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Black Butler- Schicksal

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
So hier ein herzliches Danke schön an all die lieben Leserinnen und Leser die diese Story als Favo haben. Mein Dank geht an:
- -Felis-
- Amohya
- Black_eyes
- ChailaMing
- ChiChi_18
- cira87
- DecompositionBeauty
- Ichiru_Chan
- Kayachan89
- Kaya_rose
- Leoline
- Leona10
- Lyneth
- oOKuraikoOo
- Raven-Satana
- star-angel
- Tamer
- xUnderTaker
- XxLillixX
- Yubi_chan
- Yuukki

Außerdem bedanke ich mich bei all den anderen Lesern, welche einfach mal so reinschauen, und meine FF verfolgen.

Natürlioch en Fettes Danke an meine lieben Kommischreiber! Leute, das ist so süß von euch und da dies meine erste FF ist, helft ihr mir damit unglaublich weiter.^^ Ich bin echt happy und gerührt, das dies hier doch gut ankommt.

Ich danke auch Tsuki14 und Daisuke_Shiro die mich bestärkt haben, meine Geschichte on zu stellen. Ich war nämlich nicht sicher, ob ich dafür gut genug bin, aber meine Freunde haben mich bestärkt, dies zu tun.
Danke ihr beiden.
Ihr seid so lieb und ich schulde euch was^^

Natürlich freue ich mich über Kommis von euch.
Wenn ihr Fragen habt, nur zu! Ich beantworte diese gerne. Ebenso fände ich es schön, wenn ihr mir eure Lieblingsstellen sagen würdet, sofern ihr welche haben solltet.
Das finde ich immer schön zu lesen.^^

Also, DANKE an euch alle!
Ihr seid unglaublich und wundervoll. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Willkommen zu meinem dritten Kapitel.
Danke, das ihr diese Geschichte bis jetzt gelesen habt.
Das freut mich sehr.^^

Ich möchte mich herzlich bei allen Kommischreibern bedanken.
An alle, die dies hier lesen und natürlich bei folgenden Leuten, die dies auf ihrer Favo Liste haben:
- -Felis-
- Amohya
- Animekabianca
- Black_eyes
- ChailaMing
- ChiChi_18
- cira87
- DecompositionBeauty
- Ichiru_Chan
- Kayachan89
- Kaya_rose
- Leoline
- Leona10
- Lyneth
- NAO_
- oOKuraikoOo
- Raven-Satana
- star-angel
- Tamer
- xUnderTaker
- XxLillixX
- xXNightwingXx
- Yubi_chan
- Yuukki

*Mega glücklich ist*

Icg frue mich sehr über eure Kommentare, oder wenn ihr Fragen habt, scheut euch nicht diese zu stellen. Ich werde jedem Persönlich per ENS danken und auch darüber eure Fragen beantworten, solltet ihr welche haben.
Wenn ihr mir eure Lieblingsstellen verraten wollt, nur zu^^

Ich bin sher froh, das euch meine Geschichte bis her so gut gefällt.^^

Und wünsche euch viel spaß mit diesem Kapitel.

LG
F88 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So hier also Kapitel 4.
Ich hoffe es gefällt euch .
Mein ganz besonderer Dank geht an meine Beta Yamis-Lady.
Vielen dank für deine Mühe.
Was würde ich nur ohne dich machen?

Danke auch an alle, die dies hier als Favo haben.
Leute, ihr seid der Wahnsin!

Danke an alle, die das hier lesen und danke an jene die diese FF als abo haben.

Leute, ich liebe euch und bin dankbar für so viel unterstützung.
Und natürlich an alle, welche mir kommis hinterlassen!!

Euch liebe ich auch! Wieß ich doch so, was ihr besonders mögt!

Hach, ich könnt euch alle knuddeln!!

*für jeden einen becher eis hinstelle* Komplett anzeigen

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Prolog

  Prolog:

 

Kaltes Vollmondlicht durchdrang das, von Wolken verhangene, Firmament.

Sanft fiel sein Licht auf eine kleine, unbewohnte Insel, irgendwo in den weiten des Meeres.

Das einzige Geräusch, welches die nächtliche Stille durchdrang, war das leise Rauschen des Meeres, dessen Wellen an den Klippen der Insel zerschellten.

Oder besser, fast.

Leise Schritte, welche über sandigem und nach und nach festem Untergrund schritten, störten die nächtliche Idylle.

 

Earl Ciel Phantomhive sah sich in seiner Umgebung kurz um.

Alles wirkte an diesem Ort so friedlich.

Irgendwie passend für sein Ende.

Denn nur deswegen war er mit seinem Butler, Sebastian Michaelis,hierhergekommen.

Hier, auf dieser Insel in mitten des Meeres, würde er sein Leben lassen.

Das es soweit kam, so kommen musste, war beiden klar gewesen.

Seit jenem Tag an dem Ciel seine Seele, für seine Rache, an Sebastian verkaufte, war der Tod sein ständiger Begleiter gewesen.

Und obwohl der, gerade Mal, dreizehnjährige Earl Phantomhive nun seine Schuld bei dem teuflischen Butler begleichen musste,

bereute er nichts.

Rache im Austausch für seine Seele.

So lautete der Vertrag zwischen ihnen.

Und er würde sich bis zum Schluss an diesen halten.

Dennoch. Leicht viel ihm dieser letzte Gang nicht.

Er war doch erst dreizehn Jahre alt. Eigentlich hatte er sein Leben noch vor sich.

Eigentlich.

Doch wenn Ciel so nachdachte wäre er ohne den Vertrag mit dem Teufel,

welcher damals in Gestalt eines Raben erschienen war, wohl längst nicht mehr am Leben.

Ciel hatte in seinem kurzen Leben so einiges erreicht auf das er stolz sein konnte. Und er hatte mehr gesehen, als so mancher Erwachsener es je tun würde. Tief atmete er die kalte Nachtluft ein. Er roch das Meer und das Salz, welches der Wind zu ihm trug. Vor einer Bank aus Stein blieb Ciel stehen und auch die Schritte seines Butlers neben ihm verstummten.

 

„Also dann junger Herr.“, durchbrach die dunkle und doch sanfte Stimme Sebastians die Stille zwischen ihnen.

Dieselbe Stimme, welche Ciel mit den Jahren so vertraut geworden war.

Der Junge nickte. „Ja. Bringen wir es hinter uns. Wird Zeit das du deinen Lohn für deine Mühen bekommst.“

Die Stimme Ciels war kühl und sachlich gewesen.

Der perfekte Herr, welcher keine Gefühle oder gar Schwäche zeigte.

Wie immer.

„Ihr seid sehr großzügig, Herr.“, hörte er die Stimme seines Butlers.

Ciel erwiderte nichts und setze sich auf die kalte Steinbank nieder.

Auffordernd blickte er in die, nun violett schimmernden Augen seines Vertrauten.

Bis zum Ende war sein Butler perfekt gewesen.

Nun sah er die Gier und die Vorfreude auf seine Seele in Sebastians Augen.

Ciel blinzelte kurz.

Hatte er etwa Trauer in diesen wunderschönen, teuflischen Augen gesehen?

Absurd! Er schüttelte seinen Kopf.

Warum sollte Sebastian so schauen?

Dafür hatte der Butler keinen Grund. Anders als er selbst.

Es gab so viel was er nie gesagt hatte. Nie sagen können würde.

Eines jedoch wollte er seinem Butler noch sagen bevor er starb.

Ja, wenigstens diese eine Sache.

 

Mit hochgezogener Augenbraue sah Sebastian zu Ciel hinunter.

„Was ist los junger Herr? Habt Ihr Angst?“

Die Stimme Sebastians war spöttisch aber auch neckend gewesen.

Er gab zu, dies würde ihm schon fehlen.

Ciel war ihm ein guter Herr gewesen.

Hatte ihm so manches Mal Respekt abgerungen.

Aber auch seine Nerven auf die Probe gestellt. Auf eine harte Probe.

Noch nie hatte Sebastian einem Herrn so gerne gedient wie Ciel.

Was wohl auch daran lag, das Ciel nie Langeweile aufkommen ließ.

Zudem ließ dieser hin und wieder durchblicken, wie wichtig ihm die Meinung seines Butlers war.

Auch die Wortgefechte mit dem Jungen hatten ihn stets amüsiert.

Ja, sie waren schon ein gutes Team gewesen. Sie verstanden sich blind.

Diese Tatsache rang ihm eine gewisse Anerkennung ab.

War das doch der Beweis dafür, wie eng ihre Verbindung doch eigentlich war und wie tief diese ging.  

Nicht dass er dies bewusst wahrgenommen, geschweige denn sich dies eingestanden hätte.

Nein. Soweit war er noch nicht.

Noch ging diese Art der Empfindung nicht weiter als über Respekt hinaus.

Und das würde wohl auch zukünftig nicht der Fall sein.

Schließlich würde Ciel noch heute durch seine Hand sterben.

Fast bereute er es dem Jungen die Seele nehmen zu müssen.

Aber nur fast.

Wenn er an all die Mühen dachte und die Schwierigkeiten welche sein junger Herr magisch anzog…

Hölle, er hatte sich diese Seele, diese reine, unschuldige Seele, mehr als verdient!

Er hatte diese geformt, gehegt und gepflegt und nun strahlte diese Seele so unglaublich hell, das es einen fast blendete.

Wie oft hatte er sich zurückhalten müssen um nicht vor der Zeit Ciels Seele zu nehmen?

Aber nun war er am Ziel. Und nach diesem Festessen wäre er auch wieder frei.

Endlich.

Wirklich endlich?

Ja. Er spürte schon lange dass die menschliche Nähe nicht gut für ihn war.

Zum Schluss hätte er fast sein eigentliches Ziel aus den Augen verloren.

Er war nur darauf  konzentriert dem Jungen ein perfekter Butler zu sein und dessen Leben zu schützen.

Die Seele war nur Zweitrangig gewesen.

Das Ziel des ganzen war immer weiter in den Hintergrund gerückt.

Wie gesagt, fast.

Denn nun war er wieder voll auf Kurs, Richtung Zielgeraden.

 

Wütend blickte Ciel Sebastian an. Was fiel dem ein seinem, noch, Herren solch eine unverschämte Frage zu stellen?

Der, noch, Butler lächelte leicht als er seinem jungen Herren in die Augen sah.

Das linke dunkel Blau, welches ihn an das Meer erinnerte.

 Das rechte jedoch, welches das Vertragssymbol eingebrannt hatte, war violett getüncht.

Sebastian gab zu, er mochte diese Augen. Ihm gefiel es das der Junge ihm gehörte…Moment!

Was bitte dachte er da?

„Ich habe keine Angst vor dem Tod, Sebastian. Seit ich mit dir den Vertrag geschlossen habe, bin ich dazu bereit.“ Ciel sah sein Gegenüber selbstsicher an.

„Das ist ganz mein junger Herr.“, entgegnete Sebastian leise. Langsam schritt er auf den Jungen zu.

Genau vor ihm blieb er stehen und entledigte sich seines Handschuhs.

Sanft strich er Ciel durchs Haar. Teilte so das Vollmondlicht auf dessen Haaren und streichelte sacht über Ciels blasse Wange.

Kurz weiteten sich die Augen des Earls.

Er war, aufgrund dieser sanften und liebevollen Berührung Sebastians, überrascht.

Wer hätte gedacht dass ein Teufel so sanft zu einem Menschen sein konnte?

Sebastian stellte zu seiner Überraschung fest das Ciel diese kleine Geste zu genießen schien.

Der Junge hatte die Augen geschlossen und sich leicht in seine Hand geschmiegt als er dessen Wange streichelte.

Doch nun, als er die Hand wegzog, öffneten sich diese wieder.

War das Bedauern? Nein. Sein junger Herr würde doch nie…

 

„Nein.“ Sebastian wurde von Ciels leiser Stimme aus seinen Gedanken gerissen.

Verwirrte rote Augen blickten dem Earl entgegen.

Er seufzte ehe er erneut seine Stimme erhob.

„Du hast mich in Paris gefragt ob ich es bereue dir meine Seele verkauft zu haben.

Darauf habe ich dir nicht geantwortet.“ Sebastian nickte.

„Ich bereue diese Entscheidung nicht eine Minute. Und ich danke dir für die gemeinsame Zeit und auch für deine Dienste.

Mir ist klar das du dass nur getan hast, weil dies zum Vertrag gehörte.“, er hob die Schultern.

„Dennoch, danke für alles, Sebastian. Ich bin stolz darauf dein Herr und Vertragspartner gewesen sein zu dürfen.“

 

Was? Hatte sein Herr das gerade wirklich gesagt?

Sebastian konnte es kaum glauben.

Es war nicht Ciels Art um etwas zu bitten und schon gar nicht sich zu bedanken.

Zumindest nicht ihm gegenüber.

Was bewog den Jungen ausgerechnet jetzt damit anzufangen?

Und warum freute er sich so darüber?

So sehr das sein Herz schneller schlug?

 

Fragen, auf die der sonst so perfekte und selbstsichere Butler keine Antworten fand.

Der Gesichtsausdruck von Sebastian brachte Ciel zum Schmunzeln.

Wäre die Situation nicht so bedrückend, er hätte wohl seit Jahren wieder ehrlich gelacht.

„Komm, lass es uns hinter uns bringen. Du hast schließlich Hunger.“, wurde Ciel wieder ernst.

Stumm nickte Sebastian während Ciel seine Augen schloss.

So entging ihm das traurige Lächeln seines Butlers, als sich dieser zu ihm hinab beugte.

//Gleich vorbei.//, dachte Ciel traurig.

//Vergib mir Sebastian. Ich konnte es dir nicht sagen. Es gibt so vieles, was du nie erfahren wirst, mein hübscher Rabe.//

„Willst du nun sterben?“, erklang eine belustigte Stimme in der Dunkelheit.

Kapitel 1

Kapitel 1

 

Entsetzt riss der junge Earl seine Augen auf und starrte, an die dunkle Zimmerdecke über sich.

Seine Atmung ging schnell und unregelmäßig und auch sein Herz schlug viel zu schnell gegen seine Brust. So, dass er fast fürchtete es würde vor lauter Anstrengung gleich zerspringen.

Ciel fuhr sich mit zitternden Händen, fahrig durch sein Haar.

Langsam setzte sich der Junge in seinem Bett auf.

„Nur ein Traum.“, hauchte er leise und versuchte sich zu beruhigen, um den soeben erlebten Schrecken abzustreifen.

Er wusste, dass ihm dies nicht so leicht gelingen würde.

 

Seit Vierzehntagen quälten den Earl nun schon Alpträume, und raubten diesem den Schlaf.

Entsprechend schlecht fühlte er sich auch.

Nicht nur körperlich setzte ihm der Schlafmangel zu. Auch seine Laune war nicht die beste, was besonders sein Butler zu spüren bekam.

Ciel seufzte leise als seine Gedanken bei Sebastian ankamen.

Sebastian Michaelis.

Ja, das war zurzeit ein Thema, über welches Ciel gar nicht gerne nachdachte.

Denn dann musste er sich zwangsläufig die Frage stellen: Warum lebte er noch?

„Willst du nun sterben?“, erklang die Frage in seinem Kopf.

Er kannte die Antwort auf die, ihm damals gestellte Frage.

Natürlich hatte er nicht wirklich sterben wollen. Welcher Mensch wollte dies schon?

Nur, hätte er sich niemals gegen den Vertrag mit seinem Butler gestellt. Dazu war er zu stolz und pflichtbewusst.

Es wäre gegen seine Ehre gewesen, den Vertrag aufzulösen und so Sebastian zu betrügen.

Außerdem war es nicht Ciels Art, einen Geschäftspartner aufs Kreuz zu legen.

Und das war der höllisch gute Butler für ihn, ein Geschäftspartner.

Ein Diener.

Mehr nicht.

„Wirklich?“, fragte eine kleine, fiese, Stimme in Ciels innerem, skeptisch nach.

Ungehalten knurrte der Earl und versuchte so diese Stimme zum Schweigen zu bringen.

Zwar gelang ihm dies, aber er wusste nur zu gut, dass dieser Zustand nicht lange anhalten würde.

Frustriert raufte sich Ciel durch sein schwarzes Haar.

Schlafen, das wusste er, könnte er sowieso nicht mehr. Dazu wühlte ihn der Traum einfach zu sehr auf.

//Jetzt eine Tasse von Sebastians Tee.//, dachte er sich und wartete darauf, das sein Butler ihm diesen brachte.

Und er hoffte, dass dieser sich beeilte. Denn wenn der Butler bei ihm war, verstummte diese, sich erneut meldende Stimme, in seinem Kopf.

 

 

Unterdessen bereitete besagter Butler, den von Ciel so herbeigesehnten Tee zu.

Prüfende, rote Augen blickten hinab, auf eine silberne Taschenuhr. „Noch fünf Minuten.“, stellte Sebastian fest.

Dann wäre der Tee servierfertig und er könnte diesen seinen jungen Herren bringen.

 

Th, sein Herr. Wer hätte gedacht, dass er den Bengel noch mal so betiteln würde?

Er jedenfalls nicht.

Wer konnte auch damit rechnen, dass sich der Vertrag zwischen ihnen ändern würde?

Der Butler schüttelte sein Haupt.

Ein Mensch, nicht viel mehr als ein Insekt, hatte es geschafft ihn, einen Teufel, reinzulegen.

Und er konnte sich noch nicht mal erklären wie Ciel dies bewerkstelligt hatte.

//Einfach unglaublich.//, dachte Sebastian und lachte bitter auf.

Dabei war dies nur die Spitze des Eisberges.

Denn das wirklich bittere an der Geschichte für ihn war, dass er nicht an die Seele des Jungen herankam.

Aus undefinierbaren Gründen war diese vor sämtlichen Zugriffen gesichert worden.

Und ihm war entgangen wann dies geschehen war.

All die Arbeit, all seine Bemühungen, waren am Ende umsonst gewesen.

Doch diese Tatsache reichte ja nicht. Oh nein!

Aus irgendeinem Grund hatte der Vertrag zwischen ihnen weiter bestand.

Was für ihn hieß, dass er dem Earl weiterhin dienen musste. Ohne je die Aussicht auf Bezahlung zu haben.

Was bitte hatte er verbrochen umso gestraft zu sein?

Die Pest vor 500 Jahren freizulassen mal außen vor gelassen.

Und es wurde immer besser.

Sein junger Herr wusste, dass deren Seele, vor ihm sicher war. Ebenso das Sebastian dennoch bei diesem bleiben musste.

Bis Earl Phantomhive ihm seine Freiheit wiedergeben würde. Und so wie er seinen Herrn kannte, würde dies nicht in absehbarer Zeit geschehen.

 

Erneut blickte Sebastian auf seine Taschenuhr und nickte zufrieden.

Der Tee hatte lange genug gezogen und die richtige Temperatur erreicht.

Nur weil er gezwungen war Ciel weiterhin zu Diensten zu sein, hieß dies nicht, dass er seine Pflichten als Butler vernachlässigte.

Das wäre gegen seine Ästhetik.

Also stellte er den fertigen Tee auf den Servierwagen, neben die dort stehende Teetasse und der bereitliegenden, gebügelten, Zeitung.

„Also dann.“

Damit verließ Sebastian die Küche und machte sich auf den Weg zu seinem Herren.

Inzwischen hatte sich Ciel völlig beruhigt. Im Nachhinein wusste er nicht mal mehr worum sich der Traum handelte.

Nur die letzte Frage, welche so eindringlich und doch sanft geraunt wurde, war ihm im Gedächtnis geblieben.

In den letzten Tagen hatte er überlegt ob er diese Stimme schon mal gehört hatte.

Dies jedoch war nicht der Fall gewesen.

Es war aber auch schwierig zu bestimmen, ob diese nun von einem Mann oder einer Frau stammte.

Ein leises Klopfen drang an seine Ohren und holte Ciel aus seinen Gedanken.

Erwartungsvoll sah der junge Earl zur Schlafzimmertüre.

 

Keine Minute später betrat, mit energischem Schritt, Sebastian das Zimmer.

„Guten Morgen, junger Herr. Wie ich sehe seid Ihr bereits wach. Erstaunlich.“

Der letzte Teil des Satzes troff nur so vor Hohn.

Und auch Sebastians Blick sprach Bände.

Schon längst gab sich der Butler keine Mühe mehr sein Missfallen, vor seinem Herrn zu verbergen.

Zwar sagte er nichts, aber Situationen wie diese sprachen eine eindeutige Sprache.

Der Blick Sebastian war kühl und sein Ton deutlich distanzierter als früher.

 

Ciel jedoch stand seinem Butler in dessen Verhalten in nichts nach. Auch er reagierte dementsprechend kühl.

Ja, er genoss die Nähe seines Butlers nicht mehr so wie früher.

War dies wirklich erst vor gut zwei Wochen gewesen?

Ciel konnte es kaum glauben.

„Th, was kann ich dafür das du unfähig bist deinen Herren rechtzeitig zu wecken, ehe dieser von selber aufwacht?“, kam es sauer von Ciel.

Warum sollte er nicht seinen Frust an seinem Butler auslassen?

Dieser Tat doch dasselbe. Wenn auch nicht ganz so offenkundig wie es Ciel zu tun gedachte.

Glaubte sein Butler wirklich er würde dessen Blicke nicht deuten können?

Dafür kannte er diesen Teufel zu gut.

Und auch jetzt konnte Ciel sich denken wie dieser reagierte.

 

Sebastian hob lediglich eine Augenbraue und schwieg.

Dass sein junger Herr in letzter Zeit gereizt war, war nichts Neues für ihn.

Den Grund für dessen Gereiztheit kannte er jedoch nicht.

Und um der Wahrheit die Ehre zu geben, es interessierte ihn auch nicht.

Menschen hatten andauernd irgendetwas. Und Ciel war halt grantig. Na und wenn schon.

Kein Grund für ihn aus seiner Rolle als Butler zu fallen.

Er wusste doch, dass der Junge ein Morgenmuffel war.

Gelassen schenkte er dem Earl den Morgentee ein und reichte ihm diesen.

 

//Genau wie erwartet.//, dachte sich Ciel und unterdrückte ein Seufzen.

Wie lange dies wohl noch so ging bis das ganze eskalierte?

Kommentarlos nahm Ciel die, mit blumengemusterte, Teetasse entgegen.

Genießerisch schloss er seine Augen und sog tief den Duft des Tees, und dessen Aroma ein.

„Ein English Breakfast Tee.”, stellte er fest ehe er einen Schluck nahm.

Ciel genoss die Wohltuende Wärme welche sich, dank dem Tee, in ihm ausbreitete.

„Richtig.“, kam es einsilbig vom Butler, während dieser seinen Herren ankleidete.

 

Nachdem dies erledigt war, verabschiedete sich Sebastian mit den Worten, er würde nun das Frühstück aufdecken gehen.

Der Junge nickte nur leicht während er die Times überflog.

Als sich die Türe leise schloss, blickte Ciel von seiner Morgenzeitung auf.

Sein Blick ruhte nun auf der geschlossenen Türe.

„Verdammt!“

 

Beunruhigt warfen sich die drei Hausangestellten des Hauses Phantomhive Blicke zu. Eigentlich hätten Finnian, Bardroy und Maylene sich um ihre Arbeit kümmern sollen, doch etwas anderes hatte ihre Aufmerksamkeit erregt.  

Und dass Sebastian gerade nicht in der Nähe der Küche war um sie zu beaufsichtigen, musste ausgenutzt werden.

„Habt ihr es auch bemerkt?“, fragte Bard die anderen beiden. Diese nickten.

Natürlich hatten sie es bemerkt. Wie hätte es auch anders sein können?

„Du meinst also, Sebastian und unser junger Herr…“, setzte Maylene an und Bard nickte.

„Das ist doch wohl offensichtlich. Ich frage mich nur wie lange das schon so geht.

Hast du etwas mitbekommen Finny?“, erkundigte sich Bard bei dem jungen Gärtner.

„Leider nein. Aber beim Frühstück heute, das war eindeutig.“, meinte dieser.

„Also das hätte ich nie gedacht, nicht.“, meinte das Hausmädchen kopfschüttelnd.

„Tja, aber der Beweis ist ganz eindeutig, Maylene. So unglaublich dies auch klingen mag.“, meinte der Koch und seufzte. „Das hätte ich Sebastian gar nicht zugetraut.“, gestand Finny. „Na, unser junger Herr wird wohl seinen Teil dazu beigetragen haben, meinst du nicht auch?“ „Bard! Wie kannst du nur so über den jungen Herren reden? Das ist nicht, absolut angebracht.“, ermahnte Maylene streng und funkelte den Koch durch ihre Brille böse an.

„Hör mal Kleine, dazu gehören nun mal zwei. Und so ungern ich dies auch sage, aber der junge Herr ist einer von beiden.“, erwiderte Bard ruhig.

„Und was machen wir jetzt?“, erkundigte sich Maylene leise.

„Wir könnten Sebastian doch darauf ansprechen.“, schlug Finny naive vor.

Entsetzt sahen ihn das Hausmädchen und der Koch an. „Willst du etwa sterben? Dann nur zu.“ ,meinte der blonde Koch erschrocken.

„Sollen wir etwa so tun als wäre nichts?“, fragte der blonde Gärtner mit gehobener Augenbraue Bard.  

„Wäre wohl das Beste. Wir sollten uns da nicht einmischen. Das ist eine Sache zwischen unserem jungen Herren und Sebastian.“, meinte Bard und hob die Schultern. „Aber, da muss man doch was machen, tun.

Ich meine, so kann es doch nicht weiter gehen. So was betrifft uns doch irgendwie alle.“, protestierte Maylene energisch.

Bard seufzte. Seine Freunde hatten ja recht. „Aber wer von uns soll Sebastian darauf ansprechen? Ich selbst bin nicht scharf darauf. Ich würde gerne weiter leben. Vor allem wenn wir ihn danach fragen, wird Sebastian nicht begeistert sein und dementsprechend reagieren. Ich bin zu jung um zu sterben. Macht das unter euch aus.“, entschied Bard.

„Also dann soll Maylene ihn fragen.“, entschied Finny liebenswürdig.

Entsetzt blickte das rothaarige Hausmädchen die Männer an. „Ich?!“, schrie sie entsetzt.

Nicht das sie Sebastian nicht mochte, im Gegenteil. Sie war total in diesen verliebt. Aber den Butler das fragen? „Klar. Dich verhaut er wenigstens nicht wenn du ihn fragst. Sebastian schlägt nämlich keine Frauen.“, meinte Bard aufmunternd zur aufgeregten Maylene.

„A…Aber…aber das kann ich unmöglich nicht. Ich kann Sebastian nicht fragen.“, wehrte sie ab.

„Mich was fragen?“, erklang die dunkle und kühle Stimme Sebastians vom Kücheneingang her. Die Drei schraken heftig zusammen. Hatten sie doch nicht bemerkt wie dieser die Küche betreten hatte.

Leidend drehten sich die Drei zu dem Butler um und schluckten schwer.

Sebastian stand lässig, mit verschränkten Armen, in der Türe und sah die Drei mit gehobener Augenbraue, streng an.

„Nun? Ich warte.“ ,kam es ungeduldig von dem Butler. Nicht eine Sekunde ließ er das Chaotentrio aus den Augen.

Was hatten die jetzt wieder angestellt das diese so schuldbewusst dreinblickten?

„Nun gut, da ihr mir nicht antworten wollt, gehe ich davon aus, dass die Angelegenheit wohl nicht so wichtig war. Und überhaupt, habt ihr eure Arbeiten bereits erledigt?“, fragte Sebastian skeptisch und streng nach. Irgendwie glaubte er nicht so recht daran.

Seine Vermutung wurde umgehend bestätigt, als die Drei vor ihm zu stottern begannen, während sie versuchten eine Ausrede zu finden.

„Also habt ihr eure Aufgaben noch nicht erledigt.“, stellte Sebastian fest und lächelte milde.

Sofort wichen die Drei ein wenig zurück. Wenn Sebastian so lächelte und dann auch noch auf sie zu kam...das konnte ja nichts Gutes bedeuten.

„Dann frage ich mich warum ihr drei eure Zeit damit vertrödelt, hier herumzustehen und Mundaffenfeil zuhalten, anstatt an die Arbeit zu gehen.“

Sebastians Stimme war bedrohlich leise geworden und seine Stimmlage ließ keinen Zweifel daran, wie seine Stimmung wirklich war.

 

Wieder versuchten sich die Drei zu erklären und rückten immer weiter Richtung Küchenwand.

Weitere Flucht war zwecklos.

Sebastian holte weit aus und gab dem Trio erst mal gewaltige Kopfnüsse.

So was soll ja dem Gehirn auf die Sprünge helfen, auch wenn Sebastian diese Behauptung nicht unbedingt bestätigen konnte.

Leider.

Schmerzerfüllt hielten sich die Drei ihre Köpfe.

„Was ist, Nachschlag gefällig?“, fragte Sebastian liebenswürdig nach, und die Drei schüttelten eilig ihre Köpfe.

„Nun denn, geht gefälligst an eure Arbeit!“, schrie der Butler sie an.

„Wir wollten dich doch nur was fragen.“, kam es jammernd von Finnian.

Eine von Sebastians fein geschwungenen Augenbrauen wanderte nach oben. „Ah, ja?“ „Ja.“ ,bestätigte Bard.

„Und was, müsst ihr mich alle drei fragen, das ihr eure Arbeit vernachlässigt?“, fragte Sebastian ruhig, sah sie aber warnend an. Die Drei sollten es ja nicht wagen ihm seine Zeit zu stehlen.

Er hatte äußerst schlechte Laune und würde nicht zögern, diese an ihnen auszulassen.

Auch er musste sich mal abreagieren.

„Ähm, eigentlich wollte nur Maylene dich was fragen.“, wich Bard aus, während diese dem Koch einen hilflosen Blick zuwarf.

So langsam riss der Geduldsfaden von Sebastian. Er spürte es. Nur seiner Disziplin und der Tatsache, dass die Drei noch gebraucht wurden, hatten sie es zu verdanken, dass Sebastian seine aufkommenden Mordgelüste unterdrückte.

„Also.“, erkundigte sich der teuflische Butler sichtlich genervt bei Maylene.

„Ja, also…wir…ich.“, stotterte diese und spielte mit ihren Fingern.

In seinen Gedanken hatte er Maylene bereits eines qualvollen Todes sterben lassen.

„Maylene!“ Die Angesprochene zuckte zusammen.

„Also, wir wollten wissen was zwischen dir und dem jungen Herren ist.“, sprudelte endlich die Frage aus Maylenes Mund.

 

Ungläubig blinzelte Sebastian. Hatte er das gerade richtig verstanden?

Wie kamen diese Idioten auf so etwas?

„Bitte?“, fragte er sichtlich überrumpelt nach. „Ach, man, komm schon.

Du kannst uns nichts vor machen, Sebastian. Weißt du wir sind nicht blöd.“, fuhr Bard dazwischen.

//Seit wann?//, dachte sich Sebastian und lächelte kurz fies.

„Ich weiß nicht was ihr meint. Aber anstatt eure Zeit mit so einem Blödsinn zu vertrödeln solltet ihr lieber arbeiten. Dafür werdet ihr bezahlt.“, erinnerte der Butler sauer.

„Das ist kein Blödsinn, nicht. Wir haben es heute beim Frühstück bemerkt.

Die Stimmung zwischen dir und dem jungen Herren ist angespannt und eisig.“, ereiferte sich Maylene.

Finny nickte. „Gib es zu. Du und der junge Herr, ihr habt Streit. Und jeder von euch ist zu stolz um den ersten Schritt zu machen, und sich zu versöhnen. Dabei seid ihr doch Freunde. Es ist nicht schön, wenn sich so gute Freunde, die sich so gut verstehen wie ihr, sich streiten und sich nicht mehr versöhnen.“, meinte Finny und Tränen standen ihm in den Augen.

„Das ist meine Sache. Außerdem haben wir keinen Streit. Selbst wenn, ginge euch das wohl kaum etwas an. Und jetzt an die Arbeit oder ich helfe nach.“, knurrte Sebastian angriffslustig.

Sofort suchten die Drei das Weite. Nicht das der Butler ihnen noch mehr Arbeit oder eine Strafe aufdrückte.

 

Nachdenklich blickte Sebastian dem Chaotentrio hinterher.

Freunde? Er und sein Herr?

Wie bitte kamen die Drei auf diesen Schwachsinn?

Sollten die wirklich so beschränkt sein?

Der Bengel war nichts weiter als sein Vertragspartner, seine Beute.

„Wirklich?“, fragte ihn eine Stimme tief in seinem Inneren. „Ist er nicht doch etwas mehr?“, wisperte sie leise.

„Tz, diese drei.“, murrte er. Sie schafften es noch, das er wirklich glaubte, das zwischen ihm und Ciel mehr sein könnte, als nur die Diener- Herr Beziehung.

Er schüttelte energisch sein Haupt. Was für ein absurder Gedanke.

Menschliche Nähe tat ihm wirklich nicht gut. Ganz und gar nicht.

 

In Gedanken versunken saß Ciel an seinem Schreibtisch und blickte auf das Unterrichtsmaterial vor sich.

Die meisten Aufgaben hatte er bereits gelöst.

In gut fünf Minuten würde Sebastian kommen und seine Hausaufgaben kontrollieren.

Natürlich hatte es Ciel bemerkt.

Wie hätte es anders sein können?

Seit klar war das seine Seele für Sebastian unerreichbar war, war sein Butler äußerst schlecht gelaunt.

Aber verdammt noch mal, das war doch nicht seine Schuld! Sein Butler machte einen Fehler und er sollte es gewesen sein? 

Wo kämen wir denn da hin?

Trotz seines Verständnisses für die Situation des Teufels, oh ja, die hatte er, sollte er sich etwa bei diesem für sein Weiterleben entschuldigen?

Gewiss, es war nicht angenehm jemanden zu dienen ohne je eine Entlohnung zu erhalten. Und tief in sich drin tat ihm Sebastian unsagbar leid. Auf diese Weise wollte er den Teufel nicht an sich gebunden wissen.

Eine andere Art der Bindung, eine freiwillige, hätte er bei weitem vorgezogen.

Selbst wenn er darauf vergeblich hätte warten müssen. Diese Fessel war nie in seinem Sinne gewesen.

Niemals.

Aber, es ließ sich nun nicht mehr ändern.

Der Vertrag stand.

Und er kannte die Bedingungen nicht.

Kein angenehmes Gefühl.

Wer wusste schon was sein Butler alles geändert hatte?

Dennoch würde er sich niemals bei seinem Butler, für seine weitere Existenz entschuldigen!

//Niemals!//, dachte Ciel grimmig.

„Junger Herr, ich bringe Euch Euren Tee.“, erklang die samtene Stimme des Teufels geraume Zeit später.

 

Während Ciel Tee und Gebäck zu sich nahm, ging Sebastian dessen Hausaufgaben durch.

Hin und wieder schüttelte dieser sein Haupt oder nickte anerkennend, während er sich Ciels Formulierungen durchlas.

Eine drückende Stille hatte sich in Ciels Arbeitszimmer ausgebreitet.

Und keiner von beiden schien bereit diese zu durchbrechen.

 

 Ciel war einfach noch zu schlecht gelaunt.

Außerdem fühlte er sich nicht besonders wohl.

Er hatte seit einigen Tagen erhöhte Temperatur und sein Kopf fühlte sich an, als würde dieser jeden Moment zerbersten.  

Sebastian jedoch wusste von alledem nichts, und Ciel würde den Teufel tun und es diesem sagen. Schwäche zu zeigen, in Gegenwart seines Butlers, kam für den Earl nicht infrage.

Ciel war sich sicher das Sebastian nicht zögern würde, ihm diese unter die Nase zu reiben und hämische Kommentare diesbezüglich zu machen.

Ein weiterer Grund war wohl der, das Ciel davon ausging das der Butler sich diebisch über seine Schwäche freuen würde.

Und Grund zur Freude wollte er diesem unter gar keinen Umständen geben. Selbst dann nicht, wenn er dafür mit Migräne herumlaufen musste.

Ja, Ciel gab zu, er war stur und vermutlich auch viel zu stolz.

Aber  so war er halt. Und mal im Ernst, welcher Mensch würde sich vor einem Teufel schon gerne eine Blöße geben?

Er sicher nicht.

„Wie lange gedenkst du noch zu schmollen, Sebastian?“, durchbrach Ciels Frage die entstandene Stille.

 

Der Angesprochene blickte zu seinem Herrn. Sofort erkannte der teuflische Butler den herausfordernden Ausdruck in Ciels Augen.

Schweigend und abschätzend blickte Sebastian ihn an ehe er seine Stimme erhob:

„Nun, wenn Ihr mich so fragt würde ich es nicht schmollen nennen.“

Ciel sah Sebastian feixend an. Ob sein Butler wohl endlich mit der Sprache herausrückte warum der Vertrag zwischen ihnen noch Bestand hatte?

Erfuhr er endlich warum Sebastian ihn am Leben ließ?

Diese zwei Fragen beschäftigten den jungen Earl sehr. Und sollte die einzige Möglichkeit um an Informationen zu gelangen, darin bestehen seinen Butler aus der Reserve zu locken, so würde er dieses tun.

„Wie würdest du dein, zugegeben, kindisches Verhalten, sonst beschreiben?“, entgegnete Ciel feixend und bedachte Sebastian mit arrogantem Blick.

Oh nein. Er würde sich nicht zurückhalten und Sebastian ganz klar zeigen, was er von dessen Verhalten hielt.

 

Bedächtig legte Sebastian die Unterlagen, welche er bis gerade eben noch korrigiert hatte, zurück auf den Schreibtisch.

„Darf ich offen sprechen?“ „Tu dir keinen Zwang an.“ „Ich schmolle nicht. Ich bin, um es gelinde auszudrücken, wütend, Herr. Niemand arbeitet gerne ohne je dafür entlohnt zu werden. Ihr wisst nur zu gut, dass ich mir Eure Seele nicht nehmen kann, trotz dass ich Euch immer treu gedient und all Eure Befehle befolgt habe.

Meint Ihr nicht auch dass ich ein Recht darauf habe wütend zu sein, Herr?

Das diese Tatsache ungerecht ist und ich mir noch nicht einmal einen anderen Vertragspartner suchen kann, weil ich weiterhin an Euch gebunden bin?

Wo bleibt mein Lohn für all die Mühe und harte Arbeit, Herr?

Wisst Ihr wie das ist seine Beute vor sich zu haben und nicht an diese gelangen zu können?

Nein, nein das wisst Ihr nicht. Woher auch? Ich bin doch nur derjenige, welcher Euch all Euere Wünsche erfüllt.

Dazu genügte steht’s nur ein Wort von Euch und ich war bereit Euer Schwert, Euer Springer zu sein.

Wie praktisch, dass sich der Vertrag geändert hat, nicht wahr, Herr?“

 

Sebastians Atem ging schwer und unregelmäßig. Mit jedem Satz hatte er sich mehr in Rage geredet und deutlich gemacht,

wie verärgert und enttäuscht er über diese Situation und Ciels Verhalten war.

Nur mit Mühe hatte er sich davon abhalten können laut zu werden.

Ciel sah wie die Hände Sebastians, welche sich zu Fäusten geballt hatten, vor unterdrückter Wut zitterten.

Er sah seinem Butler in die violett schimmernden Augen. Ein klarer Beweis dafür, wie aufgewühlt und zornig dieser

war. //Wunderschön.//, kam ihm der unpassende Gedanke.

Auch dessen Stimme konnte er die Aggression und Kälte entnehmen.

Ja, sein Butler hatte nur zu deutlich klargemacht was er dachte und wem er die Schuld an seiner Situation gab.

 

Zornig schlug Ciel mit seiner flachen Hand auf die Schreibtischoberfläche und erhob sich ruckartig von seinem Stuhl.

Voller Hass, welcher in ihm gleißte wie flüssige Lava, sah er Sebastian über den Schreibtisch hinweg an.

Die Worte seines Vertrauten trafen ihn hart. Warf er dem Jungen doch vor, vorsätzlich den Vertrag geändert und diesen so betrogen zu haben.

„Wie kannst du es wagen?“, zischte Ciel leise aber verständlich.

In seiner Stimme und seinen Worte legte er all seinen Hass, all seine Enttäuschung über die Worte seines Butlers, und all den Schmerz, welche diese in ihm ausgelöst hatten.

Ciel war nicht entgangen mit welcher Verachtung Sebastian das Wort ’Herr’ ausgesprochen hatte.

„Du verdammter Teufel! Was glaubst du eigentlich wer du bist, das du es wagst so mit mir zu reden, hm?

Ich habe den verdammten Vertrag nicht verändert!

Im Gegenteil, ich habe diesen zweimal mit meinem Leben verteidigt!

Wenn ich einen Vertrag abschließe dann halte ich mich auch an meine Abmachungen.

Nicht eine Minute habe ich daran gedacht dich zu hintergehen und den Vertrag mit dir aufzukündigen.

Ich weiß nur zu gut wie du dich fühlst, Butler, und du hast bestimmt allen Grund zornig zu sein. Aber, dein Zorn richtet sich gegen die falsche Person, denn ich habe gewiss nicht den bescheuerten Vertrag geändert.

Dazu bestand keinerlei Notwendigkeit. Mir war von Anfang an bewusst worauf ich mich einlasse, wenn ich mit dir einen Pakt schließe. Es war freiwillig und ich stehe zu dem was ich mache.

Du kannst mir vorwerfen was du willst, Teufel, aber nicht das ich meine Geschäftspartner täusche und hintergehe.

So gut solltest du mich kennen, Butler.

Außerdem, was beschwerst du dich eigentlich wie schwer du es hast?

Ich bin doch nicht Schuld an der Vertragsänderung sondern du! Wenn du Mist baust, dann hänge dies gefälligst nicht mir an!

Falls ich dich erinnern darf, du warst auch ganz wild darauf mit mir einen Vertrag abzuschließen. Und das du mein Springer und mein Schwert warst, war Teil des Paktes.

Meine Seele im Austausch für meine Rache und die Erfüllung meiner Wünsche. Ohne das du murren kannst. Schließlich bin ich die Beute. Ich sollte murren, aber von mir hörst du nichts.

Ich war schließlich nicht einverstanden den Vertrag mit dir unnötig zu verlängern. Doch du hast es einfach gemacht.

Und wenn du glaubst, das ich mich für mein Weiterleben bei dir entschuldige, dann, mein Lieber, muss ich dir sagen, dass du sie nicht mehr alle hast!“

 

Heftig atmete Ciel aus und ein. Dieser Gefühlsausbruch hatte ihn einiges an Kraft gekostet welche er eigentlich nicht hatte.

Sein Kopf schmerzte unerträglich und seine Sicht begann leicht zu verschwimmen.

//Nein! Nicht jetzt, nicht vor ihm.//, ermahnte sich Ciel in Gedanken.

Von außen jedoch ließ er sich nichts anmerken. Der perfekte Schauspieler, welcher seine Gefühle in der Regel Meisterhaft verbergen konnte.

Doch Sebastian hatte den Bogen eindeutig überspannt. Es fehlte nicht mehr viel und er würde Handgreiflich werden.

 

„Los, du bist doch angeblich so gebildet, warum sollte ich den Vertrag verlängern?“, fauchte Ciel aufgebracht und verzog leicht sein Gesicht. Es schmerzte.

Sein Hals schmerzte und seine Stimme klang rau, was durch das Schreien hervorgerufen wurde.

Er bekam schlecht Luft und war deswegen kurzatmig. //Ich hoffe das legt sich wieder.//, dachte Ciel und konzentrierte sich nun voll darauf den Schwindel loszuwerden.

 

„Natürlich nicht. Ihr hattet keinen Grund den Vertrag zu ändern? Das ich nicht lache, Herr.

Ihr hättet ja nur Eure Seele, und somit Euer Leben verloren. Mehr nicht.“ Sebastian hob verachtend seine Schultern.

„Ach ich vergaß, eine Seele ist ja für Euch Blödsinn. Nicht wahr, Herr? Das waren doch Eure Worte, damals, in Paris.

Und ja, menschliche Partner mögt Ihr nicht betrügen oder hintergehen. Aber bei mir habt Ihr ja schon immer mit einem anderen Maß gemessen. Was für andere, für Menschen gilt, trifft noch lange nicht auf mich zu.

Ich mag ja ein Teufel sein, Herr, aber auch ich habe meinen Stolz, meine Würde.

Ihr wollt also wissen warum ich denke dass Ihr den Vertrag geändert habt? Welchen Nutzen dies für Euch hätte?

Ihr hättet eine billige Arbeitskraft, die jeden Eurer Befehle getreu befolgen muss. Und weil ich glaube das Ihr Angst hattet!

