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Nothing to lose

Arkham Origins
von
Koautoren:  PunkinPie abgemeldet

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Wenn es dich so fertig macht, dass dein Zeitvertreib dir den Laufpass gibt, dann ist dein Selbstwertgefühl geringer, als ich dachte.

Ein wenig perplex sehe ich dich an und weiß im ersten Moment nicht, was ich dazu sagen soll. Ich habe zwar schon irgendwie geahnt, dass du das Angeln nicht einfach mal so erwähnt hast, aber …

Du und ich an einem See …?

So viel Fantasie habe ich nicht, um mir das vorstellen zu können. Auch wenn dieses Angebot wirklich sehr verlockend ist.

Mit meinem Vater habe ich nie großartig was unternommen, als ich noch ein Kind war. Das höchste der Gefühle war den alten, windschiefen Geräteschuppen im verwilderten Garten zu entrümpeln oder auf den Schrottplatz zu fahren.

Ein kleines Lächeln schleicht sich in mein Gesicht, als ich dir dabei zuhöre, wie du darüber redest, dass wir beiden eine Verbindung haben.

"Na ja … Ein bisschen seltsam klingt es schon", sage ich schmunzelnd und ziehe an der Zigarette. "Als Police Commissioner kommt es bestimmt nicht gut, wenn du in deiner Freizeit mit einem Kriminellen unterwegs bist."

Ich mache eine Pause, um nachdenklich den Blick schweifen zu lassen. Es wäre schon schön, eine Vaterfigur zu haben, mit dem man all das machen kann, was Väter so mit ihren Söhnen machen. Unwillkürlich muss ich mit einem kurzen Seitenblick auf dich feststellen, dass ich mittlerweile damit angefangen, ausgerechnet in dir diese Vaterrolle zu sehen.

"Was das Angeln betrifft …", fange ich vorsichtig an und fühle mich irgendwie ziemlich dämlich dabei.

Aber nur wenn man ehrlich genug zu sich selbst ist und sagt, was man will, bekommt man das auch vom Leben.

"Ich bin zwar kein großer Fan von der Natur, aber wenn du unbedingt willst …", sage ich und mache eine wegwerfende Handbewegung.

Ich halte mich absichtlich vage, damit du nicht mitbekommst, wie sehr mich dein Angebot reizt. Ich mache erneut eine Pause, weil ich nicht weiß, wie ich dir das Nächste möglichst schonend beibringen soll. Irgendwie ist es mir wichtig, ehrlich zu dir zu sein, auch wenn du nach meinen nächsten Worten im schlimmsten Fall wieder nur der Commissioner bist.

"Barbara und ich …", beginne ich verhalten und raufe mir kurz die Haare. "Da gab es keine große Verbindung. Man kann es nicht wirklich Beziehung oder so nennen. Es war …"

Ich mache eine Pause und seufze leise.

"Wie sage ich das jetzt am besten …?"
 

Deine Unschlüssigkeit bringt mich zum Lächeln. Auch wenn du dir Mühe gibst, zu übertünchen, was du wirklich denkst, ein bisschen davon dringt trotzdem nach außen.

Kein Wunder.

Wann war wohl das letzte Mal, als du einfach nur mit einem Freund etwas unternommen hast?

"Wir müssen ja nicht unbedingt angeln", lache ich, als ich deine Handbewegung sehe. "Mach doch einen Gegenvorschlag. Aber denk dran - ich bin nicht mehr so ein junger Kerl wie du. Mich kriegen keine zehn Pferde in eine Disco."

Obwohl ich eben noch gescherzt habe, werde ich bei deinem Kommentar zu Babs schlagartig ernst. Mein erster Impuls ist es, wütend auf dich zu sein. Ich habe sogar schon fast den Mund aufgemacht, aber dann besinne ich mich.

Stattdessen mustere ich dich sehr eingehend. Es ist schwer für mich zu sagen, wie viel von deinen Worten du dir einfach nur einredest und wie viel wirklich stimmt. Mit einem traurigen Seufzen vergrabe ich die Hände in den Jackentaschen.

