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Wie Sommer in Deinen Augen

[Sai & Sakura]
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Oh je. Das letzte Kapitel ließ wirklich auf sich warten [zumindest die jetzige Fassung]. Ich habe es einige Male umgeschrieben und verworfen. Dazu kam mein Umzug ins Ausland.
Ich hoffe, ihr lest das Kapitel trotzdem – und zwar gerne. : )

Vielen Dank an alle Kommentatoren, Favo-Klicker und Leser!
Es war als kurze »Zweitgeschichte« neben einer längeren FF gedacht und hat sich selbst zu einem längeren Projekt entwickelt.
Ohne euch wäre diese Geschichte nicht halb so lang geworden und ich hätte sie nicht halb so gerne geschrieben! ; )

Ich wünsche euch viel Spaß beim letzten Kapitel!
[Im Anschluss kommt nur noch ein kurzer Epilog.]

Jaelaki

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Wie Sommer in Deinen Augen

„Er nervt jetzt schon Wochen damit“, murrte sie und seufzte genervt.

„Ich könne die Vergangenheit nicht ändern. Ich solle in der Gegenwart leben. Ich müsste Sasuke als den sehen, der er jetzt ist. Ich möchte gerne mal wissen, woher er das hat! Ich lebe in der Gegenwart! Verdammt!“

Sai sagte nichts und sie verstummte einen Moment, aber ihre Blicke sprachen Bände. Er war sich sicher, dass er einige sogar richtig interpretierte, was er als Erfolg verbuchte – selbst, wenn es sich um Ärger handelte.

„Und dass er nicht einmal bei einer S-Mission die Klappe halten kann! Von der dürftest du gar nichts wissen! Und dann setzt uns Tsunade auch noch als Dreierteam darauf an. Als wäre das eine gute Idee.“

Ihr Ton war spritzendes Gift. Naruto sagte manchmal, dass er nicht wüsste, was gefährlicher wäre: Sasukes Sharingan oder Sakura, wenn man sie zu etwas bringen wollte, wogegen sie sich sträubte. Jahrelang war Sai sicher gewesen, dass das Sharingan der Uchiha eine der tödlichsten Waffen war. Aber wenn Sakura diesen Ton anschlug, verstand Sai Narutos Standpunkt.

Es war eine S-Mission. Schon, dass Naruto die Existenz der Mission vor ihm angekündigt hatte, könnte sie alle in ernsthafte Probleme stürzen. Dass er ihm gesagt hatte, dass Sakura, Sasuke und er deswegen ein paar Monate unterwegs wären, ging gegen jede Geheimhaltungsregel. Aber Sai vermutete, dass Sakura nicht deswegen so angespannt war.

 

Er beobachtete sie, während er auf dem Hügel saß und mit dem Skizzenbuch auf dem Schoß im Gras saß. Konoha lag vor ihm, die Häuser und Straßen. Vereinzelt hörte er die Stimmen der Bewohner, dann einen Hund kläffen. Ansonsten waren da nur die Lieder der Vögel und das Rauschen des Windes in den Baumkronen, deren Zweige sich über ihm erhoben.

Sakura saß neben ihm, schloss die Augen, ihr Haar reichte über die Schulter und hing über den Rücken, während sie sich nach hinten abstützte und das Gesicht gen Himmel hielt.

Der Himmel über ihnen war so blau wie Narutos Augen und die Hitze kroch bis in den Schatten, wo sie saßen. Der Wind spielte mit einer ihrer Strähnen.

Schon seit ein paar Wochen saßen sie immer wieder hier und genossen die Ruhe zwischen all dem Stress, zwischen Missionen und Verwundeten und Ungewissheit.

Aber manchmal da platzte Sakuras Ruhe und sie schmiss mit all den Worten um sich, die Naruto ihr an den Kopf warf, zeterte und machte Platz für die Gefühle, die in ihrem Bauch wüteten.

