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Abbygails Abenteuer

Road to Lavandia
von

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Du bist mein Held (Pikachu aus der Hölle)

Tobias bleibt noch einen Moment wie vor den Kopf geschlagen stehen, dann ruft er Emolga zurück. „Du hast gewonnen“, sagt er und geht zur anderen Seite der Arena, wo er den zweiten roten Knopf drückt. Mit einem Knistern öffnet sich die letzte Elektroschranke und gibt den Blick auf einen großen Raum frei.

„Viel Glück“, ruft uns der erste Vorkämpfer nach, während Raphael und ich an ihm vorbei gehen. Wir durchqueren die Elektrotür, die Kamera in unserem Rücken.

Der Raum ist fast so groß wie der Eingang, mit einem richtigen Kampfplatz, der in schwarz auf den weißen Fliesen eingezeichnet ist. Auf einem erhöhten Podium am anderen Ende des Kampfplatzes steht Major Bob. Sein blondes Haar ist stachlig hochgegelt, seine Augen werden von einer Sonnenbrille verdeckt und er trägt eine Militärhose, ein grünes Muskelshirt und schwarze Militärstiefel. Um seinen Hals hängt eine Kette mit einem Metallanhänger und an seinem Gürtel sind sechs Pokébälle befestigt. Ich kann nur hoffen, dass er nicht vorhat, sie alle einzusetzen. Neben ihm steht ein Raichu mit einer ähnlichen Metallkette um den Hals und einer Narbe am Ohr. Sein langer, blitzförmiger Schweif peitscht hinter ihm auf und ab.

Bevor er den Ring betritt, heilt Raphael sein Kapilz mit einem Supertrank. Er verfährt genauso mit Murphys Pokéball, um auf Nummer sicher zu gehen, nehme ich an, dann macht er ein paar Schritte nach vorne, bis er im Trainerbereich steht, einem abgegrenzten Bereich außerhalb des Kampfplatzes.

Erst jetzt nimmt Major Bob offiziell Notiz von uns. Leichtfüßig springt er die Stufen seines Podests hinunter und verschränkt die muskulösen Arme vor seiner Brust. Raichu folgt ihm, bleibt aber außerhalb des Rings, was hoffentlich bedeutet, dass es heute nicht kämpft. Ich habe üble Gerüchte über dieses Pokémon gehört, aber wahrscheinlich ist es von der Liga nicht für Arenakämpfe zugelassen worden, weil es mittlerweile zu  stark ist.

„Ein Rekrut, der sich mit mir messen will?“, fragt er und zeigt Raphael ein wölfisches Grinsen. „Mach dich bereit, bei lebendigem Leibe gegrillt zu werden. Meine Pokémon haben ihre Feinde im Krieg besiegt, sie werden von keinem Kind in die Knie gezwungen!“ Er hebt langsam einen der Pokébälle. In seiner Hälfte des Kampfplatzes materialisiert sich ein Magnetilo, das ungefähr einen Meter über dem Boden schwebt. Ab und zu lässt es sich zu Boden sinken, nur um wieder aufzusteigen.

„Los, Penny“, ruft Raphael und lässt Kapilz auf das Kampffeld los. Die beiden Pokémon betrachten einander eingehend. „Tempohieb.“

„Superschall“, kontert Major Bob. Kapilz schießt blitzschnell nach vorne und trifft das Magnetilo mit seiner Faust, worauf dieses zur Seite geschleudert wird. Es wankt ein wenig, als es sich wieder in die Luft bewegt, aber dann beginnt es, Impulse auszusenden, die wie unsichtbare Wellen in der Luft erkennbar sind, begleitet von einem Fiepen, das ich kaum hören kann. Kapilz packt sich an den Kopf und wankt wimmernd hin und her.

„Nochmal Tempohieb!“, ruft Raphael und Penny sieht sich hilflos um, als wüsste sie nicht, woher die Stimme kommt. Dann holt sie zum Schlag aus – und trifft sich selbst. Die Wucht des Tempohiebes ist nicht verloren gegangen und Penny taumelt mit schmerzverzerrtem Gesicht ein paar Schritte zurück.

„Den Vorteil deines Gegners zu deinem eigenen machen, das ist wahre Kriegsstrategie“, sagt Major Bob und deutet mit dem Zeigefinger auf Kapilz. „Metallsound, Magnetilo.“

Magnetilo stößt eine weitere Schallwelle aus, die dieses Mal aber so klingt, als würde jemand mit seinen Fingernägeln über Metall kratzen. Ich muss mir die Ohren zu halten, so schlimm hört es sich an. Penny scheint es ähnlich zu gehen, sie wimmert und schlägt wild um sich, als könnte sie dadurch die Töne aus ihrem Kopf vertreiben.

„Penny, konzentrier dich!“, ruft Raphael ihr mit ruhiger, sanfter Stimme zu. Penny Kopf dreht sich ganz leicht zu ihm. „Ich bin hier, das Magnetilo ist dort, wo die Geräusche am schlimmsten sind. Ich weiß, dass du es besiegen kannst. Ein Tempohieb noch, dann ist es erledigt!“

Kapilz nickt und dreht sich um. Sie wiegt den Kopf hin und her, als suche sie nach etwas. Dann reißt sie die Augen auf und prescht geradewegs auf Magnetilo zu. Sie holt aus und schlägt zu, aber Magnetilo schafft es, ihrem Schlag zu entgehen. Kapilz streift es nur und der Großteil der Kraft geht verloren. „Jetzt Donnerschock!“, ruft Bob und Raphael schreit verzweifelt „Tempohieb, komm schon!“

Die beiden Pokémon rasen aufeinander zu, Kapilz nun nicht mehr von dem Superschall beeinflusst und ihre Faust trifft das Magnetilo mit voller Wucht. Magnetilo fliegt in hohem Bogen durch die Luft und landet mit einem klingenden Geräusch auf den Fliesen. Major Bob ruft es ohne ein Wort zurück.

„Glaubst du, das war´s?“, fragt er und greift nach seinem nächsten Pokéball. „Der Krieg hat gerade erst begonnen! Elektek, antreten!“

Ein Pokémon, das ein bisschen wie ein Donneryeti aussieht, taucht vor Major Bob auf. Es trommelt sich mit den massigen Fäusten auf die Brust und stampft mit den klauenbewährten Füßen auf den Boden.

