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Misfits: Kreuzdame

{ boy x boy }
von

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Lukas - Hausparty Pt. 2

Fast zwei Stunden lang saßen wir auf der Hollywoodschaukel und besprachen uns. Zuerst tranken wir Jägermeister mit Red Bull, dann Wodka mit Orangensaft, danach Berentzen und Cuba Libre. Am Ende hatten wir mehr Promille als einen Plan. Jeder von uns lallte und als ich von der Schaukel aufstand, drehte sich erst einmal alles. Wir stützten uns aufeinander und torkelten zurück ins Haus. Die Angst mit Gaara zu sprechen war verflogen. Mir fiel es leicht ihm zu sagen, dass ich mich mit ihm unter vier Augen unterhalten wollte und er lotste mich in sein Zimmer. Dort angelangt stellte ich fest, dass er mindestens genauso betrunken war wie ich. Mit dieser Erkenntnisse hätte ich meinen Frontalangriff an dieser Stelle abbrechen sollen, aber das Schicksal meinte es nicht gut mit mir.
 

„Hör zu“, brachte ich lallend hervor. „Ich habe gesagt es tut mir Leid und mehr kann ich nicht machen.“

„Du kannst sehr wohl mehr machen“, entgegnete Gaara sauer. „Du kannst zu dir stehen und denen sagen, dass wir was miteinander hatten und, dass du mich liebst.“

„Wer hat denn behauptet, dass ich dich liebe?“ Könnte jemand bitte kommen und mich aufhalten, denn ich hatte meine Worte sicher nicht mehr unter Kontrolle. In meiner Verfassung fiel mir nicht einmal auf, was ich eigentlich für einen Müll von mir gab, dafür hörte ich jedoch sehr gut, was Gaara zu sagen hatte.

„Gut, dann eben nicht. Dann kannst du auch gleich gehen und bitte nicht mehr wieder kommen, weil egal, was zwischen uns gelaufen ist, es ist vorbei!“

„Von mir aus.“

„Dann raus hier!“

„Gerne doch!“
 

Wie und wann ich nach Hause gekommen war, wusste ich nicht mehr zu sagen. Mit schweren Kopfschmerzen erwachte ich irgendwann um die Mittagszeit in meinem Bett und gleißendes Sonnenlicht fiel durch die Fensterscheiben und stach in meinen Augen. Stöhnend rieb ich sie mir, wandte mich um und verkroch mich unter der Bettdecke, wo eine brodelnde Hitze kochte, doch das verschlimmerte meinen miserablen Zustand nicht unbedingt, dafür war er schon zu mies genug. Halbe Ewigkeiten verbrachte ich nur mit Stöhnen und dem Pochen in meinem Schädel. Nach und nach kamen die Erinnerungen an die Nacht zurück. Es stach in meiner Brust als ich mich an den Streit mit Gaara erinnerte. An alles, was danach geschah konnte ich mich nur schwer erinnern. Alles, was ich sicher wusste, war, dass ich nur kurze Zeit später das Haus verließ und mich auf den Heimweg machte. Irgendjemand hatte ich mich, glaube ich, sogar gebracht...
 

Ich drehte mich in meinem Bett, streckte die Hand unter der Decke hervor und tastete auf dem Nachttisch nach meinem Handy. Als meine Finger sich darum schlossen, zog ich es zur mir in mein heißes Versteck und schaltete es an. Die Helligkeit des Display schmerzte in meinen Augen. Ich kniff sie zu engen Schlitzen zusammen. Einen Moment brauche ich, um mich an das Licht zu gewöhnen, dann überkam mich etwas wie Enttäuschung, denn Gaara hatte sich nicht mehr gemeldet. Irgendetwas in mir hatte gehofft, er würde sich melden, um den Streit aus der Welt zu schaffen, doch wenn ich mich recht entsinne, war alles meine Schuld... was hatte er gesagt? Dass ich zugeben sollte, dass ich ihn liebte? Mir war als würde ein Sack Eiswürfel in meinen Magen gleiten. Er hatte gewusst, dass ich in ihn verliebt war. Vielleicht wusste er auch, dass sich diese Gefühle nicht mehr verändert hatte, obwohl wir im Streit waren. Andererseits hatte ich gestern behauptet, dass ich ihn nie geliebt hätte...
 