 

„Und dann kommt er jetzt auch noch mit einem gemütlichen Treffen bei ihm an! Ich kann dort nicht einfach so anklopfen und tun, als wäre alles okay“, echauffierte sie sich und er schaute sie einfach nur an, weil er nicht wusste, was man auf so eine Bemerkung reagierte oder ob überhaupt.

„Diese Mission ist zum Scheitern verurteilt. Wie sollen wir zusammenarbeiten? Als würde es sich einfach so ergeben“, regte sie sich auf. „Als könnte man das einfach so gerade biegen. Naruto scheint das wirklich zu glauben. Er ist so ein Weltverbesserer. Als ob es einen Unterschied machen würde, ob wir diese S-Mission gemeinsam erledigen. Ich habe ihm schon so oft gesagt, dass es nie wieder wird, wie früher.“

Unrecht hatte sie nicht – mit keinem Punkt.

„Aber vielleicht muss es auch gar nicht mehr so werden wie früher“, sprach er laut aus, was er schon seit ein paar Wochen dachte.

Vielleicht war es ein Gedanke, der unangemessen war. Er hatte noch immer Probleme mit sozialen Konventionen – und wenn er ehrlich war, glaubte er, dass der Umgang mit Menschen für ihn immer wie eine Fremdsprache sein würde. Er konnte flüssiger die Zeichen übersetzen und anwenden, aber es würde nie so natürlich sein, wie bei Sakura oder Naruto.

Sie starrte ihn an, als hätte er gerade etwas Unglaubliches behauptet. Er konnte aus ihrer Mimik nicht lesen, ob es akzeptabel oder unakzeptabel war.

 

Er wusste nicht, warum Sakura ihn so anschaute. Ihre Augen geweitet, ihre Mund gespaltet, ohne, dass sie etwas sagte. Einen Moment lang glaubte er, sie hätte einen Schock.

„Kann ich dir helfen?“

Es war die erste Frage, die ihm einfiel und logisch erschien.

Sakuras Lippen bogen sich nach oben, als sie ihre Hand auf seine legte. Er betrachtete ihrer beide Hände und kam zu dem Ergebnis, dass es gut war.

„Das hast du schon.“

„Wann?“, fragte er verwirrt, doch sie schüttelte nur amüsiert den Kopf.

„Lass uns wieder an die Arbeit gehen.“

Er betrachtete sie, legte seinen Kopf schief, während er überlegte, wann er ihr geholfen hatte, aber es wollte ihm einfach nicht einfallen, stattdessen zog er sie langsam auf die Beine. Sie drückte seine Hand, bevor sie den Hügel hinabschlenderte, um zurück in den Stress, die Missionen, zu den Verwundeten und der Ungewissheit zu gehen.

 

Der Sommer lungerte in Konohas Gassen.

Der Wind strich mit einer Hitze über ihre Haut, die den Schweiß hinablaufen ließ, doch Sakura verzog keine Miene.

In ihrem Büro stand die Hitze zwischen all den Akten und Dokumenten und Büchern und er wollte sich verabschieden, als Naruto am Fensterrahmen lehnte.

„Heute Abend bei mir“, sagte er nur, doch Sakura schnaubte. Sai verstand nicht, warum Naruto so hartnäckig blieb, aber dass es Sakura verärgerte war offensichtlich.

Naruto öffnete gerade den Mund, als sie ihm zuvorkam.

Na, schön“, seufzte sie.

Narutos Kiefer klappte zu. Nach all den Wochen des Widerstandes und seiner Hartnäckigkeit hatte er anscheinend nicht mit dieser simplen Antwort gerechnet. Trotzdem. Oder gerade deswegen.

„Wir kommen vorbei. Vor der Mission müssen eh noch ein paar Dinge klargestellt werden.“

Sai warf Naruto einen planlosen Blick zu, der diesen grinsend entgegnete und nickte knapp.

