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Das Erbe des Jesse Wyatt

von

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Jesse und Seth

Jesse war überrascht als Seth plötzlich im Restaurant auftauchte, um ihn zu besuchen. Mit vielem hätte er ja gerechnet, aber mit ihm nicht so wirklich. Nach dem gestrigen Vorfall sah der 15-jährige auch deutlich besser aus und wirkte auch nicht mehr so blass und kränklich. Lediglich der verstauchte Arm und die Spuren im Gesicht und am Hals erinnerten an den Unfall. Ansonsten strahlte er übers ganze Gesicht und begrüßte ihn gut gelaunt. „Hi Jesse. Ich dachte mal, ich komm dich hier besuchen. Mein Bruder ist ja mit Charity unterwegs und ich hoffe, ich komm nicht ungelegen.“ Der Junge war nicht mehr wiederzuerkennen. Hatte er gestern noch einen introvertierten und etwas abwesenden Eindruck gemacht, wirkte er wie ausgewechselt. Vielleicht lag es auch daran, weil er wegen dem Unfall noch unter Schock gestanden und mit seiner Amnesie zu kämpfen hatte. „Nein, überhaupt nicht. Wie bist du überhaupt hergekommen?“

„Ain hat mich hier abgesetzt. Ich möchte mich übrigens für das gestrige Verhalten meines Bruders entschuldigen. Er hat nur so eine Freude daran, andere zu ärgern, oder in Verlegenheit zu bringen.“

„Ach, ist schon gut.“ Da Jesse sowieso Feierabend hatte, traf es sich eigentlich ganz gut. Zumindest war er den Tag nicht so ganz alleine, denn Grace traf sich heute mit ihrem Lesezirkel und Charity war ja sowieso nicht zuhause. Zwar hatte er kein Problem damit, alleine zu sein, denn er fand immer eine gute Beschäftigung. Aber seit er gemerkt hatte, dass sein siebter Sinn irgendwie verrückt spielte, war er ziemlich nachdenklich und auch ein klein wenig trübsinnig geworden. Und auf so etwas hatte er im Moment überhaupt keine Lust. Außerdem konnte er dann wenigstens die Zeit sinnvoll nutzen und Seth etwas näher kennen lernen. Und wer weiß, vielleicht konnte er sich dann langsam wieder erinnern. Immerhin war das ja auch der Grund, warum sie sich treffen sollten. „Hast du Lust, irgendwo hinzugehen?“ Er sah sofort, dass Seth schon insgeheim einen Wunsch hatte, nur schien es ihm ein wenig peinlich zu sein, es auch auszusprechen. Etwas verlegen kratzte er sich hinterm Ohr und gestand dann „Ich wollte schon immer mal gerne in einen Zoo gehen, aber… nein, vergiss es besser.“

„Warum? Ist doch nichts dabei“, erklärte Jesse mit einem gleichgültigen Schulterzucken. „Wenn du dort hingehen willst, dann machen wir das. Einziger Haken ist nur, dass ich kein Auto und keinen Führerschein habe. Wir müssten also mit dem Bus fahren. Ich hoffe, das ist okay so.“ Seth war schon ziemlich verwundert, dass Jesse sich einfach so einverstanden erklärte, ohne etwas in die Richtung zu sagen, dass seine Idee ziemlich kindisch war. Natürlich war dieser im ersten Moment etwas erstaunt gewesen, dass sich der Junge so etwas wünschte, immerhin war er bereits 15 Jahre alt. Aber wenn er das bedachte, was er von Ain erfahren hatte, konnte er es schon verstehen. Seth war ja von seinen Eltern immer eingesperrt worden und war deshalb nie in einem Zoo gewesen. Ganz anders als er, denn als Kind war er natürlich schon dort gewesen. In dem Moment musste er sich an damals erinnern, als er mit seinem Vater dorthin gegangen war. Wie alt war er da noch mal gewesen? Wahrscheinlich acht oder neun Jahre. Er war ziemlich traurig gewesen, weil es keine Dinosaurier im Zoo gab und als sein Vater ihm erklärte, dass es keine Dinosaurier mehr gebe, hatte er ganz schön heftig geweint. Wie naiv er doch damals als Kind gewesen war. Er hatte ziemlich viel Zeit mit seinem Vater verbracht und auch wirklich an ihm gehangen. Damals war er eindeutig ein Vaterkind gewesen. Luca hingegen hatte immer an seiner Mutter gehangen. Nachdem sein Vater verschwand, war Jesse nie wieder im Zoo gewesen. Doch, ein Mal war er noch dort gewesen, nämlich mit Luca. Das war an seinem fünften Geburtstag, kurz vor seinem Tod. Luca… heute wäre er genauso alt wie Seth. Aber rein äußerlich hätten die beiden nichts miteinander gemeinsam. Luca hatte dunkelbraunes Haar und genauso dunkle Augen. Das dunkle Haar hatten sie beide eindeutig vom Großvater, denn ihre Eltern waren beide blond gewesen. Aber an seinen Vater selbst konnte sich Jesse überhaupt nicht mehr erinnern. Er wusste nicht mehr, wie er ausgesehen hatte, wie sein Name lautete und was für ein Mensch er war. Zumindest konnte er sich daran erinnern, dass er seinen Vater sehr geliebt hatte. Inzwischen empfand er nur noch Hass für ihn, weil er seine Familie einfach im Stich gelassen hatte. Da Seth seinen verstauchten Arm kaum bewegen, geschweige denn belasten konnte, schob Jesse ihn im Rollstuhl vor sich her. Draußen war das Wetter wirklich herrlich. Die Sonne schien, es war angenehm warm und eine eingehende SMS von Charity verriet ihm, dass Ain sie gerade durch sämtliche Boutiquen schleifte und ihr gerade ein Kleid andrehen wollte. So süß, wie sie das schrieb, konnte er sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Ain und Charity scheinen jedenfalls Spaß zu haben, so wie ich das lese.“