Fest biss ich mir auf die Unterlippe. Statt Gaara hatte mir mein bester Freund Simon eine Nachricht geschrieben, doch zum ersten Mal in meinem Leben interessierte es mich nicht. Vermutlich ging es wieder um Lynn und darum, wie sehr Simon Adrian hasste, in den sich Lynn scheinbar verliebt hatte, während Simon auf sie stand, wovon sie jedoch keine Ahnung hatte. Wie hatte auch jemand ahnen können, dass sich Simon aus heiterem Himmel in unsere langjährige, beste Freundin verliebte? Wichtiger war für mich in diesem Moment jedoch, was für ein bescheuerter Idiot ich doch war. Konnte ich nicht wenigstens einmal etwas richtig machen? Ich musste das schnell wieder in Ordnung bringen... also schrieb ich Gaara eine SMS. Mehrere Male löschte und tippte ich sie neu, bis ich einigermaßen zufrieden war. Nachdem ich auf 'Absenden' geklickt hatte, warf ich mein Handy in den Sitzsack, der auf der anderen Seite des Zimmers stand. Hauptsache, das Teil war weit genug von mir entfernt, ich wollte gar nicht wissen, was Gaara auf meine bescheuerte Entschuldigung zurück schrieb.
 

Eine weitere Stunde verbrachte ich im Halbschlaf, in dem mich meine Kopf- und Gliederschmerzen zunehmend plagten. Schließlich hörte ich, wie die Tür zu meinem Zimmer quietschend aufging und leise näherten sich Schritte meinem Bett. Sanft wurde ich an der Schulter gerüttelt. Als ich keine Reaktion zeigte, wurde ich fester gerüttelt und schließlich bekam ich einen schrecklichen Boxschlag gegen die Schulter verpasst. Schlagartig saß ich kerzengerade in meinem Bett und rieb mir die schmerzende Stellte. Bei dem schnellen Aufsetzen wurde mir für einen Moment schwindelig.
 

„Was soll das?“, brachte ich hervor und blickte meiner jüngeren Schwester Alex entgegen. Ihre herbstbraunen Haare hatte sie zu einem lockeren Dutt nach oben gebunden. Ihren schmächtigen, aber schlanken Körper kleidete sie in einem rot-schwarz-karierten Hemd, das ihr etwas zu groß war und vorne offen, sodass man ihr Top erkennen konnte, auf dem eine große Gänseblume abgebildet war. Alex sah mir sehr ähnlich mit den Welpenaugen und dem schmalen Gesicht. Nur waren ihre Lippen ebenfalls schmal und nicht so voll wie meine und ihre Augen hatten eine sehr feminine Form. Vielleicht lag dies auch daran, dass sie sie mit einem perfekten Lidstrich geschminkt hatte. Seit wir in Berlin wohnten, kleidete sich Alex wie eine junge Erwachsene. Sie war ihrem Alter von 15 Jahren ein gutes Stück voraus.
 

„Du sollst mal aufstehen und etwas essen“, sagte Alex und legte den Kopf schief. „Außerdem denkt sich Mum noch eine Strafe für dich aus, obwohl dein Kater scheinbar schon eine gute Strafe ist.“

„Wofür eine Strafe?“, fragte ich. „Weil ich mich betrunken habe?“

„Du hast uns gestern ins Wohnzimmer gekotzt?“ Alex blickte mich ungläubig an. „Sag mir nicht, das hast du vergessen.“

„Du lügst doch!“ Ich spürte, wie die Röte meinen Hals hoch kroch und sich in meinem Gesicht verteilte. War ich so voll gewesen? Und Mum und Alex hatten es mitbekommen. Normalerweise versuchte ich so etwas vor ihnen zu verbergen und möglichst nüchtern nach Hause zu kommen. „Ich habe nicht gekotzt.“

„Doch, hast du und Mum musste es noch morgens um vier Uhr weg machen und dann hast du angefangen zu heulen, aber niemand wusste, warum, weil du die ganze Zeit gesagt hast, du dürftest es uns nicht sagen. Ich hoffe, dass es sich dabei nur um irgendetwas Dummes gehandelt hat oder hast du wirklich Probleme?“ Alex blickte mich etwas besorgt an. „Weil, dieser Junge, der dich hergefahren hat, wusste auch nicht, was mit dir los ist.“

„Wer hat mich hergefahren?“, fragte ich dumpf.

„So ein Florian.“

„Oh, Gott sei Dank.“
 

Florian war einer meiner Klassenkameraden, der keine Drogen nahm und auch nur selten Alkohol trank. Mit seinem blassen Gesicht und den dunklen Augenringen sah er immer etwas kränklich aus. Er fehlte auch öfter mal in der Schule, war jedoch ein äußerst angenehmer Geselle, mit einer ruhigen Seele und einem großen Interesse an Literatur jeglicher Art. Wenn jemand wie Schifti oder Marc von meinem Absturz mitbekommen hätten, dann hätten sie es überall rum erzählt und mich damit wochenlang aufgezogen.
 