 

Am Abend hing die Hitze noch in Konoha, als sie über die Dächer sprangen und Sakuras Schweigen aussagekräftiger war als jede Predigt. Wut blitzte in ihren Augen – er war sich sicher, dass das Wut war. Aber da tauchte auch immer wieder Nervosität auf.

Als sie vor Narutos Tür landeten, war nichts mehr von Sakuras Wut übrig. Sie nestelte an ihrem Top und der Hose herum, presste ihre Lippen aufeinander und verlagerte das Gewicht von dem einen auf das andere Bein.

Ihre Schulter hob sie. Anspannung. Ihre Augenbrauen gingen nach oben, während sie die Augen weit aufriss und die Nase leicht hochzog. Furcht.

Sai wusste, warum, denn er hatte es auch gehört.

Hinter dieser Tür sagte Naruto etwas, woraufhin eine tiefe Stimme einsilbig antwortete.

Sasukes Stimme.

Nur die Tür, die sie voneinander trennten – die Tür und so viele andere Dinge.

Sakura machte einen Schritt zurück.

„Ich –“, begann sie, doch er griff nach ihrer Hand. Ihr Blick kletterte an seinem Shirt hoch, bis er auf seine Augen traf.

„Du musst nicht alleine anklopfen“, flüsterte er ihr zu, nahm ihre Hand und klopfte an die Tür – für sie, weil sie es nicht konnte, obwohl sie eine gesunde Hand hatte. Aber er hatte verstanden, dass es manchmal nicht die physischen Grenzen waren, die einen Menschen vom Handeln abbrachten. Er wusste nicht genau, was es war, das Sakura hier stehen ließ und was sie daran hinderte, hineinzugehen. Aber er wusste, dass sie nicht alleine war – er konnte für sie klopfen, wenn ihr das half.

Das Geräusch seiner Faust an dem Holz verhallte und sie rührte sich nicht, als erwartete sie einen Sturm nach dieser Ruhe, doch er nickte ihr zu und als wäre das ein Signal gewesen, öffnete Naruto die Tür.

„Naruto“, murmelte sie und zog die Augenbrauen zusammen, schöpfte Mut aus der Wut, die aufflackerte. „Weder er noch ich möchten –“

„Es geht aber nicht mehr nur um Sasuke und dich“, flüstere er sanft und sie gab nach, als hätte sie darauf gewartet, dass er so etwas sagte. Die Anspannung wich aus ihrer Haltung, als Naruto nach ihrem Arm griff und sie gemeinsam in das Wohnzimmer traten.

 

Egal wie viel Zeit verging, wenn Sakura, Naruto und Sasuke beisammen waren, dann strahlten sie etwas aus, das nur die drei ausstrahlten. Etwas Mächtiges, Unzertrennliches, etwas, bei dem Sai niemals ein Teil sein würde. Es war Wehmut, die er dabei fühlte – vielleicht Bedauern. Es war keine schlichte Feststellung mehr, keine Tatsache, die er nüchtern kalkulierte. Und als er das begriff, fragte er sich, wann sich das geändert hatte. Er wusste es nicht.

War es seit der Gedanke an Sakura seine Welt mit Farben flutete?

 

Sai beobachtete vom Flur aus, wie Sakura und Sasuke einen Moment einfach nur da standen. Zwischen ihnen schien die Luft zu sirren. Dass dabei sein Magen rebellierte, ignorierte er.

Sie sagte nichts. Doch manche Dinge mussten nicht ausgesprochen werden.

Es hatte lange gedauert, bis er herausgefunden hatte, dass Worte auch in Blicken stehen konnten, dass Emotionen manchmal unausgesprochen blieben, obwohl sie für andere greifbar in der Luft sirrten. Das war für ihn bis heute schwer zu verstehen.

„Guten Abend“, flüsterte sie dann, räusperte sich und Sasuke nickte knapp. Naruto wuselte im Zimmer umher, als wüsste er nicht so recht, wohin er sich setzen sollte und winkte dann Sai heran. Irgendwann endeten sie um den Esstisch.