„Kein Wunder. Ain ist genauso ein Sonnenschein wie sie. So wie ich ihn kenne, wird er sie erst mal komplett neu einkleiden. Ob sie nun will oder nicht.“

„Du scheinst dich ja wieder gut erinnern zu können.“

„Naja, noch nicht an alles. Aber zumindest an einiges, dank meines Notizbuches und meiner Gabe. Aber leider weiß ich immer noch nicht, wer Luca getötet hat und was aus deinem Vater geworden ist.“ Seth beschäftigte die Tatsache offensichtlich sehr, dass er Jesse nicht so helfen konnte, wie er es gerne wollte. Zwar war Jesse in einigen Dingen nicht gerade der Blitzmerker, aber ihm war nicht entgangen, dass Seth sich irgendwie auf ihn fixiert hatte. Wie ein kleiner Junge, der sich an seinen großen Bruder hängt, den er so bewundert. Es mochte auch daran liegen, dass er sich das bloß einbildete, weil er immer vor Augen hatte, dass Luca jetzt genauso alt wäre wie Seth. Sie erreichten schließlich die Bushaltestelle, mussten aber noch etwas warten. Jesse zögerte erst, dann fragte er schließlich „Sag mal Seth, kann es vielleicht sein, dass einer von euch beiden vor acht Monaten im Krankenhaus war?“ Hier musste der 15-jährige überlegen und schloss die Augen, während er versuchte, sich zu erinnern. „Kannst du mir vielleicht etwas auf die Sprünge helfen?“ „Klar. Ich lag mit drei Schussverletzungen im OP-Saal und hatte einen Herzstillstand. Sie hatten meine Blutgruppe nicht mehr und wenn nicht so ein anonymer Spender mit der gleichen Blutgruppe gewesen wäre, dann wäre ich gestorben.“ Seth dachte noch angestrengter nach, dann hatte er nach einer Weile endlich seine Antwort. „Ja, da war was. Ich hatte gewusst, dass da jemand im Sterben liegt und er meine Blutgruppe braucht. Deshalb bin ich mit Ain ins Krankenhaus gegangen, aber ich wusste nicht, dass du das warst. Wirklich schon ein lustiger Zufall, nicht wahr?“ Ja, das war schon ein merkwürdiger Zufall, dachte Jesse und musste sich wieder an seinen Traum erinnern, den er während seiner Bewusstlosigkeit gehabt hatte. Der Fährmann, der genauso wie Seth aussah, hatte ihm in seinem Traum das Leben gerettet, als Mr. Deadman ihn holen wollte. Und Seth rette ihm in der Wirklichkeit das Leben, indem er ihm Blut spendete, obwohl er noch nicht einmal wusste, wen er da rettete. Jesse legte ihm eine Hand auf die Schulter und mit einem fragenden und auch ein wenig kindlichen Blick schaute Seth zu ihm auf. „Danke Seth“, sagte Jesse seine Augen ruhten auf denen des 15-jährigen, die genauso ein schönes Grün hatten wie seine. „Vielen Dank, dass du mir das Leben gerettet hast.“

