Liebe

Auslosung

Kapitel 15: Auslosung

Seufzend lehnte Akira sich gegen das Geländer. Viel zu viel für einen einzigen Tag. Gestresst fuhr sie sich durchs Haar. Ihr Blick ruhte auf dem nächsten Kampfpaar. Einfach zu armselig. Chouji Akimichi gegen Dosu Kinuta. Letzterer stand ganz normal da, während Chouji schon zitterte. Akira verdrehte die Augen, den Schmerz in ihrem Nacken unterdrückend. Sie musste dieses Scheißding unter Kontrolle bringen...

"Akira, ruh' dich doch ein wenig aus. Das tut dir bestimmt mal gut..."

Es war Sakuras Stimme, welche sie aus ihren Gedanken riss. Genervt seufzte sie, drehte sich zu der Rosahaarigen jedoch nicht um. Warum auch? Es wäre doch bestimmt Zeitverschwendung...

"Kümmer' dich um deinen eigenen Scheiß...", schnaubte sie.

Sakura seufzte und sah unsicher auf Akiras Rücken.

"Warum bist du immer so, Akira? Erklär's uns doch mal."

"Weiß nicht, was du meinst."

Verärgert knurrte Sakura. Wieso stellte Akira sich plötzlich so unwissend? Die Rosahaarige schloss ihre eigenen Schlüsse aus ihrem Verhalten. Für sie lag es klar auf der Hand. Nur ob es der Wahrheit entsprach, konnte sie nicht wissen. Doch sie fasste ihren letzten Mut zusammen und sprach ihre Vermutung offen aus. Auch wenn sie im Geheimen Angst vor Akiras Reaktion hatte.

"Du... brauchst dich vor uns für nichts zu schämen, Akira.", meinte sie.

Verwundert drehte die Schwarzhaarige sich zu ihr um. Ihr fragender Blick traf den leicht unsicheren ihres Gegenübers. Akira drehte sich um und lehnte sich lässig gegen das Geländer in ihrem Rücken. Die Arme vor der Brust verschränkend sah sie Sakura an, schloss dann aber seufzend die Augen.

"Keine Ahnung, was dein krankes Hirn sich da zusammengereimt hat, aber ich weiß nicht, wofür ich mich schämen sollte."

"Du zeigst nie, was du fühlst. Wir sind deine Freunde, also brauchst du deine Gefühle nicht verbergen, Akira."

Akiras Augenbraue begann gefährlich zu zucken. Was fiel Sakura ein, ihr so etwas unter die Nase zu reiben?! Als wüsste sie das nicht! Zu einer Erwiderung kam die Schwarzhaarige jedoch nicht.

"Vielleicht geht uns dein Familienverhältnis nichts an, aber wenn du über etwas reden möchtest, kannst du jederzeit zu uns kommen. Deine Mutter war bestimmt nicht so-"

Klatsch!

Naruto stand der Mund offen. Akira hatte Sakura geohrfeigt. Geschockt stand Sakura da. Ihre Wange pochte. Ein roter Handabdruck zeichnete sich auf ihrer Haut ab.

"Aber, Akira..."

Im nächsten Moment packte die Schwarzhaarige ihr Gegenüber am Kragen und drückte sie leicht gegen die Wand. Die Schwarzhaarige war sauer und enttäuscht.

"Es geht dich einen Scheißdreck an, wie meine Familie war! Aber wenn du es wissen willst, ich bin der traurige Rest, verlassen von meinem eigenen Bruder, der sich schon immer nie um mich gekümmert hat! Ja, ich bin armselig, allein und verlassen und steh trotzdem hier! Es geht dich nichts an, also lass mich in Ruhe!"

Mit einem Ruck ließ die Schwarzhaarige Sakura los und stampfte wütend zum Geländer zurück. Niemand wagte etwas zu sagen, außer einer Person natürlich. Naruto knurrte verärgert. Warum musste Akira so aus der Haut fahren?

"Akira! Sakura-chan macht sich doch nur Sorgen um dich! Warum bist du so gemein zu ihr?!"

"Es interessiert mich nicht! Ich habe keinen von euch darum gebeten!"

"Das ist aber noch lange kein Grund, sie so anzuschreien und zu schlagen! Sasuke, sag doch auch mal was!"

Angesprochener sah zu dem Blonden hinüber. Miako schlief anscheinend seelenruhig und schien nichts mitzubekommen. Kakashi hielt sich komplett raus und Sakura stand noch immer geschockt da. Ihre Hand ruhte auf ihrer geröteten Wange. Sein Blick fiel zuletzt auf die Schwarzhaarige neben sich.

Sie gab sich nach außen so stark. Zugegeben, Akira war Sasuke wirklich ähnlich. Sie war allein, hatte keinerlei Familie mehr. Als sein Blick in ihre Augen fiel, sah er so viel mehr, als sie äußerlich zeigte. Eine Mischung aus Wut, Verständnislosigkeit und Unbehagen. Aber im Großen und Ganzen sah er vor allem eines: Verletzlichkeit. Und er wusste, er hatte diesen Blick irgendwo schon einmal gesehen. Und er wusste auch, wo er ihn gesehen hatte.

