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Die Freiheit zu weinen

Naruto x Sasuke
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich habe ewig und drei Tage an diesem Teil geschrieben. Einerseits weil ich ständig müde bin und kaum Zeit hatte, zu schreiben, andererseits war es schwer für mich. Vor allem, weil ich sehr lange überlegt habe, was ich eigentlich in naher Zukunft plane. Komplett anzeigen

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Unbekannt, ungeliebt

Sie saßen gemeinsam am Küchentisch, als es an der Tür klingelte. Es blieb auch nicht bei einem Mal, nachdem Naruto den ersten Versuch ignoriert hatte, im Glauben, es handele sich wieder mal um den Postboten, der versuchte, sich Zutritt zu den Briefkästen im Parterre zu verschaffen. Scheinbar wollte man tatsächlich zu ihm persönlich. Er war überrascht und Sasuke hörte, wie er murmelte, dass er niemanden erwartete.

Dennoch erhob er sich ein wenig träge und öffnete die Haustür im Ergeschoss, abwartend, ob es auch direkt danach bei ihm selbst klingeln würde.
 

Insgesamt dauerte es beinahe vier Minuten, bis ein durchdringendes Schnarren ertönte und Naruto misstrauisch die Wohnungstür einen Spalt weit aufzog. Draußen erkannte er zwei Personen. Auf der rechten Seite ein älterer, blonder Mann, der verlegen zwischen ihm und dem Namensschild hin und her blickte. Neben ihm stand ein junges Mädchen mit auffällig roten Haaren und einer Brille mit schwarzem Gestell, wie sie derzeit modern waren, das sich augenscheinlich in Narutos Alter befand, eventuell war sie auch ein wenig jünger. Ihre Miene erhellte sich, als sie Narutos Gesicht erblickte.

"Naruto", rief sie laut mit überschwänglicher Freude in der Stimme, beinahe so, als habe sie einen alten Bekannten nach langer Zeit gerade wiedergetroffen. Das Merkwürdige war jedoch, dass Naruto sie zuvor noch nie gesehen hatte. Spielte sein Gedächtnis ihm einen Streich? Oder kannte er die junge Frau tatsächlich nicht? Aber wenn er sie nicht kannte - woher kannte sie ihn dann bitte?
 

Verblüfft trat er einen Schritt zurück und sah tatenlos zu, wie das Mädchen die Tür weit öffnete und an ihm vorbei einfach so ins Innere der Wohnung spazierte.

Naruto brauchte eine Sekunden, um sich zu fassen, bevor er ihr hinterhereilte und sie entschlossen am rechten Oberarm packte. Mit fragendem Gesicht drehte sie sich zu ihm um.

"Wer bist du und was willst du hier?", brachte er mit fester Stimme hervor und machte aus seiner mangelnden Begeisterung keinen Hehl.

"Also Naruto", tadelte sie ihn und verzog ihre Lippen zu einem breiten Lächeln, "freust du dich denn gar nicht, deine Schwester zu treffen?"

Nun verstand der Angesprochene gar nichts mehr. Schwester hatte sie gesagt. Nur hatte er keine Schwester. Hatte man ihn für die versteckte Kamera ausgewählt oder was genau spielte sich hier ab?
 

Sasuke, der die Stimmen im Flur vernommen hatte, tauchte nun im Türrahmen auf und blickte mit einer Mischung aus Interesse und vorgeschobener Gleichgültigkeit zwischen den beiden hin und her. Er hatte Bruchstücke des Gespräches gehört und konnte sich bis jetzt keinen Reim daraus machen, worum es hier nun eigentlich ging.

Auch die junge Frau nahm Sasuke nun wahr und ihre Augen weiteten sich erstaunt.

"Ist das dein fester Freund oder ein One-Night-Stand?", erkundigte sie sich aufgeregt, die skeptischen Blicke, die ihr sofort zugeworfen wurden, geflissentlich ignorierend.

"Bitte?!", würgte Naruto hervor.
 

In der Zwischenzeit hatte auch der bisweilen stille Begleiter des Mädchens es geschafft, über die Türschwelle hinein in den Flur zu treten. Als er die Tür hinter sich zuzog, zuckten alle Beteiligten überrascht zusammen. Die Anwesenheit des älteren Mannes hatten sie ganz vergessen.