Kapilz wendet sich ihm zu. Seine Atmung hat sich beschleunigt und ich weiß, dass es nicht mehr lange durchhalten wird. Raphael scheint dasselbe zu denken, denn seine Stirn ist in Falten gelegt.

 „Fußkick, Elektek!“, ruft Major Bob und Raphaels Stimme folgt gleich danach.

„Konter ihn, Penny!“

Elektek rennt auf Kapilz zu und springt hoch, während es einen Fuß ausstreckt und Kapilz damit mitten in den Bauch trifft. Penny wird zurück geschleudert und für einen Moment glaube ich, dass sie nicht mehr zum Konter kommen wird, aber Penny bleibt auf ihren Beinen stehen, wenn auch mehr bewusstlos als alles andere. Sie hebt den Kopf – und sprintet mit halsbrecherischem Tempo auf das verdutzte Elektek zu, das von ihrem Ganzkörperangriff von den Füßen gerissen wird. Beide Pokémon fallen zu Boden und kugeln über die Fliesen. Aber während Elektek sich danach aufrichtet, bleibt Kapilz einfach liegen.

„Ruckzuckhieb“, sagt Major Bob mit nüchterner Stimme und bevor Penny ihre Kräfte wieder sammeln kann, trifft Elekteks Attacke sie in den Bauch. Ihr Kopf sackt ohne einen Laut zur Seite. Raphael ruft sie wortlos zurück.

„Murphy, du bist dran“, ruft er, als er Rotomurf in den Kampf schickt. Das Bodenpokémon schaut zu dem Elektek auf und kneift missmutig die Augen zusammen. „Fang an mit Klauenwetzer.“

„Silberblick, Elektek.“

Die folgenden Momente sind auf ihre eigene Weise sehr intensiv. Murphy schärft seine langen Grabklauen, indem er sie immer wieder aneinander schleifen lässt und das resultierende Klingen hallt überall an den Fliesen wieder. Gleichzeitig ist sein Blick auf die Augen des Elekteks fokussiert, das ihn mit seinem mörderischen Blick zu durchbohren scheint und ich kann förmlich sehen, wie Murphys dunkelbraunes Fell sich langsam aufstellt. Wir warten.

„Elektek, Fußkick!“, befiehlt Major Bob mit donnernder Stimme und Elektek springt wie zuvor auf seinen Gegner zu. Murphy hebt seine Arme und überkreuzt sie vor seinem Körper, um den Angriff zu blocken, wird aber trotzdem von der Wucht des Tritts nach hinten gedrückt. Er scheint allerdings weit besser davonzukommen als Kapilz zuvor.

„Schaufler!“, ruft Raphael ihm zu. Murphy wirft sich zur Seite und seine Grabklauen fressen sich in Sekundenschnelle durch die Fliesen und hinunter ins Erdreich. Keine fünf Sekunden später ist Murphy tief unter der Erde und nicht mehr zu sehen.

„Ruckzuckhieb, lass dich nicht von ihm erwischen!“, ruft Bob seinem Elektek zu, dass daraufhin wie ein Besessener über die Kampffläche rennt, Haken schlägt und möglichst an keinem Ort verweilt. Aber sein Manöver hält nicht ewig. In dem Moment, da es langsamer wird und einen Sekundenbruchteil zu lange stehen bleibt, schießt Murphy unter ihm aus der Erde, trifft das Elektek mit seinen klauenbestückten Händen und schleudert es über einen Meter in die Luft. Ich rechne damit, dass es sich wieder aufrappelt, aber zu meiner großen Überraschung bleibt Elektek reglos liegen, während Murphy seine Krallen schüttelt, um Erde und Fliesensplitter aus den Zwischenräumen zu lösen.

Major Bob pfeift anerkennend, als er sein Pokémon zurückruft. „Nicht schlecht, Rekrut. Aber gegen mein nächstes Pokémon kannst du nicht gewinnen. Jetzt werden wir dir zeigen, was wahre Elektropower ist!“

Raichu bleckt die Zähne zu einem gefährlichen Grinsen und für einen Moment bin ich sicher, dass er es doch in den Kampf schicken wird und wir geliefert sind. Aber dann pfeift Major Bob. Nichts geschieht. Er pfeift nochmal.

Ein kleines, gelbes Pikachu taucht aus einem hinteren Teil der Arena auf, der mir vorher gar nicht aufgefallen ist. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um eine versteckte Tür, die zu Major Bobs Wohnung führt, aber sicher bin ich nicht. Das Pikachu jedenfalls sieht… verwegen aus.

Als es sich vor Major Bob positioniert, fällt mir als erstes das in alle Richtungen abstehende Fell auf, das vor allem auf seinem Kopf länger ist als gewöhnlich. Um seinen Hals ist ein Tuch in Tarnfarben gebunden, passend zu Major Bobs Hose und eine feine Narbe verläuft gleich unter seinem rechten Auge. Es bleckt die spitzen Zähne und faucht. Und ich dachte immer, Pikachus wären süß. So kann man sich täuschen.

„Mach ihn fertig“, sagt Major Bob und das Pikachu grinst. Es ist das Furchterregendste, was ich je in meinem Leben gesehen habe. Dann, ohne ein Kommando seines Trainers abzuwarten, schießt es auf Murphy zu, der von der Schnelligkeit der Attacke völlig überrumpelt wird. Der Ruckzuckhieb trifft ihn frontal und auch wenn die Attacke selbst nicht die Stärkste ist, beginnt Murphy plötzlich zu zittern.

Pikachu springt mit einem großen Satz zur Seite und wartet, seine Wangen knistern elektrisch und entladen sich mehrmals spontan in der Luft, als wäre der kleine Körper zum Bersten geladen. Es dauert einen Moment, bis ich begreife, was passiert ist. Pikachus Elektrizität hat sich bei dem Körperkontakt auf Murphy übertragen und ihn paralysiert.

„Schaufler, schnell!“, ruft Raphael, der genauso überrumpelt ist wie Murphy und ich. Murphy nickt, und läuft, langsamer als sonst, auf das zuvor gegrabene Loch zu. Dann verschwindet er im Erdreich.

