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Green Eyes

von

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Und was wäre, wenn es doch jemand verstehen würde?

Die Tür schwang auf.

Zwei Wachmänner traten ein, im Schlepptau den hageren, grünhaarigen Joker und mit einem viel zu breiten Grinsen ließ sich dieser auf dem Stuhl vor ihr nieder. Harleens Herz machte einen riesigen Sprung vor Vorfreude auf die heutige Sitzung. Sie war guter Dinge und optimistisch, dass dies ihrer Karriere einen gewaltigen Push geben würde.

Sie erstarrte kurz als die Gestallt vor ihr das nächtliche Treffen ansprach und die missmutigen Blicke der Wächter auffing. "Meine Herren, keinen Grund solche Gesichter zu ziehen. Sie vergessen mit wem sie es hier zu tun haben. Der Patient ist dafür bekannt Geschichten zu erfinden und seine Mitmenschen gegeneinander aufzuhetzen. Bleiben sie also bitte professionell und glauben sie nicht jedem Irren hier. Vergessen sie nie in was für einer Einrichtung sie sich hier befinden. Und nun würde ich gerne mit meiner Sitzung beginnen. Wenn sie so freundlich wären den Raum zu verlassen und die Tür hinter sich zu schließen." und mit einer Handbewegung deutete sie in die Richtung, aus der die beiden soeben gekommen waren.

Ihre Miene hatte sich wieder gefestigt und sie sah nun den beiden Wachen zu, wie sie ordnungsgemäß den Raum verließen und die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel.
 

Endlich war sie mit ihm alleine. Harleen richtete ihren Blick auf den vor ihr sitzenden Patienten, räusperte sich und erklärte in ruhigem Tonfall: "Ich werde jede unserer Sitzungen aufzeichnen. Zu Beginn jeder Sitzung möchte ich dass sie die Kamera adressieren, also ihren Namen sagen. Soweit klar?"

Ohne auf eine Antwort zu warten drückte sie den kleinen roten Recordbutton und sogleich blinkte eines der Lämpchen freudig auf und verkündete ihr, dass die Kamera bereit sei. Sie richtete ihren Blick erneut dem Joker zu und begann in einem sachlichen Ton die Sitzung zu starten: "Dr. Harleen Quinzel. Sitzung Eins. Patient 4479. Sitzen sie bequem? Bitte adressieren sie die Kamera!" Erneut rückte sie ihre Brille zurecht und beugte sich etwas nach vorne über die Akten des Patienten, welche sie bereits ausführlich studiert hatte.

Es war nicht sein erstes Verbrechen gewesen, dass er begangen hatte. Seid geraumer Zeit schon terrorisierte er die Einwohner Gothams und das auf übelste Art und Weise. Er war ein Psychopath, unberechenbar, launisch und kalt, dennoch empfand er alles als einen riesigen Spaß, wobei es ihn wenig störte das dies auf Kosten der Bürger und deren Leben ging.
 

Harleen strich ihren Kittel glatt und nahm den sorgfältig platzierten Kugelschreiber in die eine und den Notizblock in die andere Hand. Sie war voller Tatendrang und gewillt, auch diesen Patienten zu knacken. Sie Harleen Quinzel würde es schaffen und nicht scheitern so wie all die anderen Versager vor ihr. Sie war anders, das spürte sie. Leicht atmete Harleen einmal tief ein,ehe sie sich dem Joker zuwandte und gebannt darauf wartete, dass er die Kamera adressierte und sie endlich starten konnten.
 


 

Viel sagend schmunzelte er die Frau vor ihm an und vernahm ihre kleinen Notlügen. Seine noch etwas müde dreinblickenden Augen beobachteten sie interessiert. War ja klar dass sie nun dieses Ass aus dem Ärmel zog. Wer glaubte schon einem Irren?

Als die Wache den Raum verließ und die Tür hinter sich schloss lehnte sich Joker etwas tiefer in den Stuhl. Er sah zu wie sie ihre Kamera einschaltete, den kleinen Notizblock griff und die Therapiesitzung mit ihrer hohen Stimme eröffnete.

Stumm sah der Grünhaarige zunächst in die kleine Linse, welche auf ihn zeigte. Schließlich räusperte er sich und ein zucken seiner Mundwinkel war für den Bruchteil einer Sekunde zu sehen. Die Blondine wirkte entschlossen und motiviert, diese würde er ihr schon schnell wieder nehmen. Auch wenn sie noch so sehr mit ihren Barbieaugen ihn begutachtete, sie bekäme nichts.
 

„Hiiii…“, hauchte er lang gezogen in die Kamera und rückte mit dem Stuhl etwas nach vorn. „Newsflash! Ein dummes Blondinchen hofft darauf, dass ich bei ihrem kleinen Spiel mitmachen werde, weil sie denkt, dass ihre ach so heilige Professionalität mich auch nur im Geringsten beeindruckt…mehr dazu erfahren sie nach der Werbung“.

Mit etwas verstellter Stimme trällerte er die schnell folgenden Worte in die Linse und such leicht triumphierend ihren Blick. Er würde auch sie zur blanken Verzweiflung bringen, was es auch koste. Diese dämliche Brille würde sie schon bald nicht mehr brauchen. Diese Ärzte kotzen ihn einfach nur an, mit ihrem Fachlatein und dem Denken alles besser zu wissen.
 