Sakura schaute an ihnen vorbei aus dem Fenster, Naruto setzte Wasser auf und Sai betrachtete Sasuke. Sie standen da, wie mitten in der Bewegung, hinter den Stühlen des Esstischs.

„Setzt euch mal, echt jetzt!“

Naruto fuhr sich fahrig durchs Haar und als hätten sie auf seine Aufforderung gewartet ließen sie sich alle gleichzeitig auf den Stühlen nieder. Sakuras Blick wanderte vom Fenster zu Sasuke.

Sie würde ihn niemals so ansehen, wie sie Sasuke ansah. Sie würde immer an ihm vorbei sehen, wenn Sasuke im Raum war.

Naruto quasselte etwas davon, dass im Supermarkt seine Lieblingsramen nicht mehr vorrätig gewesen wären und er deswegen eine andere Marke hatte kaufen müssen, aber die schmeckte überhaupt nicht wie seine Lieblingsramen, während er ihnen Tee vor die Nase stellte. Sasuke tat nicht einmal so, als würde es ihn interessieren. Sakuras Lippen versuchten ein Lächeln, aber es verrutschte und sah aus, als hätte sie etwas Saures gegessen.

„Sasuke, wie geht es eigentlich Karin?“

Stille.

Sasuke warf Naruto einen genervten Blick zu, den dieser mit einem Schulterzucken erwiderte, und Sakura erstarrte, drückte die Tasse vor sich mit den Fingern, als suchte sie Halt.

„Gut“, behauptete Sasuke und lehnte seine Finger vor der Nase gegeneinander. „Nicht, dass es dich etwas anginge.“

Stille.

Dann schaute Sakura auf und sah Sasuke an, als versuchte sie etwas in Worte zu fassen, das in ihren Gedanken noch durcheinander war. Sai kannte das – es ging ihm die meiste Zeit mit Emotionen so.

„Es tut mir leid, dass ich damals nicht helfen konnte“, hörte er sie murmeln.

Stille.

Sasuke erwiderte ihren Blick, seine Mimik blank. Vielleicht erkannte Sai aber auch nur nicht das, was dort stand. Vielleicht erkannten Naruto und Sakura mehr.

„Du hast Karin so gut geholfen, wie du konntest“, behauptete Sasuke und Sakuras Augen weiteten sich. Narutos Brauen schossen nach oben, dann lächelte er.

„Ja“, murmelte Sakura und nahm einen Schluck des Tees, doch statt zu schweigen fuhr sie anschließend fort, ohne den Blick von Sasuke zu nehmen. Als hätten die Gedanken in ihrem Kopf endlich eine Form angenommen, die beschreibbar war.

„Ich meinte aber, als du aus Konoha weggegangen bist.“

Stille.

Naruto rutschte auf seinem Stuhl herum, Sasuke lehnte sich zurück, beobachtete Sakura von unten heraus. Es war als füllte jemand mit jeder Minute des Schweigens die Luft mit mehr Druck und Sai wartete darauf, dass jemand platzte. Er wartete auf Schreie und Vorwürfe und Beschuldigungen. Denn so oder so ähnlich waren die Begegnungen der drei bisher immer früher oder später abgelaufen.

„Es war nicht deine Schuld. Du warst dafür nicht verantwortlich.“

Sakura und Naruto starrten Sasuke an.

Während Naruto den Mund öffnete und ihn wieder schloss, blinzelte sie und schnaubte dann amüsiert. Sai wusste nicht, was daran lustig gewesen war und warf Naruto einen irritierten Blick zu – zumindest glaubte er, dass er einen ziemlich guten irritierten Blick hinbekam – aber Naruto zuckte nur die Schultern.

Sakura lehnte sich vor, die Finger noch um die Tasse, ihr Blick schweifte von Sasuke zu dem Tee, während sie sprach.

„Es war auch nicht deine Schuld, was mit deiner Familie passierte. Aber manchmal ändert das nichts an dem Gefühl, verantwortlich zu sein, nicht?“

Stille.

