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Auf leisen Pfoten

von

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Eingewöhnung, doch wo ist der Baum?

Charles war mit der Situation einfach überfordert. Er wusste nicht was er machen sollte. Er saß nun hier und versuchte der Situation Herr zu werden. Was ihm nicht gelang. Sein Atem rasselte leicht und er krampfte sich an die Tasse, wie ein Ertrinkender. Die Milch die sich darin befand war köstlich. Er selbst hatte von der goldenen Flüssigkeit noch nie probieren können. Es wurde ihm nie angeboten und nun verstand er warum einige Menschen dafür schwärmten. Es war wirklich lecker und er merkte wie sein Hals geschmeidiger wurde und nicht mehr kratzte. Er war froh darüber, dass Erik ihm etwas gab. Verwirrt war er dennoch... Erik hatte ihn nicht gleich aus seiner Wohnung geworfen obwohl er nicht einmal ahnen konnte wer er war und doch ruhte sein Blick auf ihn. Entschlossen und bereit alles über ihn heraus zu bekommen. Charles zeterte innerlich. War es klug ihm gesagt zu haben wer er war? Er hatte es in Eriks Augen aufblitzen sehen und doch schien er hin und her gerissen von einer Tatsache, dass es nicht geben konnte. So etwas gab es eigentlich nicht... Menschen waren nicht für solch übermenschliches wissen geeignet. Sie würden verrückt werden. Würde es Erik auch? Konnte er mit dem umgehen was er hier hörte? Würde er es völlig erfassen und verstehen? Erik hatte jedoch Interesse. Seine Augen leuchteten vor Neugierde und als er begann in den Büchern zu suchen, die er geholt hatte, wurde seine Stimme euphorischer.

Erik begann ihm langsam zu glauben und doch musste Charles ihm noch fragen beantworten, die wirklich nur Charles wissen konnte. Ihm selbst viel das sprechen immer noch schwer, daher benutze er nur die einfachsten Worte. Sein Gehirn arbeitete und es waren schon längst vergangene Sachen die nun wieder abgespielt wurden. Er konnte sich nicht erinnern wirklich jemals gesprochen zu haben, da es nun einmal verboten war sich mit Menschen zu unterhalten. Es folgte daraus das Leute verrückt wurden und erzählten sie sprechen mit Tieren. Eigentlich gaben sie einen funken Wahrheit von sich, nur es glaubte ihnen niemand. Besser für Charles und den anderen, doch was ihm hier gerade zu stieß passierte nicht einmal den anderen. Glaubte er zumindest.

Charles Augen ruhten ruhig auf Erik. Er behielt ihn genau in seinen Augen. Er konnte ja nicht einschätzen wie er noch reagieren würde, da das was hier geschah über den menschlichen Verstand ging. Sollte er raus geschmissen werden, musste sich Charles etwas einfallen lassen. Als Katze konnte er sich eine Menge Einlass verschaffen, doch als Mensch, halb Nackt, war es ein größeres Problem.

Langsam hob er wieder seine Hände um einen weiteren Schluck zu nehmen, als er Erik begann zu erklären, wie er ihn zum ersten Mal im Park gesehen hatte. Es war schwierig. Charles Erinnerungen vermischten sich mit dem von jemand anderem und er konnte sich nicht erklären was nun passierte. Bedacht welche Wörter er nahm, schaute er wieder Erik an und schmunzelte ihn kurz an. Er sollte ihm vertrauen und keine Scheu haben. Charles würde es wahrscheinlich haben, denn sowas wie heute Morgen kam nicht oft vor. Eigentlich gar nicht.

Der Kleiner schluckte nun den Rest der Köstlichkeiten hinunter. Sowas bekam er nur selten, da Katzen so etwas eigentlich nicht aßen. Was sollte aber nun passieren? Sie konnten nicht die ganze Zeit still voreinander sitzen und sich mustern. Erik vertiefte sich immer wieder in seine Bücher und schaute hin und wieder auf. Am Anfang hatte er einige Legenden vorgelesen, doch Charles erkannte selbst, dass diese nicht auf ihn zu trafen. Gab es so etwas wie eine Legende über solch einen Fall wie ihn? Es gab sicherlich Legenden über diese wie ihn, die dazu auserkoren wurden, den Menschen ihr Glück und ihre Wünsche zu bringen. Das er aber zu einem Menschen wurde, hatte wahrscheinlich noch niemand niedergeschrieben. Es wäre schön wenn es solch einen Vorfall in der Geschichte bereits gegeben hätte und es auch jemand mit bekam. Das Glück würde Charles aber wahrscheinlich nicht hold sein. Daher musste er nun das Beste aus seiner Situation machen. Seine Mission musste immer noch in seinen Augen bleiben und die beinhaltete nun einmal Erik das Glück zu schenken. Sogar jetzt sah er sehr einsam aus. Charles war sofort aufgefallen, dass seine Wohnung kaum geschmückt war. Nirgends hingen Weihnachtsdekorationen. Es stand nicht einmal ein Baum in seinem Wohnzimmer. War er wirklich so einsam? Hatte er denn niemanden mehr, der sich um ihn sorgte und auch kümmerte?