Im Spiegel. Früher und auch heute ab und an. Aber nicht nur bei sich. Als Akira bei ihm übernachtet hatte, war dieser Blick auch kurz bei ihr zu sehen gewesen. Sie hatte das Bild seiner Familie betrachtet und angefangen zu weinen. Dieser Blick. Man besaß ihn nur, wenn man mehr gesehen hatte, als man sollte...wollte.

Sakura hatte bei der Cryst einen Nerv getroffen. Naruto trat sogar noch nach, jedoch ohne es zu wissen. Er wusste nicht, was in Akira vorging. Das wusste wohl nur er. Er sah wieder zu Naruto, dann zu Sakura und nach einigen Sekunden wieder zu dem Uzumaki. Er sollte sich dazu äußern? Das würde er tun.

"Akira hat Recht."

Überrascht sah Akira ihn an. Sasuke meinte das ernst. Er unterstützte sie. Akira hatte gedacht, er würde sich raushalten. Dankbar lächelte sie ihn an. Nur kurz. Nur leicht. Warum war lächeln in letzter Zeit nur so schwer geworden? Warum nur?

"Mann, Teme! Akira hatte doch keinen Grund, Sakura-chan zu schlagen!"

"Usuratonkachi, du verstehst schon wieder gar nichts.", seufzte der Uchiha.

Plötzlich lief Akira stillschweigend an Kakashi und Sasuke vorbei. Die Schwarzhaarige lief an einigen Teams vorbei und stellte sich mit beachtlichem Abstand zu ihrem und den anderen Teams ans Geländer.

"Das habt ihr ja super hingekriegt.", grummelte Miako plötzlich.

Erschrocken sah Naruto zu Miako. Verschlafen rieb sich die Blonde ein Auge und sah den Blonden an. Sakura schaute bedrückt zu Boden und Sasuke sah zu Akira hinüber. Kakashi sah Miako ebenfalls an.

"Miako-chan, du bist ja wach."

"So, wie ihr hier rumbrüllt...!"

Verärgert seufzte sie.

"Außerdem ist es kalt hier. Aber egal, Sasuke hat die Situation schon richtig gedeutet, Akira hat Recht."

Naruto schaute auf das Mädchen hinab, welche sich soeben leicht aufsetzte und gegen die Wand lehnte.

"Man muss Akira nicht lange kennen, um zu wissen, dass sie ein Mensch ist, der nicht gerne über seine Probleme spricht. Sie mag auf manch einen gemein und arrogant wirken, aber sie meint das nicht so. Es ist...wie eine Art Schutzmechanismus."

Lieb lächelnd sah sie Sakura an. Der Rosahaarige standen Tränen in den Augen.

"Es war ja trotz allem lieb gemeint von dir, Sakura. Sei das nächste Mal nicht so direkt und vor allem vorsichtiger. Auch wenn ihr es nicht glaubt, aber selbst Akira hat eine weiche Seite.", lächelte die Blonde.

Sakura nickte und nahm sich die Worte noch einmal zu Herzen. Der Uzumaki sah Miako entschuldigend an und kratzte sich am Hinterkopf.

"Tut mir leid. Eigentlich wollten wir dich schlafen lassen."

Lächelnd schüttelte sie den Kopf.

"Schon gut, aber trotzdem Danke. War ja lieb gemeint, aber es ist mir hier einfach zu kalt."

Die Anwesenden hoben fragend die Augenbraue. Prüfend legte Naruto Miako wieder eine Hand auf die Stirn. Die Temperatur war nicht erhöht. Sie war genau richtig. Komisch. Die Luft war angenehm warm, wie konnte ihr da kalt sein?

"Bist du in Ordnung, Miako? Könnte das an der Verletzung liegen, die Makoto dir zugefügt hat?", fragte Sakura besorgt nach.

Miako schüttelte verneinend den Kopf.

"Das ist ganz normal. Es ist ein persönliches Warnsignal meines Körpers."

Fragend sah Naruto sie an. Er verstand den Zusammenhang nicht. Miako begann das Rätsel zu lösen.

"Wie ihr wisst, wohnt Kuro in mir. Ich habe Zugang zu ihrem Chakra, was auf der einen Seite gut, aber auf der anderen Seite gefährlich sein kann. Um mich selbst vor Kuros Hass schützen zu können, habe ich da ein System. Mein Blutdruck ist künstlich erhöht durch mein Chakra, was bedeutet, dass mein Blut schneller durch meiner Adern fließt. Wenn mein Chakra also fast gänzlich verbraucht ist, sinkt mein Blutdruck wieder, sprich mein Blut fließt langsamer, weswegen meine Körpertemperatur wieder sinkt. Deswegen ist mir jetzt kalt, versteht ihr?"

"Also ist es so etwas wie eine Warnung, ja? Klingt kompliziert."

Kichernd schüttelte die Blonde den Kopf über Naruto.

