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Opposites Attract

von

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Nachdem Hansa Gautam nach einer recht schweigsamen Fahrt vor seinem Apartementkomplex abgesetzt hatte, fuhr sie nach Hause und parkte den Transporter unweit ihrer Wohnung. Er würde morgen von einem Mitarbeiter des Projektes abgeholt werden. Kaum hatte sie ein paar Minuten später die Wohnungstür geöffnet, wehte ihr auch schon köstlicher Curry-Geruch entgegen. Wie auf Kommando knurrte plötzlich ihr Magen und sie stellte überrascht fest, dass es schon kurz nach halb acht war. Ihr war gar nicht aufgefallen, wie schnell die Zeit vergangen war.

„Da bist du ja endlich. Du kommst genau richtig; das Essen ist gleich fertig“, begrüßte Aditi sie als sie in die Küche trat. Sie stand gerade am Herd und rührte in einem Topf, während Surya dabei war den Tisch zu decken. Erst am späten Nachmittag waren sie von einem Wochenendausflug zu ihren Eltern wiedergekommen.

Als die drei sich beim Essen über ihre Unternehmungen der letzten Tage unterhielten, behielt Hansa für sich, dass Gautam plötzlich vor ihrer Tür gestanden und ihr bei der Projektarbeit geholfen hatte. Sie wollte noch keine dritte Meinung zu all dem, wo sie doch selbst nicht einmal genau wusste, was sie davon halten sollte.

Überraschung war noch nicht einmal ansatzweise die korrekte Bezeichnung für das, was sie empfunden hatte als Gautam plötzlich vor ihr gestanden hatte. Sie war noch immer sauer wegen seines mal wieder extrem verstockten Verhaltens am Freitag gewesen, doch sobald er ihr seine Hilfe angeboten und sie auch durchgezogen hatte, war ihr Ärger verflogen und sie fühlte nur noch duldende Verwirrung. Er verhielt sich wirklich seltsam in letzter Zeit und sie hatte keine Ahnung warum. Ließ ihn ihre Zusammenarbeit etwa ganz langsam wahnsinnig werden? Sie wurde einfach nicht schlau aus ihm.
 

Als sie am nächsten Morgen in die Agentur kam, war Gautam wie immer bereits da und saß tief in den vor ihm liegenden Ordner vertieft an seinem Schreibtisch. Nachdem Hansa ihre Sachen abgelegt, sich einen Kaffee geholt und in der Teeküche mit zwei ihrer Kollegen über ihr Wochenende ausgetauscht hatte, schlenderte sie zu Gautam hinüber. Sie wartete einige Augenblicke, bevor er sie bemerkte und endlich von seinem Papier aufblickte.

„Guten Morgen“, grüßte sie ihn freundlich, was er mit einem bloßen Nicken quittierte. Sie hob eine Augenbraue, verkniff sich jedoch einen Kommentar zu seinem wie immer kühlen Verhalten. „Also, du wolltest mir doch gestern von deinem grandiosen Durchbruch mit den Hotelreservierungen erzählen?“

Sein Gesicht erhellte sich und er wies sie an, sich einen Stuhl heranzuholen und sich neben ihn zu setzen. Sie fand es beinahe drollig wie stolz er klang während er ihr seinen Lösungsvorschlag erklärte. Das erstaunte sie selbst, denn noch vor einer Woche hätte sie sich eher über seinen Übereifer aufgeregt. Durch die neue Seite, die sie gestern an ihm entdeckt hatte, schien sich ihre Überempfindlichkeit ihm gegenüber jedoch ein wenig gelegt zu haben. Zudem war seine Idee wirklich gut und konnte problemlos umgesetzt werden.
 

Am nächsten Tag hatten sie dann gemeinsam mit einem der Tagungsverantwortlichen einen Besichtigungstermin in dem Kongresszentrum, in dem sie für die Tagung einen Saal und mehrere kleine Besprechungszimmer gebucht hatten. Vor Ort war eine bessere Übersicht möglich, was eine genauere Planung ermöglichte. Zu Hansas Überraschung hatte Gautam dieses Mal keine Probleme dem Kunden seine Ideen zu erläutern. Er wirkte – trotz der ihm eigenen Steifheit – freundlich und überzeugend. Es war kaum mehr etwas von seiner Unsicherheit im Präsentationszimmer vor anderthalb Wochen zu spüren. Er gab sich ganz offensichtlich viel Mühe, seinen doch ziemlich mangelhaften ersten Eindruck wieder glattzubügeln.

Nachdem sie ihm alles ausführlich erklärt hatten, drückte der Kunde seine Zufriedenheit mit der bisherigen Zusammenarbeit mit ihnen aus und verabschiedete sich anschließend. Hansa und Gautam blieben dagegen noch da, um Notizen zu den genauen örtlichen Gegebenheiten zu machen und sich darüber abzusprechen.

