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Nothing to lose

Arkham Origins
von
Koautoren:  PunkinPie abgemeldet

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Das ist kein Wink mit dem Zaunspfahl mehr. Das ist schon ein ganzer Zaun.

Nachdem du dich bei den letzten Sitzungen zurück gehalten hast - und ich mehr oder weniger kooperativ war - habe ich eigentlich angenommen, dass auch unsere heutige Sitzung relativ locker und entspannt laufen wird. Du hast endlich den Joker auf deiner Couch.

Eigentlich sollte ich damit endlich aus dem Schneider sein.

Uneigentlich wird mir schon bewusst, als du mich höchstpersönlich in meiner Zelle abholst, dass heute irgendetwas anders ist.

Was das genau ist, kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Mein Bauchgefühl aber sagt mir, dass diese Sitzung nicht gut laufen wird.
 

Als wir nebeneinander den Gang entlanggehen, halte ich dich davon ab, den Weg zu unserem üblichen Therapiezimmer einzuschlagen. Nicht heute.

Stattdessen führe ich dich in mein Büro, wo ich dir wieder den Stuhl vor meinem Schreibtisch anbiete, während ich die Tür verriegle. Heute ist das Experiment geplant und geschieht nicht im Affekt, deswegen bin ich besser vorbereitet.

Trotzdem ist meine Laune ziemlich schlecht.

Du spielst den Kooperativen, aber die Dinge, die ich wirklich wissen will, erfahre ich nicht.

Quinzel ist bei unseren Sitzungen dazu übergegangen, mir dämliche Gegenfragen zu stellen, als würde sie mich therapieren und nicht anders herum. Am schlimmsten ist, dass ihre Fragen manchmal sogar ins Schwarze treffen.

Der Clown ist eine Plage. Zwei Wachen haben seinetwegen gekündigt, drei sind tot und Erfolge in den Sitzungen gab es keine.

Alles in allem ist der momentane Stand der Dinge unglaublich frustrierend.

"Also, Edward."

Grantig stapfe ich zu meinem Stuhl und lasse mich darauf sinken.

"Überspringen wir das übliche Geplänkel, wir sind ja unter uns."

Ich sehe dich über den Rand meiner Brille hinweg an.

"Du hast mir immer noch nicht erzählt, wie es nun mit Barbara und dir weitergeht."
 

Schon alleine die Tatsache, dass du mich abhältst, den Weg zum Therapiezimmer einzuschlagen, lässt mich ahnen, dass heute etwas anders ist. Aber selbst wenn das noch nicht gereicht hätte, spätestens als wir in deinem Büro sind und du die Tür abschließt, ist es kein Wink mit dem Zaunspfahl mehr. Das ist schon ein ganzer Zaun.

Als ich das leise Klicken des Schlosses höre, fühle ich mich augenblicklich gefangen und ein eiskalter Schauer läuft mir über den Rücken. Ich fühle mich hier mit dir in deinem Büro mehr als nur unwohl, denn die Erinnerung an meinen letzten Aufenthalt hier drin ist nach wie vor sehr präsent. Und ich gehe jede Wette ein, dass dir das auch bewusst ist. Irgendetwas planst du doch und ich habe einen leisen Verdacht, was das ist.

Während du dich hinter deinen Schreibtisch setzt, bleibe ich misstrauisch an der Tür stehen. Theoretisch ist es kein Problem, dass Schloss auch ohne Schlüssel aufzubekommen, allerdings bezweifle ich ernsthaft, dass du mir die Zeit dafür gibst. Am besten spiele ich wohl erst einmal mit.

"Mein Privatleben geht dich nichts an", erwidere ich leise und mit Vorsicht in der Stimme.
 

"Ich bin dein Therapeut, Edward", seufze ich.

Tatsächlich bin ich die Diskussionen inzwischen leid. Weil sie sich immer wiederholen, ohne Ergebnisse zu liefern.

"Setz dich hin."

Der Befehlston in meiner Stimme ist kaum zu überhören und ich nehme die Brille ab, schlage die Bügel ein und lege sie vor mich auf den Tisch.