Charles ließ seinen Blick durch die Küche wandern, die genauso steril war wie der Rest der Wohnung. Er lebte anscheinend wirklich alleine hier.

"Was... was passiert nun?", fragte Charles dann leise. Seine Stimme wurde einfach nicht kräftiger und er hatte Angst diese zu sehr zu strapazieren, als eigentlich nötig. Wie ihm schien benötigte er diese dann doch etwas länger. Beide waren einfach nur verwirrt von der Situation, doch Charles dachte, dass er das Beste daraus machen musste. Er hatte immerhin noch etwas zu erledigen und vielleicht wenn genau das eintrifft, dass er seine Aufgabe gut erledigte, bekam er dann seine Katzengestalt zurück?!

Erik seufzte leise und schlug das Buch mit einem dumpfen Schlag zu. Er war nicht zufrieden. Er hatte in seinen Büchern nichts gefunden. Das war Charles offensichtlich und dennoch wollte Erik heraus bekommen was passiert war. Von der Neugierde nahmen sie sich beide nicht viel. Charles mochte diese Eigenschaft sehr an Erik. Wenn es Dinge gab die er wissen wollte, wollte er sie auch unbedingt herausfinden, doch würde Charles für ihn nicht eine Enttäuschung sein? Charles selbst wusste noch nicht einmal seine Einzelheiten über seine eigene Existenz, also wie sollte es dann Erik heraus bekommen?

"Erst einmal sollte ich dir Sachen besorgen. Du bleibst hier.", sagte Erik dann bestimmt. Verwunderung spiegelte sich in Charles Gesicht wieder. Reichten ihm denn nicht diese Sachen, die er nun an hatte? Natürlich sie waren ihm etwas zu groß, doch warum war es so wichtig Kleidung zu tragen?

"Du kannst draußen nicht so herum laufen.", kam es weiter über Eriks Lippen, als er Charles Blick anscheinend richtig deutete. Charles kannte es nicht, sich über sein Aussehen irgendwelche Gedanken zu machen. Kleidung war für ihn ein Fremdwort. Er verstand nicht warum er denn hier bleiben sollte. Musste er dann nicht Sachen anprobieren, um zu schauen das sie auch passten? Anscheinend war es Erik nicht wichtig.

"Mache niemanden die Tür auf wenn ich weg bin.", lauschte Charles weiter die Stimme von Erik, die sehr ernst klang, wodurch er selbst nur schnell nickte, um ihm zu zeigen, dass er ihn auch verstanden hatte. Wollte er es so haben, würde Charles es auch machen. Er würde bestimmt nicht so lange weg bleiben. Hoffte er... Charles ist leider kein Kater mehr, so hätte er ihm einfach wieder folgen können. Jetzt war es ihm einfach nicht mehr möglich. Zumindest noch nicht.

Charles beobachtete wie sich Erik seinen Mantel wieder umwarf und sich seine Tasche schnappt. Er selbst blieb ruhig sitzen und schaute ihm dabei zu.

"Es dauert nicht lang.", bestätigte Erik ihm dann nochmal und verschwand aus der Tür. Charles konnte diese nur anstarren. Er blinzelte einige Male sogar ungläubig. War Erik wirklich losgegangen um ihn etwas zum anziehen zu besorgen? Dieser Mann war so irritierend. Charles wusste nicht wo er ihn bei sich einordnen sollte. Er wirkte so unnahbar und doch versuchte er ihm etwas zu bieten und kaufte ihm jetzt Sachen.

Der Umstand, dass er Kleidung brauchte verwirrte ihn immer mehr. Seine Augen huschten an seinem Körper hinunter, wo sich eigentlich Fell befinden sollte, doch er war nackt... blasse Haut zeigte sich an seinen Händen und auch an dem Rest.