Pikachu beginnt unterdessen eine Doppelteam Attacke, während Major Bob mit verschränkten Armen und väterlichem Lächeln das Geschehen betrachtet. Er scheint Pikachu ohne Anweisungen kämpfen lassen zu wollen. Die gelbe Maus rennt quer über den Kampfplatz und scheint, je länger sie läuft, nur an Geschwindigkeit zu gewinnen. Murphys Schaufler wird das Pikachu ausschalten, das ist sicher. Aber paralysiert wird er gegen diese Schnelligkeit niemals ankommen. Die stärkste Attacke der Welt hilft nichts, wenn sie nicht trifft.

Murphy bleibt länger als gewöhnlich unter der Erde, was vermutlich daran liegt, dass Pikachu sich keine Pause erlaubt und seine Geschwindigkeit nicht mal eine Sekunde lang drosselt. Dann bleibt es plötzlich stehen. Abrupt, als hätte es vergessen, was sein ursprünglicher Plan war. Murphy nutzt die Gelegenheit und schießt unter ihm aus der Oberfläche hervor und Pikachu fliegt in die Luft.

Nur das es nicht getroffen wurde.

Pikachu hat sich selbst in die Höhe katapultiert, genau in dem Moment, als Murphy aus der Erde schoss. Strategisch einwandfrei. Es überschlägt sich einmal in der Luft und landet unverletzt auf allen Vieren, etwa zwei Meter von Murphy entfernt, der immer noch von elektrischen Schüben geschüttelt wird.

Raphael beißt sich auf die Lippen. „Nochmal Schaufler!“, ruft er Murphy zu, der sich gehorsam wieder auf den Weg unter die Erde macht. Pikachu macht ein Geräusch, das ein bisschen wie ein hämisches Keckern klingt, dann sprintet es auf Murphy zu und trifft ihn wieder mit einem heftigen Ruckzuckhieb. Murphy wird zur Seite geschleudert und steht mühsam auf, die Paralyse behindert seine Bewegungen und er faucht das Pikachu an, das sein Fell sträubt und mit doppelter Lautstärke zurückkeift. Murphy gräbt sich ein und Pikachu nimmt sein halsbrecherisches Tempo wieder auf, bis ich es überall und nirgends auf dem Kampfplatz sehen kann.

Als Rotomurf dieses Mal aus der Erde schießt, wird es plötzlich von Krämpfen geschüttelt und sein Angriff stoppt, bevor er überhaupt in Reichweite des Pikachus gelangt ist. Pikachu feixt und hüpft schnell hin und her.

Raphael ruft Murphy etwas zu und er setzt zu einer Kratzfurie an, aber bevor er treffen kann, verschwindet Pikachu und taucht direkt hinter ihm wieder auf. Sein Ruckzuckhieb trifft Murphy mitten in den Rücken und der kleine Maulwurf fällt zu Boden. Wütend schlägt er nach Pikachu, doch es springt rechtzeitig aus seiner Reichweite. Ich werfe einen Blick zu Major Bob, dessen Augen weiterhin von der Sonnenbrille bedeckt sind, aber auf seinem Gesicht ist ein siegessicheres Lächeln. Ich kann es ihm nicht verübeln. Murphy ist bereits dreimal von dem Ruckzuckhieb erwischt worden, sein Schaufler trifft partout nicht und Pikachu ist schneller als der Wind. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis Murphy besiegt wird.

Aber Raphael gibt nicht auf. Er scheint die Kamera völlig vergessen zu haben, alles an ihm spricht von voller Konzentration und unzerstörbarem Siegeswillen. Schweißperlen stehen auf seiner Stirn und ich kann förmlich sehen, wie es hinter seiner Schädeldecke arbeitet. Dann huscht etwas über sein Gesicht und ich wage die Hoffnung, dass er eine Strategie entwickelt hat.

„Murphy, Klauenwetzer, aber lass es nicht aus den Augen!“

Murphy gibt ein grunzendes Geräusch von sich, dann beginnt er, seine Klauen wieder aneinander zu reiben. Es war ein schleichender Prozess, aber Murphy scheint gemerkt zu habe, dass er mit Raphaels Hilfe weiter kommt als alleine. Selbst, wenn Raphael verliert, das gegenseitige Vertrauen in ihre Fähigkeiten kann ihnen niemand mehr nehmen.

Raphael versucht, Pikachus Doppelteam entgegen zu wirken, indem er Murphys Genauigkeit erhöht. Gleichzeitig verstärkt die Attacke seinen Angriff, womit Kratzfurie effizient genug wird, sodass er sich nicht mehr auf Schaufler verlassen muss. Denn die Zeit unter der Erde kann Pikachu nutzen, um seinen Fluchtwert weiter zu stärken. Mir kommt die Strategie eher wie eine Art Schadensbegrenzung vor, aber um ehrlich zu sein habe ich auch keine bessere Idee.

Wie erwartet beginnt Pikachu wieder eine Doppelteamattacke. Es bewegt sich so schnell, dass überall in der Arena Pikachubilder hängen bleiben, die sofort wieder verschwinden. Aber es kommt mir langsamer vor als noch vor zwei Runden. Könnte es sein, dass es müde wird? Murphy hört nicht auf, seine Krallen zu schleifen, sein Blick wandert die gesamte Arena entlang und folgt dem Pikachu auf Schritt und Tritt. Tatsächlich scheint er Pikachu immer besser erkennen zu können, je öfter er Klauenwetzer einsetzt und Pikachu wird langsamer, je länger es Doppelteam einsetzt. Schließlich bleibt es stehen, sein kleiner Brustkorb hebt und senkt sich rapide. Dann schleudert es sich wieder Murphy entgegen.

„Kratzfurie!“, schreit Raphael und Murphy holt aus. Im nächsten Moment donnert Pikachu gegen ihn und Murphy wird nach hinten geschleudert. Ich stöhne innerlich. Das war vielleicht Murphys letzte Chance. Aber dann sehe ich es.

Ein roter Kratzer, gleich neben Pikachus Narbe. Murphy hat getroffen. Nicht wirklich verletzt, aber getroffen. Raphael sieht es auch, denn sein Gesicht hellt sich augenblicklich auf. „Murphy, du schaffst das!“, schreit er und Murphy rappelt sich auf. Es wird keinen weiteren Ruckzuckhieb durchhalten, da bin ich mir sicher.