„Sagst du dann mal, was nicht mit dir stimmt?“, bohrte Alex weiter nach.

„Keine Ahnung, ich habe wohl einfach zu viel getrunken“, murmelte ich. „Ich war noch nie so verkatert...“ Langsam quälte ich mich aus dem Bett und folgte meiner Schwester in die Küche, wo meine Mutter mit zusammengepressten Lippen und Spaghetti Bolognese wartete. Peinlich berührt entschuldigte ich mich bei ihr und ließ mich am Küchentisch nieder. In meinem Kopf pochte es noch immer schmerzhaft, als würde jemand mit einem Hammer von innen gegen meine Schädeldecke schlagen. Schwerfällig würgte ich ein paar Spaghetti mit Soße herunter, musste das Essen jedoch schnell aufgeben, weil mir davon schlecht wurde.
 

„Wie viel hast du nur getrunken?“, sagte Alex empört. „Du hängst hier, als hättest du eine Alkoholvergiftung.“ Zu Mum gewandt meinte sie: „Lukas behauptet, er hätte einfach nur zu viel getrunken. Als ob wir ihn nicht gut genug kennen würden, um zu wissen, dass das nicht stimmt.“

„Geht es um Dad?“, fragte Mum und augenblicklich verstummte Alex. Das Thema Vater war bei uns noch immer schwierig anzusprechen, obwohl er nun schon seit über einem Jahr verstorben war. Uns alle Drei traf der Verlust noch immer sehr, vor allem, weil er so überraschend gekommen war. Ich wollte jetzt nicht über Dad nachdenken, doch aufhalten konnte ich es auch nicht. Sofort fragte ich mich, was er zu meinem Zustand sagen würde. Sicherlich wäre er enttäuscht von mir, wäre er auch enttäuscht von mir, wenn er von meiner Homosexualität wüsste? Den meisten Vätern gefiel es nicht, wenn ihr Sohn sich als schwul entpuppte...
 

„Nein, es geht nicht um ihn“, antwortete ich wahrheitsgemäß. „Ich habe Streit mit einem Freund -“

„Mit Gaara?“, entfuhr es Alex bestürzt. „Aber ich dachte mit ihm bist du so gut wie zusammen! Ich hab mich schon gefreut ihn richtig kennen zu lernen und zum Abendessen einzuladen. Wieso habt ihr Streit?“

„Lange Geschichte“, sagte ich, obwohl das nicht wirklich stimmte. Ich hatte nur keinen Nerv ihnen das alles jetzt zu erklären, dafür war mir mein Kopf zu schwer. Mit einem dumpfen Schlag legte ich ihn auf der Tischplatte ab und stöhnte. „Irgendwie klärt sich das schon wieder. Aber eine Sache weiß ich jetzt ganz sicher: Alkohol ist keine Lösung.“
 

Mum gab mir eine Kopfschmerztablette, die ich mit etwas Wasser herunter würgte, dann zwang sie mich dazu noch etwas zu essen bevor ich mich erneut in meinem Bett verkroch. Bevor ich dies tat, nahm ich mir jedoch mein Handy und schrieb Simon, dass ich den Kater meines Lebens hatte und fragte, warum er angerufen hatte. Nach nur wenigen Sekunden kam von ihm die SMS zurück: 'Ach, du bist auch verkatert? Ich hasse Alkohol. Ich trinke nie wieder so viel. Ich wollte dich anrufen, um mich darüber zu beschweren, dass der Alkohol existiert.'

Ich musste grinsen und schrieb: 'Wenigstens leide ich nicht alleine.'

Als mein Handy erneut vibrierte, erwartete ich eine weitere Nachricht von Simon, doch stattdessen hatte Gaara auf meine Entschuldigung geantwortet. Augenblicklich stieg mir die Hitze ins Gesicht. Aufgeregt öffnete ich seine SMS und las: 'Das ändert nichts.'
 

Dumpf betrachtete ich diese drei Worte und wartete, als würden noch mehr erscheinen, doch Gaara schrieb nichts mehr. Erneut las ich es mir durch, wieder und wieder, bis die Worte in meinem Kopf langsam einen Sinn ergaben. Ich hatte das Gefühl als würden kalte Steine in meinen Magen gleiten und gleichzeitig durchbohrten Nadeln mein Herz, welches sich unter den Schmerzen verkrampfte. Ich krümmte mich ein wenig zusammen, als müsste ich mich vor einem Angreifer schützen und las es immer wieder. Das ändert nichts. Das ändert nichts. Ich hatte es versaut. Es war vorbei.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  tenshi_90
2014-03-28T05:15:39+00:00 28.03.2014 06:15
Ach herrje... da ist aber mächtig was schief gelaufen... :/


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