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Green Eyes

von

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P.S. Nein, das J steht nicht für Jonathan!

Es war spät am Abend als er die Flasche Whiskey leerte, welche sich noch für schlechte Zeiten in der Schublade seines Schreibtischs befand. Das Brennen in der Kehle und die Wärme im Bauch, welcher der gute Tropfen mit sich nahm, tat nach solch einem Tag mehr als gut. Tief in seinen Stuhl gelehnt und so vor dem Schreibtisch sitzend, musste Joker unwiderruflich an die Therapiestunden denken. War es wirklich erst ein paar Tage her, dass er noch als Patient vor Harleen saß? Es kam ihm vor wie eine Ewigkeit.
 

Ein weiteres Glas füllte noch die Flasche, bevor er sie leer in die Ecke schleuderte. Nippend warf er die Füße auf den Tisch und streifte die Schuhe ab.
 

In Gedanken griff er nach dem Taschenmesser, mit dem er noch vor wenigen Stunden zwei Menschen tötete. Die Klinge klappte sich auf und langsam begann er sie vor seinem Gesicht zu pendeln, als wolle er sich selbst hypnotisieren. Erstaunlich wie schnell man jemanden töten konnte, mit so einem kleinen Messer. Mit geschlossenen Augen strich der Grünschopf das kühle Metall über seine Haut. Dabei benutzte er die flache Seite der Klinge. Es wirkte ungemein beruhigend auf ihn. Bis hin zum Hals streichte er das Messer. Es würde so schnell gehen, ein Schnitt durch das weiße Fleisch und alles hätte ein Ende. Das Messer drehte sich und die Schneide lag nun auf seiner Haut. So schnell…
 

Mit schmerzendem Nacken wachte Joker aus dem tiefen Schlaf auf. Wann war er eingeschlafen? Fragte er sich Haare raufend und blickte auf das Messer, welches auf seiner Brust lag. Verwirrt griff er es und spürte ein leichtes brennen an seinem Hals. „Was zum…“ Missmutig strich er die Finger über seinen Hals und spürte einen Kratzer quer über seiner Kehle. Die Klinge muss ihn im Schlaf geschnitten haben, wobei er sich trotzdem fragte, wie das Messer überhaupt dort hingekommen war. Die Flasche Whiskey war wohl etwas zu viel, welches auch der stechende Schmerz in seinem Kopf deutlich zeigte.
 

Die darauf folgenden Tage, verbrachte Joker fast ausschließlich im Versteck. Sein Kiefer brauchte Zeit zum heilen und die Polizei, sowie auch Bats währen in den ersten Wochen oder sogar Monaten täglich auf der Suche nach ihm. Gras über die Sache wachsen lassen, lautete zurzeit sein Motto. Sie gäben natürlich die Suche nicht auf, vor allem die Fledermaus. Sie würden jedoch nicht mehr Rund um die Uhr auf den Straßen Patrouille halten. Ein Glück dass seine Anhänger einen ordentlichen Vorrat an Dosenfutter ansammelten. Es gab alles, von gebackenen Bohnen bis Früchtecocktail. Alles was das Herz begehrte.
 


 

Die erste Woche nach der Tragödie stellte sich als die Schlimmste ihres Lebens heraus. Das Fernsehen berichtete von nichts anderem mehr, als dem Blutbad in der Kirche. Reporter belagerten ihr Haus und wollten mit ihr sprechen und die Beerdigungen ihrer Liebsten waren zu organisieren. Harleen erhöhte zunehmenst die Dosierung der Medikamente, ohne die sie nicht im Stande gewesen wäre, dies alles durchzustehen. Wie oft hatte sie in den letzten Tagen schon darüber nachgedacht ihr Leben zu beenden und war dann doch jedes Mal zu feige gewesen, es in die Tat umzusetzen. So war sie froh, dass ihre Kollegen aus der Anstallt sie unterstützen, wo sie nur konnten und sich untereinander abwechselten um ihr beizustehen.
 

Die Wochen flogen nur so dahin, doch die Leere in ihr blieb bestehend. Jegliche Therapien lehnte sie strickt ab und meinte nur, sie bräuchte nur etwas Zeit um über diesen Verlust hinweg zu kommen. Die Medikamente leisteten dabei einen hervorragenden Anteil, da sie sie vergessen ließen und auch ihre Gedanken weitestgehend unterdrückten, sodass sie sich nach zwei Monaten wieder im Stande sah zu ihrer Arbeit zurück zu kehren.
 