Angst vor dem Tod. Angst vor der Hölle als Euch klar wurde, was dies zwangsläufig für Euch bedeutet!“

 

Nun war auch Sebastian am Ende mit seiner Geduld.

Zum Ende hin war er immer lauter geworden.

Nur zu deutlich war ihm klar, dass er einen Fehler begangen hatte, als er Ciel feige nannte.

Jedoch war ihm diese Tatsache gerade herzlich egal.

Dann hatte er eben eine Grenze seines Herrn überschritten. Na und?

Er mochte ja ein Teufel und zu Gehorsam verpflichtet sein, aber deswegen würde er nicht vor diesem, undankbaren Bengel, 

zu Kreuze kriechen.

Noch keine Minute nach dem er diese Aussage getätigt hatte, fühlte er wie seine linke Wange heiß wurde und begann zu brennen.

Ciel hatte ihm die erwartete Ohrfeige gegeben.

 

Spöttisch blickte er zu seinem Herrn. Die Lippen des  Teufels verzogen sich zu einem höhnischen Lächeln, welches Ciel nur noch mehr aufregte.

„Euer Temperament lässt Euch wahrlich nie im Stich, Herr“.

Hasserfüllt funkelten sich Herr und Diener an. Ein Blickduell entflammte, was keiner von beiden so einfach aufgeben würde. Diese Schwäche wollte sich keiner von beiden leisten.

Auch wenn Sebastian sich eingestehen musste, das der Junge ihm erneut Respekt abverlangte.

Da stand er also vor ihm, Earl Ciel Phantomhive. Ein dreizehnjähriger Menschenjunge, sein Herr, und legte sich mit ihm, einen Teufel, an.

Einem vor Zorn bebenden Teufel wohlgemerkt, und hatte nicht im geringsten Angst um sein kümmerliches Leben.

Nein, er schlug ihn sogar mit der Hand, an welcher sein Siegelring steckte, um ihm so noch mehr Schmerzen zuzufügen.

Doch, so etwas bewunderte Sebastian. Der kalte, abweisende und doch zornige Blick seines Herren, welcher seine Augen förmlich zum Funkeln brachte, faszinierte ihn.

Erneut wurde Sebastian klar wie schön doch eigentlich Ciels Augen waren. Auch wenn er nur das Dunkel Blaue zu Gesicht bekam, da das rechte mit einer Augenklappe verdeckt wurde.

//Wunderschön.//, durchstrich dieser Gedanke seinen Geist.

Er konnte nicht viel mit menschlichen Vorlieben anfangen. Aber Schönheit konnte selbst ihn, einen Teufel, faszinieren. Auch wenn er es nicht in Worte fassen konnte, so wusste er doch was ihm gefiel und das war in diesem Moment sein, in Rage geratener, Herr.

 

Unterdessen beruhigte sich Ciel mit viel Mühe wieder. Die letzte Aussage seines Butlers ließ dieser unkommentiert.

 Das war wohl das Beste was er machen konnte.

Langsam schritt Ciel wieder hinter seinen Schreibtisch und setzte sich.

Zwar ließ er es sich nicht anmerken, doch seine Beine zitterten leicht. Er war heilfroh wieder sitzen zu können.

Er hatte keine Lust mehr sich mit Sebastian auseinanderzusetzen. Das brachte ja doch nichts, außer dass er sich dabei noch schlechter fühlte als dies eh der Fall war.

 

„Merk es dir Sebastian, ich hatte keinen Grund den Vertrag zu ändern und ich habe dies auch nicht getan. Und deiner Aussage entnehme ich, das du wohl auch nicht der Verursacher von all dem bist.“ „Also war es keiner von uns beiden?“, fragte Sebastian seinen Herrn argwöhnisch.

„Es scheint so. Schließlich hatten wir beide erreicht was wir erreichen wollten.“, gab Ciel zu bedenken.

„Ihr hattet was Ihr begehrt habt. Ich jedoch nicht.“ ,knurrte Sebastian leise aber vernehmlich.

Streng sah Ciel den Teufel an, welcher sich wohl auch langsam beruhigte, da er in zwei rote Augen blickte.

Sebastians Ton war noch immer kühl und distanziert. In seinen Augen sah der Junge den Unglauben und die Enttäuschung.

Aber was sollte er machen?

„Du glaubst mir nicht.“, stellte Ciel nüchtern fest.

Sebastian jedoch schwieg zu dieser Feststellung. Warum über etwas Offensichtliches debattieren?

Der junge Earl sah ein, dass ein weiteres Gespräch nichts brachte. Außer vielleicht die ganze Situation zu verschlimmern.

Mit einem Schlenker seiner rechten Hand entließ er seinen Diener.

Sebastian verstand.

Kurz deutete dieser eine Verbeugung an und wollte das Arbeitszimmer verlassen, als Ciel ihm noch eine Anweisung hinterher rief:

„Ich verzichte auf das Mittagessen. Mir ist der Appetit vergangen.“

„Ganz wie Ihr meint.“, erklang es kühl von seinem Butler, welcher nun endgültig das Zimmer verließ.

 

Den restlichen Mittag und auch den gesamten Nachmittag hatte sich der Butler, mit dem Namen Sebastian Michaelis, nicht bei seinem Herrn blicken lassen.

Er musste sich eingestehen, dass die anderen Hausangestellten recht hatten.

Sein junger Herr und er hatten Streit.

Zudem hatte er sich nicht gerade professionell verhalten. Niemals hätte er als perfekter Butler dermaßen aus der Haut fahren dürfen. Selbst als Ciel ihm dies gestattet hatte mit der Erlaubnis, offen sprechen zu dürfen.

Aber verdammt noch mal, er hatte einfach nicht an sich halten können. Zwar war er ein Teufel, aber auch er hatte so etwas wie Gefühle. Auch wenn man dies kaum glauben mochte.

Eigentlich war er noch ganz gut weggekommen. Sein Herr hatte ihn nur geohrfeigt und nicht anderweitig bestraft, obwohl dies sein gutes Recht gewesen wäre.

Immer noch aufgebracht schlug er dem Fisch, welcher vor ihm auf dem Schneidebrett lag, den Kopf ab.

Wie gerne würde er sich jetzt so richtig abreagieren?

Einfach etwas zerstören oder jemanden bis aufs Blut foltern?

Oder einfach nur jemanden töten. Er war ja nicht anspruchsvoll.

Hölle ja, das wäre Traumhaft.

Noch besser als all dies wäre jedoch die Seelenjagd. Da Ciel für ihn nun unbrauchbar war, sollte er eigentlich für geeigneten Ersatz sorgen.

Denn Hunger hatte er nach wie vor.

Unmerklich stöhnte Sebastian gequält auf.

Das war auch so eine Sache.

Wenn er neue Verträge abschließen oder auf die Jagd gehen wollte, musste Ciel zukünftig sein Einverständnis geben.

//Wie ein verdammter Hund der auf den Befehl seines Herrchens wartet.//, dachte Sebastian ironisch.

 

„Sebastian!“, schrie Finny den Tränen nahe und umschlang dessen Taille.

Unangenehm überrascht blickte dieser an sich herab. „Was?“, fragte Sebastian schneidend, und der junge Gärtner ließ erschrocken von ihm ab.

„Bist du schlecht gelaunt?“, fragte dieser etwas eingeschüchtert nach, und entfernte sich zwei Schritte von Sebastian.

Ungehaltene, rote Augen blickten ihm entgegen. „Offenkundig.“, zischte dieser leise.

„Warum?“, wollte Finny neugierig wissen und sah den teuflisch guten Butler fragend an.

„Was willst du Finnian?“, lenkte Sebastian das Thema wieder in geordnete Bahnen.

Er hatte für solche Kindereien keine Zeit.

„Ähm, also…“, setzte dieser an sich zu erklären, doch als er Sebastians Blick bemerkte, blieben ihm die Worte im Halse stecken.

Sichtlich eingeschüchtert und verunsichert wegen diesem Blick, welcher alles andere als freundlich war, begann Finnian zu stottern.

 

Sebastian rief sich innerlich zur Ruhe und massierte sich genervt seine Schläfen.

Warum tat er sich das eigentlich an?

Er wusste doch was der Gärtner versuchte ihm mitzuteilen.

Mit Sicherheit hatte dieser wieder den Garten in ein Schlachtfeld verwandelt und er musste das Desaster beseitigen.

Resigniert sah Sebastian Finnian an. Das Abendessen musste wohl warten bis er den ruinierten Garten wieder auf Vordermann gebracht hatte.

Wahrlich, über Langeweile konnte er sich nicht beklagen.

 

Noch immer äußerst missmutig saß Ciel im Speisesaal und stocherte lustlos in seinem gebeizten Seelachsfilet herum. Nicht, das ihm dies nicht schmecken würde. Ganz im Gegenteil. Der junge Earl war sich sicher, dass dieser köstlich schmeckte, so wie alle Speisen welche sein Butler zubereitete.

Aber ihm fehlte an diesem Abend einfach der rechte Appetit. Selbst auf den Nachtisch, einen selbstgemachten Apfelstrudel, verspürte er keinen Hunger.

„Stimmt etwas nicht, junger Herr?“, erklang die Frage von Sebastian, welcher nun neben ihm stand.

Fragende rote Augen ruhten nun auf dem Jungen neben ihm.

Zwar war dieser noch immer verstimmt wegen heute Vormittag, aber das bedeutete nicht dass er seine Pflichten, seinen Herren gegenüber, nicht nachkam.

Eigentlich konnte er es sich nicht vorstellen, aber hatte er einen Fehler bei der Zubereitung gemacht?

Schmeckte es Ciel vielleicht nicht?

Nein.

Wenn dem so wäre würde dieser nicht zögern seinem Butler dies wissen zu lassen.

Und das geschah dann auf sehr einprägsame Weise.

Nur zu gut erinnerte er sich an seine Anfangszeit als Ciels Butler. Er hatte eine exquisite Sahnetorte zubereitet.

Optisch ein absoluter Traum…nur Geschmacklich eine absolute Katastrophe, wie sein Herr anmerkte.

Und damit Sebastian diesen Fehler ja nicht wiederholte, hatte ihm der Junge besagte Torte ins Gesicht geworfen.

Also würde Ciel auch jetzt nicht zögern sein Missfallen, an Sebastians Kochkünsten, kundzutun.

 

„Es ist nichts. Ich habe bloß keinen Hunger.“, erklang die Antwort seines Herren. „Ihr solltet wirklich etwas zu Euch nehmen. Schon heute Morgen habt Ihr kaum gegessen. Und Euer Mittagessen habt Ihr auch ausfallen lassen.“

Sebastians berechtigter Einwand prallte jedoch an Ciel ab.

„Ich habe gesagt ich mag jetzt nicht.“, zischte der Junge gereizt.

Um seine Aussage noch zu untermauern, erhob sich Ciel von seinem Platz und verließ den Speisesaal.

Er bemerkte nicht wie Sebastian ihm  besorgt nachsah.

 

Seufzend und erschöpft schmiss sich Ciel auf sein Bett. Lautstark meldete sich sein Magen, und protestierte so gegen den Entschluss, leer auszugehen.

Doch der junge Earl ignorierte das Hungergefühl so gut es ihm möglich war.

Sobald er vor dem Essen saß, würde er sowieso keinen Bissen herunterbekommen. Dafür saß ihm der Streit mit Sebastian noch zu schwer im Magen.

Noch immer konnte er nicht glauben was Sebastian ihm vorgeworfen hatte.

Nicht zum ersten Mal lobte sich Ciel selbst dafür, dass er vor vierzehn Tagen geschwiegen hatte.

Er wollte sich gar nicht vorstellen wie Sebastian auf seine Worte reagiert hätte.

//Warum nur er?//, dachte sich der junge Earl traurig.

„Junger Herr, ist alles in Ordnung mit Euch?“

Ciel schreckte zusammen und setzte sich auf. Wann hatte Sebastian sein Zimmer betreten?

War er so in Gedanken gewesen das er dessen eintreten nicht bemerkte?

„Was interessiert es dich?“, hatte Ciel ihm eigentlich schnippisch an den Kopf werfen wollen.

Doch er hatte keine Lust sich erneut mit seinem Butler zu streiten.

Dafür fühlte er sich einfach zu schlecht.

Was er natürlich nicht sagen würde.

Also nickte Ciel, etwas verspätet, auf die ihm gestellte Frage.

Wenn er geantwortet hätte, hätte Sebastian seine Aussage sofort als Lüge erkannt.

 

Argwöhnisch blickte der Butler seinen Herrn an.

Irgendwie zweifelte er an der Glaubhaftigkeit dieses Nickens. Aber wenn sein Herr meinte, es ginge ihm gut, dann würde er diesem auch Glauben schenken.

Schließlich war er ja nur ein Butler und behielt seine Meinung für sich.

Abgesehen davon das Ciel, so stur wie er war, überhaupt nicht auf ihn hören würde.

Da war jeder Atemzug verschwendet.

 

„Nun gut. Ganz wie Ihr meint. Ich dachte eigentlich, dass Ihr inzwischen aufgehört hättet zu schmollen.

Aber wie ich sehe ist dies nicht der Fall.“ Sebastian lächelte provozierend.

„Wer hätte gedacht das Ihr so nachtragend seid, Herr?“, meinte er spöttisch.

„Wessen Schuld ist es denn das ich mich aufrege?“, fauchte sein Herr angriffslustig.

Sebastian schmunzelte. „Etwa meine?“, fragte er gespielt bestürzt und mit wahrer Unschuldsmiene.

„Natürlich deine. Also frag gefälligst nicht so blöd!“, erwiderte Ciel zornig und schmiss sein Kopfkissen nach Sebastian. Spielerisch wich dieser dem Wurfgeschoss aus und sah den Jungen leicht tadelnd an.

„Wie es scheint musstet Ihr Eurer Wut mal Luft machen.“

//Ich bring ihn um.//, dachte sich Ciel und strich genervt durch sein schwarzes Haar.

„Wenn ich meiner Wut Luft mache sieht das anders aus.“, murrte er leise.

Der erneute Gefühlsausbruch hatte nicht für eine Verbesserung seines Zustandes gesorgt.

Kurz schloss er seine Augen um die aufkommende Schwärze zurück in den Hintergrund zu drängen. Das würde ihm jetzt auch noch fehlen wenn er in Ohnmacht fiel.

„Wohl war.“, gab Sebastian seinem Herrn recht und kicherte leise amüsiert.

Ciel sah ihn aus zornig funkelnden Augen an.

Diesmal wirklich aus beiden Augen, da dieser vorhin seine Augenklappe abgenommen hatte.

Dunkles Blau und Violett blitzte zu Sebastian herauf, da Ciel nach wie vor auf seinem Bett saß. Kein bisschen beeindruckt erwiderte der teuflische Butler gelassen dessen Blick.

„Ich weiß nur zu gut, was es heißt Euren Zorn zu spüren zubekommen.“, meinte dieser ruhig.

„Wenn dir irgendetwas nicht passt Sebastian, kannst du gerne gehen. Ich werde dich bestimmt nicht aufhalten.

Also, verschwinde!“

Nach diesen Worten legte sich eine angespannte Stille über Herr und Diener.

Geschockt sah Letzterer den Jungen vor sich an. „Herr?“

„Ich komme auch hervorragend ohne dich zurecht, Sebastian. Wenn du willst gebe ich dir deine Freiheit zurück, Teufel“.

Kalt und gefühllos blickten die Augen Ciels in die, vor Schock, geweiteten seines Butlers.

Wieso eigentlich geschockt? Sollte Sebastian nicht froh über seinen Vorschlag sein?

Er wäre Ciel los und hätte seine Freiheit zurück. Das war es doch was Sebastian wollte.

Was also bedeutete diese Reaktion?

„Ist das Euer Ernst, Herr?“

 

Sebastian vermochte selbst nicht zu sagen warum ihn die Worte seines Herrn so aus dem Konzept brachten.

Dieses, zugegeben, unerwartete Angebot von Seiten Ciels war doch genau das was er sich erhofft, ja, gewollt hatte.

Nicht mal vor gut einer Stunde hätte er alles darum gegeben, wenn er nur diese Worte aus dem Mund des Jungen vernommen hätte.

Also warum, warum trafen ihn diese, erlösenden Worte, so hart?

Er wäre frei!

Keine Schufterei mehr für diesen undankbaren Bengel. Er könnte endlich wieder tun und lassen was er wollte.

Es würde niemanden geben bei dem er sich an und abmelden oder Rechenschaft über seine Taten ablegen musste.

Warum schmerzte ihn also die Vorstellung den Vertrag mit Ciel aufzulösen und sich von diesem zu trennen?

Ehe er das Chaos in sich ordnen konnte, hörte er sich selbst fragen: „Ist das Euer Ernst, Herr?“

Ein aufmerksames und leicht neugieriges Augenpaar sah ihm entgegen.

Was Ciel jetzt wohl denken mochte?

Selbst in seinen eigenen Ohren hatte seine Stimme geschockt und leicht verunsichert geklungen.

Ein Teil von ihm hoffte inständig das der junge Herr sein Angebot zurückziehen würde.

Er wollte nicht weg.

Nicht weg von seinem Leben welches ihm zurzeit sehr gut gefiel.

Aber vor allem wollte er nicht weg von diesem Bengel, welcher sich sein Herr nannte.

Er wollte bei ihm bleiben!

Diese Erkenntnis schockte ihn mehr, als Ciels unerwartetes Angebot seine Freiheit zurück zu erlangen.

Das durfte nicht wahr sein!

Hatte er sich etwa…

Sebastian beobachtete wie sich eine Augenbraue von Ciel hob.

 

Keineswegs war dem jungen Herrn die Unsicherheit in der Stimme seines Butlers entgangen.

Wie es schien fürchtete Sebastian das Ciel ihn rauswerfen, und er so den Anspruch auf dessen Seele verlieren könnte.

Sicher, der Vertrag wäre damit hinfällig und jeder von ihnen würde wieder getrennte Wege gehen.

Nicht das Ciel dies wirklich wollte, aber in Anbetracht der Tatsache wie sich sein Butler verhielt, war diese Lösung mit Abstand die beste.

Was sollte er Sebastian gegen seinen Willen bei sich behalten?

Immer wieder solche Diskussionen führen, wie am heutigen Tag, wollte er auch nicht.

Nein. Da war dieser Weg der beste. Wenn auch der Schwerste und Schmerzvollste für ihn.

 

„Natürlich meine ich mein Angebot ernst, Butler.

Warum sollte ich dich länger beschäftigen, wenn du doch so unzufrieden mit deinem Leben bist?

Warum sollte ich dich weiterhin in meinen Diensten lassen, hm?

Welchen Grund hätte ich dich bei mir zu behalten, wo ich doch habe was ich wollte?“

 

Wie immer war seine Antwort ganz so ausgefallen wie es von ihm erwartet wurde, nämlich sachlich und kühl.

Ihm blieb nur die Hoffnung, dass Sebastian zu sehr auf seine Seele fixiert war, um sein Angebot ernsthaft in Erwägung zu ziehen.

„Trotz dass diese für ihn unerreichbar ist? Träum weiter.“, flüsterte eine Stimme tief in ihm.

Und dann lächelte Sebastian sein so typisches Lächeln.

 

„Ihr irrt Euch, Herr. Ich bin mit meinem jetzigen Leben keineswegs unzufrieden. Mir gefällt es zwar nicht weiterhin an Euch gebunden zu sein, das gebe ich gerne zu. Aber es gibt durchaus Aspekte die ich sehr schätze.

 Und ich wäre doch blöd wenn ich dieses Leben aufgeben würde.

Warum Ihr mich weiterhin in Euren Diensten lassen solltet?

Nun junger Herr, ich würde sagen weil Ihr ohne mich nicht zurecht kommt“.

„Tz. Überschätze dich nicht. Es gibt genügend gut ausgebildete Butler, welche deine Stelle einnehmen könnten.“, versetzte Ciel und verschränkte seine Arme vor seiner Brust.

„Keiner hat meine Fähigkeiten und kann mit mir mithalten. Das wisst Ihr doch ganz genau, Herr. Zudem, mir vertraut Ihr. Einem Fremden jedoch würdet Ihr dieses Vertrauen nicht entgegenbringen. Bei mir seid Ihr auf der sicheren Seite, das ich Euch zumindest nicht belüge.“

Ciel gab es ungern zu, aber er konnte Sebastian nicht widersprechen.

Das bemerkte der Butler natürlich mit einer gewissen Freude, weshalb er breiter lächelte.

„Außerdem könnt Ihr Euch ohne mich nicht mal Eure Schuhe zubinden.“, setzte Sebastian doch noch hinzu.

Nicht ohne eine gewisse Portion Schadenfreude.

„Wenn ich da nur etwas mehr Übung drin hätte…“, begann Ciel sich leise zu rechtfertigen.

Als er jedoch den erheiterten Gesichtsausdruck seines Butlers bemerkte, ließ er seinen Satz lieber unvollendet.

„Um auf Eure letzte Frage zu antworten, Herr: Weil Ihr einsam wärt ohne mich“.

 

Ohne ein Wort zu sagen erhob sich Ciel ruckartig von seinem Bett.

Ein Fehler.

Denn sofort begann er zu schwanken und ihm wurde leicht schwarz vor Augen.

Ehe er jedoch Bekanntschaft mit dem Boden machen konnte, fingen ihn zwei starke Arme auf.

Sanft und sicher gaben diese Ciel halt.

Auch wenn Ciel dies nie zugeben würde, er genoss es in Sebastians Armen zu liegen und so gehalten zu werden. Wie gerne würde er sich öfter so umarmen lassen und Sebastian nahe sein. Seine Wärme spüren, seinen Herzschlag hören und diesen betörenden Duft einatmen.

Wie gerne würde er aussprechen was er fühlte. Wie sicher und geborgen, und wie wohl er sich bei seinem Butler fühlte.

Am liebsten würde er sich gar nicht mehr von seinem Sebastian trennen.

//Ich sollte aufhören so über ihn zu denken.//, dachte sich der Earl und wurde leicht rot.

Doch noch während er all dies dachte und fühlte, holten sein Stolz und sein Ehrgefühl zum Angriff aus.

Und so befreite sich Ciel grob aus dieser, unfreiwilligen Umarmung.

 

Besorgt sah der Butler auf seinen Herrn herab. Er hatte es bei der Umarmung bemerkt.

„Warum sagt Ihr mir nicht, dass Ihr Fieber habt?“

„Du hast nicht gefragt. Außerdem, wolltest du nicht gehen?“ „Vergesst es, Herr. So leicht werdet Ihr mich nicht los. Nicht solange wie der Vertrag besteht und ich nicht meinen Lohn erhalten habe“. „Ist dir klar, dass du diesen vielleicht nie bekommen wirst? Meine Seele ist vor dir sicher.“, erinnerte Ciel seinen Butler an diese Tatsache.

„Das wird sich noch zeigen.“, meinte dieser optimistisch.

„Jetzt sollten wir uns erst einmal um Euer Fieber kümmern“. „Schon gut. Ist nicht sonderlich schlimm. Ich wollte mich eh gerade schlafen legen.“, wiegelte Ciel ab. Doch da hatte er die Rechnung ohne Sebastian gemacht.

Schnell griff er nach Ciels Gesicht und zwang diesen ihn anzusehen.

Ein ungleiches Augenpaar blickte in zwei violett schimmernde Augen.

„Gerade Ihr mit Eurem Asthma, solltet eine Erkältung nicht auf die leichte Schulter nehmen.

Also rate ich Euch dringend, Euch von mir helfen zu lassen und nicht so bockig zu sein, Herr.“, sagte Sebastian in einem Ton, welcher keinen Raum für einen Protest zuließ.

Also nickte Ciel einfach nur ergeben.

„Gut so.“, murmelte Sebastian ehe er von seinem Herren abließ und die Medizin holen ging.

 

Schwer atmend, und mit fast 41 Grad Fieber lag Ciel in seinem Bett.

Jeder Atemzug und jede Bewegung welche der Junge tat, fühlte sich an, als würden glühende Messer in seine Lunge gestoßen und dort herumgedreht.

Nur mit Mühe unterdrückte Ciel einen Schmerzensschrei.

Sein Zustand hatte sich in den letzten Stunden rapide verschlechtert.

Obwohl er sich geschlagen gegeben und die Medizin, welche Sebastian ihm brachte, genommen hatte.

Danach ging es ihm auch wirklich besser und er hatte sich sofort schlafen gelegt.

Seit gut fünf Minuten war Ciel wach und versuchte nicht in Panik zu verfallen, weil er kaum Luft bekam.

//Das ist kein Anfall.//, dachte Ciel keuchend. Gequält verzog er das Gesicht als eine erneute Schmerzenswelle über seinen Körper hinweg rollte.

Seine Sicht verschwamm immer mehr und das Atmen fiel ihm zunehmend schwerer.

Der Earl bemühte sich ruhig zu bleiben um etwas Kraft zu sammeln, damit er Sebastian rufen konnte.

Doch bis jetzt hatte ihm genau diese gefehlt, wodurch sein Vorhaben gescheitert war.

„Willst du nun sterben?“, erklang erneut die Frage in seinem Kopf.

Ruckartig setzte sich Ciel auf. Sein geschwächter, schmerzender Körper, protestierte gegen diese schnelle Bewegung.

Schmerzerfüllt sackte der junge Lord nach vorne, während sich seine Hände in die Bettdecke krallten.

Er merkte wie die Bewusstlosigkeit nach ihm griff. Diese süße, dunkle Schwere, welche ihm die Erlösung von seinen Schmerzen, und jeder bewussten Wahrnehmung versprach. Ciel war geneigt dieser nachzukommen.

Ein letztes Mal bäumte sich der Junge auf und rief den Namen seines Vertrauten.

„SEBASTIAN!“, erklang der verzweifelte, schmerzerfüllte Ruf im Schlafgemach des Earls, ehe dieser ohnmächtig auf seinem Bett zusammenbrach.

 

Kapitel 2

Kapitel 2

 

Zur selben Zeit, nur wenige Stockwerke weiter unten, um genau zu sein in der Küche, bereitete Sebastian alles für den morgigen Speiseplan seines Herrn vor.

Nicht ahnend wie es diesem ging.

Sebastian hatte beschlossen, dass er Ciel morgen nur leichte und gut verträgliche Speisen vorsetzen würde.

Anscheinend fühlte sich sein junger Herr nicht besonders wohl, und bei Fieber brauchten Menschen viel Flüssigkeit.

Deswegen hatte sich der Butler für eine Gemüsesuppe entschieden, deren Vorbereitung er gerade traf.

Darum war sein Herr in letzter Zeit also so schlecht gelaunt und reizbar. Er war krank.

Sebastian schüttelte sacht sein Haupt. Menschen hatten wirklich alle Naselang etwas anderes.

Er schnitt gerade das Gemüse für die Suppe klein, als er Ciels Ruf vernahm.

Überrascht, dass der Junge nach ihm rief, sah der teuflisch gute Butler auf seine Taschenuhr.

Es ging bereits auf Mitternacht zu.

//Ungewöhnlich.//, dachte er sich.

Was konnte der junge Herr nur so spät von ihm wollen?

Ergeben ließ Sebastian das Gemüse, Gemüse sein, ordnete seine Kleidung, und machte sich auf den Weg zu Ciels Zimmer.

 

Nur wenig später blieb der Butler vor dem Schlafgemach seines Herrn stehen und klopfte leise.

„Ihr hattet gerufen, Herr?“, fragte dieser ehe er eintrat.

Schlagartig blieb Sebastian an der Türe stehen.

Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht. Das wusste der Butler sofort.

Ciel lag, in einer geradezu unnatürlichen Seitenlage im Bett und rührte sich nicht.

Der Junge machte nicht den Anschein, als habe er Sebastians Eintreten überhaupt bemerkt.

Sebastians Augen wurden schmal und er konzentrierte sich auf Ciel.

Sein feines Gehör nahm keinerlei Atmungsgeräusche wahr.

//Das darf nicht sein.//, schoss es dem Butler durch den Kopf. Seine anfängliche Starre abschüttelnd, eilte er sofort zu seinem Herrn. Er hoffte inständig, dass seine Sinne ihm einfach nur einen Streich spielten. Es konnte nicht das eingetreten sein was er am meisten fürchtete.

Keine Zeit verlierend beugte sich Sebastian zu Ciel herab.

Vorsichtig nahm er den leblos wirkenden Jungen in seine Arme und drehte dessen Gesicht zu sich hin.

Bei diesem Anblick drohte der, sonst so souveräne Butler, in Panik zu geraten.

Der Junge in seinen Armen war Kreidebleich und seine Lippen liefen bereits blau an.

Mit zitternden, unsicheren Fingern, tastete er nach dem Puls des Jungen. Der Butler fühlte nichts. Panik wollte von ihm Besitz ergreifen, doch dies lies Sebastian nicht zu. Er musste rational und ruhig handeln. Sollte er wirklich in Panik geraten, würde er seinem jungen Herrn nicht helfen können.

„Beruhig dich, Sebastian. Der Junge kann nicht tot sein, das hättest du doch sicher bemerkt…oder?“, versuchte sich der Butler selbst zu beruhigen, was ihm allerdings nur mäßig gelang. Tief atmete er ein und durch seinen Mund wieder aus. Erneut legte er seinen Mittel und Zeigefinger an Ciels Halsschlagader, um nach dem Puls zu fühlen. Und wirklich: Da war er. Schwach und unregelmäßig, aber er war da. Erleichterung machte sich für Sekunden in dem Teufel breit.

Also war er doch  nicht zu spät gewesen. Es gab noch Hoffnung den Jungen zu retten. Dennoch, viel Zeit hatte er nicht mehr, da sein junger Herr bereits seine Atmung eingestellt hatte.

„Nein, kommt schon, Herr. Nicht schlapp machen.“, hauchte Sebastian mit zitternder Stimme, während er den Jungen auf den Boden ablegte und sowohl mit der Herzmassage, als auch mit der Mund zu Mund Beatmung begann.

Seit gut drei Minuten versuchte Sebastian nun schon das Leben seines jungen Herrn zu retten, und er fühlte wie ihm die Zeit durch seine Finger zerrann.

„Verdammt!“, entfuhr es Sebastian, während er immer wieder versuchte Ciels Herz zum schlagen zu bringen.

Es war das erste Mal in seinem langen Leben, das er so etwas wie Angst verspürte.

Denn ihm war eines klar:

Sollte er es nicht schaffen Ciel zu reanimieren, würde er seinen jungen Herrn unwiderruflich an den Tod verlieren.

Das durfte doch alles nicht wahr sein!

Erneut legten sich Sebastians Lippen auf die Ciels, während er diesem die Nase zuhielt und seine Lungen mit dem, so dringend benötigten, Sauerstoff versorgte.

Vergeblich wartete er auf den erlösenden Atemzug des Jungen und Sebastian merkte, wie sich seine Kehle immer weiter zuschnürte und sein Herz begann zu rasen.

Nein, nein das durfte alles nicht wahr sein! So wollte er diesen Bengel gewiss nicht verlieren.

Seinen Vertragspartner, seine Seele, seinen jungen Herrn!

Noch nie hatte er auf diese Art seine Beute verloren und er hatte nicht vor, jetzt damit anzufangen. Dieser verdammte Mistkerl schuldete ihm noch seine Seele!

Sebastian knurrte aufgebracht und verzweifelt während er mit der Herzmassage weitermachte. Doch weder das Herz, noch die Atmung des Jungen setzten wieder ein.

Hatte er wirklich verloren? Sollte er sich geschlagen geben und den Jungen ziehen lassen?

Ihm den nächstbesten Schnitter überlassen und dann im Anschluss dessen Seele stehlen?

Kurz war der Teufel versucht diesem Gedanken nachzukommen, ehe er diesen wieder in den hintersten Winkel seines Geistes sperrte. Es ging hier schließlich um Ciel, seinem Herrn! Und er hatte nicht vor vertragsbrüchig zu werden. Außerdem, aufgeben lag ihm nicht. Ebenso wenig wie dem Bengel, welcher mit einer Schussverletzung letztes Jahr durch halb London gerannt war. Ja, sein Herr war zäh und würde, nur um seine Seele nicht abtreten zu müssen, überleben.

Zumindest hoffte das Sebastian.

Einen letzten Versuch unternahm er. Danach würde er den Tod des Jungen hinnehmen und ihm seine Seele entreißen, sobald der Todesgott seine Arbeit getan hatte.

Vorsichtig beugte er sich zu Ciel hinunter, legte zum tausendsten Mal, wie es ihm schien, seine Lippen auf die weichen, leicht blau angelaufenen Lippen des Jungen, und ließ ihn so viel Sauerstoff wie es ihm möglich war, zukommen. Er sah wie sich Ciels Brustkorb hob und wieder senkte, doch es folgte kein erneutes Heben.

Langsam legte sich Sebastians rechte Hand auf die Stelle wo sich Ciels Herz befand, während die Linke sacht über die blasse Wange des leblosen Jungen streichelte.  Der Teufel lehnte sich über den Körper seines Herrn und senkte sein Haupt soweit herab, das er Ciel leise aber bestimmend ins Ohr flüstern konnte:

„Kommt schon, Herr. Ihr werdet doch nicht einfach so resignieren. Das passt nicht zu Euch.“ Noch immer regte sich nichts und Sebastians Blick wurde verzweifelt und traurig. Er begriff nicht einmal, warum ihm der offensichtliche Tod dieses Bengels so nahe ging.

„Tut mir das nicht an, Herr.“, wisperte er leise mit zitternder, brüchiger Stimme in Ciels Ohr. Nur mit Mühe konnte der Teufel verhindern, dass sich Tränen ihren Weg an die Oberfläche bahnten. „ Bitte, ich bitte Euch. Atmet für mich, Ciel.“, flehte er leise.

Als hätte Ciel ihn genau verstanden und nur auf diese Worte gewartet, entrang sich ein tiefer, befreiender Atemzug seiner Kehle und er riss seine Augen weit auf. Kurz darauf schüttelte ihn ein heftiger Hustenanfall.

Sofort als Sebastian spürte wie Ciels Körper sich anspannte und er das leise Keuchen vernahm, zog sich der Butler von seinem Herrn zurück. Er hatte doch gewusst, dass der Junge nicht so einfach starb. //Ganz mein junger Herr.//, dachte Sebastian erleichtert und sichtlich froh darüber, dass er den Jungen doch richtig eingeschätzt hatte.

Der junge Herr hatte durchaus registriert, dass sein Diener sich über ihn gebeugt hatte. Und das erste was er erblickte als er seine Lider öffnete, waren diese teuflisch leuchtenden Augen gewesen welche in die seinen sahen, ehe sich sein Butler zurückzog. Nun rollte sich Ciel auf die Seite, während seine Lungen gierig die Luft einsogen, welche ihnen so lange verwehrt geblieben war.

„Der Hölle sei Dank.“, hauchte der Butler leise und ließ sich langsam neben seinem, noch immer hustenden, Herren nieder.

Erleichtert dass der junge Earl am Leben war, beobachtete er wie sich Ciel allmählich erholte.

Es war, als würde eine innere Last von ihm abfallen, woraufhin er kurz seine violetten Augen schloss und einfach nur der angenehmen Atmung des Jungen lauschte.

Wer hätte gedacht, dass ein einfacher Herzschlag ihn so glücklich machen konnte?

 

Vorsichtig und ganz langsam setzte sich Ciel auf. Noch immer schwer atmend und am ganzen Leib zitternd, blickte er seinen Butler an.

Und obwohl dieser nicht ein Wort sprach, konnte Sebastian tiefe Dankbarkeit in den Augen des Jungen sehen.

Wie es schien schuldete er seinem Butler nun etwas.

„Blödsinn! Er muss dich, solange der Vertrag besteht am Leben erhalten!“, erinnerte ihn seine innere Stimme.

Dennoch wollte Ciel den Grund aus Sebastians eigenem Mund hören.

„Warum?“, krächzte er heiser und blickte seinen teuflischen Butler fragend an.

Diese Frage konnte sein junger Herr doch unmöglich ernst meinen!

„Glaubt Ihr, ich lasse Euch einfach sterben? Ihr schuldet mir noch Eure Seele.“, kam die schroffe Antwort des Butlers. Der Junge nickte verstehend. So etwas hatte er sich schon gedacht.

Kritisch nahm Sebastian seinen Herrn in Augenschein.

Noch immer war dieser erschreckend bleich. Dazu kam noch das hohe Fieber welches einfach nicht sinken wollte. Im Gegenteil. Es war rasch gestiegen.

Zudem schien es so, als bekäme der Earl nach wie vor zu wenig Luft.

Ciels Atmung ging rasselnd und jeder Atemzug war ein kleiner Kampf um genug Sauerstoff.  

Wenn sich nicht bald was änderte, dürfte ihn Sebastian erneut reanimieren.

Entschlossen ging Sebastian auf die Knie und wollte Ciel auf seine Arme nehmen. Der Fußboden war viel zu kalt, als das sein Herr dort länger verweilen sollte, als unbedingt nötig.

Nicht das sein Zustand sich noch mehr verschlechterte. Das konnte er nicht riskieren. In seinem weichen, warmen Bett, war der Junge bei weitem besser aufgehoben.

Und wenn er selbst die ganze Nacht bei Ciel bleiben und über dessen Schlaf wachen musste, so würde er es tun.

Gerade hatte Sebastian seine Arme um Ciel gelegt und war im Begriff diesen hochzunehmen, als sein junger Herr gepeinigt aufschrie.

Dieser Schrei, welcher von unsagbarem Schmerz kündete, ging dem Butler durch Mark und Bein… und sprach etwas in ihm an.

Seiner teuflischen Seite gefiel dieser Laut ausgesprochen gut. Doch diese Empfindung schob Sebastian so schnell er konnte beiseite.

Das hier war schließlich nicht irgendein unwürdiger Mensch sondern sein Herr. Und für diesen war er verantwortlich.

„Herr, was ist mit Euch?“, fragte der rotäugige Butler sichtlich besorgt und erschrocken.

Ciel jedoch gab keine Antwort.

Keuchend nach Luft ringend, kauerte er sich auf dem Fußboden zusammen.

Sekundenlang weilte Sebastians Blick auf den zusammengekauerten Jungen. Äußere Verletzungen schien sein Herr nicht zu haben.

Allerdings war er nicht genug in Medizin bewandert, um die Ursache für Ciels Schmerzen ausfindig zu machen.

Er konnte nicht riskieren das sein Herr einen erneuten Herzstillstand erlitt und womöglich dabei starb.

So behutsam wie es ihm möglich war, hob er seinen jungen Herren auf seine Arme. Ciel leistete keinerlei Widerstand. Jedoch krallten sich, vor lauter Schmerz, seine schlanken Finger in Sebastians Frack.

Fiebrige und vor Müdigkeit verschleierte Augen, sahen zu Sebastian empor.

Er wollte etwas sagen, doch sein Butler schüttelte sein Haupt.

„Schon gut, junger Herr. Ich werde dafür sorgen, dass es Euch bald besser geht. Vertraut mir einfach und schlaft etwas.“, wisperte er leise und beruhigend zu dem kranken Jungen in seinen Armen.

 

Müde schlossen sich Ciels Augen und er lehnte seinen, sich schwer anfühlenden Kopf, gegen die Brust Sebastians. Leicht nickte dieser.

Ja, Ciel vertraute seinem Butler.

Das hatte sich nicht geändert.  

 

Leicht lächelnd sah Sebastian auf den nun schlafenden Jungen in seinen Armen.

Ciel war wirklich niedlich wenn er schlief.

Vorsichtig wickelte er seinen Herrn in eine dicke Decke ein. Nicht das sich Ciels Zustand weiter verschlechterte, während er mit diesem unterwegs war.

Leise stöhnte der Kleine in seinen Armen auf.

Die Schmerzen mussten unerträglich sein, wenn Ciel es nicht schaffte diese vor seinem Butler geheim zu halten.

//Besser ich beeile mich.//, dachte Sebastian besorgt.

Sein Ziel war das, sich im Herzen Londons befindende, Royal London Hospital.

Normalerweise brauchte man dafür mehrere Stunden, doch Sebastian würde sich beeilen.

//Auch das noch.//, dachte er verdrießlich als er mit seinem Herrn auf den Armen das Anwesen verließ.

Es goss wie aus Eimern. Bis sie beide ihr Ziel erreichten, würden sie ordentlich nass werden.

„Verdammt.“, zischte Sebastian ungehalten und setzte sich in Bewegung.

 

 

Eine gute Viertelstunde später stand, klatschnass, Sebastian mit Ciel auf den Armen an der Krankenhaus Rezeption.

Immer wieder huschte sein Blick besorgt zum jungen Earl.

In der Viertelstunde in der sie unterwegs waren, hatte sich Ciels Zustand besorgniserregend verschlechtert.

Wenigstens hatte es Sebastian geschafft seinen jungen Herren einigermaßen trocken ins Krankenhaus zu bringen.

Jedoch, wie um diese Uhrzeit nicht anders zu erwarten, war die Rezeption nicht besetzt.

„So langsam reicht es mir für diesen Abend.“, zischte Sebastian aufgebracht und machte seiner aufgestauten Wut ein wenig Luft. „Jetzt muss ich mich auch noch auf die Suche nach einem Arzt machen.“

Nichts regte ihn sosehr auf wie Inkompetenz. Und das wo es seinem Herrn so schlecht ging.

„Sie sind also auf der Suche nach einem Arzt?“, erklang die ruhige Frage hinter Sebastian.

Der Angesprochene drehte sich in die Richtung aus der die Stimme erklungen war, und sah wie eine junge Frau gerade das Hospital betrat.

Das Fräulein war höchstens 17 Jahre alt, hatte kurzes blondes Haar, himmelblaue Augen und einen blassen Teint. 

In aller Ruhe schloss die junge Frau ihren Regenschirm, schüttelte ihn kurz aus, stellte diesen in einen Schirmständer und lief gemächlich auf den Butler zu.

Sofort fixierten ihre Augen Ciel in Sebastians Armen.

„In der Tat.“, bestätigte der Butler die Annahme dieser Frau.

Die blauäugige Blondine blieb nur wenige Schritte vor ihm stehen und maß Ciel mit ernstem Blick.

Ihren Augen entging nichts, als sie hörte wie angestrengt und rasselnd der schwarzhaarige Junge Luft holte, war für sie die Sache klar. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren griff sie zum Telefon der Rezeption und wählte eine Nummer.

„Hey, Caelian ich bin es. Ich benötige sofort einige Schwestern auf der Intensivstation. Ich bringe euch in wenigen Minuten, einen etwa dreizehnjährigen Jungen. Atmung rasselnd, Temperatur stark erhöht. Ja, davon gehe ich auch aus. Macht schon mal alles bereit.“, ordnete die Blonde energisch an und beendete das Telefonat.

 

Schwungvoll drehte sie sich wieder zu Sebastian, welcher das ganze Gespräch beunruhigt mit verfolgt hatte. Intensivstation klang nicht gut.

 

„Wenn Sie mir bitte den Jungen geben würden. Die Zeit drängt. Am besten warten Sie hier im Wartesaal bis ich wieder komme. Dann können wir die Formalitäten durchgehen.“

Leicht überfahren, sich aber der angespannten Situation bewusst, übergab Sebastian vorsichtig seinen jungen Herrn dieser Ärztin.

Sofort lief diese, mit Ciel auf den Armen, Richtung Intensivstation.

 

Erschöpft ließ sich Sebastian im leeren Wartesaal auf einer der Bänke nieder.

„Was für eine Nacht.“, murmelte er leise und strich sich sein nasses Haar nach hinten.

Ciel war im Krankenhaus und sowohl sein Zeitplan, als auch seine Planung für den morgigen Tag waren hinfällig.

Alles was er nun tun konnte war auf diese Frau zu warten, welche ihm dann hoffentlich mitteilte, wie es seinem Herrn ging und was dieser hatte.

Er konnte nicht leugnen, dass er sich sehr um Ciel sorgte.

Von Herzen wünschte er sich das es dem Kleinen bald besser ging.

Freudlos lachte der Butler auf.

„Wer hätte geglaubt das ich mir je sorgen um einen Menschen machen würde?

Oder das dieser mir so wichtig wird?“ , fragte er sich leise selbst.

Sorge.

Sorge um einen nichtswürdigen Menschen. Einem Insekt. Einem Wurm.

Zur Hölle, wie tief war er bitte nur gesunken?

Wo war sein Stolz als Teufel hin?

Sebastian vergrub sein Gesicht in seinen Händen.

Wann nur hatte er sich verändert?