Langsam rutschte er von dem Hocker und lief in den Flur. Charles Ziel war ein Spiegel der dort hing. Er wusste nicht wie er aussah. Konnte sich nicht vorstellen, wie nun sein Gesicht sich zeichnete. Spiegel mochte er nie besonders, da er immer wenn er in einen sah, auch noch etwas anderes darin erkannte. Es machte ihm sogar Angst. Der Spiegel zeigte ihm, wenn er als Kater hinein schaute immer einen Menschen. Er war immer verschwommen, doch er konnte leichte Umrisse erkennen. Dieser Mensch hockte. War zusammen gekauert und starrte immer zu Boden. Es war nur ein Schemen und doch hatte es Charles immer wieder einen Schrecken eingejagt, wenn er in einen dieser Dinger sah. Dieser Mensch war zu seinem Begleiter geworden, doch er verstand es nicht...

Der Kleine holte tief Luft, als er sich vor dem Spiegel stellt und starrte in seine kristall blauen Augen. Sie waren noch immer da, nur alles andere war anders. Es war nicht mehr das schmale Katzengesicht, was ihn nun vollends anschaute. Es war eher ein kleiner hagerer Mann, mit kurzen verzottelten Haaren, die ihm im Moment noch zu allen Seiten abstanden. Automatisch ließ er seine Hand in das braune Haar versinken und strich seine Strähnen nach vorne. Sie wanderte weiter über sein Gesicht. Seine Wangen waren leicht stoppelig. Die Menschen besaßen nicht so viele Haare wie die Tiere, doch auch sie hatten an einigen Stellen welchen. Die Frauen, so wie Charles mitbekommen hatte rasierten sich diese fast überall weg. Bei Männern war es eher eine Seltenheit. Nur im Gesicht entfernten sie diese hin und wieder. Das würde nun auch eine Aufgabe von Charles werden, auch wenn er noch nicht wusste wie er so etwas anstellen sollte. Vielleicht würde Erik ihm auch bei diesen Sachen behilflich sein.

Charles bemerkte dann aber eine kleine Bewegung aus seinen Augenwinkeln und sah erst auf die kleine Kommode, die sich etwas vor dem Spiegel befand. Er sah nichts. Irritiert sah er dann in den Spiegel und hob seine Augenbrauen. Statt wie immer einen jungen Mann in diesem zu sehen, da er sich gerade selbst sah, erblickte er schemenhaft eine Katze. Sie zuckte nervös mit ihrer Rute. Es gab nur einen Unterschied zwischen sie und dem Mann, diese war nun nicht so deutlich zu erkennen. Charles musste sich anstrengen, um sie völlig in Auge zu fassen, immer wenn er dachte sie ganz zu erkennen, verschwand das Bild wieder. Als würde jemand verhindern wollen, dass er sie in ihrer vollen Pracht erkannte. Beunruhig wegen das was er sah taumelte er kurz nach hinten. Seine Gedanken überschlugen sich wieder einmal, denn er wusste genau was es bedeutete nun die Katze zu sehen. Es gab nicht umsonst ein Sprichwort, das ein Spiegel immer die Seele wiederspiegelte. Hatte er sich etwa immer selbst erblickt? Es war möglich...

Er schluckte hart und zwang sich vom Spiegel weg zu treten. Er wollte gar nicht mehr hinein schauen. Es machte ihm sogar etwas Angst, daher musste er sich ablenken und eine Aufgabe für sich finden, was ihm nach näherem betrachten von Eriks Wohnung nicht schwer viel.

Mit einem lauteren Seufzer ließ er sich auf die weiße Ledercouch sinken und sah sich genauer um. Es war ihm schon in der Küche aufgefallen, dass Erik keinerlei Weihnachtsschmuck in seiner Wohnung besaß. Nichts war zu finden. Es gab keinen Baum, es gab nicht einmal Söckchen über seinen weißen Kamin. Es wirkte vielleicht alles sehr neumodisch, doch aber auch sehr steril. Als würde er nicht wollen, dass andere etwas über ihn erfuhren. Er ließ nicht einmal die Studentin von gestern an sich heran, auch wenn sie ihm gut zu kennen schien. Es prallte alles einfach ab. Ein Fels den man unter keinen Umständen und näherer Betrachtung bewegen konnte. Daher wunderte es Charles, dass er vorhin so ruhig geblieben war. Hätte er nicht toben müssen? Oder wenigstens ihn böse betrachten? Er war ein Fremder für ihn. Ein niemand und dennoch machte es ihm anscheinend nichts aus, daran zu denken, das Charles wirklich der Kater von gestern war. Charles wusste, dass er der Kater war. Jedoch niemand sonst. Erik schien ihm tatsächlich zu glauben. Für das Erste. Der Kleinere durfte sich auf gar keinen Fall in Sicherheit wiegen.