Ihre Kollegen sahen dem zuerst skeptisch entgegen, entschieden jedoch dann, dass es eine gute Idee sei, sich etwas Ablenkung zu verschaffen und wieder zurück in den Alltag zu finden.
 

Harleen half es ungemein endlich wieder etwas Normalität zu verspüren und fand schon bald wieder in ihr altes Muster zurück. Die Tage verliefen ruhig und ohne Probleme, sodass sie Stück für Stück zu ihrem alten ich zurück fand und das Geschehene akzeptierte. So war es nun mal wenn man in ihrem Job arbeitete. Risiken gab es immer und dies würde ihr eine Lehre sein unvorsichtig zu handeln. Ihr Privatleben verschloss sie von nun an hinter einer dicken Mauer.

Ihre Kollegen bewunderten sie für ihre Stärke, welche sie bewies und achteten sie fortan mit mehr Respekt. Es würde einige Zeit dauern, ehe sie wieder die alte war, doch dann würde alles wieder besser werden und sie konnte sich von neuem ihrer Karriere zuwenden, denn dieser Traum war das Einzige was sie noch anspornte.
 


 

Zwei Monate waren nun um, seit er aus Arkham ausgebrochen war und die kleine Traumwelt seiner Ärztin zerstört hatte. Zugegeben er dachte einige Male daran Harleen einen Besuch abzustatten. Ihr hübsches, schockiertes Gesicht zu sehen, wenn er vor ihrer Tür stand.

Redete es sich jedoch immer wieder schnell aus. Die Cops oder Batman ständen wahrscheinlich schneller hinter ihm als er sein Grinsen ziehen konnte. Aber verdammt, er vermisste dieses dämliche Weib, ob er wollte oder nicht.
 

Wenn er nur gewusste hätte, wie schnell er sie wieder sehen würde.
 

Ein Ausflug ins freie, stellte sich an diesem Tag als ein großer Fehler heraus. Eigentlich war es auch nicht sehr durchdacht gewesen, eine spontane Aktion war zur Abwechslung auch mal ganz witzig. Das Ziel war es gewesen, ein Restaurante in der Innenstadt auszurauben, eines in dem die dicken Fische der Stadt ihre in Blattgold eingewickelten Hummer aßen und sich für die Könige der Welt hielten. Solche, denen eine Kugel zwischen den Augen mal ganz gut tun würde. Wäre da nicht ein gewisser Jemand direkt auf der Motorhaube seines frisch gestohlenen Wagens gelandet.
 

Rauchend kam das Auto zum stehen und die starken Arme der Fledermaus packten ihn, wie zwei Monate zuvor am Kragen. Ohne auch nur eine Wort zu sagen, eine Frage zu stellen, dreschten Fäuste auf ihn ein. „Ich find's auch schön dich wieder zusehen Bats…wie geht’s Harley denn so? Hätte ihr ja ne Karte geschrieben, aber du kennst das ja, viel zu tun, viel zu tun.“ Kichernd nahm er härtere Prügel in kauf. Sein soeben geheilter Kiefer zerbrach erneut, sowie einige Rippen und sein Arm, der ihm soeben hinter dem Rücken verschränkt wurde. „Klappe Clown, du landest umgehend wieder in Arkham.“
 

Dieses Szenario war sicherlich nicht geplant, aber warum aufregen? Quellen teilten ihm vor einigen Tagen mit, dass seine Ärztin wieder in der Anstallt arbeitete, vielleicht käme es zu einem Wiedersehen. Außerdem wäre ein weiterer Ausbruch sicherlich machbar. Bei diesem Personal.
 

Es lief genau wie beim letzten Mal ab. Man verfrachtete Joker in einen der SWAT-Vans, legte ihm eine Zwangsjacke an und führte ihn umgehend in die Isolationszelle. Höhere Sicherheitsmaßnahmen in allen Bereichen. Nicht wirklich verwunderlich.

