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Nothing to lose

Arkham Origins
von
Koautoren:  PunkinPie abgemeldet

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Du hättest mich ruhig zu der Party einladen können. Ich hätte dir hilfreich zur Seite gestanden.

Schon vor einer Woche war Jim Gordon kurz hier in Arkham gewesen um wieder von Crane die Erlaubnis zu bekommen, mich erneut für ein Wochenende hier rauszuholen. Ich bin nicht großartig gefragt worden, ob ich das überhaupt will. Einzig eine kurze Information habe ich dazu bekommen, dass Jim mal wieder seinen Willen bekommen hat.

Großartig.

Ich gehe stark von der Annahme aus, dass er der Überzeugung ist, dass er mir damit einen Gefallen tut. Ich bin da anderer Ansicht.

Cranes Experiment ist inzwischen schon mehr als eine Woche her und trotzdem nagt es immer noch gewaltig an mir. Das letzte, an was ich mich erinnern kann, ist, dass ich ihn mit einem Brieföffner angegriffen habe. Alles, was danach war, liegt vollkommen im Dunkeln. Ich habe wie einen Filmriss, einen richtig Blackout, aber dieses wissende Grinsen im Gesicht des Pseudo-Psychiaters sagt mir jedes Mal, wenn ich es sehe, dass mir sicher nicht gefallen wird, was in seinem Büro passiert ist. Das ungute Gefühl, dass ich ihm Dinge erzählt habe, die ich ganz tief in mir begraben habe, ist auch nach Tagen immer noch präsent.

Wann genau Jim vorhat, mich heute abzuholen, weiß ich nicht. Und auch Crane hat sich garantiert mit voller Absicht bedeckt gehalten, was diese Information betrifft. Ich kann also nur warten.

Schon seit dem Mittag steht meine fertig gepackte Sporttasche neben meiner Pritsche. Das Mittagessen habe ich wie in den letzten Tagen oft wieder ausfallen lassen. Schon alleine die Tischmanieren des Jokers, der es einfach nicht lassen kann, mich beim Essen zu belästigen, verderben mir jeglichen Appetit.

Crane hat erst vor ein paar Tagen wie beiläufig bei einer »Therapie-Sitzung« erwähnt, dass er wohl bald damit anfangen muss, mich zum Essen zu zwingen, wenn ich weiterhin abnehme. Na ja, ganz unrecht hat er nicht. Der Arkham Overall schlappert mittlerweile und ich habe inzwischen schon mehr als fünf Kilo an Gewicht verloren. Eigentlich ist das mehr Gewicht, als ich mir leisten kann.

Ich weiß nicht, wie lange ich reglos auf meiner Pritsche sitze, die gegenüberliegende Wand anstarre und mich frage, ob sie mit einem grünen Fragezeichen besser aussehen würde. Irgendwann höre ich aber wie die schwere automatische Tür zu meinem Zellentrakt geöffnet wird und Schritte durch den Gang hallen. Schritte von mehr als einer Person. Unwillkürlich läuft mir ein Schauer über den Rücken, wie jedes Mal, wenn Crane hier auftaucht.
 

Während Dad sich mit Dr. Crane über Belanglosigkeiten unterhält, trotte ich händeringend hinter den beiden her. Ich sollte nicht hier sein. Du wirst dich schrecklich aufregen. Ganz sicher. Aber ich konnte einfach nicht mehr warten. Wer weiß, was auf der Fahrt nach hause zwischen dir und Dad passiert.

Seit ich dich vor einer halben Ewigkeit aus meinem Zimmer geschmissen habe und Dad danach zu mir kam, muss ich dir etwas sagen und ich werde dieses Gespräch nicht gefährden, indem ich dir Zeit gebe, dich mit Dad zu streiten. Oder ihm die Chance lasse, sich wieder einzumischen. Auf keinen Fall. Ich will das vorher hinbekommen.

Als wir in den Gang mit deiner Zelle einbiegen, ertönt neben mir ein lautes Quietschen, das mich erschrocken zusammenfahren lässt. Wie sich herausstellt, handelt es sich um eine hübsche Blondine im Arkham Overall. Harley Quinn. Bruce hat mir von ihrem Fall erzählt.

"Oh mein Gott! Mr. J! Sieh doch!"

Sie springt jauchzend auf und ab.

"Schau, wer da ist!"

Ihr Blick ist auf die Wölbung meines Bauches geheftet. Scheinbar weiß sie irgendwas.

"Das ist sie! Eddie, du hast gar nicht erzählt, dass sie so ein hübsches Ding ist."

Schon allein die Tatsache, dass sie dich Eddie nennt, macht sie mir ungemein unsympathisch.