„Kein großes Ding. Immer wieder gerne.“ Und sein herzliches Lächeln war so ehrlich und sogleich so unschuldig, als wäre er in diesem Moment tatsächlich noch ein Kind, dessen Herz noch gänzlich ungetrübt war. Seth erinnerte sich nicht an die furchtbare Zeit in seinem Elternhaus und wenn er es täte, würde dieses Lächeln wohl für immer verschwinden. Schließlich kam der Bus endlich und als sie nach einer knapp viertelstündigen Fahrt den Zoo erreicht hatten, da blühte Seth richtig auf. Er freute sich wie ein Kind am Weihnachtsabend und wenn er gekonnt hätte, wäre er einfach aufgesprungen und losgerannt. So aber ließ er sich von Jesse schieben und „betrat“ nun zum ersten Mal einen Zoo. Während er aus dem Staunen nicht mehr rauskam, dachte Jesse wieder nach. Die Erinnerung an damals, als er mit seinem kleinen Bruder hier gewesen war, wurde wieder so klar und intensiv. Er sah vor seinem geistigen Auge, wie Luca in Richtung des Elefantengeheges rannte und ihn aufgeregt zu sich heranwinkte, während er immer wieder „Jess! Jess!“ rief. Luca hatte immer Schwierigkeiten gehabt, seinen Namen auszusprechen. Meist sagte er dann „Jäsi“ oder ganz einfach „Jess“. Er war immer einfach so losgerannt, sodass Jesse ihn beinahe verloren hätte, wenn er ihn dank seines siebten Sinns nicht wieder gefunden hätte. „Du warst schon mal hier gewesen, nicht wahr? Mit deinem Vater und dann mit deinem Bruder.“

„Ja, das ist aber auch schon ziemlich lange her. Als ich mit Dad hier war, puh… das war vor 14 Jahren gewesen. Und vier Jahre später bin ich mit meinem Bruder hier gewesen, das war an seinem fünften Geburtstag.“

„Wann hatte dein Bruder Geburtstag?“

„Am 26. Juli.“

„Hey, da hab ich auch Geburtstag.“ Gleiches Alter, gleicher Geburtstag. Wahrscheinlich war Jesse ja deswegen ein bisschen neben der Spur. Und außerdem hatte Seth genauso wie er einen besonderen siebten Sinn und sogar dieselbe Blutgruppe. Das war ja schon fast unheimlich. Schließlich erreichten sie nach einer Weile das Tigergehege und aus seiner Tasche, die er bei sich hatte, holte Seth einen Skizzenblock und einen Bleistift hervor. „Du malst?“ fragte Jesse und stolz nickte der 15-jährige. „Ja. Ich glaube, ich habe schon immer gerne gemalt. Ain hat mir sogar eine komplette Ausstattung besorgt, damit ich so viel malen kann, wie ich will.“

„Die Bilder, die da alle im Haus hingen… waren die auch von dir?“ Seth nickte und begann sich auf seine Arbeit zu konzentrieren. Jede Bewegung mit dem Stift war gezielt und perfekt, binnen kürzester Zeit hatte er eine grobe Skizze vom Tiger gemalt und arbeitete schließlich die Feinheiten aus. „Ähnlich wie die Notizen können meine Bilder auch diese Geistesblitze bei mir auslösen. Deshalb versuche ich alle schönen Erlebnisse irgendwie festzuhalten, damit ich sie niemals vergesse. Hier, das wollte ich dir übrigens auch zeigen.“ Seth unterbrach kurz seine Arbeit und holte eine andere Zeichnung aus einer Mappe hervor und reichte sie Jesse. Dargestellt waren eine einsame Landschaft und ein junger Mann in einem zerschlissenen schwarzen langen Mantel und einer Kapuze. Auf seinem Rücken trug er einen Wanderrucksack und bei sich hatte er einen Wolf. Zuerst glaubte er nicht richtig zu sehen, als er den Mann als sich selbst wiedererkannte. Ja, er sah ihm wie aus dem Gesicht geschnitten aus. Aber was hatte das alles zu bedeuten und wieso hatte Seth ihn so gezeichnet? Er sah auf das Datum und erkannte, dass es vor zwei Jahren gemalt wurde. Da war Seth doch bei seinen Eltern zuhause eingesperrt gewesen. Seth bemerkte Jesses Verwirrung und erklärte „Ich habe nachts manchmal ganz seltsame Träume. In denen folge ich einem namenlosen Wanderer, der immer mit einem Wolf unterwegs ist, der ihn begleitet. Der Wanderer hat keinen Namen und er spricht auch nie, er wird von niemandem außer mir wirklich wahrgenommen. Ich versuche immer ihn einzuholen und mit ihm zu sprechen, aber ich bin nicht schnell genug. Alles, was ich über ihn weiß ist, dass er rastlos wandert, weil er nach etwas sucht. Aber er sagt mir nie, was er sucht. Wenn ich ihm folge, sehe ich Dinge, die in der Vergangenheit passiert sind. Wenn ich mich zu sehr davon ablenken lasse, verliere ich den Wanderer aus den Augen und wache wenig später auf. Eigentlich läuft das immer so. Je länger ich ihm folge, desto länger träume ich auch und das geht so lange, bis ich ihn aus den Augen verliere. Und erst später habe ich erkannt, dass der Wanderer aus meinem Träumen wirklich existiert und dass du das bist.“ Jesse betrachtete eine Zeit lang die Zeichnung. Gab es etwa einen Zusammenhang, eine logische Erklärung für all das? Gab es einen Grund, warum er in Seths Träumen auftauchte und Seth wiederum in seinen? „Weißt du, auch du bist in meinen Träumen aufgetaucht. Und zwar als Fährmann. Er hat mir immer all die positiven Dinge gezeigt, die geschehen werden und er versucht mich immer zu beschützen. Allerdings konnte ich nie sein Gesicht sehen, zumindest nicht bis zu dem Tag, an dem ich mit drei Schussverletzungen im Krankenhaus lag und fast gestorben wäre. Seitdem konnte ich sein Gesicht ganz deutlich sehen und ehrlich gesagt war ich auch ganz schön erschrocken, als ich erkannt habe, dass du ihm bis aufs Haar gleichst.“