"Wenn man es kann, macht der Körper das von selbst. Es klingt wohl komplizierter, als es eigentlich ist."

"Miakos Chakrakontrolle macht sie zu einer guten Iryonin und Kämpferin, dabei ist sie erst 12.", kommentierte Kakashi lächelnd.

Miako errötete und sah beschämt zu Boden. Musste Kakashi das so sagen? Erschrocken spürte Miako etwas Warmes um ihre Schultern. Überrascht schaute sie zu Naruto. Ihr Gesicht wurde knallrot. Er lächelte sie an und legte seine orangene Trainingsjacke um ihre Schultern.

"Ich hoffe, sie ist warm genug."

Schüchtern nickte die Blonde und schob ihre Arme durch die Ärmel. Flink schloss sie den Reißverschluss der Jacke. Es war warm, da Naruto kurz zuvor noch dringesteckt hatte. Bei dem Gedanken errötete sie noch mehr. Sie trug die Jacke, die er ständig trug. Zufrieden seufzend kuschelte sie sich tief in den Stoff und lehnte sich gegen den Blonden.

"Danke."

Derweil fiel Akiras Blick auf den Kampfplatz. Chouji hatte gegen Dosu verloren, wie erwartet. Und nun kam das letzte Kampfpaar auf den Platz.

Crysta Amiya vs Kentaro Maro

Die Schwarzhaarige stockte. Amiya? Hieß Azuka nicht auch Amiya? Schwestern, vielleicht. Das wäre naheliegend. Das grünhaarige Mädchen stand dem braunhaarigen Jungen gegenüber. Akira betrachtete die Situation. Der Junge erinnerte sie an Kato, als er gegen Azuka gekämpft und verloren hatte. Kato... Wie es ihm wohl ging?

Crysta hatte leichtes Spiel mit ihrem Gegner. Akira biss die Zähne zusammen und sah zu, wie der Junge über den Kampfplatz flog. Vollkommen wehrlos. Genauso wie Kato. Mit dem Unterschied, dass Kentaro nicht in die Wand krachte. Crysta schlug mit den Fäusten zu. Kentaro stöhnte schon schmerzerfüllt auf.

Aber aus irgendeinem Grund wusste Akira, dass das längst nicht alles war, was Crysta drauf hatte. Das konnte gar nicht alles sein! Ansonsten hätte Azuka wohl nie auf sie gehört, das stand fest. Schließlich stand Kentaro irgendwann nicht mehr auf. Crysta zog ins Finale ein und die Vorrunde war somit endlich vorbei.

Die Finalisten begaben sich hinunter aufs Kampffeld. Der Hokage begann, die dritte und letzte Prüfung lang und breit zu erklären. Es handelte sich wiedereinmal um ein Turnier. Miako gähnte herzhaft, hatte sie doch so schön geschlafen. Noch immer trug sie Narutos Jacke und stand genau neben eben Genannten. Neben ihr stand Sasuke, welche zu seiner Rechten Akira hatte.

"Anko, bitte gehe mit der Schachtel herum.", meinte der Hokage.

Anko tat wie gehießen und lief herum. Jeder zog einen Zettel aus der Schachtel und faltete ihn auseinander, um zu sehen, was daraufstand. Die Zahlen von 1 bis 13. Nach der Reihe begannen alle, ihre Zahl vorzulesen, als sie aufgerufen wurden.

"Ich lese nun eure Namen vor und ihr sagt uns, welche Nummer auf eurem Zettel steht. Also, fangen wir an: Akira Cryst."

Die Schwarzhaarige sah prüfend auf den Zettel.

"Nummer 11."

"Azuka Amiya."

"Nummer 10."

"Crysta Amiya."

"12."

"Dosu Kinuta."

"Nummer 13."

"Gaara."

"4."

"Kankuro."

"Die Nummer 8."

"Miako Hayaku."

Die Blonde hielt ihren Zettel zwischen ihren Händen und starrte darauf, während kalter Schweiß an ihrer Stirn hinablief. Sie schluckte.

"Nummer 9."

"Naruto Uzumaki."

"Natürlich die 1.", grinste der Blonde.

"Neji Hyuga."

"Nummer 2."

"Sasuke Uchiha."

"3."

"Shikamaru Nara."

"Hn... Die 5."

"Shino Aburame."

"Nummer 7."

"Und Temari?"

"Nummer 6."

Ibiki notierte sich alles und begann dann die Kampfpaarungen vorzulesen. So standen auf der Turniertafel nun folgende Kampfpaarungen:

Naruto Uzumaki vs Neji Hyuga

Sasuke Uchiha vs Gaara

Shikamaru Nara vs Temari

Shino Aburame vs Kankuro

Miako Hayaku vs Azuka Amiya

Akira Cryst vs Crysta Amiya

Die Teilnehmer merkten sich ihren Gegner und ließen den Hokage weitersprechen.

"Das Finale findet in einem Monat im Stadion von Konohagakure statt. Nutzt eure Zeit sinnvoll. Wir sehen uns dort. Ich wünsche euch viel Erfolg."