„Harpy, gib jetzt nicht nach!“, ruft Major Bob und das Pikachu namens Harpy faucht zustimmend. Dann rennt es wieder auf Murphy los. Murphy schließt die Augen. Dann, als Pikachu zum Sprung ansetzt hebt er plötzlich beide Arme, als könnte er Pikachus fehlende Präsenz auf dem Boden spüren. Vielleicht kann er es sogar. Denn ich kann Pikachu nicht mehr sehen, so schnell ist es.

Und trotzdem trifft Murphy es mit beiden klauenbesetzten Grabhänden und schleudert es mit einer doppelten Kratzfurie ans andere Ende der Arena. Harpy überschlägt sich mehrere Male in der Luft, fliegt über Major Bobs Kopf hinweg und prallt mit einem Knirschen von der Wand ab. Es fällt zu Boden und bleibt bewusstlos liegen.

Murphy öffnet die Augen und blickt Major Bob triumphierend an. Dann bricht Raphael in Jubel aus, rennt auf Murphy zu und hebt ihn hoch in seine Arme, wo er ihn so fest umarmt, dass Murphy müde mit den Armen wedelt. Ich muss unwillkürlich lächeln und als ich sehe, dass die Kamera über Raphael, den Arenaleiter und schließlich zu mir schwenkt, mache ich das Peacezeichen und grinse breit in die Kamera.

Alfred hat Tränen in den Augen, so begeistert ist er.

„Nicht schlecht, Rekrut“, sagt Major Bob, nachdem Raphael Murphy wieder abgesetzt hat und er Harpy zurückgerufen hat. „Aber noch sind wir nicht fertig.“

Raichu macht einen Schritt nach vorne.

Ohne den Ring zu betreten, zuckt Raichu mit seinem blitzförmigen Schweif und der Raum verdunkelt sich. Als ich den Blick hebe, erkenne ich Gewitterwolken, die sich direkt über unseren Köpfen zusammenbrauen und elektrisch knistern.

Raphael nimmt schwer schluckend wieder Position auf seiner Trainerplattform ein und Murphy bezieht niedergeschlagen und erschöpft vor ihm Stellung. Dann entladen sich gewaltige Blitze vom Umfang kleiner Bäume überall auf der Kampffläche, begleitet von tosendem Donnergrollen, das in unseren Ohren wiederhallt.

Die Wolken lösen sich langsam auf. Murphy steht völlig unberührt auf dem Kampfplatz, nur sein Fell steht ihm zu Berge.

 „Du hast deinen Donnerorden noch nicht, Rekrut.“ Major Bobs Raichu verschwindet hinter ihm und läuft zu seinem Podium.

Als es zurückkehrt, blinkt etwas golden Glitzerndes in seinem Maul. Es läuft zu Raphael und stellt sich auf die Hinterbeine. Dann legt es den Donnerorden behutsam in seine dargebotene Hand.

„Er gehört dir, Junge“, sagt Major Bob. „Du hast ihn dir verdient. Dein Rotomurf wird noch ein waschechter Soldat, wenn es weiter mit dir trainiert.“

„Aus, Erik, aus!“ Alfred gestikuliert wild mit den Händen, dann läuft er auf Raphael und mich zu. „Das war fantastisch. Du hast nicht zu viel versprochen Abbygail, wenn wir daraus keine herzzerreißende Reportage machen, dann kündige ich meinen Job. Wie dein Murphy gekämpft hat, Raphael, wie es für dich an seine Grenzen gegangen ist…“ Er fischt das grüne Taschentuch aus seiner Brusttasche und tupft sich seine Augen, bevor er sich ausladend schnäuzt und das Taschentuch Erik zuwirft. Der fängt es mit einer geübten freien Hand und steckt es in seine Hosentasche.

„Danke, Alfred“, sagt Raphael, jetzt, da die Kamera und der Druck weg sind, wieder so unsicher wie bei ihrer ersten Begegnung.

„Also, was haltet ihr zwei Hübschen davon, wenn ich euch als Dankeschön für diese Darbietung zu einem Eis einlade und du mir alle Fragen stellst, die dir auf der Seele brennen, Abby.“ Ich sehe, dass Raphael zu einer Antwort ansetzt und komme ihm schnell zuvor.

„Es wäre uns eine Ehre, Alfred. Eis klingt wundervoll. Nicht wahr, Raphael?“

„Oh, ja. Ganz wundervoll.“ Er schaut mich böse an. „Ich würde zu gerne mitkommen, aber ich glaube, ich bringe meine Pokémon lieber erst in ein Pokécenter. Ich komme nach, wenn sie versorgt wurden.“

Alfred steigen schon wieder die Tränen in die Augen. „Seine Pokémon sind im wichtiger als alles andere, hast du das notiert, Erik?“

„Hm, mhm.“ Erik hat sein Kamera auf dem Boden abgestellt und einen Notizblock in der Hand.

„In Ordnung, dann werden wir Abbygail mitnehmen und du kommst nach. Wunderbar.“ Er reibt sich die Hände. „Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr ich mich auf dieses Eis freue.“

 

Zehn Minuten später sitze ich mit Erik und Alfred in Oranias beliebtesten Eiscafé und genieße die Sonne auf meiner Haut. Dieses Mal habe ich mir einen Sinel- und Yapabecher bestellt, mit extra Sahne und Schokosoße. Alfred isst nicht, er beobachtet mich lieber fasziniert. Erik hingegen hat sich zehn verschieden Eissorten bestellt und isst sie in Rekordtempo. Ich bezweifle nicht, dass er sich noch einen Nachschlag bestellen wird.

„Also, Abbygail, wie heißt du denn mit vollem Namen?“, fragt Alfred und lächelt mich freundlich an.

„Abbygail Charlotte Hampton“, antworte ich mit vollem Mund.

„Wundervoll. Und wie alt bist du, Abby?“ Ich bemerke, dass Erik seinen Notizblock gezückt hat.