Dieser räusperte sich nun jedoch vernehmlich und zog somit die Aufmerksamkeit vollkommen auf sich.

"Es tut mir Leid, Naruto, das sollte eigentlich etwas anders verlaufen. Aber Karin hat ein Talent, mit der Tür ins Haus zu fallen", erklärte er etwas schüchtern und machte eine hilflose Geste in Richtung der jungen Frau, die sich nun aus Narutos Griff befreite und sich neben den Mann stellte.

"Ich kenne weder Sie noch dieses Mädchen. Was wollen Sie von mir?", erkundigte sich Naruto förmlich, jedoch mit einem bedrohlichen Unterton in der Stimme, um zu verdeutlichen, was er von diesem Überfall hier hielt.

"Wollen wir uns nicht zuerst setzen?", entgegnete der Mann, anstatt die Frage zu beantworten und erntete somit nur ein wütendes Schnauben von Seiten Narutos. Er wollte keine dreisten Unbekannten hereinbitten, um nett mit ihnen zu plaudern. Entweder sie wurden nun deutlich oder er würde sie hochkant wieder hinauswerfen.
 

"Gut", sagte der ältere Mann verlegen und räusperte sich erneut, vielleicht um sich ein wenig Zeit für die Worte zu verschaffen, die nun folgen würden, "wo soll ich anfangen? Am besten ich stelle uns erst einmal vor. Mein Name ist Minato Namikaze und das hier ist meine Tochter, Karin."

Der Name ließ Naruto nachdenklich sein Gesicht verziehen. Er hatte ihn schon einmal gelesen. Vor kurzem erst. Als es ihm wieder einfiel, blickte er Minato entgeistert an.

"Scheinbar hast du schon einmal von mir gehört", fuhr er fort und ein trauriges Lächeln legte sich auf Minatos Lippen, "das alles hätte nicht so verlaufen sollen. Es tut mir wirklich Leid, ich kann gar nicht sagen wie sehr."

Naruto nickte langsam und forderte alle Anwesenden mit einer stummen Geste auf, sich nun doch ins Wohnzimmer zu begeben, um das Gespräch fortzusetzen. Zwar war er aufgewühlt, doch mit einer fast schon seltsamen, inneren Ruhe hatte Naruto in den letzten Sekunden beschlossen, sich das ganze erst einmal anzuhören.
 

Wenn Sasuke sich im Nachhinein an diesen Tag zurückerinnerte, fiel es ihm immer schwer, Narutos damaliges Handeln nachzuvollziehen. Einerseits konnte er sich nicht vorstellen, dass plötzlich zwei vollkommen Unbekannte vor ihm standen, um sich als enge Familienangehörige auszugeben, andererseits erahnte er durchaus, dass er dem mit vollkommener Ablehnung entgegengetreten wäre. Vermutlich hätte Sasuke nicht einmal die Tür geöffnet.

Dennoch verstand er auch ein wenig, dass Naruto so erstaunt war bei dieser Begegnung, dass er dem nicht viel entgegenzusetzen hatte.

Sasuke stellte sich vor, wie er reagiert hätte, wenn seine Mutter eines Tages mit Itachi vor ihm gestanden und ihm eröffnete, dass er von nun an einen Bruder hatte. Einfach so. Aller Wahrscheinlichkeit hätte er sich einfach umgedreht und die Szene verlassen. Die einfachste Lösung.

Elf Jahre war er alt gewesen, als seine Mutter ihm verkündete, dass er bald ein Geschwisterchen bekommen würde. Anstatt mit Freude zu reagieren, war Sasuke wütend gewesen und hatte seiner Mutter Vorwürfe gemacht. Er wollte keine Geschwister. Erst recht kein Baby, das den halben Tag lang schrie und die volle Aufmerksamkeit seiner Eltern beanspruchte.

Eine ähnliche Grundhaltung hatte er bis zum heutigen Tage bewahrt. Nicht, dass er eine Abneigung gegenüber Itachi hegte. Aber er verspürte auch keinen Stolz oder irgendeine, tiefere Zuneigung. Itachi lebte. Sasuke konnte damit leben.

