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Pirates of the Caribbean: Black Tides

von

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Schon wieder Gerüchte


 

2. Kapitel - Schon wieder Gerüchte
 

"Wir sollten uns unter vier Augen unterhalten, Jack."

Captain Edward Teague betrachtete seinen Sohn eine Weile, der anscheinend noch völlig überrascht und perplex vom plötzlichen Auftauchen seines Vaters war. Die Hände wie zu einer nicht vollendeten Geste in der Luft, öffnete Jack den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn jedoch gleich wieder. Dann fiel ihm wohl wieder ein, was er sagen wollte.

"Äh ... Was machst d...?!"

"Besser, du kommst erst mal herein", schnitt Teague ihm das Wort ab und machte eine einladende Handbewegung.

Jack lächelte seinen Ersten Maat etwas verunsichert an.

"Also gut. Du bist entlassen, mein Freund. Husch! ... Jetzt geh schon."
 

Ohne ein weiteres Wort, aber mit einem unschlüssigen Blick, wandte Gibbs sich von dem Geschehen ab und suchte sich einen anderen Vergnügungsort.

Jack lugte durch den Spalt der offenen Tür in die Kneipe, betrat den etwas vernebelten Raum und folgte dem Mann mit dem großen, ledernen Hut auf dem Kopf - seinem Vater - an einen Tisch mit drei Hockern, die den Eindruck machten, als hätten sie auch schon bessere Tage gesehen.
 

Das schummrige Licht und die singenden Seemänner, deren Stimmen aber fast so klangen, als wären sie weit entfernt, verschafften dem ganzen eine etwas geheimnisvolle Atmosphäre. Dunkel war es hier, bis auf ein paar heruntergebrannte Kerzen gab es kaum eine andere Lichtquelle. Jack beobachtete einen Moment mit verengtem Blick den Mann hinter der Theke, der irgendwelche dreckigen Gläser mit einem noch dreckigerem Lumpen putzte.
 

Die Beine des Hockers kratzten über den Holzboden, als das Möbelstück zurückgeschoben wurde. Sein Vater hatte bereits zwei Flaschen Rum besorgt, gesellte sich zu ihm und zog sich den Hut etwas tiefer ins Gesicht, bevor er sich über den Tisch beugte, um seinem Sohn in die Augen sehen zu können. Mit einer geübten Handbewegung entkorkte Jack die Flasche mit der dunklen Flüssigkeit, setzte sie an die Lippen und trank einen Schluck. Wie Feuer brannte der Rum in seinem Rachen und wandelte sich in wohltuende Wärme um.
 

"Kaum zu glauben ... so lange her, als du das letzte Mal in Tortuga warst."

"Du kennst mich doch, Jackie." Ein leichtes, mysteriöses Lächeln schlich sich auf Edwards Lippen.

"Mal hier, mal dort. Und am wenigsten dort, wo du mich erwarten würdest."

"Das stimmt allerdings." Sein Blick richtete sich kurz auf eine unschöne Delle im Holz, als würde er einen Moment zum Nachdenken brauchen.

"Gerüchte, sagst du? Was erzählt man über mich?"
 

Der Wächter des Piraten-Kodexes hatte seinen Blick in die Flamme der Kerze gerichtet, die zwischen ihnen auf dem unsauberen Tisch stand. Für einen Moment schien es so, als würde sie in die Höhe wachsen, flackerte kurz auf, bevor sie mit einem leisen Zischen wieder schrumpfte. Edward musterte seinen Sohn nun genau. Diesem lief ein kalter Schauer über den Rücken. Er hatte bemerkt, dass das Licht auf dem verkohlten Docht sich nur in dem Moment vergrößert zu haben schien, als der ehemalige Piratenfürst sie betrachtet hatte. Als hätte Blackbeard seinem Vater ein paar von seinen miesen Zaubertricks beigebracht ... Ein seltsames, ungutes Gefühl beschlich ihn, als er an die Szene mit seiner Voodoo-Puppe und der Kerze zurückdachte, mit der Blackbeard ihm einen heißen Kopf beschert hatte.
 