„Hey Jungs…habt ihr mich vermisst? Wie geht’s Harley und ihrem Verlobten? Ach nein warte, der ist ja tot.“ Kichernd wurde er auf den Boden der Zelle geworfen und bekam die Tür vor der Nase zugeschlagen. Diese Typen hatten wirklich absolut keinen Sinn für Humor.
 


 

Langsam aber sicher erholte sich Harleen wieder und fand in ihren alten Rhythmus zurück. Sie hatte ihre alten Patienten zurück bekommen und befand sich gerade auf dem weg zu Crane, welcher bereits auf sie wartete, war sie doch ein so leichtes Opfer durch ihre tragische Hochzeit, welche sich bereits herumgesprochen hatte. Harleen sah dies als Abhärtung und Probe an. Es tat gut wieder etwas Normalität zu haben.

Auf dem Gang erblickte sie einen alten Bekannten. Batman kam ihr entgegen und etwas verwirrt grüßte sie ihn freundlich, hatte er ihr doch immerhin das Leben gerettet. Er hatte die letzten Monate öfters nach dem Rechten gesehen und irgendwie war sie ihm deswegen auch sehr dankbar.

Einige Mitarbeiter eilten an ihr vorbei und bogen in den Gang der Geschlossenen ein. Unberührt setzte sie ihren Weg fort zu ihrem Patienten.
 

Die Sitzung verlief wie gewohnt eher ruhig, auch wenn Scarecrow immer wieder nach ihren tiefsten Ängsten forschte. Es war Hareeln mittlerweile gleichgültig geworden. Was sollte ihr bitte noch Angst bereiten? Hatte sie doch nichts mehr zu verlieren. Alle Personen die ihr wichtig gewesen waren hatte sie zu Grabe getragen, also was wollte er da noch finden?
 

Als sie wieder zurück in ihr Büro kehrte und sich ihren Akten widmen wollte, traf sie erneut auf ihre Kollegen die anscheinend in heller Aufregung waren. Was war nur los, was sie so aus dem Konzept brachten? Batman war keine Seltenheit mehr, von daher musste etwas anderes passiert sein. Sie sprach einige darauf an, welche ihrer Frage jedes Mal auswichen oder davoneilten, weil sie noch etwas zu erledigen hatten. Misstrauisch musterte Harleen sie jedes Mal, fragte jedoch nicht nach.

Mit der Hand griff sie nach dem kleinen Röhrchen und öffnete die Verschlusskappe. Gekonnt entnahmen ihre Finger der Verpackung zwei Pillen, welche sie in ihren Mund beförderte. Sie wusste, dass es schwer werden würde ohne sie zu leben, aber momentan musste sie das ja auch nicht. Eine leichte Abhängigkeit war ja nichts schlimmes, bei ihren Patienten half es ja auch.
 

Ihr Büro war so, wie sie es zurück gelassen hatte. Mit den Fingern suchte sie den kleinen Schalter neben der Tür, welcher das Licht aufflackern ließ. Seufzend machte sie sich daran die letzten Berichte zu vervollständigen und dann in ihren wohlverdienten Feierabend zu fahren.
 

Es war dunkel um sie herum. Ein kleines Schimmern drang von irgendwo her, sie konnte aber nicht genau sagen was es war. Langsam näherte sie sich der Lichtquelle, bis sie vor einer verschlossenen Tür stand. Ihre Hände umschlangen die verschnörkelte Klinke und pressten sie herunter. Mit einem leichten Seufzer schwang sie auf und entblößte einen Altar dahinter. Vor ihm standen zwei Gestallten, welche sie jedoch nicht genau erkennen konnte.

Zaghaft näherte sie sich ihnen, bis sie erkannte, wer es war. Vor dem Altar befanden sich zwei Männer, beide im Smoking und hübsch herausgeputzt. Erst als sie sich umdrehten konnte sie ihre Gesichter erkennen. Ihr stockte der Atem und ungläubig schüttelte sie den Kopf.