„Schon merkwürdig das Ganze, da hast du Recht. Vielleicht liegt es daran, dass wir beide bestimmte Dinge in unseren Träumen sehen. Bei Ain verhält sich das alles anders. Er träumt ganz normal, so wie jeder andere Mensch.“ Schließlich hatte Seth seine Zeichnung fertig und versah sie mit einem Datum. Dafür, dass er nur einen Bleistift verwendet hatte und nur ein paar Minuten gebraucht hatte, machte er das wirklich gut. „Du hast wirklich Talent.“

„Danke. Ich will auch später mal ein professioneller Künstler werden. Und irgendwann werde ich auch mal einen Akt malen.“ Hier konnte Jesse nichts mit dem Begriff anfangen und musste nachfragen. Seth erklärte „Man malt Menschen so wie Gott sie geschaffen hat.“ Und mit einem frechen Grinsen, welches dem von Ain zum Verwechseln ähnlich sah, fügte er noch hinzu „Wenn du willst, mal ich einen Akt von Charity und schenk dir das zum Geburtstag.“ Jesse wurde hochrot und hätte am liebsten gerufen „Untersteh dich bloß!“ aber er bekam kein Wort heraus. Seth hatte sich einfach nur einen Spaß mit ihm erlaubt, nur um seine Reaktion zu sehen. „Oh Mann, du bist ja genauso schlimm wie dein Bruder.“ Der 15-jährige hatte sichtlich Spaß und konnte gar nicht mehr aufhören zu lachen. „Tut mir Leid. Aber wenn man mit einem Spaßvogel wie Ain zusammenlebt, dann entwickelt man selbst so einen Humor. Aber er hatte schon Recht: Mit dem Gesicht siehst du wirklich niedlich aus.“ Der Weg führte sie als nächstes zu den anderen afrikanischen Tieren. Seth zeichnete noch ein paar weitere Tiere und trieb natürlich seine Späße mit Jesse. Schließlich aber machten sie eine kurze Pause und Jesse holte sich und seinem Begleiter erst mal etwas zu trinken. Bei dem warmen Wetter konnten sie das gut gebrauchen, denn in der Sonne wurde es langsam unangenehm und die Hitze zehrte an ihrer Kondition. Jesse selbst hatte sich eine kleine PET-Flasche Wasser gekauft und für Seth eine Cola und nahm schließlich auf einer Bank Platz. Die Pause hatte er jetzt wirklich gut gebrauchen können, denn in der Sonne war es wirklich warm und er war schon immer etwas wetterfühliger gewesen. Ganz so warmes Wetter konnte er einfach nicht ab, er bevorzugte es lieber etwas kühler und dann auch meist bewölkt. Auch Seth schien die Hitze ein wenig zuzusetzen. „Oh Mann“, sagte der 15-jährige und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Das ist nicht mein Wetter. Ain liebt ja die Sonne und er würde selbst bei 40°C noch kein Problem haben, aber ich geh ehrlich gesagt schon bei mehr als 25°C ein. Ich finde da mehr den Herbst und das Regenwetter schöner.“

„Da haben wir beide ja etwas gemeinsam. Charity kann dem schlechten Wetter nichts abgewinnen. Sie jammert dann meistens, dass es ihr die Frisur ruiniert, weil sie eigentlich Naturlocken hat. Ich glaube, sie und dein Bruder werden sich wirklich prächtig verstehen.“