 

Er wusste nicht wie lange er hier nun schon saß, geschweige denn wie viel Zeit vergangen war seit er das Hospital betreten hatte, als er leise Schritte vernahm.

Diese bewegten sich eindeutig auf ihn zu und so hob Sebastian seinen Blick.

Vor sich erkannte er die junge Ärztin, welche Ciel mitgenommen hatte.

Sofort wollte er sich erheben und sich nach dem Befinden seines Herrn erkundigen, doch die Blonde bedeutete ihm sitzen zu bleiben.

Himmelblaue, wache Augen blickten unverwandt in die roten Sebastians.

Ihr forschender Blick glitt über Sebastians Erscheinung. Unmerklich nickte sie.

 

„Folgen Sie mir.“, meinte sie sachlich und wandte sich von dem Teufel ab. Ohne zu zögern erhob sich dieser von seinem Platz und lief der Ärztin hinterher.

Diese jedoch lief nicht zu Ciel sondern in die Cafeteria.

Verwundert blickte Sebastian sie an. „Setzen Sie sich. Ich komme sofort wieder. “, meinte die junge Ärztin und deutete auf einen freien Tisch zu ihrer rechten.

„Was…?“, setzte der Butler an, doch die Blonde lächelte nur sacht ehe sie nach vorne Richtung Kasse schritt.

Seufzend setzte sich der Schwarzhaarige auf den ihm zugewiesenen Platz.

Was sollte das ganze?

Warum erfuhr er nicht was mit seinem Herrn war, oder wurde gleich zu diesem gelassen?

„Hier, für Sie.“, erklang die freundliche Stimme von Sebastians Begleiterin und reichte ihm eine Tasse heißen Tees.

„Sie sind pitschnass. Wir wollen doch nicht das Sie erkranken, oder?

Das einer von Ihnen Beiden nun hier liegt sollte genügen, meinen Sie nicht auch, Mr.…?“

„Sebastian Michaelis.“, antwortete dieser und die Blonde machte sich eine Notiz auf einem kleinen Block, welchen sie mitgebracht hatte.

„Danke.“, bedankte sich der Butler bei der Ärztin, als er seinen Tee entgegennahm und lächelte freundlich.

„Trinken Sie einen Schluck. Wir haben Zeit.“, forderte die Blauäugige ihn auf als sie sah, dass Sebastian keinerlei Anstalten machte den Tee zu trinken.

Gehorsam nahm der Butler also einen kräftigen Schluck des schwarzen Tees.

Nicht das ihm Kälte oder Hitze etwas ausgemacht hätten, aber dennoch tat ein Schluck der heißen Flüssigkeit gut.

Zufrieden lächelte seine Gegenüber, ehe diese das Wort ergriff.

„Ich denke ich sollte mich Ihnen erst einmal vorstellen, Mr. Michaelis.

Mein Name ist Dr. Raven de Silver. Ich behandle den Jungen welchen Sie hier eingeliefert haben.“, erklärte diese in leisem und freundlichem Ton.

Sebastian nickte auffordernd. „Ich habe einige Fragen zu meinem Patienten und möchte Sie bitten, mir diese aufrichtig zu beantworten. Keine Sorge, das meiste sind Routinefragen.“  

„Sicher doch. Was möchten Sie wissen?“, erkundigte sich Sebastian einverstanden bei Dr. de Silver.

Angesichts der Tatsache, dass sich der Mann ihr gegenüber kooperative zeigte, lächelte sie diesen dankbar an.

„Nun, zunächst würde ich gerne den Namen meines Patienten erfahren und dessen Alter.“

„Bei dem Jungen handelt es sich um Earl Ciel Phantomhive. Er ist, wie Sie vorhin schon vermutet haben, dreizehn Jahre alt.“, gab Sebastian bereitwillig Auskunft.

Nickend machte sich Raven weitere Notizen.

Diese Art der Befragung ging noch etwa zehn Minuten weiter, in denen sich de Silver immer wieder Notizen machte.

„So, wir sind fast durch Mr. Michaelis.“, teilte sie dem Butler gutgelaunt mit, welcher einfach nur stumm nickte. //Na endlich.//, dachte sich dieser.

„Ich gehe davon aus das Sie kein Familienmitglied sind, Mr. Michaelis?“

Diese Frage kam unvermittelt weshalb der Butler erst kurz blinzelte, ehe er ihr antwortete. „Diese Annahme ist korrekt. Ich bin lediglich der Butler des Hauses Phantomhive. Ist dies ein Problem?“, erkundigte sich Sebastian.

„Nein, nicht im geringsten. Wer außer die Familie und der Butler stünden wohl einem Earl am nächsten? Sie haben mir sehr weitergeholfen, Mr. Michaelis.“

 

Diese Äußerung war freundlich gewesen und Raven meinte es auch so. Ihr war egal, wer ihr die Informationen über ihren Patienten lieferte. Hauptsache diese waren vollständig und man belog sie nicht.

Alles andere war für sie ohne Belang.

Erst mal.

 

„Hat Ihr Herr noch Verwandte welche wir zur Not informieren können?“

„Ja. Der junge Herr hat noch eine Tante. Die Marquise von Midford.“

„Irgendwelche Vorerkrankungen?“

„Asthma und eine Katzenhaarallergie.“

Raven stockte in ihren Notizen und blickte den Butler kurz an. „Asthma?“, vergewisserte sie sich. „Ja. Jedoch sind solche Anfälle bei meinem Herrn äußerst selten.

Solange wie ich ihm nun schon diene habe ich einen Anfall erst einmal erlebt.

Man sieht es meinem jungen Herrn nicht an, aber er ist äußerst robust.“

Dr. de Silver nickte kurz.

„Ich würde nun gerne wissen was mein junger Herr eigentlich hat.“, ergriff Sebastian das Wort, nachdem seine Gegenüber sich weiter in Schweigen hüllte.

 

Ernste, himmelblaue Augen blickten in seine roten. Es schien als überlege die junge Ärztin, ob sie es ihm sagen sollte.

 

„Zwar sind Sie kein Familienangehöriger und somit dürfte ich eigentlich nicht mit Ihnen über diese Sache reden, aber ich mache eine Ausnahme.

Sie als sein Butler stehen ihrem Herrn sowieso näher, als irgendein Familienmitglied dies wohl könnte. Zudem tragen Sie ja auch die Verantwortung für Ihren Herrn, also geht das wohl in Ordnung. Dennoch möchte ich Sie bitten dieses Gespräch vertraulich zu behandeln.“, mahnte Raven eindringlich.

Dankbar lächelte Sebastian die junge Ärztin an. „Von diesem Gespräch wird niemand etwas erfahren. Ihr habt mein Wort als Butler.“, versicherte Sebastian ernst und wartete darauf, dass de Silver das Wort ergriff.

 

Kurz sah diese den Butler abschätzend an.

Ob er wohl die Wahrheit sagte?

Wenn herauskam das sie mit einem Butler über ihren Patienten geredet, und somit die ärztliche Schweigepflicht gebrochen hatte, dann käme sie in Teufelsküche.

Sie seufzte leise.

„Nun gut. Also Ihr Herr hat eine schwere Lungenentzündung.

Er bekommt zurzeit Sauerstoff sowie Fieber- und Schmerzsenkende Mittel.

Per Infusion geben wir ihm einige Nährlösungen und Vitamine. Zudem wird darauf geachtet das er regelmäßig trinkt.

Im Moment schläft er. Sein Zustand ist stabil. In Anbetracht seiner Krankenvorgeschichte ist es ein Wunder das Ihr junger Herr überhaupt noch lebt.

Sie können wirklich froh sein das dieser so zäh ist.“   

Hier machte Raven eine Pause und ließ ihren Worten Zeit deren Wirkung zu entfalten.

 

Sebastian musste schwer schlucken als ihm die volle Tragweite dieser Worte bewusst wurde.

Er hatte es bereits geahnt. Es hätte nicht mehr viel gefehlt und sein Herr wäre den Weg alles Irdischen gegangen. Ciel lebte nur noch, weil er rechtzeitig gekommen und den Jungen reanimiert hatte.

Ein eisiger Schauer lief Sebastian über den Rücken, als er sich erinnerte wie kalt und leblos sein junger Herr vor ihm gelegen hatte.

Eine Reaktion, welche Raven keineswegs verborgen blieb.

 

„Ich schlage vor Sie gehen jetzt nach Hause, Mr. Michaelis.“

„Nein. Es ist die Pflicht eines Butlers bei seinem Herrn zu bleiben.“ Mit gehobener Augenbraue betrachtete die junge Ärztin den Butler aufmerksam.

„Korrigiert mich wenn ich falsch liege, aber haben Sie nicht ebenfalls die Pflicht das Anwesen Ihres Herrn zu verwalten?

Wenn dem so ist, schlage ich vor das Sie dies machen.

Sie können momentan eh nichts ausrichten und die Besuchszeit ist ebenfalls längst vorbei.“

Entschieden schüttelte Sebastian seinen Kopf. „Ich bleibe hier.“, sagte er bestimmt.

„Hah. Sie sind wirklich stur, Mr. Michaelis.“, seufzte Raven und strich sich durch ihr Haar. Bei dieser Aussage schmunzelte Sebastian nur flüchtig.

„Na fein. Dann bleiben Sie halt hier. Aber wenn Sie zusammenbrechen oder sich irgendetwas wegholen in den nassen Sachen, dann mache ich Ihnen die Hölle heiß. Verlassen Sie sich darauf. In diesem Zustand würden Sie nämlich niemanden etwas nützen.“

„Vielen Dank. Aber Ihre Sorge ist vollkommen unbegründet. Als Butler der Familie Phantomhive sollte ich so etwas schon abkönnen.“

Raven hob ihre Schultern, erhob sich von ihrem Stuhl und schritt aus der Cafeteria.

 

//Asthma.//, dachte Doktor de Silver noch immer kopfschüttelnd, während sie sich auf den Weg zu ihrem Patienten machte.

Wie hatte der Butler nur eine Lungenentzündung nicht bemerken können?

Gut, die Symptome sind anfänglich der eines Grippaleninfekts sehr ähnlich, zugegeben.

Aber die rasselnden Atemgeräusche hätten den Butler doch misstrauisch machen müssen.

Solch eine Erkrankung hatte man doch nicht von heute auf morgen!

War der Junge am Ende seinem Butler egal?

Nein. Raven schüttelte sacht ihr Haupt. Sie hatte den Schrecken und das Entsetzen in den roten Augen des Butlers gesehen als sie anklingen ließ, dass dessen Herr bald gestorben wäre.

Diese Reaktion konnte man nicht spielen. Das war eindeutig echt gewesen. Sie arbeitete nun schon lange genug mit Menschen zusammen und wusste, wann jemand ihr etwas vorspielte oder dessen Gefühle echt waren.

 

„Ah, guten Abend Doktor de Silver. Noch immer im Dienst?“ ,erklang eine raue, kehlige Stimme von links. Die Angesprochene wandte sich ihrem Kollegen zu, welcher gerade aus einem Patientenzimmer schritt. „Hallo Cliff.“, begrüßte sie den älteren Arzt und reichte diesem die Hand.

Der Korpulente, etwa 50 Jährige Mann mit dem schütteren, grauen Haar, ergriff die dargebotene Hand lächelnd.

„Ruhig heute?“, erkundigte sich Raven, während sie mit ihrem Kollegen langsam durch die Flure lief.

„Ja, ziemlich. Ist aber auch mal ganz nett, wie ich finde. Aber so wie ich dich kenne, Raven, ist es dir hier zu ruhig.“ Sie lachte leise. „Da hast du ganz recht.“, gestand diese. „Da hätte ich auch bei meinem Zweitjob bleiben können. Dort geht es ähnlich lebhaft zu.“, meinte sie sarkastisch.  

„Ja, ja. Ganz das junge Gemüse.“ ,meinte Cliff amüsiert. „Bist du auf dem Weg zu einem Patienten?“, erkundigte sich dieser nach einer Weile. „Ja. Ich muss nach Ciel Phantomhive sehen.“, bestätigte Raven leise. Fragend sah der Ältere sie an. „Der Notfall von heute Nacht.“, half sie ihrem Kollegen auf die Sprünge.

Das Gesicht des älteren hellte sich merklich auf. „Ach ja. Der Junge mit der schweren Lungenentzündung. Das ist aber auch ein harter Fall gewesen. Hätte nicht viel gefehlt und er wäre uns unter den Fingern weggestorben.“

„Genau der. Schläft der Junge noch?“ „Ja. Die Medikamente haben gut angeschlagen. Aber das wirst du ja gleich selbst feststellen. Hast du schon seine Familie benachrichtigt?“, erkundigte sich Cliff. De Silver schüttelte leicht ihren Kopf. „Nein. Dafür hatte ich noch keine Zeit. Außerdem genügt es doch wenn ich dies heute, zu einem späteren Zeitpunkt mache.

Ich glaube kaum das seine Verwandten erfreut wären, wenn ich diese um drei Uhr morgens anriefe und ihnen mitteile, das Ciel bei uns liegt. Nein, der Junge ist soweit stabil. Ich mache es später.“

„Na wie du meinst. Lässt du ihn auf der Intensivstation?“

„Für heute und morgen ja. Zur Vorsicht. Ich möchte es nicht riskieren das der Junge einen Rückfall erleidet und dann doch noch stirbt.“, erklärte Raven sachlich.

„Hm, wird wohl das Beste sein.“, bestätigte Cliff und verabschiedete sich von Raven, als sie an Ciels Zimmer angelangt waren.

 

Leise betrat die junge Ärztin das Zimmer mit der Nummer sechzehn.

Unverzüglich schritt sie zum Bett und sah nach dem rechten.

Die Infusionen waren inzwischen durchgelaufen und sie hängte direkt eine neue Flasche an den Infusionsständer.

Vorsichtig, damit sie Ciel nicht versehentlich aufweckte, streckte sie ihre Hand nach dessen Gesicht aus und berührte seine Stirn.

Sie brauchte kein Fieberthermometer. Ihr reichte diese einfache Geste völlig aus, um zu ermitteln wie hoch noch Ciels Temperatur war.

//Hm, nur noch 39 Grad. Das Fieber ist deutlich gesunken. Die Medikamente schlagen also endlich an. Sehr gut.//, dachte sie erfreut und vermerkte dies auf ihrem Krankenblatt.

Das Einzige was sie noch störte, waren die rasselnden Geräusche, welche der Junge beim Atmen machte.

Aber das würde schon noch werden.

Kühl und analytisch lag ihr Blick auf dem schlafenden Jungen vor sich.

Sie kam nicht umhin zu denken, dass dieser richtig süß aussah wenn er schlief.

So friedlich.

Ein böses Lächeln erwachte auf ihren Lippen.

//Wie einfach das jetzt wäre.//, dachte sie und strich dem Jungen über dessen schlanken Hals.

Kurz ruhte ihre rechte Hand an dessen Kehle.

Für Minuten rang sie mit sich selbst ehe sie ihre Hand wieder zurückzog.

Nein.

Sie hatte nicht so viel riskiert nur um jetzt unbeherrscht zu handeln.

„Mein hübscher Earl. Ich frage mich, wie es wohl zwischen dir und deinem Butler weiter geht.“ Diese Worte hauchte sie nur leise und strich dem Jungen sacht durch sein weiches Haar.

Ja, sie war erheitert. Dieses Schauspiel, welches sich ihr heute geboten hatte, erlebte sie nicht oft.

//Interessant. Alle beide. Wer hätte das gedacht?//, durchstrich dieser Gedanke ihren Geist ehe sie das Patientenzimmer, leise lachend, verließ.

 

 

Es ging bereits auf vier Uhr morgens zu und noch immer saß Sebastian im Wartesaal.

Inzwischen hatte er sich bittere Vorwürfe gemacht und sich gefragt wie es angehen konnte, dass er nichts von Ciels Zustand mitbekommen hatte.

„Hätte es dich denn interessiert? So schlecht wie du auf deinen Herren zu sprechen gewesen bist?“, fragte ihn eine innere Stimme leise und selbstkritisch.

Sebastian sah auf seine Hände welche er vor sich faltete. Nein. Es hätte ihn nicht interessiert.

Er hatte sich von seinen persönlichen Gefühlen ablenken lassen. Dadurch war ihm das Wichtigste entgangen, was es für einen Butler geben konnte: Seinen Herrn.

Ein unverantwortlicher, ein schwerer Fehler, welcher einfach unentschuldbar war.

Das hätte ihm nicht passieren dürfen!

Sebastian hätte vollstes Verständnis, wenn Ciel ihn nun fortjagen würde.

Ein Butler, der nicht erkannte wenn sein Herr Lebensbedrohlich erkrankte, war definitiv fehl am Platze.

 

„Ich fass es nicht! Sie sind ja wirklich noch immer hier!“, rief Raven überrascht aus als sie Sebastian erblickte.

Dieser erhob sich gemächlich von seinem Platz und kam den Rest des Weges auf die junge Ärztin zu.

„Wie geht es meinem Herrn?“, erkundigte er sich sofort bei der blonden Ärztin.

Da diese noch immer überrascht war von so viel Sturheit, kam ihre Antwort leicht verzögert.

„Äh, das Fieber Ihres Herrn konnte erfolgreich gesenkt werden und auch sein Gesamtzustand  hat sich erheblich verbessert. Dennoch werde ich ihn zur weiteren Beobachtung, heute und morgen auf der Intensivstation lassen. Nur zur Vorsicht.“, teilte sie dem Butler mit und beobachtete dessen Reaktion auf ihre Worte ganz genau.

 

Ravens Stimme war ruhig und voller Wärme gewesen. Aufmunternd blickte sie Sebastian an welcher diese Nachricht offenkundig erleichterte.

Sein Herr würde also überleben! Es ging ihm gut und er war auf dem Wege der Besserung. Was wollte er mehr?

Er konnte es kaum erwarten zu seinem Herrn zu gehen und sich, von den Worten der Ärztin, selbst zu überzeugen.

//So viel bedeutet ihm sein Herr also. Interessant.//, dachte Raven nachdenklich.

„Möchten Sie nun zu Ihrem Herrn?“, erkundigte sich de Silver freundlich bei Sebastian.

Dieser sah Raven verblüfft an.

„Ich dachte die Besuchszeit ist längst vorüber?“

„Gewiss ist sie das. Aber ich als Ärztin sehe keinen Grund, warum Sie nicht zu ihrem Herrn sollten. Zumal es eh keinen Unterschied macht wo Sie sitzen und warten. Ob nun hier im Wartesaal oder im Zimmer des Jungen.“ Sie hob ihre Schultern. „Wenn Sie mir nun bitte folgen würden, Mr. Michaelis.“

 

Geraume Zeit später standen sie beide vor Ciels Zimmer.

„Sie können nun hineingehen, Mr. Michaelis. Seien Sie wohl bitte leise, da der Junge schläft. Falls etwas sein sollte können Sie mich gerne rufen.

Ich wünsche Ihnen noch eine schöne restliche Nacht.“, sprach Raven höflich und ließ Sebastian alleine.

 

Lautlos betrat dieser das Krankenzimmer und schloss hinter sich leise die Türe. Der Geruch von Krankheit und Medikamenten schlug ihm entgegen und er rümpfte die Nase.

Diesen Geruchscocktail mochte er gar nicht. Insbesondere dann, wenn es seinen jungen Herrn betraf.

Langsam, fast schon zögerlich, näherte sich Sebastians Ciels Bett.

Als er dieses erreichte, zog er sich einen Stuhl heran und setzte sich neben das Bett seines Herren.

Schweigend glitt Sebastians Blick über Ciels Körper. Seinen jungen Herrn so bleich und kraftlos vor sich liegen zu sehen, versetzte dem Butler einen Stich und er musste schwer schlucken.

//Wenigstens lebt er noch//, dachte er erleichtert.

Wie von selbst strich Sebastian Ciel die verschwitzten Haare aus der Stirn.

Ganz sanft liebkosten seine behandschuhten Finger die heißen Wangen seines Herrn.

Diese einfache Berührung war so zart, wie der Flügelschlag eines Schmetterlings und so voller Gefühl und Wärme, wie sie Sebastian nie hätte in Worte fassen können.

Immer wieder strich er sanft über Ciels fiebriges Gesicht, spielte mit den weichen, schwarzen Haarsträhnen, welche diesem hin und wieder ins Gesicht fielen.

Er genoss es unterschwellig, seinem Herrn so nah sein und diesen so berühren zu dürfen.

In seinen Geist schlich sich der Gedanke wie zerbrechlich die Menschen doch waren und wie schwach ihre Körper.

Schon die kleinste Bakterieninfektion konnte tödlich enden. Und ein einfacher Sturz führte dazu, dass Menschen bluteten oder sich anderweitig verletzten.

Sein Herr machte da keine Ausnahme. Schließlich war dieser sterblich.

Jetzt gerade wurde sich Sebastian dieser Tatsache mit voller Wucht bewusst.

Warum gerade in diesem Moment?

Vielleicht weil die Blässe der Haut und die schlanke Silhouette Ciels, welche sich unter der Krankenhausdecke abzeichnete, den Anschein von Zerbrechlichkeit perfekt machte.

Warme, salzige Tropfen fielen auf die Handschuhe des Butlers. Verwundert sah er zu, wie die klaren Tropfen in den Stoff besagter Handschuhe einzogen.

Erst jetzt bemerkte Sebastian, dass er weinte.

Er, ein Teufel, weinte wegen einem Menschenkind!

Hölle, das durfte nicht wahr sein.

Plötzlich spürte er eine leichte Bewegung an seinem Frackärmel.

Zwei blasse, schlanke Finger hielten ihn fest. Als Sebastian seinen Blick etwas anhob, begegnete er dem Ciels.

 

Geschwächt öffneten sich langsam Ciels Augen. Er musste einige Male blinzeln, bis er seine Umgebung erkennen konnte.

Nicht das er sonderlich viel in diesem dunklen Zimmer gesehen hätte.

Den Geruch von Medikamenten und Desinfektionsmittel nahm er als erstes wahr. //Ich bin in einem Krankenhaus.//, war sein erster klarer Gedanke an diesem Tag.

Wie es schien hatte Sebastian keinen anderen Ausweg mehr gesehen und ihn einliefern lassen.

Stand es denn wirklich so schlecht um ihn?

Hatte Sebastian sich wirklich nicht anders zu helfen gewusst?

Was hatte er? Und wo war sein Butler?

Ciels Blick wanderte suchend nach links. Dort, an seiner Seite, saß Sebastian in leicht nach vorne gebeugter Haltung und blickte auf seine Hände.

Der junge Earl blinzelte. Dieser Anblick bot sich ihm nicht oft. Sein sonst so selbstsicherer und arroganter Butler, wirkte in diesem Moment als wäre er der Verzweiflung nahe.  Ja, fast könnte man den Eindruck gewinnen als wäre Sebastian traurig.

Ciels Stirn legte sich leicht in Falten. Was dachte er da?

Sein Butler und traurig? Etwa weil er hier lag? Was für ein Blödsinn!

Wie kam er nur auf so etwas?

Dennoch, Sebastian so zusammengesunken sitzen zu sehen gefiel ihm gar nicht. Das passte nicht zu seinem teuflisch guten Butler.

Langsam hob Ciel seine linke Hand an und bewegte diese auf seinen Butler zu.

Kurz schloss der Junge seine Lider. Allein diese kleine Geste hatte ihn unendlich viel Kraft gekostet.

Wie er es hasste so schwach zu sein.

Schwach vor Sebastian.

So hilflos.

Erleichtert seufzte er, als seine Finger den Stoff von Sebastians Frackärmel umschlossen.

Sofort richtete sich der Blick seines Butlers auf ihn. In diesen wunderschönen, teuflischen Augen, konnte er die Überraschung erkennen welche seine Berührung in seinem Bediensteten ausgelöst hatte.

Kurz sahen sich Herr und Diener stumm an.

 

„Sebastian.“, durchbrach Ciel krächzend die Stille in dem Patientenzimmer.

Er hörte selbst, wie schwach und leise seine eigene Stimme klang und hasste es.

Der Junge mochte es nicht, seine verletzliche Seite zu zeigen. Aber im Moment hatte er keine andere Wahl.

Vorsichtig wollte sich der junge Herr in seinem Bett aufsetzten, um wenigstens etwas mit seinem Diener auf Augenhöhe zu sein. Doch dieser verhinderte sein Vorhaben gekonnt und drückte den entkräfteten Jungen sanft zurück ins Bett.

„Ihr solltet Euch nicht überanstrengen, junger Herr.“, wisperte Sebastian leise aber verständlich.

„Wie fühlt Ihr Euch?“, erkundigte sich dieser besorgt und musterte Ciel eingehend.

„Nicht gut, aber besser.“, gestand dieser kaum hörbar.

Seine Stimme wollte einfach nicht so wie es Ciel gerne gehabt hätte.

 

Die ansonsten so geschmeidige Stimme seines jungen Herrn klang rau und dunkel. Sebastian musste leicht schmunzeln. Dieser Klang in der, sonst so hellen Stimme des Jungen, gefiel Sebastian ausnehmend gut. Es klang reifer und verruchter als seine sonstige Tonlage.

Wie gerne würde er dies öfter hören.

Ein leises Husten riss Sebastian aus seinen Gedanken.  

Besorgt sah er seinen Herrn an.

 

„Braucht Ihr irgendetwas?“, erkundigte sich der Butler fürsorglich.

„Wasser.“, bekam Ciel gerade so zwischen einigen Hustenanfällen heraus.

Vorsichtig half der rotäugige Butler seinem Herren sich im Bett aufzusetzen. Erschöpft schlossen sich Ciels Augen. „Geht es?“, erkundigte sich Sebastian während er ein Glas mit Wasser füllte, welches auf dem Nachttisch gestanden hatte.

Wortlos nahm Ciel das ihm dargebotene Wasserglas entgegen und nickte, ehe er einen tiefen Schluck nahm.

Kaum benetzte das kühle Nass seine Lippen, da spürte der Junge erst wie durstig er doch eigentlich war, und leerte sein Glas in einem Zug.

Endlich fühlte sich seine Kehle nicht mehr so staubig und ausgetrocknet an.

Eine echte Wohltat, wie Ciel gestehen musste.

„Möchtet Ihr noch ein Glas Wasser?“, fragte Sebastian liebevoll nach und sah Ciel, mit einem weichen Blick fragend an.

Dieser kniff seine Augen ungläubig zusammen.

Hatte er diesen Gesichtsausdruck gerade wirklich gesehen, oder spielten ihm seine Sinne einen Streich?

Sebastian selbst schien dies gar nicht zu bemerken. Und selbst wenn, war dieser ein Meister darin sich zu verstellen.

 

Etwas verspätet nickte Ciel auf Sebastians Frage, woraufhin der Butler erneut ein Glas mit Wasser füllte und dieses seinem Herren reichte.

Dieses Mal jedoch trank der junge Earl langsamer. Er genoss die angenehme Kühle des Wassers in seinem Mund und seiner Kehle.

„Warum bin ich hier?“, fragte Ciel leise.

Der Angesprochene sah seinen Herrn kurz an. „Woran erinnert Ihr Euch?“, beantwortete dieser Ciels Frage mit einer Gegenfrage.

„Ich bin eingeschlafen nachdem du mir versichert hattest, dass du einen Weg finden willst damit es mir besser geht.“, erklärte Ciel mit noch immer leicht kratziger Stimme.

Sebastian nickte sacht.

„Da ich keinerlei Medizinische Kenntnisse habe und Euch unmöglich helfen konnte, empfand ich es als das Beste, wenn ich Euch in ein Krankenhaus bringe.“, erklärte Sebastian seine Entscheidung und Ciel nickte verstehend. „Und was habe ich?“, wollte er wissen während er sich zurück in die Kissen sinken ließ. Er war unglaublich müde, obwohl er doch die ganze Nacht geschlafen hatte.

„Ihr habt eine schwere Lungenentzündung. Die Ärzte meinten Ihr hättet wirklich Glück gehabt das Ihr noch lebt.“, berichtete der Schwarzhaarige wahrheitsgemäß.

„Verstehe.“, nuschelte Ciel leise.

„Ihr solltet noch etwas schlafen, Herr. Es ist noch früh.“, meinte Sebastian der sah, wie müde Ciel war.

Der junge Herr nickte nur noch leicht, ehe er zurück ins Reich der Träume glitt.

 

Eigentlich hatte Sebastian das Buch, welches Raven ihm am frühen Morgen vorbeigebracht hatte, lesen wollen. Doch nach einiger Zeit war der teuflisch gute Butler völlig in Ciels schlafende Gestallt versunken gewesen. Er wusste nicht zu sagen wie lange er schon seinen schlafenden Herrn betrachtete. Aber er wurde dessen Anblick nicht für eine Sekunde überdrüssig. Leise raschelte die Bettdecke als Ciel sich bewegte und anschließend seine Augen öffnete. Sofort erhob sich Sebastian von seinem Stuhl und blickte seinen Herrn erwartungsvoll an.

 

„Seid Ihr also endlich erwacht, Herr.“, begrüßte dieser Ciel, welcher sich verschlafen über seine Augen fuhr.

„Wie spät ist es?“, wollte dieser nuschelnd in Erfahrung bringen und setzte sich, mit der Hilfe seines Butlers, etwas auf.

„Es ist gerade zehn Uhr morgens.“, antwortete sein Butler auf dessen Frage, ehe er seine Hand auf die Stirn seines jungen Herrn legte, um dessen Temperatur zu fühlen.

Er lächelte sacht als er seine Hand zurückzog. „Euer Fieber ist gesunken.“, teilte Sebastian erfreut mit.

„Na wenigstens eine gute Nachricht heute.“, meinte Ciel leise.

„Herr?“ Als Sebastian Ciel ansprach blickte er diesem genau in die Augen. Irgendwie machte der Butler einen nervösen Eindruck auf den jungen Earl.

„Was ist los?“, fragte er sofort nach.

Augenblicklich ging Sebastian vor Ciels Bett in die Knie und senkte dabei seinen Blick.

Sein Herr ahnte bereits, was jetzt kommen würde.

 

„Vergebt mir Herr, ich hätte besser auf Euch achtgeben müssen. Als Euer Butler wäre es meine Pflicht gewesen, sofort zu erkennen was Euch fehlt und hätte dementsprechend handeln müssen.

Es ist allein meine Schuld, dass Ihr in Gefahr geraten seid und beinahe Euer Leben verloren hättet.

Ich weiß nicht wie ich diese Schuld je wieder gut machen soll, Herr. Ich würde es verstehen, wenn Ihr mich nun fortschicken würdet. Ein solch fataler Fehler, wie er mir unterlaufen ist, gehört sich nicht für den Butler der Familie Phantomhive.“

 

Schweigend sah Ciel auf seinen, vor ihm knienden Butler hinab. Er hatte sich bei ihm entschuldigt. Sebastians Stimme hatte so unsicher und um Verzeihung heischend geklungen. Sicher, sein Butler entschuldigte sich öfter bei ihm. Aber nie in diesem Tonfall. Leicht musste der schwarzhaarige Junge lächeln. Wie es schien machte sich Sebastian wirklich Vorwürfe wegen seinem Zustand.

„Schon gut. Mach kein Drama daraus, Sebastian. Du konntest es nicht wissen. Dich trifft keinerlei Schuld. Außerdem lebe ich ja noch.“

 

Vorsichtig hob Sebastian seinen Blick als er Ciels Worte vernahm. Der Junge hatte nicht wütend oder kalt geklungen. Im Gegenteil. Seine Stimme war warm und freundlich gewesen. So ganz anders als sonst. „Herr?“, fragte Sebastian verunsichert nach.

 

„Schon gut, Sebastian ich bin nicht böse.“, meinte dieser leise und bekräftigte seine Aussage, in dem er sanft durch die Haare des Teufels strich.

Hauchzart und sanft, fuhren Ciels schlanke Finger durch die weichen, schwarzen Haare Sebastians und teilten das Sonnenlicht auf diesen.

Die roten Augen des Butlers weiteten sich vor Überraschung. Eine solch sanfte und beruhigende Geste, hatte Ciel ihm noch nie zukommen lassen. Und auch der Blick aus den beiden ungleichen Augen des Jungen, war weicher und freundlicher als sonst.

Unbewusst schlossen sich die Rubine des Teufels und er gab sich völlig dieser Berührung hin. Er kostete diese sanften Streicheleinheiten aus, welche sein Herr ihm so unvermittelt zukommen ließ.

Ja, er gab es zu.

Diese kleine Geste mochte er sehr. Er genoss es, wie Ciel ihm durchs Haar strich und ihn dabei ansah.

Nie würde er das sagen, aber er war sich sicher, dass sein Herr dies wohl auch so bemerkte.

Und ganz gegen seine Natur, war ihm dies völlig gleich. Noch vor Stunden hatte er um das Überleben seines Herrn gebangt und nun durfte er diesem so nah sein. Sebastian fühlte sich glücklich. Eine ganz neue Erfahrung.

Glücklich, weil ein Mensch ihm durchs Haar strich.

 

Verwundert aber leicht lächelnd, sah Ciel in das entspannte Gesicht Sebastians. Wie es schien genoss sein Butler diese Berührung sehr.

//Wer hätte das gedacht?//, durchstrich ihn dieser Gedanke und ließ ihn breiter lächeln. Sebastian hatte anscheinend nichts gegen diese Art der Zuneigung.

Gewiss fragte sich sein Butler, warum sein Herr ihm durchs Haar streichelte. //Ich brauche eine gute Ausrede.//, dachte Ciel.

Andererseits, vielleicht fragte Sebastian ja nicht nach. Immerhin könnte er dann fragen, warum dieser seine Berührungen so offenkundig genoss.

Einen Streit wollte er nicht. Nicht schon wieder.

//Dieser Butler überrascht mich immer wieder aufs neue.//, dachte er und grinste leicht.

„Hast du dich nun etwas beruhigt?“, fragte Ciel leise und ließ seine Hand wieder sinken.

 

Sofort als Ciel aufhörte ihm durch seine Haare zu streichen, erhob sich Sebastian wieder.

„Ja.“, kam es leise von dem Rotäugigen, welcher den Blick noch immer gesenkt hatte.

Das würde ihm auch noch fehlen wenn Ciel sah, das er leicht rot geworden war.

 

Zu seiner eigenen Überraschung bemerkte Sebastian, dass sein junger Herr davon absah ihn darauf anzusprechen, warum er nichts gegen diese Art der Berührung einzuwenden hatte.

Der teuflisch gute Butler kam nicht umhin diesem dafür dankbar zu sein.

Denn eine zufriedenstellende Antwort hatte er nicht parat.

Ja, Sebastian wusste nicht warum er dies zugelassen hatte. Nicht mal warum er diese Geste überhaupt genossen hatte.

„Was ist nur los mit mir?“, fragte sich der Teufel sehr leise selbst, so das Ciel dies nicht mitbekam.

 

Leise klopfte es an der Türe zu Ciels Krankenzimmer und holte Sebastian aus seinen Gedanken. Ohne eine Antwort abzuwarten betrat der Besucher das Zimmer.

„Guten Morgen zusammen. Wie fühlen Sie sich, Ciel?“, erklang die gutgelaunte Stimme von Doktor de Silver. Freundlich lächelte sie den Jungen und seinen Butler an.

 

Fragend hob sich eine von Ciels Augenbrauen. „Und Sie sind?“, fragte er kühl nach. „Mein Name ist Doktor Raven de Silver. Sagen Sie einfach Raven oder Dr., das machen alle meine Patienten so.“ „Sie sind also meine Ärztin?“, erkundigte sich Ciel und ergriff die ausgestreckte Hand, welche Raven ihm zur Begrüßung gereicht hatte.

„Ganz recht, Ciel. Aber bitte unterlasst das Siezen, Sie können mich ruhig duzen.“, bot die Blonde an und lächelte den Jungen vor sich warm an.

Sebastian räusperte sich leise und de Silver sah diesen fragend an.

„Ich würde es begrüßen, wenn Sie meinen jungen Herrn etwas respektvoller ansprechen würden.“, meinte dieser streng.

Abschätzend sah die blonde Ärztin den Butler an.

„Nun, Mr. Michaelis, ich denke das es Ihrem Herrn und mir eine Menge Zeit erspart, wenn ich auf gewisse Höflichkeitsfloskeln verzichte. Oder bestehen Sie wirklich darauf, dass ich Ellenlange Adelstitel herunterbete, ehe ich mit meiner Visite beginnen kann?  Ich weiß nicht wie es in Ihrem Berufsstand aussieht, Mr. Michaelis, aber bei meinem Beruf kommt es auf jede Sekunde an, wenn ich ein Leben retten will. Also, würde ich es begrüßen wenn ich nun meiner Arbeit nachkommen könnte, ohne dass Sie einen weiteren Zwischenkommentar, bezüglich meiner Umgangsformen, einwerfen würden.“, versetzte Raven.

Ihr Ton war zwar weiterhin höflich gewesen, aber ihre Stimmlage war deutlich abgekühlt.

Erheitert, weil es nur wenigen gelang Sebastian Verbal an die Wand zuspielen, grinste Ciel und sah seinen Butler amüsiert an. Dieser jedoch bedachte die junge Ärztin mit einem strengen, abschätzigen Blick. Doch er machte keinerlei Anstalten, Raven erneut zu tadeln.

Er deutete mit einer großzügigen Geste an, dass sie weiter machen könne. Ein leichtes Grinsen huschte über seine Lippen, welches de Silver nur Augenbrauen hebend quittierte.

 

Nun wieder ihr Geschäftslächeln aufsetzend, wandte sie sich wieder Ciel zu, welcher sie durchdringend musterte.

„Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich Sie jetzt gerne untersuchen.“, meinte sie freundlich zu dem jungen Earl und wartete geduldig auf dessen Antwort.

Schweigend nickte dieser.

Nach gut fünf Minuten war Raven bereits fertig mit ihrer Visite.

„Wie erfreulich, Ihr Fieber ist gesunken.“

„Wann kann ich hier raus?“, kam es direkt von Ciel. Er hatte keine Zeit hier im Krankenhaus zu liegen.

 Zuhause wartete ein ganzer Berg an Arbeit, welchen er noch abarbeiten musste.

Nachdenklich blickte sie den Jungen vor sich an.

„Nun ja, das hängt von Ihrem Genesungsfortschritt ab. Solange Sie noch Fieber haben, werden Sie nicht entlassen. Zu riskant. Vielleicht noch vier Wochen?“

 

Ungläubig sah Ciel seine Ärztin an.

„Meinen Sie das ernst? Ich kann nicht vier Wochen hier herumliegen. Zuhause wartet noch Arbeit auf mich.“

„Sie könnten auch vor der Zeit gehen, allerdings liegt dann das alleinige Risiko bei Ihnen.

Ich rate dringend wenigstens zu warten, bis das Fieber vollständig abgeklungen ist. Ansonsten kann ich nicht garantieren, dass Sie keinen Rückfall erleiden. Und bei allem Respekt, Ciel, ich weiß nicht ob Sie dem Tod erneut ein Schnippchen schlagen können. Das erste Mal war schon recht knapp.

Nur weil Euer Butler so schnell eingegriffen hat lebt Ihr überhaupt noch.“

„Ja, das habe ich bereits gehört. Aber mir geht es doch gut.“, ereiferte sich Ciel.

 Er sah überhaupt nicht ein im Krankenhaus zu bleiben.

„Ihnen geht es wegen der Medikamente gut. Sobald diese Abgesetzt werden, dürften Sie wieder Schmerzen haben.“, gab Raven zu bedenken und sah Ciel streng an.

„Ich entlasse Sie vorerst nicht.“, ihr Ton machte Ciel nur zu deutlich das eine weitere Diskussion zwecklos war. Murrend gab sich dieser geschlagen.

Zufrieden nickte Raven als sie sah das Ciel, wohl notgedrungen, auf sie hören würde.

„Übrigens, ich habe Ihre Tante verständigt. Sie ist auf dem Weg hierher und dürfte jede Minute hier eintreffen.“, berichtete de Silver.

 

Leise stöhnte Ciel auf.

Das durfte nicht wahr sein. Seine Tante und womöglich auch noch Lizzy, wollten zu Besuch kommen?

War er nicht krank und brauchte angeblich Ruhe?

Das konnte er aber vergessen wenn seine Verlobte zu Besuch kam.

Unbewusst blickte Ciel zu Sebastian welcher wohl ähnliche Gedanken hegte, wenn der Earl nach dem Gesichtsausdruck seines Vertrauten ging.

Raven lachte leise und Ciel warf ihr einen bösen Blick zu. Gelassen erwiderte sie diesen.

„Bevor ich es vergesse. Hier, eine Augenbinde für Euer rechtes Auge. Zwar haltet Ihr  dieses die ganze Zeit geschlossen, aber man weiß ja nie. Nur zur Vorsicht. Wir wollen ja nicht, dass Eure Tante einen Schock erleidet. Was meint Ihr, Zerberus?“

 

Bei dieser Frage hatte sich Ravens Tonlage deutlich verändert. Ihre Stimme hatte kühl und sachlich geklungen, während sie mit Ciel redete. Fragend blickte sie dem Jungen ins Gesicht und legte ihm die Augenbinde auf das Nachtschränkchen.

Gerade wollte der Gefragte zu einer entsprechenden Erwiderung ansetzen, als er eilige Schritte vernahm, welche sich seinem Zimmer näherten.

„Ich schlage vor, das Ihr Euer Gespräch mit dem Fräulein Doktor auf einen späteren Zeitpunkt verschiebt, Herr.“, sagte Sebastian während er seinem Herrn eilig die, von Raven bereitgelegte, Augenbinde umband. Keine Sekunde zu früh, denn gerade als der Butler den Knoten festzog, öffnete sich schwungvoll die Türe zum Zimmer.

 

„Cieeel!“ Bei diesem Aufschrei sträubten sich augenblicklich Ciels Nackenhaare. Diese hohe, quietschende Stimme kannte er nur zu gut. An Sebastians schadenfrohes Kichern erkannte er, das sein Butler seine Reaktion äußerst spaßig fand. „Du elender…“, setzte Ciel an seinem Butler eine Gemeinheit an den Kopf zu werfen, als er unterbrochen wurde. Ein hübsches, junges Mädchen von 14 Jahren, mit blonden Locken und dunkelgrünen, Jadefarbenen Augen, umarmte ihn stürmisch und drückte ihn.

„Elisabeth.“, keuchte Ciel weil er kaum noch Luft bekam. „Du sollst mich Lizzy nennen.“, kam die prompte Erwiderung von seiner Verlobten.

„Elisabeth! Was ist das für ein  ungehöriges Benehmen? Sofort lässt du Ciel los!“ Dieser strenge Befehl ließ Lizzy zusammenzucken. Nur widerwillig ließ sie von ihrem geliebten Verlobten ab und fügte sich dem Befehl ihrer Mutter.

„Ciel, mein Junge, wie geht es dir?“, erkundigte sich seine Tante bei ihm und sah ihn besorgt an. Nur selten ließ sie ihre strenge Fassade bröckeln und zeigte sich so liebevoll.

„Es geht mir gut verehrte Marquise von Midford. Ich bedaure, dass ich Euch Sorgen bereitet habe.“

„Also wirklich Ciel, wie konnte das nur passieren?“, fragte Frances und musterte ihren Neffen von oben bis unten.

„Geht es dir gut Ciel?“, fragte nun auch Lizzy und setzte sich zu diesem. Am liebsten hätte sie sich auf sein Bett gesetzt, aber das traute sie sich in Gegenwart ihrer strengen Mutter nicht. Also begnügte sie sich mit einem Stuhl, welchen Sebastian ihr an Ciels Bett zurechtrückte. „Danke Sebastian.“, bedankte sich Lizzy bei dem Butler und schenkte diesem ein freundliches Lächeln.

Sebastian erwiderte dieses und verbeugte sich leicht ehe er zurücktrat.

„Nur eine Lungenentzündung.“ ,beschwichtigte Ciel seine Familie.

„Nur eine Lungenentzündung? Butler, hättest du das nicht eher bemerken und meinen Neffen vor einem Krankenhausaufenthalt bewahren können?“, fragte Frances streng und blickte Sebastian strafend an.

Dieser senkte leicht den Blick. „Verzeiht, verehrte Marquise. Ich habe den Zustand des jungen Herrn unterschätzt. Ich dachte er hätte eine einfache Erkältung“.

„Das ist inakzeptabel, Butler“. Sebastian verbeugte sich. „Da stimme ich Euch zu.“, meinte er leicht zerknirscht.

„Aber, Tante. Woher hätte Sebastian das wissen sollen?

Er ist immerhin mein Butler und kein Arzt.“, versuchte Ciel Sebastian zu verteidigen, was dieser verwundert aber auch dankbar bemerkte.