"Deine ewige Aufmüpfigkeit geht mir ehrlich gesagt auf den Zeiger", gestehe ich sauer und sehe dich eindringlich an.

Warnend.

Viel fehlt nicht mehr dazu und ich werde mit drastischen Methoden für einen Fortschritt in der »Behandlung« sorgen.

"Tu dir selbst einen Gefallen und kooperiere. Und ich meine wirklich kooperieren. Denkst du wirklich, ich merke nicht, wie du mir ständig irgendwas auftischst, was eigentlich völlig nichtssagend ist? Hältst du mich ernsthaft für so blöd?"
 

Der Ton in deiner Stimme lässt mir erneut einen Schauer über den Rücken laufen. Ich muss jetzt ganz gewaltig aufpassen, was ich mache, ansonsten bin ich wirklich am Arsch, denn ich habe absolut kein Interesse daran, wieder Teil deines Experimentes zu werden. Also füge ich mich notgedrungen und nähere mich langsam deinem Schreibtisch.

Im Prinzip habe ich jetzt nur zwei Möglichkeiten. Entweder tue ich genau das, was du von mir willst oder ich kratze alles an Selbstbewusstsein, was ich noch habe, zusammen und biete dir die Stirn. So oder so wirst du mich durch die Hölle gehen lassen, also kann ich es genauso gut auch mit Würde tun.

Während ich mich auf den Stuhl dir gegenüber setze, atme ich tief durch und erwidere deinen Blick.

"Ehrlich gesagt, ja, ich halte dich für ziemlich dämlich. Aber das tut nichts zur Sache, denn ich habe nicht vor, weiterhin mit dir zu kooperieren."

Ich mache eine kurze Pause.

"Du hast deinen Willen bekommen und den Joker auf deiner Couch. Herzlich Glückwunsch. Damit sind wir quitt."
 

"Es ging nie darum, quitt zu sein."

Aufmerksam mustere ich dich. Ich glaube dir aufs Wort, dass du nicht vorhast, zu kooperieren. Das ist nicht dein Stil. Und es zeigt mir, dass ich mich mehr ins Zeug legen muss, wenn ich deinen Willen wirklich brechen will.

"Ich halte dich auch nicht für besonders helle, wenn ich mir dein Verhalten so ansehe."

Langsam erhebe ich mich und gehe zu meinem Schrank hinüber.

"Aber sei's drum. Wir wissen beide, was jetzt kommt. Also mache ich mir nicht die Mühe, dich vorzubereiten."

Schwungvoll öffne ich den Schrank, schnappe mir eine Dosis meines Toxins und nehme die Maske. Der Stoff unter meinen Fingern hat schon jetzt eine geradezu beruhigende Wirkung. Ich setze mir die Maske auf und drehe mich enthusiastisch zu dir um.

"Wollen wir dann?"
 

Unwillkürlich erschaudere ich, als du aufstehst und zu deinem Schrank gehst. Ganz kurz steigt Panik in mir hoch und mein Blick flackert zur Tür.

Abgeschlossen.

Den Schlüssel trägst du bei dir. Und solange du dieses psychoaktive Zeug in den Händen hast, tangiert meine Chance gegen Null, ihn dir abzunehmen.

Ganz toll.

Die Chancen, die Tür anderweitig zu öffnen sehen auch nicht viel besser aus. Der Brieföffner auf deinem Schreibtisch sieht zwar verlockend aus, aber mir ist klar, dass die Zeit nicht reichen wird. Also muss ich die einzige Möglichkeit nutzen, die ich noch habe: Dich solange reizen, bis du einen Fehler machst.

Betont ruhig erhebe ich mich wieder und verberge meine jetzt schon zitternden Hände hinter dem Rücken.

"Du weißt, dass du unglaublich albern mit dem hässlichen Ding aussiehst, oder?", frage ich spottend, auch wenn meine Stimme leicht zittert.

Ich lehne mich mit dem Becken an deinen Schreibtisch, während ich deinem Blick standhalte - was mir richtig schwer fällt - und schaffe es sogar, den Brieföffner in die Finger zu bekommen, ohne dass du es mitbekommst.