"Weißt du ... Ich habe Barbara und dich ja eigentlich nie zusammen gesehen. Damals kurz in Blackgate. Aber ansonsten war ich nie dabei, wenn ihr zusammen wart. Ich kann mich nur auf das stützen, was ich aus den Gesprächen mit Babs mitgenommen habe. Und was Batman mir gesagt hat."

Dass meine Tochter haltlos in dich vernarrt ist, kann ich auch sagen, ohne euch in Aktion gesehen zu haben.

"Mir ist schon klar, dass du Barbara wahrscheinlich mehr bedeutest als andersherum. Und ich wage zu behaupten, dass sie das inzwischen auch verstanden und akzeptiert hat. Gefühle kann man immerhin nicht erzwingen."

Ich sehe dich durchdringend an.

"Aber wenn du jetzt sagen würdest, dass sie dir vollkommen gleichgültig war und ist - das würde ich dir nicht abkaufen."
 

"Tja, da gab es auch nicht viel zu sehen, weil da nicht viel war ...", erwidere ich leise und zucke ein wenig hilflos mit den Schultern. "Ich habe zwar keine Ahnung, was sie dir erzählt hat, aber ich denke, dass es nicht verkehrt wäre, wenn du auch meine Version kennst."

Ich seufze leise.

"Im Knast bin ich ja schon, von daher ..."

Ich atme tief durch, ehe ich dich mit festerem Blick ansehe, als mir eigentlich zumute ist.

"Okay, pass auf ...", beginne ich in der Gewissheit, dass es dir als Vater sicherlich nicht gefallen wird. "Ich weiß nicht, wieso sich Barbara gerade mich ausgesucht hat, aber ich schwöre, dass ich sie nicht dazu ermutigt habe. Ich weiß, dass es ein Fehler war, ihr überhaupt nachzugeben, aber es ist nun mal passiert. Ich habe ihr auch von Anfang an gesagt, dass das für mich nichts Festes ist oder wird, und sie sich das am besten gleich wieder aus dem Kopf schlagen soll. Und - auch wenn das jetzt hart klingt - es war nicht viel mehr als ein Zeitvertreib für mich. Es hat mir geschmeichelt, ja, aber ich habe das bereits abgehakt."
 

Nachdem du zu Ende gesprochen hast, schweige ich erst einmal eine Weile. Deine Worte werfen mich nicht unbedingt völlig aus der Bahn. Sie überraschen mich nicht mal sonderlich. Aber es ist trotzdem hart, sie ausgesprochen zu hören.

"Das weiß ich doch, Edward", grummle ich missmutig. "Es gefällt mir kein bisschen, aber ich weiß es. Barbara hat sich dafür verbürgt, dass du nichts Ungebührliches gemacht hast und ich glaube meiner Tochter. Vor ihrem Vater zuzugeben, dass sie sich einem viel zu alten Kerl an den Hals geschmissen hat, ist immerhin schwer genug, also glaube ich nicht, dass sie lügt."

Leicht angesäuert lege ich die Stirn in Falten.

"Aber - und ich will, dass du dir dessen bewusst bist - meine Tochter ist nicht irgendeine Klette, auf die du dich zum Zeitvertreib mal eingelassen hast. Sie ist diejenige, die den Schlussstrich unter euer Was-auch-immer gezogen hat. Nicht du. Sie ist diejenige, die nicht gemeinsam durchbrennen wollte. Nicht du. Sie ist diejenige, die ihr Leben nach allem was passiert ist, wieder auf die Reihe bekommt und weitermacht. Etwas, woran du dir ein Beispiel nehmen kannst, anstatt deine Ärzte zu vergraulen."

Bis zu einem gewissen Grad versuche ich natürlich gerade, die Ehre meiner Tochter zu verteidigen. Aber ich habe Recht.

"Von mir aus liebst du Barbara nicht. Ich bin nicht mal sicher, ob sie dich liebt oder ob sie eine ungesunde Portion von Bewunderung mit Liebe verwechselt. Aber wenn es dich so fertig macht, dass dein Zeitvertreib dir den Laufpass gibt, dann ist dein Selbstwertgefühl geringer, als ich dachte. Und versuch bloß nicht, es abzustreiten, zwei meiner Jungs und Schwester Judy hatten die Ohren an der Tür."
 

