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Still Some Hope Left

von

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Damals wie heute

Schweigend ging Piers neben seinem Captain her und dachte ein wenig nach.

Bei ihnen war es ähnlich wie bei Leon und Claire.

Auch Chris hatte seit ihrem Aufbruch kein Wort mehr gesprochen.

Aber Piers störte sich daran im Moment noch nicht so wirklich.

Was hätte der Ältere auch sagen sollen? Keinem der Beiden war groß nach plaudern zumute.

Immerhin waren sie gerade drauf und dran, sich mit Wesker anzulegen.

Und Piers wusste, dass der nicht zu unterschätzen war.

Nur ganz kurz hatte er eine Kostprobe seiner Kräfte zu spüren bekommen.

Sein Griff war fest gewesen, und der Scharfschütze hatte gewusst, dass er auch im Vollbesitz seiner Kräfte keine Chance gehabt hätte, sich da irgendwie los zu reißen.

Und immerhin wusste Piers auch, was Wesker in seinem Leben schon alles angerichtet hatte. Und ebenso, was er überlebt hatte.

Nein, diesen Kerl würde er auf keinen Fall unterschätzen.
 

Und auch Chris tat das nicht. Im Gegenteil.

Man sah es daran, wie angespannt der Ältere war.

Den Blick hatte er starr nach vorne gerichtet, und seine Hände hatten sich zu Fäusten geballt, während er die Straße schnellen Schrittes entlang ging.

Seine Gedanken kreisten zwar immer noch um seine Freunde und um Claire, doch langsam aber sicher schwand die Sorge und machte Angst Platz.

Angst um das eigene Leben, wie er schnell feststellte.

Chris hatte schon mehr als einmal gegen Wesker gekämpft.

Er kannte seine Schwachstellen. Zumindest war er davon ausgegangen.

Aber scheinbar war er mittlerweile auch immun gegen Feuer, und sogar gegen Lava, die ja noch um einiges stärker war.

Der Soldat wusste, wie mächtig sein ehemaliger Captain war, dass er mehr als ein Virus in seinem Körper hatte, das ihm übermenschliche Fähigkeiten verlieh.

Er war zäh, verdammt schnell und stark. Ja, anscheinend war er tatsächlich fast unsterblich. Oder vielleicht wirklich ganz unsterblich?

Gab es am Ende vielleicht gar keinen Weg, Albert Wesker irgendwie für immer zu vernichten?
 

Doch, natürlich gab es den, und das wusste Chris auch.

Wenn er seinen ehemaligen Captain in tausend Stücke zerriss, diese verbrannte, und die Asche in alle Winde zerstreute, dann war auch ein Albert Wesker nicht mehr in der Lage, irgendwie ins Leben zurück zu finden.

Aber das musste man ja erst einmal schaffen.

Wenn selbst die Lava und die Raketenwerfer nicht ausgereicht hatten, um ihn zu zersprengen und zu verbrennen, was in aller Welt war dann stark genug dazu?

Chris wusste es einfach nicht, er hatte nicht die geringste Ahnung. Woher auch?

Keine BOW, der er bisher begegnet war, war so stark gewesen wie dieser eine Mann.

Kein Zombie, keine Riesenschlange, kein Haos. Selbst die Rasklapanje waren tot geblieben, wenn man sie verbrannte oder zerhäxelte.

Sie alle waren im Vergleich zu Wesker unglaublich einfach zu vernichten gewesen.

Aber der Blonde kehrte immer und immer wieder zurück, unaufhaltsam, immer mit einem neuen Plan, immer mit neuen Kräften.

Was konnten sie nur dagegen tun?
 


 

„Captain, wenn Sie weiterhin so erstarrt nach vorne blicken, laufen Sie noch gegen die nächste Laterne“, hörte er mit einem Mal Piers’ Stimme, und der B.S.A.A.-Captain hob etwas erschrocken den Blick.

War er etwa so sehr in Gedanken versunken gewesen?

Tatsache.

Als er den Kopf noch ein wenig weiter anhob, sah er sich tatsächlich einem Laternenmast gegenüber, der nur noch ein bis zwei Meter von ihm entfernt war.

Kurz warf Chris dem jungen Soldaten einen missmutigen Blick zu, als wolle er diesem Vorwürfe machen, dass er ihm nicht eher Bescheid gegeben hatte.

