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Creepypasta Extra 3: Last Judgement

Die Thule-Verschwörung
von

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Johnnys Verrat

Als sie auf dem Flur waren, schloss Harvey die Tür und fuhr sich durchs Haar. „Also so wie ich das sehe, spielt der Junge uns nichts vor und er ist auch nicht geistig behindert. Ich kann noch nichts Genaues sagen, aber so wie es scheint, hat er unbewusst seine Fähigkeiten eingesetzt, um sich selbst zu einem Kind zu machen, das niemals erwachsen wird. Wenn sein älterer Bruder ihn tatsächlich 90 Jahre lang im Keller gefangen gehalten und ihn psychischer und physischer Folter ausgesetzt hat, muss er schwere Traumata davongetragen haben. Viele Menschen würden an dieser Isolation und den Schmerzen zugrunde gehen und verrückt werden. Weil sich Nathaniels Hirn vor diesen Schäden schützen wollte, hat sein Unterbewusstsein eigenmächtig reagiert und ihn in diesen Zustand versetzt. Er scheint seine Fähigkeiten immer dann unbewusst einzusetzen, wenn er sich in Bedrängnis fühlt oder er stark schwankende Gefühle hat. Es ist aber auch nicht ganz auszuschließen, dass Hinrich ihn manipuliert und in diesen Zustand versetzt hat. Allerdings halte ich das persönlich für eher unwahrscheinlich. Er hätte doch seine Nekromantenkräfte nutzen können, um Nathaniel sofort zu töten.“ Dem stimmte Anthony zu, aber trotzdem war er sich nicht sicher, was er von der Sache halten sollte. Denn er fragte sich, was es mit diesem rätselhaften Anruf auf sich hatte, der von Johnnys Handy kam. Vielleicht wusste Nathaniel ja die Antwort. Also gingen sie wieder rein und trafen außer den beiden Mädchen und Nathaniel noch einen Jungen an, den Harvey als diesen von vorhin wiedererkannte, der ihm den Hinweis gegeben hatte, Nathaniel im Keller zu suchen. Er grüßte Christine in einer unterwürfigen Art und Weise, als würde ein Bauer sich vor seinem König verbeugen und sprach sie mit „Herrin“ an. „Kennt ihr euch etwa?“ fragte Thomas ein wenig schroff, was aber auch daran liegen konnte, weil er noch ein wenig sauer wegen vorhin war, als Nathaniel ihn lahm gelegt hatte. „Das ist Amducias, er war vor langer Zeit mein Diener, als wir dem alten Kult noch angehörten. Eine wirklich loyale Seele, ein guter Musiker und auch sehr zuverlässig. Er hat sich später um Johnny gekümmert.“

„Der junge Herr Johnny bat mich vor sechs Jahren, mich um Nathaniel zu kümmern und auf ihn aufzupassen. Derzeit bin ich sein Freund, Lehrer, Diener und Spielgefährte.“

„Und hast du Johnny gesehen? War er hier?“ Hier holte Amducias eine Taschenuhr hervor, die an einer Kette befestigt war und sah sich die Uhrzeit an. „Er war heute Morgen da gewesen, um nach dem Rechten zu sehen. Danach ist er wieder gegangen und sagte, er habe etwas sehr Wichtiges zu tun.“

„Und warum kam dann dieser Anruf von seinem Handy?“ Harvey wählte die Nummer und rief Johnnys Handy an. Ein bis zwei Sekunden verstrichen, dann hörten sie das etwas blechern klingende Lied „Trololo“ von Eduard Khil. Irgendwie klang es in diesem Moment verdächtig danach, als würde Johnny sich über sie lustig machen und ihnen sagen, dass er sie verarscht habe. Harvey ließ sein Handy sinken und mit einem genervten Gesichtsausdruck sagte er „Jep, das ist eindeutig Johnnys Handy…“ Nathaniel holte das klingelnde Handy aus seiner Hosentasche und sah es sich ein wenig ratlos an. „Wie kriegt man das Ding denn aus?“ Und offenbar hatten weder Amducias noch Johnny dem Jungen erklärt, wie ein Handy funktionierte. Wahrscheinlich war er versehentlich auf die Taste gekommen, mit der man das Gespräch annahm und hatte dann so lange herumprobiert, bis er zufällig aufgelegt hatte. Das hieß also, dass das alles bloß falscher Alarm war und Johnny sich eventuell gar nicht in Gefahr befand. Aber warum zum Teufel ließ er einfach sein Handy zurück und haute ab, ohne etwas zu sagen? Das alles war ihnen ein Rätsel und selbst Christine war nicht gerade begeistert. „Diese miese kleine Ratte treibt mich noch in den Wahnsinn. Wenn ich den in die Finger kriege, kann er sich warm anziehen.“ Anthony wandte sich schließlich an Nathaniel, der immer noch ratlos das Handy anstarrte und nicht die geringste Ahnung hatte, was er damit machen sollte. „Weißt du vielleicht, wo Johnny hingegangen ist und was er vorhat?“