Der eine war ihr verstorbener Ehemann und der andere der Joker. Beide starrten sie hoffnungsvoll an. "Für wen wirst du dich Entscheiden Harley? Für mich oder deinen Verlobten?" erklang die Stimme des Jokers. Entscheiden, für einen von beiden? Wieso sollte sie das tun? War es doch nicht klar, für wen sie sich entscheiden würde? "Harleen, Engel du musst dich entscheiden" bekräftigte er die Aussage des Jokers. "Nur einer von uns kann überleben und du wirst entscheiden, wer es sein wird, den anderen wirst du erschießen!" dröhnte die Stimme des Jokers ihr entgegen. Erst jetzt fühlte sie die schwere Waffe in ihrer Hand. Erschrocken starrte sie diese an und dann an sich herab. Sie trug das weiße Hochzeitskleid. "Nein nein nein. Ich will nicht!" stammelte sie und Tränen schossen ihr in die Augen. "Du hast leider keine andere Wahl." entgegnete ihr, ihr Verlobter.

Wie sollte sie sich nur entscheiden? Ihre Hand schoss in die Höhe und richtete die Waffe zuerst auf den Joker und dann auf Christopher. Wie eine Cobra züngelte der Lauf zwischen den beiden hin und her. Sie hatte keinerlei Kontrolle mehr über ihren Arm und verzweifelt versuchte sie die Waffe herunter zu drücken, doch ohne Erfolg. Mit einem lauten Knall löste sich der Schuss und traf ihren Verlobten zwischen die Augen, welcher leblos zu Boden sackte. Rote Spritzer von Blut zierten von neuem ihr Kleid und erschrocken stürmte sie zu Christopher. "Neiiiiiiiiin!!!!!" schrie sie und schrak aus ihrem Traum hoch.
 

Harleen war schweißgebadet und ihr Atem ging stoßweise. Ihr Puls raste nur so, als wäre sie soeben einen Marathon gelaufen. Was hatte das nur zu bedeuten? Niemals würde sie sich für den Joker entscheiden. Niemals!!!

Und doch spürte sie erneut die Lippen des Clowns auf den ihren und das heiße Prickeln, was sie dabei verspürt hatte. Ihr Blick wanderte zu der Digitalanzeige. Noch zwei Stunden ehe sie zur Arbeit musste. Zitternd tastete sie nach den Pillen und warf sie sich ein, ehe sie zurück in die Kissen sank und wieder in die Traumwelt abdriftete.
 

Der Wecker klingelte und kündigte den neuen Tag an. Noch immer verwirrt und geschockt von ihrem nächtlichen Traum machte sie sich auf den Weg zur Anstalt. Die letzte Nacht hatte deutliche Spuren in ihren Zügen hinterlassen.

Gemächlich trat sie ihren Weg zum Büro an, wobei sie einen Abstecher zur Küche unternahm, um sich einen Kaffee einzuschenken. Es war noch ruhig und nur wenige Mitarbeiter waren auf den Gängen unterwegs. Die Tür zu ihrem Büro lag direkt vor ihr. Sie zögerte kurz, als sie die Klinke ergriff, welche sie so sehr an ihren Traum erinnerte.
 


 

Isolationshaft. Diese kleine, schalldichte Zelle teilte mit Joker keine angenehmen Erinnerungen. Gelehnt an der gepolsterten Wand hämmerte er seinen Kopf dagegen. Aber was soll’s, was machte es schon für einen Unterschied. Auch diese vier Wände konnten ihn nicht aufhalten, wie lange sie ihn auch darin behalten wollten.
 

Die ganze Sache könnte sich sogar als ziemlich angenehm gestallten, als er seinen persönlichen Wärter unter Augenschein nahm. Na welch Zufall, da tauchte doch tatsächlich ein bekanntes Gesicht auf. Victor Young, ein Mann im mittleren Alter der sich gerne mit Haien einlässt. Flehend kroch er damals Joker vor die Füße und bettelte und flehte, er würde alles tun, wirklich alles. Und jetzt war tatsächlich auch der Moment gekommen in dem er ihn gebrauchen konnte.
 

An die kleine Fensterscheibe gepresst sah er zu, wie Victor an die Tür schritt. Die öffnete sich zur Essenausgabe und der Bleiche trat zurück. „Hast du getan was ich dir aufgetragen habe?“, fragte er ohne aufzublicken und setzte sich auf den Boden der Zelle. „Ja….ist erledigt.“ Der Mann in der Uniform fühlte sich deutlich unwohl bei dem Gedanken, was er in dieser Nacht getan hatte. Aber was für eine Wahl hatte er? Er gab dem Clown sein Wort, andernfalls würde es ihm genau so ergehen wie Dr. Quinzel und selbst wahrscheinlich nicht mit den Leben davon kommen. Also tat er es.
 

