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Nothing to lose

Arkham Origins
von
Koautoren:  PunkinPie abgemeldet

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Ihr seid beide so stur, dass ich manchmal das Gefühl habe, ihr wollt euch gar nicht vertragen.

Nachdem ich meinen Dienstwagen in der Einfahrt geparkt habe, zögere ich noch einen Moment, ehe ich aussteige, den Wagen abschließe und ins Haus gehe. An einem Gespräch mit dir führt natürlich kein Weg vorbei, doch obwohl du meine Tochter bist, würde ich lieber einen Schwerverbrecher verhören.

Im Haus werfe ich nur schnell meine Jacke über die Lehne der Couch und gehe die Treppe hoch in den ersten Stock. Im Vorbeigehen habe ich gesehen, das du nicht in der Küche bist, also bist du sicher in deinem Zimmer. Vor deiner Tür zögere ich erneut einen Moment, ehe ich vorsichtig anklopfe.

"Babs?", frage ich laut genug, damit du es durch die geschlossene Tür hören kannst. "Können wir reden?"
 

Als du an die Tür klopfst, zucke ich zusammen. Seit Edward mein Zimmer verlassen hat, habe ich hier gelegen und mir den Kopf darüber zerbrochen, warum nicht ein einziges Mal alles in Ordnung sein kann.

"Jetzt nicht, Dad", antworte ich geknickt. "Ich will gerade lieber allein sein."
 

Ich seufze lautlos und öffne trotz deines Widerwillens die Tür. Als ich dich so auf dem Bett liegen sehe, kann ich einen mitleidigen Blick ganz nicht verhindern. Es schmerzt, dich - mal wieder - so sehen zu müssen.

"Hör zu ...", sage ich leise. "Ich weiß ja, dass das Wochenende ziemlich blöd gelaufen ist, aber ich habe es gut gemeint."
 

"Du kannst nichts dafür", murmle ich.

Noch immer liege ich auf dem Rücken, eines meiner alten Stofftiere in Arm, und starre an die Decke, ohne dich anzusehen.

"Du wusstest es nicht besser. Edward und ich ... das wird nichts mehr."
 

Kurz lasse ich den Kopf hängen und raufe mir die Haare. So desinteressiert habe ich dich lange nicht mehr erlebt.

Dann schnappe ich mir deinen Schreibtischstuhl, ziehe ihn in meine Richtung und damit näher an dein Bett und setze mich darauf.

"Es ist zum Teil meine Schuld", gebe ich zu.

Und es stimmt ja auch.

"Ich hätte vorher mit dir darüber reden sollen. Aber ich habe es nicht getan, damit du nicht von vorne herein ablehnen kannst und der Sache keine Chance gibst."
 

Müde schließe ich die Augen und schüttle den Kopf.

"Kannst du dir vorstellen, wie verletzend es ist, wenn der eigene Vater nach allem, was vorgefallen ist, mit diesem Typen vor der Tür steht? Und dann der Meinung ist, ich würde dafür auch noch dankbar sein?"
 

Schuldbewusst senke ich den Kopf. Deine Worte tun weh, aber sie entsprechen leider der Wahrheit.

"Es tut mir leid", murmle ich und schenke dir ein entschuldigendes Lächeln. "Ich wollte dir damit nicht zu nahe treten. Und ich hätte dir besser zuhören müssen. Aber das werde ich jetzt nachholen. Wir müssen mehr miteinander reden und ich muss dir mehr und vor allem aufmerksamer zuhören."
 

Zaghaft öffne ich ein Auge und blinzle dich an.

"Dad ...", beginne ich, weiß aber gar nicht, was ich eigentlich sagen will. "Ich weiß einfach nicht mehr, wo mir der Kopf steht."

Angestrengt reibe ich mir über das Gesicht.

"Das ist alles zu viel für mich. Ich habe keine Ahnung, wie ich das durchstehen soll ..."
 

"Hör zu ...", beginne ich zögerlich.

Es fällt mir nicht gerade einfach, weiter zu sprechen, aber ich weiß, dass es sein muss. Ich bin es dir einfach schuldig.

"Ich weiß, dass ich bei dir einige Fehler gemacht habe. Und ich verspreche dir hiermit hoch und heilig, dass ich es in Zukunft besser machen werde."

Ich seufze leise.

"Ich möchte nicht, dass du dich vernachlässigt fühlst. Deswegen bitte ich dich: Sag mir was du möchtest. Und vor allem sag direkt, wenn dich etwas stört, okay?"
 

Gerührt sehe ich dich an. Ich kenne dich sehr gut und weiß, dass solche Gespräche noch nie dein Ding waren. Mit Schwerverbrechern kommst du zurecht, aber Vater-Tochter-Gespräche fallen dir schwer. Kein Wunder, dass du es genießt, in Edward so etwas wie einen Sohn gefunden zu haben.