Umso mehr beeindruckte ihn Naruto in diesem Moment.
 

Das Geschehen ging zu schnell an Naruto vorbei, als dass er es hätte verarbeiten können. Da saßen zwei Fremde auf seinem Sofa und tranken Mineralwasser. Das Mädchen, das ihn als Bruder bezeichnet hatte, der Mann, dessen Namen er von den Briefen her kannte, die er an seine Mutter, Kushina, geschrieben hatte. Neben ihnen hatte Sasuke Platz genommen, der mit der üblichen, ausdruckslosen Miene an seinem halbgefüllten Glas nippte und einen gewissen Sicherheitsabstand zu Karin wahrte, die ihn mit unverhohlener Neugier von der Seite musterte. Kein angenehmes Gefühl.
 

Es war schließlich Minato, der das Wort ergriff und mit leiser, stockender Stimme seine Geschichte vor den Anwesenden ausbreitete. Vor allem natürlich vor Naruto, da Karin sie bereits - zumindest in den groben Zügen - kannte und man Sasuke bisweilen nicht beachtete. Er hatte lediglich das Glück - oder auch Pech, dass er anwesend war, als Minato ihnen berichtete, wie man sein Leben nach Möglichkeit nicht verbringen sollte.

An sich konnte man ohne Scheu behaupten, dass Minato nicht gerade ein glückliches Händchen hatte, wenn es um Frauen ging. Nicht nur, dass sie ihn sitzen gelassen hatten, man hatte ihn zusätzlich auch noch mit Missachtung gestraft. Warum sich die Dinge so entwickelt hatten, konnte man jedoch nur vermuten. Naruto kam später der Gedanke, es könne damit zusammenhängen, dass Minato nicht wirklich in der Lage war, den Frauen die Wertschätzung und Bedeutung zu vermitteln, die sie sich von ihm wünschten. Er war ein wenig schwach, ein wenig zu nett, ein wenig zu normal.

Zudem fehlte es ihm an Fingerspitzengefühl und alles in allem konnte Naruto durchaus verstehen, dass seine Mutter sich von ihm sang- und klanglos verabschiedete. Er war kein Mann fürs Leben.
 

Kushina und Minato hatten sich in Zeiten des Aufbruchs und der schleichenden Emanzipation kennen gelernt. Sie hatten gemeinsam geträumt, bis zumindest Kushina begriff, dass sie keine gemeinsame Zukunft haben würden. Mit vierundzwanzig bindet man sich nicht fürs Leben, so empfand sie es, erst recht nicht an einen verträumten Jungen von nebenan, dem gegenüber sie keine aufrichtige Liebe oder Zuneigung verspürte. Es war in Ordnung gewesen.

"In Ordnung", hatte Minato gesagt, überzeugt davon, Kushina authentisch zu zitieren.

Danach hatte er seine Wunden geleckt, sein Studium beendet und war Journalist geworden. Es hatte ihn irgendwie gereizt. Vermutlich brachte Minato seinem Beruf auch eine gewisse Leidenschaft und Überzeugung entgegen, schließlich nahm er den Großteil seines Lebens ein. Bis heute.

Drei Jahre nach dieser Geschichte lernte er Karins Mutter kennen. Eine dieser beruflich erfolgreichen Frauen, die es sich zum Ziel gemacht hatten, den Männern dieser Welt zu zeigen, dass sie mehr erreichen konnten. Egal, wie hart sie dafür arbeiten mussten. Tatsächlich führte sie ein Jetset-Leben fernab von Sesshaftigkeit und dem heimischen Herd. Naruto glaubte, dass sich Kushina mit ihr wunderbar verstanden hätte, verkörperte sie doch genau das Leben, das sie sich selbst wünschte.

Karin merkte an, dass sie ihre Mutter vielleicht ein- oder zweimal im Jahr traf und sie ab und zu telefonierten. Einen enttäuschten Eindruck machte sie nicht.

'Was man nicht kennt, vermisst man nicht', dachte Sasuke.

Die kurze Liaison hatte Karin hervorgebracht und es war nur selbstverständlich, dass sich Minato ihrer annahm. Protestiert hatte er nicht, schließlich musste man sich der Verantwortung stellen und es war kaum vorstellbar, dass sie sich selbst um Karin gekümmert hätte. Stumm pflichteten ihm seine Zuhörer bei.