Victor brach in das Büro von Harleen ein und platzierte eine rote Rose, welche in einer schlichten Vase steckte, auf dem Schreibtisch der Ärztin. Der Stiel der Rose trug ein kleines Kärtchen auf dem die Worte „Hey Schatz, komm mich doch mal in meiner Zelle besuchen, dann können wir reden. J.“, geschrieben wurden. Das schlechte Gewissen würde Victor wohl auf ewig heimsuchen, ein Glück das ihn die Ärztin nicht sehr gut kannte.
 

„Fantastisch, Vic mein alter Freund du machst deine Arbeit wirklich gut, ein Glück dass ich dich doch nicht getötet habe." Grinsend nahm er die Mahlzeit entgegen, wobei es sich nicht um den Kantinenfraß handelte, sondern um die Speisen welche das Personal bekam. „Gut, du kannst jetzt gehen“, meinte er beiläufig und scheuchte ihn mit einer Handbewegung aus der Zelle.
 

Wenn er doch nur das Gesicht von Harley sehen könnte. Es war nun früh am Morgen und Harleen müsste jetzt ihren Dienst antreten. Gott verdammt ihr Gesicht. Wie sie wohl reagieren wird? Die Polizei kontaktieren oder sofort hier nach unten kommen und sich vergewissern, dass es ein übler Scherz ihrer Mitarbeiter war. Und dann doch den Grünschopf in der Zelle antreffen. Er konnte es nicht richtig einschätzen, immerhin veränderte eine solche Tragödie den Charakter. Also konnte er nur gespannt vor seiner Tür sitzen und Löcher in die Luft starren. Irgendwer würde schon bald ihm Gesellschaft leisten, ließ sich nur abwarten, um wen es sich dabei handelte.
 


 

Die Klinke ruhte noch immer kalt in ihrer Hand, ehe sie sich dazu überwinden konnte diese herunter zu drücken. Es war doch nur ein blöder Traum gewesen. Die Tür schwang leise auf und entblößte das Innere. Ihre kleinen Finger tasteten nach dem Schalter, fanden ihn und ließen die Lampe leicht aufflackern. Sie schritt zu ihrer Garderobe um ihren Mantel aufzuhängen, als sie die Rose auf ihrem Schreibtisch entdeckte. Verwirrt und doch neugierig schritt sie näher, um sie besser begutachten zu können. Wer mochte ihr nur eine Rose schenken? Mit zittrigen Fingern nahm sie das kleine Schild zwischen diese und drehte es so, dass sie lesen konnte, was darauf geschrieben war. Ihre Augen weiteten sich und erschrocken schnappte sie nach Luft. Das konnte doch wirklich nur ein dummer Scherz sein!
 

Mit einer Handbewegung fegte sie die Rose samt Vase vom Tisch, sodass sie klirrend auf dem Boden zersprang und dort liegen blieb. Wut entbrannte in ihr und zornig trat sie mit dem Fuß die Rose in den Boden. Einzelne Blätter lösten sich und lagen nun verstreut herum. Das was noch von der Rose übrig war nahm sie angewidert in eine Hand und rannte fast schon, in Richtung der Isolierten. Was hatte er sich bitte bei dieser Aktion gedacht?

Mit großen Schritten bog sie in den Gang ein in dem die Zellen lagen. Ihre Wut wuchs mit jedem Schritt, ehe sie an der Zelle angekommen war. Mit der Faust schlug sie gegen die eiserne Tür um ihren Insassen kundzutun das sie da war. "Was soll der Scheiß?!" brüllte sie der Tür entgegen. "Das ist wirklich ein schlechter Scherz, selbst von dir!" fügte sie hinzu ehe sie die kleine Klappe, welche eigentlich für die Essensausgabe gedacht war öffnete und die Überreste der Rose hinein warf. "Das wird ein Nachspiel haben Crane!" und mit diesen Worten stürmte sie davon.
 