„Stimmt schon. Die sind ja beide echte Frohgemüter. Aber zwischen denen würde ja sowieso nie was laufen. Ain steht mehr auf Männer, die zwar eine harte Schale, aber einen weichen Kern haben. Also so ungefähr wie du. Wahrscheinlich hat er dich auch deswegen aufgezogen und dich eifersüchtig gemacht.“ Und schon wieder musste sich Jesse an dieses peinliche Erlebnis erinnern. Also hatten es doch wirklich alle außer er selbst gemerkt, dass er auf einen Schwulen eifersüchtig war, weil dieser mit seiner Freundin zum Spaß geflirtet hatte. Aber Seth tröstete ihn mit der Erklärung „Keine Sorge, du bist nicht der Erste, mit dem er das gemacht hat. Und wahrscheinlich auch nicht der Letzte.“ Nun wandte sich Seth seiner Coladose zu und Jesse entging nicht, dass seine gute Laune ein klein wenig gedämpft wurde. Er sah sich mehrmals um und schien ein klein wenig nervös zu werden. Unmerklich biss er sich auf die Unterlippe, als versuche er krampfhaft, an etwas zu denken, oder sich zu erinnern. „Alles in Ordnung mit dir?“ fragte Jesse und dachte zuerst, dass Seth vielleicht eine Art Geistesblitz hatte, aber dann bemerkte er, dass etwas anderes ihn beschäftigte. „Seth, sag schon, was ist los?“ Als der Junge seine Coladose ratlos ansah, ahnte der 23-jährige, was los war. Er wusste nicht, wie er sie öffnen sollte und er wagte es nicht, zu fragen. Jesse beschloss, ihm zu helfen und nahm ihm die Coladose ab. „Warte, ich zeig’s dir.“ Damit zog er die kleine Lasche, wodurch ein leises Zischen zu hören war, dann gab er Seth die geöffnete Dose zurück. Dass diesem das entsetzlich peinlich und unangenehm war, dass er nicht wusste, wie man eine Coladose öffnete, war ihm deutlich anzusehen. „Ich hasse es“, murmelte er leise und senkte den Blick. Er sah in diesem Moment furchtbar unglücklich aus. „Ich hasse es, dass ich selbst so einfache Dinge nicht mehr weiß. Meist kann ich es vor anderen verbergen, indem ich einfach bei anderen abschaue und so auf diese Weise lerne. So merkt keiner, dass ich so manches einfach nicht mehr weiß. Manchmal sind es nur so ganz einfache Sachen, zum Beispiel irgendwelche Begriffe, die mir nicht mehr einfallen. Dann halten mich die meisten wenigstens nicht für dumm, sondern höchstens für ein bisschen verpeilt. Aber dass ich plötzlich nicht mehr weiß, wie man einen Kugelschreiber bedient, oder wie man Messer und Gabel benutzt… das ist einfach peinlich. Ich meine, wem passiert denn so etwas? Doch bloß alten Menschen mit Alzheimer oder Demenz. Ein 15-jähriger weiß plötzlich nicht mehr, wie man Schuhe zubindet, oder er erinnert sich nicht mehr daran, was eine Fernbedienung ist. Das ist… das ist…“ Jesse kannte den Hintergrund für Seths Problem und hatte wirklich Mitleid mit ihm. Durch seine Gabe und seine Träume verlor er immer mehr von seinen eigenen Erinnerungen, das hatte Ain ihm so erklärt. Es konnte passieren, dass er sich an bestimmte Erlebnisse nicht mehr erinnerte, oder dass er Begriffe verlernte. Und es passierte auch, dass er sich nicht mehr erinnern konnte, wie er bestimmte Dinge benutzen musste. Er konnte nichts dagegen tun, er musste es wieder selbst anlernen, oder seine Gabe zu Hilfe nehmen. Im Grunde ein furchtbarer Teufelskreis. Sein siebter Sinn hatte wirklich einen hohen Preis und dass es ihm wirklich unangenehm war, konnte Jesse gut nachvollziehen. Auch dass Seth furchtbare Angst hatte, dass man ihn deswegen auslachen und ihn für dumm oder zurückgeblieben halten könnte. „Mach dir keinen Kopf, wir haben alle unsere Probleme.“

„Aber ich habe es mir nicht ausgesucht, mit dieser Gabe zur Welt zu kommen und Stück für Stück meine Erinnerungen an die einfachsten Dinge zu verlieren. Und ich ertrage es einfach nicht, in diesem blöden Rollstuhl zu sitzen und nichts machen zu können. Wenn wenigstens meine Beine kaputt wären, dann würde ich es zumindest akzeptieren können. Aber ich kann sie bewegen und ich fühle sehr wohl etwas in ihnen. Doch ich kann trotzdem nicht einmal stehen. Warum nur ist das so und wieso kann ich nicht einmal auf meinen eigenen Beinen stehen? Ich hab es satt, nur herumzusitzen und nichts tun zu können.“ Mit einem Male brach die ganze Frustration aus Seth heraus und nun bröckelte auch die Maske des fröhlichen und glücklichen Jungen. Tief in seinem Inneren war er furchtbar unglücklich und litt sehr darunter, dass er nicht laufen konnte, obwohl er keine gesundheitlichen Einschränkungen hatte. Er erinnerte sich nicht daran, dass er nicht laufen konnte, weil seine Eltern ihn krank gemacht und ans Bett gefesselt hatten. Deshalb konnte er sich auch nicht erklären, wieso seine Beine ihn nicht tragen konnten. Da er sich so lange Zeit nicht bewegen konnte, hatten seine Muskeln so stark abgebaut, dass das Laufen für ihn momentan unmöglich war. „Es ist doch nicht so, dass du niemals wieder laufen wirst. Muskeln kann man wieder aufbauen und wenn du weiterkämpfst, kannst du es sicher schaffen.“