"Gut ...", sage ich dann ergeben, stecke die Hände in die Hosentaschen und lasse so auch gleich unauffällig den Brieföffner verschwinden. "Bringen wir es hinter uns ..."

Dieses Mal bin ich besser vorbereitet und ich werde sicher nicht kampflos aufgeben.

Nicht bei dir.
 

Dir ist anzumerken, dass du nicht so selbstbewusst bist, wie du dich gibst.

Du hast Angst.

Wunderbar.

Gelassen lehne ich mich gegen den Schrank mit dem Toxin. Dadurch befinde ich mich zwischen dir und der Tür, was dir den Fluchtweg versperrt. Nicht dass du noch Gelegenheit zum fliehen bekommen würdest.

"Zumindest ist sie nicht knallgrün mit einem komischen Hut", sage ich ungerührt. "Und wenn sie so albern ist - warum hatte der kleine Edward denn dann beim letzten Mal so viel Angst?"
 

"Immer noch besser als das, was du hier zur Schau stellst", erwidere ich und höre selber, wie wenig selbstbewusst meine Stimme klingt.

Tja ... Leider muss ich zugeben, dass du vollkommen recht damit hast, dass ich wirklich Angst habe.

"Aber hey ...", füge ich hinzu und bringe sogar ein kleines spöttisches Grinsen zustande, um damit zu überspielen, dass die Panik in mir immer stärker wird.

Betont lässig verschränke ich die Arme vor dem Oberkörper.

"Alles sieht besser aus als dieser Kartoffelsack, du Vogelscheuche."
 

Das Wort Vogelscheuche lässt mich herzhaft lachen, auch wenn du sicher anderes im Sinn hattest.

"Hey ... gar nicht mal so schlecht", murmle ich.

Tatsächlich hast du da einen interessanten Einfall gehabt.

"Scarecrow ...", flüstere ich nachdenklich und grinse begeistert.

Einen Moment lang bin ich so mit diesem Wort beschäftigt, dass ich dich kurz aus den Augen lasse, dann aber sofort wieder zu dir sehe.

"Ich habe mir ja schon gedacht, dass du nützlich für meine Forschungen sein wirst. Trotzdem überraschst du mich immer wieder. Also. Auf zur nächsten Runde."

Mit einem leisen Lachen stoße ich mich vom Schrank ab und komme auf dich zu.
 

Ich schenke dir einen seltsamen Blick, als du plötzlich anfängst zu lachen und frage mich, wie verrückt du eigentlich wirklich bist. Nun ja, definitiv verrückter als ich, so viel steht schon mal fest.

Doch als du dann auf mich zu kommst, verkrampfe ich sofort und auch meine Atemfrequenz erhöht sich deutlich. Auch wenn ich versuche, souverän zu wirken, bezweifle ich ernsthaft, dass mir das auch gelingt. Ich weiß ja selber, dass ich selbst mit verschränkten Armen das Zittern meiner Hände nicht mehr unterdrücken oder verstecken kann.

Egal, was jetzt auch kommt, es ist nicht real, sage ich mir in Gedanken. Ich bin intelligent genug, um über dem zu stehen, was mir mein Verstand bedingt durch deine Drogen gleich vorspielen wird.
 

Es ist köstlich zu sehen, wie die Panik allmählich Oberhand gewinnt. Angst.

Mehr will ich ja gar nicht.

Nur sehen, wie du ein bisschen zitterst. Vielleicht schreist.

Oder den Verstand völlig verlierst.

Ich komme immer weiter auf sich zu, dränge dich völlig zurück gegen den Schreibtisch und strecke im letzten Moment die Hand aus, um dir mein Toxin ins Gesicht zu sprühen.

"Dann wollen wir mal sehen, was dich bedrückt, Edward. Ich will dir ja nur helfen ...", lache ich.
 