Jonathan Crane hatte es eindeutig übertrieben. Sie wusste, dass sich so einiges herumgesprochen hatte in der Unterwelt von Gotham und so war sie eher schlecht auf solche Scherze zu sprechen. Ohne es zu merken stampfte sie erneut an der Zelle vorbei des eigentlichen Absenders der Rose. Aber wie sollte sie auch auf ihn, den Joker schließen, prangte doch von der Karte nur ein einfaches J ihr entgegen. Sie musste wohl ziemlich aufgewühlt aussehen, sodass sie ein Kollege voller Sorge um ihre geistige Gesundheit ansprach: "Alles ok Harleen? Du siehst etwas durch den Wind aus."
 

Kurz sammelte sie sich, schüttelte den Kopf und meinte dann: "Keine Sorge nur ein übler Scherz von einem meiner Patienten. Crane fand es wohl unglaublich lustig mir eine Rose in mein Büro zu stellen und besaß dann auch noch die Frechheit mich in seiner Karte aufzufordern ihn in seiner Zelle zu besuchen" wutschnaubend ließ sie ein verächtliches Lachen erklingen "Wobei ich mich immer noch frage wie er das geschafft hat. Wahrscheinlich wieder eine der Wachen bestochen."
 

Irgendetwas in dem Gesicht des Mannes gefiel ihr nicht. Er wirkte skeptisch: "Hat er mit Scarecrow unterschrieben oder warum wusstest du dass er es war?" fragte er nun zögernd mit etwas zu viel Interesse wie sie fand. Harleen dachte sich jedoch nichts dabei und schob es auf die allgemeine Neugierde zurück und antwortete: "Nein er hat mit einem einfachen J unterzeichnet. Vielleicht fand er es lustiger mit seinem richtigen Namen zu unterzeichnen, also Jonathan." Schulterzuckend wandte sie sich um zum gehen, sodass sie das entsetzte Gesicht des Kollegen nicht mehr sah, welcher in Windeseile davon eilte um seine anderen Kollegen zu alarmieren. Er wusste anscheinend mehr als sie.
 

Stumm setzte sie sich an ihren Schreibtisch und dokumentierte den Vorfall in einem der Berichte von Crane.
 

Die darauf folgenden Tage verliefen eher Ereignislos, was durchaus angenehm war, doch die ständigen Albträume, welche sie jede Nacht heimsuchten, wollten einfach nicht verschwinden. Wieder und wieder der gleiche Traum und jede Nacht schrak sie daraus schweißgebadet auf. Es machte sie fertig, sodass sie entschied die Dosis der Medikamente ein weiteres Mal zu erhöhen.
 


 

Den ganzen Tag saß er starrend in der Zelle, doch niemand klopfte an die Tür, niemand leistete ihm Gesellschaft. Die Tage zogen sich schleifend an ihm vorbei und noch immer kam niemand. Er hätte wenigstens eine kleine Reaktion erhofft. Irgendetwas muss doch schief gelaufen sein, wenn man nur einmal sich auf Andere verließ. Es war doch zum kotzen.

Genervt sprang Joker auf die Beine und hämmerte gegen die Stahltür. Im Schleichgang schritt Victor an die Tür und öffnete diese. „Hey Kumpel…wie kommt es dass Harleen noch nicht da war Vic?“, zischte er ihm zu und verengte die Augen. „Sie…naja…ähm, sie hat Mister Crane verdächtigt die Rose geschickt zu haben…weil sein Name auch mit einem J beginnt und ähm…ich konnte doch nicht…also.“
 

Humorlos lache Joker auf und schüttelte ungläubig den Kopf, dabei griff er nach dem Kragen der Wache und zog ihn zu sich in die Zelle. „Du verblödeter Schwachkopf, du hast nur ein J auf die Karte geschrieben? Nur ein blödes J?! Sie weiß doch noch nicht einmal dass ich hier bin!“, brüllte er Victor in Gesicht und presste die Hände um seinen schmalen Hals. Dabei stieß er ihn wieder und wieder gegen den Stahl. „Da geb ich dir solch einen einfachen Auftrag und du vermasselst ihn…doch meine nächste Botschaft wird mehr als deutlich sein, mein Freund.“ Sadistisch verzog sich sein Mund zu einem Grinsen während er dem Mann den Schädel an der Tür einschlug. Fehlte nur noch eine Sache, immerhin musste Harley erkennen von wem er umgebracht wurde. Ein Schlüssel dürfte wohl ausreichend sein.
 