"Ich will nur, dass du nicht alles über meinen Kopf hinweg entscheidest", sage ich leise und setze mich im Bett auf.

Ich drehe mich so, dass ich die Beine über die Kante baumeln lassen kann.

"Ich möchte das Gefühl haben, dass ich mit meinen Problemen zu dir kommen kann. Und das geht nicht, wenn du die ganze Zeit damit beschäftigt bist, Edward zu bemuttern oder uns zu verkuppeln ..."
 

"Tja ...", erwidere ich und zucke knapp mit den Schultern. "Ich habe einfach das Gefühl, dass Edward es nötiger hat als du. Aber anscheinend habe ich es ein wenig zu gut gemeint. Ich möchte, dass er sich bei uns wie zu hause fühlen kann."

Ich seufze leise.

"Aber ich möchte auch, dass du dich nicht so fühlen musst, als ob es mich nicht interessiert, was mit dir ist. Ich möchte, dass du mit mir redest, wenn dich etwas bedrückt."
 

Schwermütig blicke ich auf meine Hände. Am liebsten würde ich dir jetzt ein bockiges »Ich habe es auch nötig« an den Kopf werfen, aber wie so oft schlucke ich es. So ist es doch immer. Bei dir gibt es immer Irgendjemanden, der es nötiger hat als deine Kinder. Ob das nun Gotham ist oder Eddie - du bist ein schrecklicher Gutmensch, der immer Alles in Ordnung bringen will, aber du erkennst nicht, dass du dich Vielem so inbrünstig zuwendest, dass du anderes auf der Strecke lässt. Und das ist so gut wie immer deine Familie.

Traurig lasse ich mir die Haare vor's Gesicht fallen. Komisch. Vor Edward weine ich ständig, aber vor meinem eigenen Vater schäme ich mich dafür.

"Ich habe einfach das Gefühl, dass du dich schon wieder abwendest. Mom und Jimmy sind weg. Und ich habe dich inzwischen in so vielerlei Hinsicht enttäuscht, dass es nicht mal wirklich verwunderlich ist, dass du dich jemand Besserem zuwendest."

Ratlos zucke ich mit den Schultern.
 

Bei deinem traurigen Gesichtsausdruck seufze ich lautlos. Ich habe mich eigentlich immer für einen guten Vater und Familienmenschen gehalten. Aber alleine die Tatsache, dass ich geschieden bin und meinen Sohn nur noch aller zwei Wochen sehe, spricht ja wohl Bände, dass ich in dieser Hinsicht versagt habe. Und mir das selbst einzugestehen, ist schwer.

Ich gebe mir einen Ruck, setze mich neben dich auf das Bett und nehme dich in den Arm.

"Ich bin als Vater eine ziemliche Niete, oder?", frage ich leise. "Ich habe es mit deiner Mom versaut und jetzt mache ich denselben Fehler auch bei dir. Ich weiß, dass es dafür keine Entschuldigung, aber als Police Commissioner habe ich nicht gerade weniger Arbeit."
 

Als du die Arme um mich legst, ist die Fassade natürlich sofort dahin und ich klammere mich an dich und vergrabe das Gesicht an deiner Schulter.

"Du bist nicht unbedingt ein schlechter Vater ... Du bist einfach ein viel zu guter Mensch und vergisst deine Familie ständig über all die anderen Dinge, die du in Ordnung bringen willst. Aber, Dad ..."

Ich schniefe verhalten und sehe dich eindringlich an.

"Ich brauche meinen Vater im Moment. Du hast gesagt, wir wollen das zusammen hinbekommen. Aber momentan sieht es so aus, als wärst du der Meinung, dass du es ganz allein hinbekommen kannst und Edward und ich uns einfach fügen müssen. Ich versuche wirklich, alles auf die Reihe zu kriegen und stark zu sein. Aber du machst mir das nicht sonderlich einfach. Und Edward zieht bei dem Mist auch noch mit. Ich bin diejenige, die dieses Kind bekommt. Und trotzdem kommt es mir so vor, als würdet ihr beide euch gegen mich verbrüdern, um alles alleine zu regeln."
 

"Von verbrüdern kann da nicht gesprochen werden. Absolut nicht", sage ich und gebe mir erst gar keine Mühe, das schiefe Grinsen zu unterdrücken. "Als ich ihn vorhin zurück nach Arkham gebracht habe, hat er mir erst einmal ordentlich den Kopf gewaschen. Und ich fürchte, ihr habt beide recht. Ich habe den Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen."

Ich seufze leise und tätschle dir ein wenig den Rücken.

"Ich kann zwar nichts versprochen, aber ich versuche bei der Arbeit ein wenig kürzer zu treten. Ich dachte wirklich, ich würde das Richtige machen, aber anscheinend war das der falsche Weg."

Ich zucke kurz mit den Schultern.

