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Verkupplungsversuch

Taiora
von

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Verkupplung Teil 2

„Na los – sag es!“
 

Er stand mit verschränkten Armen vor ihr und grinste triumphierend zu ihr herunter, während ihre zwei Digimon nur wenige Meter vor ihnen Arm in Arm im Sand saßen und den Sonnenuntergang beobachteten. Die Wolken, der Himmel, der Sand, alles war in ein idyllisches Rosa getaucht.
 

„Okay, okay“, sagte Sora und hob die Hände, „Du hattest Recht – du hattest Recht, Recht, Recht! Ich bin blöd, du bist super – zufrieden?“
 

„Und wie!“
 

Tais Grinsen wurde noch breiter und er hob die Faust in die Höhe, als hätte er eine unglaublich wichtige Herausforderung gemeistert. Sora verdrehte die Augen, ließ sich jedoch von seinem Grinsen anstecken – es war unvermeidlich.
 

„Aber ehrlich“, fuhr sie fort und sah wieder auf ihre beiden Digimon, die sich aneinander schmiegten, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt. „Hast du das schon vorher gewusst?“
 

„Sagen wir, ich hab's geahnt. Und Agumon hat mich vorhin ziemlich schnell aufgeklärt – schon komisch, dass wir die ganze Zeit nichts mitgekriegt haben, oder?“
 

„Beschränkte Weltsicht – wie du's gesagt hast.“
 

Eine Weile lang schwiegen sie, standen nebeneinander im Sand und sahen ebenfalls der Sonne dabei zu, wie sie immer tiefer sank. Vorsichtig warf Sora Tai einen Blick zu – seine Lippen zierte noch immer das selige Lächeln des Erfolgs. Sie seufzte. Es war kaum zu fassen, wie perfekt der Moment war. Alles triefte geradezu vor Romantik, ihre zwei Digimonpartner trugen nur dazu bei – und doch wusste sie, dass nichts passieren würde.
 

„Aber hey“, sagte sie, um die Stille zu brechen, „Stell dir mal vor – seit wir hier angekommen sind, habe ich nicht einmal an Matt gedacht!“
 

Tai drehte sich zu ihr um. „Na, dann hab ich mein Ziel doch erreicht.“
 

Sora nickte und erwiderte sein Lächeln. Sie erwartete, dass er sich wieder umdrehte, um den Sonnenuntergang zu beobachteten, doch das tat er nicht. Er wandte den Blick nicht mehr von ihr ab, lächelte nur immer weiter und mit einem Mal spürte sie, wie ihr Herz schneller klopfte. Verdammt – blöder Tai! Wieso sah er sie noch immer an? Und sie konnte nicht wegsehen. Seine braunen Augen strahlten eine solche Wärme aus und ließen sie gleichzeitig erstarren. Nein, nein, nein – so ging das nicht!
 

Sie zwang sich mit größter Kraft dazu, sich aus ihrer Starre zu lösen und wieder zu ihren Digimon zu sehen. Agumon schaute Biyomon in die Augen und rieb dann sanft seine Schnauze an ihrem Schnabel. Ulkig, schoss Sora Biyomons Lieblingswort durch den Kopf. Das musste ein Kuss auf Digimonart sein – ziemlich seltsam, aber doch irgendwie rührend.
 

„Irgendwie sehen sie ja schon ganz süß aus“, sagte Sora und verbat sich, Tai dabei anzusehen. Aus den Augenwinkeln konnte sie erkennen, dass er sie noch immer beobachtete. Verdammt – was sollte das denn? Wusste er nicht, dass er sie damit zum Wahnsinn trieb?
 