„Nein, er hat mir nur gesagt, dass mein Bruder Anthony mich besuchen kommen wird. Und ich hab mich da riesig drauf gefreut, weil ich dich unbedingt kennen lernen wollte! Johnny sagte, dass du viel netter bist, als Hinrich.“ Dann hatte es Johnny also vorausberechnet, dass sie hierherkommen würden, wenn Nathaniel mit dem Handy zu experimentieren begann, weil er telefonieren wollte? Wie viel wusste Johnny und warum machte er das alles? Diese Frage stellte auch Thomas, dem die Sache nicht ganz geheuer war, aber selbst Harvey und Christine waren ratlos. „Johnny war schon immer sehr eigensinnig gewesen und hat einigen Unfug angestellt. Selbst auf mich hat er nie gehört. Stattdessen verpasst er der Mona Lisa im Louvre einen Schnurbart, malt dem Jesus vom letzten Abendmahl Hörner und der Venus von Botticelli hat er bunte Handabdrücke auf den Brüsten hinterlassen. Ganze Museen hat er auf ähnliche Weise verschandelt und sich Scherzanrufe mit Stalin erlaubt, wodurch der Kalte Krieg fast eskaliert wäre, wenn Kennedy das nicht wieder ausgebügelt hätte. Nun gut, man kann sich im Notfall auf ihn verlassen und er würde alles tun, um den Genozid zu verhindern. Aber selbst ich kann seine bescheuerten Aktionen manchmal nicht ganz nachvollziehen.“ Was sie da sagte, passte exakt in Harveys Bild. Nach einer Weile meldete sich überraschenderweise Sally zu Wort, der eine Frage auf der Seele lastete. „Ich würde ja gerne wissen, ob Nathaniel jetzt bloß ein Konstrukteur ist, oder nicht. Und woher kommt diese starke Kraft?“

„Das liegt doch auf der Hand“, erklärte Christine. „Das höchste Gesetz besagt, dass es immer ein Gegenstück geben muss. Und Nathaniel ist dein bislang fehlendes Gegenstück, nämlich ein Vivomant.“ Mit dem Begriff konnte wirklich niemand etwas anfangen, weshalb Christine es ausführlicher schildern musste. „Vivo leitet sich vom lateinischen Vivus ab und bedeutet „lebendig“. Diese Vivomanten können Einfluss auf alles Lebende nehmen, ohne es dabei zu zerstören. Du Sally, beherrschst alles Tote, selbst leblose Materie. Ich denke, dass Nathaniel kein Konstrukteur ist, sondern dass das, was er mit Thomas gemacht hat, seine eigene Kraft war. Er ist in der Lage, das Bewusstsein und Unterbewusstsein aller anderen zu beherrschen, selbst Konstrukteure können sich nicht dagegen wehren. Vivomanten sind extrem selten und können für gewöhnlich solch eine Macht gar nicht ausüben. Der letzte, der solch eine Kraft besaß, hat vor knapp 2000 Jahren gelebt. Jedenfalls beherrscht Nathaniel die gleichen Fähigkeiten wie ein Konstrukteur, nur sind diese bei weitem stärker und lassen sich nicht abwehren. Ein Vorteil ist natürlich, dass er durch diese immense positive Energie seine Kraft als Schlüsselträger umkehren kann. Statt also Krankheiten und Seuchen zu verbreiten, hat er zum Beispiel Anthony von seiner Krankheit geheilt, ohne sich darüber im Klaren zu sein. Demnach müssen wir eigentlich keine Gefahr von ihm befürchten, dass er uns alle umbringen könnte.“

