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Ozapft is!

von

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Freind

Er schritt schleichend durch den dunklen Wald, sein Haupt erhoben, und zeigte sich stolz als der König der Tiere – sein Ziel klar vor Augen.

Vor ihm lichteten sich die Bäume und öffneten sich zu einer Lichtung, auf der Butterblumen einen dichten Teppich bildeten, deren Blüten seine Flanken streichelten, als er sich seinen Weg zum Herzen der Lichtung bahnte.
 

Dort sah er in Mitten der gelben Pracht ein junges rothaariges Mädchen sitzen, sie wirkte sehr verzweifelt und erschöpft. Ihr magerer Körper war nur unzureichend von einem zerschlissenen Leinenhemd und einer löchrigen braunen Baumwollhose, bedeckt. Heiße Tränen ließen einzelne Strähnen ihres zerzausten Haares an ihrem Gesicht kleben. Hier und da entdeckte er kleine Zweige und Blätter.
 

Sie blickte auf und fiel vor Schreck nach hinten. „Achgodderla!“
 

Einen Moment lang sahen sich Beide verdutzt an.

Da war etwas. Tief in sich fühlte das junge Bayern ein seltsam warmes Gefühl. Sie hatte keine Angst vor der Großkatze. Noch kam ihr die Frage in den Sinn, wie ein Löwe ausgerechnet in ihre Wälder kam.
 

Dann, ganz langsam, stand das Mädchen auf, machte einen unsicheren Schritt nach vorne und stürze sich, nach einigen weiteren Sekunden, auf den jungen Löwen. Ihre dünnen Arme umschlangen den kräftigen Hals des Tieres.
 

Schluchzend vergrub sie ihr Gesicht ihn seiner noch mageren Mähne. Zärtlich rieb er seine Wange an ihrem Kopf. Das tiefe Brummen, das ihren zarten Körper, wie eine Stimmgabel vibrieren ließ, und tief aus seinem Brustkorb zu kommen schien, umhüllte sie wie eine warme Decke und linderte den Schmerz, den der Verlust ihres Bruders hinterlassen hatte. Er konnte ihn ihr nicht gänzlich nehmen, konnte ihr das verlorene nicht wiedergeben.

Er konnte nur bei ihr sein, sie trösten so gut es ihm möglich war.
 

Ihre Verbindung war noch zu neu, zu zerbrechlich und das Mädchen vor ihm noch zu jung und zu verletzt, als dass sie begreifen würde was diese andere Presenz zu bedeuten hatte.
 

Im Augenblick würde er sich darauf beschränken ihr Trost zu spenden. Schließlich hatten sie noch Jahrhunderte Zeit sich besser kennenzulernen.



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