"Okay, gerade aus gefragt: Wie wäre es, wenn wir in den nächsten Tagen mal zusammen shoppen gehen?"
 

"Wie bitte?"

Überrascht rücke ich von dir ab, um dich richtig ansehen zu können.

"Du bist hier, weil ... Eddie mit dir geredet hat?"

Es schockiert mich regelrecht, dass Edward nach diesem Wochenende noch mit dir gesprochen und irgendetwas bewirkt hat. In diesem Moment verspüre ich so tiefe Dankbarkeit, dass ich darüber doch glatt vergesse, den Idioten zu hassen.

"Die Arbeit ist nicht das Problem, Dad. Versuch einfach beim nächsten Mal mit mir zu sprechen, bevor du Entscheidungen triffst, die mein Leben betreffen. Und frag mich doch gelegentlich mal, wie es mir geht."

Ich schenke dir ein versöhnliches Lächeln.

"Und obwohl ich nicht bestechlich bin, stimme ich zu - die Klamotten werden nämlich allmählich eng."
 

"Im Prinzip schon ...", gebe ich leicht pikiert zu. "Und ich bin immer wieder erstaunt, was er manchmal für einen Durchblick hat. Und auch wenn es dir jetzt vielleicht zum Hals raushängt: Ich denke nicht, dass bei euch schon Hopfen und Malz verloren ist. Und ich verspreche, dass ich in Zukunft vorher Alles mit dir abspreche. Und falls ich es mal nicht mache, erwarte ich, dass du es mir sagst, okay?"

Ich mach eine kurze Pause.

"Wie geht es dir? Nein - euch?"
 

Gerührt lächle ich dich an und springe dir förmlich um den Hals.

"Danke, Dad. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie erleichtert ich gerade bin."

Ich mache mir nicht die Mühe, dich loszulassen, als ich weiter spreche.

"Uns geht es ganz gut", flüstere ich. "Aufgewühlt von dem Wochenende. Traurig, dass alles so verlaufen ist. Und noch ein bisschen verletzt, aber das gibt sich schon wieder. Ratlos. Ich habe keine Ahnung, wie das alles weitergehen soll. Und das ist schrecklich, weil ich das ganze Chaos beseitigen will, bevor mein Kind auf die Welt kommt."
 

"Ich fürchte, ich habe nicht gerade dazu beigetragen, das Chaos zu verkleinern, was?", frage ich mit einem schiefen Grinsen. "Ich kann zwar zwischen euch vermitteln, aber ihr seid beide so stur, dass ich manchmal das Gefühl habe, ihr wollt euch gar nicht vertragen."

Ich mach eine Pause und zucke mit den Schultern.

"Versteh mich jetzt nicht falsch, aber ich hatte teilweise das Gefühl, dass ihr ... na ja ... Ich habe euch in der Küche gesehen. Und am Klavier. Und - erklär mich meinetwegen für verrückt - aber das ist definitiv noch etwa zwischen euch."
 

Deine Worte ringen mir ein trauriges Lächeln ab. Da hast du wohl Recht. Edward und ich brauchen den Streit scheinbar. Und genau das macht es unmöglich, dass wir beide als Eltern zusammen funktionieren können.

"Dad ... Das ist nicht so einfach. Natürlich ist da was. Das weiß ich und ich vermute mal, dass auch er das weiß. Jedenfalls in manchen Momenten glaube ich es. Aber ..."

Hilflos schüttle ich den Kopf.

"Ach, ich weiß auch nicht. Was auch immer dieses Etwas ist, es ist wohl nicht stark genug, um das Alles zu kitten."
 

"Dann macht es wohl nicht viel Sinn, das zu wiederholen, oder?", frage ich leise und sehe dich ein wenig unsicher an. "Auch wenn du es mir nicht glaubst, ich denke, dass sich das noch einrenkt. Allerdings müsst ihr beide es auch wollen. Oder wie wäre es mal an einem neutralen Ort ganz ohne Zwang? Vielleicht hilft das ja, dass ihr euch mal in Ruhe aussprechen könnt."
 

"Dad, ein neutraler Ort würde auch nicht verhindern, dass wir uns gegenseitig an die Gurgel gehen", seufze ich.

Ich mache mir da nichts vor. Edward und ich würden uns auch in aller Öffentlichkeit zoffen und dabei keine Rücksicht auf Umstehende nehmen. Am Ende würden wir noch irgendwelche kleinen Kinder oder unschuldigen alten Leute zu Tode verstören ...

"Aber ich will auch nicht wirklich, dass wir jetzt Alles hinschmeißen. Das Kind hat verdient, dass wir es weiter versuchen. Wir müssen uns eben zusammenreißen und ich darf mich nicht mehr ständig zu irgendwas hinreißen lassen."

Ich lächle dich tapfer an.

"Und wer weiß - wenn wir endlich anfangen, an einem Strang zu ziehen, schaffen wir es vielleicht."



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