Nun mit einer neuen Aufgabe vor Augen und mit dem Ziel sich von den dunklen Gedanken abzulenken, begann er die Wohnung auf den Kopf zu stellen. Erik musste wenigstens einen kleinen Anteil an Weihnachtsschmuck herum zu liegen haben. Er sah in jeden Schrank, unter dessen Bett und im Kleiderschrank. Er fand rein gar nichts in den verstauten Kisten. Er erblickte einige Fotoalben, wo Bilder heraus gerissen wurden und die nur um so deutlicher machte, dass er auch eine Familie hatte. Es war keine Gegend die Charles kannte, denn die Hintergründe waren ihm fremd. Feierte Erik denn Weihnachten vielleicht wo anders und deswegen schmückte er seine Wohnung nie? Die Alben zeigten aber nie Weihnachtsbilder von der Familie, Charles war sich in diesem Punkt unschlüssig. Er würde Erik erst sehr viel später danach fragen. Er sollte nicht wissen dass er herum geschnüffelte.

Nach wenigen herum rennen, in der Wohnung, gab es Charles schließlich auf. Es musste also neuer Schmuck beschafft werden, doch dazu musste er die Wohnung verlassen. Erster Punkt. Der Zweite war sehr viel schwieriger - er brauchte Geld! Die Menschen bezahlten immer mit solchen grünen Scheinen, die Charles als Geld ansehen konnte. Dieses brauchte er nun auch, um Erik etwas zu kaufen. Er wusste von der alten Dame, dass Menschen grundsätzlich eine Rücklage in ihrer Wohnung aufbewahrten. Das hatte irgendetwas mit den Gebäuden zu tun, wo sie alle ihr Geld hin brachten, um es verwalten zu lassen. Wieder etwas was Charles nicht verstand.

Mit diesem Wissen begann er nun Eriks sogenannte Rücklagen zu finden. Die meisten verbargen es in der Küche, was Charles zum Anlass gab sich erst in dieser umzusehen. Ohne Erfolg. Er hatte in den Schränken nachgesehen, in den Gewürzdosen, wo es die meisten hineinlegten, aber auch da fand er nichts. Langsam kletterte er wieder von der Ablage hinunter und legte nachdenklich seinen Kopf schräg. Dann eben das Bad. Zielsicher lief er in den Raum, wo sich die Menschen wuschen und begann auch diesen abzusuchen. Hier hatte er dann mehr Glück. Eine Dose die eigentlich für Seife dienen sollte, war nun als eine Gelddose umgewandelt worden. Neugierig holte Charles die grünen Scheine aus der Dose und schnupperte kurz an ihnen. Sie rochen stark nach Seife. Neugierig betrachtete er die Scheine, die die Menschen als Geld bezeichneten und legte seinen Kopf etwas schräg. Wieso machten das die Menschen? War das denn so wichtig? Damals wurde viel getauscht, wie sich Charles erinnerte. Jetzt wurde viel mit diesem Geld gemacht und Charles brauchte das Geld, um Eriks Weihnachtsschmuck zu kaufen.

Gerade als er die Dose an seinen Platz zurück schieben wollte, zuckte Charles heftig zusammen und ließ sie aus seiner Hand gleiten. Vor Schreck, presste er bei dem lauten Aufprall der Dose auf den Fliesen, seine Augen zusammen und sah dann zur Tür. Es hatte laut an der Tür geklopft... Verwundert hob Charles dann schnell die Dose und verstaute sie an ihrem Platz. Wer klopfte denn jetzt bei Erik? Erik schien niemand zu sein, der oft Besuch empfing und wenn hätte er es ihm doch gesagt oder nicht? Er wollte doch sicher gehen, dass Charles auch hier blieb.

Irritiert stand er auf und stopfte das Geld in die viel zu große Tasche, um es vor den Blicken desjenigen zu verbergen der hinter der Tür stand. Langsam, ja schon fast schleichend, trat er zur Tür und lugte, so wie die Menschen, durch das kleine Loch in mitten der Tür. Ein Mann stand vor der Tür. Seine schwarzen Haare hingen ihm wild in die Stirn und seine dunkeln Augen fixierten die Tür, gegen die er klopfte. Charles kannte das Gesicht. Es gehörte zu dem jungen Mann, der ebenfalls unten in der Eingangshalle arbeitete und dem älteren zur Hand ging. Er schien damals recht nervös bei Erik geworden zu sein. Warum?