Zugegeben, das Püppchen hatte irgendwas an sich was er mochte und auch genauso hassen wollte. Es interessierte ihn brennend wie weit er bei ihr gehen konnte, wie lange konnte sie ihre professionelle Maske beibehalten. Immerhin war ihr nächtlicher Besuch, was er nun aus ihrer Notlüge schloss, nicht gerade dass was man von einer Ärztin in Arkham erwatete. Hinter der Brille steckte noch was ganz Anderes, da war sich Joker sicher. Es machte ihn sogar schon fast wütend, nicht genau zu wissen, was es war, trieb ihn jedoch noch mehr dazu an, es aus der Blondine herauszukitzeln.

„Hmm…Nein ich glaub das war nicht gut…können wir noch mal von vorn anfangen und bei dem schlechten Licht müsste ich vielleicht auch noch mal in die Maske“, witzelte er weiter und zog das Grinsen in die Länge.

Der Blasse könnte sich lachend über den Fußboden rollen, dass dieses kleine Weib wirklich annahm, er spränge auf ihr Gefasel an.
 


 

Immer noch saß sie gerade in ihrem Stuhl, den Notizblock in der einen Hand, den Schreiber in der anderen. Sie war darauf gefasst gewesen keinerlei Kooperation von ihm zu erwarten.

Harleen hob eine Augenbraue und blickte ihn gerade zu mütterlich an. "Sarkasmus mein Lieber,wird dir hier auch nicht weiterhelfen und es bringt dich auch ganz sicher nicht hier raus“ sagte sie in einem mahnenden Tonfall. Ihr war klar gewesen, dass es kein einfacher Spaziergang werden würde und es Zeit brauchen würde, bis sie das tiefste, Innerste des Jokers ergründen würde. Von den anderen Sitzungen hatte sie bereits die Berichte vorliegen gehabt und konnte so die Fehler ihrer Vorgänger vermeiden. Noch immer saß sie Kopfschüttelnd da, als sie über die törichte Therapie nachdachte, die einer ihrer Kollegen versucht hatte. Wie kam man bitte auf die irrsinnige Idee einen Psychopathen mit Nähe zu therapieren? Amateure, wie sie fand, das würde ihr so schnell nicht passieren.
 

Erneut setzte sie zu einer Frage an: "Du bist nun schon über einen Monat hier ohne wirkliche Fortschritte zu machen. Der erste Schritt wird sein, dass du dir bewusst wirst, warum du hier bist. Leute die hier eingesperrt werden haben grauenvolle Dinge getan. Also warum bist du hier?" Sie lehnte sich etwas zurück und drückte ihre Brille dabei wieder auf ihre Nase. Sie wusste, dass der Joker versuchen würde mit ihr zu spielen, wie er es mit jedem der einfältigen Ärzte zuvor getan hatte.
 

Diese erste Sitzung war wichtig für sie, sie würde ihr zeigen wie die Folgenden verlaufen würden. Niemand erhoffte sich etwas von der Therapie des Jokers, waren doch zu viele zuvor daran gescheitert. Es entlastete sie ungemein, dies zu wissen, jedoch spornte es sie auch an. Wer war dieser Joker und warum waren all die Ärzte vor ihr an ihm gescheitert?

Im Endeffekt war er doch auch nur ein Mensch oder etwa nicht? Und wenn dem so sei, konnte man ihn auch brechen. Es würde wohl seine Zeit dauern, aber irgendwann würde auch er resigniert vor ihr kapitulieren und dann würde sie es allen zeigen, dass sie Dr. Harleen Quinzel es geschafft hatte.

Etwas Gedankenverloren saß sie da und träumte für einige Augenblicke vor sich hin, ehe sie sich wieder gefasst hatte und sich der Person vor ihr zuwandte. "Also?" hakte sie noch einmal nach, um die Konversation in gang zu bringen. Ihr Notizblock strahlte noch immer gähnende Leere aus und sie war gewillt dies schnellstmöglich zu ändern.
 


 

Etwas grummelnd musste der Grünschopf feststellen dass ihre Maske ziemlich eisern war. Sie wirkte noch nicht einmal ein bisschen wütend. Mit einem Pokerface zitierte sie ihre dämliche Frage und rückte die Brille weiter nach oben. Wie gerne er doch sich dieses Teil nehmen, auf den Boden werfen und mit seinen Füßen darauf rumtrampeln würde. Mit einem lang gezogenen Augenrollen wechselte er seinen Beinschlag und zerrte leicht an der Jacke herum.

„Alsooo“, amte Joker sie genervt nach. Was sollte er darauf antworten? Natürlich vollbrachte auch er grausame Taten, doch diese Taten hatten schließlich einen Sinn und Zweck. Er saß doch nur hier drin, weil ihn keiner verstand, so einfach war das. „Ich bin mir voll und ganz bewusst warum ich hier bin Süße.“ Mit einem leichten Schmunzeln, lehnte er sich ein Stück nach vorn. „Ich glaube, dass viel eher ihr nicht wisst, warum ich hier bin…verrat mir deine Diagnose Doc, warum wurde ich nach Arkham gebracht?“ Mit starrender Neugier blickte er sie an.
 

Er hasste diese Frage-Antwort-Spiele und doch schlich sich ein amüsanter Gedanke in seinen Kopf, weshalb er sein Grinsen nicht ablegen konnte. Der Wille von der Ärztin ihn endlich zu knacken, war wahrscheinlich genauso groß, wie sein Wille, sie zu knacken. Ironie des Schicksals könnte man es nennen. Und ohne Kontrolle darüber, kicherte er sogar kurz auf.

Welches er aber dann doch ein Räuspern unterbrach und die Gedanken wieder in hier und jetzt fokussierte.
 