Aber als er auf Piers’ Gesicht nun tatsächlich ein leichtes Grinsen bemerkte, seufzte er nur leise und fuhr sich kurz mit einer Hand über das Gesicht.

Piers konnte ja nun wirklich nichts dafür, dass der ach so legendäre Chris Redfield es nicht auf die Reihe bekam, auf den Weg zu achten.

Er hätte ihm auch gar nicht Bescheid sagen müssen und einfach abwarten können, bis Chris geradewegs gegen den Laternenpfahl knallte.

Aber so etwas würde Piers natürlich niemals tun, auch wenn Chris der Meinung war, dass es manchmal vielleicht besser gewesen wäre, dass er so etwas durchaus mal verdient hatte.
 

„Chris, Sie müssen sich konzentrieren. Und damit meine ich nicht, dass Ihre Gedanken jetzt die ganze Zeit stur um Wesker kreisen sollten“, murmelte Piers, und das Grinsen verschwand aus seinem Gesicht, um Sorge und Ernst Platz zu machen.

Er wusste, wie der Ältere war, wenn seine Emotionen ihn überrannten.

Er hatte es in China deutlich sehen können.

Wenn Chris nicht aufpasste, wenn er sich nicht zusammenriss, dann konnten sie sich auch gleich gemeinsam von der nächst besten Brücke stürzen.

Denn dann hatten sie von vornherein nicht den Hauch einer Chance, gegen Wesker zu bestehen.

In diesem Kampf kam es darauf an, dass sie bedacht vorgingen und als Team perfekt zusammenarbeiteten.

Sie durften sich keinen einzigen Fehler erlauben.

Sie waren Wesker zwar zahlenmäßig im Grunde überlegen, immerhin waren sie zu Zweit und er nur ein einziger Mann, aber an Kraft, Ausdauer und Schnelligkeit des Blonden kamen sie auch gemeinsam nicht annähernd heran.

Sie hatten nur eine Chance, wenn sie zusammen wie eine Person kämpften, wenn sie genaustens auf jede kleine Regung achteten, auf jede Lücke, die Wesker ihnen vielleicht ließ. Wenn er ihnen denn überhaupt eine ließ.

Und selbst dann war es noch lange nicht gewiss, ob es irgendetwas bringen würde. Selbst dann konnten sie noch immer kläglich versagen. Das war Piers durchaus klar.
 

Der Scharfschütze fragte sich, warum sie sich wirklich auf diese Selbstmordmission begaben. Natürlich wusste er, dass Wesker beseitigt werden musste. Natürlich war ihm klar, dass Chris das um jeden Preis selber machen wollte. Das konnte er ja auch verstehen.

Und Piers war auch bereit, seinem Captain in diesem Kampf zur Seite zu stehen. Er würde es auch gar nicht wagen, sich da in irgendeiner Art und Weise zu beschweren. Nein, er würde Chris treu und kommentarlos zur Seite stehen. Weil er es musste, und weil er es wollte.

Dennoch konnte er es einfach nicht wirklich begreifen.

Sie waren nur zu Zweit. Zwei Menschen gegen eine Kampfmaschine, einen Terminator.

Andererseits… auch Piers’ Körper beherbergte ein Virus. Und gegen Haos war es doch recht hilfreich gewesen.

Allerdings hatte der junge Soldat keine Ahnung, wie er es nutzen konnte.

Damals hatte er es sich selber injiziert, sein Arm war mutiert nachgewachsen, und er hatte diese tollen Kräfte erhalten, mit denen er die riesige BOW hatte bezwingen können.

Aber jetzt?

Jetzt war Piers ein Mensch ohne jegliche Mutation, ohne jegliche Superkraft.

Zwar spürte er das Virus in seinem Körper, und es tat ja auch noch immer irgendetwas, indem es ihn zum Beispiel bei Verletzungen schneller heilte und am Leben hielt, aber wie er es bewusst nutzen konnte, war ihm nach wie vor ein Rätsel.

Und irgendwie war er auch nicht so ganz sicher, ob er es überhaupt wissen wollte.

Was, wenn er versagte?

Was, wenn er zu schwach war und am Ende nicht Wesker, sondern vielleicht seinen eigenen Captain angriff?
 

Im Kampf gegen Haos war Piers einfach verzweifelt gewesen, da hatte er gar nicht lange darüber nachgedacht, was er da eigentlich anrichtete.