„Kein aber, Ciel. Er, als dein Butler ist für dich verantwortlich. Er hätte es wissen müssen. Zumindest als er diese komischen Atemgeräusche wahrnahm, welche du von dir gibst.“

 

Uh, da konnte der junge Lord nicht widersprechen.

Sebastian hätte es auffallen müssen. Aber den Grund warum dies nicht der Fall gewesen war, konnte Ciel schlecht nennen.

„Ich hatte Streit mit meinem Butler, warum ich noch am Leben bin.“, ja das war wahrlich nicht das Gesprächsthema, über welches er mit seiner Tante, oder sonst wem, reden wollte und konnte.

Also schwieg er zu diesem berechtigten Vorwurf.

//Das wird noch Konsequenzen haben, Butler.//, dachte die Marquise bei sich, und funkelte Sebastian aus ihren Augen bedrohlich an.

Dieser Butler würde es noch bitter bereuen, dass er nicht auf ihren Neffen, den zukünftigen Mann ihrer Tochter, aufgepasst hatte.

Dafür würde sie schon Sorge tragen.

 

„Na, na. Ich finde Ihr solltet nicht allzu streng mit dem Butler ins Gericht gehen, Marquise Midford. Euer Neffe hat ganz recht, wisst Ihr. Eine entstehende Lungenentzündung und eine Grippe sind im Anfangsstadium kaum voneinander zu unterscheiden. Selbst einige Allgemeinmediziner haben damit ihre Probleme.“, mischte sich Raven in die Unterhaltung ein. Frances Kopf bewegte sich in de Silvers Richtung und als sie die junge Ärztin erblickte, erhob sie sich von ihrem Stuhl, um diese zu begrüßen.

„Raven de Silver. Welch freudige Überraschung Sie hier anzutreffen. Sind Sie die Ärztin meines Neffen?“, erkundigte sie sich freundlich und sichtlich erfreut, die blonde junge Frau zu sehen. 

Raven lächelte leicht. „Ja in der Tat. Sofort als ich den Namen des Jungen erfuhr, wusste ich wessen Neffe er ist. Es freut mich sehr, Sie und Ihre Tochter wohlauf zusehen, verehrte Marquise Midford. Ich hoffe, Ihrem Sohn und dem wehrten Herrn Gemahl geht es auch gut?“, erkundigte sie sich höflich.

„Wir können nicht klagen, Doktor. Ach, da bin ich aber erleichtert das Sie die Zuständige Ärztin von Ciel sind.“ „Natürlich. Doktor Dulles würde es mir nie verzeihen wenn ich es zuließe, dass irgendein anderer Arzt Hand an ihren geliebten Neffen legte.“, erwiderte Raven und sah bei ihren Worten bedeutungsvoll zu ihrem Patienten, welcher sie überrascht anblickte.

„Ihr kanntet Madame Red?“ ,fragte dieser sichtlich verwundert und blickte von Dr. de Silver zu seiner Tante Frances.

„Wusstest du das nicht, Ciel? Angelina und Doktor de Silver haben des Öfteren zusammengearbeitet. Wenn Angelina mal  wegen eines Notfalles nicht im Hospital war, hat Doktor de Silver für sie die Vertretung gemacht. Sie ist eine ausgezeichnete Ärztin. Selbst ihre Majestät die Königin, lässt nach ihr schicken. Bei ihr bist du in den besten Händen, Ciel.“, erklärte die Marquise.

 

Verlegen sah Raven bei dieser Beschreibung leicht zur Seite.

„Ich habe Ihre Tante sehr geschätzt, Earl Phantomhive. Sie war eine begabte Ärztin. Wirklich eine Schande, dass sie auf so brutale Art und Weise aus dem Leben scheiden musste. Die Zusammenarbeit mit Dr. Dulles fehlt mir. Sie war ein warmherziger, offener Mensch. Wenngleich ihre Schattenseite ebenso düster und Blutverschmiert war, wie die so mancher adligen Familie.“

Bei dieser Anspielung sah sie erst Ciel und danach Sebastian vielsagend an.

„Worauf wollen Sie hinaus?“, erkundigte sich der Junge nun wachsam, doch ehe Raven zu einer Antwort ansetzen konnte, kam ihr jemand anderes zuvor.

„Doktor de Silver.“, ermahnte die Marquise streng. Die Angesprochene hob nur abwehrend ihre Hände.

„Sagt bloß Ihr fühlt Euch angesprochen, Marquise Midford?“, fragte Raven mit gespielter Überraschung scheinheilig nach.

 

Ciel entging dieses Verhalten keineswegs und während sich seine Ärztin ausgelassen mit seiner Tante unterhielt, wurde für den jungen Earl die Sache immer klarer. Doktor de Silver wusste über die Funktion seiner Familie bestens Bescheid. Und das sie eine Bekannte, wenn nicht gar eine Freundin, von Madame Red gewesen war, konnte kein Zufall sein.

„Ich fürchte, ich muss Sie und Ihre Tochter an die frische Luft setzen, Marquise.“, erklang es bedauernd von Raven, nachdem diese einen flüchtigen Blick auf ihre Uhr geworfen hatte.

„Was, warum?“, fragte Lizzy welche nicht gewillt war, sich jetzt schon von ihrem Verlobten trennen zu müssen.

Verständnisvoll wurde die junge Lady angesehen. „Weil es Zeit für meine Visite ist und das Mittagessen gleich serviert wird. Wenn Ihr und eure Frau Mutter mögen, können sie Beide sich in unsere Cafeteria begeben und dort etwas essen. Wenn Sie fertig sind spricht nichts dagegen, wenn Sie Ihrem Verlobten einen weiteren Besuch abstatten.“, erklärte Raven freundlich und lächelte Lizzy aufmunternd an. „Das klingt gut. Ich glaube, wir nehmen dieses Angebot dankend an.“, bestimmte Lizzys Mutter. „Das freut mich. Der Kuchen ist ganz exquisite.“, pries de Silver an und die beiden Frauen machten sich auf den Weg.

Als sich die Türe von Ciels Krankenzimmer hinter den beiden schloss, erlosch das warme Lächeln auf Ravens Lippen und sie wandte sich zu Ciel und Sebastian um.

 

 „Ihr seid also eine Freundin meiner verstorbenen Tante“. Bedächtig schüttelte Raven ihr Haupt. „Nein. Freundin…das wäre zu viel gesagt. Wir waren  Kolleginnen. Ich fand Ann sympathisch, das änderte sich selbst dann nicht, als ich herausfand das sie Jack the Ripper war.“ „Ihr wusstet es?“ Selbstgefällig sah Raven den Jungen an und hob ihre Schultern. „Und? Du wusstest es doch auch… nach einiger Zeit.“ „Ich jedoch habe sie aufgehalten. Ihr hingegen habt sie weiter morden lassen.“, ereiferte sich Ciel und blickte seine Ärztin kalt an.

Warum sollte er es leugnen? Doktor de Silver wusste doch eh Bescheid. Da konnte er auch mit offenen Karten spielen.

„Weil ich den Schmerz deiner Tante kannte. Ihre Wünsche, ihre Sehnsüchte. Ich habe die Seele in ihrem Inneren schreien hören, Ciel. Du nicht. Und wer bin ich, dass ich über andere richte?

Um die Einmischungen der Unterwelt in das öffentliche Londoner Leben zu unterbinden, gibt es doch den Wachhund der Königin. Das bist du. Warum also sollte ich etwas unternehmen, wenn dies doch offenkundig dein Job ist?“, fragte sie kalt nach und ließ nun sämtliche Höflichkeiten bei Seite.

Da konnte der junge Herr nicht widersprechen. Genau für solche Fälle existierte der Wachhund. Existierte er.

 

Freudlos lachte Ciel auf. „Zerberus. Der Wachhund zum Eingang der Hölle. Welch passende Umschreibung von Sebastian und mir. So hat mich auch noch niemand genannt“. „Nun, es dürften wohl auch nicht allzu viele Bescheid wissen.“, entgegnete Raven.

„Warum?“, verlangte Ciel zu wissen und sah seine Ärztin wachsam an.

Diese jedoch seufzte und strich sich leicht durch ihr blondes Haar.

„Ich gedenke mit offenen Karten zu spielen, Earl…zumindest im Moment. Deine Tante weiß doch garantiert, dass du der Wachhund der Königin bist, aber weiß sie auch, dass du die Beute des Teufels, deines Butlers, bist? Dies wage ich zu bezweifeln.“

„Und nun glaubt Ihr allen Ernstes das wir Euch am leben lassen?“, fragte Ciel kalt. Raven lächelte überheblich. Ihre himmelblauen Augen hatten einen heimtückischen Glanz bekommen. Jedoch machte sie keinerlei Anstalten irgendetwas zu sagen oder zu machen. //Noch nicht.//, dachte Raven bei sich.

 

Abschätzend blickte Sebastian die junge Frau an. Sie schien nicht im Geringsten besorgt um ihre Sicherheit und ihr Leben. Obwohl sie nun einem Teufel von Angesicht zu Angesicht gegenüber stand, konnte der Butler keine Angst bei ihr riechen. Dabei musste ihr doch klar sein, das sie gegebenenfalls nicht mit dem Leben davon kam. Wenn Ciel ihm den Befehl gab würde er diese Frau töten. Schnell und sauber. Er hätte damit kein Problem und sah fragend zu der einzigen Person, die nun über Leben und Tod dieser Ärztin bestimmen konnte. Doch Ciel hielt ihn mit einem Blick davon ab, sich auf die Blondine zu stürzen und kurzen Prozess mit ihr zu machen. Nun gut, wie es schien wollte sein junger Herr Dr. de Silver lebend.

 

„Woher weißt du, dass ich der Wachhund bin? Und woher weißt du das mit Sebastian?“, verlangte Ciel zu wissen und ließ nun selbst jede Höflichkeitsfloskeln beiseite.

Süffisant lächelte Raven.

„Die zweite Frage ist leicht zu beantworten, du weißt es bereits.“, versetzte Raven, und lehnte sich gelassen an die linke Zimmerwand. „Ihr habt das Vertragssymbol gesehen.“, vermutete Sebastian und sah sie aufmerksam an.

„Exakt, Butler.“, bestätigte Raven gutgelaunt.

 „Du bist nicht der erste Teufel, welchem ich begegne. Vor dir und deinem Herrn habe ich schon einmal ein, Diener- Herr Gespann kennen gelernt.

Sofort als du mit deinem Herrn auf dem Arm vor mir standest, wusste ich Bescheid.

Du jedoch bist der Erste, welcher seinen Herren so sehr beschützt und ergeben ist. Du warst aufrichtig besorgt um den jungen Earl. Das fand ich faszinierend. Und finde es noch.“

Sie hob ihre Schultern.

„Die erste Frage beantwortet sich von selbst. Ich bin Ärztin und komme mit den unterschiedlichsten Menschen in Kontakt. Da hört man so das ein oder andere. Auch über dich.“ „Du meinst Kontakte aus der Unterwelt.“, präzisierte Ciel lauernd.

Er hatte also recht mit seiner Vermutung. Die Ärztin bewegte sich mit Sicherheit nicht nur im Öffentlichen Leben. Er hätte seine Villa verwettet, dass sich Raven auch im Schatten bewegte. Nur leider konnte er es ihr nicht beweisen. Noch nicht. Aber selbst wenn, solange sie sich nicht Sicherheitsbedrohlich einmischte, konnte es ihm eigentlich egal sein, was für Kontakte sie, wo auch immer, hatte.

 

Raven jedoch lächelte zuckersüß. „Habe ich das gesagt?“, fragte sie lieblich und sah ihren Patienten gespielt überrascht an. „Th, nein. Ich vermag jedoch zwischen den Zeilen zu lesen“. „Ah, ist das so? Na, dann muss ich mich ja doch auf die Hut begeben, wenn ich dir etwas berichte. Welch beeindruckendes Talent.“ ,erwiderte Raven leicht herablassend und spöttisch.

„Wenn du nicht Acht gibst, zeige ich dir mal mein Talent als Schütze.“, warnte Ciel mit stechendem Blick. Raven gluckste amüsiert und erwiderte den Todesblick gelassen.  „Ich habe keinerlei Probleme mit dir. Und wenn es nach mir ginge könnte dies auch so bleiben. Du kommst mir nicht ins Gehege und ich nicht dir. Wie klingt das?“ 

„Tz, wenn du das wirklich wolltest hättest du einfach nur schweigen müssen. Doch dies hast du nicht getan, du hast mich ganz offen auf die Sache mit dem Vertrag und der Unterwelt angesprochen. Du wusstest ganz genau was du tust. Also, was versprichst du dir davon?“

 

Ciel hatte ruhig gesprochen. Doch in seinen Worten und seinem Blick lag eine unglaubliche Kälte und Abgebrühtheit, wie sie Raven sonst nur bei erwachsenen Ganoven sah.

„Hm, vielleicht langweile ich mich einfach nur?“ „Aus Langeweile riskiert Ihr Euer Leben?“, vergewisserte sich Sebastian.

„In der Tat. Außerdem, sterbe ich jetzt eh nicht.“, meinte sie zuversichtlich. „Ach nein?“ „Nein, Butler. Wenn dein Herr dies wollte, hätte er es längst tun können. So wie ich bei ihm. Aber dein Herr lebt. Ich habe ihn nicht umgebracht… auch wenn ich es gekonnt hätte.“

Raven lächelte amüsiert. „Kann es sein das du mich, trotz allem was du über mich weißt, dennoch unterschätzt?“, fragte Ciel. „Oh, keines Wegs. Ich weiß wozu du im Stande bist. Darum achte ich dich und behandle dich nicht wie ein Kind, sondern wie einen gleichberechtigten Partner.“

„Einen Partner?“, fragte er skeptisch nach. „Einen Partner wofür?“ Sie lächelte nur. „Such es dir aus, junger Phantomhive“.

 

Lange sahen sich Ciel und Raven an. Er blickte in amüsiertes Himmelblau, während sie in kaltes, abschätzendes Dunkelblau sah.

Mit einem Mal stand Sebastian neben der jungen Ärztin und sah dieser in die himmelblauen Augen, als diese sich fragend zu ihm wandte. Sie erwiderte den stechenden, einschüchternden Blick des Teufels gelassen und sah in violette  Augen, deren Pupillen zu Schlitzen verengt waren und sie an eine Katze erinnerten. Oder aber an ein, sich auf der Jagd befindendes Raubtier.

 

Die Stimme des Butlers war kalt und schneidend als er diese erhob. Keine erkennbare Emotion schwang in seinen Worten mit. Nur diese unterschwellige Bedrohung welche von ihm ausging, ließ er die junge Ärztin zu deutlich spüren, während er leise aber vernehmlich wisperte:

Sie werden es niemanden sagen. Falls doch, werde ich kommen und Sie langsam und qualvoll töten. Und egal wo Sie sich auf diesem Planeten verstecken mögen, egal wie lange es dauern sollte, ich werde Sie finden. Verlassen Sie sich darauf und dann, Doktor, gehört Ihre Seele mir. Nichts und Niemand könnte Sie vor mir Schützen.“, warnte Sebastian leise Raven.

 

 „Ich lasse mir nicht drohen, Teufel. Und lass es dir gesagt sein: Ich fliehe nicht. Ich weiche einem Kampf nicht aus und ich pflege nicht die Angewohnheit, mich wie ein feiger Wurm zu verstecken, oder auf Knien um Gnade zu betteln.“, zischte sie leise und ebenso kalt wie er. „Mal ganz davon abgesehen, wer würde mir auch schon glauben?“, fragte sie mit gehobener Augenbraue.

Wenn Ihr dies als Drohung sehen wollt, könnt Ihr dies gerne tun. Ich jedoch gedenke Euch zu warnen, Doktor. Wenn ich Euch bedrohe sieht das anders aus. Glaubt mir.“, versicherte Sebastian und bleckte wie nebenbei seine Reißzähne.

//Und wie das eine Drohung ist.//, dachte sich Raven und raufte sich durch ihr kurzes, blondes Haar.

 Ciel hatte sich aus diesem Gespräch herausgehalten. Jedoch schien sein Butler so wie er zu denken: Diese de Silver könnte noch mal von Nutzen sein.  Ansonsten hätte Sebastian mit ihr kurzen Prozess gemacht.  Es konnte Vorteile haben, dass sie Bescheid wusste. Raven war Ärztin. Damit taten sich ganz neue Möglichkeiten für ihn auf, wenn er zukünftig in einem Fall ermittelte. Und weder er noch Sebastian, mussten sich vor ihr verstellen.

 

Plötzlich wurde die Zimmertüre aufgerissen und eine junge Schwester, in blutverschmierter Kleidung, stürzte hinein.

Sofort gehörte ihr die gesamte Aufmerksamkeit.

„Doktor de Silver! Kommen Sie schnell, es gab einen furchtbaren Droschkenunfall. Einem Insassen wurde dabei mehrere Finger abgerissen!“, rief sie panisch.

„Ach daher das ganze Blut. Und ich dachte du hättest jemanden zur Ader gelassen.“, witzelte Raven makaber und völlig unangebracht. „Was?“, fragte die Schwester auch verständnislos. „Ich komme ja schon! Macht den OP fertig!“, gab Raven die Anweisungen.

Ein letztes Mal blickte sie über ihre Schulter hinweg auf die beiden Männer.

„Wenn die Herren mich nun bitte entschuldigen würden. Ich habe noch Patienten, welche meiner dringenden Aufmerksamkeit bedürfen.“, sagte Raven wieder ganz im sanften Tonfall und verließ, gutgelaunt, Ciel und Sebastian.

 

„War es klug sie laufen zu lassen, Herr?“ „Sie könnte noch nützlich sein, Sebastian. Und sollte sie wirklich Ärger machen…“ Ciel ließ diesen Satz zwar unvollendet, sah Sebastian aber vielsagend an. Der Butler verstand sofort und auf seine Lippen schlich sich ein dämonisches Lächeln. „Yes, my Lord.“ ,bestätigte Sebastian den unausgesprochenen Befehl seines Herrn.

  

 

Kapitel 3

Ciel hatte sich tatsächlich vorzeitig selbst entlassen. Natürlich hatte er das getan.

Warum sollte er auch untätig im Krankenhaus liegen bleiben, wenn sich die Arbeit bei ihm Daheim bereits zu stapeln begann?

Damit hatte er sich über die ärztlichen Anordnungen hinweggesetzt. Na und wenn schon.

Was interessierte ihn die Meinung von den Ärzten?

 Außerdem, Raven hatte doch zugestimmt dass er gehen konnte, sobald sein Fieber abgeklungen war.

Darum verstand er auch nicht, dass sein teuflisch guter Butler strikt gegen eine frühzeitige Entlassung gewesen war. Ciel vermochte gar nicht mehr zu sagen wie oft Sebastian seine Bedenken gegenüber ihm, bezüglich seiner Entscheidung, geäußert hatte. Nach einigem Hin und Her, hatte sich der junge Earl dann doch einsichtig gezeigt und war noch vierzehn Tage im Krankenhaus geblieben.

Was er wohl nur besagtem Butler zuliebe tat. Denn dem Jungen war durchaus bewusst, dass sein Vertrauter alles in seiner Machtstehende getan hatte um ihm das Leben zu retten. Er wäre mehr als undankbar und ignorant gewesen, wenn er aus Sturheit sein neugewonnenes Leben leichtsinnig aufs Spiel gesetzt hätte.

Natürlich war dem jungen Earl Phantomhive klar, dass sein Vertrauter ihm nur das Leben gerettet hatte, weil ihr Vertrag dies so vorsah. Bei einem Vertragsbruch hätte sein teuflischer Diener jeden Anspruch auf seine Seele verloren. Das alles wusste Ciel nur zu gut. Aber dennoch konnte er nicht anders als diesem dankbar zu sein. Denn theoretisch hätte Sebastian einfach aufgeben und ihn sterben lassen können. Jedoch, sein Butler hatte um sein Überleben gekämpft! Und Ciel hatte sich vorgenommen sich dafür erkenntlich zu zeigen… wenn es die Situation zuließ. Denn mal ganz im Ernst, wer würde sich schon glücklich schätzen, wenn er bei einem Teufel Schulden hätte? …Oder sogar noch mehr als ohnehin schon?

Das konnte er nicht gerade von sich behaupten.  Doch, dass solch eine Gelegenheit sich schon so bald ergeben würde, hätte Ciel auch nicht gedacht.

 

Nachdenklich huschten die Augen des jungen Earls über die Unmengen von Papieren und Dokumenten, welche sich in seiner Abwesenheit angehäuft hatten und nun auf seinem Schreibtisch lagen. Natürlich hatte er damit gerechnet dass viel Arbeit auf ihn zukommen würde. Schließlich hörte die Welt nicht auf sich zu drehen, nur weil er für vierzehn Tage im Krankenhaus gelegen hatte.

Er spüre wie leichte Wut in ihm aufstieg.

Dieser verdamme Butler!

Wie oft, hatte er diesen gefragt ob er nicht arbeiten könnte, während er untätig in seinem Krankenbett lag und mit dem Fieber kämpfte?

Gewiss, er war mal froh dass er sich etwas ausruhen konnte und keinerlei Verpflichtungen hatte, welchen er nachkommen musste. Aber so ganz ohne Beschäftigung war es ihm rasch zu langweilig geworden. Er brauchte eine Aufgabe. Etwas, womit er sich ablenken und gleichzeitig noch etwas Sinnvolles tun konnte. Leider hatte er da nicht mit Sebastians Sturheit gerechnet.

Wie oft hatte Sebastian dies mit der Begründung verneint, dass er sich lieber auf seine schnelle Genesung konzentrieren sollte?

Das er arbeiten könne, wenn er wieder völlig gesund sei und diese nicht vor ihm davonlaufen würde. Oh, wie recht doch dieser Mistkerl gehabt hatte. Das sah er nun ganz deutlich. Warum aber auch, hatte er nur auf ihn gehört?

Warum hatte er sich breitschlagen lassen, noch zwei Wochen im Krankenhaus zu bleiben um sich auszuruhen?

Hätte er seinen Willen doch einfach durchgesetzt! Dann hätte er nun bei weitem weniger Arbeit.

Der Junge stöhnte laut auf. Den ganzen Vormittag hatte er damit zugebracht sich Verträge, sowie diverse Angebote und Nachfragen durchzulesen, diese zu beantworten, oder gegebenenfalls zu bearbeiten.

 Darum war es völlig verständlich das er nun keine Lust mehr hatte, dies auch noch am Nachmittag zu machen. Aber  der schwarzhaarige Junge wusste genau, dass ihm keine andere Wahl blieb. Er hatte Verpflichtungen gegenüber seiner Firma, seinen Angestellten sowie seinen Geschäftspartnern. Und diesen musste er nachkommen. Egal ob er nun Lust hatte oder nicht. Er stand in der Verantwortung. Ja, mit dreizehn Jahren eine eigene Firma zu besitzen, diese zu führen und sich um die anfallenden Geschäftsaufgaben zu kümmern, war nicht immer einfach.

Zugegeben.

Aber er würde für nichts auf dieser Welt darauf verzichten. Nun, für fast nichts. Denn eine Sache gab es, die er schon sehr gerne gehabt hätte…

Sanft bewegte Ciel sein Haupt. Solche Gedanken gehörten jetzt nun wahrlich nicht hier her. Der junge Earl riss sich zusammen und konzentrierte sich wieder auf das Wesentliche: Nämlich auf die Dokumente vor sich. Wenig angetan fuhr er sich durch seine Haare.

Unter den Geschäftsunterlagen, welche immer noch darauf warteten von ihm durchgesehen zu werden, befanden sich auch diverse Briefe. Und der junge Herr musste diese nicht erst öffnen um zu wissen, was die Absender von ihm wollten. Schließlich bekam er solche Briefe zurzeit mehr als genug. Die Bewerber wollten eine Anstellung in seinem Haus. An und für sich nichts Ungewöhnliches.

Jedes Adelshaus bekam mal die eine oder andere Bewerbung eines Interessenten zugeschickt. Schließlich standen die Chancen gut eine Anstellung zu bekommen. Vorausgesetzt, die Bewerber hatten eine erstklassige Ausbildung genossen und ausgezeichnete Referenzen vorzuweisen.

Wenn dem so war stand einer Anstellung so gut wie nichts mehr im Wege. In den riesigen Villen und Herrenhäusern, mit den dazugehörigen weitläufigen Anwesen, welche sauber gehalten und verwaltet werden wollten, wurde immer nach fähigem Personal gesucht.

Na ja, fast immer.

Auch Ciel hätte noch den ein oder anderen Posten zu vergeben gehabt, gewiss.

 Bestand seine Dienerschaft doch aus lediglich fünf Leuten.

Bardroy, dem Koch. Finnian, dem Gärtner. Maylene, dem Hausmädchen. Tanaka, dem betagten Haushofmeister, welcher schon Ciels Vater als Butler gedient hatte, und schließlich dem Oberbutler Sebastian. Eigentlich konnte man sagen, dass im Hause Phantomhive chronischer Personalmangel herrschte. Denn mit gerade mal fünf Personen, war es schlichtweg ein Ding der Unmöglichkeit ein solch großes Anwesen zu verwalten.

Normalerweise.  

Wie gut jedoch, dass Ciel seinen Teufel von einem Butler an seiner Seite hatte. Dieser machte zusätzliches Personal überflüssig. Es gab nichts was er nicht konnte.

Sebastian war perfekt.

Punkt.

Darüber gab es keine zweite Meinung.

Ganz anders jedoch verhielt es sich mit Bardroy, Finnian und Maylene.

Diese Drei stifteten mehr Chaos als das sie wirklich im Haushalt nützlich waren.

Ein Koch, der seinen Beruf nicht beherrschte und 95% des Essens in Kohle verwandelte, während die restlichen fünf Prozent aus giftigen Substanzen bestand. Ein Gärtner, der den Garten steht’s ruinierte und ein Hausmädchen, welches in ihrem Eifer mehr Porzellan zerbrach als sie eigentlich sollte.  

Oh ja! Jeder andere Herr hätte solch unfähiges Gesindel schon längst entlassen.

Jeder…nur nicht Ciel.

Der junge Earl hatte seine Gründe die Drei dennoch bei sich zu behalten.

Nicht ganz uneigennützige Gründe, versteht sich.

Sie mochten nicht die hellsten Kerzen im Kronleuchter sein, aber das machten diese durch ihre Treue und Hingabe für ihren jungen Herrn wieder wett. Und, sie bewachten ihren Herren und dessen Anwesen perfekt. Bard, Finny und Maylene waren nützliche, todbringende Killer im Dienste der Phantomhive Familie.

Von ihm, Earl Ciel Phantomhive.

Darum waren sie damals von Sebastian und ihm persönlich und Handverlesen eingestellt worden.   

Die wohl einzige Aufgabe, welche das Trio nicht vermasselte.

Ein fieses Grinsen umspielte Ciels Lippen. Diese Drei hatten noch einen unschlagbaren Vorteil. Zumindest sah er das so.

Sie hielten Sebastian ziemlich auf Trab. Es verging nicht ein Tag, an dem der Butler nicht die Fehler der Anderen ausbügeln musste. Der junge Herr lächelte schadenfreudig als er daran dachte, welche Mühe der ach so perfekte Teufel mit den drei Angestellten hatte.

Ja, sie schafften es sogar, diesen zur Verzweiflung zu treiben.

Und so bot sich Ciel öfters ein äußerst interessantes, und vor allem amüsantes Schauspiel, auf welches er nicht verzichten mochte. Er liebte es zu zusehen, wie sein Diener ins Schwitzen geriet und sich anstrengen musste um sein Tagespensum zu meistern. Denn Ciel ging es gelegentlich gegen den Strich das sein Butler, egal welche Aufgabe er ihm auch stellen mochte, diese so geschickt meisterte.

Ja, er gestand es sich gerne ein: Er machte seinem Butler das Leben nicht gerade leicht.

Aber hey, Sebastian konnte sich nicht über entstehende Langeweile beklagen.

 Ciel wusste das dies das schlimmste für ein immer aktives Wesen, wie seinen Vertrauten war.

//Da hat er es mit mir ja richtig gut getroffen.//, überlegte sich der junge Herr amüsiert.

 

Wie gesagt, es war normal dass sich Leute bei den Adligen bewarben. Doch dies hier nahm so langsam überhand. Seit der schwarzhaarige Junge aus dem Krankenhaus zurück war, hatte er gut und gerne über hundert Bewerbungen bekommen… und es wurden täglich mehr!

Das war schon nicht mehr normal!

Fast hätte man den Eindruck gewinnen können, das Ciel ein Stellenangebot aufgegeben hätte. Dies jedoch war nicht der Fall gewesen. Er benötigte kein neues Personal. Weswegen diese Möglichkeit eigentlich ausschied.

Eigentlich.

Denn als Ciel beim Frühstück seine Morgenzeitung studierte, hätte ihn fast der Schlag getroffen. Er war so geschockt gewesen von dem was er da las, das er sich doch glatt an seinem Tee verschluckt hatte. Auf die besorgte Frage von Sebastian was denn los sei, hatte Ciel nicht geantwortet.

Wirklich.

 Das war eine böse Überraschung gewesen. Jetzt wunderte es ihn natürlich gar nicht, dass er so viele Bewerbungen erhielt.

Irgendjemand hatte in seinem Namen ein Inserat in die Times gestellt!

Gut, das Sebastian das nicht mitbekommen hatte. Sowieso verheimlichte er seinem Butler die Sache mit den Bewerbungen. Das konnte dieser nur falsch verstehen. Und Ciel verspürte nicht den Drang, sich seinem Vertrauten erklären zu müssen. Nicht das er als Herr seinem Diener Rechenschaft ablegen, oder sich gar erklären müsste, aber er hegte gewisse Zweifel daran, das Sebastian in dieser Angelegenheit besonders verständnisvoll gewesen wäre.

Der junge Herr seufzte tief. Früher oder später würde sein Butler es herausfinden.

Da machte er sich keinerlei Illusionen. Doch bis es soweit war, würde er zu dieser Angelegenheit schweigen.

Kurz schloss Ciel seine Augen.

Inzwischen hatte er eine Ahnung wer ihm diese zusätzliche Arbeit aufgehalst hatte:

Seine Tante!

 Der Junge vergrub sein Gesicht in den Händen.

Warum hatte sie das getan?

Was bewog seine Tante nur zu solch einem Schritt?

Nun ja, wenn der Earl ehrlich zu sich selbst war, wusste er längst die Antworten auf diese Fragen.

Frances sorgte sich um ihren zukünftigen Schwiegersohn und wollte diesen nur in den besten Händen wissen.

 

//Und dennoch hatte sie dazu kein Recht.//, dachte Ciel verdrießlich. Er mischte sich schließlich auch nicht in ihre Angelegenheiten ein. Sicher, tief in sich drin war der Junge seiner Tante dankbar für ihre Sorge um ihn. Es zeigte Ciel deutlich wie sehr sie ihn liebte und schätzte. //Trotzdem hätte sie zunächst mit mir reden müssen.//

Denn, es gab neben sein Wohlbefinden noch einen weiteren Grund, warum Frances sich so sehr in seine Angelegenheiten einmischte, und diese Tatsache missfiel Ciel sehr. Es machte ihn regelrecht wütend.

Warum war er da nicht eigentlich eher drauf gekommen?

Nur zu deutlich hatte er doch ihre Blicke vor zwei Wochen bemerkt und auch ihre ablehnende Körperhaltung genau gesehen. Er hätte mit so etwas rechnen müssen. Jetzt wo Frances sich eingemischt hatte musste ihr Neffe handeln. //Ich hätte nicht gedacht das es je soweit kommen würde.//, dachte sich Ciel bitter. Aber seine Tante ließ ihm keine Wahl.

Als Herr war es seine Pflicht seine Dienerschaft zu verteidigen und zu diesen zu stehen. Natürlich vertrat nicht jeder Adlige diese Ansicht. Für die Meisten waren Diener nichts weiter als austauschbare, wertlose Menschen, welche keinerlei Achtung verdient hatten. So sah Ciel dies allerdings nicht. Er wusste genau was er jemanden schuldete, der für ihn sein Leben riskierte und immer treu an seiner Seite gestanden hatte. Und dies galt wohl insbesondere für seinen Butler.

Wie gesagt, er würde sein Personal verteidigen.

 Notfalls auch seiner eigenen Verwandtschaft gegenüber.

//Das wird nicht leicht.//, wurde sich Ciel bewusst, als er an seine resolute Tante dachte.

Das schrille Läuten des Telefons zu seiner rechten, holte ihn aus seinen Überlegungen.

 

„Earl Ciel Phantomhive.“, meldete sich dieser, als er das Telefonat entgegennahm.

„Guten Tag Ciel.“

 „Tante Frances.“, begrüßte ihr Neffe sie überrascht. „Was verschafft mir die Ehre Eures Anrufes?“ „Ich wollte mich bei dir erkundigen für welchen Bewerber du dich entschieden hast.“, erklang es freundlich von seiner Gesprächspartnerin. Überrascht hob sich eine von seinen Augenbrauen. Seine Tante schnitt von ganz alleine dieses leidige Thema an?

Nun gut. Dann konnte er auch gleich zur Sache kommen.

„Wie ich es mir dachte. Ihr habt das Stellenangebot in der Times veröffentlichen lassen.“ „Natürlich. Als deine Tante und zukünftige Schwiegermutter ist es meine Pflicht dafür zu sorgen, dass du fähiges Personal an deiner Seite hast.“ „Danke. Ich weiß Eure Sorge um mich zu schätzen, Tante Frances. Aber Ihr hättet gut daran getan zunächst mit mir zu sprechen. Meint Ihr nicht auch?“

 

Nur zu deutlich hörte seine Gesprächspartnerin wie kühl und distanziert Ciels Stimme klang. Frances seufzte innerlich. Wie es schien hatte sie ihren Neffen verärgert. Dabei machte sie sich doch nur Sorgen um ihn und wollte sein bestes. Warum verstand der Junge das nicht?  

 

„Als ob du mit meiner Idee einverstanden gewesen wärst. Aber ich hoffe du verstehst, wie wichtig gutes Personal für dich ist.“ Frances Gesprächspartner schloss kurz genervt seine Augen. „Sicher weiß ich das. Und ich habe gutes Personal.“, sagte Ciel und dachte dabei an seinen Butler. „Das sehe ich nicht so, Ciel.“  „Offensichtlich. Dennoch ist es an mir, ob ich neue Leute einzustellen gedenke oder nicht.“ Seine Tonlage war um noch eine Nuance kälter geworden. „Ciel, deine Diener sind nicht kompetent genug um deinen Ansprüchen zu genügen.“

„Lasst dies bitte meine Sorge sein.“, versetzte Ciel schärfer als er es eigentlich beabsichtigt hatte. Innerlich musste er sich zur Ruhe ermahnen.

„Ciel!“, erklang es auch dementsprechend streng von der anderen Seite der Leitung her.  

„Es geht Euch doch in Wahrheit gar nicht um mein gesamtes Personal, sondern um eine ganz bestimmte Person.“

Frances lächelte anerkennend. Wie es schien hatte ihr Neffe es also herausgefunden.

„Da kann ich dir nicht widersprechen, Ciel. Ich möchte das du ihn ersetzt.“

 

Endlich war es soweit. Endlich wurde sie diesen unbeliebten Mann, mit den liederlich langen Haaren, los. Sie hatte Ciels Bediensteten noch nie sonderlich gemocht. Sicher, er beschützte ihren Neffen und solange dies gewährleistet war, sollte es ihr egal sein wen Ciel beschäftigte. Hauptsache, dieser überlebte. Doch nun sah es anders aus. Ihr zukünftiger Schwiegersohn wäre fast über den Jordan gegangen, weil sein Personal inkompetent war!

Eine Tatsache welche die Marquise nicht einfach so hinnehmen würde. Sie hatte gar keine andere Wahl mehr gesehen als so zu handeln. Sie hatte ja gewusst, das Ciel große Stücke auf seinen Butler hielt, aber dass er für diesen Partei ergreifen würde, hätte sie sich nicht mal in ihren kühnsten Träumen vorstellen können. Dabei wusste weder sie, noch wohl ihr Neffe selbst, etwas über die Vergangenheit dieses fragwürdigen Mannsbildes. Aber wie sie den Sohn ihres verstorbenen Bruders kannte, hatte er sich für die Vergangenheit des Butlers auch nicht interessiert. Nicht zum ersten Mal fragte sich Frances woher der Junge und dieser Bedienstete sich kannten.

 

Ciel verengte seine Augen zu Schlitze. Diese ganze Unterhaltung war nicht in seinem Sinne. Am liebsten hätte er einfach aufgelegt. Doch erstens gehörte sich so ein unhöfliches Verhalten nicht. Und zweitens würde dadurch sein Problem auch nicht gelöst werden.

 

„Kommt nicht infrage. Ihr wisst genau so gut wie ich, dass er der Beste seines Faches ist. Ich werde ihn nicht ersetzen nur weil Ihr dies gerne hättet, Tante.“, erwiderte Ciel im bestimmten Ton und machte seiner Tante klar, dass er nicht von seiner Meinung abweichen würde. „So gut, dass dieser Mann deine Erkrankung nicht bemerkte, kann er gar nicht sein.“

Tief seufzte der Earl. Ach darauf lief es also hinaus. „Jeder macht mal Fehler und Sebastian ist kein ausgebildeter Arzt, wie Ihr wohl wisst.“ „Dieser Fehler hätte dich dein Leben kosten können! Ist dir diese Tatsache überhaupt bewusst, Ciel?“, fragte Frances ihn aufgebracht. Nur mit aller ihr zur Verfügung stehenden Disziplin, konnte sie sich davon abhalten unbeherrscht zu werden. „So klar wie mir bewusst ist, dass ich dank meinem Butler noch hier sitze und mit Euch reden kann. Denn ihm verdanke ich es, dass ich noch am Leben bin. Er hat mich reanimiert und trotz des Unwetters sicher ins Krankenhaus gebracht. Ich sehe keinen Grund warum ich Sebastian entlassen sollte.“ „Ich mach mir doch bloß Sorgen.“ „Das weiß ich.“ „Warum verteidigst du deinen Butler so?“, wollte Frances wissen, welche schon längst aufgegeben hatte ihren Neffen dazu zu bringen, Sebastian zu entlassen.

Einen Augenblick schwieg der Angesprochene.

Warum er das tat?

Der junge Herr lächelte zärtlich als er an seinen hübschen Raben dachte.

„Ich weiß was ich einem Bediensteten schuldig bin, der jeden Tag für mich da ist und ohne zu zögern sein Leben für das meine einsetzt.“, antwortete Ciel ehrlich. „Na schön, wie du willst. Es ist deine Entscheidung und ich werde diese akzeptieren. Auch wenn mir deine Einstellung nicht gefällt was diesen Mann anbelangt.“

 

Erschrocken fuhr Ciel zusammen. Hatte er sich etwa verraten? Hatte seine Tante etwas aus seiner Stimme heraushören können?  Nein…das war unmöglich. Frances hätte doch dann sicher anders reagiert…oder?

Eigentlich sollte sich Ciel freuen das seine Tante so einsichtig war. Das ganze Gespräch war besser gelaufen als gedacht. Selbst wenn die Marquise am Ende nicht einsichtig gewesen wäre, so hätte er Sebastian dennoch nicht entlassen.

Zumal der Vertrag eine Trennung von seinem Butler sowieso unmöglich machte.

Wer hätte gedacht, dass er sich einmal über diese Tatsache so freuen würde?

 

„Allerdings nur unter einer Bedingung.“, erhob Frances erneut ihre Stimme.

Natürlich.

Als ob seine kämpferische Tante sich so leicht geschlagen geben würde.

Tz, eine Bedingung. Als ob er darauf eingehen würde. „Willst du etwa Unfrieden in deiner Familie?“, wisperte eine leise Stimme mahnend in seinem Unterbewusstsein.

 Nein. Das wollte er nicht. Die Familie seiner Tante war ihm dafür zu wichtig.

Waren sie doch seine letzen noch lebenden Blutsverwandten.

Er fuhr sich durch sein bläulich schimmerndes, schwarzes Haar ehe er resigniert nachfragte: „Welche Bedingung wäre das?“

//Mal ehrlich, wie schlimm kann diese schon sein?//, überlegte sich der junge Herr. Seine Tante schmunzelte sacht. „Ganz einfach mein Lieber. Du tust mir einen Gefallen.“ Eine von Ciels fein geschwungenen Augenbrauen hob sich. „Der da wäre?“

 

Von diesem Gespräch wusste der Butler nichts.

Sicher, ihm war nicht entgangen das Ciel sich, seit seiner Entlassung, seltsam benahm.

Sobald er das Arbeitszimmer seines Herrn betrat, versteckte dieser eilig irgendwelche Dokumente vor ihm. Wenn er nachfragte ob alles in Ordnung sei, nickte dieser stets oder sagte, er wisse nicht was er meinte.

Ja, irgendetwas verheimlichte der Junge vor ihm. Soviel stand fest.

So ungern Sebastian dies auch zugab, aber dieses Verhalten weckte seine Neugierde.

Was konnte es nur sein, das sein Herr selbst ihn nicht ins Vertrauen zog? 

 

„Weißt du was ich nicht verstehe, Basti?“, drang diese Frage an Sebastians Ohren und holte den Teufel zurück aus seinen Gedanken. Wenig begeistert diesen Namen zu hören, neigte der Butler sein Haupt leicht zur Seite.

Mit düsterem Blick bedachte er die Person, welche mit übereinandergeschlagenen Beinen auf der Arbeitsfläche saß und ihn leicht anlächelte.

„Das ich Euch noch immer nicht aus der Villa geworfen habe?“, fragte der Butler kühl und desinteressiert nach.

Nein, diesen Besucher mochte er nicht sehen. Sollte sich dies jedoch nicht vermeiden lassen und ihre Wege kreuzten sich, so sah er seinen ungebetenen Gast am liebsten von hinten und aus weiter Ferne.

„Hach, ich liebe es wenn du so kalt bist, Basti. Das bringt mein Blut in Wallung.“ Bei dieser Aussage des rothaarigen Schnitters, lief ein unangenehmer Schauer über den Rücken des Teufels. „Ich wäre Euch dankbar, wenn Ihr solche Äußerungen unterlassen würdet.“, entgegnete Sebastian mit frostiger Stimme.

Damit wandte er sich wieder seiner Arbeit zu. Die roten Augen des Butlers huschten über eine Seite mit Rezepten für einige äußerst schmackhafte Kuchen und Torten.

Er hatte sich noch nicht entschieden welchen Kuchen er, für seinen Herrn, backen sollte.

 

Der Angesprochene kicherte leise. Das war ganz sein Basti. Die Bitte seines Schwarms überhörte Grelle Sutcliffe geflissentlich und sah diesem bei der Arbeit zu.

Gebannt verfolgte der Grünäugige jeden Handgriff und jede noch so kleinste Bewegung von Sebastian.

Für den Schnitter gab es nichts Schöneres, als die Person, welche er begehrte, beobachten zu können.

Sicher, es war gegen jede Vernunft, dass sich ein Todesgott in einen Teufel verliebte. Schließlich waren sie eigentlich Konkurrenten im Kampf um die Seelen der Menschen.

Wenn nicht sogar Feinde.  

Nicht wenige seiner Kollegen sahen in Teufeln wilde Bestien welche sich, so wie Sebastian, hin und wieder an die Leine legen ließen. Nur um der begehrten Seele näher zu kommen und im geeigneten Moment diese zu stehlen.

 Ja, diese Verträge waren nichts weiter, als eine Art Halsband um die Bestie zu bändigen.

Doch Grelle konnte nun mal nichts für seine Gefühle. Er hatte es sich nicht ausgesucht. Nun ja, ’lieben’ war vielleicht ein zu starkes Wort für das, was er für diesen Teufel empfand. Verehren oder schwärmen traf seine momentane Gefühlslage wohl am ehesten.

Dennoch, er hätte nichts dagegen mit Sebastian ein kleines Schäferstündchen zu haben. Leider weigerte sich dieser vehement gegen seine Annäherungsversuche. Aber Grelle gestand, das machte die ganze Angelegenheit für ihn nur noch reizvoller.

Noch immer verfolgten seine grünen Augen Sebastian. Der Schnitter konnte unter Sebastians Hemd jeden Muskel genau erkennen. //Verdammt sieht der gut aus. Und erst dieser Körper.//,dachte Grelle schwärmerisch und seufzte verträumt.

Ein Jammer das er keine Frau war. Er hätte gerne mit Sebastian Kinder gehabt.

 //Wirklich schade.//, dachte der Rothaarige und strich sich leicht durch seine lange Haarpracht.