"Nicht über dich, Jackie." Teague trank einen Schluck aus seiner Flasche Rum. "Nicht direkt."

"Über wen denn dann?"

Die Stimme seines Vaters klang nun merkwürdig beunruhigend. "Über Tia Dalma."

"Ich bin ganz Ohr", raunte Jack.

"Man erzählt, sie sei in ihren menschlichen Körper zurück gekehrt. Zeitlich bedingt. Sie wird nicht besonders lang unter den Menschen weilen. Du weißt, sie ist eine heidnische Göttin, und was auch immer sie dazu getrieben hat - es scheint wichtig zu sein."

"Und was hat das Ganze mit mir zu tun?" Jack spielte mit dem Schmuck in seinen Haaren. "Du sagtest etwas von: 'Nicht direkt.' Was soll das heißen?"

Fast sah es so aus, als würde Edward Teague bedacht darauf achten, dass sie nicht belauscht wurden. Kurz ließ er den Daumen über den Lauf seiner Pistole streichen, bevor seine Hand prüfend zum Griff seines Degens wanderte.
 

"Es sind ... nur Geschichten, Jackie. Gemunkel. Man sagt, sie wäre wegen dir zurückgekehrt."

Überrascht weitete Jack die Augen. "Wegen mir?" Jeder in diesem Raum hätte Jack für verrückt gehalten, aber Edward Teague kannte die Eigenarten seines Sohnes genau - urplötzlich hatte dieser nämlich ein breites, unergründliches Grinsen im Gesicht.

"Ich weiß, wie begehrt ich in der Frauenwelt bin. Aber dass Tia Dalma mich gleich so vermisst ... Das hätte selbst ich nicht gedacht. Oh, da wird der arme Davy Jones aber ein wenig eifersüchtig werden ..."

Durch den Schatten des Hutes auf Edwards Kopf konnte Jack nicht genau erkennen, ob sein Vater für einen winzigen Moment schmunzelte. Er meinte aber, ein unterdrücktes Lachen zu hören.

"So kenne ich dich, Jackie."

"Das wird mir in letzter Zeit häufiger gesagt ..." Sein Blick glitt für einen Moment in die Ferne.
 

"Wie auch immer." Captain Teague schien nun wieder ganz bei der Sache.

"Du solltest herausfinden, ob die Gerüchte stimmen, Junge. Wenn Calypso sich wegen dir in ihrer Menschengestalt zeigt, hat sie dir etwas zu sagen, dass wohl alles andere als unwichtig ist."

Jack dachte einen Moment nach. "Hört sich fast danach an, als ob ich morgen schon wieder in See stechen muss."

Ein wenig traurig wirkte er nun, da er sich bewusst war, wie wenig Zeit ihm noch in Tortuga blieb, gleichzeitig bemerkte man jedoch das sehnsüchtige Funkeln in seinen Augen, das sein Verlangen nach den unendlichen Weiten des Meeres und das Knarren der Planken eines Schiffes widerspiegelte.

"Du solltest dich beeilen. Ich habe nicht das Gefühl, dass dir besonders viel Zeit bleibt."

Der Inhalt beider Rumflaschen neigte sich langsam dem Ende zu.

"In Ordnung. Klingt fast nach einem neuen Abenteuer, aye?"

"Sieht ganz danach aus", antwortete Jacks Gegenüber.
 

"Bevor ich gehe", setzte Edward an, "was ist eigentlich aus deinem Mädchen geworden?"

"Welches Mädchen?" Jack klang sehr irritiert. "Dad, du kennst mich. Ich hatte viele Mädchen."

Plötzlich schien ein kleiner Schalter in Jacks Kopf umzulegen.

"Du weißt, welche ich meine", Teague leerte seine Rumflasche, "die, für die mein seltsamer Sohn anscheinend auch Gefühle hat."

"Regungen!", platze Jack sofort heraus. "Keine Gefühle. Meine einzige Liebe ist und bleibt die See. Und mein Schiff!"