„Du redest schon wie mein Bruder“, stellte Seth mit Verbitterung in der Stimme fest. „Er meint auch, dass es schon irgendwann wieder wird. Aber ich bin jetzt schon seit Monaten dran und ich schaffe es immer noch nicht. Stattdessen muss ich mir stets und ständig von anderen helfen lassen und das nervt mich einfach.“ Seth hielt sich mit beiden Händen fest und begann seinen Oberkörper anzuspannen. Jesse ahnte, was er vorhatte und versuchte ihn abzuhalten. „Lass den Unsinn, das bringt doch nichts.“ Doch der Junge wollte nicht auf ihn hören und so nahm all seine Kraft zusammen und stand auf. Er schaffte es, sich sehr unbeholfen und wankend für einen kurzen Moment auf den Beinen zu halten, jedoch schaffte er es nicht, das Gleichgewicht zu wahren. Um seinen Stand etwas zu stabilisieren, wollte er seinen linken Fuß etwas versetzen, doch in dem Moment gaben seine Beine nach und er fiel zu Boden. Jesse hatte so etwas schon geahnt und stand auf. „Warte Seth, ich helf dir hoch.“ Er wollte ihm schon die Hand reichen, doch Seth schlug sie aus. „Lass mich, ich kann das alleine!“ Doch es war allzu offensichtlich, dass er es nicht schaffen würde. Sein verstauchter Arm schmerzte, das konnte man ihm deutlich ansehen und seine Beine waren einfach zu schwach. Er versuchte es, doch bei jedem weiteren Fehlschlag kam er der Verzweiflung nur noch näher, bis er schließlich in Tränen ausbrach und einen wirklich bemitleidenswerten Anblick bot. Jesse sah, dass die Leute sie schon anstarrten und einige sogar zu lachen begannen. Für Seth musste es einziger Alptraum sein. Er konnte gut verstehen, wie sich Seth fühlte, er hatte fast das Gleiche durchmachen müssen. Genauso wie er hatte er Probleme gehabt, mit denen er nicht alleine fertig wurde und er hatte sich genauso für seine eigene Unfähigkeit gehasst. Auch er wollte sich keine Schwäche eingestehen, sondern stattdessen alles versuchen, um seine Probleme allein zu lösen. Aber dann kam Charity in sein Leben und er hatte seine Ansichten geändert, weil er erkannt hatte, dass er falsch lag. Wahrscheinlich brauchte Seth jetzt auch jemanden außer seinem Bruder, der ihn mal wachrüttelte. Kurzerhand packte Jesse ihn und hob ihn hoch. Da Seth sowieso klein und schmächtig war, war das für ihn auch nicht sonderlich schwierig, ihn auf den Arm zu nehmen. „Hey!“ rief der 15-jährige, dessen Augen von Tränen leicht gerötet waren und völlig verwirrt sah er Jesse an. „Lass mich sofort wieder runter! Was soll das werden?“

„Du bist ein sturer Idiot“, sagte Jesse und setzte ihn wieder in den Rollstuhl. „Meinst du, dass aufgeben wirklich weiterhelfen wird, genauso wie diese Einzelgängernummer? Wenn du wirklich wieder laufen willst, dann musst du auch mal Hilfe annehmen und über deinen Schatten springen. Glaub mir, ich weiß wovon ich spreche. Für mich war das auch ziemlich schwierig und ich dachte, es gibt für mich keinen Weg nach oben, sondern nur noch den Tod in der Gosse. Ich hab echt viel Scheiße erleben müssen, bis ich endlich kapiert habe, dass ich auch mal Hilfe annehmen muss. Natürlich ist es nicht einfach, sich nach oben zu kämpfen, wenn man am Boden liegt. Aber dafür hat man Freunde und Menschen, die einen unterstützen. Also hör endlich mit dieser Einzelgängernummer auf und versuch es mal so zu sehen: Wenn man ganz unten angekommen ist, dann gibt es nur noch den Weg nach oben.“ Jesse gab ihm seine Coladose zurück und setzte sich wieder neben ihn. Er konnte Seth wirklich gut verstehen. Wahrscheinlich sogar besser als jeder andere sonst. Ain war ein typischer Sonnenschein, der aus eigener Kraft aus allen Schwierigkeiten herauskam. Er besaß diese innere Stärke dafür, aber Seth nicht. Für ihn war es schwierig, diese innere Stärke aufzubringen und sich auch zu erhalten. Positiv zu denken und weiterzukämpfen, fiel ihm schwer und er versuchte es alleine zu schaffen, weil er keine Schwäche zeigen wollte. Die Leute stuften ihn runter, weil er nicht laufen konnte und sie ihn deshalb als behindert ansahen. Und wenn sie merkten, dass er nicht wusste, wie man Schuhe zubindet oder die einfachsten Begriffe nicht mehr beherrschte, würden sie ihn für dumm oder zurückgeblieben halten. Aber das war er nicht. Seth war mit Sicherheit ein kluger Kopf, sehr kreativ und ein talentierter Maler. Doch er war auch ein sehr sensibler Mensch und das war sowohl eine Stärke, als auch eine Schwäche. „Sag mal Jesse“, begann er schließlich mit einigem Zögern. „Wie hast du es denn geschafft, so umzudenken und diese Kraft zu finden, obwohl du rein gar nichts mehr hattest?“

