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Nothing to lose

Arkham Origins
von
Koautoren:  PunkinPie abgemeldet

Vorwort zu diesem Kapitel:
Eine instrumentale Klavier-Version von »Stand by me« von »Ben E. King«.

http://youtu.be/wPArxvFgp7A Komplett anzeigen

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Stand By Me

Jetzt heißt es, dafür zu sorgen, dass die Stimmung nicht kippt. Wie einfach wäre doch alles, wenn wir dir ein paar Bier verabreichen könnten, damit du lockerer wirst. Aber ich bezweifle, dass du dich bereitwillig abfüllen lassen wirst.

Deshalb denke ich fieberhaft nach, was man machen könnte. Uns einfach nur zu unterhalten, scheint mir etwas zu riskant. Im Augenblick ist es sehr schwer zu sagen, bei welchen Themen du sensibel reagierst, weswegen eine Unterhaltung eher gezwungen wirken würde.

Harv ist derjenige, der uns zuhilfe kommt.

"Sag mal, Jimmy."

Ihm ist anzuhören, dass er inzwischen ein bisschen lallt.

"Ihr habt doch noch das Klavier von deiner Verflossenen, oder?"

Kurz runzle ich die Stirn, bis mir einfällt, dass Harv dich auf einer Weihnachtsfeier mal spielen gehört hat. Damals nur Weihnachtslieder, zu denen einige gesungen haben, aber immerhin. Tatsächlich könnte es dich vielleicht ablenken, wenn du dich auf die Musik konzentrierst.

"Stimmt. Was meinst du, Edward? Spielst du eine Runde?"
 

Ungläubig sehe ich zwischen dir und Harvey hin und her und hebe dabei irritiert eine Augenbraue.

Habe ich mich gerade verhört?

Bin ich gerade unwissentlich in die Dreharbeiten zur versteckten Kamera gelandet?

Wollt ihr mich auf den Arm nehmen?

Oder meint ihr das tatsächlich ernst?

"Bitte was?", krächze ich verdutzt und kann kaum glauben, was ich gehört habe.

Das kann doch nur ein ganz mieser Scherz sein. Gut, vor knapp anderthalb Jahren habe ich auf der Weihnachtsfeier vom GCPD tatsächlich für die Kollegen gespielt, aber auch nur, weil sich sonst kein Dummer dafür gefunden hat. Momentan bereue ich es, dass das halbe Revier weiß, dass ich Klavier spielen kann.

"Ich bin nicht besonders gut", versuche ich mich aus der Sache rauszureden, auch wenn ich weiß, dass das nicht viel helfen wird.

Du warst damals auf der Weihnachtsfeier ganz begeistert gewesen (was zu siebzig Prozent am Eierpunsch lag) und hast zusammen mit einigen Kollegen enthusiastisch bei den Weihnachtsliedern mitgesungen - nachdem ich mich dazu breit schlagen lassen hatte, sie zu spielen.
 

"Edward, das ist eine ziemlich miese Ausrede, wenn man bedenkt, dass du vor Kurzem erst für Babs gespielt hast", mahne ich schmunzelnd.

Wundert mich eigentlich, dass du dich jetzt so zierst. Dabei würde man doch erwarten, dass du die Gelegenheit, mit deinem Können zu prahlen, gleich beim Schopfe packst. Andererseits tust du das vielleicht nur bei Dingen, die du perfekt beherrschst, weil du sonst Angst hast, dich zu blamieren.

"Wir sind doch unter uns", fügt Harv augenzwinkernd hinzu. "Abgesehen davon, können Jim und ich sicherlich nicht beurteilen, was gut gespielt ist und was nicht."

Demonstrativ zieht er sein Bier an sich heran und nimmt einen Schluck, bevor er dramatisch zur Tür zeigt.

"Auf auf gen Wohnzimmer!", ruft er theatralisch und setzt sich in Bewegung, so dass wir uns beeilen müssen.

Ich boxe dich aufmunternd gegen die Schultern.

"Na, komm schon, Junge. Gönn uns den Spaß."
 

Seufzend und mit einem dünnen krampfhaften Lächeln auf den Lippen komme ich deiner Aufforderung nach und folge Harvey ein wenig widerwillig ins Wohnzimmer, wo er sich schon demonstrativ ans Klavier gelehnt hat und uns erwartungsvoll ansieht. Ich nähere mich dem Instrument eher verhalten und werfe euch beiden einen skeptischen Blick zu, ehe ich mich auf den Hocker setze und die Ärmel meines Polohemdes hochkremple.

"Okay …", sage ich dann lang gezogen. "Aber keine Volksmusik, Country oder ähnliches. Ansonsten muss ich das Klavier in Brand stecken", füge ich mit einem schiefen Grinsen hinzu und unwillkürlich muss ich dabei daran denken, dass mir Pyromanie schon mehrmals vorgeworfen wurde.