"Das habe ich mir früher auch oft eingeredet", lächelte der ehemalige Piratenfürst. "Dann lernte ich eine gewisse Isabelle Winter kennen, die nach ein paar Monaten den Namen eines gefürchteten Piraten trug und wohl gar nicht mehr so hilflos war, wie sie immer vortäuschte. Auch ich habe sie das Leben als Pirat kosten lassen ... Ich denke, wir wissen beide, wovon wir reden, Jackie."

"Ich bin ja nicht du", meinte der Captain der [style type="italic"]Black Pearl[/style] und grinste frech.

Teague schnaufte belustigt, bedachte ihn jedoch gleichzeitig mit einem tadelnden Ausdruck in den Augen.

"Ich sollte dir mal ein bisschen mehr Respekt vor deinem alten Herrn beibringen."

"Das hast du wohl irgendwann in deiner 'Erziehung' versäumt", sagte Jack fröhlich und unbeirrt, was seinen Vater zu einem entnervten Augenrollen veranlasste.
 

"Also, kriege ich heute noch eine Antwort?"

Man merkte Jack sofort an, dass ihm dieses Thema ein wenig unangenehm war. Über Angelica zu reden war das Letzte, was er nun gebrauchen konnte.

"Lass mich raten", war Edward kurz davor, seine Frage selbst zu beantworten. "Sie ist Blackbeards Tochter, Angelica Teach. Du hast ihr das Wasser des Jungbrunnens gegeben, was ich persönlich als ein wenig sinnlos betrachte, weil du sie danach vermutlich auf irgendeiner Insel ausgesetzt hast, aye?"

Während Teague redete, wurden Jacks Augen immer größer.

"Woher weißt du das alles?"

Ein leises, tiefes Lachen seines Vaters ließ Jack verdutzt den Mund aufklappen.

"Woher ich das weiß, spielt keine Rolle, Jackie." Nun lächelte Edward tatsächlich. Ein sehr seltener Anblick, fand er.

"Ich habe meine Quellen."
 

"Das war überhaupt nicht sinnlos! Es ... ich wollte nur nicht ihren Tod, das ist alles. Außerdem wäre es viel schlimmer gewesen, Blackbeard das Wasser mit der Träne zu geben und ihn statt Angelica am Leben zu lassen. Du hättest sie erleben sollen, Dad. Sie war wild wie eine Furie, nachdem ich ihren Vater ins Jenseits befördert habe. Mehr oder weniger. Nun, eigentlich war es Barbossa, mit seinem vergiftetem Schwert -"

"... Soll das heißen, du hattest Angst vor der Rache deiner ehemaligen Flamme?", unterbrach Teague seinen Redeschwall. Jack fühlte sich ertappt und wollte sofort protestieren, sein Vater aber legte einen abschließenden Ton in seine Stimme.
 

"Lass dir nur Eines gesagt sein, mein Sohn: Wenn du sie liebst, dann versuche nicht, sie zu vergessen. Es wird ohnehin nicht funktionieren ..."

"Ich liebe sie doch nicht!", sagte Jack entrüstet und spürte, wie ihm die Röte in die Wangen schoss. Ein belustigtes Funkeln in den Augen seines Vaters ließ Jack einen Schmollmund ziehen.

"Denk an meine Worte, Jackie."
 

Nur ganz kurz hatte Jack geblinzelt, um seine Augen an das dunkle Licht zu gewöhnen, das seine Kopfschmerzen unangenehm verstärkt hatte. Als er sie wieder öffnete, war sein Vater wie vom Erdboden verschluckt.

Perplex wandte der Bukanier seinen Blick in alle Richtungen; doch da war niemand.
 

Wie machte er das bloß ...?
 


 

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Die Nacht neigte sich dem Ende zu und am Horizont waren erste Strahlen der Morgenröte zu sehen, die sich in den Wolken vervielfältigten und ein helles Licht auf die Straßen Tortugas warfen.