„Woher weißt du eigentlich, dass Nathaniel Krankheiten verursachen kann?“

„Wenn ihr die Bibel gut studiert hättet, dann wüsstet ihr die Antwort.“ Na super, schon wieder ein Bibelquiz, dachte Anthony und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Fragend ging der Blick durch die Runde, aber kaum jemand schien genug von der Offenbarung zu wissen. Selbst Harvey schien sich nicht ganz sicher zu sein, bis man schließlich Sally fragte, die bereits zuvor gezeigt hatte, dass sie die Offenbarung des Johannes inhaltlich ganz gut kannte. Sie selbst dachte gerade nach und begann langsam an den Fingern abzuzählen. Dann aber fragte sie „Kann der dritte eine Hungersnot verursachen?“

„Das will ich wohl meinen. Alles, was er anfasst, verdirbt und verfault.“

„Hast du etwa die Antwort?“ kam es von Thomas, der die ganze Zeit schon sehr ruhig war und immer wieder zu Nathaniel schaute und ihn mit einem prüfenden Blick an. Sally nickte und erklärte „Die Reiter der Apokalypse!“

„Geht es etwas genauer?“

„Es gibt vier apokalyptische Reiter und sie decken sich mit den Fähigkeiten der Schlüsselträger. Der erste Reiter, nämlich der weiße Reiter mit dem Bogen, symbolisiert die Gerechtigkeit, aber er besitzt die Fähigkeit, die schlimmsten Krankheiten über die Welt zu bringen, um die Sünder von der Erde zu vertilgen. Der zweite Ritter mit seinem roten Pferd wird den Krieg und die Zerstörung ins Land bringen und die Flüsse in ein Meer aus Blut verwandeln. Der dritte Reiter auf seinem schwarzen Pferd trägt eine Waage und wird die Inflation und den Hunger bringen und alle Felder verdorren lassen. Der vierte Reiter auf einem fahlen Pferd wird mit einer Lanze kommen und den Tod und das Leid bringen. Das heißt, dass die apokalyptischen Reiter aus der Offenbarung für die vier Schlüsselträger stehen, die das jüngste Gericht einläuten werden. Demnach ist Nathaniel der erste Reiter, Christine der zweite und ich der vierte. Fragt sich nur, wer der dritte ist und wer das Buch besitzt. Leider weiß ich den Rest nicht mehr so genau…“

„Wenn ich euch mal etwas Interessantes erzählen darf“, meldete sich Christine und nahm einen Schluck Tee. „Bevor der Schlüssel an einen Menschen überging, war Pristine die erste Trägerin.“ Ungläubige Blicke kamen von allen Seiten und sogar Thomas war verwundert und fragte „Und warum sie?“

„Weil der erste Reiter die Gerechtigkeit und Reinheit bringt und Pristine stand für diese ein, bevor sie uns alle verraten hat. Da sie aber besessen von Reinheit war, grauste sie sich davor, den Genozid mittels Krankheiten auszuführen. Deshalb wollte sie unbedingt die anderen Schlüssel haben, einschließlich meinen. Während ich gegen sie gekämpft hatte, gelang es Johnny mit einem Trick, ihr den Schlüssel abzunehmen, weshalb Pristine nicht mehr länger ein Kind der Apokalypse ist. Es war eine notwendige Schadensbegrenzung.“ Also soweit sie schon mal wussten, hatten sie drei von vier apokalyptischen Reitern gefunden, die die Schlüssel für die sieben Siegel des Buchs besaßen, nachdem Johnny sie entwendet hatte. Es fehlte der dritte Schlüsselträger, der die Hungersnot und Inflation brachte. Und vor allem war fraglich, wo das Buch war. Sally strengte ihre grauen Zellen an und versuchte sich an die genauen Textabschnitte zu erinnern. „Ach ich wünschte, meine Schwester Christie wäre noch am Leben. Sie hat damals die Bibel bis in die letzte Zeile auswendig gekannt und mir oft vorgelesen. Ich weiß nur, dass da Tiere im Spiel waren, als das Buch geöffnet werden sollte. Da war etwas von einem Löwen und einem Lamm.“

„Ein Lamm mit sieben Augen und sieben Hörnern“, ergänzte Harvey. „Ein Lamm wird von Gott als würdig befunden und ist als Einziges in der Lage, das Buch zu öffnen.“