„Ich bin dreizehn.“

„Nun, Abby, ich muss dir ein Kompliment aussprechen“, sagt er und faltet die Hände unter seinem Kinn. „Wie du diesen schüchternen, misstrauischen Jungen innerhalb von fünf Minuten in einen vor Coolness triefenden Star verwandelt hast, das war überwältigend! Und er hat auch noch das Talent! Ich war beeindruckt. Auch deine gesamte Haltung. Deine Siegesgewissheit in all den richtigen Momenten, deine strategischen Erklärungen, deine Mimik… So etwas sehe ich nicht jeden Tag.“

Es ist das beste Kompliment, das ich je in meinem Leben bekommen habe. „Sie glauben gar nicht, wie viel mir das aus ihrem Mund bedeutet“, sage ich aufrichtig und strahle ihn an. Alfred sieht so aus, als würde er gleich wieder anfangen zu weinen, aber er hält sich zurück.

„Dein Freund, Raphael. Er wird nicht kommen, nehme ich an?“

„Nein, vermutlich nicht“, sage ich und esse noch einen Löffel Eis. Wie erwartet bestellt Erik sich gerade seine zweite Portion.

„Er wirkte von Anfang an Kamerascheu auf mich“, stimmt Alfred mir zu. „Aber das wichtigste mit diesen Trainern ist, dass sie im entscheidenden Moment vor der Kamera glänzen können. Und das hat er bewiesen. Wenn sie erst mal berühmt sind, kann ich alles andere als Charakter vermarkten. Aber gerade am Anfang ist der erste gute Eindruck vor der Kamera wichtig.“

Ich nicke.

„Weißt du, Abby, ich weiß nicht, ob es dir bewusst ist, aber du hast diesem Jungen eine mögliche Profikarriere ermöglicht.“

„Ach was, Raphael hat gekämpft, nicht ich“, widerspreche ich, aber Alfred schüttelt den Kopf und schaut mich ernst an.

„Ohne dich wäre er beim zweiten Mal genauso aufgetreten wie zuvor, mit hängenden Schultern und einem paranoiden Blick in unsere Richtung. Außerdem wird deine Anwesenheit ihn noch viel interessanter machen.“

Ich schaue ihn fragend an.

 „Du machst ihn interessant“, erklärt er. „Interaktion mit einer anderen Person ist interessanter als reine Interaktion mit der Kamera. Pokémon verhalten sich in ihrem natürlichen Umfeld anders als beobachtet in einem Käfig und wieder anders in Interaktion, wenn sie wissen, dass sie beobachtet werden.“

Ich höre aufmerksam zu.

„Der Trick“, fährt er fort, „ist den Zuschauer, also den Beobachter, glauben zu machen, dass was sie sehen die pure Interaktion ist. Er muss denken, dass er die Person in ihrem natürlichen Umfeld beobachtet, auch wenn die Person vielleicht alles spielt. Es muss echt wirken.“ Ein Lächeln breitet sich auf seinen Lippen aus. „Ihr wart echt. Und das hat Raphael dir und deinem Einfluss zu verdanken, denn du“, er deutet auf mich, „hast diese Fähigkeit, den Beobachter vergessen zu machen, dass alles, was er sieht, gespielt sein könnte.“

„Ich… ich weiß nicht, was ich sagen soll.“ Hilflos schaue ich Alfred an und er tätschelt meine Hand. „Das wissen wir doch nie. Trotzdem sagen wir etwas.“ Er grinst breit. „Also, was wolltest du mich fragen?“

Meine Frage! Ich hatte total vergessen, dass ich ihn etwas fragen wollte.

„Falls ich mich später dazu entscheiden würde, freiberufliche Reporterin werden zu wollen, rein hypothetisch, wie würde ich das anstellen?“

Alfred Lächeln wächst, bis es fast seine Ohren erreicht. „Das wüsstest du gerne, nicht wahr? Also, rein hypothetisch natürlich, würde ich dir empfehlen, dich bei der PCN Leitstelle in Lavandia zu melden. Im Keller des Radioturms ist unsere Abteilung. Du wirst dich erst beweisen müssen, eine Story wäre ideal. Ich würde dir außerdem empfehlen, nach mir zu fragen oder, falls ich nicht zugegen bin, ihnen mein Empfehlungsschreiben vorzulegen.“

„Ihr Empfehlungsschreiben?“, frage ich mit großen Augen. Ich kann es nicht fassen.

„Das rein hypothetisch in ein paar Tagen an deine Adresse geliefert werden wird, wenn du sie dem guten Erik aufschreibst.“

Ich greife nach dem Notizblock, schnappe mir Eriks Stift und kritzele meine Adresse auf das Papier.

„Wundervoll.“ Er legt Geld auf den Tisch und steht auf, dann klopft er mir auf die Schulter. „Wir werden deine Karriere schon in Gang bringen, Abby, mach dir da mal keine Sorgen. Ob du morgen kommst oder in zehn Jahren, ich erwarte freudig den Tag, da ich dich in der Branche wiedersehe.“

Ich schlürfe den geschmolzenen Rest Eis auf, dann stehe ich auf und, nach kurzem Zögern, umarme ich Alfred innig. Er erwidert die Umarmung mit genauso viel Wärme.

„Auf Wiedersehen“, sagt er lächelnd, dann dreht er sich um und geht, mit Erik im Schlepptau, davon.

 

Ich finde Raphael, wie erwartet, auf einer Couch im Pokécenter. Er schläft, Penny in einem Arm und Murphy halb auf seinem Schoß. Die beiden sehen besser aus, aber Kapilz hat immer noch einige Macken und als mich neben Murphy niederlasse und ihn versehentlich berühre, verpasst er mir einen kleinen Schlag.

Ich setze mich zu ihnen aufs Sofa, lehne mich an und döse langsam ein.

Ich erwache nicht viel später auf, wie ein Blick auf die Uhr an der Wand zeigt. Raphaels Gesicht ist ganz nah vor meinem und grinst mich an.

„Wie war das Eis mit deinem Promicrush?“, fragt er neckend und ich wedele mit der Hand, um ihn aus meinem Gesicht zu bekommen.

„Es war toll. Zu schade, dass du nicht dabei warst“, feixe ich zurück, aber Raphael stört sich nicht daran. Er rückt seine runde Brille zurecht, dann richtet er sich auf. Seine Pokémon sind wieder in ihren Pokébällen.