Nach dieser Geschichte nahm Minatos Leben geruhsame Formen an und die hatte es bis heute auch beibehalten.
 

Jedenfalls, bis er den Anruf von Kushina erhielt und erfuhr, dass er nicht nur einen zwanzigjährigen Sohn hatte, sondern, dass es auch ihrer Meinung nach an der Zeit war, dass sich Minato mit ihm auseinandersetzte. Keine leichte Kost.

"Ich habe ihm nicht viel erzählt", erklärte Kushina ihm, "aber ich finde, du solltest ihn kennenlernen. Es wird wichtig für ihn sein."

Woher sie diese Annahme nahm, erläuterte sie nicht. Vielleicht eine Floskel oder eine schnöde Vermutung. Minato wusste das nicht recht einzuschätzen, aber er zögerte nicht, als er kurze Zeit später an Karins Zimmertür klopfte und ihr in den drauffolgenden Minuten alles erzählte, was er bisweilen über seinen 'verlorenen' Sohn in Erfahrung gebracht hatte. Karin war sofort Feuer und Flamme gewesen. Ein älterer Bruder? Warum nicht. Zumal solche Vorkommnisse sich sonst nur in den Trivialromanen fanden, die sie eimerweise verschlang.

"Lass uns ihn gleich morgen besuchen - oder übermorgen", hatte sie gerufen und sich bei Minato nach der Adresse erkundigt.
 

Nun saßen sie sich gegenüber und nachdem Minatos Geschichte endete, begann er, Naruto Fragen zu stellen. Übers Leben, übers Studium, über seine Familie. Naruto beantwortete sie beinahe schon mechanisch. Als wäre er nicht so ganz da. Womöglich fühlte er sich auch so, wie ein Zuschauer, der die Hauptrolle in einem unwirklichen Film eingenommen hatte, ganz spontan.

"Jetzt hör doch auf mit den öden Fragen", warf Karin plötzlich ein und setzte einen schmollenden Gesichtsausdruck auf, "es gibt doch viel spannendere Dinge."

"Die wären?", erkundigte sich Minato verwundert.

"Ich wüsste zum Beispiel gerne", fuhr Karin laustark fort, "wer dieser Typ da neben mir ist. Ist das nun ein Freund oder 'dein' Freund oder mein nächster unbekannter Bruder?"

Vernehmlich räusperte sich Naruto, während Sasuke Karin einen ungläubigen Blick zuwarf. Narutos Freund? War es normal, dass die plötzliche Schwester solche Vermutungen anstellte?

"Nicht so ganz", erwiderte Naruto zögerlich, "Sasuke ist--"

"Niemand", ergänzte ihn Sasuke, der bisweilen geschwiegen hatte und erntete die zweifelnden Blicke aller Anwesenden.

"Aber du bist doch hier?!", fragte ihn Karin mit nachdenklicher Miene.

"Ist doch vollkommen egal", warf Naruto verärgert ein, "können wir das Gespräch jetzt nun bitte beenden?"

"Aber--", versuchte es Karin erneut, um dieses Mal von ihrem Vater unterbrochen zu werden.

"Wir verstehen das", sagte Minato schlicht und legte eine schlicht bedruckte Visitenkarte auf den Tisch, "wenn du dich bei uns melden möchtest - wir würden uns freuen."
 

Eine undefinierbare Stille breitete sich in der Wohnung aus, nachdem Minato und Karin gegangen waren. Abgesehen von dem taktlosen Nachbar, der durchaus begierig schien, irgendwelche Löcher in die Zimmerwand zu bohren.

Naruto hatte seine Arme ausgebreitet und lehnte sich kraftlos gegen die Sofalehne mit seinem Rücken. Es überforderte ihn. Einen Augenblick lang dachte er daran, seine Mutter anzurufen, dann verwarf er diese Überlegung jedoch zugleich wieder. Er hatte nicht die nötige Kraft, sich jetzt mit ihr auseinanderzusetzen. Zudem er auch noch nicht so recht wusste, ob diese ganze Geschichte nicht ihrem ohnehin abgekühlten Verhältnis nicht nur noch weitere Risse hinzufügte. Unheilbare Narben.
 