„Sollen wir jetzt in einem Zoo suchen gehen?“ fragte Thomas und Christine, Sally und Vincent mussten sofort lachen, als sie das hörten. Er selbst schien aber nicht zu verstehen, was denn so lustig war. Dann aber erklärte Christine „Das Lamm symbolisiert für die Christen alle Gläubigen und auch Jesus Christus. Allerdings besaß er weder sieben Augen noch sieben Hörner, das weiß ich selbst! Mir würde auch so jetzt niemand einfallen, der infrage käme. Aber das ist auch eigentlich nicht so wichtig. Selbst wenn Pristine das Buch schon längst in ihrem Besitz haben sollte, kann sie ohne die vier Schlüssel rein gar nichts damit anfangen, außer es als Dekoration für ihr Bücherregal zu benutzen. Deshalb sollten wir uns darauf konzentrieren, die vier Schlüssel zu sammeln, bevor sie in falsche Hände geraten. Der Hinweis von Papst Urban lautete, dass der dritte Schlüssel im Besitz einer Hexe ist. Wir müssten also nach einer Frau suchen, die sich mit Okkultismus und schwarzer Magie beschäftigt.“ Dies würde nicht ganz so einfach werden, denn mit den anderen Schlüsselträgern hatten sie bislang Glück gehabt. Nathaniel waren sie mehr oder weniger zufällig über dem Weg gelaufen, wobei sie eher davon ausgehen konnten, dass alles von Johnny fingiert war. Schließlich fragte Vincent, ob es nicht einfacher wäre, die Schlüssel ganz einfach zu zerstören. Das Problem aber lag nur leider darin, dass es nicht so einfach war, immerhin waren es keine normalen Schlüssel. Selbst wenn man die Schlüsselträger tötete, würde ihre Kraft auf einen anderen übertragen werden. Deshalb gab es auch überhaupt Nekromanten, weil Sally die Kraft von ihrem Vorgänger „geerbt“ hatte. „Theoretisch könnten wir einen Vorteil gewinnen, wenn wir die drei Schlüsselträger beseitigen. Aber ich würde das lieber vermeiden, weil ich nur ungern unschuldige Menschen opfere, wenn es sich vielleicht vermeiden lässt. Sally hat eine Familie, die auf sie wartet und sie hat Freunde. Nathaniel hat nie einer Fliege etwas zuleide getan und kann nichts dafür, dass er diese Kraft in sich trägt und ich beiß auch nur ungern ins Gras.“ Also war das Finden des dritten Schlüsselträgers die beste Alternative, die sie hatten. So konnten sie sich zumindest das lange Suchen nach Pristine sparen. Wenn sie erfuhr, dass ihre Zwillingsschwester die anderen gefunden hatte und alle wie auf dem Silbertablett präsentiert wurden, konnten sie sie aus der Reserve locken und einen Angriff ausführen. Sie schwiegen eine Weile nachdenklich und Nathaniel, der offenbar nicht viel von alledem verstand, was gesagt wurde und zudem Langeweile hatte, schnappte sich einen weißen Stoffhasen und begann ihn mit Nadel und Faden zu flicken. „Müsst ihr bald wieder gehen?“ fragte er und sah Anthony mit seinen großen Augen an. Irgendwie wirkte er niedlich und Anthony konnte nicht anders, als bei diesem Hundeblick zu schmunzeln. „Ja, wir müssen eine Gruppe von Leuten aufhalten, die sehr schlimme Dinge tun. Noch schlimmere Dinge als Hinrich.“ Nathaniel nickte und fragte überraschenderweise „Und kann ich irgendwie helfen? Ich weiß, dass ich eine Heulsuse bin und schnell Angst habe, aber vielleicht ich irgendetwas tun, um…“

„Vergiss das lieber“, warf Thomas in einem kalten und strengen Ton ein, woraufhin Nathaniel zusammenzuckte und den Stoffhasen an sich klammerte. „Solange du deine Kraft nicht unter Kontrolle hast, bist du eine Gefahr für uns alle. Du würdest uns nur behindern, oder unser Leben gefährden.“

„Also das musst du doch nicht gleich so hart sagen“, kam es überraschend von Anthony und legte tröstend einen Arm um Nathaniels Schultern. Offenbar war dieser davon überzeugt, dass sein älterer Halbbruder vollkommen unschuldig und selbst nur ein Opfer war, dem er helfen musste. Sein Beschützerinstinkt war geweckt und außerdem war es auch Dankbarkeit, dass dieser seine Lichtallergie geheilt hatte. „Mag sein, dass er uns keine große Hilfe sein wird, aber wir können ihn allein deshalb nicht zurücklassen, weil er ein Schlüsselträger ist.“