Eigentlich will ich schon anfangen zu protestieren, dass ich eigentlich noch gar nicht so alt bin, aber du lässt mich nicht zu Wort kommen. Und das, was du sagst, gefällt mir nicht sonderlich, da es mir mal wieder vor Augen führt, wie verkorkst ich eigentlich bin.

Damit ist es so gut wie sicher, dass ich wirklich hier nach Arkham gehöre. Verdammt noch mal. Es ist doch zum kotzen, dass ich mir diesen Psycho-Mist nun auch noch von dir anhören darf.

Frustriert und auf eine gewisse Weise auch beleidigt und gedemütigt, schnippe ich den Zigarettenstummel weg, ehe ich dich grummelig ansehe.

"Okay, mag sein, dass du wirklich recht hast und es mich anfangs ziemlich getroffen hat. Du magst vielleicht auch recht damit haben, dass ich mein Selbstwertgefühl praktisch nicht vorhanden ist."

Ohne es zu merken, wird meine Stimme ein wenig lauter, aber nicht aggressiver.

"Tut mir ja leid, dass ich eigentlich ein emotionales Wrack bin, aber ich habe mir das ganz sicher nicht ausgesucht. Seit ich denken kann, musste ich mir jeden verdammten Tag anhören, dass ich nichts kann und zu nichts tauge! Und ja, stell dir vor, so etwas bleibt tatsächlich hängen, wenn man diese Worte sogar eingeprügelt bekommt!"
 

Meine Ratlosigkeit nimmt allmählich immer mehr zu. Du machst heute scheinbar die ganze Achterbahn der Gefühle durch. Und ich habe zumindest meinen Teil dazu beigetragen. Aber so richtig leid tut es mir auch nicht, denn ich habe erstens nur meine Tochter verteidigt und zweitens die Wahrheit gesagt.

"Du weißt, dass mir das klar ist Edward. Ich weiß, wie schwer du es hattest. Und ich habe dir schon mehrmals gesagt, dass ich es für völlig normal halte, dass du bist, wie du eben bist, nach allem, was du durchgemacht hast. Dafür brauchst du dich nicht zu entschuldigen."

Angestrengt reibe ich mir über die Augen.

"Ich hab keine Ahnung, wie ich richtig mit dir umgehen soll. Wann ich etwas Falsches sage, wann ich dir zu sehr auf die Pelle rücke. Ich will dich nicht aufregen, aber ich will auch nicht alles zurückbehalten, was mir auf der Zunge liegt."

Verzweifelt hebe ich die Arme.

"Ich versuche, dir Hilfe anzubieten und dich zu unterstützen. Aber ich weiß nicht, ob du das überhaupt willst. Mitleid ist schon mal das Falsche. Dir Tatsachen vor Augen zu führen, regt dich auf. Was soll ich denn noch machen? - Und wenn du mir jetzt sagst, dass ich es gut sein lassen und gehen soll, reiße ich dir den Kopf ab, Junge."
 

Meine vorher angestaute Wut verraucht, kaum dass du ein paar Worte gesagt hast. Ein wenig beschämt senke ich den Kopf.

Wenn du schon keine Ahnung hast, wie du mit mir umgehen sollst, wie soll es mir dann erst gehen?

Ich weiß doch selber nicht, was so richtig mit mir los ist. Und noch weniger weiß ich, was ich denken oder fühlen soll. Seit ich hier in Arkham bin, bin ich noch verwirrter, als ich es vorher war. Und wenn ich das Gespräch mit dir Revue passieren lasse, wird mir klar, dass ich mich auch genauso verwirrt präsentiert habe.

Ziemlich durcheinander schüttle ich langsam den Kopf und lasse meinen Blick rastlos schweifen.

"Ich habe keine Ahnung, was ich eigentlich will …", gebe ich zögerlich zu. "Mir ist bisher nie etwas in den Schoss gefallen. Ich musste mir immer Alles selbst erarbeiten. Ich –"

Mein Blick flackert zu dir herüber.

"Ich will kein Mitleid. Ich habe mir das selbst eingebrockt, also muss ich da auch alleine wieder raus kommen."
 

"Na, gut", sage ich langsam. "Ich habe kein Mitleid. Und ich stimme dir zu, du musst selbst versuchen, das hinzubekommen."