Auch wenn ich mir wirklich die größte Mühe gebe, dir meine Angst nicht zu zeigen, bin ich mir ziemlich sicher, dass mir das nicht gelingt. Starr vor Schreck kann ich dich nur mit weit aufgerissenen Augen ansehen wie du den Arm hoch reißt und mir wieder dieses Zeug ins Gesicht sprühst. Entgegen jeder Vernunft und dem Selbsterhaltungstrieb hebe ich nicht einmal die Arme, um mich irgendwie davor zu schützen. Wahrscheinlich, weil mir klar ist, dass es keinen Schutz gibt. Oder weil ich schon zur Salzsäule mutiert bin.

Wie auch beim letzten Mal zeigt dieses Zeug sofort Wirkung, doch dieses Mal kann ich es wenigstens verhindern, dass ich auf den Boden sinke. Stattdessen reiße ich die Arme nach hinten und kralle mich fast schon an deinem Schreibtisch fest, als meine Knie nachgeben, und versuche, auf den Beinen zu bleiben. Mit einem panischen Blick und bebenden Lippen starre ich deine groteske Maske an, aus deren Öffnungen undefinierbare Kreaturen zucken.

"Nicht real ...", flüstere ich stockend vor mich hin.

Ich zittere mittlerweile am ganzen Körper und kann den Blick nicht von deiner hässlichen Fratze lösen.
 

"Nicht real, papperlapapp."

Gelangweilt winke ich ab.

"Das hatten wir doch beim letzten Mal schon."

Diesmal rücke ich nicht von dir ab und verziehe mich hinter den Tisch. Stattdessen bleibe ich direkt vor dir stehen und packe dich an den Schultern.

"Noch einmal, Edward: Wie war dein Wochenende?"
 

Ich zucke heftig zusammen, als du mich an den Schultern anfasst. Für einen Moment vergesse ich sogar das atmen, weil ich dich nur noch mit großen Augen panisch anstarren kann. Ich bin mir nicht sicher, aber ich habe das Gefühl, dass meine Unterlippe bereits anfängt zu zittern. Ich bin starr vor Schreck und realisiere nicht einmal wirklich, was du gerade von mir willst.
 

Genervt verdrehe ich die Augen. Es wäre so viel einfacher, wenn du einfach tun würdest, was man dir sagt. Aber nein, jetzt machst du natürlich einen auf Salzsäule. Du hast ja keine Ahnung, wie frustrierend du bist.

"Edward", sage ich barsch und schüttle dich ein bisschen. "Antworte. Jetzt!"
 

Es ist wie, als ob du durch das Schütteln einen Schalter in mir umgelegt hättest, denn mit einem Mal wirkt sich meine Panik so aus, dass ich meine Arme nach vorne reiße und dich ein paar Schritte von mir weg schubse. Ich atme heftig und es grenzt fast an ein Wunder, dass ich nicht panisch zur Tür stürze.

"Geh weg von mir ...", hauche ich mit deutlicher Panik in meiner dünnen Stimme.
 

Überrascht stolpere ich zurück. Das ist doch zumindest eine Verbesserung.

"Dann tu doch einfach, was ich sage ..."

Langsam komme ich wieder auf dich zu, mir darüber im Klaren, dass ich dadurch deine Panik steigere. Mein Grinsen unter der Maske wird immer breiter, als ich wieder die Hände nach dir ausstrecke.

"Komm schon, Eddie …"

Deinen Spitznamen betone ich abfällig.

"Was siehst du diesmal? Daddy? Ein Kind ohne Zukunft? Beides?"

Ich lache gehässig.
 

Es ist wieder wie beim letzten Mal. Immer deutlicher verwandelt sich deine hässliche Fratze in das gehässig grinsende Gesicht meines Vaters. Und ich fühle mich in die Ecke gedrängt und in der Falle. Wieder bin ich handlungsunfähig, weil ich dir - ihm - gegenüber stehe.

Dunkel erinnere ich mich daran, dass ich es doch schon einmal geschafft habe, dir die Stirn zu bieten und ganz automatisch verschwindet eine Hand in der Hosentasche und umklammert den Brieföffner.

Und ganz tief in mir drin bin ich mir trotz dieser furchtbaren Halluzinationen bewusst, dass ich mich selbst aus dieser Lage befreien muss. Es wird nur aufhören, wenn ich mich dagegen wehre.



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