„Schon“, antwortete er und sie konnte sein Grinsen fast hören, „aber irgendwie bin ich auch ganz froh, kein Digimon zu sein. Wir können uns wenigstens richtig küssen.“
 

Plötzlich spürte sie, wie er ihr einen Arm um die Schultern legte. Ihr Herz machte einen Hüpfer und sie fuhr blitzschnell zu ihm herum – was war denn jetzt los? Was tat er da? Doch bevor sie noch einen klaren Gedanken hätte fassen können, hatte Tai sich schon vorgebeugt und ihr einen Kuss auf den Mund gedrückt. Weiche Lippen auf ihren. Tai hatte sie geküsst, einfach so. Tai hatte sie geküsst! Wie vom Blitz getroffen sprang Sora einen halben Meter zurück.
 

„Tai, was machst du denn?“, rief sie entsetzt. Sie konnte ihn nur anstarren – Tai, Tai, Tai, klang es in ihrem Kopf wider.
 

„Sorry – sorry!“ Tai hob abwehrend die Hände. „Ich – keine Ahnung, es kam auf einmal über mich! Tut mir Leid – vergessen wir das einfach wieder, okay? Was in der Digiwelt passiert ist, bleibt in der Digiwelt...oder so ähnlich...“
 

Er fuhr sich nervös durch die Haare, wodurch er sie noch mehr verwuschelte, als sie es ohnehin schon waren. Lieber, süßer Tai mit seinen Wuschelhaaren.
 

„Warum...hast du das gemacht?“, fragte Sora, die Mühe hatte, ihre Stimme wiederzufinden. Vorsichtig berührte sie mit der Hand ihre Lippen.
 

„Weil...ich dich mag? Es war blöd, ich weiß. Du bist noch immer traurig wegen Matt und ich – ich überfall dich einfach. Ich werd's nie wieder tun, okay? Vergiss es einfach wieder.“
 

„Du magst mich?“
 

Meinte er damit...? Konnte es sein, dass...? Aber nein, nein, da musste sie etwas falsch verstanden haben. Beste-Freunde-Kodex, schoss es ihr durch den Kopf. Und...
 

„Ich dachte, du magst Ayumi Mizuki!“, rief sie, verzweifelter als beabsichtigt.
 

„Was – ...wen?“, fragte Tai und schaute ziemlich verwirrt drein. Sora wich erstaunt zurück – das war nicht gerade die Reaktion, die man erwartete, wenn der Name des Schwarms erwähnt wurde.
 

„Ayumi Mizuki?...aus dem Jahrgang unter uns?“
 

„Oh Gott, etwa die mit dem Riesenzinken?“
 

Das kam so unerwartet, dass Sora laut losprusten musste. Jetzt, wo Tai es erwähnte – Ayumis Nase war wirklich alles andere als zierlich, aber sie hatte sich immer davor gehütet, es laut auszusprechen. Schon allein, weil sie Tais Herzblatt nicht hatte beleidigen wollen, doch das tat er ja gerade selbst.
 

„Ernsthaft, das Teil geht ihr ja über's halbe Gesicht!“, fügte er kopfschüttelnd hinzu, „ich muss sie deswegen schon die ganze Zeit anstarren wenn ich sie seh, auch wenn's mir irgendwie Leid tut, aber – wie kommst du darauf, dass ich sie mögen würde? Ich kenn sie ja kaum!“
 

„Schon gut“, gluckste Sora, nachdem sie sich wieder eingekriegt hatte.
 

Himmel, das erklärte einiges. Deshalb die Blicke in den Pausen – Tai starrte alles und jeden an, der ihm auf irgendeine Weise interessant erschien. Das war so typisch für ihn, so typisch! Und sie hatte doch tatsächlich gedacht, dass – Moment. Wenn Tai nicht in Ayumi verknallt war, konnte es dann doch sein, dass er...? Wieder begann Soras Herz schneller zu klopfen. Nein, nein, was dachte sie denn? Und doch – er hatte sie geküsst oder nicht? Küsste man jemanden ohne Grund? Sie sah in seine sanften braunen Augen. Weil...ich dich mag?
 