„Weil Charity an mich geglaubt hat. Als ich sturzbetrunken in der Ecke lag und mir den Tod gewünscht habe, hat sie mich mit nach Hause genommen und sich um mich gekümmert, obwohl ich für sie ein Fremder war. Obwohl ich versucht habe, sie auf Abstand zu halten, ist sie bei mir geblieben und hat mir beigestanden. Sie hat mich geliebt, obwohl ich keinen Job hatte, keinen Abschluss, kein Dach über den Kopf, kein Geld und dazu noch ein Alkoholproblem. Außerdem hatte ich zu dem Zeitpunkt noch meine Alexithymie, wodurch ich nicht fähig gewesen war, Gefühle wahrzunehmen und sie auszudrücken. Ich konnte auch die Gefühle anderer nicht wirklich verstehen und stieß meinen Mitmenschen deshalb immer vor den Kopf. Doch von alledem hat sich Charity nicht beirren lassen. Sie glaubt nun mal fest daran, dass jeder Mensch eine zweite Chance verdient, sogar jemand wie ich. Und schließlich ist mir trotz meiner emotionalen Blockade klar geworden, dass ich mich in sie verliebt habe. Ich wollte für unsere Beziehung kämpfen und ihr eine Zukunft geben und dazu musste ich mein Leben auf die Reihe bekommen. Ich ging deshalb in eine Klinik, um meine unzähligen Traumata zu verarbeiten und damit auch meine emotionale Blockade zu bekämpfen. Und ich wollte endlich vom Alkohol wegkommen.“ Seth hörte ihm aufmerksam zu und sah Jesse mitfühlend an. „Du musst wirklich viel erlebt haben, nicht wahr?“

„Das kann man wohl sagen und ich muss auch zugeben, dass einiges davon auch meine Schuld war. Ich hab schon echt viel Scheiße erlebt. Angefangen davon, wie meine Familie auseinandergebrochen ist, dann die Zeit auf der Straße und auf dem Strich, das Mobbing in der Schule und dieser Drecksack von Onkel, der mich und meine Fähigkeiten nur ausgenutzt hat. Seit Charity mich aufgenommen hat, konnte ich endlich mal wieder Hoffnung schöpfen, dass mein Leben vielleicht auch eine Perspektive hat. Dass sogar ein Loser wie ich eine Zukunft hat.“ In Seths Blick war Bewunderung zu sehen. Ja, er bewunderte Jesse wirklich, dass er aus dieser scheinbar aussichtslosen Lage herausgefunden hatte und nun dabei war, sich eine vernünftige Existenz aufzubauen. In diesem Moment fühlte er plötzlich selbst etwas. Es war nicht so eine Vorahnung, wie Jesse sie hatte, sondern eine Art Gewissheit. Ja, er erinnerte sich wieder an etwas. Ein Teil seines Wissens, das er durch den Unfall verloren hatte, war wieder zurückgekehrt. „Jesse… ich glaube, ich weiß jetzt, wer dieser Stephen aus meinem Notizbuch ist. Das ist der Name deines Vaters! Und ich glaube, ich weiß auch wieder, wo er ist.“ Der Gesichtsausdruck des 23-jährigen veränderte sich. Er war mit einem Male angespannt und ein wenig Angst war in seinen Augen auch zu erkennen. „Wie bitte?“ fragte er ihn mit leichter Verunsicherung. „Du… du weißt, wo mein Vater sich aufhält?“

„Nicht direkt. Ich sehe kein klares Bild vor mir, aber ich weiß einfach, dass er hier in Annatown ist. Leider kann ich keine genaue Adresse nennen, ich wüsste lediglich, wie wir dorthin kommen. Wenn du willst, können wir sofort hin.“ Doch Jesse zögerte noch und das hatte auch seinen Grund. Insgeheim hatte er schon ein wenig Angst davor, seinem Vater nach 13 Jahren wieder gegenüberzustehen. Was würde ihn denn erwarten? Hatte sein Vater inzwischen eine neue Familie, würde er ihn überhaupt wieder erkennen und wie würde er auf ihn reagieren? Aber vor allem hatte Jesse Angst, dass mit ihm die Gefühle durchgehen würden, wenn er ihn wieder vor sich sah. Immerhin hatte sein Vater ihn im Stich gelassen und nur wegen ihm war er von seiner Mutter niedergestochen worden und hatte all die Jahre in einer Hölle gelebt. In ihm war so eine Wut und er fürchtete, dass er sogar imstande war, seinen Vater umzubringen, so wie er zuerst eine Mutter umbringen wollte. Doch gleichzeitig wollt er auch Antworten haben. Warum war sein Vater abgehauen und hatte sich nie gemeldet? Egal wie das Ergebnis auch aussehen würde, er könnte dann endlich mit diesem Kapitel seiner Vergangenheit abschließen und müsste dann wenigstens nicht mehr mit dieser Ungewissheit leben. Und er konnte ihm dann endlich die Meinung sagen, ganz egal wie sein Vater darauf reagieren würde. Nachdem er tief durchgeatmet und sein aufkeimendes Gefühlschaos wieder beruhigt hatte, stand er auf. „Okay, dann lass uns mal losgehen. Wir nehmen uns gleich ein Taxi und du sagst dann einfach, wie wir fahren müssen.“ Doch Seth entging nicht die Nervosität bei seinem Begleiter und fragte „Du hast Angst, nicht wahr?“