Nach kurzem Zögern lege ich meine Hände auf die Tasten und stimme »Stand by me« von Ben E. King an. Ich habe zwar keine emotionale Bindung an dieses Lied, aber trotzdem fange ich beim Refrain tatsächlich an, leise mitzusingen.
 

Harv ist natürlich sofort hellauf begeistert, als du diesen Klassiker anstimmst. Er steigt mit ein und seine Stimme um ein Vielfaches lauter als deine. Man merkt, dass er dem Alkohol gut zugesprochen hat und demnach nicht so zurückhaltend ist wie du. Er schmettert den Text in einer Weise, die die dramatische Stimmung des Liedes weitgehend ruiniert.

Vermutlich hört man sein Gegröle auch oben bei Babs. Ich hoffe einfach, dass sie darüber hinwegsehen und uns diesen Abend gönnen wird. Sie war heute ja immerhin gut gelaunt. Und wenn sie bemerkt, dass sogar du mit uns Spaß hast, wird sie vielleicht zufrieden sein.

Tja, und wie hat man solchen Spaß wie Harv?

Genau, man trinkt so viel wie er. Mit diesem Hintergedanken gehe ich kurzer Hand zu dem Schrank, in dem ich die Spirituosen aufbewahre. Der Schlüssel dafür liegt in einer Schale, die auf dem Schrank steht - auch wenn es lächerlich ist, denn inzwischen kommt Babs erstens an diese Schale heran und ist zweitens intelligent genug, um das Versteck zu kennen. Ich besehe mir den Bestand und entscheide mich schließlich für eine Flasche Whiskey.

Während Harv sein Liedchen schmettert und sich alle Mühe gibt, dein Klavierspiel zu übertönen, gieße ich jedem von uns einen Drink ein und stelle eure fingerbreit gefüllten Gläser auf dem Klavier ab.

"Wohl bekomm's, Jungs", sage ich amüsiert und erhebe mein Glas.
 

Als Harvey ohne Vorwarnung mit einstimmt, bin ich im ersten Moment so schockiert, dass ich fast den Text vergesse. Gut, ich hätte vielleicht damit rechnen müssen, dass Harvey, der schon mehrere Flaschen Bier getrunken hat, auf seine eigene, ganz spezielle Art und Weise leicht lallend singt. Immerhin hat er diese Show auf der Weihnachtsfeier schon gebracht und musste schwer angeheitert, weil ihm der Eierpunsch so gut geschmeckt hat, von seiner Frau abgeholt werden. Bei diesem Gedanken werfe ich Harvey einen skeptischen Blick zu.

Ob seine Angetraute ihn auch heute wieder abholen wird?

Oder wird er die Nacht hier auf der Couch verbringen und dann morgen mit einem Kater zu hause auftauchen?

In jedem Fall wird er sehr wahrscheinlich eine Standpauke über sich ergehen lassen müssen.

Meine Augenbraue wandert zu neuen Höhen, als Harvey sich die größte Mühe gibt, das Klavier zu übertönen und dabei ziemlich schief singt. Und wenn ich nicht spielen würde, wäre ich sogar versucht, mir die Ohren zuzuhalten, denn die schiefen Töne, die Harvey fabriziert, sind alles andere als eine Wohltat für die Ohren. Harvey scheint es nicht zu stören, dass er furchtbar klingt, aber vermutlich würde jeder mit diesem Promillegehalt im Blut nicht mehr wie eine Nachtigall klingen.

Mehr als einmal den Refrain singe ich nicht, da es bei Harveys Lautstärke einfach keinen Sinn macht. Ich bin schon froh, dass ich mich nicht verspiele, während ich Harvey mit einem Blick ansehe, als ob er an meiner Stelle nach Arkham gehört.

Aber bitte, wenn es ihm Spaß macht, werde ich ihn nicht davon abhalten. Zumindest, solange die Hunde in der Nachbarschaft nicht in das Gejaule mit einsteigen.

Du scheinst ebenfalls gute Laune zu haben, wenn ich mir dein zufriedenes Lächeln so ansehe, als du mit den Gläsern ans Klavier kommst. Harvey schnappt sich sein Glas ganz begeistert und prostet dir zu, ohne mit dem Singen aufzuhören. Da ich noch spiele, verzichte ich vorläufig darauf, ebenfalls nach meinem Glas zu greifen, auch wenn es gerade äußerst verlockend ist. Vielleicht bist du der gleichen Ansicht wie ich, dass man Harveys momentane Laune nur erträgt, wenn man ebenfalls Alkohol konsumiert hat.

Eure Gläser sind bereits leer, als ich das Lied beende. Ich werfe euch beiden einen skeptischen Blick zu, ehe ich knapp mit den Schultern zucke, nach meinem Glas greife und den Inhalt mit einem Schluck vernichte.

Whiskey, und nicht mal ein Schlechter. Nicht übel. Wer hätte schon gedacht, dass der Police Commissioner so einen guten Geschmack hat was Spirituosen betrifft.
 