„Tai?“, fragte sie leise, „würdest du...mich gerne noch einmal küssen?“
 

Sie zwang sich dazu, nicht den Blick von ihm abzuwenden, obwohl sie spürte, wie ihr schon wieder die Röte ins Gesicht schoss. Ein paar Sekunden lang sagte er nichts und sie beglückwünschte sich innerlich dazu, sich mal wieder in eine ganz und gar peinliche Lage gebracht zu haben. Wunderbar hingekriegt, Sora – mach ihm doch gleich einen Heiratsantrag! Gerade, als sie fieberhaft nach einer Ausrede suchte, die den Satz ins Lächerliche ziehen konnte, sah sie, wie sich Tais Lippen zu einem Lächeln formten.
 

„Was ist denn das für 'ne Frage?“
 

Schon trat er einen Schritt vor, legte vorsichtig seine Hand auf ihre Wange. Sie erschauderte. Sein Gesicht kam immer näher, sie schloss die Augen – und hatte mit einem Mal wieder das Bild im Kopf, das sie die ganze Zeit hatte verdrängen wollen. Matt und Jun, knutschend hinterm Haus. Matt. Matt, Matt, Matt, zur Hölle mit dir!
 

„Matt“, sagte sie und riss die Augen wieder auf. Ihre Lippen hatten sich fast berührt, doch Tai wich sofort zurück. Er begann, langsam zu nicken.
 

„Ich versteh schon“, sagte er traurig, „es ist zu früh – du bist noch nicht über ihn hinweg. Ist schon okay.“
 

Er lächelte ihr zu, doch sie schüttelte den Kopf.
 

„Nein...das ist es doch nicht.“ Sie biss sich auf die Lippe. Es wäre auch alles zu schön gewesen, um wahr zu sein. Warum war sie je mit Matt zusammengekommen?
 

„Beste-Freunde-Kodex“, murmelte sie betrübt. Sie würde nie mit Tai zusammen sein können, so lange es diesen bescheuerten Kodex gab. Tai sah sie einen Moment lang erstaunt an. Dann zauberte sich wieder ein Grinsen auf sein Gesicht. Das verwirrte sie – wieso grinste er? Verstand er nicht, dass sie nie zusammenkommen konnten? Oder war es ihm einfach egal?
 

„Also wirklich!“ Tai schüttelte grinsend den Kopf. „Matt hat sich nicht gerade an den beste-Freunde-Kodex gehalten, als er mir das Mädchen, in das ich jahrelang verknallt gewesen bin, vor der Nase weggeschnappt hat. Da kann er ja wohl kaum erwarten, dass ich es tue, oder?“
 

Er sagte es und zuckte mit den Schultern. Sora starrte ihn an – das sollte es gewesen sein? So einfach? Nein, das konnte nicht sein – es musste einen Haken bei der Geschichte geben! Sie sah sich flüchtig um, erwartete fast, irgendwo eine versteckte Kamera zu entdecken. Sie konnte doch nicht ernsthaft gerade kurz davor sein, mit Tai zusammenzukommen, oder? Und überhaupt – jahrelang verknallt? Was meinte er mit –
 

Noch bevor Sora den Gedanken zu Ende gebracht hatte, spürte sie plötzlich zum zweiten Mal seine Lippen auf ihren – und mit einem Mal war alles egal. Zur Hölle mit Nachdenken, zur Hölle mit Ayumi Mizuki, Matt und Jun und dem beste-Freunde-Kodex. Ihr Bauch begann angenehm zu kribbeln und sie schloss die Augen. Dieses Mal dachte sie nicht im Traum daran, den Kuss abzubrechen, selbst dann nicht, als sie hörte, wie Agumon und Biyomon begannen, hinter ihrem Rücken zu kichern und zu tuscheln. Blöder Tai. Blöder, lieber, süßer, wunderbarer Tai. Sie fuhr mit einer Hand durch seine Wuschelhaare.
 