Ohne zu zögern machte er einfach auf. Er wollte nicht unhöflich wirken. Dazu kam noch, dass er jemanden brauchte der ihm zeigte, wo sich Geschäfte befanden. Er hatte schließlich vor Besorgungen zu verrichten. Freundlich lächelte er dem verwundertem Gesicht entgegen. Lächeln, dass wusste Charles, war immer wichtig um einen Menschen entgegen zu treten, von dem man Erstens etwas wollte und Zweitens es wirkte freundlicher. Menschen halfen lieber Menschen, die selbst nett zu einem waren.

"Erik ist leider nicht zu Hause... Soll ich ihm etwas mitteilen?", fragte Charles daher freundlich und war froh, dass er nebenbei das Sprechen gelernt hatte. Es hatte geholfen laut vor sich her zu plappern. Es musste für andere komisch ausgesehen haben, aber es war ja auch niemand anderes in der Wohnung, dem das kleine Szenario stören könnte.

Immer noch perplex schaute der Schwarzhaarige auf Charles hinunter. Charles war einen Kopf kleiner als er, was bei ihm nicht schwer zu sein schien. Er wirkte vorhin schon, gegenüber Erik sehr klein. Der Mann blinzelte ein zweimal und schien sich dann zu fangen. Er räusperte sich kurz.

"Ich bringe gerade allen ihre Ersatzschlüssel, für die untere Garage. Die Schlösser wurden dort ausgewechselt und die Tore gehen nur noch mit diesem Chip auf.", begann er Charles zu erklären und öffnete seine Hand, wo sich nur noch ein Chip befand, von denen er sprach.

"Ich werde ihm Erik gleich geben, wenn er wieder hier ist, aber vielleicht können sie mir ja helfen.", sprach Charles gleich weiter und schnappte sich irgendwelche Schuhe von Erik, um in diese hinein zu schlüpfen. Jetzt musste er nur noch schnell die zweiten Schlüssel finden, die jeder in seiner Wohnung besaß. Das war wie mit dem Geld.

"Ich suche Geschäfte wo man Weihnachtsschmuck kaufen kann. Leider hat Erik so etwas nicht zu Hause. Es ist bald Weihnachten und jeder sollte etwas davon im Haus besitzen.", sprach der kleinere der Beiden, zog eine Schublade von der Flurgarderobe auf und erblickte auch gleich Schlüssel. Er konnte nur hoffen, dass es die richtigen waren, schnappte sich dazu noch eine Jacke und trat nach draußen.

"Mein Koffer ging leider am Flughafen verloren. Erik besorgt mir gerade neue Sachen.", log Charles einfach. Er mochte es nicht zu lügen, doch was sollte er in dieser Situation tun. Man konnte gut erkennen, dass ihm die Sachen zu groß waren. Bei den Schuhen sah es nicht anders aus. Er konnte aber nicht Barfuß aus der Wohnung. Es war kalt draußen und Menschen froren schnell und konnten sich auch durch die Kälte verletzen. Charles hatte vom reden von anderen Leuten gehört, das es passieren konnte, das man einen Koffer, da wo die Menschen ihre Sachen verstauten wenn sie auf Reisen gingen, verlieren konnte. Daher fand er seine Ausrede ganz plausibel. Der junge Mann hatte ihn auch so angesehen, als würde Erik nie Gäste haben von daher konnte er auch nicht wissen ob es stimmte.

"Oh... ist viel abhanden gekommen?", fragte er sofort besorgt.

"Meine Wertgegenstände hatte ich zum Glück in meiner Tasche, doch eben keine Wechselsachen.", erklärte er sich weiter und schloss die Tür hinter sich. "Nun können sie mir helfen? Ich bin eben nicht von hier." Charles versuchte so unschuldig wie nur möglich zu klingen. Es war nicht einfach, doch er erkannte, dass er auch das Interesse des Mannes vor ihm geweckt hatte.

"Nenn mich einfach Peter. Komm ich zeig dir wo es so etwas was du suchst etwas billiger gibt. Soll es denn auch ein kleiner Baum sein? Mister Lehnsherr hat sich bis jetzt nie einen besorgt. Die Weihnachtsbäume müssen bei uns gemeldet werden, wenn mal ein Feuer in dieser Zeit ausbricht.", erklärte er Charles. Dieser nickte und lächelte ihn dankend an.

"Mein Name ist Charles. Danke.", brachte er ehrlich heraus und folgte Peter den Flur entlang. Charles hoffte, das er vorher alles besorgen konnte eher Erik wieder zurück kam. Es war eine enge Angelegenheit, doch Erik würde ihn nicht einfach alleine nach draußen lassen. Charles fand es lächerlich, als Katze war er doch auch immer draußen gewesen, also warum sollte er nicht jetzt auch raus können? Es war vielleicht die Angst, dass Charles sich nicht zu Recht fand. Das konnte passieren, deswegen hatte er ja auch Peter um Hilfe gebeten.