Überaus zufrieden sehe ich zu, wie du dein Glas austrinkst. Vielleicht sollte es mich besorgen, dass du es in einem Zug hinunter stürzt, aber in dieser Sekunde - in dieser Alkohol angereicherten Sekunde, um genau zu sein - bin ich einfach nur froh, dass du dich darauf einlässt, ein bisschen Spaß zu haben.

Klar, morgen werden wir wahrscheinlich Kopfschmerzen haben und uns über den Abend ärgern, aber für heute dürfen wir es uns doch wohl erlauben, mal alle Konsequenzen zu vergessen. Unser Leben ist momentan ohnehin von viel zu vielen Konsequenzen bestimmt.

"So gefällt mir das!", freut sich Harv und klopft dir anerkennend auf den Rücken.

Seine Bewegung ist so unkoordiniert, dass ich mich frage, ob du jetzt eine Prellung an der Wirbelsäule hast.

"Jim, schenk dem Mann nach. Edward, spiel weiter."

Harv lehnt sich schwerfällig an das Klavier, damit er nicht umkippt. Lachend komme ich seiner Aufforderung nach. Schaden kann es ja nicht, wenn wir dich ein bisschen lockerer machen. Hauptsache, Babs kommt nicht herunter und sieht, welchen Schabernack wir mit ihrem Herzblatt treiben ...
 

Ich habe das Glas noch nicht richtig zurück auf das Klavier gestellt, da spüre ich bereits Harveys Pranke auf dem Rücken. Ich werfe ihm einen bösen Blick zu, da sich meine Begeisterung für diese Art von Anerkennung stark in Grenzen hält. Schon gar nicht, wenn es auch noch Körperkontakt involviert. Natürlich bekommt Harvey meinen Blick nicht mit, da er viel zu begeistert ist. Dass ist dann so ein Moment, an dem ich mich ins Gartenhäuschen zurück wünsche, wo ich meine Ruhe habe.

Du scheinst ebenfalls deinen Spaß zu haben und ich bin mir fast sicher, dass das zum größten Teil am bisher konsumierten Alkohol liegt. Was dieses Thema betrifft bin ich zwar auch kein Kind von Traurigkeit, doch als du nachschenkst, hebe ich skeptisch eine Augenbraue.

Gegen Whiskey in der richtigen Umgebung ist zwar im Allgemeinen nichts einzuwenden, doch ich bezweifle ernsthaft, dass ich das lange durchhalte. Auch wenn ich sonst recht trinkfest bin und einiges an Whiskey und ähnlichen Alkoholika vertrage, auf nüchternen Magen wie aktuell in meinem Fall ist das einfach keine gute Idee.

Um dir den Spaß und den Abend nicht zu verderben, entschließe ich mich schweren Herzens und nur widerwillig dazu, dass ich etwas unternehmen muss, wenn ich diesen Abend nicht volltrunken erleben will. Deswegen gehe ich wortlos in die Küche und komme kurze Zeit mit einem Apfel und einer Banane zurück. Die Banane vernichte ich schon auf dem Rückweg und muss dabei erstaunt feststellen, dass ich Nahrung anscheinend nötiger habe, als gedacht.

Den Apfel platziere ich auf dem Klavier und greife stattdessen nach meinem inzwischen wieder gefüllten Glas, was ich umgehend leere. Banane und Whiskey sind zwar eine sehr merkwürdige Kombination, aber was soll's. Schulterzuckend stelle ich das Glas zurück und setze mich wieder auf die Klavierbank.

"Okay, irgendwelche Wünsche?"
 

Dass du dir extra etwas zu essen holst, damit du uns nicht von der Bank kippst, entlockt mir ein Schmunzeln. Umsichtig wie immer. Jeder andere - und damit meine ich allen voran Harv - hätte wahrscheinlich ungeniert weitergebechert, ohne sich darum zu kümmern, wann seine letzte Mahlzeit war.

Aber irgendetwas muss meine Tochter ja an dir finden. Die Tatsache, dass du eigentlich immer mitdenkst, ist ganz deutlich einer deiner Vorzüge. Unweigerlich werde ich wieder an die Zeugung meines Enkelkindes erinnert Na ja ... FAST immer ...

"Spiel was Fröhliches!", fordert Harv lallend und schenkt sich selbst nach.

Diesmal wird das Glas deutlich voller, als es sich geziemt.

"Und Dramatisches!"

Ich hebe eine Augenbraue.

Fröhlich und dramatisch zugleich?

Am Ende verlangt er noch sanftes Heavy Metal.

"Wie wäre es mit »It's all coming back to me now«? Jede Wette, du kannst Meatloaf."

Harvey schlägt theatralisch eine Hand über die Brust, als wäre er zutiefst gerührt.

"Awww. Dazu hatte der alte Jimmy seinen ersten Tanz bei der Hochzeit, musst du wissen."

"Ja ja, ist gut, Harv. Ich mag das Lied eben ..."

Möglicherweise werde ich ein kleines bisschen rot. Aber das liegt definitiv am Alkohol ...



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