Die beengende Jacke störte ihn mit jeder Minute mehr, er hasste es sich nicht frei bewegen zu können und ohne es wirklich zu merken, zerrte er etwas stärker. Natürlich blieb es vergebens, doch man konnte mit diesen Dingern einfach nicht still halten, man musste wenigstens versuchen sich aus der wirklich unangenehmen Haltung zu befreien. Mit dem Auskugeln des Armes könnte man vielleicht frei kommen, doch würde die Blondine sofort die Wachen rufen und die ganze Aktion wäre umsonst gewesen. Aber es war der Gedanke daran, dass man es schaffen könnte, welcher das Zerren etwas abschwächen ließ. Diese Idee würde er sich auf jeden Fall mit einem roten Edding dick im Hinterkopf Unterstreichen, ob früher oder später, er käme schon irgendwie hier raus.
 


 

Ein leichtes Seufzen entrann ihrer Kehle. Zumindest redete er und er war sich auch über seine Taten bewusst. Das war doch schon mal ein guter Anfang, dachte sie sich im Stillen. "Nun, deiner Akte nach zu folgen, besitzt du eine melancholische, nicht sozial kompatible Persönlichkeit mit einer gestörten Weltanschauung oder kurz ein weiterer Psychopath in Gotham" zitierte sie ruhig die Akte die geschlossen neben ihr lag. Es traf recht gut zu auch wenn sie sich sicher war, dass da noch mehr dahinter steckte. Dies war nur ein kleiner Teil eines großen ganzen. Das Fundament des Kartenhauses, was sie schon bald zum Einsturz bringen würde.

Leicht strich sie sich eine Strähne aus ihrem Gesicht und machte einige beiläufige Notizen auf ihrem Block, ehe sie erneut die Stimme erhob: "Warum du hier bist? Nun das ist recht einfach. Wie eben schon aufgeführt, wurdest du als eine Bedrohung für die Bürger Gothams eingestuft und daher hier hergebracht. Du hast gegen die Norm verstoßen und wurdest dem entsprechend behandelt" schilderte sie sachlich jedoch ohne den Blick abzuwenden. Seine grünen Augen hielten sie einfach in ihrem Bann, fesselten sie und ließen sie nicht wieder los. Es schien ihr gerade zu unmöglich den Blick von ihnen abzuwenden.
 

Langsam versuchte sie sich wieder zu fassen, daher entschloss sie sich die soeben aufgeschriebenen Notizen erneut zu lesen und ihre Gedanken zu ordnen. Harleen erwartete in dieser Sitzung nichts von ihrem Patienten, sowie niemand von ihr erwartete etwas aus dem Joker herauszubekommen. Druck würde bei ihm nichts nützen, dafür war er zu schlau, zu gerissen und einfach zu...anders!
 

Mit einer gezielten Handbewegung nahm sie die Brille von der Nase, faltete sie und platzierte sie neben sich, wo auch der Schreiber zur ruhe gekommen war. Harleen richtete ihre Kleidung, faltete die Hände auf dem Tisch und sah ihm erneut in die Augen, ehe sie fragte: "Denkst du, du bist verrückt? Glaubst du dass du wirklich hier her gehörst? Oder spielst du uns nur vor verrückt zu sein um nicht nach Black Gate zu müssen?" dabei lehnte sie sich etwas nach vorne um ihm tiefer in die Augen blicken zu können. Was war hinter dieser Fassade und hinter diesem Grinsen? Diese Neugierde brannte sich zunehmenst in sie ein und ließ sie innerlich aufschreien. Wann würde sie endlich mehr über ihn erfahren? Lag es in seiner Kindheit, oder trieb er doch einfach nur ein Spiel mit ihr und war in Wirklichkeit gar nicht das, was er vorzugeben schien?
 


 

Ihr Kommentar ließ Joker die Nase rümpfen, mit tiefen Atemzügen versuchte er nicht in Zorn zu geraten. „Ein weiterer Psychopath in Gotham“ dieser Satz kratzte tief an seinem Ego. Eingebildete Schnepfe, wen interessierte es schon, was sie über ihn dachte, was interessierte es ihn? Dachte er sich verärgert und versuchte damit seine Nerven zu beruhigen.

Ein erneutes Grinsen zwang sich auf die roten Lippen und er starrte sie stumm an. Nach kurzer Stille faselte sie weiter, aber er hörte nur halb zu. Das war vielleicht besser so, sonst gäbe es schon Heute eine tote Ärztin und doch hielt sich der Blickkontakt mit ihm und der Ärztin, als hätte er sie hypnotisiert.
 

Er nach einer Weile, schaffte sie es dann aber doch auf ihren Block zu schielen und weitere Fragen zu stellen. Ein deutliches Schlucken war von Joker zu hören und er rückte noch näher an den Tisch. Mit einem verächtlichen Schnauben leckte er sich die Lippe und beugte sich weit nach vorn. Tief blickte er durch ihre Brillengläser. „Verrückt sagst du…ich…den Verrückten spielen?“, ein Kichern entrann ihm, während er fast in Zeitlupe den Kopf schüttelte. Eine bodenlose Frechheit waren ihre Fragen und währen seine Arme nicht in dieser Jacke, hätte sie sich mit dieser Frage eine ordentliche Ohrfeige eingefangen. Was bildete sie sich eigentlich ein?
 

