiten gerätst. Du scheinst Spaß daran zu haben, dich in unmittelbare Gefahr zu begeben und alle Warnungen in den Wind zu schlagen." Bäm, schon nach gefühlten 5 Minuten hat er Abby ganz genau durchschaut xD
Von:  _Risa_
2015-09-05T18:42:20+00:00 05.09.2015 20:42
>"Bist du sicher, dass du mehr darüber erfahren möchtest?", fragt er mit dem Hauch eines Lächelns auf den Lippen. "Du gibst mir mehr Gründe, dich zu eliminieren."
Er hat einfach Spaß daran anderen zu drohen :D

>"Mir ist klar geworden, was für ein Haufen selbstgefälliger Schwächlinge in unserer Organisation vertreten sind", fährt Dark etwas energischer fort. "Ich habe meinem Vater gesagt, dass er die Zahl unserer Mitglieder reduzieren muss, damit wir nicht so viele Schwächen aufweisen. Die Polizei hat leichtes Spiel mit den niederen Rängen und auch wenn sie nicht viel wissen, wissen sie genug, um uns zu schaden. Er hat mich öffentlich herausgefordert. Bis dahin dachte ich immer, dass er stärker sein müsste als ich, weil er der Anführer ist. Ich habe mich getäuscht."<
Der Junge ist klüger als der Alte und stärker auch, was will man von der Truppe noch halten? XD

>"Ich wollte nicht mehr dort bleiben. Team Rocket ist ein Haufen Schwächlinge, die sich für stärker halten, als sie eigentlich sind. Die wenigsten würden alleine etwas ausrichten können, aber gemeinsam fühlen sie sich stark. Sie sind nichts als eine Gruppe minderwertiger Tyrannen, die sich über die Schwachen hermachen, um sich besser zu fühlen. Und nicht nur sie. Es ist mir erst aufgefallen, als ich Team Rocket verließ, aber so viele Trainer schikanieren die Schwachen, weil das für sie die einzige Möglichkeit ist, sich stark zu fühlen. Sie verlassen sich auf Gruppen, auf Orden und andere externe Mittel zur Anerkennung, aber sie sind schwach. Ich hasse Schwäche."<
Gut, ich weiß jetzt, dass du ihn nicht an Silver orientiert hast, aber … *schubst ihn hin* Ihr werdet euch super verstehen! XD

>"Ich wollte nicht mehr dort bleiben. Team Rocket ist ein Haufen Schwächlinge, die sich für stärker halten, als sie eigentlich sind. Die wenigsten würden alleine etwas ausrichten können, aber gemeinsam fühlen sie sich stark. Sie sind nichts als eine Gruppe minderwertiger Tyrannen, die sich über die Schwachen hermachen, um sich besser zu fühlen. Und nicht nur sie. Es ist mir erst aufgefallen, als ich Team Rocket verließ, aber so viele Trainer schikanieren die Schwachen, weil das für sie die einzige Möglichkeit ist, sich stark zu fühlen. Sie verlassen sich auf Gruppen, auf Orden und andere externe Mittel zur Anerkennung, aber sie sind schwach. Ich hasse Schwäche."<
Abbygail, Süße, wir haben dochmal darüber geredet wie man am Leben bleibt und so und über die anonymen Lebensmüden? :( *hust*

>"Wenn das dein Plan wäre, würdest du mir nicht davon erzählen, sondern es einfach machen", sage ich. "Falls du wirklich so ein emotionsloser Killer bist, wie du mir weismachen willst, versteht sich."
"Vielleicht frustriert mich deine Naivität", erwidert Dark, macht aber keine Anstalten, meine Vermutung zu widerlegen. "Es wundert mich nicht, dass du überall in Schwierigkeiten gerätst. Du scheinst Spaß daran zu haben, dich in unmittelbare Gefahr zu begeben und alle Warnungen in den Wind zu schlagen."
"Ich habe ein Ziel für das es wert ist, Risiken einzugehen", widerspreche ich. "Das ist ein Unterschied."<
Nunja xD
Aber sie hat Recht, er und Hundemon sind daweil noch bellende Hunde und die beißen nicht xD

>hre nackten Beine machen mich fertig, aber ich belasse es bei einem kurzen Blick.
='D