Mit einem gequälten Seufzen schließe ich rasch zu Dad und deinem Arzt auf und komme schuldbewusst vor deiner Zelle zum stehen. Dein abgemagertes Äußeres und die tiefen Augenringe treffen mich wie der Schlag.

Was ist nur los mit dir?

Dr. Crane begrüßt dich fröhlich und öffnet die Tür zu deiner Zelle.
 

Kaum, dass die quietschige Stimme von Harley Quinn im Gang ertönt und an den kahlen, teils gekachelten Wänden widerhallt, zucke ich zusammen und werfe der Gittertür meiner Zelle einen vorsichtigen Blick zu. Mit einem gequälten Gesichtsausdruck lege ich den Kopf in den Nacken und starre ich Decke an.

Warum habe ich gleich nochmal wirklich geglaubt, dass du dich an unsere Vereinbarung hältst?

Erst als ich höre, wie der Schlüssel in das Schloss meiner Zelle gesteckt wird, sehe ich wieder zur Tür und würde Crane bei seinem schleimigen Grinsen am liebsten sofort ins Gesicht springen. Oh Gott, wie ich diesen Typen mittlerweile hasse. Sogar noch mehr als die Fledermaus.

Jim sieht halbwegs gut gelaunt aus, auch wenn man ihm ansehen kann, dass er nicht gerade gerne hier ist. Verdenken kann ich es ihm nicht. Und daneben stehst du. Schuldbewusst, verängstigt und hältst dich so nah wie es geht an der Seite deines Dads.

Ich schenke dir nur einen kurzen müden und teilnahmslosen Blick und erhebe mich dann von der Pritsche, als Crane mir mit einer Geste zu verstehen gibt, dass ich zu euch raus kommen soll. Mein Kopf ist leicht gesenkt, als ich meine Zelle verlasse und wie als ob er darauf gewartet hat, ertönt Oswalds quakende Stimme.

"Die kleine Miss Gordon. Wir haben uns ja ewig nicht gesehen."

Als ob er den besten Witz des Jahres gerissen hätte, fängt er zu allem Überfluss auch noch an zu lachen.

"Die Tochter vom Police Commissioner", mischt sich nun auch der Joker ein, der anscheinend nur auf dieses Stichwort gewartet hat, wenn ich mir mit einem schnellen Seitenblick sein Grinsen ansehe. "Kein Wunder, dass du hier eine Sonderbehandlung hast."
 

Sofort fliegt mein Kopf zu Cobblepot herum.

"Noch ein Wort und es wird diesmal nicht bei der gebrochenen Nase bleiben", blaffe ich ihn an und schicke auch dem Joker einen bösen Blick.

Allerdings traue ich mich nicht, ihm in dem Zustand die Meinung zu geigen. Nicht ohne hautenges Leder.

Seine Freundin trällert irgendwas von wegen romantisch wie bei Romeo und Julia. Wo sie recht hat ... Mindestens genauso tragisch ist es.

Dad macht gerade einen Schritt auf dich zu und setzt dazu an, zu erklären, warum er mich mitgebracht hat, aber ich bedeute ihm, zu schweigen.

"Ich wäre nicht hier, wenn es nicht wichtig wäre", sage ich leise. "Aber ich hatte Angst, dass eine Autofahrt mit Dad wieder alles anders macht."

Dad gibt sich demonstrativ empört.

Mit einem letzten, tiefen Atemzug trete ich zu dir und schlinge dir die Arme um den Hals. Meine nächsten Worte flüstere ich dir so leise ins Ohr, dass nur du sie verstehen kannst.

"Danke, dass du mit Dad geredet hast. Danke, dass du die Sache gekittet hast. Und danke, dass du das getan hast, obwohl ich so ein fieses Miststück war."

Ich stelle mich auf die Zehenspitzen und drücke dir einen Kuss auf die Wange.

"Es tut mir leid. Ich habe mal wieder überreagiert und verdiene eigentlich gar nicht, dass du trotzdem so was für mich tust. Das bedeutet mir viel."
 

Auch wenn es gerade der denkbar schlechteste Zeitpunkt dafür ist, verkrampfe ich prompt, als du mich umarmst und lasse gleichzeitig meine Sporttasche mit einem dumpfen Knall auf den Boden fallen. Für einige Herzschläge halte ich sogar den Atem an, während ich zur Salzsäule mutiere und krampfhaft auf den Boden starre. Auch wenn ich es nicht sehe, kann ich mir lebhaft das hämisch grinsende Gesicht von Crane vorstellen. Zum Teufel mit diesem Quacksalber!