 

Sebastian fühlte genau, dass Grelle ihn nicht für eine Sekunde aus den Augen ließ. Warum nur warf er diese Nervensäge nicht einfach raus?

 Ciel hätte gewiss nichts dagegen.

Na ja, nicht das es der Butler nicht bereits versucht hätte.

 Doch Grelle hatte ihm versichert, ihn nicht bei der Arbeit zu stören und hatte ihn gebeten bleiben zu dürfen. Außerdem, wenn Grelle wollte konnte er einfach in der Villa auftauchen wann und wie es ihm passte.

 Wer konnte schon den Tod aufhalten?

Nicht einmal ein Teufel schaffte dies.

Verprügeln, ja. Aber nicht töten. Außer man bekam eine Death Scythe in die Hände. Dann konnte man selbst den Tod töten.  

Langsam gingen Sebastian Grelles Blicke auf die Nerven.

Wie sollte er sich denn da auf seine Arbeit konzentrieren?

 

„Habt Ihr nicht zu arbeiten?“, erkundigte sich Sebastian bei diesem.

Seine Stimme klang monoton als er dies fragte. //Hoffentlich verschwindet er bald. Sonst garantiere ich für nichts mehr.//, dachte Sebastian mit dem Blick ins Backbuch.

„Nein. Ich habe heute meinen freien Tag. Da dachte ich mir, ich besuche meinen Lieblings Butler und schaue nach was dieser so macht.“, trällerte Grelle gutgelaunt und lächelte Sebastian gewinnend an.  

//Warum habe ich auch gefragt?//, dachte sich dieser resigniert und fuhr sich durch sein Haar. „Kann ich dir eine Frage stellen?“ „Das habt Ihr bereits. Zweimal, um genau zu sein.“

 

Grelle sah den Butler schmollend an. Diesen Kommentar hätte sich der Teufel ruhig sparen können. Er wollte doch nur höflich sein. Sebastian lächelte hämisch. Er mochte es, wenn er diesen blöden Schnitter triezen konnte.

„Also ich frag jetzt einfach.“, teilte dieser nach einer kurzen Stille mit.

Der Butler unterdrückte ein genervtes Stöhnen. Dabei war es gerade noch so angenehm ruhig gewesen. „Lässt sich wohl kaum vermeiden.“, murrte Sebastian leise aber verständlich.  

„Warum schuftest du so für diesen Bengel?“, wollte Grelle interessiert wissen und blickte nach wie vor auf Sebastians Rücken.

Dass ihn der Butler nicht eines Blickes würdigte, verletzte ihn schon etwas. Allerdings hatte er so einen ausgezeichneten Blick auf dessen, äußerst knackigen Hintern.

Was den rothaarigen Todesgott für Sebastians Verhalten mehr als entschädigte. Besonders wenn dieser sich bückte.

„Wegen dem Vertrag, welcher mich an meinen Herrn bindet. Das wisst Ihr doch.“, antwortete Sebastian und holte Grelle zurück aus seinen äußerst eindeutigen Gedanken.

Eine von Grelles Augenbrauen wanderte nach oben.

„Erzähl mir nichts. Du bist nicht der einzige Teufel den ich kenne. Bei meiner Arbeit als Shinigami begegne ich deinesgleichen des Öfteren. Keiner deiner Kollegen ist so regeltreu wie du, geschweige denn so pflichtbewusst. Die Meisten töten ihre Vertragspartner noch vor Ablauf des Paktes, um sich die begehrte Seele einzuverleiben.

Du jedoch nicht. Warum?“  

 

Sebastian hatte Grelle genau zugehört. Was dieser da behauptete stimmte.

Seine Kollegen, wenn er die Anderen mal so nennen wollte, taten dies des Öfteren. Er schüttelte leicht sein Haupt.

Kollegen.

Was für ein Quatsch. Die anderen Teufel waren seine Konkurrenten wenn es um die Seelenjagd ging. Jeder sah zu das er die beste Seele bekam.

 Nun ja. Die Anderen waren auch nicht besonders wählerisch bei ihrer Nahrungsaufnahme. Sie fraßen alles was ihren Weg kreuzte.

Er dagegen hatte diese Angewohnheit schon seit Langem abgelegt.

Für ihn mussten es schon Seelen mit einer ausgezeichneten Qualität sein.

So wie die Seele seines Herrn.

Jedoch bereute er diese Einstellung allmählich. Besonders, weil er jetzt nicht mehr an die begehrte Seele herankam.

So langsam wurde Grelle ungeduldig als Sebastian nicht die geringsten Anstalten machte ihm zu Antworten.

 

„Ich warte, Basti.“ //Dann warte doch bis in alle Ewigkeit, du dämlicher Schnitter.//, dachte Sebastian bösartig. Jedoch war ihm klar, dass sein Gesprächspartner nicht eher Ruhe geben würde, bis dieser eine zufriedenstellende Antwort erhalten hätte. Und da er diesen Todesgott so schnell wie möglich loswerden wollte, gab er auf das Drängen Grelles schließlich nach. „Weil der Vertrag vorsieht das ich meinen Herrn am Leben erhalte, bis sein Ziel erreicht ist.

Außerdem, wäre ein Vertragsbruch gegen meine Ästhetik als Butler.“

Leicht wiegte Grelle seinen Oberkörper vor und zurück; während er sich die Worte Sebastians durch den Kopf gehen ließ.

Nun blickte er seinen Gesprächspartner skeptisch an.

„Aber der Pakt zwischen euch ist doch erfüllt. Wenn du wolltest, könntest du den Bengel töten und dir dessen Seele nehmen.“, gab er zu bedenken.

Sebastian schwieg.

Natürlich war dies das normale Vorgehen und er hätte dies auch längst getan, wenn er gekonnt hätte.

Was dachte dieser unterbelichtete Shinigami sich nur?

Allerdings würde er Grelle nicht auf die Nase binden, warum er sich die Seele des Bengels nicht nahm. Das ging diesen nicht das Geringste an.

Nachdenklich betrachtete der Todesgott seinen Schwarm.

Warum gab er auf diese Frage keine Auskunft?

 

„Nun, wenn das so ist.

 Wie wäre es, wenn ich den Bengel für dich töten würde?

Du könntest dir im Anschluss dessen Seele nehmen.“, bot der Shinigami dem Teufel an und lächelte böse.

Was würde Sebastian wohl zu seinem Angebot sagen?

 

Sofort hob dieser seinen Kopf und wandte sich langsam zu Grelle um.

Meinte der Schnitter das ernst?

 Würde dieser seinen Herrn umbringen und ihm dann dessen Seele überlassen?

Ein wirklich verlockendes, überraschendes Angebot.

In der Tat.

Fluoreszierendes Grün blickte in ungläubig, überraschtes Rot. Wenn Sebastian jetzt zusagte, hatte er auf einen Schlag alles was er je gewollt hatte.

Die Seele des Jungen und seine Freiheit.

Jedoch, war sich Sebastian seit einigen Tagen gar nicht mehr so sicher, ob er die Seele Ciels überhaupt noch haben wollte.

Denn zwangsläufig würde dies Ciels Ende bedeuten und er spürte, dass ihm dies zu schaffen machen würde.

 

Grelle sah, dass der Teufel mit sich haderte.

Verwundert hob er eine Augenbraue hoch.

 Warum zögerte Basti? Kein anderer Teufel würde solch ein Angebot ausschlagen. Gut, Sebastian war nicht wie die anderen, zugegeben. Aber auch er war ein Teufel und er hatte Hunger.

Warum griff dieser also nicht zu?

Welchen Grund könnte es…

Nein! Das war unmöglich!

Zögernd und sich selbst einen Narren schimpfend, brachte Grelle folgende Frage über seine leicht zitternden Lippen:

„Basti, kann es sein das du in den Bengel verliebt bist?“

Ausdruckslos und einige Male blinzelnd, sah der Butler seinen Gegenüber an.

„Bleibst du deshalb bei diesem und führst brav seine Befehle aus?“

 Stellte der Todesgott eine weitere Frage und sah seinem Schwarm prüfend in die Augen.

„Schwachsinn.“, wiegelte Sebastian spöttisch ab. Jedoch kam diese Antwort alles andere als selbstsicher rüber.

 

Konnte das sein?

Hatte er sich wirklich in den Bengel, welcher sich sein Herr nannte, verliebt?

Ausgeschlossen!

Er war ein Teufel und beging nicht den Fehler, sich in sein Essen zu verlieben.

Er war doch nicht blöd!

 

Energisch schüttelte Grelle sein Haupt.

„Ist es nicht. Das würde dein Verhalten erklären und auch, warum du den Bengel nicht tot sehen willst.“

„Wer sagt dass ich meinem Herrn nicht den Tod wünsche?“, wollte der Butler wissen.

„Man, deine Reaktion auf mein Angebot ist mehr als eindeutig. Als du dich zu mir umgedreht hast, habe ich gedacht du willst mich, mit deinen Blicken, ins Jenseits befördern.“

Sebastian verschränkte seine Arme vor der Brust und lehnte sich, an den Küchentisch hinter sich, leicht an.

„Es ist meine Pflicht, meinen Herrn zu schützen so gut mir dies möglich ist. Deswegen werdet Ihr wohl verstehen, dass ich nicht begeistert bin wenn Ihr darüber redet, diesen zu ermorden.

Mein Missfallen dürfte Euch da nicht verwundern.“, gab Sebastian zu bedenken.  

„Na gut, sagen wir mal du wärst in den Bengel verliebt. Rein Hypothetisch, natürlich.“ ,setzte Grelle hinzu als Sebastian protestieren wollte.

„Solltest du in deinen Herrn verliebt sein, würde diese Tatsche mich für dich freuen. Okay, ich wäre nicht begeistert, aber ich würde dir dein Glück gönnen. Auch wenn ich nicht der Auserwählte bin.“

Diese Worte ließen Sebastian leicht lächeln. So übel war der Todesgott vielleicht doch nicht.

 Moment, hatte er das gerade wirklich gedacht?

„Aber ausgerechnet in einen Menschen?

Du weißt selbst dass diese, nach unserem Empfinden, nur einen Wimpernschlag lang, leben. Im Gegensatz zu uns.

Beziehungen zwischen Sterblichen und uns…so was endet immer tragisch, Basti.“

Grelle hatte ernst und eindringlich seine Bedenken geäußert. Er wollte nicht, dass sein Basti mit gebrochenem Herzen zurückblieb, wenn der Junge verstarb.

Aber so würde es zwangsläufig kommen, sollte der Teufel sich auf eine Liebe mit einem Sterblichen einlassen.

 

Leise knurrte Sebastian und es klang wie das Knurren eines wilden Tieres. „Das weiß ich selbst.“, zischte Sebastian leise.

„Und Ihr irrt Euch. Ich hege keinerlei romantische Gefühle für meinen Herrn.“, stellte der Butler klar und sah den Shinigami eindringlich an.

Wenn dieser clever war, würde er jetzt den Rand halten.

Doch Grelle ignorierte Sebastians wütenden Blick.

Was sollte ihm auch schon passieren?

Sterben würde er ja wohl kaum.

„ Du hast also noch nie gedacht wie hübsch dein Herr ist?

Oder hast seine Nähe genossen und dich dabei glücklich gefühlt?

Wolltest du nie das er dir allein gehört?“, hakte der Rothaarige nach.

„Der Junge gehört bereits mir, Grelle.

Dank dem Vertrag. Er ist mein Eigentum, meine Beute.“, erinnerte der Butler ihn.

Der Schnitter hob seine Schultern.

„Mehr ist er nicht für dich?“ „Grelle.“, sagte Sebastian gefährlich leise und blickte diesen aus violetten Augen bedrohlich an.

„Ist auch besser so.“, lenkte dieser ein.

 „Ich meine, als ob der Junge sich in einen Teufel, noch dazu seinem Butler, verlieben würde. Lachhaft.“ „Grelle.“ „Hey, der Bengel ist eh verlobt und muss diese Verlobte, eines Tages, ehelichen.“  

, fuhr der Shinigami unbeeindruckt fort. „Grelle.“ „Ich dagegen bin frei und stehe gerade zur Verfügung.

Du solltest den Bengel wirklich vergessen und…AUA!“

Sebastian wusste nicht zu sagen warum, aber die Worte Grelles machten ihn unsagbar zornig.

 Ehe es sich der Butler versah, hatte er den erschrockenen Shinigami am Handgelenk gepackt, diesen von der Arbeitsfläche gezerrt und ihn nun auf den Tisch geworfen. Dort hielt er Grelle fest und blickte diesen finster an. Aus Sebastians Blick sprachen der blanke Hass und eine ungeheuerliche Mordlust. Er wollte sich so richtig an diesem dreckigen Todesgott abreagieren.

 All seinen Frust loswerden, welcher sich angesammelt hatte.

Nur wenige Zentimeter trennten ihre beiden Gesichter voneinander.

„Weißt du, Basti. Eigentlich sollte ich ja Angst haben, aber diese Situation ist viel zu reizvoll für mich. Also, wenn du möchtest, könnten wir beiden Hübschen jetzt eine flotte Nummer auf den Tisch legen. Ich wäre sehr dafür.“, hauchte Grelle leise und verführerisch.

 

Angewidert sah der Butler Grelle an und ließ diesen sofort los.

 Ein Fehler.

 Denn Grelle Sutcliffe war durchaus klar, dass solch eine Gelegenheit nicht so schnell wieder kommen würde. Blitzschnell richtete der Schnitter seinen Oberkörper halb auf, griff nach Sebastians Krawatte, legte seine Arme in dessen Nacken und zog diesen zu sich herab.

Die Nackenhaare des Teufels sträubten sich als er Grelles Lippen auf den seinen fühlte.

Ein Todesgott küsste ihn, einen Teufel!

//Ich glaube mir wird schlecht.//, dachte Sebastian.

„Was zum…?! Ich störe wirklich ungern eure traute Zweisamkeit aber, wenn ihr beide schon übereinander herfallen müsst, dann nicht in der Küche. Sebastian hat ein Zimmer.“, erklang es kühl und sachlich vom Kücheneingang her.

 

Erschrocken zuckten die beiden Angesprochenen zusammen und Sebastian stieß augenblicklich Grelle von sich.

Langsam drehte er sich zum Eingangsbereich der Küche und sah dort seinen Herrn stehen.

Eigentlich hatte Sebastian zu einer Erklärung ansetzen wollen, doch als ihn der Blick von Ciel traf, musste er schwer schlucken.

Der Junge sah ihn aufgebracht an.

In dem blauen Auge erkannte der Teufel unbändigen Zorn und etwas, was er als Enttäuschung interpretieren würde.

Diese Tatsache traf ihn unerwartet hart.  

Sein Herr war enttäuscht von ihm, und das ließ dieser ihn nur allzu deutlich spüren.

 

Ciel stand einfach nur da und blickte seinem Vertrauten in die roten Augen.

Er sprach kein einziges Wort.

 Dennoch machte er mit seinem Blick klar wie er sich fühlte und was er bei diesem Anblick empfand.

Innerlich hatte der Earl diesem dreisten Shinigami schon das Herz bei lebendigem Leibe herausgerissen.

Wie konnte dieser es wagen seinen Butler zu küssen?

Sein Eigentum zu beschmutzen?

Ja, zur Hölle noch mal, er war eifersüchtig!

Aber auch maßlos von seinem Butler enttäuscht.

Nur, was sollte er machen?

Wenn Sebastians Herz für den rothaarigen Schnitter schlug, würde er dies schweren Herzens hinnehmen. Auch wenn er immer dachte, das Sebastian diesen nicht ausstehen konnte.

Hatte er sich so sehr getäuscht?

Dies ließ sich Ciel jedoch nicht ansehen und fixierte seinen Butler mit finsterem Blick.

 

„Ich warte auf eine Erklärung.“, erhob er seine Stimme nach wenigen Minuten. Diese war eisig und ohne jede erkennbare Gefühlsregung gewesen.

„Herr, es ist nicht so wie Ihr denkt.“, begann Sebastian und Ciels Blick verfinsterte sich noch mehr.

„Ich will keine Ausflüchte hören, Butler.“, zischte er bedrohlich.

„Hör mal Kleiner, Basti hat ganz recht. Ich bin schuld, nicht er.“, mischte sich Grelle ein.

Auf keinen Fall wollte er dass sein Schwarm Ärger wegen ihm bekam.

Zornig wandte sich Ciel nun an den Schnitter.

„Dich hat keiner um deine Meinung gebeten. Wenn ich diese hören möchte lass ich es dich wissen, Todesgott.“, fauchte der Junge aggressiv.

Doch plötzlich stockte Ciel und taxierte Grelle mit undeutbarem Blick.

Ihm kam gerade ein Gedanke.

„Was machst du überhaupt in meiner Villa?“, erkundigte sich Ciel kühl.

„Ich habe frei und besuche Basti. Was dagegen, Kurzer?“

„Ganz und gar nicht, Sebastian kann sich einladen wen er will.“

Ciel hob seine Schultern.

„Allerdings wundere ich mich, dass dies ausgerechnet du bist. Ich ging immer davon aus, dass Sebastian einen besseren Geschmack hat. Aber nun ja.“ ,revanchierte sich Ciel liebenswürdig.

Hochmütig blickte er den angesäuerten Todesgott an.

„Hm, warum eigentlich nicht.“, murmelte Ciel leise und ein dämonisches Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Mit abgründigem Blick sah er sowohl Sebastian, als auch Grelle an.

Oh ja. Seine Idee gefiel ihm immer besser. Zwar konnte er Grelle nicht bestrafen, aber das galt nicht für Sebastian.

„Du hast heute also frei, Grelle. Das trifft sich ausgezeichnet.“ „Ähm, eigentlich wollte ich jetzt gerade gehen.“, meinte dieser verunsichert.

 

Der Blick und dieses unheilverkündende Lächeln, behagten dem Schnitter nicht im Geringsten.

Ja, er gestand sich ein dass dieser Dreikäsehoch ihn zum Schwitzen brachte. Ihm Angst einflößte. Dabei war der Kleine nichts weiter als ein Mensch, ein Sterblicher. Aber dessen Auftreten und Verhalten…ein Teufel hätte nicht weniger furchteinflößend sein können.

Grelle gab zu, Ciel wusste wie man sich Respekt verschaffte. Er ahnte bereits, warum das Herz von Sebastian sich ausgerechnet diesen Bengel erwählt hatte. Er war für den Teufel der perfekte Gefährte. Auch wenn sich sein Basti dies wohl noch nicht eingestehen wollte.

//Na umso besser. Dann habe ich noch eine Change bei diesem.//, überlegte Grelle.

Aber im Moment wünschte er sich einfach nur ganz weit weg. Irgendwo hin, wo der Bengel nicht war. Denn, egal was der Junge  ausgeheckt haben mochte, für ihn würde diese Angelegenheit gewiss nicht angenehm werden.

…Wie wohl der Bengel zu seinem Basti stand? Empfand dieser etwas für den Teufel?

Fragen, auf welche der Rothaarige nur zu gerne eine Antwort gehabt hätte.

 

Kalt sah Ciel dem Todesgott in die Augen.

„Du bleibst gefälligst hier!“, befahl er barsch. „Oder willst du heute keine Verabredung mit Sebastian?“, erkundigte sich der Earl hinterhältig lächelnd bei diesem.

„WAS?!“, erklang dieser Ruf unisono in der Küche.

 

Der eine kam von Grelle, welcher sein Glück kaum fassen konnte.

Der andere erklang von Sebastian, der nicht fassen konnte, dass sein Herr ihm dies wirklich antun wollte.

 

„Du meinst ein Date?“, fragte Grelle aufgeregt und ergriff Ciels Hände. Seine Stimme zitterte leicht vor Aufregung und die grünen Augen des Schnitters leuchteten vor Freude, als er die Worte des Bengels vernahm.

Da hatte er dem Kleinen aber ordentlich Unrecht getan!

Und er wäre fast aus der Villa geflohen! Anstatt das er eine Strafe bekam, wurde ihm ein Date mit Sebastian angeboten. Oh, es gab doch einen Gott!

Eines stand für den verliebten Schnitter fest: Ciel hatte etwas bei ihm gut. 

 

 „Nenn es wie du magst… und jetzt lass gefälligst meine Hände los.“, knurrte der junge Herr. „Ein Date mit Sebastian, ein Date mit Sebastian.“, trällerte der Todesgott überglücklich. „Du meinst das auch wirklich ernst, Kleiner?“

 

Er musste einfach nachfragen. Zu schön waren diese Worte, welche er vernommen hatte. Der Rothaarige hoffte inständig, dass sich der Junge nicht einfach nur einen schlechten Scherz mit ihm erlaubte. Er wollte dieses Date! Und wenn der Junge sein Angebot ernst meinte… „Sicher. Zweifelst du etwa an meinen Worten?“, fragte Ciel sichtlich verstimmt. Nur mit Mühe unterdrückte er ein hinterhältiges, wissendes Grinsen, als er aus den Augenwinkeln heraus zu Sebastian schielte. Oh, wie es schien war dieser nicht gerade begeistert. //Das tut mir jetzt aber leid.//, dachte der junge Herr sarkastisch.

Nur mit Mühe gelang es dem Jungen ein erheitertes, schadenfreudiges Lachen zu unterdrücken, als er die entgleisten Gesichtszüge des Butlers bemerkte. Wahrlich ein Bild für die Götter. Alleine dieser Anblick entschädigte den jungen Earl für den soeben erlittenen Schock, als er die Beiden sich küssend vorfand.  

 

„Ich muss mich nur rasch frisch machen!“, rief Grelle und verschwand, um ein Badezimmer aufzusuchen.

 So wie er jetzt aussah, konnte er unmöglich mit seinem geliebten Teufelchen ausgehen.

Dringend musste das Makeup aufgefrischt und die Haare frisiert werden. Der Schnitter seufzte. Er wünschte er hätte mehr Zeit um sich für seine Verabredung richtig in Schale werfen zu können. Wenn er das nur vorher geahnt hätte!

 

Wenig angetan blickte Sebastian dem davoneilenden Schnitter hinterher. Wenn es nach ihm ginge, bräuchte dieser gar nicht erst wiederkommen. Aber es ging nicht nach ihm, sondern nach seinem jungen Herrn. Wie so oft auch.

Wann fragte eigentlich ihn mal jemand nach seinen Bedürfnissen?

Bei diesem Gedanken hätte der Butler fast laut losgelacht. Als ob sein junger Herr jemals nach seinem Befinden, oder gar nach seinen Wünschen fragen würde! Allein dieser Wunsch, dieser Gedanke, war völlig aus der Luft gegriffen und abwegig. Auf so etwas konnte er warten bis Ciel alt und grau geworden war. Und selbst dann würde sein Herr dies nicht tun. …Warum dachte er eigentlich über so etwas nach?

Als Butler sollte er es doch gewohnt sein das sein Herr keinerlei Rücksicht auf ihn nahm.

Wie also kam er auf solche Ideen?

 Er unterbrach sich als ein herausforderndes Augenpaar zu ihm herauf sah.

Mit missfallendem Blick sah Sebastian sein Gegenüber an.

 

 „Ist das Euer ernst, Herr?“, fragte er noch einmal nach.

„Aber sicher doch. Du glaubst doch nicht wirklich, das ich dir so ein Verhalten einfach durchgehen lasse, oder?

Was eignet sich da besser als Strafe, wenn ich dich dazu zwinge mit einer dir verhassten Person ausgehen zu müssen?“, fragte Ciel durchtrieben und lächelte bösartig.

„Ich muss sagen, Ihr habt wirklich dazugelernt.“, erkannte sein Butler an.

„Kunststück bei dir als Lehrmeister.“ ,versetzte Ciel.

„Und damit wir uns richtig verstehen, Sebastian. Du wirst nett zu Grelle sein. Das ist ein Befehl.“, setzte dieser mahnend hinzu.

 

Widerwillig verbeugte sich sein Diener kurz.

Nett? Zu diesem, weibischen, unterbelichteten, dreckigen Schnitter?

Zur Hölle noch mal, da hätte er lieber die Hunde von ganz England ausgeführt, als mit dieser Nervensäge auch nur eine Minute zu verbringen und dessen Avancen erwidern zu müssen.

Aber Befehl war nun mal Befehl und er musste diesen befolgen. Ciel ahnte nicht einmal wie viel Selbstkontrolle er aufbringen musste, um nicht hinter Grelle herzu rennen und sich bei diesem, für diese ’tolle’ Änderung seines Tagesablaufes, zu bedanken. Vorzugsweise mit den Fäusten.

 „Ganz wie Ihr wünscht, Herr.“, murrte er leise mit gesenktem Blick.

Dadurch entging ihm, wie wenig begeistert sein junger Herr in Wirklichkeit aussah.

 

„Da bin ich wieder, lass uns gehen, Basti.“, flötete Grelle überglücklich und hakte sich bei dem Teufel ein. Er hatte sich extra beeilt, um schnell zu seinem Schwarm zurück zu können. Das Sebastian nicht angetan war mit ihm auszugehen, bekam der Todesgott in seinem Freudentaumel gar nicht mit.

Ein letztes Mal blickte Sebastian zu seinem Herrn, doch dieser sah ihn nur schadenfreudig an.

Wie es schien würde sein Herr nicht von seinem Plan abweichen. Genervt rollte der Teufel seine Augen. Da hatte sich der Bengel ja was einfallen lassen.

Ergeben begab sich Sebastian, mit seiner Verabredung und Ciel, in die Eingangshalle.

 

Unmerklich schüttelte Letzterer sein Haupt. Er hatte diese Strafe ausgesprochen und würde sie durchziehen. Mit allen möglichen Konsequenzen. Egal, wie wenig begeistert er von seiner eigenen Idee inzwischen war. Es gab kein Zurück mehr. Also ließ sich der Junge nichts anmerken und sah stumm dabei zu, wie der Schnitter seinem Butler verliebte Blicke zuwarf und sich anbiederte. //Das ist ja ekelhafter als der Kuss.//, dachte Ciel und er spürte wie sich sein Magen zusammenzog. //Reiß dich zusammen!//, verlangte er von sich selbst. Er musste das Schmierentheater durchhalten. Er musste. Sonst würde sein Butler ihn noch für schwach halten.

 

 „Viel Spaß.“, wünschte Ciel den Beiden gespielt erheitert.

„Werden wir haben, Kleiner.“, jauchzte der Todesgott und presste seinen Körper noch enger an den des Butlers.

Der Earl kniff leicht die Augen zusammen.

//Dieser elende Schnitter.//, dachte er und unterdrückte nur mit Mühe den Drang, Sebastian zu befehlen diesen zu verprügeln.

Als ob sein Butler seine Gedanken gelesen hätte, blieb dieser kurz vor der Eingangstüre zur Villa stehen und musterte seinen Herrn eingehend.

Fragend erwiderte dieser den Blick.

Sebastian schüttelte sein Haupt. Nein, das musste er sich eingebildet haben.

Für einen winzigen Moment hätte er schwören können, bei Ciel einen gewissen Blutdurst wahrgenommen zu haben.

Kapitel 4

Kapitel 4
 

„Hach, dieses Kleid ist ja reizend und diese wunderbare rote Farbe erst. Meinst du nicht auch, Basti?“

Beschämt wandte der Angesprochene seinen Blick von Grelle ab. Die anderen Kundinnen des Ladens sahen bereits ungläubig zu ihnen herüber und begannen leise zu tuscheln.

Wahrlich, dass er mal in solch eine Situation geraten würde, hätte sich Sebastian auch nie träumen lassen.

Hier stand er also, Sebastian Michaelis, und schämte sich in Grund und Boden für seine Begleitung.

Eines musste er seinem Herrn lassen. Seine Bestrafung suchte in Sachen Gemeinheit ihresgleichen. Wie hatte Ciel ihm dies nur antun können?

„Sei nett zu Grelle.“, hörte er noch immer den Befehl seines Herren

in seinem Kopf nachklingen.

Ob der Bengel wusste was er hier erdulden musste?

//Selbst wenn. Es würde meinen jungen Herrn fröhlich stimmen.

Der Bengel findet es amüsant zu sehen, wie ich mich abrackere oder leide.

Dieser kleine Satansbraten.//, dachte Sebastian leise knurrend über seinen Herrn.
 

„Seid Ihr bald mal fertig?“, fragte der Teufel sichtlich verstimmt. „Wie? Jetzt doch noch nicht! Die Auswahl hier ist absolut umwerfend!“

Was dachte sich Basti denn nur?

Endlich hatte er einmal frei. Da würde er die Gelegenheit nutzen und sich endlich eine neue Garderobe zulegen. Dieser reizende Laden hatte aber auch eine geradezu monströse Auswahl. Und welch entzückenden Kleidungsstücke es hier gab. Der Todesgott war hin und weg. Da würde er sich nicht von seinem Date hetzen lassen.
 

„Aber wir sind bereits vier Stunden hier.“, protestierte Sebastian ungläubig. „Na und? Das ist für eine Dame doch nicht der Rede wert.“, antwortete Grelle und besah sich verzückt in einem großen Spiegel.

„Für eine Dame, ja. Aber Ihr seid ein Mann.“, erinnerte ihn der Butler ungehalten. „Was interessieren mich diese Nebensächlichkeiten? Ich bin sicher, dass ich im falschen Körper geboren wurde. Eigentlich hätte ich eine Frau werden sollen. Und jetzt sag, wie findest du dieses Kleid? Steht es mir?“, erkundigte sich Grelle und sah Sebastian auffordernd an.

Er hoffte sehr, dass er seinem Schwarm in diesem Traum aus roter Seide gefallen würde.

Der Angesprochene schwieg vorsorglich. Nicht das der Schnitter noch auf die Idee kam, dass er diesen genauer in Augenschein nahm, wenn er auf diese Frage antwortete. „Kauf es und dann lass uns gehen.“, murrte der Butler zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch. „Du bist aber auch ein Muffel.“, beschwerte sich der rothaarige Shinigami kopfschüttelnd.
 

Der Todesgott hatte gut reden. Ihm machte es vielleicht nichts aus in einem Damenbekleidungsgeschäft, als Mann wohlgemerkt, einkaufen zu gehen.

Aber Sebastian war doch mehr als peinlich berührt. Wenn er eine Dame begleitete, in Ordnung. Aber, wenn zwei Männer in den Laden kamen und einer von beiden die Ware anprobierte und dann auch noch lautstark von den Kleidern schwärmte, war das doch eine Sache für sich.

Besonders weil Grelle sämtliche Aufmerksamkeit auf sich zog.

Welcher Mann zog schon freiwillig Kleider an?
 

Mit mürrischem Blick stolzierte der Schnitter zurück in die Umkleide um sich umzuziehen.

Wie konnte man als Butler nur dermaßen ungeduldig sein?

Er hätte wetten können, dass Sebastian, wenn es sich um diesen Bengel handeln würde, mit Freuden stundenlang auf diesen wartete, bis dieser eine neue Garderobe hatte.

Und bei ihm hetzte der teuflisch gute Butler.

Nur weil es mal etwas länger dauerte.
 

„Wir können gehen.“, teilte Grelle seine Entscheidung mit, und Sebastian atmete erleichtert aus. „Aber dieses Kleid nehme ich mit.“, setzte der Schnitter gutgelaunt hinzu.

Endlich verließen sie den Laden.

Sebastian war noch nie so froh gewesen ein Geschäft wieder verlassen zu können. Er hoffte inständig, dass ihn niemand erkannt hatte. Nicht auszudenken wenn ihn jemand in diesem Laden gesehen hätte. Dazu noch mit dieser Begleitung. Der gute Ruf des Hauses Phantomhive wäre ruiniert. Das konnte Sebastian unmöglich zulassen. Sonst könnte er Ciel nie wieder unter die Augen treten.
 

„Trägst du mir die Tasche?“, fragte Grelle liebenswürdig und klimperte mit den Augen. „Nein. Tragt Eure Einkäufe gefälligst selbst.“, antwortete Sebastian lakonisch und beschleunigte seine Schritte. „Hey, das ist aber nicht die feine englische Art, einer Dame ihre Einkäufe nicht abzunehmen!“, brüllte Grelle seinem Schwarm vorwurfsvoll hinterher.

„Ihr seid keine Dame, noch mal.“, fauchte Sebastian ungehalten. „Und sprecht gefälligst leiser. Muss doch niemand mitbekommen, wie Ihr Euch aufführt.“, ermahnte Sebastian streng. Sofort setzte sich Grelle in Bewegung und eilte dem aufgebrachten Butler hinterher.

„Wenn du meine Sachen trägst, überlege ich mir das noch mal.“, meinte der Rothaarige durchtrieben und lächelte zuckersüß.

„Vergesst es. Ich bin nicht Euer Butler.“ „Nein. Du mein Hübscher, bist meine Verabredung für den heutigen Tag. Ich kann es noch immer nicht glauben.“, quietschte der Schnitter schwärmerisch und überglücklich.

„Ich auch nicht.“, murrte Sebastian schlechtgelaunt.

Inzwischen hatte der Shinigami den Teufel eingeholt und blickte diesen an.

„Augen geradeaus, sonst lauft Ihr noch irgendwo gegen.“ „Oh Basti, du machst dir Sorgen um mich?“, fragte dieser gerührt. „Nicht die Spur. Ich fände es äußerst erheiternd, wenn Ihr gegen eine Lampe laufen würdet. Nur leider will mein Herr, dass ich nett zu Euch bin. Also bin ich es.“, versetzte Sebastian während sie Seite an Seite, durch die Londoner Innenstadt schlenderten.

„Tz.“ Eingeschnappt begann der Schnitter zu schmollen. Da hatte er sich auf dieses Date so gefreut und sein Schwarm verdarb dieses mit seiner miesen Laune.

„Was hältst du davon, wenn wir uns in ein schnuckeliges Café setzen würden?“, fragte Grelle und deutete auf ein kleines, gemütlich aussehendes Lokal, gleich gegenüber auf der anderen Straßenseite.
 

Eigentlich verspürte Sebastian nicht den Wunsch, sich mit Grelle irgendwo hineinzusetzen. Aber eine Tasse Tee zu trinken war gewiss besser, als sich erneut auf Shoppingtour mit Grelle zu begeben. Nach zehn Geschäften hatte er davon die Schnauze gestrichen voll.

Also nickte er einfach nur zustimmend, was Grelle lächeln ließ.

Teufel und Shinigami betraten das kleine Café und suchten sich ein ruhiges Plätzchen ganz hinten in dem Lokal. Hier würde sie so schnell niemand stören,… oder unter Umständen jemand sehen der Sebastian kannte.

Nachdem sich Sebastian einen schwarzen Tee und Grelle sich ein Stück Obstkuchen mit einer Tasse Kaffee bestellt hatten, sahen sie sich geraume Zeit schweigend an.
 

„Wenn du keine Lust hattest mit mir auszugehen, warum machst du es dann?“, erklang die Frage Grelles. „Weil mir dies befohlen wurde, wie Ihr genau wisst.“, erwiderte Sebastian kühl und nippte an seinem Tee, welchen eine Kellnerin gebracht hatte.

//Als ob es einen anderen Grund für mich geben könnte mit einem Todesgott auszugehen.//

„Warum hast du den Befehl nicht einfach verweigert?“ „Ich glaube kaum, dass mein Herr damit einverstanden gewesen wäre.“, meinte er ehrlich und seufzte.

„Hm.“, machte Grelle und begann seinen Kuchen zu essen. Wie es schien ging sein hübscher Teufel nur mit ihm aus, weil der Bengel ihm dies befohlen hatte. Kein angenehmer Gedanke, wenn man bedachte, was Grelle für Sebastian empfand. Andererseits, einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Würde er halt das Beste aus dieser Situation machen. Wer weiß? Vielleicht fand seine Begleitung doch noch Gefallen an seiner Anwesenheit? Man konnte ja nie wissen.

„Hmm!“, stöhnte der Schnitter mit einem mal auf.

„Wahnsinn, ist der Köstlich. Das wäre was für diesen Bengel.“, meinte Grelle anerkennend als er den Kuchen probierte.

„Wenn du je mit ihm ausgehen solltest, musst du mit ihm hierher gehen.“, empfahl der Schnitter.

„Fangt Ihr schon wieder mit diesem Blödsinn an?“ „Ach Basti, sei doch ehrlich zu dir selbst. Empfindest du wirklich nichts für den Jungen?“ „Nein.“, erklang die einsilbige Antwort des Teufels.

„Warum weichst du dann meinem Blick aus?“, erkundigte sich Grelle freundlich und betrachtete Sebastian eingehend. „Weil mich Eure Unterstellungen langsam nerven.“

Leise lachte der Rothaarige auf. „Nicht weil ich ins Schwarze getroffen habe?“ „Gewiss nicht. Selbst wenn ich, und ich sage nicht, dass dem so ist, mehr empfinden würde für meinen Herrn, so wären diese Gefühle wohl ziemlich einseitig. Ihr habt es bereits erwähnt. Mein Herr ist verlobt und gewiss nicht davon angetan, wenn ich ihm meine Liebe gestehen sollte.“, meinte dieser leise.

„Aha!“ „Nichts ’aha’. Ich sagte wenn dem so wäre.“, erinnerte Sebastian seinen Gesprächspartner.

„Nun, das weißt du nicht. Vielleicht ist dir der Junge ja auch zugetan?“

Schallend begann der Angesprochene zu lachen.

Meinte Grelle diese Frage wirklich ernst?

Wahrlich, für den einen oder anderen Lacher war dieser Todesgott doch ganz gut.

Pikiert nippte der rothaarige Shinigami an seiner Tasse Kaffee.

Was war an dieser Frage nur so witzig, dass sich der Teufel kaum noch einkriegte?

„…Grelle, wir sprechen hier von meinem Herrn. Und außerdem ist das alles nur hypothetisch.“, erklärte Sebastian leicht außer Atem, nach dem er sich wieder beruhigt hatte. „Hah. Du bist wirklich stur, Basti.“, nuschelte Grelle und nahm einen weiteren Schluck seines Kaffees.

„Du hast also nie gedacht wie schön doch der Junge ist?

Oder hast dir vorgestellt wie es wäre, diesem nahe zu sein?

Mehr zu sein, als ein einfacher Butler?

Oder wie es wäre, den Jungen zu küssen und bei sich zu haben?“ Erkundigte sich der Schnitter interessiert bei seiner Verabredung und sah diesen, durch seine Brille hindurch, erwartungsvoll an. Er war sehr gespannt darauf, wie sich der Teufel nun verhalten würde.
 

Sebastian schwieg.

Innerlich seufzte er auf. Es wäre auch zu schön gewesen, wenn Grelle einfach die Klappe gehalten hätte. Warum nur ritt der Grünäugige dermaßen auf diesem Thema herum?

Wollte er ihn mit dem Bengel verkuppeln?

…Nein. Wohl kaum. Nur zu gut wusste der schwarzhaarige Teufel, dass der Todesgott hinter ihm her war.

Und dennoch…kam er nicht drumherum, sich über Grelles Worte Gedanken zu machen.

Nicht zum ersten Mal an diesem Tag fragte er sich, ob sein Begleiter recht haben könnte.

Er wollte den Jungen nicht tot sehen… klar, er war ja auch sein Vertragspartner und für dessen Überleben verantwortlich. Und er gab zu, er fühlte sich bei Ciel wohl. Okay, das verstand er selbst nicht so richtig, aber er empfand garantiert nicht das für den Jungen, was Grelle behauptete. Ihm gefiel einfach nur das Leben, welches er im Moment führte.

Das war alles!

Mit seinem Herrn, hatte dies nicht das Geringste zu tun.

Zugegeben, er wollte dass der Junge ihm gehörte.

Verdammt, sicher wollte er das!

Die Seele des Earls war schließlich sein gutes Recht, sie stand ihm zu.

Sebastian gestand sich ein, dass der Junge zudem nicht schlecht aussah...für einen Menschen. Dieser zierliche Körper, die blasse Haut und das schwarze Haar welches bläulich schimmerte, wenn das Licht auf diese fiel. Dazu diese wunderschönen Augen, welche Sebastian regelmäßig in ihren Bann zogen.

…Stopp! Schwärmte er hier gerade wirklich von seinem jungen Herrn?

Kopfschüttelnd nahm er einen tiefen Schluck seines Tees.

Das konnte nicht sein. Er schwärmte nicht, er…analysierte einfach das Aussehen des Bengels. Genau!

Wenn er schon dem Jungen dienen musste, dann sollte dieser auch was hermachen!

Das war alles!

Erneut schweiften seine Gedanken ab, als er durch das Fenster neben sich ein verliebtes Pärchen sah, welches sich innig küsste.

Unweigerlich bildete sich in Sebastians Kopf eine Frage:

Wie würden sich wohl Ciels Lippen auf den seinen anfühlen?

// Jedenfalls besser als die von Grelle.//, war sich dieser sicher.

Als ihm auffiel in welche Richtung seine Gedanken abschweiften, konnte der Butler nicht verhindern, dass sich ein zarter Rosaschimmer auf seinen Wangen bildete.

Natürlich bemerkte dies der Schnitter, welcher den Teufel nicht für einen Moment aus den Augen gelassen hatte.

Wie es schien, war seinem Basti erst jetzt klar geworden, was der Todesgott schon in der Villa vermutet hatte.
 

„Wie erwartet. Ich sag dir das nur ungern Basti, aber du bist in deinen Herrn verliebt. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.“

„Grelle.“, zischte er warnend. Der Butler hatte keine Lust, sich weiter mit seinem Gegenüber über dieses Thema zu unterhalten, oder gar darüber nachzudenken. Dieses Mal hörte der Todesgott auf die Warnung des Teufels und unterließ diese Art Gespräch. Stattdessen begann Grelle über belanglose Dinge zu plauschen und somit das Thema zu wechseln. Er wollte sein

Date nicht noch mehr verstimmen, und wenigstens ein bisschen dessen Nähe genießen können. Ohne Angst zu haben, gleich von diesem verprügelt zu werden.

Der Butler atmete tief durch um sich zu beruhigen. Er musste dringend das Chaos, welches in ihm herrschte, ordnen. Ganz dringend.

Schweigend blickte Sebastian aus dem Fenster neben sich und beobachtete erneut die vorbei eilenden Menschen.

Er und verliebt in seine Beute?

//Das kann doch nicht wahr sein.//, dachte der rotäugige Butler leicht verzweifelt, und fuhr sich durch sein Haar.
 

Lange hatte der junge Earl Phantomhive seinem Butler und dessen Verabredung, durch sein Bürofenster nachgesehen. Als er sah wie die Kutsche abfuhr, konnte der Junge seine Wut nicht länger verbergen.

Kraftvoll schlug Ciel seine rechte Faust auf seinen Schreibtisch, an welchem er nun saß.

Wieso nur hatte er darauf bestanden, dass Sebastian mit diesem Schnitter ausging?

Warum hatte er seinen Butler nicht anderweitig bestrafen können?

Musste er ihn gleich zu einer Verabredung nötigen?

Ja, er musste.

Als Herr war es seine Pflicht, seinen Diener dessen Grenzen aufzuzeigen. Sebastian hatte diese ganz klar überschritten.

Wäre dessen Bestrafung zu lasch ausgefallen, hätte sein Butler eventuell Verdacht geschöpft.

Er hätte vielleicht bemerkt, wie es in seinem Herrn wirklich aussah.

Am liebsten hätte Ciel Sebastian eine Ohrfeige gegeben. Doch er vermied es dies zu tun, wenn Andere in der Nähe waren.

Er wollte Sebastian nicht dermaßen vor einem Shinigami demütigen. …Auch wenn dieser es verdient gehabt hätte.

Seine Eingeweide brannten wie Feuer und ein unbändiger Zorn brodelte in ihm. Er konnte gar nicht beschreiben was er am liebsten getan hätte, als er Sebastian und Grelle dabei erwischte, wie sie sich küssten.

Der junge Herr war traurig und maßlos enttäuscht gewesen. Als hätte Sebastian ihn hintergangen und sein Vertrauen missbraucht. Ja, so fühlte sich Ciel nun während er hier an seinem Schreibtisch saß.

Niedergeschlagen legte Ciel seinen Kopf auf die Schreibtischplatte.

Ob Sebastian den Kuss genossen hatte?

Hatte er ihm gefallen?

Eigentlich konnte dies nicht der Fall sein. Sonst hätte Sebastian anders reagiert, als Ciel ihm das Angebot mit der Verabredung machte. Sein Butler hätte erfreut sein sollen, doch dem war nicht so gewesen.

Na ja. Was hieß Angebot?

Eigentlich, wenn er ehrlich war, hatte er es den Beiden befohlen.