Sasuke schwieg ebenso. Einerseits, weil er es nicht anders gewohnt war, andererseits fiel es ihm schwer, einen Ansatz zu finden. Was sollte er sagen? Wollte er überhaupt etwas sagen? Er verstand, dass Naruto vermutlich verwirrt und überfordert war mit dem, was zuletzt geschehen war, doch nachvollziehen konnte er es nicht. Seine Familie war in der Hinsicht nicht allzu aufregend. Im Gegenteil, bei ihm war alles bisher immer recht konservativ verlaufen. Nicht, dass seine Eltern wirklich prüde oder altbacken wären, aber wenn er sein Familienleben mit dem von Naruto oder auch Sakura verglich, fühlte er sich ziemlich 'gewöhnlich'.
 

"Bist du eigentlich hetero?"

Die Frage war unüberhörbar, Naruto hatte sich sichtlich bemüht, das nervtötende Geräusch des Bohrers zu übertönen.

"Warum?", erkundigte sich Sasuke schlicht und warf ihm einen undefinierbaren Blick zu. Er verstand weder, woher diese Frage plötzlich kam, noch warum sie überhaupt gestellt wurde.

"Weiß nicht, fragte ich mich gerade", erklärte er lapidar und setzte sich ein wenig auf, "du musst es natürlich nicht beantworten, aber ich weiß nicht, worüber man sonst reden könnte."

Natürlich glaubte ihm Sasuke nicht. Es gab wohl kaum jemanden, der aus Langweile oder Einfallslosigkeit heraus sich nach der sexuellen Orientierung von anderen erkundigte. In der Regel gab es einen Grund, einen Auslöser. Oder eine Intention. Letzteres ließ ihn fast schon zusammen zucken.

"Keine Ahnung."

"Wie keine Ahnung?", hakte Naruto verblüfft nach - mit dieser Reaktion hatte er nicht gerechnet.

"Ich habe nie darüber nachgedacht", erwiderte Sasuke.

"Denkt man nicht über so etwas nach?", überlegte der andere laut, "Oder weiß man es nicht zumindest einfach so?"

"Keine Ahnung, was andere wissen", antwortete Sasuke ein wenig mechanisch, "mich hat die Antwort nie interessiert. Ich meine, es ist irrelevant."

"Das klingt als wärst du asexuell", amüsierte sich Naruto, um kurz darauf wieder eine ernsthafte Miene aufzusetzen, "ich meine, nicht, dass ich was dagegen habe."

"Das wiederum bezweifle ich", stellte Sasuke schlicht fest und überließ es Narutos Fantasie, diese Aussage näher zu interpretieren. Er selbst hatte kein Verlangen danach, sie näher zu erläutern. Jedoch war er an sich davon überzeugt, dass er Sexualität an sich nicht abgeneigt war, wenn er auch nicht genau zu bestimmen wusste, ob er nun Frauen. Männer oder Toastbrotscheiben attraktiv fand. Womöglich hing das von der Person ab - oder dem Objekt.
 

"War deine erste Liebe ein Mädchen?"

Durchaus. Aber auch diese Feststellung bewegte Sasuke nicht dazu, sich festzulegen. Vielleicht handelte es sich ja um einen Zufall oder es war nicht von Bedeutung.

"Die Geschichte ist die Erzählung nicht wert", sagte er schließlich leise und Naruto verzichtete darauf, näher darauf einzugehen.

"Weißt du", begann er nach einer Weile, da ihm die Stille fast schon bedrohlich erschien, "ich bin bi. Aber ich glaube an sich bevorzuge ich Männer. Keine Ahnung, die meisten Frauen sind mir von der Person her zu fremd oder zu anstrengend."

Im Grunde hätte er auch sagen können, dass ihm die Welt der Männer bisher flüchtiger und ungezwungener erschienen war. Weniger Träumereien, weniger Pflichten, mehr Beschränkung aufs Wesentliche. Natürlich gab es auch Frauen, die es genauso oder zumindest ähnlich sahen wir er, jedoch hatte er mit Männern bessere Erfahrungen gemacht und eventuell entsprachen sie auch eher seinen anderen Präferenzen.
 