***
 

„Also, ich kann mich beim besten Willen nicht entscheiden, wer gerade wen auffrisst – was meinst du, mein Schatz?“
 

„Das kannst du ausrechnen. Du nimmst den Drehwinkel, die Wahrscheinlichkeiten für eine Dominanz, multiplizierst das mit der Summe der –“
 

„Oh, ich liebe dich einfach, wenn du solche klugen Sachen sagst! Ich könnte dich den ganzen Tag lang knuddeln!“
 

Mimi stieß einen quietschenden Freudenlaut aus und drückte Izzy einen Kuss auf dem Mund, der ihn seinen Vortrag über Knutschwinkelberechnungen auf der Stelle vergessen ließ. Schon bald hatte es den Anschein, als wollten die beiden Tai und Sora, die nur wenige Meter vor ihnen an der Wand klebten, Konkurrenz machen. Matt schüttelte den Kopf – irgendwie war heute nicht sein Tag.
 

„Yama-chaan!“, machte sich seine allerliebste Freundin bemerkbar, die es zwischen zwei knutschenden Pärchen wohl nicht lange ertragen konnte, ohne sich ihnen anzuschließen. „Du schenkst mir gar keine Aufmerksamkeit! Hey – hörst du mir nicht zu?“
 

Er seufzte – mittlerweile fragte er sich, ob die Entscheidung, mit Jun zusammenzukommen, so richtig gewesen war. Sicher, Knutschen war schön, aber – man konnte es auch übertreiben! Seine Lippen waren schon ganz wund! Doch wenn er sich hier so umsah, würde er wohl keinen Gleichgesinnten finden.
 

„Ey, Yagami!“, rief er schließlich aus. Sein bester Freund war irgendwo in einem Wirrwarr aus braunen und hellroten Haaren verschwunden. „Ich glaube, die Knutschpolizei ist schon unterwegs!“
 

Tai machte eine seltsame Bewegung, als wollte er sich für einen Augenblick von seiner Freundin lösen, doch Sora machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Mit einer Hand hielt sie ihn geschickt fest, damit er sich nicht entwinden konnte. Und mit der anderen streckte sie Matt den Mittelfinger raus.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  dragonfighter
2014-05-03T10:59:39+00:00 03.05.2014 12:59
Wie im anderen Part einfach oberlustig XDDD
Hab mich wieder mal vor lachen hin geschmissen XP
Das Ende fand ich gut... Yamato tut mir irgendwie leid und Izzy immer mit seinen komischen Berechnungen^^
Jedenfalls werde ich deine ff auf meine Favoriten liste tuen und freue mich auf eine neue ff von dir ;)

LG
Dragonfighter
Von:  Juju
2014-04-13T09:32:17+00:00 13.04.2014 11:32
:D Ooooohhhhh, was für eine tolle, süße Geschichte. Ich liebe sie!
Der Rahmen ist super gelungen, dass sie genauso geendet hat, wie sie angefangen hat, nur dass es Sora war, die Matt am Ende den Mittelfinger zeigt. Ich hatte gar nicht damit gerechnet, dass du zum Schluss noch einmal diese Knutscherei an der Hauswand aufgreifen würdest, aber es passt so perfekt. :D Und Mimi und Izzy sind auch zu süß, wie er ernsthaft versucht, den Knutschwinkel auszurechnen. xD
Überhaupt ist deine Geschichte so witzig geschrieben, ich musste echt oft grinsen. Tai ist wirklich ganz schön bescheuert mit seiner Idee, aber dass er dann auch tatsächlich noch Recht hat. :D Zu geil. Es waren so viele witzige Momente und Sätze dabei, dein Schreibstil ist einfach toll.
Ich hoffe, du schreibst noch mehr solche Sachen. <3
Antwort von:  CloneDX
13.04.2014 11:39
Danke für dein Kommentar.
Die Geschichte hab ich mir mit Freunden ausgedacht und dachte mir es sei bestimmt witzig mal die Digimon als Pärchen einzubauen.
Und ich schreibe schon an einer Neuen Geschichte die viel länger wird ;)


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