„Natürlich, das ist ja auch ganz normal. Immerhin werde ich gleich meinen Vater wieder sehen.“

Sie verließen den Zoo und Jesse rief sich ein Taxi. Er half Seth ins Auto, verstaute gemeinsam mit dem Taxifahrer dem Rollstuhl im Kofferraum und setzte sich auf den Rücksitz. Das Herz schlug ihm bis zum Hals und er war so nervös, dass er kaum einen klaren Gedanken fassen konnte. In diesem Moment kamen wieder so viele Erinnerungen an seinen Vater hoch. Erinnerungen an glückliche Zeiten mit ihm. Wie sein Vater ihn getröstet hatte, wenn er als kleiner Junge Alpträume hatte oder als er zum ersten Mal ein schlimmes Ereignis in seinen Träumen gesehen hatte. Auch wie sein Vater mit ihm in den Zoo oder zum Spielplatz gegangen war. Er erinnerte sich daran, wie sie beide zusammen Baseball gespielt hatten und wie er sich beim Fahrradfahren das Knie aufgeschlagen hatte und sein Vater daraufhin seine Verletzung verarztete. Egal wie sehr er ihn auch hasste, er hatte seinen Vater als einen sehr fürsorglichen und liebevollen Menschen in Erinnerung. Und er hatte als Erster verstanden, dass Jesses Träume anders waren. Deswegen war er auch abgehauen, das hatte Jesses siebter Sinn ihm gesagt. Aber warum war seine Gabe der Grund? Genau das wollte er endlich wissen und er hoffte, dass er seine Antworten bekommen würde. Während Seth dem Fahrer die Richtung nannte, schaute Jesse aus dem Fenster und fragte sich in dem Moment, ob sich Seth auch bald wieder erinnern könnte, wer Luca getötet hatte. Er hoffte es, denn er wollte endlich wissen, wer das gewesen war und warum ausgerechnet sein kleiner 5-jähriger Bruder sterben musste. Sie erreichten schließlich nach einer Weile eine etwas ländlichere Gegend am Stadtrand von Annatown und schon in der Ferne erkannte Jesse die alte Farm. Diese war schon seit einer Ewigkeit verlassen und wem sie mal gehörte, wusste er auch nicht. Das Gelände war vollkommen verwildert und die Scheune vor langer Zeit eingestürzt. Er bezweifelte, dass sich hier wirklich ein Mensch aufhielt. „Seth, bist du sicher, dass wir hier richtig sind?“

„Ja, vertrau mir. Dein Vater ist genau hier.“

„Aber warum sollte er denn hier sein? Die Farm ist total verkommen und freiwillig geht niemand hier hin.“

„Vielleicht ist dein Vater auch nur kurz hier und geht bald wieder. Aber ich weiß genau, dass er sich im Farmgebäude aufhält!“ So ganz überzeugt war der 23-jährige nicht, aber wenn Seth wirklich mit seinem siebten Sinn richtig lag, dann blieb ihm ja nichts anderes übrig, als ihm zu vertrauen. Doch ein gutes Gefühl hatte er nicht gerade. Er spürte, dass es gefährlich sein könnte, dieses Haus zu betreten. Aber war es bloß ein einfaches Gefühl, oder vielleicht sein siebter Sinn? So aufgewühlt wie er gerade war, konnte er es nicht genau sagen. Der Wagen hielt direkt vor dem Farmtor. Jesse bezahlte den Fahrer, holte dann den Rollstuhl aus dem Kofferraum und half Seth beim Aussteigen. Das Farmhaus machte nicht gerade einen vertrauenswürdigen Eindruck auf ihn. Er bekam eine Gänsehaut und auch Seth sah beunruhigt aus. „Ich habe dieses Haus mal in einem Traum gesehen. An vieles kann ich mich nicht erinnern, aber ich weiß, dass darin einiges passiert ist. Ehrlich gesagt, macht mir dieses Haus Angst.“

„Willst du lieber nicht reingehen?“

„Natürlich, immerhin weiß ich als Einziger von uns beiden, wo du deinen Vater findest. Also lass uns dann mal rein in die gute Stube!“



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