Mit leicht torkelndem Gang und verschlafenem Gesicht näherte sich Jack Sparrow dem Dock, an dem die Black Pearl angelegt hatte. Sanft schaukelte sie auf dem dunklen Wasser. Die eingeholten Segel schlackerten kurz im Wind, fast so, als wollte sie ihren Captain begrüßen.

Wenn die Sonne aufging und andere Städte zum Leben erwachten, legte Tortuga sich schlafen. Der Gesang der Seemänner war nun vollends verstummt. In den Gassen hörte man das Schnarchen betrunkener Männer und deren lallendes, unverständliches Gefasel, kichernde Dirnen, die sich von ihrem letzten 'Kunden' verabschiedeten und das fleißige Anpacken von jungen Seeräubern war zu sehen, die verschiedene Kisten und Fässer auf ihr Schiff schleppten und rollten, während ihre Captains sich zum Ablegen bereit machten. Die weißen Seemöwen, die über der Hafenstadt kreisten, begannen mit ihrem frühmorgendlichen Kreischen und Singen.
 

Langsam setzte Jack die Flasche an die Lippen, trank einen Schluck, bevor er das kleine, schwarze Kästchen an der Seite seiner Manteltasche begutachtete und kurz überprüfte, ob es genauso unbeschädigt war wie zuvor.

Ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht, als er von der gegenüberliegenden Straßenseite jemanden auf sich zuwanken sah.

"Master Gibbs", rief Jack in einem beiläufigen Ton.

"Habt Ihr euren Rausch ausgeschlafen und seid bereit zum Ablegen?"

"Jack?", fragte der Erste Maat irritiert. "Ich dachte, wir wollten erst am Ende der Woche wieder in See stechen."

"Nun, das hat sich kurzfristig geändert", grinste der Angesprochene. "Gerüchte", erklärte er in einem knappen Wort sein Anliegen.

"Aye, Gerüchte", stimmte Gibbs zu und nickte verstehend. "Haben wir einen Kurs, Jack?"
 

Der Angesprochene öffnete mit einer lässigen Handbewegung und einem leisen Klick seinen Kompass.

Dann weitete er vor Schreck die Augen, blinzelte ein, zweimal und schenkte Gibbs einen beunruhigten Blick.

"Siehst du das, was ich auch sehe, mein Freund?"

Sein Gegenüber warf einen flüchtigen Blick auf den Gegenstand und schien nicht weniger verwirrt wie Jack.

"Die Nadel", stellte er fest, "sie rotiert wie wild im Kreis."

"Ach, was du nicht sagst." Jacks Stimme triefte nur so vor Sarkasmus - und das zeigte, dass seine anfängliche gute Laune urplötzlich zum Gegenteil umgeschlagen hatte. "Und schon wieder ist mein Kompass kaputt! Wie ich das hasse! Wie sollen wir jetzt Tia Dalma finden?!", knurrte der Captain.
 

"Er ist nicht kaputt. Du weißt nicht, was du willst, mein Freund", lachte Gibbs. "Das ist äußerst selten."

Der Piratenfürst antwortete mit einem genervten Schnaufen. "Ich frage mich nur, warum. - Egal, wie auch immer ... Master Gibbs, treibt diese elende Meute von Piraten zusammen! Ich will sie in exakt zehn Minuten auf meinem Schiff sehen."

"Aber Jack ..."

"Keine Widerrede! Los jetzt. Marsch!"

"Zehn Minuten? Du bist doch verrückt", seufzte Gibbs.

"Das, was ich eigentlich hören wollte", murrte Jack ein wenig gereizt, "wäre Folgendes: Ein sofortiges 'Aye, Captain Sparrow!', gefolgt vom Getrappel deiner rasch eilenden Füße. Klar soweit?!"

"Aye", murmelte Gibbs und verfluchte Jack innerlich, bevor er sich auf den Weg machte.
 

"Warum", sagte der Captain zu sich selbst und trank seine halb volle Flasche Rum in einem Zug leer, "passiert mir das immer und immer wieder?"



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