„Dinge ändern sich“, erwiderte Sasuke in seinem dunklen Timbre und nahm einen Schluck des Tees vor sich, doch sein Blick ruhte auf Sakura, als wartete er auf Widerworte. Doch sie nickte langsam.

„Die Träume, die wir damals als Genin beschrieben, haben sich nicht erfüllt. Aber ich hoffe, du wirst trotzdem glücklich“, sagte sie und dann legte sie ihre Hand auf Sasukes. Sasuke zog seine nicht zurück, er betrachtete sie nur, als betrachtete er die Hand eines Fremden und dann – nach einem Moment, in dem sich die Zeit wie Wasserfarbe auf einem Papier ausgebreitet hatte – stimmte er zu.

Sai beobachtete diese Szene und verstand nicht, was plötzlich anders war – warum es anders war, aber er bemerkte, dass Sakuras Mundwinkel ihre Wangen hochwanderten.

„Du auch“, erwiderte Sasuke und Sakura schenkte diesem einen Blick. In ihren grünen Augen hingen Gefühle, die Sai nicht benennen konnte. Vielleicht stand dort alles, was sie hatte sagen wollen. Doch sie sagte nichts, nur ein Wort: „Danke.“

Dann ließ Sakura los.

 

„Ich muss noch einiges für die Mission erledigen“, behauptete sie und erhob sich, der Stuhl quietschte, als er nach hinten rutschte.

„Lass uns nach Hause gehen“, murmelte sie ihm zu und Sai nickte, bemerkte, dass sie ihren Tee nur zur Hälfte getrunken hatte. Naruto warf ihm einen Blick zu und er wusste, dass er etwas verpasst hatte, irgendetwas nicht verstanden oder fehlinterpretiert – aber in diesem Moment war es ihm egal, denn Sakura lächelte ihn an – sah nur ihn an – und gemeinsam verabschiedeten sie sich von den beiden anderen und traten nach draußen in die Sommernacht.

 

Er wusste nicht, was er davon halten sollte. So oft er das Gespräch Revue passieren ließ, er hatte das Gefühl, dass er etwas Entscheidendes nicht bemerkt hatte, etwas nicht verstanden, nicht gesehen, den sozialen Konventionen folgend unangemessen interpretiert.

Sie schlenderten durch die Nacht, über ihnen der Vollmond, die Wärme des Sommers strich in einer Brise über ihre Haut, doch alles, was Sai wusste war, dass er es nicht verstehen würde, ohne eine Antwort von Sakura.

Sie legte gerade ihre Hand in seine und er blieb abrupt stehen, zog die Hand jedoch nicht zurück.

„Ich habe gelesen, dass Händchenhalten ein Ausdruck für Zuneigung zwischen zwei Menschen ist und Teil nonverbaler Kommunikation.“

Sie gluckste, doch dann wurde sie ganz ernst und schaute zurück zu ihm, wo er einen Schritt hinter ihr stehen geblieben war.

Sie lächelte ihn an und dieses Lächeln hallte jedes Mal in ihm wider, doch es vertrieb nicht die Bedenken, die ihn umzingelten, als er einige Tage später im Bett lag.

Er sah auf die andere Seite des Bettes. Die Decke hing ihr knapp über Brust, Strähnen ihres verrückt gefärbten Haares lagen auf ihrer Wange, ihr Atem ging ganz ruhig. Als sie sich zu ihm umdrehte, zuckte er zusammen. Er bemerkte erst, dass sie nicht schlief, als sie ihn schweigend anschaute.

„Du bist nicht kaputt, Sai“, flüsterte sie ihm zu, „nicht so sehr, wie du befürchtest. Bei weitem nicht.“

„Was meinst du?“, wollte er wissen, während sie ihm eine Strähne aus dem Gesicht strich.

„Du hast zu mir mal gesagt, dass du nur schlafen könntest, weil du kaputt bist, weil du kaputt gemacht worden bist. Aber du kannst nicht schlafen.“

„Deine Argumentation ist verwirrend.“

Sie gluckste.