Ein sinnloses Gespräch ohne Zukunft. Sasukes Blick war zur Zimmerdecke gerichtet, ruhte, dachte nach. Warum führten sie diese Unterhaltung wirklich?

Er registrierte, dass Naruto ihn offensichtlich anstarrte und erwiderte die Geste. Ein stummer Austausch. Unsicherheit. Sasuke zögerte, die Situation behagte ihm nicht. Irgendetwas beunruhigte ihn, doch es war ihm unmöglich, es näher zu definieren.
 

Naruto hatte es wiederum erkannt und war dieser Erkenntnis auch keineswegs abgeneigt. Nicht wirklich zumindest. Nicht in diesem Rausch von Bedeutungslosigkeit, Melancholie und unterschwelliger Euphorie. Aufregung. Unerträgliche Anspannung.
 

"Sasuke", sagte er langsam, fast schleppend, als würde ihm die Zunge am Gaumen kleben.

Naruto erntete nur wortlose Blicke, die ihm jedoch eine Emotion offenbarten, auf die er gewartet hatte.

Neugierde.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Zudem habe ich in den letzten Wochen sehr viele englische FFs gelesen. Nachdenkliche, lustige, traurige, faszinierende. Eine hat sich z.B. mit Naruto und Sasuke in einer weltoffenen Stadt beschäftigt, in der sie mit Politik, Demokratie, Gay Pride, Kinderarbeit etc konfrontiert werden. Wirklich interessant, wenn man sich dazu den Manga anschaut und darüber nachdenkt, inwieweit die Gesellschaft da eigentlich mit unseren Maßstäben vereinzubaren ist.
Auch habe ich viel MPreg gelesen. Ich bin kein ausgewiesener Fan davon, aber es gibt schon interessante bis schaurige Ansätze zu dem Thema. Wie auch immer, die Idee einer "IC"-Geschichte besteht noch immer in meinem Kopf. Ich tue mich nur ziemlich schwer mit dem Anfang und damit, Narutos oder Sasukes Beweggründe darzulegen, bestimmte Situationen herbeizuführen... oder so. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  solty004
2014-08-26T08:34:00+00:00 26.08.2014 10:34
Hey,
War wieder ein super Kapitel.

Bin schon gespannt wie es weiter geht mit, Neugier halt durch bis zum nächsten Kapitel.
Freu mich schon auf das nächste Kapitel von dir für mein Kopf Kino.

LG Solty

Von:  SasuLaw25
2014-08-24T21:17:41+00:00 24.08.2014 23:17
Ich fand es wiedermal Klasse und musste an manchen stellen lachen
freue mich auf deine weiternenKapitel
LG

Von:  Nakazato-sama
2014-08-23T17:35:44+00:00 23.08.2014 19:35
wieder einmal toll.
Ich fürchte so langsam weiß ich gar nicht mehr, wie ich deine FF hochleben lassen soll.

Die zwei Personen vor Narutos Tür... bei Karin war ich mir sofort sicher, aber vom Manga besetzt konnte ich nicht erkennen, wer das sein sollte, bis sich Karin als Narutos Schwester outete. Ein schöner Moment, weil ich mich danach ärgerte es nicht gewusst zu haben. Karins Charakter gefällt mir, sie erinnert mich an den Naruto aus jungen Jahren im Manga: Quirlig, aufgedreht, kein Blatt vor dem Mund.

Ach ja, und so langsam ziehen sich die Schnüre um Naruto und Sasuke zusammen. Diese Spannung ist echt nicht weiter auszuhalten, was witzig ist, wenn man zu wissen scheint, wie es endet.
Lass dich von mir nicht irritieren und schreib weiter, wie du denkst. Du weißt: Ich lese es auf jeden Fall!

Ich freue mich auf das nächste Kapitel seeeehr
--- Viele Grüße
Antwort von:  Xylune
25.08.2014 05:08
Ich kenne dieses Gefühl vom Lesen, wobei man auch ab und beim Schreiben aufgeregt ist. Wie es wohl weitergeht? Vielleicht von beidem etwas - dem Erwarteten und dem vielleicht... anderem? :p


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