„Jetzt sperr mal gut die Lauscher auf Mäuschen, ich hab rein nichts mit dem Haufen Irrer zu tun die sich hier nachts in den Schlaf heulen. Verrückt…verrückt…“. Das Wort brachte ihn so in Rasche das er kaum klar denken konnte. „Du hast dem Anschein nach keine Ahnung was Verrückt ist…ICH bin der Jenige, der dieser verfluchten Stadt zeigt wer die wahren Irren sind. Tag für Tag spielt es sich vor ihnen ab und sie schließen die Augen davor, wollen es nicht wahr haben…Aber ich! Ich habe es begriffen, ich sehe jetzt mit völliger Klarheit.“ Euphorie und Faszination zu seinem Denken, zeigte sich in dem stechenden Grün seiner Augen. „Soll ich dir verraten wer der wahre verrückte von Gotham City ist? Soll ich es dir verraten?“, fragte er mit hoher Stimme die eine unglaubliche Bedrohung ausstrahlte. Kurz legte er dramatische Pause ein, „...Batman.“
 


 

Euphorie entflammte in ihren Augen. Endlich etwas womit sie arbeiten konnte. Ein triumphierendes Lächeln breitete sich auf ihren Zügen aus, als sie erneut zum Stift griff und in großen Buchstaben den Namen Batman in die Mitte des Blattes schrieb und diesen heftig umkreiste.

So so... Batman also. War dies wirklich sein Schwachpunkt? War es wirklich so einfach? Harleen kam noch ein Stück näher und blickte dem Joker tief in die grünen Augen. "Batman also? Ihn definierst du also als verrückt. Interessant... Und warum ist er deiner Meinung nach verrückter als du es zu sein scheinst? Ist es nicht er, der Gotham vor so Psychopathen wie dir beschützt?" sagte sie in einem leicht sarkastischen Tonfall. Seine Weltanschauung war durchaus interessant, interessanter als all die anderen Langweiler hier. Für Harleen war nichts schlimmer als Langeweile zu haben und dieser Joker hier schien ihr einen Ausweg bieten zu können und das gefiel ihr mit fortschreitenden Zeit immer besser.
 

Sie musterte ihn eindringlich um seine Emotionen besser lesen und einschätzen zu können. Harleen wiegte sich zunehmend in Sicherheit, wodurch sie nicht zurück schreckte den Joker noch weiter zu provozieren, um ihn aus der Reserve zu locken und sein wahres Ich zum Vorschein zu bringen. Sie legte ihre Brille beiseite und öffnete ihren strengen Dutt um ihrer Kopfhaut etwas Entspannung zu verschaffen, waren sie doch eh alleine in dem kleinen Raum. Was hatte der Joker nur an sich das sie so faszinierte und fesselte? Sie stütze ihren Kopf auf ihren Handrücken und starrte ihn von Neuem gebannt an.
 


 

Die Worte, welche aus dem Mund der Blonden kamen, brachten Joker nun vollkommen in Rage.
 

Mit einer Ruckhaften Bewegung seiner rechten Schulter kugelte er sich den Arm aus und es klappte tatsächlich beim ersten Mal, man musste nur genug Kraft einsetzen und den Willen haben. Der Schmerz ließ ihn kurz nach Luft schnappen. Er war jedoch nicht halb so schlimm wie die Prügel von der Fledermaus, denen er des Öfteren ausgesetzt war. Man konnte es aushalten.
 

Schnell befreite er sich aus dem Ding, hoffte dabei, dass die Ärztin zu geschockt für einen Hilferuf war und rückte den Stuhl auf dem er saß unter die Türklinke. Perfekt. Seine Hand griff zur Schulter, das Einrenken würde erst den wahren Schmerz preisgeben. Dass konnte er aber auch im nachhinein noch erledigen. Wichtiger war, dass er nun endlich die Freiheit besaß seine Hände zu benutzen.
 

Grinsend drehte er sich zu Harleen und schlendert zurück zum Schreibtisch. Zunächst die Kamera, welche ihn über die Maßen störte. Er öffnete das Kassettendeck und nahm sich das Band heraus. „So Schätzchen, jetzt können wir ungestört reden“, sprach der Grünhaarige etwas abwesend, gesellte sich zu ihrem Stuhl und lehnte sich gegen den Tisch. „Tja nun lass mich dir erläutern warum Batman…“, bei dem Namen begannen seine Zähne fast automatisch zu knirschen, „…der wahre Geisteskranke in dieser Stadt ist.“ Joker legte eine kurze Pause ein, in der er in die Knie ging und ihren Stuhl zu sich drehte. Ohne seine Augen von den ihren abzuwenden, legten sich seine Hände über die Stuhllehnen der Ärztin.
 

„Ich erinnere mich genau an die erste Begegnung mit ihm…mit Batman. Ich fühlte mich…er ist so furcht erregend gewesen wie er in seinem schwarzen Kostüm vor mir stand.“ Gedankenverloren sah er sie an und merkte für einen Moment nicht wie er vom Thema abwich, fasste sich schließlich jedoch wieder. „Erklär mir…welcher erwachsene Mann wirft sich in ein dämliches Fledermauskostüm über, streift über die Dächer fremder Häuser und prügelt wahllos auf Andere ein? Und dass nicht nur auf unsere Insassen in dieser Anstallt…auch Unschuldige…du hast ja keine Ahnung wovon du redest Schätzchen, wenn du ihn als Beschützer darstellst. Er ist kein Beschützer, er ist ein verdammter Heuchler der sich hinter einer Maske versteckt…er müsste an meiner Stelle hier sein und erklären was ihn dazu animiert jede Nacht in diese Rolle zu schlüpfen.“
 

Nach seiner Rede hielt er kurz inne und sah sie mit einem fast flehenden Blick an. „Niemand sieht es…niemand versteht es“.
 