„Aber irgendwie schlüssig, nicht?“

Er erwiderte nichts darauf, denn er konnte ihr nur zustimmen, was sie eh wusste.

„Warum kannst du nicht schlafen? Bist du beunruhigt wegen der Mission?“, fragte sie leise.

„Wir sollten vor jeder Mission beunruhigt sein. Man weiß nie, ob man zurückkommt. Ich hoffe, du kommst gesund zurück“, entgegnete er, als hätte er es aus einem Lehrbuch, dabei hatte er etwas völlig anderes gelernt.

„Ich meinte, weil ich ziemlich lange mit Sasuke unterwegs sein werde.“

„Sollte ich deswegen beunruhigt sein?“, wollte er wissen.

Sie legte den Kopf schief, dann schüttelte sie den Kopf und berührte seine Lippen mit ihren eigenen. Ihre Wärme kroch bis in seine Adern und er spürte sie noch, nachdem sie den Kuss beendet hatte und nachdenklich an die Decke starrte.

Er unterbrach ihr Schweigen nicht, denn er hatte entdeckt, dass sich manchmal in der Stille die wichtigsten Gedanken formten und Gefühle entwirrten.

„Wenn er bei mir gewesen ist, dann habe ich mich schuldig gefühlt“, murmelte sie ohne sein Zutun. „Wenn ich ihn gesehen habe, musste ich an Narutos Versprechen denken und an all die Opfer, die es gebraucht hatte. Es erinnerte mich daran, was wir alles falsch gemacht haben – auch, wenn wir es damals vielleicht nicht hätten richtig machen können.“

Er sagte nichts, hörte nur zu.

Vielleicht würden auch irgendwann diese Gedanken verblassen wie Narben es taten.

„Es tut mir leid, Sai.“

Sie drückte seine Finger, als müsste sie sich versichern, dass er noch immer dort war, ihre Hand hielt und nicht plötzlich verschwand.

„Was?“, hakte er nach, weil er ihre Mimik nicht zu deuten wusste – er sah Nervosität und Sorge im fahlen Mondlicht, das durch das Fenster kam, aber auch so vieles, das eine seltsame Mischung ergab, die er nicht einordnen konnte.

„Es tut mir leid, dass ich gesagt hatte, dass du nicht wüsstest, was Liebe ist. Ich glaube, du hast es viel früher gewusst als ich. Ich war ziemlich – ich hatte Angst, dass du irgendwann aufwachst und erkennst, dass ich einfach nur Angst habe, allein zu sein. Dass ich mich fürchtete, Träume aufzugeben, die sich als nicht mehr als das erwiesen haben: Träume eines kleinen Mädchens.“

Sie seufzte, doch er nickte langsam. Er erinnerte sich daran, was sie zu ihm gesagt hatte.

Und er verstand inzwischen, dass es ein Unterschied war, ob man nicht allein sein wollte oder jemanden liebte. Für ersteres brauchte man irgendeinen Menschen. Für letzteres einen bestimmten.

„Ist es das?“, wollte er wissen. „Brauchst du nur irgendeinen Menschen statt ihm?“

Sie hob ihren Blick und schaute durch das Fenster in den Sternenhimmel, während sie mit ihrem Zeigefinger seine Wange entlang strich, die andere Hand auf seinen Brustkorb legte.

Er spürte ihren Atmen an seinem Hals und ihre Berührung auf der Haut.

„Nein“, flüsterte sie und legte ihr Gesicht an seine Schulter.

Er wusste nicht, ob es in Ordnung war, zu fragen, was er fragen wollte. Aber Sakura war die einzige, bei der er sich erlaubte, das Risiko einzugehen, denn er wusste, sie würde es nicht gegen ihn verwenden.

„Was fühlst du jetzt, wenn er bei dir ist?“

Aber als er ihr in die Augen sah, glaubte er, die Antwort zu kennen.