Ein leichtes Lächeln schlich sich auf seine Lippen als er daran dachte, dass Grelle wohl doch nicht die besten Chancen hatte, den Teufel zu erobern. Ein wenig schadenfreudig war er zugegebenermaßen auch, wenn er an Sebastian dachte.

Allerdings wurmte es ihn, dass der Todesgott nun gleich zwei Erfahrungen mehr hatte als er.

Grelle wusste bereits, wie es sich anfühlte Sebastian zu küssen und er hatte sogar eine Verabredung mit diesem.

Zugegeben, dank Ciels eigener Schuld.

Manchmal hasste er seinen blöden Stolz.
 

„Herrje Ciel, was machst du denn für ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter?“, erklang die leicht erheiterte Stimme Ravens ganz nahe an seinem linken Ohr.

Erschrocken fuhr der junge Herr auf und blickte in zwei schelmisch glitzernde, himmelblaue Augen. Erheitert, dass sie sich erfolgreich anschleichen konnte, grinste sie breit.

„Wie kommst du hier herein?“, erkundigte sich Ciel sichtlich erschrocken.

Sein Herz pochte heftig gegen seine Brust, als ein kleiner Adrenalinschub durch seinen Körper jagte.

Seine Gesprächspartnerin entfernte sich einige Schritte von ihm, und legte ihren Zeigefinger auf ihre Lippen. Geheimnisvoll lächelte sie Ciel an.

„Warum hat Maylene dich nicht angekündigt?“, stellte der junge Earl eine erneute Frage.

„Mit diesen Fragen kommst du bei mir nicht weiter, Ciel. Ich denke, du hast dringendere zu stellen, als die soeben genannten.“

Aufmerksam blickte de Silvers Gesprächspartner sie an.

„Was willst du hier?“, fragte er direkt und ließ sie nicht für einen Moment aus den Augen.

„Ah. Es wird wärmer, mein junger Lord.“, lobte sie den Jungen.

„Verdammt Raven, ich habe keine Lust auf deine Spielchen.“, fauchte er aufgebracht.

„Schade. Wo du doch so ein leidenschaftlicher Spieler bist.“

Warnend und langsam seine Beherrschung verlierend, blitzte er sie mahnend an.

De Silver hob nur ihre Schultern.

„Du bist aber schlecht gelaunt heute.“, stellte sie fest.

„Was du nicht sagst. Fällt dir das auch schon auf?“, spöttelte der schwarzhaarige Junge und verschränkte seine Arme vor der Brust.

Sie seufzte leise und fuhr sich durch ihr blondes, kurzes Haar.

„Ich hatte doch gesagt, dass ich nach dem rechten sehe, sobald dies meine Zeit erlaubt.

Tja, und hier bin ich.“, gab sie Auskunft über ihr Erscheinen.

„Dies hast du ja offenkundig getan. Wo die Türe ist weißt du ja.“, murrte Ciel und sah sie vielsagend an.

Für ihn war dieses Gespräch beendet. Er hatte wichtigeres zu tun, als sich mit Raven auseinanderzusetzen.

Doch da hatte er nicht mit de Silvers Beharrlichkeit gerechnet.

„Vergiss es, Earl. So schnell wirst du mich nicht los. Nicht, ehe ich weiß, was dir für eine Laus über die Leber gelaufen ist.“

Ausdruckslos blickte er die junge Frau an, ehe er sagte: „Ich weiß nicht wovon du redest.“

Ein leises, melodisches Lachen glitt über Ravens Lippen.

„Ich denke ich weiß, warum du so schlechte Laune hast.“ „Ah ja?“ „Ja.“ „Erheitere mich.“

„Du bist eifersüchtig auf Sebastians Verabredung.“

Sprachlos blickte Ciel sie an.

Woher wusste seine Ärztin das nun wieder?

„Da du mir nicht widersprichst, habe ich wohl ins Schwarze getroffen.“, stellte sie fest und blickte den Jungen musternd an.

„Blödsinn.“, sagte Ciel und klang nicht sonderlich glaubhaft.

„Du bist wirklich in diesen Teufel verliebt, hm?“ „Was?“ Raven sah wie Ciel sie zunächst aufgebracht ansah, doch als sie seinen Blick gelassen erwiderte, wandte er diesen ab und blickte aus dem Fenster nach draußen.

//Ertappt.//, dachte sich de Silver. „Woher… weißt du das?“, erklang diese Frage leise und zaghaft.

Ein mildes Lächeln huschte über Ravens Mund.

„Ach, Junge. Ich komme jeden Tag mit Menschen zusammen. Mit der Zeit weißt du bestimmte Dinge einfach.“, erklärte sie schlicht.

Verstehend nickte er.

„Aber ich bin nicht hier, um mich über deinen Butler und dein Liebesleben auszulassen.

Was ihr beide treibt ist eure Privatangelegenheit.“

Bei dieser Formulierung musste Ciel leicht Farbe bekennen.

Als er Raven ansah, erkannte diese einen zarten Rosaschimmer auf den Wangen des Jungen. //Wie süß.//, dachte sie bei sich.

„Wir haben nicht…wir sind nicht…also.“, stotterte Ciel vor sich hin. „Ganz ruhig. Selbst wenn es so wäre, Ciel. Ich hätte vollstes Verständnis. Dein Butler sieht wirklich gut aus.“, meinte Raven beruhigend.

„Wehe du sagst das irgendjemanden.“, drohte Ciel. „Hey, ich bin deine Ärztin und habe eine gewisse Schweigepflicht. Alles, was du mir sagst, wird auch vertraulich behandelt. Ich werde es niemanden sagen. Darauf hast du mein Wort als deine Ärztin.“, versicherte sie ernsthaft und blickte dem jungen Earl fest in die Augen.

„Gut. Danke.“, nuschelte dieser leise.

„Aber wir müssen uns über etwas anderes ganz dringend unterhalten.“, wechselte de Silver nun das Thema und Ciel erkannte an ihrer stimmlichen Tonlage, dass es sich um etwas Ernstes handeln musste.

„Um was geht es?“, erkundigte sich Ciel nun im Geschäftston.

Raven nickte. Wie es schien hatte der Junge den Ernst der Lage begriffen.

Sie hoffte nur, dass sie Ciel mit dem was sie ihm nun sagen würde, nicht allzu sehr traf.

Einfach, da war sich Raven de Silver vollkommen bewusst, würde es nicht für den jungen Earl Ciel Phantomhive werden.

Würde er ihr dennoch glauben und sich an das halten was sie sagte?

Nun, die Zeit würde es zeigen.

Kapitel 5

Kapitel 5
 

Gedankenverloren und mit tieftraurigem, verletztem Blick, sahen die kühlen Meere des Jungen auf die Gräber vor sich.

Lange.

Sehr lange war es nun schon her, dass er hier, an diesem Ort, gewesen war und seinen Eltern die letzte Ehre erwies. Bis zum heutigen Tage war er nur einmal hier gewesen und hatte nach seinen Eltern gerufen. Nur einmal in seinem Leben, hatte er den Privatfriedhof der Familie Phantomhive aufgesucht.

Das war zu jener Zeit gewesen, als der Pakt zwischen ihm und Sebastian ganz frisch geschlossen war. Seit jenem Tag hatte er den Gang hierher, zu den Gräbern, vermieden. Er wusste auch genau warum. Der Junge wurde schmerzlich an seinen Verlust erinnert. An all das, was ihm skrupellose Menschen genommen hatten. Seine Familie, seine geliebten Eltern und die Hoffnung auf eine sorgenlose, heile Zukunft.

Gott, er vermisste sie.

Mit jeder Faser seines noch so jungen Körpers vermisste er seine Eltern.

Ihre Nähe, ihre Stimmen. Aber vor allem dieses Gefühl von Wärme und Zuneigung.

Das Gefühl, geliebt zu werden. Das Gefühl, behütet und beschützt zu werden.

Er sehnte sich nach nichts mehr, als nach etwas Zuneigung und Zärtlichkeit.

Bitter lachte er auf.

Wenn Sebastian wüsste, was er hier dachte, würde ihn der Teufel auslachen.

Denn solche Gedanken passten nicht zu dem Familienoberhaupt der Phantomhives.

Gefühle im Allgemeinen passten nicht zu dem Bild, welches Ciel auf andere projizierte. Er hatte kalt und gefühllos zu sein. Er hatte streng und unerbittlich gegenüber seinen Untergebenen zu sein. Denn Schwäche würde gnadenlos ausgenutzt werden.

Aber…er war doch auch ein Mensch und hatte Gefühle und Bedürfnisse. Es gab doch noch mehr als Arbeit. Mehr, als das Leben als Wachhund.

Trotzdem, dies würde er weder sagen noch verlangen. Denn ein solches Leben war ihm sowieso nicht vergönnt.

Mit wem denn?

Es gab niemanden der ihn verstand, oder ihm seine Bürde abnehmen konnte.

Er hatte auch kein Recht, sich über sein Schicksal zu beklagen. Schließlich war dieses Leben seine eigene Entscheidung gewesen.

Er, Earl Ciel Phantomhive, hatte sich für ein Dasein im Schatten entschieden. Ganz bewusst. Für die Rache an all jenen, welche ihn gedemütigt und ihm sein Leben gestohlen hatten.

Damals hatte er genau gewusst, was auf ihn zukommen würde und hatte es akzeptiert.

Er hatte ein Leben mit Mord und Todschlag billigend in Kauf genommen, um an sein Ziel zu gelangen.

Denn hey, wenn alles vorbei war, hätte Sebastian ihn eh getötet. Er hätte für all seine Taten gezahlt. Ein hoher Preis, gewiss. Aber er hatte nie gezweifelt, nie gewankt in seinen Entscheidungen.

Und nun?

Nun stand er hier. Dreizehnjahre alt und fühlte sich einsam und verlassen.

Bedauerte, dass er niemanden hatte.

Keine Person, welche an seiner Seite war und seine Sehnsucht stillen konnte.

Sanft schüttelte Ciel sein Haupt. Er hasste sich selbst für solche sentimentalen Gedanken.

Noch immer ruhte sein Blick auf den kalten Grabsteinen, unter welchen die Gebeine seiner verstorbenen Eltern lagen.

Längst waren diese den Weg allen Irdischen gegangen. Kurz schweifte sein Blick etwas nach rechts. Auch sein Grab stand hier.

Damals war angenommen worden, dass auch er umgekommen war, und seine Tanten hatten ein Grab für ihn in Auftrag gegeben.

Schon etwas eigenartig und auch recht befremdlich, an seinem eigenen Grab zu stehen und die Inschrift darauf zu lesen. Seinen eigenen Namen auf einem Zeugnis des Todes zu sehen, mutete in der Tat seltsam an.

Auch ihn. Obwohl es doch eigentlich passend war.

Der Junge, welcher sich damals Ciel nannte, war gestorben. Oder besser, etwas tief in seinem Inneren war gestorben. Und wenn alles mit rechten Dingen geschehen wäre, so würde nun auch er nicht mehr leben. Denn dann hätte Sebastian ihn von der Last des Lebens erlöst, in dem er seine Seele fraß.

Nun…soweit war es nicht gekommen. Das Schicksal schien es zu wollen, dass er weiterlebte. Mit seinem Butler, diesem Teufel, an seiner Seite.

Ciel schloss seine Lider für einen Moment. Tief atmete er die frische Luft, welche durch den anhaltenden Regen nass roch, ein. Die Kälte und Nässe der Kleider auf seiner Haut nahm er gar nicht wahr. Ruhig atmete der junge Herr aus und richtete seinen Blick wieder auf die Gräber vor sich.

Es gab noch einen Grund warum er diesen Ort mied.

Die Toten waren tot und kamen auch nicht wieder. Ein Fakt. Egal wie sehr man sich dies auch wünschte oder den Tod um Gnade anflehte. Dieser ließ sich nicht erweichen.

Eigentlich auch ganz gut so. Was brachte es da sich in Trauer und Schmerz zu suhlen?

Zu weinen und mit kaltem Stein auf ebenso kalter, harter Erde zu reden?

Nichts.

Schließlich war ein Grab nicht dazu da die Toten zu ehren, sondern um die Lebenden zu beruhigen, ihnen einen Ort des Trauerns und Erinnerns zu geben.

Ciel lachte bitter auf. Selbst im Angesicht des Todes waren Menschen egoistische Idioten.

Warum also war er hier?

Er gehörte nicht zu den Menschen, welche ihrer Vergangenheit nachtrauerten und schon gar nicht sentimental veranlagt waren.

Dennoch, ein innerer Drang hatte ihn unbewusst zu den Gräbern seiner Eltern geführt. Der junge Herr wusste nicht zu sagen warum.

Vielleicht weil er Trost benötigte? Weil er sich erneut vor Augen führen wollte, aus welchem Grund er sich damals für das Leben entschieden hatte?

Ja…das traf es vielleicht ganz gut.

Er musste sich in Erinnerung rufen, warum er die Einsamkeit in der riesigen Villa ertrug. Denn das war Ciel. So ungern es sich der Junge selbst auch eingestehen mochte. Er fühlte sich oft alleine.

Niemand der ihn liebevoll rief, oder der sich freute ihn zu sehen wenn er heimkehrte.

Ciel fuhr sich durch sein klatschnasses Haar und strich sich die nassen Strähnen, welche ihm ins Gesicht gefallen waren, nach hinten.

Es gab niemanden auf den er sich verlassen oder stützen konnte. Dem er sich uneingeschränkt anvertrauen konnte.

Wie gerne hätte er einen Gefährten an seiner Seite?

Eine Person, bei der er nur Ciel sein konnte.

Nicht der Wachhund der Königin, nicht Earl Phantomhive und schon gar nicht der junge Herr. Sondern nur Ciel.

Einfach nur Ciel. Ja…ein Partner der ihn so liebte und akzeptierte wie er war. Mit all seinen Fehlern und dunklen Geheimnissen. Jemanden, der nicht auf sein Geld oder seinen Adelstitel aus war. Eine Person, die wirklich ihn sah.

//Lizzy.//, dachte Ciel mit einem Mal und ein sanftes, warmes Lächeln umspielte seine Lippen. Ja, seine Verlobte war gewiss solch eine Person, wie er sie sich ersehnte.
 

Mit verschränkten Armen und zusammengekniffenen Augen, maß de Silver den jungen Earl ganz genau. Sie vermochte nicht zu sagen woran es lag, aber der Junge wirkte verloren und einsam, wie er so bei den Gräbern seiner Eltern stand. Stumm, reglos. Wie ein in Stein gehauener, gefallener Engel. Die zarte Gestalt, die stumme Trauer und Verletztheit.

Es brach der blonden Ärztin fast das Herz, Ciel so zu sehen. Sie stand nur am Rande des Friedhofes und verhielt sich ruhig. Sie war sich sicher, dass Ciel sie nicht bemerkt hatte. Wenn dem so wäre hätte sie ihn gewiss nur in Verlegenheit gebracht. Raven wusste doch längst, dass der junge Herr es hasste sich verletzlich und menschlich zu zeigen.

Sacht schüttelte sie ihr Haupt. Dass der Junge so durch den Wind war hatte sie zu verschulden. Dessen war sie sich bewusst.

Aber sie hatte es ihm sagen müssen. Es war wichtig gewesen, dass es der junge Lord erfuhr.

//Oh Butler, beeil dich bitte.//, dachte die junge Ärztin, als sie sich umwand und dem Friedhof den Rücken zuwandte.
 

Es wurde bereits dunkel und der Himmel hatte nicht aufgehört seine Schleusen zu öffnen. Der feine Nieselregen hatte sich in einen heftigen Platzregen verwandelt, als Sebastian endlich auf dem Anwesen eintraf.

Er wirkte alles andere als glücklich. Dieser verdammte Bastard von einem Schnitter hatte ihm wirklich den letzten Nerv geraubt. Sebastian war noch nie so erleichtert gewesen, als sich der Tag dem Ende neigte und er endlich verschwinden durfte. Dann auch noch dieses Gerede des rothaarigen Schnitters. Der Butler schüttelte heftig seinen Kopf. Wie konnte man nur so dumm sein?

Und wie konnte er sich auch noch belabern lassen?

Als ob er Ciel wirklich zugetan wäre. Wenn er die Change je bekommen sollte, dann würde er dem Jungen die Seele nehmen. Und sei es nur um Grelles Behauptungen zu widerlegen!
 

„Du bist spät, Butler.“, begrüßte ihn die kühle Stimme von Raven, als er sich der Villa näherte. Verwundert blickte er in die himmelblauen Augen der jungen Ärztin.

Sofort machte sich eine unerklärliche Sorge in Sebastian breit.

Was tat de Silver hier Draußen bei diesem Wetter? Sollte Ciel etwa etwas geschehen sein, während er mit Grelle seine Zeit verplempert hatte?

Das würde er sich nie verzeihen. Er musste es einfach in Erfahrung bringen.

„Was macht Ihr hier? Ist etwas nicht in Ordnung mit meinem jungen Herrn?“, fragte er sofort besorgt nach.
 

Eine von de Silvers Augenbrauen zog sich nach oben. Nach wie vor überraschte sie die immense Sorge des Butlers, um dessen Vertragspartner. Seicht schüttelte sie ihr Haupt. Konnte es sein, dass der Teufel noch nicht bemerkt hatte… //Oh, das wäre dann wirklich interessant.//, wie sie fand. Jetzt jedoch sollte sie Sebastian von seiner Ungewissheit befreien, ehe dieser noch Blödsinn machte.
 

„Nein, alles okay. Ich war nur gerade in der Nähe und habe nach dem Rechten gesehen. Ciel geht es gut.“, beschwichtigte de Silver den Butler, welcher Augenblicklich erleichtert dreinblickte.

„Allerdings, wo wir gerade beim Thema sind, Sebastian.“, hob de Silver ihre Stimme erneut an. Sofort hatte sie die ungeteilte Aufmerksamkeit des Teufels auf sich gezogen.

„Ich rate dir dringend, davon abzusehen, dem Jungen seine Seele zu nehmen. Ich bin nur eine Ärztin, Teufel. Ich kann ihn nicht reanimieren oder ins Leben zurückbringen, solltest du ihm diese nehmen.“, warnte Raven und sah dem Butler kalt in dessen rote Rubine.
 

Herablassend und spöttisch blickte der Angesprochene die junge Frau vor sich an. Was dachte sie sich eigentlich? Was fiel ihr ein ihn zu warnen? Wenn er die Seele des Jungen haben wollte, dann würde er sie sich auch nehmen! Da würde er niemanden danach fragen.
 

„Das ist mir durchaus bewusst. Ihr könnt beruhigt sein, Fräulein de Silver. Ich habe nicht vor dem Jungen, in absehbarer Zeit, die Seele zu nehmen.“, versicherte Sebastian ihr ernst. //Ich kann es ja auch nicht. Leider.//, setzte er gedanklich hinzu.

Sofort verfinsterte sich Ravens Blick. //Als habe sie meine Gedanken gelesen.//, dachte Sebastian. //Blödsinn. Das ist unmöglich.//, tat der Butler seine Überlegungen ab.
 

Raven blitzte ihn zornig an. Sie wusste in welche Richtung Sebastians Gedanken abgedriftet waren. Wie es schien hielt sich der Teufel für einen begnadeten Schauspieler. Aber für jemanden wie sie, war der Teufel so gut zu lesen wie ein offenes Buch. Dennoch bemühte sich de Silver ihrer Stimme einen ruhigen Klang zu verleihen, als sie erneut zum Sprechen ansetzte.
 

„Dein Herr macht mir Sorgen, Sebastian.“ „Inwiefern?“, erkundigte sich dieser prompt und ließ seine Gesprächspartnerin nicht aus den Augen. „Nun, er lässt sich nass regnen und will partout nicht auf mich hören. Sei doch so gut und hole ihn, ja?“ Verwirrt blickte Sebastian Raven an. Was bitte tat sein Herr?

„Wo ist er?“ Feixend blickte ihm ein Augenpaar entgegen. „Wer von uns ist denn der Teufel, hm? Ich dachte du wüsstest immer, wo sich deine Beute befindet?“, fragte Raven.

Leise knurrte der Butler und bemühte sich ruhig zu bleiben.

Sie hatte ja recht. Wenn er wollte konnte er Ciel mit Leichtigkeit finden. Für einen Moment hatte er vergessen, dass de Silver ja wusste, was es mit dem Vertrag, zwischen ihm und dem jungen Herrn, auf sich hatte. Er brauchte sich nicht vor ihr verstellen. An diese Tatsache musste sich der Teufel erst mal gewöhnen. Schelmisch glitzerndes Himmelblau sah in aufgewühltes Rubinrot. Sebastian gewann allmählich den Eindruck, dass de Silver ihn auf den Arm nehmen wollte.

„Doktor…“ ,setzte er genervt an, als Raven ihm zuzwinkerte und seine Annahme somit bestätigte. „Verzeih, du sahst so aus als könntest du einen kleinen Scherz gut vertragen. Dein Date war wohl nicht sonderlich toll, hm?“ „Woher…?“ Begann dieser überrascht, doch de Silver lachte nur erheitert. „Ein anderes Mal.“, sagte sie leise.

Die Blondine tat ihm nun den Gefallen, streckte ihren linken Arm aus und deutete nach Westen. „Ciel ist dahinten.“, meinte sie monoton.

Sebastian folgte der Geste mit seinen Augen. //Unmöglich.//, dachte sich dieser und setzte sich langsam, in die ihm gewiesene Richtung, in Bewegung.

Kopfschüttelnd sah Raven dem Teufel von einem Butler hinterher. Sie war sich sicher, dass Sebastian es schaffte, seinen Herrn zur Vernunft zu bringen. //Er hat es wirklich noch nicht bemerkt.//, dachte sie sich. //Ich bin sehr auf deine Reaktion gespannt, Butler. Ob du dir meine Warnung wohl zu Herzen nehmen wirst? Was wirst du tun, wenn du es bemerkst?//, überlegte de Silver und lachte kalt und freudlos auf. Eine eisige Windböe fegte über das weitläufige Anwesen der Phantomhives hinweg und als sich diese legte, lagen nur noch einige abgestorbene Blätter an der Stelle, an welcher de Silver noch vor Sekunden gestanden hatte.
 

Zögernd lief Sebastian auf seinen Herrn zu. Was tat der Junge bei den Gräbern seiner Eltern?

Etwa trauern? Welch absurder Gedanke! Dafür war Ciel nun wirklich nicht der Typ. In all der Zeit, in der er nun schon in den Diensten seines Herrn stand, hatte er erst einmal erlebt, dass der Junge nach seinen Eltern rief und bei dessen Gräbern war. Sebastian legte seine Stirn in leichte Falten und überlegte. Das musste zu jener Zeit gewesen sein, kurz nachdem er Ciel als seinen Vertragspartner akzeptiert hatte. Seit jenem Tag, blieb sein junger Herr diesem Ort fern und verzichtete darauf, seine Eltern zu rufen.

Und Sebastian musste es wissen. Er war oft in der Nacht wach und machte einen Rundgang durch die Villa. Sein Herr mochte ja schlecht schlafen, zumindest gelegentlich, aber er rief nie nach seinen Eltern. Nie.

Warum also war er jetzt an diesem Ort?

Der Junge stand einfach nur da, in strömendem Regen und blickte stumm auf die Gräber vor sich. Kurz blieb Sebastian stehen und nahm sich die Zeit, den Jungen in Augenschein zu nehmen. Wie erwartet weinte dieser nicht. Doch deutlich konnte Sebastian die stille Trauer des Jungen fühlen, wenn er sich auf diesen konzentrierte. Trauer also. Zeigte sein Herr etwa Schwäche vor ihm?

Nein. Wie es schien hatte Ciel noch gar nicht mitbekommen, dass er leicht versetzt neben ihm stand und ihn betrachtete.

Und aus irgendeinem Grund fühlte Sebastian den starken Drang in sich, den Jungen zu umarmen und ihm zu versichern, dass alles in Ordnung war. Dass er in Sicherheit war. Nur mit äußerster Mühe widerstand der Teufel diesem inneren Impuls und wunderte sich mal wieder über sich selbst.

Wie der Junge so dastand, so still und andächtig, machte er einen ungeheuer verlorenen Eindruck auf den Teufel. Ja, fast Schutzbedürftig.

Sebastian fuhr zusammen.

Das hatte er doch nicht wirklich gedacht, oder?

Schutzbedürftig! Und er hätte ihm gerne diesen Schutz zukommen lassen. Das spürte der Butler tief in sich. Er wollte den Jungen neben sich unter allen Umständen schützen.

Leicht bewegte er sein Haupt. So etwas sollte er als Teufel nicht mal denken!

Je schwächer und angreifbarer ein Mensch war, desto leichter hatte er es doch, die Seele desjenigen zu rauben.

Nun, er gestand sich ein ,dass Ciel weder schwach, noch sonderlich angreifbar war. Hölle, in seinem Herrn hatte er einen, wider erwarten, starken Vertragspartner gefunden. Einen Menschen, welcher es verdiente, dass er, ein Teufel, ihn Herr nannte. Ja, sein Herr hatte es geschafft, dass er ihn, trotz dessen er ein schwacher Mensch war, respektierte. Ihm Achtung entgegen brachte und einen gewissen Stolz in ihm auslöste, wenn er Ciel als seinen Herrn bezeichnen durfte. Kein anderer Teufel hatte so einen perfekten Partner an seiner Seite. Und auch Sebastian traf so einen Menschen das erste Mal in seinem langen Leben.

Dennoch…Ciel war sterblich.

Ein Mensch. Seine Beute.

Und als solcher hatte er auch eine schutzbefohlene, eine verletzliche Seite.

Ja, sein junger Herr vermochte es meisterhaft diese zu verbergen. Selbst vor ihm.

Selten.

Sehr selten ließ es Ciel zu, das Sebastian einen Blick auf die andere Seite seines Herrn erhaschen konnte. Wenn dies wirklich geschah, dann beeilte sich der Junge stets, diese wieder zu verbergen. Meist dauerte es nur wenige Augenblicke und die Maske aus Kälte und Ablehnung saß wieder perfekt.

„Bewundernswert.“ ,wie Sebastian anerkannte.

Und verständlich.

Welcher Mensch zeigte einem Teufel gegenüber schon gerne Schwäche?

Keiner. Das galt auch für Ciel. Eine gute Einstellung.

Denn Sebastian rieb seinem Herrn nur allzu gerne dessen Schwäche unter die Nase. Meist, in dem er den Jungen ganz offen auf diese Ansprach. Der Butler konnte ein amüsiertes Grinsen nicht unterdrücken, wenn er daran dachte, wie er den Jungen manchmal zur Weißglut brachte.

Doch, Ciel gestattete ihm schon einige Freiheiten.

Trotzdem, er wollte für Ciel da sein, wenn dieser ihn brauchte. Wirklich, für einen Teufel war er eine echte Schande.

Aber…das machte ihm von Mal zu Mal weniger aus.

Sein Ziel, sein Bestreben bezüglich des Jungen, hatte sich geändert.
 

„Herr. Ihr seid völlig durchnässt und ausgekühlt. Ihr solltet Euch nach drinnen begeben, ehe Ihr erneut erkrankt.“, sprach Sebastian seinen Herrn leise an. Der Butler seufzte genervt. Da machte er sich Sorgen um den Bengel und er wurde ignoriert.

//Wundervoll.//, dachte er sarkastisch. „Herr.“, kam es nun etwas bestimmter vom Butler, als der Junge nicht reagierte. Hatte dieser ihn nicht verstanden?

Dabei stand er nur eine Armeslänge von seinem Herrn entfernt. Ciel musste ihn gehört haben.

War der Junge etwa so in Gedanken?

Und dann drehte sich Ciel langsam zu Sebastian um und sah ihm wortlos entgegen. Der Butler wusste nicht zu sagen, woran es lag, aber dieser Blick aus den dunkelblauen Meeren des Jungen, behagte dem Teufel ganz und gar nicht. Aus kalten, glanzlosen Augen, sah sein junger Herr ihn ausdruckslos an.

In diesem Moment sah der Teufel so deutlich, wie seit einer Ewigkeit nicht mehr, die Verzweiflung und Einsamkeit in diesen wunderschönen, betörenden Augen. Wie gerne wäre Sebastian derjenige, der diese dunklen, leer wirkenden Meere, wieder mit Leben füllen würde, um diese wieder zum Strahlen zu bringen. Nur zu gerne wäre er das Licht für seinen jungen Herrn, welcher ihn aus der Finsternis führte.

Welch abwegige Gedanken. Er als Teufel, ein Wesen der Dunkelheit, welches sich an den Schmerz anderer ergötzte, wollte der Rettungsanker für einen Menschen sein. Sebastian schüttelte sein Haupt. „Daran ist allein nur Grelles dämliches Gerede schuld.“, zischte er leise.
 

Leicht fragend blickte der junge Herr seinen Diener an. „Kann es sein, dass du es noch nicht bemerkt hast?“, durchbrach seine ruhige Frage das monotone Trommeln des Regens. Sofort als er Ciels Stimme vernahm, richtete sich seine Aufmerksamkeit auf den Jungen. Was meinte sein Herr?

Was sollte er… „Oh, unerwartet.“, hauchte er leise und seine Augen weiteten sich überrascht.

Das wunderschöne Rubinrot wechselte sofort zu einem leuchtenden, dämonischen Violett. Nicht für den Bruchteil einer Sekunde wandte der Teufel seinen Blick von dem Jungen vor sich ab, während er langsam die letzte Distanz zwischen sich und seinem Herrn überwand. Sebastian konnte einfach nicht anders, als seinen jungen Herrn anzustarren.

Er verspürte ein ungeheuerliches Glücksgefühl, als er sich seiner Situation bewusst wurde. Eigentlich hatte er nicht mehr geglaubt, dass sich sein Wunsch noch erfüllen würde. Doch sein Herr überraschte ihn immer wieder aufs Neue.

Wahrlich. Dies hier gefiel dem Butler außerordentlich gut.
 

„Du hast es also endlich bemerkt.“, hauchte Ciel als er den verzückten Blick seines Butlers erkannte. Dieser nickte einfach nur stumm, während er nun genau vor diesem stand. Ein leicht trauriges Lächeln umspielte für Sekunden Ciels Lippen, ehe er sich wieder zusammenriss. Dies war nicht der Zeitpunkt um seinen Butler trauernd anzublicken. Er hatte stark zu sein!

„Nun, besser spät als nie, würde ich sagen. Was meinst du Sebastian? Willst du dir nun endlich nehmen, was du schon solange begehrt hast?“, erklang die kühl gestellte Frage des Jungen, und blickte seinem Butler auffordernd entgegen. „Willst du deinen Lohn einfordern?“
 

Sofort richtete sich der Blick des Teufels auf Ciels Gesicht, und versank fast in den beiden ungleichen Augen seines hübschen Herrn.

Einfordern was er begehrte?

Hölle, der Junge hatte keine Ahnung wie sehr er hier mit sich rang. Denn nun, wo er diese Versuchung vor sich hatte, fiel es ihm doch schwer zu widerstehen. Er konnte endlich alles haben was er so sehr wollte. Wirklich alles!

„Ihr könnt nicht ermessen was Ihr da gerade sagt.“, hauchte der Butler, bemüht um Selbstkontrolle und wischte dem Jungen eine Strähne des weichen, schwarzen Haares aus dem Gesicht. „Sebastian?“
 

Der Teufel hörte, dass diese Frage leicht verunsichert klang.

Diese Reaktion war wirklich sehr selten und brachte den Teufel dazu leicht überheblich zu lächeln.

Er sah jedoch die Entschlossenheit seines Herrn. Der Junge meinte sein Angebot durchaus ernst. Das erkannte der Butler sofort.

Ciel war, in Anbetracht dieser Situation, erstaunlich ruhig und gelassen. Nicht im Geringsten konnte der Teufel Angst oder Unsicherheit bei seiner Beute feststellen.

Wirklich selten.

Nicht wenige seiner ehemaligen Opfer schrien, oder beknieten ihn um ihr kümmerliches Leben.

Ciel jedoch tat nichts dergleichen. Er hatte sein Schicksal schon vor langer Zeit akzeptiert und dachte wohl wirklich nicht daran, sich gegebenenfalls zu wehren. Nicht, dass es ihm etwas genützt hätte…aber dennoch.

Fast bedauerte Sebastian, dass es so leicht gehen würde. Er liebte es angefleht zu werden, nur um dann gnadenlos zuzuschlagen. Und auch kein Vorwurf war in der Stimme des Jungen zu erkennen gewesen. Es war gerade so, als spräche dieser über das Wetter, und nicht über sein bevorstehendes Ende. Wüsste er es nicht besser würde er fast glauben, dass sein junger Herr ihm gegenüber verständnisvoll und, in einem gewissen Maße, erleichtert wirkte. Warum?

Wollte sein Herr etwa sterben?
 

„Was ist los, Sebastian? Worauf wartest du noch?“, erklang es nun wieder selbstsicher von Ciel. Kühl lächelte der junge Herr und sah seinen Diener nun herausfordernd an. Geradeso, als würde er ein äußerst interessantes Spiel mit seinem Butler spielen und nicht diesen auffordern, ihn zu ermorden.

„Du hast nicht viel Zeit, Butler. Der Schutz meiner Seele, welcher diese vor dir abschirmt, wird nicht ewig inaktiv sein. Du hast nur noch wenige Momente, ehe sich der magische Bann wieder aufbaut. Danach kannst du nicht mehr an meine Seele gelangen. Egal wie sehr du dies auch willst, Sebastian.“ „Wollt Ihr sterben, Herr?“, fragte Sebastian angespannt nach.
 

Seine Stimme war dunkler und gepresster als sonst.

Oh, Hölle. Er wollte diese Seele!

Er konnte sein Verlangen, sein Begehren, kaum noch verbergen. Er wollte sie.

Hier und jetzt!

Dies blieb Ciel, welcher Sebastian sehr gut kannte, natürlich nicht verborgen. Er hob vorsichtig seine rechte Hand und legte diese an Sebastians Wange. Sacht strich er mit seinem Daumen über die blasse Wange seines Butlers und fuhr sanft dessen Konturen nach.

„Wer weiß?“, hauchte er leise, ehe er seine Hand wieder sinken ließ.

Irritiert sah Sebastian auf seinen Herrn herab.

Was war das denn jetzt gewesen?

„Ich habe vollstes Verständnis für dich und deine Situation, Sebastian. Ich habe dieses Szenario oft durchgespielt. Mir oft überlegt, was wäre wenn.“

Er hob seine Schultern. „Nun, hol dir endlich deinen Lohn. Er steht dir zu, Teufel. Das ist ein Befehl!“, erklangen die letzten Worte des Jungen barsch und völlig emotionslos. Ein Schauer lief Sebastian über seinen Rücken. Ein angenehmer Schauer. Denn es war ein Tötungsbefehl gewesen. Er liebte es, wenn Ciel so war. Ihm in diesem Ton einen Befehl gab. „Yes, my Lord. “, kam es auch ohne zu zögern von dem Teufel.

Ein dämonisches Lächeln stahl sich auf seine Lippen, ehe er zum Todesstoß ansetzte.

In wenigen Augenblicken war es soweit! Er würde die Brust seines Herrn mit der Hand durchstoßen, ihn so töten und endlich die Seele erhalten.

In wenigen Sekunden wäre er frei! Die Seele des Jungen würde endlich ihm gehören.

Das wurde aber auch Zeit! Er konnte seine Gier, seinen Blutdurst und seinen Hunger endlich stillen.
 

Unbeirrt sah Ciel zu, wie Sebastian den tödlichen Schlag auf ihn ausführte. Nicht für einen Moment würde er seinen Blick, von seinem Butler, abwenden. Er wollte seinem Mörder in die Augen blicken. Sebastian sollte sehen, wie das Leben aus ihm wich. Der Teufel sollte wissen, dass er aufrecht und stolz starb.

Natürlich hatte Ciel Angst. Angst um sein Leben. Irgendwo hatte dies wohl wirklich jeder Mensch. Er bildete da keine Ausnahme.

Allerdings, würde er dies Sebastian nicht spüren lassen. Denn ihm war durchaus klar, dass sein Butler genau auf so etwas hoffte. Ein Teufel war eine wilde Bestie. Sie gierte nach ihrer Beute, stellte ihr erbarmungslos nach und je mehr sich das Opfer wehrte, desto spaßiger fand der Teufel dies. Und Ciel war zu sehr Egoist, als dass er seinem Diener diesen kleinen Spaß gönnte.
 

Diesen Umstand, dass Ciel nicht vorhatte seine Augen zuschließen, bemerkte der Butler nur noch am Rande. Viel zu sehr war er berauscht von der Vorstellung, gleich das warme Blut des Jungen auf seinen Händen zu fühlen und ihm die Seele aus dem Körper zu reißen.

//Gleich gehört sie mir“.//, dachte der Teufel und leckte sich voller Freude über die Lippen. Seine Hand bewegte sich sehr schnell auf Ciel zu, es trennte ihn nur noch Zentimeter von der Brust des Jungen.

„Du wirst Ciel töten. Er wird nicht mehr zu dir zurückkehren, wenn du tust was du vorhast.“, wisperte es leise und eindringlich in Sebastians Gedanken.

Ein entsetztes Keuchen floh über seine Lippen, als ihm die Tragweite dieser Worte bewusst wurde.

Nur wenige Millimeter bevor der Butler Ciels Brust durchstoßen konnte, stoppte er seinen Angriff.

Schwer atmend, wegen dieser Meisterleistung an Selbstbeherrschung, sackte Sebastian in die Knie und legte seine rechte Hand flach auf die Brust seines jungen Herrn. Der Teufel in seinem Inneren heulte auf, weil Sebastian es wagte ihn zu betrügen, doch der Butler verdrängte dieses Geheul so gut es ihm möglich war.

Er wollte die Seele des Bengels. Oh und wie er sie wollte.

Aber nicht zu diesem Preis. Nicht wenn Ciel sterben musste.

„Nein.“, hauchte er angestrengt. Er konnte es einfach nicht. Er wollte den Jungen nicht tot sehen. Und wenn der Preis dafür war auf diese schmackhafte Seele zu verzichten, dann würde er es.
 

„…Sebastian…warum nicht?“, kam es ungläubig von Ciel. Er hatte doch so sehr mit seinem Tod gerechnet. Der Angesprochene hob vorsichtig seinen Blick. Dadurch, dass er vor diesem kniete, befand er sich mit Ciel auf Augenhöhe. Wenn der Blick des Jungen vorhin noch Verständnis ausgedrückt hatte, so spiegelten sich nun in den dunkelblauen Meeren Verwunderung und Unglaube. „Das war deine letzte Chance, Sebastian.“, sagte Ciel kalt und der Teufel spürte, wie die Seele erneut gesichert wurde.

//Sei’s drum.//, dachte sich der Butler und strich gedankenverloren, sanft über Ciels Brust. „Ich will Eure Seele nicht, solange wie der Vertrag zwischen uns nicht erfüllt ist.“, erklärte sich der Butler bestimmt und erhob sich langsam. „Und das, junger Herr, ist nicht der Fall. Ich gedenke nicht unseren Vertrag zu brechen. Das wäre gegen meine Ästhetik, wie Ihr wisst. Ich werde schon einen Weg finden, sie mir später zu holen.“

Stumm hatte der Junge ihm aufmerksam zugehört. Das eben gehörte musste Ciel erst mal sacken lassen. „Idiot.“, murmelte er leise. „Wie meinen?“ Ciel spürte den leichten Anflug von Ärger in sich aufsteigen.
 

„Der Vertrag zwischen uns ist längst erfüllt, Sebastian. Zumindest von deiner Seite aus. Das weißt du doch auch. Also, warum weigerst du dich, dir deinen Lohn zu nehmen?“, verlangte Ciel nun zu wissen und blickte seinen Butler herausfordernd an. „Der Vertrag, junger Herr, hat weiterhin Bestand zwischen uns. Wie Ihr wohl mit einem Blick in einen Spiegel bemerken dürftet. Er mag abgewandelt sein, aber dennoch besitzt er Gültigkeit. Und ein Punkt besagt, dass ich Euch, solange der Vertrag existiert, am Leben lassen und dieses erhalten muss.

Also, werde ich Euch keinerlei Schaden zufügen, mein junger Herr.“

Knurrend wandte sich der Junge ab.

„Komm ja nie wieder zu mir angeheult, weil du meine Seele nicht bekommen kannst. Deine letzte Change hast du verspielt.“, fauchte Ciel.

Sebastian lachte dunkel auf.

„Ihr ärgert Euch doch nur, weil Ihr Euer kleines, zugegeben, durchtriebenes Spiel verloren habt, Herr. Ich gestehe, Euer Plan war gut. Es hätte wirklich nicht viel gefehlt und ich wäre Euch in die Falle gegangen.“, gestand Sebastian und lächelte teuflisch.

Ciel sah ihn kurz über seine Schulter hinweg an, ehe sich ein verschlagener Ausdruck auf seine Züge stahl. „Verdammt. Wegen dir habe ich meine Wette mit Raven verloren.“

„Oh, wie bedauerlich für Euch.“, erwiderte Sebastian und funkelte Ciel amüsiert an.

„Sie meinte, du würdest dir deinen Lohn nicht nehmen, wenn du die Chance hättest. Ich hielt dagegen. Ab wann wusstest du, dass da was faul ist?“, fragte Ciel nun interessiert und maß seinen Butler kühl.
 

Er hatte nicht alles riskiert um seinen Butler einem kleinen Test zu unterziehen, nur um jetzt, wo er verloren hatte, unwissend das Feld zu räumen. Zugegeben, nicht alles war gespielt. Jede seiner Emotionen war echt gewesen. Zwischenzeitlich hatte er sein Spiel sogar völlig vergessen. Wenn Sebastian ihn getötet hätte, nun, hätte er es hinter sich gehabt.

Sorgfältig überlegte sich der Butler was er sagte und legte sich dementsprechend seine Worte zurecht.
 

„Hm, nachdem ich Euch gefragt hatte ob Ihr sterben wollt. Eure Reaktion war so anders als ich es vermutet hätte. Das kam mir seltsam vor. Es passte nicht zu Euch, Herr. …War das noch Teil der Bestrafung von Euch, weil Grelle mich geküsst hat?“, erkundigte sich Sebastian und Ciel drehte sich, betont langsam, zu seinem Butler um.

„ Also hat wirklich er dich geküsst und nicht du ihn.“, stellte Ciel nüchtern fest.

„Ist das wichtig?“, erkundigte sich der Butler lauernd. „Ts, nein.“, der Junge seufzte.

„Nun, junger Herr, nach diesem interessanten Spiel schlage ich vor, dass Ihr endlich zur Villa zurückkehrt. Nicht das Ihr erkrankt. Ich mache Euch dann ein heißes Bad fertig.“ Kurz schwiegen sie sich an, ehe sich Ciel in Bewegung setzte.

„Bestanden.“, sagte er leise und Sebastian grinste noch etwas breiter. Es bedurfte schon etwas mehr, um ihn hereinzulegen. Auch wenn Ciel sehr nahe dran war. Denn, um ehrlich zu sein, dass dieser mit ihm spielte, hatte er erst erkannt, als er seinen Angriff abgebrochen hatte.

Kapitel 6
 

Ciel seufzte wohlig auf, als das warme Wasser seine Haut berührte. Er hatte gar nicht mitbekommen wie durchgefroren er war.

Eigenartig.

War er denn wirklich so sehr in Gedanken gewesen?

Nun gut, ihn hatte so einiges zum Grübeln gebracht.

Unter anderem das Gespräch mit Raven und die damit einher gegangene Wette zwischen ihnen. De Silver hatte sofort gesagt, dass Sebastian zwar in Versuchung geraten, aber seine Seele nicht anrühren würde.

Er hatte diese Behauptung lachend zurückgewiesen. Gesagt, dass sie seinen Butler schlecht kenne. Schließlich war es dessen einziges Bestreben an seine Seele zu gelangen und diese zu verspeisen. Daraufhin schlug die junge Ärztin ihm die Wette vor. Siegessicher hatte Ciel zugesagt.

Und siehe da, wie sich herausstellte, schien der junge Earl seinen Butler nicht zu kennen. Denn zu seiner Verwunderung hatte Sebastian sich in Verzicht geübt.

Ciel hatte genau gesehen wie schwer seinem Butler diese Entscheidung gefallen war. Nur Hauchzart war er erneut an seinem sicheren Tod vorbeigeschrammt.

Warum verschonte der Teufel ihn?

So eine Gelegenheit kam nie wieder! Es hätte dem Jungen nichts ausgemacht zu sterben. Dazu war er bereit gewesen. Alles was er gewollt hatte war den Vertrag zu erfüllen. Aber wie es schien entschied Sebastian wann er sterben sollte. Beinahe war es so, als wolle der Teufel noch etwas mit ihm spielen, ehe er ihn tötete. Wie eine seiner heißgeliebten Katzen.