Und diese Verzweiflung hatte seinen Verstand bewahrt.

Er hatte einfach nur Chris retten wollen, das war in dem Moment sein einziger Gedanke gewesen, darauf hatte er sich fokussiert.

Aber ob er das noch einmal schaffen würde?

Ob er sich noch einmal so sehr würde konzentrieren können, um bei Verstand zu bleiben und die Kraft des C-Virus bewusst zu nutzen?

Es war verdammt riskant, das war klar.

Und solange Piers nicht wusste, wie er dieses Virus und dessen Kräfte überhaupt aktivieren konnte, falls das wirklich irgendwie ging, wollte er es auch gar nicht erst versuchen.

Am Ende röstete er noch Chris und sich selber. Und damit war ja auch niemandem geholfen. Niemandem außer Wesker natürlich. Der hätte das mit Sicherheit ganz toll und amüsant gefunden.
 

„Ich weiß. Aber…“

Chris seufzte leise, schloss die Augen und atmete tief durch, ehe er stehen blieb und sich leicht gegen eine Hauswand lehnte.

Konzentrieren… das war leichter gesagt als getan.

In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken und Gefühle.

Angst, Sorge, Wut, Verzweiflung…

Er kam damit einfach nicht mehr klar, es war zu viel.

Aber er wusste, dass Piers recht hatte, natürlich.

Und er wusste auch, was das letzte Mal passiert war, als er sich von seinen Emotionen so sehr hatte beeinflussen lassen.

Wie könnte er das auch jemals vergessen?

Und als er daran dachte, fiel ihm auch wieder ein, dass die gesamte B.S.A.A. vernichtet war, dass ein S.W.A.T.-Team einfach ausgelöscht worden war.

Und das schürte Chris’ Wut nur noch mehr.

Er schnaubte leise, öffnete die Augen wieder und schüttelte den Kopf, um den vielleicht zumindest ein klein wenig klarer zu bekommen.

Wirklich gelingen wollte das allerdings nicht.
 

„Wollen Sie so wirklich zu Wesker gehen? Dann können Sie sich gleich selber die Kugel geben.“

Mittlerweile war Piers’ Stimme fast schon zu einem Knurren geworden.

Er wusste, dass er Chris mit seinen Worten nicht unbedingt ermutigte, aber das war ihm egal.

Dieser Mann verstand es ja scheinbar nicht anders.

Piers wusste genau, wie Chris reagierte, wenn er so durcheinander und geladen war, und man ihn dann auch noch so anstachelte.

Aber genau so wusste er, dass Chris selbst dann über die gesagten Worte nachdachte.

Und er vertraute Piers, das wusste dieser ebenfalls.

Er vertraute Piers, wie dieser Chris vertraute.

Und er legte viel Wert auf die Meinung des Jüngeren.

Aber die eigentlich erwartete Reaktion blieb dann ohnehin aus, was Piers doch verwundert die Stirn runzeln ließ.

Lernte sein Captain etwa tatsächlich dazu? Hatte seine Ansprache damals in China ihm für so etwas endlich die Augen geöffnet?
 

„Ich weiß, ich weiß…“, erwiderte Chris seufzend, und er schloss doch noch einmal die Augen.

Natürlich war ihm klar, dass er in seinem momentanen Zustand keine Chance gegen Wesker hatte.

Aber was sollte er denn machen?

Er konnte nicht einfach rum stehen und nichts tun und einfach warten, bis es vielleicht besser wurde.

Die Zeit ließ ihnen der Blonde sicherlich nicht.

Außerdem verließen sich ja auch die Anderen auf sie.

Leon, Claire, Jill und Sherry… sie alle verfolgten gerade auch ihre Aufgaben, sie alle rissen sich sicherlich zusammen und taten, was getan werden musste.

Und er sollte sich nun hier ausruhen und warten, bis sich sein Verstand wieder geklärt hatte?

Ganz abgesehen davon, dass das eine halbe Ewigkeit dauern konnte, war Chris einfach nicht bereit, die Anderen nun so im Stich zu lassen.

Sie zählten auf ihn. Sie würden…
 

„Captain, verdammt, reißen Sie sich zusammen!“

Die scharfe Stimme des Jüngeren ließ ihn dieses Mal richtig zusammenzucken, und er blickte mit schuldbewusstem Blick wieder auf.

Machte er etwa schon wieder die gleichen Fehler wie damals?