„Und wie will er das Haus verlassen, wenn er noch nie draußen war und unter Agoraphobie leidet?“ Auch das war ein Argument, aber Christine musste Anthony zustimmen. Amducias sei zwar ein guter Diener, aber vom Kämpfen habe er überhaupt keine Ahnung und wenn Pristine aufkreuzen würde, hätte sie mit beiden ein leichtes Spiel. Sie waren in der Zwickmühle und mussten sich etwas einfallen lassen. Hierbleiben war auch keine Lösung. Schließlich schlug Harvey vor „Dann teilen wir uns auf. Ein paar von uns bleiben bei Nathaniel, die anderen gehen weiter. Oder noch besser: Wir beordern Amara hierher und sie passt auf ihn auf.“ Gerade wollten die anderen sich zu dem Vorschlag äußern, da klingelte es an der Tür und Nathaniel wollte hingehen, aber Sally hielt ihn zurück. „Sally, was ist los?“

„Eine starke Energie… ich glaube nicht, dass das bloß irgendwelche Menschen sind. Besser ist, wenn ich nachsehen gehe. Ihr bleibt hier und passt auf Nathaniel auf!“ Damit erhob sich die kleine Nekromantin und verließ den Salon. Gespannt warteten die anderen und es wurde still. Sie hörten nur ihre Schritte auf dem Flur und wie etwas später die Eingangstür geöffnet wurde. Wieder trat Stille ein und eine Minute verstrich, in der nichts geschah. Vincent war beunruhigt. „Ich glaube, da stimmt etwas nicht. Wir sollten nachsehen gehen…“ Gemeinsam mit Thomas und Christine ging er schon zur Salontür, da wurde sie regelrecht aufgestoßen und sofort hatten alle ihre Waffen bereit, da sahen sie Johnny, der ihnen breit grinsend entgegen kam. „Hey Ladies, habt ihr mich vermisst?“ Nun war selbst Christine sprachlos, als sie ihn sah und konnte es nicht glauben. „Johnny? Was zum Henker machst du denn hier?“

„Hey alte Frau, lang nicht mehr gesehen. Oh Harvey-boy, du siehst ja auch absolut blendend aus. Der bescheuerte Blick in deinem Gesicht steht dir echt gut.“ Irgendwie verstand keiner so wirklich, was das alles zu bedeuten hatte und sie alle bekamen kein Wort raus. Nathaniel hingegen war überglücklich und stürmte direkt auf Johnny zu, woraufhin er ihn umarmte. Er umarmte ihn liebevoll wie einen großen Bruder. „Schön dass du vorbeikommst, Johnny. Ich hab dich so vermisst!“

„Könntest du mir bitte mal erklären, Freundchen, was das alles soll?“ fragte Christine und ihr war anzusehen, dass sie zwar auf der einen Seite froh war, ihn zu sehen, aber auf der anderen Seite auch richtig wütend war. „Wir machen uns alle Sorgen um dich und glauben, du wärst von Pristine entführt worden. Und jetzt kommst du hier einfach reinspaziert und tust so, als wäre nichts. Wo hast du dich wieder rumgetrieben, junger Mann? Und überhaupt: Du sollst mich nicht so nennen!!!“ Johnny ignorierte die Schimpftirade seiner Ziehmutter und ließ kurz den Blick durch die Runde schweifen. „Hast dir ein buntes Grüppchen zusammengesucht, Harv. Nicht schlecht.“ Auch Harvey kämpfte mit gemischten Gefühlen, denn er war auch nicht gerade begeistert davon, dass Johnny mal wieder mit seinen Aktionen ein absolutes Chaos verursacht hatte. „Wo bist du gewesen und wieso hast du dein Handy einfach da gelassen?“