 

Fasziniert beobachtete Harleen das Schauspiel, welches sich ihr gerade bot. Nicht im stande sich zu bewegen und gefesselt von der grandiosen Darbietung starrte sie auf den Joker, welcher sich in Sekundenschnelle aus der Zwangsjacke befreit hatte und mit seinem Stuhl nun die Tür blockierte. Es dauerte einen Moment ehe sich Harleen wieder gefasst hatte und die Situation begriff. Ihre Neugierde würde sie nun vielleicht das Leben kosten, oder war es vielleicht eine Chance wert sein Spiel mitzuspielen? Würde sie so vielleicht an mehr Informationen gelangen?
 

Adrenalin durchflutete ihren Körper als der Joker näher kam und seine Hände auf die kahle Stuhllehne legte. Ihr wurde heiß und kalt bei dem Gedanken eventuell doch einen Fehler begangen zu haben. Hektisch blickte sie sich zur Tür um. Hoffentlich hatten die Wachen nichts bemerkt. Wenn sie sehen würden, wie schnell ihr die Kontrolle entglitten war, wäre sie ihren Patienten schneller los, als ihr lieb wäre. Das sie gerade mit ihrem Leben spielte schien sie gar nicht erst richtig zu realisieren, war doch die Chance auf Erkenntnis viel größer und reizvoller.
 

Gebannt lauschte sie nun den Worten des Jokers und mit schnellen Handbewegungen schrieb sie das Gesagte auf ihren kleinen Notizblock. War dies der Schlüssel zu all den Antworten? War es wirklich so leicht mehr über ihn herauszufinden und wenn ja, warum hatte das nie jemand vor ihr geschafft? Eins stand fest, er hasste, nein verabscheute gerade zu Batman, doch irgendetwas sagte ihr, dass dies nicht alles war. Sein Sinn für Gerechtigkeit war ein völlig anderer. Batman, welcher die Bösen bestrafte und dafür sorgte, dass Gotham etwas beruhigter schlafen konnte war in den Augen des Jokers ein übler Verbrecher, wenn nicht sogar Psychopath. Was bewegte den Joker zu solch einer Anschauung?
 

Harleen legte die Stirn in Falten und versuchte ihre Gedanken neu zu ordnen. So viele Fragen die sich plötzlich stellten und keine Ahnung mit welcher sie anfangen sollte. Sie nahm einen tiefen Atemzug um ihre Aufregung zu senken und wieder die gewohnte Professionalität zurück zu erlangen. „Also ist Batman das Problem in Gotham, sehe ich das richtig? Ist er derjenige der alle Schurken dazu veranlasst falsch zu handeln? Aber die wohl weitaus wichtigere Frage die sich mir stellt, gäbe es den Joker noch, wenn es Batman nicht mehr geben würde?" um sich selbst zu bestätigen nickte sie leicht dabei. Dies schien ihr als durchaus logisch. Würde es Batman nicht geben, was würde dann aus dem Joker werden? Er dessen Inhalt doch an dieser Person zu hängen schien. War Batman womöglich sogar seine innere Kraft die ihn antrieb? Wenn ja würde dies ihn zu einer weitaus gefährlicheren Person machen, als sie bis stato angenommen hatte.
 

Ein kalter Schauer lief ihr bei dieser Erkenntnis über den Rücken. Was wenn es wirklich stimmte? Ihre Augen suchten erneut die des Jokers und versuchten, diese von neuem zu ergründen und seine Reaktionen zu erahnen. Ihr Herz schien gerade zu, zu rasen und ihre Finger tanzten eilig über das Papier, welches sich auf ihrem Schoß befand. Wie eine ertrinkende krallte sie die andere in das raue Papier, sodass die Seiten leise unter dem Druck raschelten.

"Was animiert dich zu deinen Taten? Etwa der gleiche Antrieb wie Batman? Willst nicht auch du Gerechtigkeit schaffen? Ist es nicht das was dich antreibt, die Angst vor Batman, die Angst davor, dass er deine Pläne, deine Träume durchkreuzt, dich vernichten will?" Ihr Gehirn arbeitete auf Hochtouren und immer neue Vermutungen drängten sich ihr auf. "Und was wäre wenn es doch jemand verstehen würde?" sagte sie nun verträumt und gleichzeitig erschrocken über sich selbst. Was hatte sie da gerade geäußert? Es war eindeutig ein Fehler gewesen dies laut auszusprechen, war es doch nur ein vorbeiziehender Gedanke gewesen, ein Hirngespinst und nichts Weiteres.
 

Erschrocken hielt sie reflexartig eine Hand vor ihren Mund, ehe sie im Nachhinein feststellte, dass diese Geste das ganze nur noch mehr verschlimmerte. Was war nur los, dass sie so unprofessionell handelte? Sie würde noch Kopf und Kragen dabei riskieren und das schon innerhalb der ersten Sitzung. Wut mischte sich nun mit in ihre Züge und sie war enttäuscht über sich selbst und ihre Unzulänglichkeit. Erneut sog sie die Luft tief ein und versuchte ihren Kopf frei zu machen, sie durfte jetzt nicht die Nerven verlieren und musste einen klaren Kopf bewahren.
 

Langsam richtete Harleen ihren Blick auf die Gestallt vor ihr. Das grüne Haar hing ihm wirr ins Gesicht und verlieh ihm ein irres Aussehen. Doch das schlimmste an ihm waren einfach seine stechend grünen Augen, die sie jedes Mal aufs Neue in ihren Bann zogen und immer tiefer in sie hinein rissen. Harleens Hand begann leicht zu zittern unter der Anstrengung des heftigen Schreibens. Kurz setzte sie den Stift ab und ließ ihr Handgelenk einige Male kreisen, ehe sie wieder im rasantem Tempo ihre Gedanken zu Papier brachte, gebannt was der Joker ihr als nächstes preisgeben würde.
 