„Siehst du“, meinte Hansa und streckte ihre Arme nach beiden Seiten aus. Eine Hand berührte die Wand und die andere zeigte in den Saal hinein. „Wenn wir alle Durchgänge etwas breiter machen – so wie ich gesagt habe – ist es viel bequemer mit dem Durchlaufen. Genug Platz ist dafür auf jeden Fall. Dann könnten sogar die beiden dicken Verantwortlichen nebeneinander her trotten.“

Sie rechnete fest mit Widerworten, doch Gautam schaute sich nur kurz abschätzend im Saal um, atmete tief durch und antwortete: „Meinetwegen. Dann stellen wir die Tische alle weiter auseinander und ziehen die Ordnung eher in die Länge als in die Breite. Mit der guten Akustik hier wird das wohl kein Problem sein.“

Hansas Gesicht erstrahlte vor Überraschung über sein Einsehen. „Du wirst ja richtig zahm auf deine alten Tage“, triezte sie grinsend und tätschelte seine Schulter, als sie an ihm vorbei in Richtung der mit fünf Stufen höher gelegenen Bühne ging. Sie schritt sie ein paar Mal auf und ab, während sie mit Gautam die Aufstellung der Rednerpulte und der Beamerleinwand besprach und er sich Notizen machte. Als sie anschließend in die Knie ging, um vom Podium herunterzuspringen, hielt Gautam ihr zu ihrer Überraschung eine helfende Hand entgegen. Als Hansa sich auf sie stützte, starrte er auf den Block, den er in seiner anderen Hand hielt. Genauso schnell, wie er ihr die Hand hingehalten hatte, zog er sie auch wieder weg, sobald Hansa wieder auf dem Saalboden stand. Er wirkte beinahe so, als ob ihre Berührung ihn verbrannt hatte.

„Hey, wenn es so schlimm ist, wenn ich dich anfasse, dann biete es mir doch gar nicht erst an“, beschwerte sie sich, was ihn noch nervöser zu machen schien.

Er wandte sich ab und schien auf einmal etwas extrem Interessantes am anderen Ende des Saales entdeckt zu haben. „Ich wusste ja nicht, dass du mit mir Händchen halten willst“, erwiderte er kühl, ohne sich zu ihr umzudrehen.

Hansa musterte ihn skeptisch und fragte sich, was denn nun schon wieder sein Problem war. Kaum tat oder sagte er einmal etwas Nettes, negierte er es im nächsten Moment schon wieder mit einer komplett gegensätzlichen Geste oder Aussage. Es ergab einfach keinen Sinn. Doch so leicht wollte sie ihn nicht davonkommen lassen.

„Und wenn?“, wollte sie mit herausforderndem Ton wissen, während sie sich schwungvoll bei ihm einhakte. Um ihn noch ein bisschen mehr zu provozieren, drückte sie ihren Oberkörper gegen seinen Arm und stellte dabei fest, dass sich unter seinem dunkelblauen Hemd ein wohlgeformter Bizeps versteckte. Nicht dass ihr das am Sonntag während des Kartonschleppens schon aufgefallen wäre …

Gautam hatte offensichtlich nicht mit ihrer Attacke gerechnet. Er starrte sie mit großen Augen an und sein Gesicht war plötzlich ganz rot. Verblüfft wich Hansa zurück und erinnerte sich in diesem Moment daran, dass Gautam eine Freundin hatte und ihr Verhalten wahrscheinlich ziemlich unpassend war.

Sie räusperte sich und ließ seinen Arm los. Einen seltsamen Augenblick lang sahen sie sich noch in die Augen, bevor beide den Blick abwandten. Schweigend setzten sie sich in Richtung des Ausgangs in Bewegung.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Mindgames
2014-08-02T11:31:19+00:00 02.08.2014 13:31
Huhu! =)

Endlich ein neues Kapitel! Ah, ich habe mich so gefreut, als ich es gesehen habe! :D
Und es war natürlich spitze wie immer :3

Sieht so aus, als kämen die beiden sich nun (unwissentlich) näher und näher - wobei hier ganz klar die Verwirrung darüber sehr groß ist. Aber ich bin einfach mal gespannt, wie sich ihr Umgang miteinander und ihr Verhältnis zueinander entwickelt und generell wie es weitergehen wird =)
Ich denke mir, Gautam wird sich da vielleicht andere Theorien (wieso und weshalb er so reagiert) zurechtspinnen & irgendwie glaube ich das bei Hansa auch, denn sie wird sein 'seltsames' Verhalten wohl als eine Art stumme Herausforderung betrachten. Vor allem am Schluss des Kapitels, als Hansa sich da so provozierend an ihn gedrückt hatte, habe ich mir das gedacht^^
Aber der Blick der beiden danach, als sie ihn wieder losgelassen hat, hatte doch ziemlich sicher eine gewisse Spannung zwischen ihnen mit sich gebracht, oder? Ach, ich lass mich einfach überraschen :D

Hast du jedenfalls wieder sehr gut geschrieben! Ich freue mich schon aufs nächste Kapitel und lass bis dahin (wie immer) liebe Grüße da <3 =)



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