"Uih! Die Kleine geht ja richtig ran!", trällert der Joker und man kann sein süffisantes Grinsen deutlich aus seinem Tonfall heraushören. "Nehmt euch ein Zimmer!", wirft er noch hinterher, ehe er in Gelächter ausbricht.

Oswald hält zwar seinen Schnabel, aber er kichert quakend vor sich hin.

Ganz vorsichtig, als ob ich mich jeden Moment verbrennen würde, berühre ich dich an der Schulter und drücke dich so ein Stück von mir weg, ohne dich auch nur eine Sekunde lang anzusehen. Aber auch den anderen Anwesenden schenke ich keinen einzigen Blick.

Am liebsten möchte ich jetzt im Erdboden versinken oder mich alternativ zurück in meine Zelle flüchten.
 

Gequält kneife ich die Augen zusammen, als du mich wegschiebst. Eigentlich hätte ich damit rechnen müssen. Ich bin vielleicht bereit, mich zu versöhnen - du aber nicht. Wahrscheinlich habe ich es mir endgültig verscherzt.

Seufzend rücke ich von dir ab und falte die Hände über dem Bauch.

"Entschuldige ...", flüstere ich kaum hörbar.

"Edward Nashton!", tönt Jokers Liebchen plötzlich los. "Behandelt man so eine Dame? Und dann noch die Mutter deines Kindes! Schäm dich. Das ist so typisch Mann."

Joker bekommt einen bösen Blick. Ich kann mir vorstellen, dass auch Harley Quinn weiß, wie es ist, ständig zurückgewiesen zu werden und trotzdem noch an dieser Liebe festzuhalten. Eine Sekunde lang empfinde ich Sympathie mit ihr.

Ist das mein Schicksal?

Niemals von dir loszukommen und mich im Wirrwarr deiner Probleme zu verrennen?

Bis ich eines Tages in der Zelle neben dir hocke und noch immer an dich gebunden bin, ohne mich loseisen zu können?

Ich schlucke schwer. So will ich nicht enden ...

Ich fühle mich noch elender als vorher, als ich mich zurück zu Dad und Dr. Crane stelle.

"Mach dir nichts draus, Barbara", versucht Crane mich zu trösten.

Er drückt freundlich meine Schulter und mein Blick fällt auf seine Hand. Die steckt in einem dicken Verband, der ziemlich unpraktisch aussieht.

"Was ist mit Ihrer Hand passiert?", frage ich leise.

Irgendwie habe ich ein ganz mieses Gefühl dabei.

Crane betrachtet seine bandagierte Hand.

"Oh, das. Nichts Schlimmes. Bloß ein kleiner Zwischenfall in einer Sitzung."

"Was?"

Mein Blick flackert sofort zu dir.

"War das ...?"

Ich schaue zurück zu Dr. Crane und sehe ihn eindringlich an.

"Hat er ...?"

"Ich werde dir darüber zum Schutz meiner Patienten keine Auskunft geben", sagt Crane streng, aber in seinen Augen kann ich sehen, dass die Antwort ja lautet.

Ich wusste es.
 

Bei Harleys quietschiger Stimme zucke ich mal wieder zusammen. Immer wenn sie plötzlich los schreit - was öfters am Tag vorkommt - geht mir ihre schrille Stimme durch Mark und Bein.

Wie der Joker das aushält, ist mir wirklich ein Rätsel. Ich an seiner Stelle hätte ihr schon längst einen Maulkorb verpasst. Vor allem deswegen, weil das, was ihren Mund verlässt, nicht sonderlich intelligent ist. Aber irgendwas muss sie an sich haben, wenn der Clown sie an seiner Seite duldet. Nun ja ... Zumindest mehr oder weniger, wenn man bedenkt, wie oft er sie schon ziemlich grob angefasst hat - egal, ob Jemand in der Nähe war oder nicht.

Als sich dann auch noch Crane einmischt, kann ich gar nicht anders, als mit den Augen zu rollen. Es ist ja so klar, dass er sich keine Gelegenheit entgehen lässt, sich bei dir und Jim einzuschleimen.

Wie gerne würde ich irgendwo kopfüber von der Decke baumeln lassen ...

Zu allem Überfluss kommt ihr auf den Verband an Cranes Hand zu sprechen. Super. Während Jim mich deswegen ein wenig seltsam ansieht, hast du direkt wieder Mitleid mit dem Kittelträger.

Kann es eigentlich noch schlimmer werden?

Ich seufze lautlos, unterdrücke mit Mühe das Bedürfnis, mir die flache Hand ins Gesicht zu schlagen und sehe stur auf den Boden. Sollt ihr doch denken, was ihr wollt. Ihr würdet mir ohnehin kein Wort glauben, also brauche ich mich gar nicht erst rechtfertigen.
 