Oder hing der Teufel plötzlich an ihm?

Bei diesem abwegigen Gedanken hätte Ciel fast laut losgelacht. Doch nicht Sebastian! Sein Diener genoss es einfach nur, Ciels Leben in seinen Händen zu halten und ihn zappeln zu sehen.

Ganz die Bestie, die er eigentlich war und hinter seiner menschlichen Fassade verbarg. Gelegentlich, wenn nicht gar immer öfter, vergaß der junge Herr, was sein Butler eigentlich wirklich war. Für ihn war er einfach Sebastian. Sein Butler und Auftragskiller in einer Person. Sein Vertrauter.

Jedoch ließ Sebastian diese Tatsache nicht durchgehen. Er sorgte nur zu gerne dafür, dass sein Herr nicht vergaß womit dieser es eigentlich zu tun hatte. Allzu gerne demonstrierte der Rotäugige was er war, welche Fähigkeiten er inne hatte und was er zu tun vermochte. Ciel hatte erst vorhin einen erneuten Blick auf die andere, die teuflische Seite seines Butlers erhaschen können.

Trotz dessen, dass er in diesem Moment Angst um sein Leben hatte, konnte er sich nicht gegen den Gedanken wehren, dass sein Butler in all seiner Grausamkeit wirklich schön war. Ciel bedeckte seine Augen mit der Hand.

//Ich bin ihm wirklich verfallen.//, dachte sich dieser und ein wehmütiges Lächeln huschte über seine Lippen. Wie weh es doch tat sich in ein Wesen zu verlieben, das diese Emotion als typisch menschliches Laster ansah. Das nicht fähig war, Liebe zu spüren oder einem anderen zu schenken.
 

„Hey, lässt du mich wirklich nur wegen deiner Ästhetik am leben?“, fragte Ciel seinen Butler unvermittelt und blickte diesen fest an. Als er jedoch den ungläubigen Ausdruck in dem Gesicht seines Butlers sah, wurde ihm schlagartig bewusst, welche Frage ihm gerade entschlüpft war.

Er biss sich auf die Lippen. Diese Frage hatte er seinem Vertrauten eigentlich nicht stellen wollen. Nun jedoch war es zu spät. Er konnte seine Worte nicht zurücknehmen.

Wollte er das eigentlich? Um ehrlich zu sein hätte er schon gerne eine Antwort auf seine Frage gehabt. Er wollte wissen, welches perfide Spiel sein Diener mit ihm spielte. Warum der Teufel ihn am Leben ließ, obwohl dieser nichts davon hatte. Denn, dass Sebastian dies nur wegen seiner Ästhetik tat, wollte und konnte der junge Herr nicht recht glauben. Wusste er doch, dass nicht alle Teufel so regeltreu waren wie sein Butler. Dass diese nur zu gerne ihre Vertragspartner töteten, wenn sich die Gelegenheit bot. Das hatte Raven ihm selbst in seinem Büro erzählt.
 

Mit aufmerksamem Blick taxierte der Butler seinen Herrn. Was bewog den Jungen dazu, solch eine Frage zu stellen? Hatte er sein Anliegen nicht klargemacht? Eine Augenbraue des teuflisch guten Butlers wanderte nach oben. Wie es schien war Ciel wohl von seiner eigenen Frage überrascht gewesen. Zumindest ging er davon aus, als er das Verhalten des Jungen vor sich bemerkte. Ob er seinem neugierigen, jungen Herrn wohl eine passende Antwort geben sollte? Ein überhebliches Lächeln umspielte seine feinen Lippen. Er könnte sich ja einen kleinen Spaß mit dem Jungen gönnen.

Ungeduldig sah sein Herr ihn an. Für einige Minuten schwieg der Diener einfach und sah Ciel unverwandt an, ehe er seine dunkle und dennoch so sanfte Stimme erhob.
 

„Sollte ich einen anderen Grund haben?“, entgegnete Sebastian und sah ihn fragend an.
 

Oh, er hätte es wissen müssen! Als ob sein Butler es ihm so einfach machen würde. „Verdammt, musst du denn immer mit einer Gegenfrage antworten? Ob du einen anderen Grund hast, will ich doch von dir wissen. Wenn du es nicht weißt Sebastian, wer dann?“, fauchte Ciel genervt. Auf den Lippen des Teufels erschien ein leichtes Lächeln. „Hm, habe ich noch einen Grund, Euch am leben zu lassen?“, fragte er laut und nahm eine nachdenkliche Pose ein. „Warum wollt Ihr das wissen?“ „Och ich weiß auch nicht. Vielleicht weil es nur um mein Leben geht.“, erinnerte ihn Ciel kühl und sah seinen Butler warnend an. Er ging zwar auf dessen Spielchen ein, doch nur solange wie er noch keine Antwort erhalten hatte. „Ah richtig. Jetzt wo Ihr es erwähnt.“ Gedanklich hatte Ciel seinen Butler bereits tausend Tode sterben lassen. „In der Tat gibt es noch einen Grund, warum Ihr lebt.“, gestand dieser mit ernster Miene. Damit Sebastian weiter sprach sah Ciel ihn auffordernd an.

„Wollt Ihr diesen wirklich wissen, Herr?“, erklang die dunkle Stimme des Teufels und musterte Ciel ganz genau. „Jetzt mach dich nicht wichtig und rede endlich.“, erwiderte dieser und sah seinen Butler aufmerksam an. Was würde Sebastian wohl sagen? Welchen Grund hatte er Ciel am Leben zu lassen?

Ja, der junge Earl gab es zu. Sein Butler hatte seine Neugierde geweckt.
 

Mit einer schnellen und geschmeidigen Bewegung beugte sich Sebastian zu Ciel hinab und umfasste, mit seiner linken Hand, das Kinn seines Herrn. Sanft zwang der Teufel den Jüngeren so ihn anzusehen. Er nahm seinem Vertragspartner dadurch jede Möglichkeit, seinen Blick von ihm abwenden zu können. Wenn der junge Herr so sehr auf eine Antwort beharrte, dann wollte der Teufel von einem Butler ihm diese auch geben.
 

Überrascht blickte der Junge in zwei violett getünchte, teuflische Augen.

Ciel bemerkte, dass Sebastians Griff zwar fest, aber nicht schmerzhaft war. Der Junge fühlte wie sich augenblicklich sein Puls beschleunigte, als sie sich so nahe kamen, so dass er Sebastians Atem auf seiner nackten, erhitzten Haut wahrnehmen konnte.

Wie schaffte es der Teufel nur, ihn jedes Mal so sehr aus der Fassung zu bringen?

Er versuchte sich nichts anmerken zu lassen und bedachte den Teufel mit finsteren Blicken.
 

„Nun Herr, der Grund warum ich Euch am Leben lasse und somit auf Eure Seele verzichte, ist gänzlich simpel.“, hauchte er leise aber verständlich, und beobachtete genau jede Regung des

Jungen. Unbeirrt und voller Erwartung wurde sein Blick von Ciel erwidert. Wie es schien, hatte es Sebastian geschafft das Interesse seines Herrn zu wecken. Wäre diese Situation jetzt nicht so ernst, hätte sich der teuflisch gute Butler wohl zu einem feinen Lächeln herabgelassen. Doch so sah er für wenige Minuten seinen, vor ihm in der Wanne sitzenden Herrn, nur ernst an. Da war kein falsches, aufgesetztes Lächeln, kein höhnischer, überlegener Blick, wie er es sonst so gerne zur Schau trug, um die Menschen in Sicherheit zu wiegen oder sich über diese lustig zu machen. Als der Rotäugige seine Stimme erhob, war diese zwar kühl, aber nicht unfreundlich, als er bestimmt erklärte:

„Ihr gehört mir.“

Ungläubig und von diesen Worten aufs Tiefste erschüttert, weiteten sich die Augen seines jungen Herrn. Als der teuflische Butler sich bewusst wurde, was er da gerade ausgesprochen hatte, konnte er es selbst kaum glauben. Ja, Sebastian war von seinen eigenen Worten überrascht.

Wie bitte hatte er seinen jungen Herrn gerade betitelt?

Als sein Eigentum?
 

Ciel, welcher sich als Erster wieder einigermaßen nach diesem Schock gefangen hatte, schlug energisch Sebastians Hand bei Seite.

Was fiel dem Kerl eigentlich ein ihn so anzufassen?

Aufgebrachtes violett und dunkelblau blitzte zu Sebastian herauf.

Sein Eigentum?

Was erdreistete sich dieser Mistkerl eigentlich?

Er war doch kein verdammter Gegenstand den man besitzen konnte…

Aber wie es schien sah sein Butler das anders. Nun ja, er war ja auch nur die Beute des Teufels. Da hatte Sebastian wohl nicht so ganz unrecht, wenn er plötzlich Besitzansprüche stellte. Das sein hübscher Rabe ihn jedoch nur als Imbiss sah, tat schon weh. Doch wie immer hatte sich der junge Herr bestens im Griff, als er seine Stimme erhob.
 

„Noch nicht völlig Sebastian.“, entgegnete der Junge. „Und das wird auch nie der Fall sein, schließlich hast du meine Seele abgelehnt.“, murrte er und bemühte sich ruhig zu bleiben.

Nachdenklich zog der Angesprochene seine Hand zurück.
 

Das er Ciel auch auf andere Weise in Besitz nehmen konnte, schien der Junge nicht zu bedenken. Die Naivität seines Herrn, in manchen Dingen, war schon fast süß. Er war wirklich überrascht, dass sein junger Herr zu seiner Behauptung nichts einzuwenden hatte. Da kam kein Protest oder gar eine Ohrfeige, kein Wutausbruch des Jüngeren, weil er diesen als sein Eigentum bezeichnet hatte. Sonderbar…

Jedoch bemerkte er den eisigen Blick, welchen ihm Ciel nun schenkte und auch dessen Stimme klirrte wie Eis, als er diese erneut zum Sprechen erhob.

„Und fass mich nie wieder so an, oder es Gnade dir Gott.“, zischte Ciel.

Süffisant grinste Sebastian und fragte: „Mach ich Euch etwa nervös, Herr?“

Mit seiner Geduld am Ende, schleuderte Ciel seinem Butler eine geballte Ladung Wasser ins Gesicht. „Raus!“, befahl dieser zornig. „…wie Ihr wünscht.“, entgegnete Sebastian ergeben.
 

Erleichtert atmete Ciel aus, als sich die Badezimmertüre von außen schloss. Aufgewühlt fuhr er sich durchs Haar. Verdammt, fast hätte Sebastian ihn durchschaut. Er musste wirklich besser aufpassen. Er hatte schon befürchtet sein Herz würde stehen bleiben, als der Butler ihm so unvermittelt diese, zugegeben, unverschämte Frage stellte. Sein Blick huschte zur Tür. Ciel wusste, dass Sebastian auf der anderen Seite stand und darauf wartete, dass er diesen zu sich rief. Doch darauf konnte der teuflische Butler lange warten.

„Sein Eigentum also… aha.“, flüsterte der Junge leise.
 

Ciel hatte recht mit seiner Vermutung. Sebastian wartete vor dem Badezimmer auf dessen Ruf. Lässig strich er sich sein tropfnasses Haar nach hinten. Wie es schien hatte er eine Grenze seines Herrn überschritten.

Es war wirklich Jahre her, dass Ciel ihn aus dem Bad geschmissen hatte. Damals hatte er von menschlichen Bedürfnissen nicht sonderlich viel Ahnung gehabt. Das Badewasser war kochend heiß und seinem Herrn hätte er damals fast die Haut von den Knochen gerieben.

Er grinste schwach als er daran dachte. Inzwischen jedoch hatte er sich ganz passabel gemacht. Wenn er dies bei aller Bescheidenheit über sich denken durfte. Und Ciel, so wie dessen Umfeld, gaben ihm in dieser Annahme recht. Er war, für seinen Herrn, zum perfekten Butler geworden. Und darauf legte er selbst wohl den allergrößten Wert. Ja, er war stolz auf seine Arbeit und auf sein Können.

Aber heute…heute war er weit vom perfekt sein entfernt.

Ungefragt war er seinem jungen Herrn zu nahe getreten. Nur zu deutlich hatte er Ciels ablehnende Körperhaltung bemerkt und auch diesen kalten, abwehrenden Blick, als er ihn dazu brachte ihn anzusehen. Nein, seinem jungen Herrn hatte die Nähe seines Butlers nicht gefallen. Und das war noch vorsichtig ausgedrückt. Der Junge hasste solche ungefragten Berührungen. Selbst von Sebastian. Das hatte er nur zu deutlich gezeigt. Es war aber auch schwer die Finger von dem Jungen zu lassen, wenn dieser nackt vor einem saß und dann auch noch die Frechheit besaß, ihm zu trotzen. Wie sollte sich da jemand zurückhalten können?

Der Butler blickte zu Boden.

Eine andere Frage drängte sich ihm auf:

Hätte er auf die Frage seines Herrn besser schweigen sollen? Nur zu deutlich hatte er Ciels Gesichtsausdruck gesehen. Eine Mischung aus Überraschung und Ablehnung.

Auf der anderen Seite jedoch, hätte sein junger Herr wahrscheinlich nicht eher locker gelassen, bis er eine Antwort auf seine Frage erhalten hätte.

Er seufzte.

Plötzlich hörte er, wie sich die Klinke der Badezimmertüre nach unten bewegte. Sofort hob der Butler seinen Blick und entfernte sich zwei Schritte von der Tür. Nicht, dass sein junger Herr noch in ihn hineinlief.

Kurz darauf betrat Ciel, gekleidet in einen weißen Bademantel, den Flur. Musternd glitt sein Blick über die Erscheinung seines Butlers. Unmerklich wanderte eine Augenbraue des Jungen nach oben. Er war nun viel ruhiger als noch im Bad.
 

„Begossener Pudel.“, ließ Ciel liebenswürdig vernehmen und Sebastian setzte sein falsches Butler Lächeln auf. „Nun junger Herr, diesen Aufzug verdanke ich Euch.“, wandte dieser ein.

Innerlich rang er mit sich. Es gab Momente, in denen er den Jungen am liebsten übers Knie gelegt hätte, bis dieser um Gnade flehte. Jetzt gerade, war ein solcher Moment. „Passt doch zu einem Hund wie dir, nicht wahr, Sebastian?“, fragte der Junge lieblich und betonte den Namen seines Dieners ganz besonders.
 

Der Butler schwieg vorsorglich. Er wusste worauf sein junger Herr anspielte. Auf seinen Vornamen. Denn als Ciel seinem Butler dessen Namen gab, orientierte der sich an seinem ehemaligen Haustier. Einem Hund mit Namen Sebastian. Und der Teufel hasste diese Biester aus vollem Herzen, wie sein junger Herr sehr wohl wusste. Eine schlimmere Beleidigung hätte dem Bengel nicht einfallen können. Wie es schien war sein geschätzter Vertragspartner noch immer schlecht auf ihn zu sprechen. Nur wegen dieser einen Frage?

Sein Herr schien heute recht nachtragend zu sein.

Obwohl seine Frage eigentlich neckisch gemeint war. Schon eigenartig das Ciel so empfindlich auf diese reagierte.
 

Wissend und siegessicher verzogen sich Ciels Lippen zu einem flüchtigen Grinsen. „Ich gehe zu Bett.“, sagte er schlicht und setzte sich in Bewegung, um sein Schlafzimmer aufzusuchen. Als der Junge hinter sich die leisen Schritte hörte, wusste er, dass Sebastian ihm folgte.

//Braver Hund.//, dachte sich der Junge und lächelte fies in sich hinein.

Kapitel 7

Kapitel 7

 

Nachdenklich saß Ciel auf seinem Bett und beobachtete, wie am nächtlichen Himmel vereinzelt Blitze die Schwärze durchbrachen. Er lauschte dem Heulen und Klagen des Windes. Dem Konzert des herabfallenden Regens, dessen Monotonie nur von dem gelegentlichen Grollen des Donners unterbrochen wurde. Er genoss diese beruhigenden Geräusche der Natur.

Früher, als er noch ganz klein war, hatte er unglaubliche Angst vor solchen Gewittern gehabt. Nur zu gut wusste Ciel noch, wie er weinend und verängstigt die dunklen Flure entlang geeilt war, bis er das Zimmer seiner Eltern erreicht hatte. Sanft lächelnd hatte seine Mutter ihre Arme ausgebreitet und den verängstigten Jungen in den Arm genommen, ehe sie Ciel zu sich und seinem Vater ins Bett gelegt hatte. Dort hatten  ihn beide liebevoll umarmt und ihm Schutz und Wärme gegeben, bis er in ihren Armen eingeschlafen war.

Für einen Moment nahmen Ciels Augen einen wehmütigen, traurigen Glanz an. Wie schon vor Stunden wurde ihm klar, wie sehr sie ihm doch fehlten. Wie sehr er sich nach dieser Art Nähe sehnte. Er wollte umarmt und geliebt werden. Wollte das Ein und Alles für eine Person sein. Sich sicher und behütet wissen.

 

Energisch schüttelte Ciel sein Haupt. Himmel, was war denn heute nur los mit ihm?

Hatte er seinen melancholischen Tag oder was?

Er musste schnell wieder zu seiner üblichen Kälte zurückfinden ehe Sebastian noch etwas mitbekam.

Der Junge seufzte. Sebastian. Sein personifizierter Tod, sein Vertragspartner, sein Butler. Warum nur hatte dieser ihn so angefasst? Was sollte dieser Blick, mit welchem sein Butler ihn angesehen hatte? Was dachte sich der Teufel nur?

Das erste Mal, seit er Sebastian kannte, machte sich der junge Herr so viele Gedanken um seinen Diener.

Und um sich selbst.

Er war ein Earl und stand immer im Fokus des öffentlichen Interesses. Er konnte keine Liaison mit seinem Butler eingehen! Das Verbot sein Stand, sein Ansehen und wohl nicht zu guter Letzt seine Familie. Er war verlobt! Und, was wohl noch erschwerend hinzu kam und sich keinesfalls abstreiten ließ: Männlich!

...Warum machte er sich eigentlich solche Gedanken darüber?

Wie wahrscheinlich war es denn bitte, dass sich ein Teufel in einen Menschen verliebte?

//Sehr unwahrscheinlich.// Dessen war sich Ciel sicher.

Langsam bettete er seinen Kopf auf seine angewinkelten Knie. Für seinen teuflischen, hübschen Butler, war er nichts weiter als Beute. Sein Futter.

Und mal ehrlich, er würde sich auch nicht gerade in sein Steak verlieben!

Sanft bewegte Ciel sein Haupt. Ein verächtlicher Laut huschte dem jungen Earl über die feinen Lippen. So langsam sollte er sich damit abgefunden haben, das zwischen ihm und seinem Butler nie etwas anderes entstehen würde, als die bereits existierende Diener-Herr-Beziehung.

Warum sollte Sebastian auch ihn erwählen?

Es gab dutzende Menschen, vor allem Frauen, die viel besser zu seinem Butler passen würden. Er war doch erst dreizehn Jahre alt. Dazu auch noch Sebastians Herr.

Er hatte Sebastian nie einen Anlass dafür gegeben, dass dieser ihn hätte mögen sollen.

Ciel befahl und sein Diener musste folgen.

Ende.

So war es immer gewesen.

Der junge Earl lächelte traurig. Es gab wirklich keinen Grund für Sebastian, dass er ihm sein Herz schenkte.

Obwohl…eine Möglichkeit den Butler zu bekommen gab es. Jedoch…Ciel schreckte stets vor dieser zurück. Man könnte sagen, er hatte Angst von dieser Gebrauch zu machen. Angst davor, so weit zu gehen nur um Sebastian besitzen zu können. Das änderte sich auch nach dem Gespräch mit Raven de Silver nicht.

Ravens Worte…Ciel brach ab. Er konnte, wollte nicht an ihre Worte denken. Das war zu grausam und zerfetzte ihm förmlich sein Herz.

Ein tiefer Seufzer entrang sich aus den Tiefen seiner Kehle. Das Schicksal, so schien es ihm fast, musste ihn wirklich hassen. Oder es genoss es in vollen Zügen, ihn leiden zu sehen. Wie viel musste er denn noch mitmachen? Wie viel konnte er wohl noch ertragen, ehe ihm alles zu viel wurde?

Was würden wohl seine verstorbenen Eltern dazu sagen, wenn sie wüssten, wem ihr einziger Sohn so zugetan war? Für wen sein Herz schlug…oder für was.

Bitter lachte Ciel auf. Wie sehr wünschte er sich eine Person herbei, mit der er über diese ganzen verwirrenden Emotionen und Gedanken reden konnte.

Aber…es gab niemanden. Nun ja, so ganz stimmte das nicht. Es gab eine Person, welche er sich anvertrauen konnte, ohne Gefahr zu laufen, nicht ernst genommen zu werden. Nur…sollte er es wirklich wagen mit dieser zu reden? Andererseits, das meiste wusste diese doch eh schon. Ob er das wohl dürfte? Mit ihr reden und seine Seele ein wenig erleichtern?

Er hatte doch sonst immer nur sich selbst. War es gewohnt stark zu sein und alleine alles regeln zu müssen…gut, abgesehen von Sebastians Hilfe in bestimmten Angelegenheiten. Aber über Gefühle oder seinen Empfindungen, konnte er mit seinem Diener sowieso nicht reden. Selbst wenn es nicht um den Butler selbst gehen würde. Dafür war der Teufel nun wahrlich nicht der rechte Gesprächspartner.

 

„Hör auf so zu denken. Das bringt doch eh nichts.“, flüsterte Ciel leise zu sich selbst.

„Könnt Ihr nicht schlafen, junger Herr?“ Diese Frage war leise und sichtlich interessiert gestellt worden. Ciel fuhr leicht zusammen. „Wie lange stehst du schon da?“, fragte er angriffslustig und sah, über seine Schulter hinweg den Butler unfreundlich an. Sebastian grinste leicht. „Nur seit dem Ende Eures Monologes, Herr.“ Wütend krallten sich Ciels Finger in sein Bettlaken. „Und du gedenkst nicht dich bemerkbar zu machen.“, stellte der Junge fest und sah seinen Diener aufgebracht an, als er sich vollends zu diesem umwandte.

 

Dieser lächelte amüsiert. Da war es wieder. Dieses Funkeln in den ungleichen Augen seines Herrn, welches den Butler so sehr faszinierte und es schaffte, ihn in ihren Bann zu schlagen. „Ich hatte eigentlich gedacht, dass Ihr meine Anwesenheit längst bemerkt habt. Wenn dem nicht so war, tut es mir natürlich leid.“, spottete Sebastian aus den Schatten heraus.

Leise knurrte Ciel und blickte in die Richtung, aus welcher die samtene Stimme des Teufels erklang. Er hätte dieser stundenlang lauschen können. „Reiß dich zusammen!“, ermahnte ihn seine innere Stimme. „Lügner.“

Tadelnd wedelte der Teufel mit seinem Zeigefinger ehe er sprach: „Aber junger Herr, Ihr wisst doch, das ich Euch nicht belügen kann.“

 

Manchmal hasste er seinen Butler aus tiefstem Herzen. So wie jetzt, wenn er das Gefühl vermittelt bekam, dass dieser mit ihm spielte, ihn testete und jede Reaktion auf eine Goldwaage zu legen schien. Nach was suchte der Butler eigentlich? Nach Schwäche? Nach einer Chance um ihn zu demütigen?

 

Amüsiertes Rubinrot sah aus der Dunkelheit zu, wie der Junge sich sichtlich abmühte gelassen zu bleiben. Die Lippen des Teufels verzogen sich zu einem hämischen Grinsen. Wusste der Junge denn immer noch nicht, dass er ihn durchschaute? Dass es nichts brachte sich vor ihm zu verstellen? Er sah nur zu gut Ciels Wut. Schließlich krallte sich der Junge dermaßen in seinen Bettbezug, dass seine Knöchel weiß hervortraten.

 

Natürlich entging dem jungen Herrn dieser Blick nicht.

Wie es schien hatte sein Vertrauter gerade wirklich viel Spaß.

 Aber bitte ohne ihn! Nicht auf seine Kosten!

 Er sah gar nicht ein für die Belustigung seines Butlers herhalten zu müssen.

„Es ist spät, ich bin müde und nicht im geringsten darauf erpicht, jetzt mit dir zu diskutieren. Also, was willst du von mir, Sebastian?“, erklang die genervte Frage des jungen Herrn. So schnell wie möglich wollte er diese Angelegenheit hinter sich bringen. Er verspürte nicht die geringste Lust, sich jetzt mit seinem Diener auseinandersetzen zu müssen.

 

 Sebastian sah wie müde und ausgelaugt Ciel wirkte. Was auch immer der Grund für dessen Schlaflosigkeit sein mochte, es nahm seinen jungen Herrn sichtlich mit. Der Earl wirkte abgekämpft, blass, und dunkle Ringe lagen unter seinen Augen. Nein. Ciel fühlte sich alles andere als wohl. Das erkannte der teuflisch gute Butler sofort. Der Blick des Teufels wurde besorgt. Nicht, dass sich sein Herr doch noch erkältet hatte. Wundern würde es Sebastian nicht. Schließlich hatte sein Herr ja die absolut schwachsinnige Idee gehabt, sich stundenlang nass regnen zu lassen! Und das, wo dieser doch gerade erst von einer schweren Lungenentzündung genesen war. Nie wieder wollte der Rotäugige solch eine Angst um seinen Vertragspartner verspüren. Er wusste nun wie es sich anfühlte, wenn Ciel in seinen Armen lag und langsam das Leben aus dessen Körper wich. Wie es war, mit ansehen zu müssen, wenn eine wichtige Person mit dem Tod rang und zusehends schwächer wurde. Er wusste noch zu gut, wie er sich schwach und hilflos vorgekommen war. Nicht in der Lage seinem Herrn beizustehen.

Wie machtlos er doch in diesem Moment gewesen war. Eine ungewohnte Situation für ihn, der er doch sonst immer alles unter Kontrolle hatte und stets im Voraus plante.

Und dazu diese unerklärliche Angst, welche in ihm gewütet und ihm fast die Luft zum Atmen genommen hatte. Unter keinen Umständen wollte der schwarzhaarige Butler, dass sich solch ein Vorfall wiederholte.

Kurz schloss Sebastian seine Rubine und versuchte die Bilder, welche sich in seinen Geist drängten, wieder zu verbannen. Der Teufel wollte sich nicht erinnern, wie schwach und kraftlos Ciel in diesem Moment gewesen war. Wollte seine eigene Schwäche und Angst, welche er verspürt hatte, zurück in die tiefsten Tiefen seines Unterbewusstseins verdrängen. Tief und sich selbst beruhigend, schöpfte Sebastian Atem ehe er seine Lider langsam öffnete. Das war nicht der rechte Moment um an vergangene Ereignisse zu denken. Sein junger Herr brauchte ihn jetzt. Ein warmes Augenpaar sah fürsorglich seinen Herrn an.

„Ich bin nur hier weil ich Euch dies hier geben wollte, junger Herr.“, erklang die warme, weiche Stimme des Butlers und reichte dem Jüngeren eine Tasse dampfenden Tees.

 

Einen Augenblick lang konnte Ciel nicht anders, als auf die ihm dargebotene Tasse zu starren, ehe er diese wortlos und sichtlich überrascht, entgegennahm. Verwirrt sahen seine ungleichen Augen von der reich verzierten Teetasse in seinen Händen, herauf zu seinem vor ihm stehenden Bediensteten. Sebastian störte seine nächtliche Ruhe, weil ihm dieser eine Tasse Kräutertee bringen wollte?! Aber warum tat sein Butler das? Er hatte nichts dergleichen angeordnet. Was also bewog seinen perfekten Butler dazu, ihm dies zu bringen?

 

„Ich dachte mir, dass Euch der Tee etwas beruhigen würde, damit Ihr für diese Nacht doch noch erholsam schlafen könnt, Herr.“, erklärte Sebastian mit ruhiger Stimme auf die stumme Frage seines jungen Herrn.

Der schwarzhaarige Earl nickte verstehend und ließ seinen Blick zurück auf die Tasse in seinen Händen gleiten. Genießend schlossen sich Ciels Augen und er atmete das herrliche Aroma des Kräutertees ein. Ein angenehmer, wohltuender Duft hatte das Schlafgemach des jungen Herrn erfüllt. „Lavendel?“ „Ja, Lavendel ist für seine beruhigende Wirkung bekannt. Und diese Ruhe, so hatte ich den Eindruck, könnt Ihr heute Nacht gut brauchen, Herr. Außerdem, wenn man den Tee richtig zubereitet, verbreitet dieser einen äußerst angenehmen Geruch, welcher das Wohlbefinden fördern soll.“

 

Während der Teufel von einem Butler dies mit seiner dunklen, wohlklingenden Stimme erklärte, nahm sein Herr einen Schluck des dampfenden Getränkes zu sich. Ein flüchtiges, von seinem Vertrauten unbemerktes Lächeln, glitt über Ciels Lippen. Diese Wärme tat unglaublich gut und er genoss diese unsagbar. Nicht nur die Wärme des Tees hob die Laune des Earls, sondern auch die Fürsorge seines Butlers erwärmte sein Inneres. Es geschah vermutlich nur aus Pflichtbewusstsein, aber dies war Ciel völlig gleich. Er wollte diese sanfte Nähe, das Gefühl von Geborgenheit und der Gewissheit, dass es doch jemanden gab, der sich um ihn sorgte. Und dies würde er in vollen Zügen bis zum Schluss auskosten. Viel zu lange war es schon her, dass sich der junge Herr wohlgefühlt hatte. Doch endlich, seit einer geschätzten Ewigkeit, genoss er die Anwesenheit und Nähe seines hübschen Raben wieder.

 

Noch immer ruhte Sebastians Blick auf seinem, vor ihm im Bett sitzenden, jungen Herrn. Ein sanftes, erfreutes Lächeln lag auf seinen feinen Lippen. Wie es schien fand seine Eingebung mit dem Kräutertee bei Ciel Anklang. Der Rotäugige konnte förmlich spüren wie sich sein Herr entspannte.

Dennoch fragte sich Sebastian, was in letzter Zeit mit seinem Vertragspartner nur los war. Sein junger Herr wirkte seit einigen Tagen so in sich gekehrt und verschlossen. Ja, regelrecht einsam. Etwas, was Sebastian tief traf und besorgte. Der Schwarzhaarige wollte nicht, dass es Ciel schlecht ging. Und entgegen seiner Natur und seines gesellschaftlichen Standes zum Trotz, ging der Teufel vor seinem Herrn in die Hocke, um diesen besser in Augenschein nehmen zu können. Sofort blickte ein fragendes Augenpaar in das seine.

Sanft und fürsorglich wurde der Blick des Jungen erwidert.

„Was ist los mit Euch, Herr?“, fragte Sebastian leise und legte dabei unbewusst seine rechte Hand auf das Knie des Jüngeren. Diese Geste quittierte Ciel lediglich mit dem Hochziehen einer Augenbraue und schwieg ansonsten zu dieser ungehörigen Berührung. Dazu freute er sich viel zu sehr über diese sanfte Geste von seinem Butler. Nach außen hin gab er sich gewohnt unnahbar. „Ich weiß nicht was du meinst.“, entgegnete Ciel auf die Frage seines Dieners und nahm einen Schluck seines Tees. Was hätte er auch groß sagen sollen?

Die Wahrheit?  Ha, ha, das war ja lächerlich!

 

Leise seufzte der Angesprochene. Natürlich. Als wenn sein junger Herr es ihm so leicht machen würde.

„Ich wollte von Euch wissen, was Euch so sehr beschäftigt, dass Ihr die ganze Nacht wach liegt.“, gab Sebastian doch zu und musterte seinen Herrn eindringlich. Er sah wie sich die Augen des Jüngeren ungläubig weiteten, als dieser Sebastians Geständnis hörte. Damit schien Ciel nicht gerechnet zu haben.

 

Überrascht sah der junge Herr, über den Rand seiner Tasse hinweg, Sebastian an.

Sein Butler machte sich um ihn Gedanken? Hieß das, Sebastian zeigte an ihm Interesse? Eindringlich prüfend sah der junge Earl seinem Butler in die Augen. Doch da war keine Spur von dem üblichem Spott oder seiner sonst so gern zur Schau gestellten Überlegenheit zu erkennen. Es hatte ganz den Anschein, als meinte es der Teufel ernst mit seinem Interesse. Eine Tatsache, welche Ciel wirklich erstaunte.

Damit hatte er nicht gerechnet. Und dennoch fiel seine Antwort gewohnt sachlich aus.

 

 „Schon gut, es ist nichts.“, wiegelte Ciel leise ab und reichte seinem Butler die inzwischen geleerte Teetasse. Resigniert nahm Sebastian diese entgegen und erhob sich. „Ihr wisst doch, dass Ihr mich nicht anlügen könnt. Ist es wegen einem Eurer Albträume?“, fragte er wie nebenbei und stellte die Teetasse zurück auf das mitgebrachte Silbertablett.

 

Der junge Herr hatte sich gerade müde über seine Augen gestrichen als er diese Frage vernahm, und ließ nun langsam seine Hand wieder sinken. Seine Albträume. Natürlich waren sie der Grund für seine Schlaflosigkeit. Seit jenem Dezembertag, seinem Geburtstag, hatten sich die schrecklichen Ereignisse jener Nacht, und den darauffolgenden Monaten, tief in seinem Bewusstsein eingebrannt. Noch heute erwachte er schreiend, wenn er das damals Erlebte wieder vor seinem geistigen Auge sah. Seit der junge Herr jedoch seinen teuflischen Diener an seiner Seite wusste, waren diese Träume mit den schrecklichen Bildern und Erinnerungen, welche so frisch in diesen aufleuchteten wie am ersten Tag, weniger geworden. Ja, es war beruhigend zu wissen, dass Sebastian an seiner Seite Wache stand und ihm nun nichts mehr geschehen konnte. Aber seit einiger Zeit hatten sich seine Albträume verändert und eine geradezu grausame Wendung bekommen. Jede Nacht wurde sein Herz und seine Seele in tausende Teile zerfetzt, ohne dass sich der schwarzhaarige Junge auch nur ansatzweise wehren konnte.

Ciel bemerkte, dass Sebastian ihn zu beobachten schien und sah zu diesem herüber.

 

Mit verschränkten Armen und nachdenklichem Blick betrachtete der Teufel seinen Herrn. Lässig hatte er sich mit seinem Rücken leicht an die kleine Kommode, auf welcher auch das Serviertablett stand, gelehnt. Schweigend wartete Sebastian darauf, dass Ciel ihm eine Antwort auf seine Frage geben würde. Aber ob diese wirklich ehrlich ausfiel, wusste der Rotäugige nicht zu sagen.  

Als Butler wusste Sebastian natürlich von den Albträumen seines Herrn. Früher hatte dieser solche fast jede Nacht gehabt. Und nicht selten war Ciels Erwachen mit einem panischen Schrei begleitet worden. Somit brauchte sein junger Herr erst gar nicht versuchen zu leugnen.

 

„Ja.“, erklang es leise aber ehrlich von dem Earl. Auch er wusste nur zu gut, dass es nichts brachte diese Tatsache zu leugnen. Und Ciel versuchte es auch gar nicht erst. Warum sollte er auch, wenn sein Diener den Grund für seine Schlaflosigkeit bereits erraten hatte? Wenn er nun verneint hätte, wäre sein Verhalten wirklich kindisch und unreif gewesen. Und der junge Herr war sich sicher, dass Sebastian nicht gezögert hätte ihm dieses Verhalten unter die Nase zu reiben. Diesen kleinen Spaß wollte der Earl seinem Butler nicht gönnen.

Nicht heute Nacht!

Ein wenig war der Teufel über diese ehrliche Antwort erstaunt. Hatte er doch angenommen, dass sein Herr alles leugnen würde. //Da habe ich mich geirrt.//, gestand sich Sebastian ein und stieß sich leicht von der Kommode ab. Langsam näherte sich der Butler wieder dem Bett seines Herrn. Noch immer schweigend, nahm sich der Rotäugige die Zeit seinen Herrn zu mustern. Ciel hatte seine Beine wieder dicht an seinen Körper herangezogen und seine Arme um diese geschlungen, während er Sebastian unverwandt anblickte. Leicht legte Sebastian seinen Kopf schräg als er seinen Blick über den Körper des Jüngeren gleiten ließ. Ciel wirkte im Moment so verloren, einsam und schutzbedürftig, wie es dem Teufel vorher nicht aufgefallen war.

Warum jetzt?

Vielleicht weil er zum ersten Mal wirklich für den Jungen da sein wollte. Nicht aus Pflichtgefühl heraus oder weil der Vertrag dies von ihm als Butler verlangte, sondern weil er es wollte.

Ohne darüber nachzudenken setzte sich der teuflisch gute Butler neben seinem Herrn aufs Bett. Noch immer sprachen beide kein einziges Wort miteinander. Dennoch war diese Stille zwischen Herr und Diener nicht unangenehm oder gar angespannt. Es war angenehm ruhig und sowohl Ciel als auch Sebastian taten in diesem Moment nichts anderes, als den jeweils Andern anzusehen. Müdes und doch unerwartet sanftes dunkelblau und violett traf auf warmes, fürsorgliches rubinrot. Nur das gelegentliche Grollen des Donners durchbrach die Stille im Schlafgemach des jungen Herrn. Nach einigen Minuten senkte Ciel seinen Blick hinab auf seine Knie, als er fühlen konnte, wie sich eine verräterische Röte auf seine Wangen schlich.

 //Auch das noch!// Musste das denn jetzt sein? Warum musste er ausgerechnet jetzt rot werden? 

//Bitte lass Sebastian nichts bemerkt haben. Bitte, lass ihn nichts bemerkt haben.//, betete Ciel im Stillen.

 

Ein frommer Wunsch, welcher ihm jedoch nicht erfüllt wurde. Der Butler hätte schon blind sein müssen um dies nicht zu bemerken. Ein verschmitztes Grinsen huschte über seine Lippen als er dies sah. Jedoch schwieg Sebastian lieber zu seiner unverhofften Beobachtung. Sowieso wunderte er sich bereits das Ciel nichts sagte, weil er sich einfach neben ihm aufs Bett gesetzt hatte. „Herr, würdet Ihr mich bitte ansehen?“, hauchte Sebastian leise.

 

Überrascht wegen dieser sanften Bitte, hob Ciel seinen Kopf ein Stück an und begegnete den schimmernden Rubinen seines Vertrauten.

Eine Bitte!

Sebastian bat so selten um etwas. Wohl weil sein teuflischer Diener der Ansicht war, dass es ihm als Butler nicht zustand seinen Herrn um etwas zu bitten. //Eigentlich schade.//,  wie Ciel fand. Denn dadurch hätte er unauffällig mitbekommen, was seinem Butler wichtig war, oder dieser gerne besitzen würde. Doch meist beschränkten sich Sebastians Wünsche auf Kleinigkeiten. Wie zum Beispiel, dass er seine Augen schloss, damit er nicht die wahre Gestalt seines Teufels sah. Oder er bat ihn um eine Katze. Ein Wunsch, welcher Ciel seinem Butler aus zwei Gründen verweigerte. Erstens: Er war gegen Katzen allergisch und zweitens: Sebastian würde sich darüber freuen.

…Nun ja…Punkt zwei sprach inzwischen schon für die Katze.

Vielleicht…

 

Als Ciel seiner kleinen, leicht zu erfüllenden Bitte nachkam, wurden die Augen des Butlers weich und er musste unwillkürlich lächeln. Doch als Sebastian zu sprechen begann war sein Gesicht ernst. Er hatte sich wohlweislich überlegt, wie er die Sache angehen wollte. Was Sebastian nun seinem Herrn zu sagen hatte, war ihm äußerst wichtig und der Teufel wollte, dass Ciel dies auch wusste. Als seine dunkle, wohlklingende Stimme die Stille in dem Raum zerteilte, klang aus ihr geradezu feierlicher Ernst heraus.

 

„Herr, ich weiß nicht, was Euch so sehr in Angst versetzt das Ihr nicht schlafen könnt. Aber wenn Ihr darüber reden möchtet, sollt Ihr wissen, dass ich für Euch da bin und Euch zuhören werde. Wenn Ihr dies wünscht.“ Diese Worte waren voller Wärme und in einem geradezu liebevollen Ton erklungen. Etwas, was Sebastian gar nicht bewusst bemerkte. Er hatte lediglich Ciel zu verstehen geben wollen, dass er für diesen da war.

 

Doch dem jungen Herrn fiel der Unterschied in der Tonlage von Sebastians Stimme sofort auf. Und er freute sich über diese, doch überraschenden Worte. Er fühlte, dass sein Vertrauter dieses Angebot ehrlich meinte. Ein sanfter, dankbarer Ausdruck legte sich in die ungleichen Augen des jungen Herrn. Ja, er war seinem Butler für dieses Angebot äußerst dankbar. Auch wenn er dies nie zugeben würde, so waren dies doch die Worte, welche Ciel mehr hören wollte als alles andere auf der Welt. Sein teuflischer Vertrauter würde für ihn da sein! Und das ganz ohne Befehl Seinerseits. Ein gutes Gefühl.

 //Wenn ich reden möchte.//

 

Verloren.

Genau das hatte Sebastian in diesem Augenblick. Der teuflische Butler sah zwar, dass sein Herr über sein Angebot nachzudenken schien. Aber als er Ciels Blick bemerkte und im Anschluss sah, wie dieser verneinend sein Haupt bewegte, da war Sebastian bewusst geworden, dass sein junger Herr nicht mit ihm reden würde. Was auch immer den Jungen quälen mochte, er würde es nicht erfahren. Zumindest nicht heute Nacht und schon gar nicht von dem Jungen selbst.

Warum nicht?

Der Teufel meinte seine Worte durchaus ernst. Andernfalls hätte er seinem jungen Herrn dieses Angebot gar nicht erst unterbreitet.

Warum redete Ciel nicht mit ihm?

Diese Frage nagte so sehr an dem Butler, dass er gar nicht anders konnte als zu fragen:

„Warum sagt Ihr mir nicht was Euch beschäftigt?

Vertraut Ihr mir wirklich so wenig, mein junger Herr?“

 

Er verstand nicht wieso, aber dass Ciel ihn nicht ins Vertrauen zog, wenn es diesem schlecht ging, hatte den Teufel wirklich verletzt. Er wollte, dass sein junger Herr mit ihm über solche Dinge sprach. Sebastian wollte, dass Ciel sich ihm anvertraute! Verstand der Bengel denn nicht, dass er für ihn da sein wollte?

Hatte er etwas getan, womit er das Vertrauen seines jungen Herrn verloren hatte?

Nein. Nein, das konnte nicht sein. Hatte er doch erst heute Abend auf die Seele des Bengels verzichtet. Was, wenn nicht diese Geste, zeigte deutlich, dass Ciel ihm vertrauen konnte?

Was wollte der Junge denn noch von ihm?

 

Ein kleines, gequält aussehendes Lächeln umspielte die Lippen des Earls. Allerdings war es genauso rasch wieder verschwunden wie es erschienen war.

Was für eine Frage.

Der schwarzhaarige Herr musste schwer schlucken. Ob er seinem Diener vertraute?

Wusste der Butler dies nicht inzwischen?

//Vertrauen? Oh Gott, Sebastian! Du weißt gar nicht wie sehr ich dir vertraue mein hübscher, geliebter Rabe. Ich vertraue dir mehr als ich sollte. Mehr als ich dürfte! Verdammt, Sebastian, jetzt sieh mich nicht so an! Mach es mir bitte nicht so schwer, kalt zu dir zu sein!//, dachte sich Ciel verzweifelt. Ja, es fiel dem Jüngeren unerwartet schwer sich nun unnahbar zu geben. Nur mit äußerster Anstrengung gelang ihm dieses kleine Kunststück.

„Mach dich nicht lächerlich, Sebastian. Du weißt genau, dass ich dir vertraue. Aber dies hier ist eine Sache mit der ich selbst fertig werden muss. Du brauchst dir also keine Gedanken machen.“ „Seid Ihr Euch sicher das ich Euch nicht behilflich sein kann, Herr?“, hakte sein Bediensteter noch einmal nach.  „Tz. Das vermag ich zu bezweifeln.“, entgegnete Ciel leise. Wobei er es vermied seinem teuflischen Butler weiterhin in die Augen zu schauen. Er konnte es einfach nicht. Der Earl war sich nämlich sehr sicher, dass Sebastian seine Lüge sofort erkannte, wenn er diesen weiterhin ansah.  Natürlich hätte sein Butler einiges dazu beitragen können, dass er besser schlief. Ciel bräuchte ihm nur erzählen wovon er jede Nacht träumte. Was ihn aus dem Schlaf schrecken ließ und ihn in schiere Panik versetzte. Er hätte dem Butler sagen können was er für diesen fühlte…

Aber nichts von alledem tat der junge Herr. Er wollte es nicht. Er konnte es nicht…er durfte es nicht.