„Ich hatte etwas zu erledigen und das Handy hätte nur gestört. Es ist mir gelungen, den dritten Schlüsselträger zu finden.“ Erstaunen und Verwunderung in der Gruppe und selbst Harvey konnte es noch nicht so wirklich glauben. „Du… du hast den Schlüsselträger gefunden? Und wo ist er?“ Johnny antwortete nicht, sondern sah seinen Freund und Mitbewohner mit einem seltsamen Blick an. In seinen roten Augen leuchtete etwas Unheilvolles. Etwas stimmte hier nicht und so fragte Harvey beunruhigt „Johnny… was ist hier los?“ Wieder keine Antwort, dafür aber ein verschlagenes und boshaftes Grinsen und sie alle ahnten Schlimmes. Harvey wurde blass, wich einen Schritt zurück und fragte „Und wo ist Sally?“ Jetzt wo er es sagte, merkten auch die anderen, dass Sally gar nicht zurückgekommen war. Selbst wenn bewaffnete Soldaten sie angegriffen hätten, wäre es für sie überhaupt kein Problem gewesen, sie zu überwältigen und zurückzukommen, um die anderen zu warnen. Aber sie kam nicht. Nun ahnte auch Christine nichts Gutes und stellte sich vor die anderen. „Johnny, was hast du getan?“

Als sie wieder dieses breite Grinsen sahen, merkten sie langsam, dass hier ein falsches Spiel getrieben wurde und Johnny nichts Gutes im Schilde führte. Er stieß Nathaniel einfach beiseite, sodass dieser beinahe gestürzt wäre, wenn Anthony ihn nicht aufgefangen hätte. Thomas ergriff sein Schwert und richtete es direkt auf Johnny, woraufhin dieser stehen blieb und ihn mit einem giftigen Blick musterte. „Ich habe meine Pläne ein klein wenig geändert, Mum. Ich werde alle vier Schlüssel in meinem Besitz bringen und selbst das Buch benutzen, um Thule auszulöschen. Zwei habe ich schon mal, fehlen nur noch du und Nathaniel, dann brauche ich nur noch das Buch.“ Christines Hände ballten sich zu Fäusten und ihr Blick wurde so düster, dass sie schon richtig furchteinflößend aussah. Schließlich holte sie mit ihrer Rechten aus und verpasste Johnny einen so verheerenden Faustschlag, dass er durch die Tür krachte und quer durch die Eingangshalle segelte, bis er gegen die Wand prallte und zu Boden stürzte. „Ich glaube, ich hör wohl nicht richtig!“ rief sie und kam direkt auf ihn zu, wobei sie ihre Schlagringe anlegte und sich die Ärmel hochkrempelte. „Wofür hab ich dich all die Jahre erzogen und dir beigebracht, dass man mit solchen Dingen vorsichtig umgehen soll? Du weißt genauso gut wie ich, dass sich das Buch nicht unter Kontrolle halten lässt, wenn erst einmal die Siegel geöffnet werden. Hab ich einen Vollidioten großgezogen, oder was? Wie es scheint, muss dir mal jemand beibringen, dass kleine Kinder nicht mit dem Feuer spielen sollten. Ich werde es jedenfalls nicht zulassen, dass du eine solch gefährliche Waffe in die Finger kriegst und…“ Christine brachte den Satz nicht zu Ende, da mehrere Messer auf sie zuschossen und sie in den Kopf, in den Hals und in die Brust trafen. Sie fiel nach hinten und blieb liegen. Johnny kam wieder auf die Beine und wischte sich mit dem Handrücken das Blut von den Mundwinkeln. „Halt doch den Rand, alte Frau. Du bist weich geworden, das ist alles. Ich werde das Buch und die vier Schlüssel in meinen Besitz bringen und wer mich aufhalten will, den bringe ich ganz einfach um. So sieht es aus. Dann werde ich die Macht besitzen, die Apokalypse einzuleiten!“ Wieder wurden Messer geworfen, jedoch waren sie dieses Mal gegen die anderen gerichtet. Thomas konnte sie mit seinem Schwert abblocken und ging selbst zum Angriff über, während Vincent und Anthony Nathaniel beschützen wollten. Harvey stand regungslos da und verstand das alles einfach nicht. Johnny war doch sein Freund und Mitbewohner und er hatte ihn trotz seines miesen Charakters immer geschätzt und auch seine anderen Seiten gekannt. Normalerweise war Johnny ein Mistkerl, aber er würde niemals seine Freunde und Mitstreiter verraten. Oder hatte er ihn komplett falsch eingeschätzt und ihn niemals richtig gekannt? Fakt war jedenfalls, dass Johnny ihnen die Schlüssel abnehmen wollte und er würde auch nicht zögern, sie umzubringen.



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