>"Bisher haben die Sofas gereicht", sagt Chris. "Aber so wie sich die Dinge entwickeln, werden wir morgen einen Großeinkauf machen müssen."
Jayden grinst. "Oh yeah!"<
Fragt keiner eine Gruppe Fünfzehnjähriger, woher die das Geld haben? :D
Antwort von:  yazumi-chan
05.09.2015 20:47
War das Absicht, dass du denselben Paragraphen zweimal kopiert hast? :D
Ich sehe schon, du willst Dark und Silver in einem Raum sehen xD Tut mir leid, dass das nicht passieren wird ;)
Kinder haben so viel Geld, weil sie Trainerkämpfe haben. Raphi und die anderen sind ja auch schon borderline-reich. Da fragt kein Schwein nach :D
Antwort von:  _Risa_
05.09.2015 20:49
Ne, das war ein Huppsala ^^

Jaa, das wäre eine interessante Situation :D
- Die sind so schwach, ich hasse Schwäche!
- Wem sagst du das? Idiotentruppe voller Loser!

Iwann hamse eine Villa :D
Von:  Kalliope
2015-05-25T14:30:48+00:00 25.05.2015 16:30
Bei Dark weiß ich noch nicht, was ich von ihm halten soll. Sein Hundemon muss ziemlich stark sein und hat mit Sicherheit auch schon andere Menschen/Pokémon verletzt. Ob sich der ehemalige Trainer am Ende noch melden wird? Chris scheint kein Kältegefühl zu haben, wenn sie selbst bei solchen Temperaturen nur in kurzen Hosen fliegt :D
Antwort von:  yazumi-chan
25.05.2015 16:57
Chris ist völlig kälteunempfindlich :D Und ja, Hundemon ist verdammt stark. Generell ist bei Team Shadow jeder ziemlich stark. Aber Stärke ist nicht immer alles, was zählt, das wird Abby und der Rest noch merken^^
Von: abgemeldet
2015-05-10T20:59:24+00:00 10.05.2015 22:59
Ich kann Jaydens Euphorie verstehen. Ich liebe es auch, durch Möbelhäuser zu streifen xD

Das Kapitel hat mir Dark nocheinmal sympathischer gemacht. Vor allem die Beziehung zu seinen Pokémon - allen voran natürlich dem Hundemon (ob es wohl einen Spitznamen hat?) - ist sehr interessant für einen, der in so bösen Umständen aufgewachsen ist. Er erinnert mich von seinem Verhalten doch relativ stark an Silber - was natürlich nicht schlecht ist, da ich ihn als einen der besten "Hauptcharaktere" aus der Spielereihe ansehe.
(Was Dark wohl neben Zapdos und Hundi noch für Pokémon hat? Ich denke man wird's noch erfahren^^)
Antwort von:  yazumi-chan
10.05.2015 23:01
In der nächsten Saga, as a matter of fact :D Und nein, Darks Pokémon haben keine Spitznamen. Dafür ist er zu cool xD
Antwort von: abgemeldet
10.05.2015 23:06
Uh yeah, ich hab meinen Kater damals auch immer nur Kater genannt xD Außer, wenn er scheiße gebaut hat. Der wusste das genau.
Antwort von:  yazumi-chan
10.05.2015 23:07
Hahaha :D
Von:  Lenny-kun
2015-02-06T10:20:31+00:00 06.02.2015 11:20
Jay Shopen...aber mit den Jungs :0 ?
Naja könnten ja die Tüten träge 😆
Antwort von:  yazumi-chan
06.02.2015 11:21
Sie gehen ja keine Klamotten kaufen :)
Antwort von:  Lenny-kun
06.02.2015 11:22
Trotzdem 😝
Von:  Hexenhund
2015-02-05T21:22:33+00:00 05.02.2015 22:22
Schònes Kapitel, ich mag Hundemon total ^^
Sind Jayden und Chris ein Paar? Sie kònnten es jedenfalls sein ;)
Und Jayden mag shoppen?- der JUnge gefällt mir XD

Antwort von:  yazumi-chan
05.02.2015 22:26
Jayden und Chris sind beste Freunde seit ihrer Kindheit und bisher nicht zusammen, aber wer weiß schon, was sich in der Zukunft entwickeln wird :D Jetzt werden erstmal neue Möbel und Geräte gekauft ;D


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