Brav folgte er ihm auch und blieb erst wieder neben ihm stehen, als sie im Fahrstuhl waren. Charles versuchte mit den Schuhen ordentlich zu laufen. Sie waren zum Glück nicht ganz so groß, sodass er nicht bei jedem Schritt heraus rutschte.

"Die Geschäfte sind nur 5 Minuten von hier entfernt. Vielleicht schaffen wir es eher Mister Lehnsherr zurück ist.", zwinkerte Peter Charles zu, was ihn selbst schmunzeln ließ. Carles hoffte es selbst auch, denn schließlich wollte er ihn damit überraschen. Charles nickte daher schnell und trat aus dem Fahrstuhl heraus, der sie nun nach unten gebrachte, nachdem Peter den Knopf betätigte. Charles selbst hatte sich die Nummer der Etage von Erik gut eingeprägt. Er wollte so unauffällig wie nur möglich wirken. Währenddessen hatte Peter ihm auch den Chip der Garage in die Hand gedrückt, den Charles in der Manteltasche verstaute. Er hoffte es war nicht so auffällig, dass er die ganzen Sachen von Erik trug. Peter sollte bloß nicht weiter nachfragen, sonst musste er sich eine weitere Ausrede einfallen lassen. Er hatte eine kleine Geschichte parat, doch wollte er ihn nicht weiter anlügen. Er schien nett und dazu auch noch hilfsbereit zu sein. Diese Eigenschaften fand man leider nur noch selten unter den Menschen. Peter begann auch sofort sich mit ihm zu unterhalten, als würden sich die beiden schon ewig kennen. Charles wich seinen Fragen aus, wenn sie auf ihn gelenkt wurden. Er konnte ihm nicht sagen woher her stammte oder woher er kam. Er sagte nur dass er aus London kam. Die Stadt schoss ihm ohne es zu bedenken aus seinem Mund heraus. Er wusste aber, dass er London noch nie gesehen hatte, geschwiege denn jemals dort gewesen zu sein. Es waren eben immer nur Fetzen, die ihm vor seinem inneren Auge hervor schossen. Die große Brücke... die es dort gab. Er wusste ihren Namen nicht einmal, aber er wusste wie sie aussah und das sehr im Detail. Charles schob es darauf, dass er sie vielleicht mal bei der alten Dame im Fernseher gesehen haben musste. Sie sah sich immer gerne Dokumentationen an.

Es dauerte wirklich nicht lange, als Charles Eriks Mantel etwas enger an sich zog und sie nach draußen traten. Der Wind war eisig und zeigte einem nur zu deutlich wie kalt es wieder draußen war. So nackt wie die Menschen waren, war es kein Wunder das sie immer froren und viele Schichten von Klamotten trugen. Er presste kurz seine Augen zusammen und folgte dann Peter. Er sagte ja die Geschäfte waren nicht weit entfernt, so konnte es Charles auch in den großen Sachen aushalten, wo die kalte Luft nur zu genüge Platz hatte sich aus zu breiten. Er begann leicht zu zittern.

"Dieser Tag ist wieder sehr eisig.", gab Peter von sich und krempelte selbst seinen Kragen etwas höher um sein Gesicht zu schützen.

"Einer der härtesten Winter wie man sagt.", da hatte Peter nicht einmal ganz unrecht. Dieser Winter schien viel schlimmer zu sein, als die anderen vor ihm. Die Straßen waren öfters vereist. Menschen bauten mehr Unfälle in diesen Stahlgefährten . Es war eine reine Rutschpartie. Charles hatte auch selbst gerade damit zu kämpfen nicht auf die Nase zu landen. Der Weg war glatt, auch wenn diese Menschen, das salzige Zeug auf den Weg gestreuten. Als Katze wäre Charles ganz am Rand gelaufen, doch nun blieb er neben Peter und schaute sich weiter um.

"Du warst noch nie in New York?", fragte er, was aber eher eine Feststellung war. Charles war es ganz recht. Peter musste nicht wissen, dass er diese Stadt in den hintersten Ecken wie seine Westentasche kannte.