Eindringlich sehe ich dich an.

"Aber tu mir den Gefallen und schotte dich nicht komplett ab. Mitleid brauchst du vielleicht nicht, aber ein paar nette Menschen zum Reden haben noch niemandem geschadet."

Um die Situation etwas aufzulockern, schenke ich dir ein Grinsen und zwinkere.

"Und ja. Ich halte mich selbst für einen äußerst netten Menschen. Also: Sprich mit mir, wenn was ist und hör verdammt noch mal auf meine Ratschläge - so dumm sind die nämlich gar nicht."
 

Ich nicke langsam. Allerdings sagt es sich immer einfach, Jemanden an sich heran zu lassen. Ich bin bisher immer gut gefahren, mich möglichst unabhängig von anderen Personen zu machen. Barbara war die Letzte, die ich ziemlich nah heran gelassen habe.

Und was habe ich davon?

Doch nur wieder Kummer und Schmerz. Ich habe kein Interesse, das zu wiederholen.

"Ich soll also mit Crane reden, ja?", frage ich mit deutlicher Skepsis in der Stimme. "Am besten mein komplettes Leben von Anfang an aufrollen? Man sollte seinem Arzt dazu aber vertrauen können ..."
 

Ich muss schwer an mich halten, um jetzt nicht genervt die Augen zu verdrehen. Allmählich geht es mir auf den Zeiger, dass du dich ständig über Crane beschwerst. Er ist dein Arzt und immerhin dafür zuständig, dass du dich gut verhältst. Also kein Wunder, dass er dir nicht Alles durchgehen lässt. Es kommt mir so vor, als wärst du allein aus Prinzip gegen ihn. Ich kann jedenfalls keinen Grund feststellen, aus dem Crane dir oder irgendwem sonst etwas Böses wollen sollte.

"Ja, Edward", seufze ich. "Ich möchte, dass du mit ihm sprichst. Wenn dir Alles zu schnell geht, dann lass dich eben nur portionsweise auf ihn ein. Schließlich verlangt niemand von dir, gleich mit der Tür ins Haus zu fallen. Aber du musst dir den ganzen Mist von der Seele reden. Ich meine, ich höre dir gern zu. Aber ich fürchte, dass ich dir kaum Lösungen bieten kann. Ein ausgebildeter Psychiater hingegen schon."
 

"Ich kann Crane aber nicht leiden ...", murmle ich und würde gern die Hände frustriert tief in den Hosentaschen des Overalls vergraben.

Diese Handschellen nerven mich fast genauso sehr.

"Ich traue ihm nicht über den Weg. Da werde ich doch keinen Seelen-Striptease hinlegen ..."

Dann seufze ich.

"Aber gut, meinetwegen ... Ich probiere es ... Die Frage ist nur, was es mir bringt?"
 

"Versuch es einfach mal."

Gott, ich komme mir vor, als müsste ich bei deiner nächsten Sitzung daneben stehen und dich anfeuern.

"Wer weiß, vielleicht findest du ja durch die Gespräche eine Basis mit ihm, die dir erlaubt, dich richtig zu öffnen. Und wenn nicht, dann eben nicht."

Ich zucke mit den Schultern. Nach deinem letzten Satz sehe ich dich durch verengte Augen an.

"Abgesehen von einem leichteren Herzen und weniger seelischen Belastungen?"

Meine Mundwinkel zucken.

"Vielleicht ein Päckchen Kippen, das du mit Erlaubnis deines Arztes behalten darfst. Auf jeden Fall aber meine Anerkennung und volle Unterstützung - und mal ehrlich, wer will die nicht?"



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  TheJoker
2014-06-12T19:12:35+00:00 12.06.2014 21:12
Hach man man man...wenn doch Gordon nur wüsste wie Crane wirklich ist.
Er meint es ja wirklich nur lieb, aber es regt einen voll auf grrr...
:D
Antwort von:  ChogaRamirez
14.06.2014 23:15
Crane ist leider nicht so blöd, wie er auf den ersten Blick wirkt. ;) Er weiß schon, wie er dafür sorgt, dass seine "Versuchskaninchen" die Klappe halten.


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