„Kommst du mit zur Digdahöhle?“, fragt er und klingt plötzlich sehr ernst. Erst jetzt fällt mir sein Deal mit Murphy wieder ein.

„Klar komme ich mit.“ Ich drücke seine Hand, dann lasse ich los und wir machen uns auf den Weg.

Es ist kurz nach Mittag, der heißeste Teil des Tages bricht gerade an und nach nur einer Minute sind Raphael und ich schon nass geschwitzt. „Ich will meinen Bikini…“, quengele ich und Raphael lacht.

„Ich auch“, sagt er und wirft mir einen vielsagenden Blick zu, den ich mit dramatisch hoch gezogenen Augenbrauen erwidere. Es ist vielleicht mein letzter gemeinsamer Nachmittag mit ihm. Er ist jetzt Besitzer des Donnerordens, es gibt keinen Grund für ihn, weiterhin in Orania City zu bleiben.

Wir erreichen die Digdahöhle knapp eine Viertelstunde später und sind gleichermaßen froh, als wir uns in den kühlen Schatten vor der Hitze verkriechen können. Wir sprechen es nicht an, aber keiner von uns will die Leiter in die Höhle hinein klettern. Denn wenn wir unten sind, gibt es keinen Grund mehr, zu warten.

Schließlich seufzt Raphael und murmelt ein Bringen wir es hinter uns, bevor er in den Tunnel hinabsteigt. Ich folge ihm. Unten angekommen stehen wir ein paar Sekunden nur da, dann zieht Raphael seinen Pokéball hervor und Murphy materialisiert sich in rotem Licht. Es schaut sich überrascht um und guckt zu Raphael hoch, der vor ihm in die Hocke geht.

„Ein Deal ist ein Deal“, sagt er und schaut Murphy ernst an. „Du hast deinen Teil der Abmachung erfüllt, jetzt bin ich dran. Willst du freigelassen werden, Murphy?“

Murphy schaut ihn an. Dann dreht er sich um blickt in die Dunkelheit der Digdahöhle. Sie muss ein Paradies für ihn sein.

„Ohne dich hätte ich niemals gewonnen. Also, danke dafür.“ Plötzlich füllen sich Raphaels Augen mit Tränen. Er wischt sie schnell mit dem Handrücken weg und zwingt sich zu einem Lächeln.

„Da oben warst du… mein Held“, sagt er leise. Ich denke an die Box oben in meinem Zimmer. Wird sie dort liegen bleiben, unbenutzt? Vergessen?

„Tut mir leid, Kumpel“, sagt Raphael, seine Stimme etwas beherrschter. „Es ist Zeit.“

Ich schaue wieder zu ihnen. Raphael hält Murphys Pokéball fest umklammert, als wolle er ihn nie wieder loslassen. Dann atmet er tief durch, nimmt ihn in beide Hände und beginnt, ihn gewaltsam aufzuklappen. Wenn der Pokéball zerbricht, ist die Bindung zwischen Murphy und ihm gelöst. Ich kann kaum hinsehen.

Da hebt Murphy seine Arme und legt sie auf Raphaels Handgelenke. Raphael hält inne. Murphy drückt seine Hände bestimmt zu Boden und schaut Raphael mit tiefschwarzen Augen an.

„Willst du freigelassen werden?“, fragt Raphael, seine Stimme hoffnungsvoll. Murphy schüttelt den Kopf. „Willst du bei mir bleiben? Stärker werden?“

Murphy nickt. Raphael lässt den Pokéball fallen und breitet seine Arme aus. Murphy springt hinein und drückt Raphael fest.

„Ich freue mich so sehr für euch“, grinse ich. „Ihr seid ein super Team.“

Raphael ruft Murphy in seinen Pokéball zurück, dann steigen wir die Leiter wieder hoch. „Was hältst du davon, wenn wir uns Badesachen anziehen und am Steg schwimmen gehen?“, frage ich, als wir die Höhle verlassen und beinahe augenblicklich von der Hitzewand erdrückt werden.

„Gute Idee.“

Und so liegen wir knapp eine halbe Stunde später mit Sonnencreme und eisgekühlter Limonade ausgerüstet am Steg, unsere Beine baumeln im Wasser und wir genießen die zeitweilig aufkommende, kühle Meeresbrise.

„Wann ziehst du weiter?“, frage ich schließlich.

„Morgen, schätze ich. Erst nach Azuria City Richtung Kraftwerk, dann durch den Felstunnel nach Lavandia und von dort dann nach Prismania und Saffronia City.“

„Warum gehst du nicht direkt nach Prismania City?“, frage ich.

„Im Felstunnel soll es viele Trainer geben, außerdem sind Steinpokémon für Murphy und Penny zum Trainieren ideal.“

„Vielleicht kannst du ja Tarik mitnehmen“, meine ich nach einer kurzen Pause. „Er will Vortrainer bei Major Bob werden und dazu braucht er ein paar Elektropokémon. Ich glaube, er hat Angst, alleine zu gehen. Wenn du ihn bis zum Kraftwerk bringen könntest, wäre das super.“

„Ich hätte lieber dich dabei.“

Der Satz, den ich befürchtet hatte. Ich atmete tief durch, dann nehme ich Raphaels Hand.

„Ich kann nicht.“

„Nein, du willst nicht.“

„Aber es liegt nicht an dir, es ist nur…“

„Ich weiß schon, mach dir keine Sorgen.“ Er drückt meine Hand. „Du willst deinen eigenen Weg gehen. Ich bezweifle nicht, dass wir uns wieder sehen werden. Außerdem werde ich eine ganze Weile in Prismania und Saffronia sein, dann können wir uns besuchen.“

„Auf jeden Fall“, stimme ich zu. „Kommst du morgen noch bei mir vorbei, um dich zu verabschieden?“

„Klar.“

„Gut.“ Ich lasse seine Hand los und lasse mich nach hinten fallen. Die Sonne ist angenehm warm auf meiner Haut. Und Raphaels Nähe fühlt sich gut an.

 

Am nächsten Morgen stehe ich früher auf als sonst. Raphael will ein gutes Stück in der morgendlichen Kühle zurücklegen, bevor die Hitzewelle über ihm hereinbricht. Ich wecke Sku, die neben meinem Bett auf einem großen Kissen eingerollt liegt und leise schnarcht. Sie wacht unwillig auf und schlägt mit eingefahrenen Krallen halbherzig nach meiner Hand, als ich ihren Bauch kraule.