"Nein... Ich bin zum ersten Mal zu besuch.", was nicht einmal wirklich gelogen war. Er besuchte Erik schließlich zum ersten Mal. Er fühlte sich sogar wohl in seiner Nähe. Er war etwas unsicher, wenn er als Mensch durch die Straßen wanderte, doch Peter würde ihn sicherlich nicht falsch schicken. So war es auch nicht. Er zeigte das auf sein Wort verlass war. Er hielt vor einem größeren Geschäft an, wo das Schaufenster schon bemerkenswerte Utensilien zeigte. Nun verstand Charles auch, warum viele Personen Schaufensterbummeln machten.

Viele Lichter blinkten ihm entgegen, was sein eigenes Gesicht strahlen ließ. Genau das war es was in Eriks Wohnung fehlte. Neben dem Laden, nur wenige Schritte weiter, gab es sogar Weihnachtsbäume. Es war wichtig nur einen kleinen zu holen. Charles wollte Erik damit nicht erschlagen.

Neugierig und voller Vorfreude betrat er den Laden, den viele als eine Art Ramschladen sehen würde. Hier gab es einfach alles. Sogar kleine Artikel, die man mal schnell brauchte, wenn sie kaputt gingen, konnte man hier erwerben. Das ging bei Geschenkartikel los bis hin zu Auflaufformen. Staunend lief Charles die Reihen des Geschäftes ab. Peter hatte ihm vorher einen kleinen Eisenkorb in die Hand gedrückt, wo man Artikel die man haben wollte hinein legen konnte und später zum bezahlen der Kassiererin gab. Charles musste sich dennoch beeilen, daher griff er nach allem was ihm so gefiel und zu Erik passen würde. Charles holte sich sogar selbst eine weiße Socke. Eriks sollte schwarz sein, mit goldenen Stickereien. Der Kleine hatte sie gesehen und empfand es auf Anhieb, dass diese zu Erik gehörte. Sie wurde in seinen Korb gelegt. Kleine Engelsstaturen folgten, sowie ein Adventskranz für die Tür, aber auch einen für den Tisch. Charles kannte jede Sitte, die es auf der Welt gab und er empfand den Adventskranz, der in Europa mit Kerzen aufgestellt wurde, sehr schön. Er musste ihn dann selbst etwas um basteln, doch das störte ihn nicht. Es waren Kleinigkeiten. Er besorgte dazu noch Kerzen und kleine Schleifen. Viele Schleifen, was hier der Brauch war. Sowie ein Mistelzweig und Baumschmuck. Kugeln waren sehr wichtig, genauso wie die Lichterketten.

Freudig lief er weiter durch die Gänge und hatte in weniger Zeit schon zwei Körbe voll, die er dann zur Kasse schleppte. Er hoffte er hatte genügend Geld in seiner Tasche. Er würde es der Kassiererin einfach reichen, sie würde sich schon das richtige heraus nehmen, wenn er sagte er war nicht von hier. So war es dann auch. Geduldig legte er, wie sein Vordermann, seine Sachen auf solch schwarzes Gummiband, um die Ware nach vorne zu transportieren. Peter war direkt hinter ihm und musterte die Sachen, die nun Ordnungsgemäß auf dem Band lagen.

"Hat er denn rein gar nichts in seiner Wohnung?", fragte er dann verblüfft. Charles schüttelte seinen Kopf.

"Nein... Rein gar nichts.", wiederholte Charles Peters Worte. "Sagte ich doch.", lachte er leise und starrte etwas unentschlossen die ganzen Tüten an. Er hatte gesehen, dass die Menschen dort alles hinein packten, daher nahm er sich einfach drei große und legte sie mit oben auf den Sachen. Er war nun froh, dass er die Menschen so studiert hatte. Es war nie einfach gewesen, doch nun bewehrte es sich als sehr nützlich. Er verstand nun auch die Beweggründe.

Eine kleine Frau saß an der Kasse, die nun begann Charles Sachen zu scannen, was immer wieder bei einem neuen Objekt begann zu piepen. Neugierig begann er es zu beobachten und schaute immer wieder zur Dame, die mittleres Alter sein musste. Ihre wilden blonden Haare hatte sie in einen Zopf gebannt. Eine Locke viel ihr dennoch ins Gesicht. Man konnte meinen sie war eine hübsche Frau, doch Charles achtete nicht auf solche Dinge. Seine Gedanken hingen die ganze Zeit bei Erik. Es waren beiläufige Feststellungen die er tätigte.

Eifrig packte er dann die Sachen in seine Tüten und kramte, als er fertig war mit einpacken, sein Geld aus seiner Tasche und legte sie auf die Kasse. Die blonde Frau musterte ihn dann aber argwöhnisch, was Charles unsicher zu Peter blicken ließ.