Mit einem blutigen Grinsen saß der Tote auf dem Stuhl vor Harleys Schreibtisch. Seine Wangen wurden zu beiden Seiten aufgerissen, denn einen Schnitt konnte man das wirklich nicht nennen. An der Brust des leblosen Körpers wurde ein Stück Papier festgetackert. „Anscheinend setzte die Rose bei dir nicht gut an, vielleicht gefällt dir dieses, nun persönlich gelieferte, Geschenk besser. J.

P.S. Nein, das J steht nicht für Jonathan!“
 


 

Der heutige Morgen begann wie jeder andere, mit wenig Schlaf und dem schrillen läuten des Weckers. Eine heiße Dusche zum wach werden und Pillen um den Tag so gut wie möglich zu überstehen. Nebel lag über der Stadt und verdichtete sich zunehmenst, als sie in Richtung Arkham davon fuhr. Die Sache mit Crane hatte ihr sehr zugesetzt und so hatte sie dafür gesorgt, dass die Sicherheit im isolierten Trakt verschärft wurde.
 

Gemächlich schlenderte sie zu ihrem Büro, welches sie seit dem letzten Vorfall immer sorgsam abschloss. Der kleine Schlüssel lag kühl in ihrer Hand und sanft strich sie über dessen Zähne. Was würde heute auf sie warten? Weitere Aktenberge? Noch mehr Rosen oder gar etwas Schlimmeres? Ein mulmiges Gefühl machte sich in ihrer Magengegend breit, als sie sich der Tür näherte. Irgendetwas stimmte nicht an diesem Bild, doch sie konnte nicht sagen was es war. Fast automatisch ergriff sie die Klinke und wollte gerade aufsperren, als diese wie von Geisterhand aufschwang. Sie hatte doch nicht einmal die Klinke herunter gedrückt. Erst jetzt sah sie die Aufbruchspuren und das gesplitterte Holz des Türrahmens. Ihr wurde heiß und kalt als sie in Zeitlupe die Tür öffnete und mit zitternden Fingern das Licht anschaltete.
 

Harleen unterdrückte einen Aufschrei. Ihr Puls schoss in die Höhe und sie begann laut zu schluchzen. Es war einer der Wachmänner, welcher dort hinter ihrem Schreibtisch saß. Sein Gesicht war schrecklich entstellt worden. Seine Augen waren noch immer vor Schreck und Furcht weit aufgerissen. Auf seiner Brust war ein Zettel befestigt worden, nach dem ihre Finger nun griffen und mit bebenden Lippen las sie, was darauf stand.

Der Zettel entglitt ihren Fingern und ein gedrängter Schrei entrann ihrer Kehle. Nein nein nein nein das durfte alles nicht war sein! Schon wieder war sie, Harleen für einen Tod verantwortlich. Gerade zu panisch tastete sie ihre Taschen nach den Pillen ab und warf sich eine Hand davon ein. Sie musste vergessen, musste die Bilder aus ihrem Kopf vertreiben, die sich erneut versuchten ihr aufzudrängen.
 

Nach einigen Minuten der Stille stürmten Personen in ihr Büro und starke Arme schlangen sich um ihren Körper und pressten ihren Kopf gegen die warme Brust. Es war einer ihrer Kollegen und zitternd ließ sie es zu, froh darüber, nicht mehr alleine zu sein. Er bedeutete seinen Kollegen die Polizei zu alarmieren und mit leichtem Druck setzte er sich zusammen mit Harleen in Bewegung. Beruhigend redete er auf sie ein.
 

Still saß sie in dem Aufenthaltsraum der Anstalt mit einem Kaffee in der einen und einer Zigarette in der anderen. Sie rauchte nicht, aber dennoch war genau das nun das Richtige in dieser Situation. Tief atmete sie den blauen Dunst ein und begann zu husten, als sich ihre Lunge gegen die schädlichen Einflüsse vehement wehrte. Immer wieder wurde ihr aufmunternd auf die Schulter geklopft und zugesprochen, doch der Schock saß ihr noch immer in den Knochen. Also war es wahr, der Joker war zurück in Arkham.



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