Verdammt, warum merkte er es selber gar nicht?

Die Anderen würden nicht enttäuscht sein. Sie wussten doch, wie gefährlich es war, sich mit Wesker anzulegen.

Niemand war ihm böse, wenn er mit dem Kampf noch etwas wartete, bis er zumindest wieder so klar denken konnte, dass er ihn länger als eine halbe Minute überlebte.

„Entschuldige…“, murmelte Chris nur leise und er atmete etwas zitternd durch.

Für einen kurzen Moment hatte er tatsächlich das Gefühl, einfach in Tränen ausbrechen zu können.

Er war fix und fertig, und das war ihm auch deutlich anzusehen.

Seine Haut war blass, unter seinen Augen hatten sich dunkle Ringe gebildet, und sein Blick wirkte glasig, fast ein wenig fiebrig.
 

„So haben wir keine Chance gegen Wesker, Captain. Wenn wir jetzt zu ihm gehen… wenn wir ihn nun bekämpfen, sind wir tot, noch ehe der Kampf wirklich begonnen hat“, fuhr der Scharfschütze nun mit etwas sanfterer Stimme fort.

„Denken Sie doch mal nach. Hilft es irgendwem, wenn wir uns nun fast freiwillig abschlachten lassen? Denken Sie etwa, das ist es, was Claire und die Anderen wollen?“

Das hatte nun wirklich gesessen.

Chris biss sich auf die Unerlippe und schüttelte schwach den Kopf.

Natürlich war damit niemandem geholfen, natürlich ging Chris nicht davon aus, dass seine Schwester sich seinen Tod wünschte.

Und wenn ihm etwas zustieß, dann hatte sie gar keine Familie mehr.
 

„Ruhen wir uns aus, machen wir eine kurze Pause“, murmelte er nun endlich zustimmend und sah sich kurz um.

Einige Meter entfernt befand sich ein kleines Haus, dessen Tür offen stand.

Wenn sie sich darin kurz nach möglichen Infizierten umsahen, konnten sie vielleicht ein paar Minuten dort drinnen verbringen und wieder einen klaren Kopf bekommen. Das galt natürlich in allererster Linie ihm.

Piers’ Kopf war vollkommen klar, wie immer eben.

Es wurde wirklich Zeit, dass der junge Soldat seine Nachfolge antrat.

Chris konnte ja nicht einmal mehr sich selber koordinieren, wie wollte er das dann mit einem Team schaffen?

Aber gut, ein Team gab es ja nicht mehr.

Es gab nichts mehr, nur noch Piers und ihn. Zumindest im Moment.

Und sie hatten keine Wahl, als damit irgendwie klar zu kommen. Zu ändern war es ja nicht mehr, auch wenn diese Erkenntnis sehr schmerzte. Und was tat er? Er brachte den einzigen Soldaten in Gefahr, der ihm nach alledem noch geblieben war, und der ihm immer so treu zur Seite stand.

„Verzeih mir…“, murmelte Chris noch einmal, ehe seine Beine einfach nachgaben, und Piers ihn in letzter Sekunde mit erschrockenem Blick stützte, ehe sein Captain ganz zusammenbrechen konnte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Leaf-Phantomhive
2014-04-10T21:03:47+00:00 10.04.2014 23:03
Ich hätte gerne gesehen oder eher gedacht wie Chris gegen die Laterne rennt. Böser Piers sag nie wieder bescheid.

Piers kommt später noch auf eine dämlich Idee. Das schreit förmlich danach.
Und toll das Piers einer der einzigen ist der Chris mal so richtig die Meinung geigt. Macht ja niemand.

Chris du bist doch doof. Zusammenklappen und Piers noch mehr Kummer machen. Jep das kann nur Captain Chris Redfield.^^

Antwort von:  Lady_Red-Herb
10.04.2014 23:15
Weißt du eigentlich, dass ich deine Kommentare einfach nur liebe?
Das musste mal gesagt werden!

Ne, so gemein wollte ich dann doch nicht sein, wobei ich das Bild beim Schreiben schon förmlich im Kopf hatte. ^^''

Naja, es is eben Piers.
Der is ja schon richtig gut darin geübt, Chris die Meinung zu geigen. ^^

Naja, ich dachte mir, dass es nach all dem Hin und Her irgendwie unrealistisch wäre, wenn Chris da nun einfach fröhlich durch die Gegend springt. o.O


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