 

Der Bleiche sah zu, wie seine gesprochenen Worte das Gehirn der Ärztin zum denken anregten. Sie schien gerade zu, zu platzen vor Euphorie und Freude endlich was zu haben, welches sie auf ihr kleines Notizblock kritzeln konnte. Ihre leicht zittrige Hand arbeitete auf Hochtouren. Es war erstaunlich mit anzusehen, wie so einfache Gedanken, die nur von ihm gesprochen wurden, einen Menschen so anregen konnten. Und doch fragte er sich für einen kurzen Moment, ob er nicht zu viel von sich preisgab. Denn bedauerlicherweise gab es doch eine Sache, nein, eine Person die sein einziger Schwachpunkt war. Welche seine Emotionen die er doch so gerne in einem dicken Save aus Stahl einsperrte, zum glühen brachten.
 

Die Fragen, welche aus der Blondine, die ihn ansah als wäre er die Lösung aller Probleme, heraussprudelten, bestätigte nur seine Sorge. Er verriet zu viel. Tatsächlich gab es zuvor keine Ärztin die in ihm auch nur den kleinsten Funken auslösen konnte. Und dieses kleine, hübsche Blondchen, verursachte ein ganzes Inferno.
 

Ihre Stimme prasselte auf ihn herab, er sah sie jedoch die Zeit über nur stumm an. Sie faszinierte ihn, er musste, auch wenn er das nicht gern tat, zugeben, dass er sie unterschätzte. Vielleicht war es auch einfach ihre mädchenhafte Neugier und diese unbegreifliche Furchtlosigkeit, welche es als erste schaffte in ihm etwas auszulösen.
 

Antworten lagen Joker auf der Zunge und drängten ihn sie auszusprechen, doch er hielt stand. Für Heute hatte er der Ärztin nun wirklich genug gesagt, für alle Zeit genug gesagt. Er entschied die restliche Sitzung damit zu verbringen sie einfach nur weiterhin stumm anzustarren. Dass wäre das Beste für alle Beteiligten. Und gerade als der Grünhaarige den Blick für eine Sekunde abwandte und sich zum Aufstehen animieren wollte, hörte er diese Worte, ein Satz auf den er so lange gewartet hatte.
 

Wie aus der Pistole geschossen fanden seine Augen zurück zu ihren. Harleen presste ihre Hände auf den Mund, als hätte sie ein Schimpfwort in der Kirche ausgesprochen. Ihr fast panischer Blick ließ Joker zum Grinsen verleiten. Ihre Augen, die ganze Körpersprache, verdeutlichten ihm nur das sie die Worte ernst meinte. Sie, die Erste, verstand es.
 

„Hee...“, entglitt es ihm etwas unintelligent und er fuhr nach oben. Sein Kopf beugte sich zu ihrem, so dass seine Stirn fast die der Ärztin berührte. Das Grinsen des Jokers reichte ihm fast bis zu den Ohren. „Mäuschen…“, hauchte er in ihr Gesicht, „…du verstehst es wirklich nicht wahr?“. Er nahm tief Luft und seine beiden Hände legten sich sanft, wenn auch bestimmt auf ihre glühenden Wangen. Der grüne Schopf legte eine etwas schiefe Position ein.
 

Die Berührung hatte nichts bedrohliches, auch nichts erotisches an sich. Es war als hielt er das Gesicht eines kleinen Kindes in seinen Händen. „Weist du…das ändert schlagartig alles."

Sie war der Schlüssel. Das begriff er nun und ohne weiter zu sprechen, drehte er sich um, rückte den Stuhl von der Tür und klopfte leicht gegen diese. „Jungs, die Sitzung ist beendet, ihr könnte mich abführen“, sprach er mit schwacher Stimme und bevor er noch das letzte Wort ganz aussprach platze die Tür auf. Die Wärter sahen erst ihn mit verwirrtem und gerade zu dämlichem Gesicht an, dann Dr. Quinzel. „Doktor? Was…was ist hier los?“
 


 

Noch immer hatte sie die Hände auf den Mund gepresst, welcher zuvor diese Worte hervorgebracht hatte. War er nun die ganze Zeit still gewesen, so änderte sich dies schlagartig. Sein Blick fand erneut den ihren und er kam bedrohlich nahe, bis sie nur noch wenige Zentimeter trennten. Adrenalin schoss durch ihre Venen und schien sie gerade zu sprengen zu wollen. Das unheilvolle Grinsen auf seinem Gesicht verstärkte dieses Gefühl nur zunehmenst und ihr Fluchtinstinkt meldete sich.
 

Kurz bevor sie aufspringen und um Hilfe schreien wollte, legten sich seine großen, kühlen Hände auf ihre heißen Wangen und hielten sie gerade zu sanft fest. Unfähig sich auch nur einen Zentimeter zu bewegen verharrte sie in dieser Position. Ihr Atem stockte und sie war gefasst, dass dies das Ende war. Harleen Quinzel würde nun ihren Tod finden, wegen Unprofessionalität und Dummheit. Hatte sie das ganze doch verdient gehabt. Alle in der Anstalt würden über ihren Tod lachen und sich bestätigt fühlen, dass sie der Aufgabe nicht gewachsen gewesen sei.
 