„Aufstehen“, sage ich. „Raphael geht heute weg und draußen ist es noch nicht ganz hell.“

Sku streckt sich, dann steht sie gemächlich auf und ich folge ihr die Treppe hinunter, durchs Wohnzimmer und raus aus der Wohnung. Die kleine Box liegt beruhigend in meiner Hand.

Raphael, Penny und Murphy warten neben dem Pokécenter auf uns. Ich winke, als sie in Sichtweite kommen und Raphael winkt zurück.

Es ist ein kein besonders trauriger Abschied wenn man bedenkt, dass wir uns schon sehr bald wiedersehen werden. Trotzdem ist die Stimmung gedrückt.

„Schnapp dir ein cooles Elektropokémon“, sage ich, während ich Raphael fest drücke. Er erwidert die Umarmung.

„Werde ich. Das Allerbeste.“

Als wir uns gelöst haben, gehe ich vor Murphy in die Hocke. „Ich habe noch ein Geschenk für dich“, sage ich und Murphy schaut mich neugierig und mit zusammengekniffenen Augen an. Ich öffne die Schachtel und reiche ihm etwas, das aussieht wie eine Mischung aus Schwimm- und Sonnenbrille.

„UV-Schutz, wasser- und feuerfest und größenverstellbar“, sage ich und grinse ihn an. „Damit du in der bösen, grellen Welt auch ordentlich sehen kannst.“ Murphy betrachtet die Brille, dann zieht er sie sich über den Kopf. Die Gläser spitzen sich an der Außenseite nach oben hin zu, was der Brille einen extrem coolen Look gibt. Ich zurre das Gummi zu Recht, bis es sicher sitzt, dann stehe ich auf und begutachte mein Werk.

„Wow.“ Raphael betrachtet Murphy, der den Kopf hebt und mit weit offenen Augen in die Runde guckt. „Das ist eine total süße Idee von dir, Abby. Vielen Dank.“

„Keine Ursache.“ Wir umarmen uns ein letztes Mal, dann macht Raphael sich auf den Weg. Seine Pokémon laufen neben ihm her und ich winke ihm nach, während er in den Wiesen vor Orania verschwindet und der Wind seine Spuren verweht.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Kerstin-san
2017-04-02T08:32:44+00:00 02.04.2017 10:32
Hallo,
 
oh Gott alleine die Beschreibung von Major Bob und seinem Raichu hat mich aus den Socken gehauen, einfach weil beide dirket so eine kompromisslose und gefährliche Ausstrahlung haben. Den Kampf fand ich unglaublich einnehmend beschrieben. Das lief alles wie im Film ab. Ich hab richtig vor mir gesehen, wie Rotomurf seine Klauen wetzt und dabei mörderische Blicke abschießt. Hu!
 
Aber dann das Pikachu, oh mein Gott! Ich hab direkt das Bild eines verwegenen und zerzausten Pikachus vor mir, dass einfach so ein bisschen manisch vor sich hingrinst und absolut unberechenbar über den Boden der Arena wirbelt. Wirklich eine klasse Persönlichkeit, die du ihm da eingehaucht hast. Hatte ehrlich gesagt meine Zweifel, ob und wie die beiden Harpy besiegen können, aber ich schätze mal, dass der Einschlag in die Wand mit nem ziemlich hohen Tempo erfolgt ist, von daher geht das absolut in Ordnung. Für nen kurzen Moment dachte ich dann aber echt, dass das Raichu jetzt auch noch kommt, aber puh, Glück gehabt ;)
 
Den Reporter finde ich persönlich ne Spur zu melodramatisch, aber es ist irgendwie auch süß, dass er so begeistert ist. Und Abby scheint wirklich nen riesigen Eindruck auf ihn gemacht zu haben, wenn er ihr gleich mal ein Empfehlungsschreiben mitgibt.
 
Die Szene mit Raphael und Murphy am Ende hat mich emotional wirklich gepackt und auch wenn man es erwarten konnte, fand ich es trotzdem schön, dass Murphy dem Team erhalten bleibt. Die Idee mit der Sonnenbrille fand ich auch sehr süß und ich bin echt traurig, dass Raphael jetzt alleine weiterzieht. Ich hoffe wirklich, dass die beiden sich öfter mal wiedersehen.
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  PattMaster
2016-02-12T09:14:37+00:00 12.02.2016 10:14
So ich kommentiere jetzt einfach das erste Mal überhaupt,
ich finde deine FanFic super. Die Kämpfe sind spannend geschrieben und schön dynamisch zu lesen. Das Pikachu eine Narbe hat, finde ich gut, es passt einfach zum Charackter.

Was den Reporter angeht kann ich nur zu stimmen, die Szene im Eislokal ist schon irgendwie komishc und creepy. Aber dazu wurde ja auch schon alles gesagt.

Der Kommentar kommt jetzt zwar sehr spät, immerhin ist die FanFic schon längst abgeschlossen, aber besser spät als nie.
Antwort von:  yazumi-chan
12.02.2016 13:03
Vielen Dank für die Rückmeldung! Zu späte Kommentare gibt es nicht, die Fanfic hat ja kein Ablaufdatum :)
Ich hoffe du hast Spaß mit meinem Geschreibsel, trotz der anfänglichen Probleme :D
Von:  _Risa_
2015-07-09T18:48:49+00:00 09.07.2015 20:48
>„Ich will meinen Bikini…“, quengele ich und Raphael lacht.
„Ich auch“, sagt er und wirft mir einen vielsagenden Blick zu, den ich mit dramatisch hoch gezogenen Augenbrauen erwidere.<
Ich hoffe nicht, dass er SEINEN Bikini meint thehe. Aber ehrlich, 13jährige im Bikini sehen wollen, selbst wenn du erst 15 bist, tse.

Da scheint die Abby ja einen Job zu bekommen. Iwie kommt mir der Typ wie IHR Fangirl vor, nicht umgekehrt, als wäre sie das Fangirl des Senders haha.

