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Yajuu 2

-beyond redemption-
von

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Ein Blick in den Abgrund

Zornig geworden, stürmten nun die anderen drei auf ihn zu. Dem konnte er unmöglich ausweichen, aber er tat ja auch nicht dergleichen. Stattdessen schien er an der Luft zu zerren und das Messer in der Katze kam herausgeschleudert. Es blitzte kurz auf und da erkannte ich, dass es an einem hauchdünnen Draht befestigt war. Es hatte einen solch großen Schwung drauf, dass es alle drei Katzen streifte und lange Schlitze sich über ihre Gesichter zogen. Nein, nicht ihre Gesichter, er hatte genau ihre Augen getroffen.

Fasziniert schaute ich dem Spektakel zu. Wie hatte ich auch nur eine Sekunde glauben können, dass Luca meine Hilfe brauchen könnte? Gleichzeitig schockierte mich diese Erfahrung aber auch, als ich sah mit welcher Gleichgültigkeit er eine nach der anderen Katze regelrecht abschlachtete. Manchmal trat ein eiskaltes Grinsen an die Stelle der Gleichgültigkeit, aber dann war es auch schnell wieder verschwunden.
 

Nun hatte Luca mehrere Messer im Umlauf, die er alle umherwirbeln ließ, als wäre er ein Marionettenspieler. Ich bewunderte, dass keines der Messer ihn zu treffen vermochte. Er musste wirklich ein Meister darin sein.

Eine Katze nach der anderen starb vor meinen Augen, noch ehe ich es so recht realisierte und schließlich stand nur noch Luca in der Mitte der vier Körper und blickte ins Nichts. Kein Blutstropfen hatte ihn erwischt und trotzdem wirkte er irgendwie befleckt.

„Luca… was ist nur aus dir geworden?“, entfuhr es mir traurig. Ihn so zu sehen, zerriss mich, so wie er zerrissen schien.

„Ein Mörder.“, war seine schlichte Antwort. Auch diese sagte er gleichgültig, so als würde er über das gestrige Wetter reden.

Tränen traten in meine Augen. Dazu hatte ich ihn getrieben? Es war alles meine Schuld. Ganz. Allein. Meine.

Noch ehe ich mich besann, schlang ich meine Arme um ihn und ich lehnte mich an seinen Rücken. Vielleicht hoffte ich ja so, ihn wieder zusammenflicken zu können.
 

„Es tut mir so schrecklich Leid.“, schluchzte ich und das war nichts als die volle Wahrheit.

Ich wusste nicht, wie lange ich so verharrte, aber auch Luca bewegte sich nicht. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen. Das einzige Geräusch im Moment war mein Schluchzen. Doch zu jenem Zeitpunkt konnte ich noch nicht mal ansatzweise den Abgrund einschätzen, in den ich in ihn gerissen hatte…
 

Erst die Sorge um Kyria brachte mich wieder in die Wirklichkeit zurück. Sie war noch nicht in Sicherheit. Ich musste so schnell wie möglich zu ihr. Langsam löste ich mich von Luca und das Schluchzen versiegte.

Ich trat einige Schritte herum, bis ich nun vor ihm stand. Zögerlich legte ich ihm eine Hand auf die Brust. Erst jetzt fiel mir erst so richtig auf, dass er über einen Kopf größer war als ich.

Er beäugte mich mit der üblich kühlen Miene und sagte kein Wort. Ich war kurz davor wieder in Tränen auszubrechen, riss mich dieses Mal aber zusammen.

„Danke.“, brachte ich heraus.

Dann zog ich von dannen. Dieses Mal folgte Luca mir wirklich nicht, dass wusste ich.
 

Meine Sorge um Kyria jedoch, war unbegründet, denn als ich an der Brücke ankam, lagen dort zwar eine Menge toter Katzen rum, aber Kyria stand unbeeindruckt am Geländer und rauchte. Sayo schien nicht gekommen zu sein. Musste wohl nur ein Begrüßungskomitee gewesen sein. Wie grausam, einfach so den Tod der eigenen Leute in Kauf zu nehmen.

Als Kyria mich bemerkte, schaute sie sofort auf.

„Du siehst ja furchtbar aus. Was ist denn passiert?“, fragte sie ernsthaft besorgt.