Mit dem Leben abschließend saß sie dort auf dem kleinen Stuhl am anderen Ende des Raumes und beobachtete fassungslos, wie er die Tür freigab und sich ohne irgendeinen Widerstand, ja geradezu freiwillig von den Wachen abführen ließ. Blitzschnell reagierte Harleen auf die Situation. In Sekundenschnelle hatte sie sich wieder gefasst, richtete sich auf und nickte dem Personal zu: "Was hier los ist sehen sie doch. Die Zeit ist um für die heutige Sitzung und der Patient 4479 wird nun wieder in seine Zelle abgeführt. Wenn sie also so freundlich wären? Ich brauch noch einen Moment um meine Sachen zu ordnen" und mit den Worten kramte sie die Kamera zusammen und sammelte ihr Hab und Gut ein.

Ich Kopf explodierte gerade zu vor Fragen, welche sich ihr im rasanten Tempo aufdrängten. Was war gerade passiert? Hastig durchblätterte sie die Berichte auf Indizien. Nein nicht ein einziger Fall bei dem der Joker nicht Handgreiflich geworden war. Warum hatte er sie dann verschont? Hatte sie etwa etwas in ihm getroffen, einen Punkt in dem er doch verwundbar war?
 

Den restlichen Tag verbrachte sie mehr als eine Art Geist. Ihre Gedanken trifteten zunehmenst ab und sie konnte sich nur schwerlich auf die vor ihr liegende Arbeit konzentrieren.
 

Harleen konnte sich nicht daran erinnern nach Hause gefahren zu sein, fand sich jedoch nackt unter ihrer Dusche wieder. Der Tag hatte sie sehr geprägt und so viele Dinge schwirrten ihr noch immer im Kopf herum.
 

Die Tage zogen ins Land und der Dienstag rückte näher, an dem sie den Joker wieder sehen würde. Ihre Gedanken hatten sich gefestigt und sie war gut vorbereitet für die nächste Sitzung, dachte sie zumindest.
 

Am Abend vor dem besagten Dienstag lud man sie zum Essen ein. Ihr Freund wollte sie schick ausführen und mit begeisterter Miene hatte sie dem zugestimmt. Etwas Ablenkung vor Morgen tat ihr sicher gut und so fand sie sich in einem hübschen Abendkleid in dem wohl teuersten Restaurant der Stadt wieder. Wie lang war es her gewesen, dass Christopher mit ihr ausgegangen war?
 

Der Abend verlief gut und auch das Essen war einfach hervorragend. Es tat gut etwas Abstand von der Arbeit zu nehmen und in dem Augenblick, als sie es am wenigsten erwartete fiel Christopher vor ihr auf die Knie, um für ihre Hand anzuhalten. Harleen verschlug es die Sprache und Tränen traten in ihre Augen. Wie sehr hatte sie sich diesen Tag immer als kleines Mädchen erträumt und nun wurde es tatsächlich wahr. Mit zitternder Stimme hauchte sie ihm das so erhoffte "Ja" entgegen und fiel ihm überglücklich um den Hals. Sie küsste ihn leidenschaftlich, ehe sie von ihm abließ und den kleinen, zierlichen Diamant besetzten Ring an ihrem Finger begutachtete. Er musste ihn ein Vermögen gekostet haben und mit einem sanften Lächeln sah sie zu ihm hinüber.
 

Der nächste Tag brach an und noch immer schwebte Harleen auf Wolke Sieben. Mit einem breiten Lächeln fand sie sich in dem kleinen Raum, welcher ihr als Therapierzimmer diente wieder. Sie platzierte erneut die Kamera neben sich, legte Stift und Papier bereit und setzte sich auf den Stuhl, welcher der Tür zugewandt war. Ihr Blick schweifte ins Leere und erneut sah sie die Bilder des gestrigen Abends vor Augen. Die Tür schwang auf und mit ihrem Geräusch wurde auch Harleen wieder in das hier und jetzt befördert. Sie musste sich konzentrieren, vielleicht würde sie heute ja mehr erfahren.
 


 

Spürbar missmutig und mit noch immer dämlicher Mimik, griffen die beiden Lackaffen nach den Armen des Jokers. Und da sein Arm noch immer sehr von der Ausrenkung pochte, hätte die Position des Griffs nicht dümmer landen können. Der Bleiche steckte viel ein, aber das tat verdammt noch mal sau weh. Mit einem Biss auf die Zunge verdrängte er ein Aufkeuchen und ließ sich durch den Flur führen, dabei bedacht Schritt zuhalten. Ein Zerren wollte er definitiv vermeiden.

Der Blickaustausch der Wachmänner sprach Bände, beide fragten sich sicherlich, warum der Kerl mit dem kranken Humor nun plötzlich keine Zwangsjacke mehr trug und Joker konnte auf die unausgesprochene Frage nur hämisch grinsen.
 

An seiner Zelle angekommen, nahm der Grünschopf schon einmal tief Luft. Das Einrenken seines Arms stand bevor. Natürlich könnte er auch einen Arzt aufrufen lassen, doch dann käme heraus, dass er sich selbst befreit hatte. Die blonde Ärztin würde unter Verhör kommen und nach einem riesigen Papierkrieg würde sie womöglich im hohen Bogen rausfliegen. Das konnte er nach seiner heutigen Erleuchtung nicht riskieren, also blieb ihm kaum was anderes übrig, als den Scheiß selbst zu machen.
 