Wow, das Pikachu ist ja megabass. Und unheimlich, ich dachte früher auch die wären süß. Zum Knuddeln und so. ._. Der Kampf ist wirklich wieder toll beschrieben und liest sich sehr nachvollziehbar, nur das arme Kapilz ist schon bald ko gegangen, duh.
Dass Rotomurf bei ihm bleibt, war ja klar, aber ich habe mich natürlich für ihn gefreut. ^^
Antwort von:  yazumi-chan
09.07.2015 20:52
Natürlich meint Raphael seinen eigenen Bikini. Duh xD
Alfred ist einfach ein sehr emotionaler, begeisterungsfähiger Mensch und Abby hat ihn beeindruckt. Dass sie ein Medienfangirl ist, hilft natürlich ;D
Freut mich, dass der Kampf gut angekommen ist^^
Von: abgemeldet
2015-02-22T08:29:41+00:00 22.02.2015 09:29
"Dann entladen sich gewaltige Blitze vom Umfang kleiner Baumes überall auf der Kampffläche, [...]" Da hat sich ein kleines Fehlerchen eingeschlichen. "Umfang kleiner Bäume".

Ansonsten ein wirklich schön zu lesendes Kapitel mit viel Action und einem etwas unheimlichen Journalisten^^ Viel gibt es diesmal echt nicht zu sagen xD Mir persönlich hat nur ein bisschen gefehlt, dass Abby kein typisches Fangirl war xD So mit Gequietsche, Stottern und so :P Aber sie ist ja eh kein typisches Mädchen.
Antwort von:  yazumi-chan
22.02.2015 14:01
Quietschen und Stottern verkneift sie sich vor der Kamera, sie ist schließlich ein Profi ;D *wunschdenken*
Von:  Kalliope
2014-11-16T17:55:03+00:00 16.11.2014 18:55
Der Kampf mit Major Bob war gut beschrieben, vor allem die Attacken und die unterschiedlichen Charakterzüge der Pokémon. Trägt Murphy die Sonnenbrille, die es auch als Item in den Spielen gibt (also das Schattenglas)? Oder einfach nur Schmuck wie Ashs Schiggy?

Abby finde ich ziemlich erwachsen in ihrem Verhalten, mit 13 sollten ihr zumindest die Hormone ein wenig zu schaffen machen und so wirklich reif ist man in dem Alter ja auch noch nicht.
Antwort von:  yazumi-chan
16.11.2014 18:58
Vor der Änderung war sie zu dem Zeitpunkt elf xD Ja, sie ist sehr erwachsen für ihr Alter, aber ich buche das jetzt einfach als einen Charakterzug von ihr ab, es wird ja nicht jeder von den Hormonen geschüttelt, wenn er in der Pubertät ist.
Und das ist nicht das Schattenglas, sondern eine einfache Sonnenbrille. Ich dachte mir, ein Maulwurf sollte seine Augen zumindest ein bisschen schützen dürfen ;D
Von:  ZombieBabyHitlar
2014-09-27T19:27:32+00:00 27.09.2014 21:27
Also echt, das Alter-Problem macht mir echt zu schaffen. Auf der einen Seite benehmen sie sich ziemlich erwachsen und dann paar Minuten später, fangen alle an zu weinen wie kleine Kiddies und dir wird bewusst "achja, sie sollten elf sein".
Mein größtes Problem zum Thema Alter, wäre die Verabredung mit Alfred. Gott war das unangenehm zu lesen, wie er eine Elf-jährige zum Essen ausführt, über ihren Charakter schwärmt und versucht sie zu überzeugen, bei ihm zu arbeiten. Und ich meine dabei die ganze Passage. Nicht nur ein paar Sätze. Hardcore Pädo-Subtext. Wow!
(Außerdem: Seit wann sind Leute so besessen davon, 11-jährige für ihren Beruf zu gewinnen? So etwas fängt erst mit 15 an =D)
In dem Gespräch wurde wieder erwähnt, dass Raphael auffällig schüchtern sei... Ich hoffe, dass das bald auch gezeigt wird, denn langsam fängt das an zu stören.

Was mir an diesem Kapitel sehr gefallen hat, war das Badass Pikachu von Major Bob. Wenn es ginge, würde ich es klauen und es umbenennen (armes Ding wird Harpy genannt >_>). Generell war der ganze Kampf ziemlich cool und lebendig. Hat mir großen Spaß gemacht das durchzulesen und die art wie du manche attacken beschreibst (doppelteam) sind sehr anschaulich.

Noch schnell zwei kleine Sachen, die ich ziemlich offensichtlich fand:
1. Dass Murphy ihn eh nicht verlassen wird (die szene war auch etwas melodramatisch, aber wenn die elf sind, passt das ;D)
2. Dass nach Pikachu kein Pokemon mehr kommt. Der Fake-Out mit Raichu wirkte ziemlich schwach. Überraschungs-Level gering.

(Ein paar nicht ernste Fragen: Warum haben Major Bobs Pokemon solche Narben? Ist das Pokemoncenter in Oraniacity so schlimm? Wie kann ein Pflanzen Pokemon Blutergüsse haben? Trägt der Maulwurf ab jetzt immer solche Anime-Brillen? Und wann ich kriege ich endlich ein sexy Bild von Raphael in seinem Bikini?)

Antwort von:  yazumi-chan
27.09.2014 21:32
Erst Mal danke für die ehrliche Kritik. Das mit dem Alter stört mich inzwischen selbst und wie versprochen werde ich das in naher Zukunft überarbeiten. Die Kapitel sind in diesem Anfangsstadium schon über ein Jahr alt und das merkt man, denke ich. Wenn ich mir die Kapitel vornehme, werde ich auch auf Charaktereigenschaften achten, die noch nicht so raus gekommen sind ;)
Und ja, Murphy trägt die Sonnenbrille ab jetzt immer :D
Von:  Nali
2014-07-31T10:08:41+00:00 31.07.2014 12:08
Wow, ich liebe dein FF!
Bin, aus Versehen drauf gekommen und ich bin dein neuer,treuer Fan ^^.
Dieses Kapitel ist wunderbar, dass Murphy bleibt, war ja zu erwarten, aber du beschreibst diese scene so schön… ergreifend ;)
Antwort von:  yazumi-chan
31.07.2014 14:16
Freut mich sehr, dass es dir so gut gefällt, vielen Dank für deine Unterstützung :D


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