 

„Verstehe.“, murmelte Sebastian leise und erhob sich von dem Bett seines jungen Herrn. Wie es schien wollte Ciel einfach nicht mit ihm reden. Gut. Ganz wie der Junge wollte. Er würde sich nicht aufdrängen.

„Kann ich sonst noch etwas für Euch tun?“, erkundigte er sich pflichtbewusst.

Kurz sah der junge Herr ihn an. Es schien beinahe so, als würde Ciel zögern seine Forderung Sebastian gegenüber auszusprechen. Doch noch während sich der Butler zu wundern begann, öffneten sich die geradezu verführerischen Lippen des Jungen.

„Nimm mich in den Arm.“

 

Es war kein Befehl gewesen und kam bei Ciel einer Bitte gleich. Er hatte leise gesprochen und es vermieden den Butler anzusehen als er dies sagte. Doch nun blickte er in ein vor Unglauben weit aufgerissenes Augenpaar.

Sebastian öffnete seinen Mund um etwas zu sagen, aber er schloss ihn wieder.

Er war absolut sprachlos und konnte nicht anders, als seinen jungen Herrn anzustarren.

Für Minuten war es still zwischen ihnen, ehe der Butler seine Sprache wiederfand.

„Was?“, fragte er besonders geistreich nach. Sein Herr konnte diese Worte unmöglich gesagt haben. Ciel jedoch sah ihm nur stumm entgegen und wartete auf eine Reaktion seines Butlers. Er würde sich nicht wiederholen.

Allerdings fiel es dem jungen Herrn doch schwer, bei Sebastians Gesichtsausdruck nicht laut los zu lachen. Er hatte seinen sonst wortgewandten Butler noch nie sprachlos erlebt. Wie es schien hatten seine Worte Sebastian aus der Bahn geworfen.

 

Als Sebastian klar wurde, dass der junge Herr seine Worte nicht wiederholen würde, und er den soeben erlittenen Schock einigermaßen überwunden hatte, fragte er wieder in ganz gewohnter Manier:

„Zeigt Ihr etwa Schwäche vor mir?“

„Pf, keineswegs. Mich hatte lediglich deine Reaktion, auf diese Worte, interessiert. Als ob ich mir so etwas wünschen würde, und dann auch noch von dir. Mach dich nicht lächerlich.“, versetzte Ciel leise und sah seinem Butler spöttisch entgegen.

//Dieser Mistkerl.//, dachte sich Sebastian. Der Bengel musste wirklich immer das letzte Wort haben.

„Wenn Ihr mich dann entschuldigen würdet, Herr.“, sagte Sebastian wieder ganz der Butler, der er war, und verneigte sich mit einem typischen Lächeln, ehe er das Silbertablett, auf welchem Ciels Teetasse stand, ergriff und sich zum Gehen umwandte.

„Der Tee war wirklich gut.“

Gerade hatte sich seine behandschuhte rechte Hand um den Griff der Schlafzimmertüre gelegt, als Sebastian jedoch mitten in der Bewegung verharrte und sich langsam erneut seinem Vertragspartner zuwandte.

„Vielen Dank. Das freut mich zu hören, Herr.“, entgegnete er leise mit einer knappen Verbeugung. „Sebastian.“ „Ja?“, fragte er in Erwartung darauf, dass Ciel nun doch noch einen Wunsch an ihn hätte, welcher der Butler seinem Herrn erfüllen sollte. Doch stattdessen lächelte ihn der junge Herr nur voller Liebe an und sagte fast nicht hörbar: „Danke.“

 

Als Sebastian dies hörte schlug sein Herz ein wenig schneller. Ja, er freute sich wirklich über dieses von Herzen kommende ’Danke’, seines jungen Herrn. Sprach dieser ein Dankeschön doch eher seltener ihm gegenüber aus.

Und auch dieses unverhofft sanfte Lächeln des Jungen tat sein übriges, um die Stimmung des Butlers drastisch zu heben. Doch als Sebastian seine Stimme erhob klang diese ganz normal. Auch er war schließlich ein Profi darin sich zu verstellen. Nicht nur sein Herr.

 

„Es ist nicht nötig mir zu danken. Ich tue nur das, was für mich als Euer Butler selbstverständlich ist, junger Herr.“, entgegnete Sebastian. Doch ganz genau sah Ciel das kleine erfreute Lächeln, welches sich auf die Züge seines Butlers gelegt hatte. „Ich wünsche Euch eine gute Nacht, Herr.“, verabschiedete sich Sebastian leise, wandte sich erneut von dem Earl ab, und schloss hinter sich die Schlafzimmertüre.

Für einen Moment sah Ciel seinem Teufel von einem Butler nach und schmunzelte sanft.

„Dir auch, mein geliebtes Teufelchen.“

 

Kapitel 8

Kapitel 8

 

Eine Umarmung. Gott, wie er eine sanfte, zärtliche Umarmung von seinem Butler gewollt, ja, regelrecht herbeigesehnt hatte. Der Wunsch Sebastian ganz nahe zu sein und das Verlangen nach dessen Wärme, war gestern Nacht so groß gewesen, dass er auf die Frage nach seinen Wünschen nicht anders hatte reagieren können, als ehrlich zu antworten. Und das war wohl der Punkt, welchen Ciel am meisten erschreckte. Er hatte es gewollt und war nicht in der Lage gewesen dieser menschlichen Regung, diesem Impuls zu widerstehen! Welch ein Leichtsinn, welch törichte Gelassenheit! Und das in der Anwesenheit seines Butlers!

Wie konnte er nur? Wie hatte er nur so ehrlich sein können?

War er denn wirklich so schwach, dass er seinen eigenen Emotionen erlag, wenn er einmal nicht aufpasste?!

Das war ja geradezu erschreckend!

Ciel seufzte leise. Zum Glück war Sebastian die Ernsthaftigkeit seiner Worte gestern Nacht völlig entgangen, wodurch es Ciel möglich gewesen war die Situation zu überspielen. Nein, die Nähe seines Butlers tat ihm nicht gut. //Ich muss unbedingt besser aufpassen, was ich Sebastian gegenüber sage.//, gestand sich der junge Herr zähneknirschend ein. Wie er es doch hasste Fehler zu machen. Besonders dann, wenn deren Folgen so verheerend sein konnten wie in diesen Fall.

„Herr!“, durchbrach die dunkle, energische Stimme seines Butlers seine Gedanken. Erschrocken zuckte Ciel zusammen als diese so unvermittelt neben ihm erklang. Langsam hob der junge Herr seinen Blick und sah direkt in ein paar Rubine, welche ihn ernst und streng musterten.  Kurz blinzelte der Earl verwirrt. Was machte denn Sebastian hier?

Und dann fiel es ihm wieder ein. Sein Diener war für den erkrankten Privatlehrer kurzfristig eingesprungen. Und irgendwie gewann Ciel gerade den Eindruck, dass er etwas Wichtiges verpasst hatte. Denn der Butler sah ihn mit einer Mischung aus Ungeduld und Frustration an. Eigentlich ein Blick, welchen er sonst nur den drei Hausangestellten gegenüber zeigte.

Und wenn Sebastian so schaute, war der Teufel wirklich mit seiner Geduld am Ende.

//Das kann ja heiter werden.//, dachte sich Ciel sarkastisch. „Ja, was ist?“, erkundigte sich der Junge mit wahrer Unschuldsmiene. Die wunderschönen Augen des Butlers wurden eine Spur schmaler bei den Worten seines Herrn. Sofort bereute der Earl seine Frage.

„Was es gibt?“, wiederholte Ciels Gesprächspartner mit angespannter Stimme, und sah streng auf seinen vor ihm sitzenden Schüler.

Oha!

Die Tonlage von Sebastians Stimme ließ keinen Zweifel daran, wie wenig angetan der Teufel von einem Butler von dem Verhalten des Jüngeren war.

„Ich hatte Euch eine Frage zu unserem heutigen Thema gestellt.“, erklärte der Schwarzhaarige kühl.

Dem jungen Herrn brach förmlich der kalte Angstschweiß aus.

//Welches Thema denn?//, fragte er sich schon fast panisch.

Hatten sie überhaupt über ein bestimmtes Thema geredet? Er konnte sich an nichts dergleichen erinnern! Irritiert musste Ciel feststellen, dass Sebastians komplette Stunde an ihm vorbeigerauscht war, ohne dass er auch nur die leiseste Ahnung davon hatte, worum es in dessen Unterricht gegangen war. //Das…gibt Ärger.//

Dessen war sich der schwarzhaarige Earl vollkommen sicher.

 

Der teuflisch gute Butler seufzte und schüttelte sein Haupt. Dass sein Schützling nicht bei der Sache war hatte er ja bemerkt. Schließlich musste er seinen jungen Herrn gut und gerne viermal ansprechen, ehe dieser auf ihn reagierte. Aber so dermaßen abgelenkt zu sein passte nicht zu dem Bengel. „Ihr habt mir gar nicht zugehört, richtig?“ 

Bei seiner Frage klang der Teufel resigniert aber auch verärgert. Da übernahm er schon netterweise die Pflichten des Hauslehrers damit sein Herr eine ordentliche Bildung erhielt, und der Bengel erdreistete es sich wirklich in seinem Unterricht zu träumen!

Das war schon wirklich unverfroren!

 

Schuldbewusst senkte sich der Blick des Jüngeren, und vermied es tunlichst seinem Butler in die Augen zu sehen. Er wusste auch so, dass Sebastian nicht sonderlich erfreut dreinblickte. Verdammt, was konnte er denn dafür, dass die bloße Anwesenheit seines Vertrauten ausreichte, damit er seine Umgebung völlig vergaß? Das diese wunderschöne Stimme ihn geradezu einlud zu träumen und alles andere auszublenden? Warum nur musste sein Diener, dieser Teufel von einem Butler, solch eine verheerende Wirkung auf ihn haben? Warum musste er, wenn er Sebastian betrachtete, auch Gefahr laufen sich in dessen Anblick zu verlieren?

//Liebe…//, dachte sich Ciel murrend, //…ist in Sebastians Unterricht nicht gerade hilfreich.//  Verdammt, jetzt himmelte er seinen Butler schon am helllichten Tag an! 

Bei dem schuldbewussten Gesicht seines jungen Herrn, kam der Teufel nicht drumherum sich zu fragen, was bitte mit Ciel los war. Sein Herr war doch sonst so pflichtbewusst. Und an dem Thema konnte es auch nicht liegen. Der junge Herr war schließlich ziemlich intelligent und würde spielend mit diesem fertig…vorausgesetzt, dass der Bengel wusste worüber sie hier eigentlich sprachen. Und um ehrlich zu sein, beschlich den Teufel dahingehend erhebliche Zweifel.

 

„Aha, ganz wie vermutet. Also, streckt Eure Hände vor.“ Bei dieser Aufforderung biss sich der Angesprochene leicht auf die Lippen. Er hatte es ja geahnt. Da kam sie, seine Bestrafung, weil er Sebastian nicht zugehört hatte. Schwer schluckend und sichtlich zögerlich, kam der junge Herr der Aufforderung seines Lehrers nach. Mit seinem typischen Butler lächeln schlug Sebastian, mit einer kleinen Reitpeitsche, auf die ihm dargebotenen Handinnenflächen seines Herrn. Zwar glitt kein einziger Schmerzenslaut über die Lippen des Jungen, dafür aber verzog dieser schmerzhaft sein Gesicht.

 

„Zur Strafe werdet Ihr diese zehn deutschen Gedichte je zehnmal ins Englische übersetzen. Und da Ihr ja meintet besseres zu tun zu haben, als meinem Unterricht Folge zu leisten, werdet Ihr Euch die heutigen Lektionen selbst aneignen müssen. Ich rate Euch dringend gründlich zu sein, da ich Euch heute Nachmittag über dieses Thema abfragen werde.“

Damit ließ der Teufel ganze Berge an Büchern, welche sein Herr durcharbeiten musste, auf den Schreibplatz des Jungen fallen.

Entsetzt sah Ciel von den Büchern hinauf in das Gesicht seines Butlers. Das meinte dieser doch nicht ernst. Wie bitte sollte er das vom Pensum her schaffen?

Als Sebastian Ciels Blick bemerkte legte sich ein kleines, hochmütiges, böses Grinsen auf seine Lippen.

 

„Was denn, Herr? Wollt Ihr mir etwa sagen, dass Ihr diese Kleinigkeit nicht bewältigt bekommt? Möchtet Ihr mich vielleicht bitten, etwas nachsichtiger mit Euch zu sein? Ja, möchtet Ihr das, mein junger Herr?“ Die dunkle Stimme des Teufels troff nur so vor Häme und Spott.

 //Na los doch. Fleh mich um Gnade an, Kleiner.//, durchstrich dieser amüsante Gedanke seinen Geist. Er wartete nur darauf, dass sein junger Herr ihn begann anzubetteln.

Oh ja, er liebte es, diesem Bengel einen kleinen Dämpfer verpassen zu können.

Er mochte es, die Position eines Hauslehrers inne zu haben.

Damit hatte er so einige Freiheiten, welche ihm als Butler versagt blieben. Und Hölle noch eins, diese würde er auch zu nutzen wissen!

 

Ein kühles, arrogantes Lächeln zuckte um Ciels Mundwinkel. Kannte ihn sein Diener denn wirklich so schlecht? Er und betteln? „Es ist nicht meine Aufgabe zu betteln. Schließlich bin ich, im Gegensatz zu dir, kein Hund.“ „Ach. Ist das so, Herr?“, hauchte der Butler leise und beugte sich zu seinem Herrn hinab. Mit seiner linken Hand stützte sich Sebastian an der Armlehne von Ciels Stuhl ab, während seine rechte Hand sich nur wenige Zentimeter über Ciels Kopf befand, wo er sich dort an der Rückenlehne festhielt. Dadurch kamen sich Herr und  Diener sehr nahe. Nur noch eine Handbreit trennte sie beide voneinander. Dunkles Blau sah in kaltes, dämonisches Violett.

 

„Ihr wart es doch, der um sein Leben bettelte und mit mir den Vertrag schloss. Ihr seid der Wachhund der Königin. Nicht ich. Ihr seid mehr Hund als ich es je sein könnte, mein junger Herr.“, wisperte der Teufel leise mit düsterer Stimme. Ruhig aber mit kaltem Blick erwiderte Ciel den seines Butlers.

„Ich habe dich nicht angefleht.“, zischte er leise. „Nein? Aber ich muss sagen in Eurer Angst, in Eurer Verzweiflung wie Ihr damals in diesem Käfig gesessen, die verfluchten Worte ausgesprochen und somit mich gerufen habt, saht Ihr unglaublich hübsch aus. Ja, die Verzweiflung steht Euch immer noch am besten, Herr. Geradezu betörend schön wart Ihr damals in meinen Augen. Vergesst das nie, mein junger Herr. Denn ich bin nur solange Euer treuer Hund, wie ich dies sein will. Oder der Vertrag dies von mir verlangt. Ihr jedoch gehört Euer Leben lag mir. Ihr seid Mein.“, wisperte er leise ehe er sich wieder aufrichtete. Das dämonische Violett wurde nun wieder durch ein kühl funkelndes paar Rubine ersetzt. „Und jetzt schlage ich vor, dass Ihr endlich Eure Aufgaben erledigt, mein Herr.“, setzte der Teufel hinterher und sah dem verwirrten Jungen bedeutungsvoll in die Augen, wobei er nicht anders konnte, als herablassend und überheblich zu lächeln.

 

Es dauerte einen Augenblick bis Ciel seine Sprache wiederfand. //Diese verdammte Vertrags-Lockerung!//  „Wenn ich also mein Leben lang dir gehöre Sebastian, so bedeutet das doch im Umkehrschluss auch, dass du ein Leben lang mir gehörst. Und als mein Butler, der du nun einmal Zweifelsohne bist, musst du mir gehorchen. Ohne zu meckern, ohne zu knurren musst du getreulich meine Befehle ausführen. Ganz wie der Vertrag, dieses Halsband, welches dich an mich kettet, es vorsieht. Ich lasse dich von der Leine wann es mir passt. Ich bestimme die Länge deiner Leine. Du Butler, bist wahrlich mehr Hund als ich. Du solltest außerdem nicht vergessen, dass du den Vertrag mit mir wolltest. Du warst gierig auf meine Seele, Bestie. Und so wurde ich zu deinem Herrn und kann frei über dich verfügen.“, erinnerte Ciel seinen Diener kalt und mit schneidender Stimme. „Und jetzt schlage ich vor, dass du dich verziehst, ehe ich mir überlege dich zu züchtigen.“, zischte der Junge und verwies seinen Butler aus seinem Studierzimmer.  

 

Für den Rest des vormittags sowie dem frühen Nachmittag über, wechselten Herr und Diener nicht ein Wort miteinander. Ciel war immer noch so wütend auf Sebastian, dass er sich nicht wirklich auf seine, von ihm gegebenen Aufgaben, hatte konzentrieren können. Dementsprechend fürchterlich viel auch das Ergebnis des Testes aus. Zur Strafe hatte es sich Sebastian nicht nehmen lassen, den Jungen noch einige Male die Peitsche spüren zu lassen. Er ließ seinen Herrn solange den Test und die Gedichte korrigieren, bis dieser nicht einen einzigen Fehler mehr gemacht hatte.

 

„Seht Ihr, Herr? Es geht doch.“, meinte Sebastian mit ruhiger, aber dennoch äußerst spöttischer Stimme, als er seinem jungen Herrn endlich einen fehlerfreien, übersetzten Text zurückgab. Der junge Herr zischte leise. Er würde sich an seinem Butler dafür rächen. Soviel stand für ihn fest.

„Nun, da dies erledigt ist, können wir ja endlich weitermachen. Euer Zeitplan hat sich ganz erheblich nach hinten verschoben. Diesen Rückstand müssen wir jetzt wieder aufholen, Herr.“ „Wessen Schuld ist das denn?“ „Nun ja, dadurch, dass Ihr heute so wenig kooperativ seid, würde ich sagen, dass Ihr selbst schuld an diesem Dilemma habt.“, entgegnete Sebastian und sah, über den Rand seines Notizbuches hinweg, den Jüngeren vielsagend an. „Das ist ja wohl die Höhe, du…!“ Ein leises, zögerliches Klopfen ließ Ciel innehalten. „Ja!“, rief er aufgebracht ohne seine Augen von seinem Butler abzuwenden und diesem weiterhin Todesblicke zuzuwerfen.

Zögerlich, wegen dem aggressiven Ton in der Stimme des jungen Herrn, betrat Maylene dessen Studierzimmer. „Verzeihung junger Herr, aber unten in der Eingangshalle wartet ein Gast auf Euch.“ Das rothaarige Hausmädchen war so nervös und eingeschüchtert, dass sie sich nicht traute ihren Blick zu heben und vorsorglich lieber Richtung Boden sah. Nur zu gut hatte sie gehört, dass Ciel und Sebastian wohl einen kleinen Streit hatten. Und so war es ihr äußerst unangenehm in diesen hinein zu platzen.

 

Überrascht drehte sich Ciel zu seinem Dienstmädchen um. Die Verwirrung stand dem Jungen sichtlich ins Gesicht geschrieben. Einen Gast? Sonderbar. Soviel er wusste erwartete er heute keinerlei Besuch. Falls doch, hätte ihm Sebastian dies gewiss rechtzeitig mitgeteilt. Schließlich verwaltete dieser die Termine seines jungen Herrn und achtete aufs Genaueste darauf, dass Ciel diese auch wahrnahm. Und zwar pünktlich!

Der Butler war viel zu sehr Perfektionist, als dass es dieser riskieren würde, dass sein Herr unvorbereitet einem Besucher, oder womöglich auch noch einem Geschäftspartner, gegenüberstand.

Wer konnte dieser ominöse Gast nur sein? Soma und Agni gewiss nicht.

Die Beiden befanden sich momentan auf einer Reise quer durch England und schieden somit aus. Auch seine Verlobte kam nicht infrage. Maylene hätte Lizzy nicht ankündigen zu brauchen. Der blonde Wirbelwind, welcher seine Verlobte nun einmal war, hätte nicht gezögert, einfach so bei ihm hereinzuschneien. Ob es doch einer seiner Geschäftspartner war? Aber eigentlich pflegten diese mit ihm einen Termin zu vereinbaren und nicht einfach so uneingeladen vorbeizukommen.  Mit zusammengezogenen Augenbrauen huschte Ciels Blick zurück zu Sebastian. Auch dieser schien überrascht zu sein.

 

 „Einen Gast?“, fragte der teuflische Butler mit gerunzelter Stirn nach. Er war sich absolut sicher, dass sich für den heutigen Tag keine Besucher angekündigt hatten.

„Ja. Ein gewisser Count Damian Harrington wünscht mit dem jungen Herrn zu sprechen.“, antwortete die Grünäugige auf die verwunderte Frage des Butlers.

„Hatte Count Harrington für heute einen Termin?“, erkundigte sich Ciel, welcher sich nicht vorstellen konnte, dass dieser nur auf gut Glück vorbeischaute. 

 „Laut seiner Aussage meinte Euer Gast, dass Ihr ihn erwarten würdet, junger Herr.“

 

Die Gesichtszüge des Jungen verfinsterten sich leicht. Damian war einer seiner Geschäftspartner. //Einen Termin also.//, dachte sich Ciel unangenehm überrascht. Count Harrington galt in der Geschäftswelt als äußerst zuverlässig. Wenn dieser also steif und fest behauptete, dass er und Ciel eine Verabredung für den heutigen Tag hatten, bestand daran kaum ein Zweifel. Der Count müsste sich dann schon sehr vertan und den Tag ihres Treffens vertauscht haben. Aber wie gesagt, Damian galt in solchen Dingen als äußerst gewissenhaft. Aber…das würde doch im Umkehrschluss bedeuten…

 

Noch immer ruhte Ciels Blick auf seinem Butler. „Weißt du etwas darüber?“, erkundigte er sich bei seinem Diener mit ruhiger Stimme. „Nein. Ich weiß nichts von einem Termin des Counts mit Euch, Herr.“, beantwortete Sebastian dessen Frage. „Bist du dir da auch sicher?“, fragte Ciel noch einmal eindringlich nach.

 

Sebastians Augen wurden bei dieser skeptischen Frage schmal. Dass sein junger Herr an ihm und seinen Worten zweifelte, kratzte doch etwas an seinem Ego. Und so erwiderte er für kurze Zeit einfach nur den eindringlichen Blick seines jungen Herrn. Wie es schien meinte der Bengel seine Frage wirklich ernst. Ciel wollte, dass er auf Nummer sicher ging und noch einmal einen Blick in sein Notizbuch warf.

Seufzend zog der Butler ein kleines, schwarzes Notizbuch aus der Innentasche seines Fracks. Mit einer einzigen Bewegung hatte der teuflisch gute Butler die richtige Seite, mit dem heutigen Datum darauf, aufgeschlagen. Er als Teufel war doch nicht wie diese vergesslichen Menschen, welche es nicht mal fertig brachten, sich mehrere Dinge gleichzeitig zu merken. Also wirklich. Als ob er, Sebastian Michaelis, einen Termin seines jungen Herrn vergessen würde!

Lächerlich.

…Oder auch nicht.

Denn als seine roten Augen über die aufgeschlagenen Seiten huschten, musste er schwer schlucken. Das war’s dann wohl mit seiner selbstgefälligen Arroganz. Er hatte wirklich einen Fehler gemacht. Hier, in dem kleinen Büchlein, welches Sebastian in Händen hielt, stand es Schwarz auf Weiß. Ungläubig starrte Sebastian auf seine Eigene Notiz. Auf seine eigene, filigrane, saubere Schrift. Wie es schien hatte Count Harrington die Wahrheit gesagt. Dieser hatte heute einen Termin mit Ciel. Es gab keinerlei Zweifel. Es ließ sich nicht leugnen, so sehr Sebastian auch hoffte sich verlesen zu haben. Er hatte den Termin vergessen!

Wie hatte ihm dies nur passieren können?

 

„Also?“, durchbrach Ciel die entstandene Stille, und tippte ungeduldig mit seinem Zeigefinger auf seinen Oberarm. Der junge Herr bemerkte sofort, dass etwas nicht stimmte. Das sah er alleine schon an dem Blick des Teufels. Wie es schien hatte sein sonst ach so perfekter Butler es versäumt, ihn an die Verabredung mit dem Count zu erinnern. //Was ist nur los mit Sebastian?//, dachte sich Ciel unweigerlich. Früher wäre dies undenkbar gewesen.

„Verzeiht Herr. Wie es scheint habe ich mich geirrt, was Eure Verpflichtungen für den heutigen Tag anbelangen.“, gestand er recht kleinlaut.

 

Kurz fuhr sich Ciel durch sein schwarzes, bläulich schimmerndes Haar. So wenig es ihm auch behagte, unvorbereitet einem anderen Geschäftsmann gegenübertreten zu müssen, so blieb ihm doch nun keine Wahl mehr. Er konnte unmöglich das Treffen mit Count Harrington absagen oder gar verschieben. Es sollte schließlich nicht heißen, dass er auf Grund seines jungen Alters unfähig war geschäftliche Termine wahrzunehmen und seine Kollegen darum vertröstete. Jetzt musste Ciel das Beste aus der entstandenen Situation machen. Um Sebastian würde er sich kümmern, wenn er dazu Zeit hatte. Count Damian ging jetzt vor.

 

„Na schön. Maylene, führ unseren Gast in den Salon und biete ihm eine Tasse Tee an, während dieser dort auf mich wartet.“ „Sehr wohl, junger Herr.“, bestätigte das Dienstmädchen den Befehl ihres Herrn und verließ das Studierzimmer, um sich um den werten Gast zu kümmern.

„Und du, Sebastian, suchst mir die Unterlagen, welche ich für die Geschäftsbesprechung benötige, zusammen.“, ordnete Ciel im strengen Tonfall an. „Natürlich.“, antwortete dieser mit einer leichten Verneigung, ehe er begann die gewünschten Unterlagen zusammenzusuchen. 

 

Ohne weiter auf Sebastian zu achten, verließ der junge Herr sein Studierzimmer, durchquerte mehrere Flure und lief die Treppe hinab in die Eingangshalle, wo er rechts abbog und den Salon betrat. 

 

„Count Harrington. Ich freue mich, Euch auf meinem Anwesen begrüßen zu dürfen. Ich hoffe, Ihr hattet eine angenehme Fahrt.“

 

Begrüßte Ciel seinen Geschäftspartner mit der gebührenden Höflichkeit, und reichte dem älteren Herrn die Hand. Nichts deutete darauf hin, dass Ciel von dem Erscheinen des Älteren überrascht worden war. Count Harrington, ein großer schlaksiger Mann um die 30 Jahre, mit rotblondem Haar und stechenden, hellgrauen Augen, lächelte leicht, als er sich von dem Sessel, in welchem er gerade Platz genommen hatte, erhob.

 

„Verehrter Earl Phantomhive. Ich freue mich hier zu sein.“, entgegnete der schlaksige Mann und ergriff die ihm dargebotene Hand für einen kräftigen Händedruck.

„Bitte, nehmen Sie doch wieder Platz, Count Harrington. Im Stehen lässt sich schwer über Geschäfte reden.“ Mit einer entsprechenden Geste, bot Ciel seinem Gesprächspartner an sich zu setzen. Er selbst ließ sich auf dem gegenüberliegenden Sofa nieder und schlug seine Beine übereinander.

„Ich hoffe, Euch geht es wieder gut, Earl Phantomhive.“ Erklang die leicht rauchige, aber kräftige Stimme Damians im freundlichen Ton. Seine Frage musste Ciel wohl offen im Gesicht gestanden haben, denn der Ältere lächelte leicht. „Ich habe gehört, dass Ihr mit einer schweren Lungenentzündung im Krankenhaus gelegen habt.“, half Damian Ciel auf die Sprünge. „In der Tat, ja. Doch inzwischen bin ich wieder völlig genesen. Vielen Dank der Nachfrage, Count Harrington.“ „Das freut mich außerordentlich zu hören, mein Lieber. Es wäre doch ein Jammer, wenn wir beide erneut nicht ins Geschäft kämen, weil Euch eine Krankheit ans Bett fesselt.“

Stimmte ja. Eigentlich hätten sich der junge Herr und der Count bereits vor gut zwei Wochen treffen sollen. Doch ein Tag vor dem vereinbarten Termin war Ciel zusammengebrochen. Ein kühles, wenngleich nicht unfreundliches Lächeln, huschte über die Lippen des jungen Lords.

„Macht Euch diesbezüglich keine Gedanken, Count Harrington.“, beschwichtigte der junge Herr.  Ein leises Klopfen erklang und keine Sekunde später betrat Sebastian den Raum.

Zügig lief dieser auf seinen jungen Herrn zu und blieb links von ihm stehen.

„Ich bringe Euch die gewünschten Dokumente, Herr.“,  begründete der Butler sein Erscheinen und reichte Ciel die eben erwähnten Unterlagen. „Gut, dann können wir ja zum geschäftlichen Teil kommen, wenn Ihr nichts dagegen habt, Count Harrington.“, meinte Ciel, als er die ihm gereichten Schriftstücke entgegen nahm. Diese legte er auf dem kleinen Cafétisch vor sich ab und sah abwartend zu seinem Gegenüber. 

 „Das wäre auch in meinem Interesse.“, bestätigte Damian freundlich.

„ Ach, eine Sache wäre da noch, bevor wir beginnen über das Geschäft zu sprechen.“

„Ja?“, erkundigte sich der schwarzhaarige Junge interessiert. „Ich hätte da noch eine Bitte an Euch.“ Eine Augenbraue hob sich fragend von dem Jüngeren. „Eine Bitte? Welcher Art?“, erkundigte sich Ciel misstrauisch. „Nun ja. Als ich mich auf dem Weg zu Euch machte, befanden sich meine Kinder in meiner Begleitung. Ob Ihr es wohl gestatten würdet, dass diese Euer Anwesen betreten? Sie warten draußen und sind bestens erzogen.“ 

Kurz überdachte der junge Herr diese Bitte. Unauffällig sah er zu Sebastian, welcher seitlich versetzt zu ihm stand.  Ein wenig wunderte sich Ciel schon, was seinen Geschäftspartner dazu veranlasste, seine Kinder zu einem geschäftlichen Termin mitzubringen. //Warum eigentlich nicht?//  „Selbstverständlich Count Harrington. Ihre Kinder sind mir genauso willkommen wie Ihr es seid.“, versicherte Ciel. //Wenn das mal nicht den Vertragsabschluss begünstigt.//, dachte sich der schwarzhaarige Junge durchtrieben.

„Mein Butler wird sich persönlich um das Wohl Ihrer Kinder kümmern. Nicht wahr, Sebastian?“ Bei seinen letzten Worten warf der junge Herr seinem Diener einen erwartungsvollen Blick zu. Leicht verneigte sich der Teufel mit seinem typischen Lächeln. „Natürlich. Eure Kinder sind bei mir in den besten Händen, Count Harrington. Ich werde mich genauso gut um diese kümmern, wie ich es mit meinem Herrn machen würde.“, versicherte Sebastian.

 

Als der Teufel seinen Oberkörper wieder aufrichtete, erkannte dieser, dass sein junger Herr bei seinen Worten anfing zu Grinsen. //Was hat das zu bedeuten?//  Der Butler wusste aus Erfahrung, dass der Bengel, wenn er so schaute und dabei grinste, wieder irgendetwas im Schilde führte.

Aber was?

Sebastian merkte auf als sich der junge Herr von seinem Sitz erhob.

 

„Da bin ich aber erleichtert, Earl Phantomhive.“, gestand Count Damian dem Jüngeren.

„Gern geschehen, Count Harrington.“, versicherte Ciel. „Wenn Ihr mich für einen Moment entschuldigen würdet?“, bat der junge Herr als er sich erhob. Sein Gast nickte kurz und überflog bereits die Dokumente für ihre Geschäftsverhandlung. Ciel bedeutete mit einer Kopfbewegung, dass Sebastian ihm folgen sollte, und der Butler kam unverzüglich dieser stummen Aufforderung nach.

Damit verließen Herr und Diener gemeinsam den Salon.

 

Immer wieder hatte Sebastian seinem jungen Herrn fragende Blicke zugeworfen, welche Ciel jedoch ignorierte, während sie die Flure des Anwesens entlang liefen. „Was habt Ihr vor?“

„Gar nichts.“, wiegelte der Schwarzhaarige mit Engelszunge und Unschuldsmiene ab. „Warum glaube ich Euch das nur nicht?“, fragte Sebastian mit nachdenklicher Pose.

Der Angesprochene hob lediglich seine Schultern.

„Das ist nicht mein Problem. Also, worauf wartest du noch? Hol endlich die Kinder rein.“, verlangte Ciel von seinem Butler und verschränkte seine Arme vor der Brust, als sie in der Eingangshalle angelangt waren.

„Wie Ihr wünscht.“

Kurz verbeugte sich der Teufel vor seinem Herrn und lief mit eiligen Schritten auf die Eingangstüre zum Anwesen zu.

 

 //Welcher Vater lässt seine Kinder, bei dieser Kälte, bitte draußen vor der Türe stehen?

Und warum hat der Bengel vorhin das Wort ’Kinder’ so seltsam betont?//, fragte sich der teuflisch gute Butler im Stillen, ehe er die Eingangshallentüre nach Draußen öffnete.

Sebastian konnte ja nicht ahnen, dass er diese beiden Mysterien so schnell, vor allem gleichzeitig, lösen würde.

Ungläubig, mit weit aufgerissenen Augen, starrte der Teufel nach draußen. Ganz langsam schloss er die Türe und drehte sich bedächtig zu seinem wartenden Herrn um. Er lehnte sich mit dem Rücken an diese und fixierte den vor ihm stehenden Jungen, mit geradezu abgründigem Blick. //Dieser Bastard!//

Feixend sah der junge Herr seinen Diener an. Das wunderschöne Rubinrot wich einem kühlen Violett. „Niemals!“, stieß Sebastian hervor.  Auf keinen Fall würde er das machen. Ein leises, böse amüsiertes Kichern erklang. „Ihr!“, grollte der Butler mit düsterer Stimme. Dem Violettäugigen war sofort klar, dass der Bengel genau gewusst hatte, worauf er sich da einließ. 

 

„Aber, aber, Sebastian. Was ist denn los mit dir? Solch eine Kleinigkeit wirst du doch gewiss mit links erledigt bekommen. Oder möchtest du mir etwa sagen, dass diese Aufgabe zu viel für dich ist? Möchtest du mich vielleicht darum bitten, dass ich nachsichtiger mit dir bin, ja? Möchtest du das, Sebastian?“, säuselte Ciel mit lieblicher, vor Häme triefender Stimme, leise zu seinem Butler.

 

Ein überheblicher, siegessicherer Glanz hatte in den Meeren des Jungen Einzug gehalten, welche nun herausfordernd zu Sebastian herauf sahen. Aus kalten Amethysten wurde der Blick es Jungen erwidert. Ohne seinen jungen Herrn aus den Augen zu lassen, griff der Teufel zu der Türklinke hinter sich. Wortlos öffnete der Butler die Türe, an welcher er sich bis gerade eben gelehnt hatte,  und trat zwei Schritte bei Seite. Die Kinder des Counts rannten in die Eingangshalle. Sofort erfüllte diese ein lautes Jaulen, Winseln und Kläffen.

 

„Welcher Mensch bezeichnet seine Hunde als Kinder?“, fauchte der Teufel und bedachte die Hundemeute mit kaltem, abwehrendem Blick.

„Einige. Außerdem sind das keine einfachen Hunde sondern Jagdhunde, Sebastian.“, belehrte Ciel und wedelte tadelnd mit seinem Zeigefinger. „Natürlich. Wie konnte ich das nicht wissen.“, brummte der Teufel griesgrämig und versuchte einen der zehn Hunde loszuwerden, welcher voller Begeisterung in seine Schuhe biss.

„Verdammt, lass das!“, befahl Sebastian, doch der Jagdhund dachte nicht im Traum daran auf den Butler zu hören. Stattdessen begannen nun auch die Anderen sich wie wild um den armen, bemitleidenswerten Teufel zu scharen und ihn zu beschnuppern.

Oder wahlweise an seinen Hosenbeinen zu zerren.

„Ich habe gesagt, ihr sollt das lassen!“, zischte Sebastian erneut und bedachte die Hunde mit einem geradezu mörderischen Blick, welcher diese zurückweichen ließ.

„Na, na, Sebastian. Du sollst dich gut um die Tiere kümmern und sie nicht verängstigen. Jagdhunde sind sensibel.“, ermahnte Ciel streng und kraulte einem der Vierbeiner liebevoll über den Kopf. „Ich werde es beherzigen.“, presste der Teufel mühevoll hervor.

Kurz sah sich Ciel den verzweifelten Kampf zwischen seinem Butler und der Hundemeute an. Er liebte seine Idee!

//Rache, kann ja so süß sein.//, dachte er versonnen und kraulte den Jagdhund weiterhin hinter den Ohren, welcher begeistert mit dem Schwanz wedelte.

 

Aus schmalen Augen besah sich der Teufel dieses Szenario. Er hasste Hunde! Aber sein junger Herr… Wenn er es beschreiben müsste, so würde Sebastian sagen, dass der Junge in Anwesenheit der Hundemeute…glücklich wirkte. So absurd dies auch klingen mochte.

Wie konnte man in Gesellschaft von einem Rudel Hunde bitte Glücksgefühle entwickeln? Innerlich gab sich der Butler einen Ruck. Was hatte er auch so prahlen müssen?

Von wegen, er würde die Kinder genauso zuvorkommend behandeln, wie er es mit seinem jungen Herrn machen würde. Wer hätte denn auch mit so etwas rechnen können? //Verdammte Menschen und ihre blöden Vorlieben und Beschreibungen.

Hunde als Kinder zu bezeichnen…so bescheuert können auch nur Menschen sein.// 

 

„Und was soll ich jetzt mit diesen Flohschleudern machen, Herr?“ „Geh mit ihnen Gassi, streichle sie. Egal was. Nur sorg dafür, dass sie mich nicht bei meinem Geschäftsgespräch mit Count Harrington stören.

…Ach ja, ehe ich es vergesse: Du lässt die Tiere am leben. Alle. Egal wie sehr sie dich auch ärgern mögen.“, setzte Ciel mahnend hinzu. Er hatte keine Lust dem Count erklären zu müssen, warum einer seiner besten Jagdhunde auf mysteriöse Weise verstorben, sprich, getötet worden war. Für  weitere Geschäftsbeziehungen wäre es nicht gerade förderlich, wenn Ciel erklären müsste, dass Sebastian der Täter war. Danke. Darauf konnte er verzichten. Jagdhunde, besonders solch exzellente, waren geradezu unverschämt teuer.

 

Sebastian knurrte unmerklich. Soviel Selbstbeherrschung hätte sein junger Herr ihm schon zutrauen können. Er wusste selbst, was es bedeutete, wenn er die Hunde von einem Geschäftspartner seines Herrn eliminieren würde. Also wirklich! War er nun ein perfekter, teuflischer Butler, oder war er es nicht?

Also bitte!

Er würde niemals etwas tun, was dem Hause Phantomhive und somit Ciel, Schaden zufügen würde. Das wäre gegen seine Butler-Ehre. Gegen seinen Stolz. Also blieb dem Teufel nichts anderes übrig, als die Füße still zuhalten und dem Befehl des jungen Herrn getreulich auszuführen. Egal, wie wenig angetan er von diesem war.

 „Wie Ihr wünscht.“, antwortete der Teufel pflichtbewusst und verneigte sich kurz, ehe Ciel nun zu seinem Gast zurückkehrte. Der Butler sah seinem jungen Herrn solange nach wie er konnte, ehe dieser aus seinem Blickfeld verschwand.

//Dieser kleine Mistkerl! Verdammter, verwöhnter, Sklaventreiber! Eines Tages…// 

 



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Kommentare zu dieser Fanfic (32)
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Von:  Kyuubi19
2015-07-14T16:02:32+00:00 14.07.2015 18:02
Hey, hab mir deine Geschichte grade durchgelsen und finde sie echt gelungen. Vor allem diese kleinen "Streitereien" sind echt unterhaltsam. Mach weiter so :-)
Von:  Paperdemon
2015-06-13T09:33:54+00:00 13.06.2015 11:33
Hey coole Idee von dir sehr spannend und lustig ich freue mich drauf mehr von dir zu lesen zu können
Von:  I_Love_animes
2015-05-24T11:24:12+00:00 24.05.2015 13:24
ich finde es absolut genial ich schmeiß mich weg vor lachen das mit den hunden is sooo geil xD mach weiter so is richtig schön deine geschichte richtig gut.
Von:  Yamis-Lady
2015-04-14T11:43:39+00:00 14.04.2015 13:43
'mein geliebtes teufelchen' ♥

thihi, sie sind zu goldig *________*
und ich weiß gar nicht, was ich schreiben soll, wir haben ja schon alles besprochen x'D

auf jedenfall liebe ich deinen stil und bin gespannt, was noch alles auf die beiden zukommen wird~
Von:  Yamis-Lady
2015-04-14T11:40:53+00:00 14.04.2015 13:40
jaja, die badeszene~
thehe
ich liebe deine FF, das weißt du ja *__________*
und ich liebe es, wie du die beiden immer wieder aufs neue darstellst. soo herrlich ♥
hach, ich freue mich so, dass ich beta-lesen darf und hoffe, dass noch ganz, ganz viele kapitel kommen werden~

bis zum nächsten mal =)
Von:  Lyneth
2015-03-19T13:12:33+00:00 19.03.2015 14:12
Oh mein Gott... das war so herzzerreißend schön😍. Als die stelle mit der Umarmung kam hatte ich schon die Hoffnung das sie sich vielleicht endlich näher kommen würden, aber nein, solche Sturen Esel. 😒 Bin gespannt wie es weiter geht. LG Lyn 😊
Von:  Lyneth
2015-03-18T19:10:08+00:00 18.03.2015 20:10
Juhu, gerade entdeckt das neue Kapitel da sind. Immer wieder eine Wonne zu lesen wie sich Ciel und Sebastian gegenseitig necken. Ich kann mir richtig gut vorstellen wie Sebastian es genießt seinen Herren zur Weißglut zu treiben. Mal wieder ein super gelungenes Kapitel. Ganz liebe Grüße Lyn ♡♡
Von:  Blacky-chan
2015-03-16T12:00:14+00:00 16.03.2015 13:00
Awww...ich feier diese Story. Schafft sie es doch das Herz ein wenig höher schlagen zu lassen. Ehrlich ich bin froh das mich keiner sieht beim lesen, muss ich doch die ganze Zeit schmunzeln. 😏 Bitte mehr....💗
Von:  Yamis-Lady
2014-07-22T16:03:25+00:00 22.07.2014 18:03
Da ist das neue Kapitel ♥

Hach, ich liebe dieses kapitel so sehr ;___________;
ciel so traurig zu sehen, wie er sich gedanken über alles macht, ist unheimlich ergreifend... udn wie sebby sich im letzten moment doch noch beherrschen kann udn ciel am leben lässt...
sooo toll ;/////;
und das spielchen zwischen den beiden lieb ich bei dir sowieso immer *__________*
hach~ ♥

(hoffentlich können wir unsere gemeinsame FF bald hochladen >XD yay! ♥)

bis zum nächsten kapitel, mein bengelchen ^o^
Antwort von:  MeinuKaromieno
10.08.2014 21:38
Ich stimme zu!
Das Spiel was Ciel und Sebby spielen ist echt interessant.
Ich freu mich schon auf das nächste Kapitel xD
Von:  Chizuno
2014-06-11T23:45:37+00:00 12.06.2014 01:45
Wow.. ich bin einfach jedes Mal total begeistert wenn ich ein Kapitel von der FF lese *^*
Es ist so verdammt spannend und ein fieser Schluss diesmal >.< Jetzt bin ich wahnsinnig neugierig was diese Raven ihm sagen will~ Irgendwie kommt sie mir noch immer nicht ganz spanisch vor oO
Freue mich auf jeden Fall aufs nächste Kapitel, schreib schnell weiter *-*

Lg Chizu


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