Natürlich kommt von dir kein Kommentar dazu. Du musst auch nicht mehr viel sagen. Mir ist schon klar, dass du es warst. Ansonsten bliebe nur Joker - und der würde sich definitiv damit brüsten, wenn es seine Schuld wäre.

Gequält seufze ich.

"Was hast du denn jetzt gemacht, Eddie?"

Ich schüttle enttäuscht den Kopf.

"Du wolltest doch versuchen, dich anständig zu benehmen. Die Therapie zu nutzen ..."

"Tatsächlich ist Edward seit diesem Vorfall sehr kooperativ", wirft Crane ein, aber ich winke ab.

Es ehrt ihn, dass er sich so für dich einsetzt. Ich bin trotzdem traurig, dass du keine Fortschritte machst. Dabei hatte ich mich auf das Wochenende gefreut.

Aber jetzt sieht es fast so aus, als würden die nächsten drei Tage genauso schlimm werden, wie das letzte Wochenende.

"Na, kommt. Bringen wir's hinter uns."

Auffordernd deute ich auf dich und deine Tasche. Es bringt uns auch nichts, weiter blöd hier herumzustehen. Das bringt den Clown nur auf dumme Gedanken.
 

"Eddie …", prustet der Pinguin los und man hat das Gefühl, als ob du gerade den besten Witz des Jahres gerissen hättest, denn Oswald geht ein Stück in die Knie und klopft sich demonstrativ auf die Oberschenkel.

Ich werfe ihm nur einen kurzen, undeutbaren Blick zu. Wenn er meint, dass er sich so profilieren muss, bitte. Ich werde ihn sicher nicht davon abhalten, hier so eine Show abzuziehen.

"Warum hast du nicht gleich gesagt, dass du das mit dem Doc warst, Eddie?", mischt sich wieder einmal der Joker ein und so, wie er meinen Spitznamen ausspricht, kann ich ein lautloses Seufzen nicht vermeiden.

Ich hasse diesen bestimmten Tonfall, der mir das Gefühl gibt, dass ich nicht ernst genommen werde.

"Du hättest mich ruhig zu der Party einladen können. Ich hätte dir hilfreich zur Seite gestanden."

Crane wirft dem Joker einen strengen Blick zu, der den Clown zwar verstummen lässt, aber dafür grinst er nun bis über beide Ohren zu uns herüber und wackelt zu allem Überfluss auch noch mehrdeutig mit den Augenbrauen, als er mich mustert.

Ganz große klasse.

Anscheinend bin ich einen weiteren Platz auf seiner Abschussliste nach oben gerutscht.

Schließlich seufze ich ergeben, greife nach meiner Tasche und sehe dich und deinen Dad kurz an. Jims Gesichtsausdruck ist wohl am besten mit verkniffen zu beschreiben und ich bin mir sicher, dass er im Moment noch gute Miene zum bösen Spiel macht.

Sobald wir Arkham verlassen haben, werde ich mir wohl eine Standpauke anhören dürfen, wieso ich Crane angegriffen habe. Aber ich bin schon froh, dass er es sich hier verkneift. Nicht auszudenken, wenn er plötzlich vor den anderen Insassen anfängt, den Vater herauszukehren.

Es reicht ja schließlich schon zu, dass du viel zu viel geplaudert hast. Da werde ich mir von Crane, Oswald und dem Clowns-Duo ja was anhören dürfen, wenn ich ihnen wieder über den Weg laufe. Ich bin jetzt schon restlos begeistert.
 

Crane wirft dem Joker einen grimmigen Blick zu und ich empfinde Mitleid mit dem unscheinbaren Arzt. Er macht hier sicherlich Einiges mit. Du gehst auf ihn los und lässt generell kein gutes Haar an ihm, die anderen Patienten scheinen auch nicht gut auf ihn zu sprechen zu sein. Ich würde mich hier nicht alleine mit all diesen Problemen herumschlagen wollen.

Ich schenke Crane ein aufmunterndes Lächeln, sage aber nichts weiter. Das wäre doch nur wieder gefundenes Fressen. Ich will hier weg, damit nicht weiterhin jeder meiner Schritte von einem Geisteskranken kommentiert wird.

Ich setze mich in Bewegung, ohne dich großartig anzusehen. Ich habe einfach nicht die Energie dazu - und das schon jetzt. Das Wochenende hat noch nicht mal angefangen. Dad, der reichlich verkniffen wirkt, bedeutet dir mit einem Kopfnicken, dass es Zeit zum Gehen ist. Dr. Crane folgt schweigend, behält dich aber im Auge.

"Viel Spaß euch Süßen!", quietscht uns Harley Quinn hinterher.



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