Nachdem er nun endlich allein war, ließ er sich auf den Boden fallen, stemmte die Füße gegen das Bettgestell und griff mit dem ausgerenkten Arm eines der hinteren Bettpfosten. Einmal Zähne zusammenbeißen und kraftvoll ziehen, dann müsste die Sache getan sein. Wenn er sich da nur nicht schwer getäuscht hatte. Die ganze Aktion selbst zu bewerkstelligen war nicht annähernd so einfach, wie sie von einem Kittelträger erledigen zu lassen. Beschwerlich machte es auch noch das Bett, welches durch das leichte Gestell mitrutschte. Fester stemmten sich seine Füße dagegen, bis es endlich knackte und er vor Schmerz rückwärts zu Boden ging. Keuchend, jedoch erleichtert, grinste er die Decke an. Geschafft.

„Wer sagst denn“, flüsterte Joker atemlos in die Stille und beschloss erst einmal auf dem kalten Boden liegen zu bleiben. Seinen nicht schmerzenden Arm verschränkte er hinter dem Kopf und schloss für einen Moment die Augen.
 

Eine ganze Woche würde es nun dauern, bis er Harleen wieder sah. Eine Woche die ihm blieb um sich genau auszumalen wie er weiter vorgehen würde. Sie war der verdammte Schlüssel, er konnte es noch immer kaum glauben. Sein Grinsen wollte kaum ein Ende finden bis er vor Erschöpfung auf dem Beton einen tiefen Schlaf fand.
 

Wie auch zuvor füllten sich die Tage mit unerträglicher Langweile. Jeder glich dem Anderen und trieb einen mehr und mehr in den Wahnsinn. Ein Glück wenn man sich auf etwas freuen konnte, denn der Tag für die nächste Therapiestunde rückte immer näher. Wenn er einen Kalender hätte, wäre der Dienstag mit einem fetten, roten Smiley markiert worden.

Fast jede freie Minute verbrachte er damit an die letzte Sitzung zu denken. Ihre panischen Augen wie sie sich den Mund zupresste, der Anblick war einfach nur göttlich. Hätte er doch ein Foto machen können, in Posterformat würde es in seiner Zelle hängen. Es war wahrlich ein Bild, das sich für alle Zeit in sein Gehirn brannte. Auch ihre Worte sprangen in seinem Kopf herum, wie ein nicht enden wollendes Echo. Für einen winzigen Moment ließ sie tatsächlich ihre eiserne Maske fallen, wenn es doch nur immer so wäre. Und genau das war der Plan, sie musste das Teil endlich ganz absetzen, spüren wie gut es sich anfühlt endlich frei zu sein.

Sich nicht jede Sekunde den Kopf zu zerbrechen wie man die Menschen um sich herum beeindrucken konnte, wie man sich auch ja nicht lächerlich machte. Immer das mit den Wölfen heulen, das kotzte ihn an, wäre nur jeder Mensch so, wie ihn die Natur erschaffte, säße er jetzt nicht in dieser Zelle sondern würde das wahre und freie Leben genießen.
 

Joker musste sich an diese freie Sekunde der Blondine festkrallen, sie nicht mehr loslassen. Er würde wie ein wildes Tier an dem Eisen kratzen und beißen bis es endlich zerbrach. Ihre Erlösung stand kurz bevor, der morgige Tag würde ihn einen Schritt näher an sein Ziel bringen und die Vorfreude wuchs bis ins äußerste hinaus.
 

Erstaunlich wie gut er die Woche sogar schlief. Die dunklen Augenringe verblassten allmählich und auch das Spröde von seinen Lippen verschwand. Langsam sah er wieder wie der wahre und echte Joker aus.
 

Der ersehnte Tag brach heran und die Tür seines verhassten Zimmers wurde geöffnet und nicht einmal die Jacke, welche ihm gleich übergestreift wurde, konnte seine Laune ankratzen. Er fühlte sich so gut wie schon lange nicht mehr und ließ sich mit amüsanten Summen in den Therapieraum führen.
 

Hinter ihm schloss sich die Tür und Joker setzte sich mit einer strahlenden Honigkuchen-Miene vor den Schreibtisch. Sofort, als könne er es kaum erwarten, suchten seine Augen nach ihren und streiften dabei ihr gefalteten Hände. Irgendetwas störte ihn an diesem Bild, etwas war anders. Natürlich, der Ring mit Diamantfassung, welcher sich an ihrem zierlichen Finger befand. Ein verdammter Verlobungsring, welchen nur eine schnöselige Schmalzlocke hätte kaufen können, so protzig wie der Klunker ihm ins Gesicht spuckte.
 

Leichte Falten zeichneten sich auf seiner Stirn und das strahlen verlor deutlich an Ausdruckskraft. „Sie einer an…wer ist denn der Glücklich“, presste der Mann in der Zwangsjacke zwischen den Zähnen hervor und starrte sie, mit einem unerklärlichen funkeln in den Augen, an.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sherlysoka
2014-03-30T19:25:23+00:00 30.03.2014 21:25
Wahnsinn! Einfach...Episch *-*
Dein Schreibstil ist intelligent, aufregend, witzig...
Der Joker echt gut umgesetzt!
Ein Fall für meine Favoritenliste!
LG, Roxy ^^
Antwort von:  Suppengruen
31.03.2014 07:56
Vielen, vielen Dank für dein liebes Kommentar.
Es freut uns wirklich sehr, das unser FF gelesen wird und auch gefällt. Denn dieses Projekt liegt uns sehr am Herzen. Wir hoffen das dir auch der Rest dieses Teils gefallen wird. ^^

LG, Suppengruen (TheJoker/AhriBizarre) :D


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