Bevor ich es realisierte, liefen mir bereits neue Tränen über die Wangen. Kyria schmiss ihre Zigarette fort und kam zu mir herüber. So aufgelöst hatte sie mich noch nie erlebt. Behutsam nahm sie mich in den Arm.

„Lass uns erst einmal an einen schöneren Ort gehen.“, schlug sie beruhigend vor. Alles was ich fertig brachte, war zu nicken.
 

Eine Weile später fanden wir uns in einem nahe gelegenen Waldstück wieder. Kyria reichte mir eine Packung Taschentücher, die ich dankend annahm.

„Also und jetzt erzähl mir in aller Ruhe, was genau passiert ist.“, forderte sie mich in sanftem Ton auf. Ich blickte sie kurz an und dann erzählte ich ihr alles, was heute geschehen war. Ich begann mit dem Besuch zu Hause und mit dem Treffen mit Luca. Dann führte ich fort mit dem zweiten Treffen in der Gasse, dem Kuss, wie er mich gerettet hatte und vor allem, was ich aus ihm gemacht hatte.
 

Kyria lauschte mir aufmerksam. Besorgt blickte sie mich an.

„Das klingt gar nicht gut.“, sagte sie schließlich, als ich geendet hatte und bezog sich damit auf Luca´s Zustand.
 

„Ich weiß nicht, was ich tun soll, Kyria. Einerseits bereue ich es nicht, dir zu helfen, ganz und gar nicht, aber andererseits hätte ich nicht solange warten dürfen, um zurückzukommen. Ich habe ihn zerstört!“, schluchzte ich erneut.

Kyria zog die Augenbrauen zusammen. „Lua, niemand hätte ahnen können, dass so was geschehen würde. Auch du nicht.“

„Aber meine Intuitionen stimmen doch auch sonst immer. Wieso haben sie gerade da versagt?“ Dies war eher ein Vorwurf, den ich an mich selbst richtete, als eine Frage.

„Du warst kurz vor dem Erwachen und dein ganzer Verstand war durcheinander. Es ist verständlich, dass deine Intuitionen dich da einmal im Stich lassen können.“, entgegnet mir Kyria ruhig.

Ich ließ verzweifelt die Schultern hängen, da zog Kyria mich plötzlich an ihre Seite. Ich spürte ihre Wärme und realisierte erst jetzt, dass ich fror, da ich ja vorhin im Brunnen gelandet war und meine Sachen noch immer nicht getrocknet waren.

„Ich kann dich gut verstehen, Lua. Ich habe mir auch oft Vorwürfe gemacht, dass ich einfach weggegangen bin und Roona deswegen sterben musste. Rückblickend betrachtet, weiß ich, dass ich wahrscheinlich nichts hätte ändern können, aber wenn es um die Liebe geht, denkt niemand mehr rational.“, sagte sie leise.

Liebte ich Luca? Aber er war doch fünf Jahre jünger als ich. Nicht, dass es jetzt noch etwas bedeutete, da ich eh viel länger leben würde als er und somit zeitlos war.
 

„Lass den Kopf nicht hängen. Ich bin mir sicher, dass du ihm helfen kannst, Lua.“, munterte Kyria mich auf, „Ich war ja auch lange Zeit ein Eisklotz und Seraphis hat es trotzdem irgendwie geschafft, mich wieder zur Besinnung zu bringen. Wenn sie das geschafft hat, dann schaffst du das erst recht.“

Müde blickte ich zu ihr auf. Kyria lächelte mir aufmunternd zu. „Voraussichtlich sind wir doch sowieso noch eine ganze Weile hier, also kannst du dich doch nebenbei um deine kleine Familie kümmern. Was spricht schon dagegen.“

Ihre Worte vermochten es tatsächlich mir ein wenig Hoffnung zu geben. Vielleicht war ja doch noch nicht alles verloren und ich konnte wieder reparieren, was ich zerstört hatte.

„Ich danke dir.“, flüsterte ich müde zu Kyria.

„Keine Ursache.“, flüsterte sie liebevoll zurück und binnen weniger Minuten war ich, an ihre Seite gelehnt, eingeschlafen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Leider nur eher kurz dieses Mal, aber das nächste Kapitel wird wieder länger. Komplett anzeigen

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