"Ist es zu wenig?", fragte er schnell.

.."Nein nein... Es ist viel zu viel... warte.", lachte er. Charles wusste nicht was daran so komisch sein sollte. Er hatte ihr schließlich das Geld gegeben, wieso nahm sie es dann nicht einfach und gab ihm den Rest zurück. Peter war es dann aber, der das Geld nahm und begann wenige Scheine abzuzählen und sie der Frau zu reichen. Er meinte noch zu ihr, dass ich nicht von hier stammte. Da nickte sie kurz und lächelte wieder. Sie dachte anscheinend, dass Charles etwas Krummes machen wollte, doch das war niemals seine Absicht. Er empfand auch nicht wie einer dieser Kriminellen auszusehen. Er hatte vielleicht etwas große Sachen, doch das war es auch schon.

Peter gab ihm dann das restliche Geld zurück, was Charles gleich wieder in seine Tasche steckte und lief mit drei Tüten bemannt hinaus. Den großen Kranz um seinen Hals gelegt. Draußen sagte er zu Peter, dass er noch einen kleinen Baum besorgen wollte. Der junge Mann nickte lächelnd und lief dann mit ihm zum Baumgeschäft, wo sie einen kleinen fanden und dazu den passenden Ständer mit sich nahmen. Auch hier bezahlte Peter für Charles. Charles war ihm sehr dankbar. Er konnte nicht oft genug beteuern, dass er froh war das er ihn begleitete. Peter lächelte ihn nur freundlich an und trug den Baum und den Ständer unter seinen Armen. Der Baum musste sicherlich schwer sein...

Charles legte nun etwas Tempo vor, da er sich beeilen musste. Er hoffte Erik war nicht schon zurück. Das wäre Schade und würde die Überraschung verderben. Daher flitzte er den Gehweg zurück und in das Haus hinein, direkt auf den Fahrstuhl zu. Der ältere Mann wollte erst protestieren, als er dann aber Peter sah, der ihm sagte, dass ich zu Mister Lehnsherr gehörte und er nur schnell den Baum nach oben brachte. Charles würde ihn noch fragen, ob er ihn noch schnell aufstellen würde. Er selbst würde nicht die Kraft haben oder er würde es einfach probieren. Er musste Peter aber nicht einmal fragen, denn im Fahrstuhl sagte er ihm schon, dass er schnell helfen würde, dann aber zurück an die Arbeit musste. Charles nickte schnell dankend. Er würde Peter auch eine Kleinigkeit zu Weihnachten besorgen. Er war sehr nett zu ihm. Er kannte dessen Gründe nicht, doch das war Charles im Moment eigentlich egal. Ihm wurde einfach so geholfen und das machte ihn glücklich.

Oben angekommen fischte Charles die Schlüssel hervor und begann an der Tür von Erik den passenden Schlüssel zu finden. Den Türkranz hing er einfach schon auf, denn jede Tür hatte schon einen kleinen Haken, wo man etwas befestigen konnte. Zufrieden nickte er bevor er den passenden Schlüssel fand und in die Wohnung trat. Er rief nach Erik, doch niemand meldete sich.

"Gut er ist noch niemand da... Komm komm.", gab er schnell von sich und ließ die Tüten im Flur stehen. Er wollte erst den Baum stehen haben. Peter verstand ihn und folgte ihm. Charles bemerkte wie er sich die Wohnung anschaute, doch sagte dazu nichts. Warum auch. Das tat doch jeder oder nicht.

"Er soll hier hin.", euphorisch zeigte er auf einen kleine Stelle, etwas neben dem Kamin. Eine Stelle die perfekt für diesen Anlass gemacht wurde. Peter legte erst den Baum hin um ihn aus dem Netz zu holen und den Ständer aufzustellen. Charles half ihm, als er ihn in das Loch hinein hievte und der Stamm von Eisen umrandet wurde. Er war Peter unendlich dankbar, was er ihn auch die ganze Zeit sagte und grinste ihn breit an. Charles war es egal, das er erst durch diese Bewegungen mit bekommen hatte, dass er noch das Glöckchen um seinen Hals trug. Es war kleiner, als er es als Katze getrug, doch das chillen war nicht zu überhören. Peter hatte ihn nur kurz gemustert, wodurch er entschuldigend grinste und meinte dass er eben Weihnachten liebte. Es war nicht einmal falsch.

Er würde sich bei Peter noch erkenntlich zeigen, doch erst einmal, als dieser die Wohnung verlassen hatte, musste sich Charles nun ran halten, um Erik noch überraschen zu können...



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