„Nichts Besonderes. Klar, es gibt viele Erinnerungen, die uns verbinden, aber –“

Sie legte ihre Hand auf seinen Bauch unter der Decke.

„Wenn ich bei dir bin, dann fühle ich mich lebendig.“

Er atmete tief ein und ein Gefühl, das sich wie Wärme anfühlte und er Zufriedenheit nennen würde, breitete sich in seinem Bauch aus.

In ihren Augen fegte genau diese Wärme alle Bedenken weg. So sah sie Sasuke nicht an.

Das Grün ihrer Iris blühte und strahlte, wie von der Sonne geküsste Blätter. Als säße er unter dem Baum auf dem Hügel an einem Sommertag.

Es war wie Sommer in ihren Augen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Levisto
2015-11-03T14:41:25+00:00 03.11.2015 15:41
Schönes Kappi und überhaupt tolle FF. Hab sie mir mal wieder im Ganzen zu Gemüte gezogen. Sais anfangs unbeschreibliche Gefühle, Sasuke, Sakura und ihre Arbeit...toll aufgebaut. Ich dachte kurz das wäre das letzte Kapitel. Um so erfreuter bin ich über das/die nächste/n :)
Levisto
Antwort von:  Jaelaki
23.12.2015 08:36
Danke dir! : )
Das war das letzte Kapitel. Es kommt anschließend nur noch ein Epilog (eben hochgeladen). Damit ist diese Geschichte jetzt komplett und abgeschlossen. ; )

Ich danke dir fürs Lesen und den lieben Kommentar! : )

LG
Jaelaki
Von:  Kathi221
2015-10-14T15:13:47+00:00 14.10.2015 17:13
Schade dass das letzte kap ist. Vielleicht schreibst du noch einen Epilog. Oder ein beziehungsouting?
Sais Satz zu sakura war klasse.
Oft sind es die kurzen und einfachsten wahrheiten, die einen etwas erkennen lassen was andere schon lange vorher erkannt haben.
Antwort von:  Jaelaki
23.12.2015 08:35
Hi, ja, wie angekündigt (Vorwort) hatte ich vor einen Epilog zu schreiben. Ich habe ihn gerade hochgeladen. : )

Danke dir fürs Lesen und den lieben Kommentar! : )

LG
Jaelaki
Von:  jyorie
2015-10-08T13:43:49+00:00 08.10.2015 15:43
⊂(◔‿◔)つ Hi,

den Satz von Sai, das nicht alles wie früher sein muss, um okay zu sein, fand ich auch extrem toll. Schließlich verändert sich ja alles irgendwie, und wenn man nur dem hinterher läuft was war, wird man nicht glücklich. Sakura scheint bei dem Satz ein Licht aufgegangen zu sein. Schön zu sehen wie es ihr geholfen hat wieder ein Gleichgewicht zu finden und weiter zu leben, ohne Sasuke weiter gefangen halten zu müssen. Vor allem aber schön, das aus Sai davon profitiert hat und Sakura endlich frei ist, ein neues Glück zu erkennen.

Liebe Grüße, Jyorie

Antwort von:  Jaelaki
23.12.2015 08:34
Hallöchen! : )

Ja, das stimmt! Das zu erkennen war für Sakura eben gar nicht so einfach. Und darum ging es ja in dieser Geschichte irgendwie. ; )

Danke dir fürs Lesen und die lieben Kommentare!

LG
Jaelaki
Von:  Kleines-Engelschen
2015-10-05T17:16:29+00:00 05.10.2015 19:16
ein tolles kapitel. ich bin hin und weg und freue mich das du weitergeschrieben hast :)

greetz
Antwort von:  Jaelaki
23.12.2015 08:33
Hallo! Vielen Dank! : )
Ich habe eben den Epilog hochgeladen. Damit ist diese Geschichte endgültig beendet. ; )

Danke fürs Lesen und Kommentieren!

LG
Jaelaki


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