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The one that got away

von

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Kapitel 5
 

Erst am Abend des nächsten Tages kam die Pearl – endlich – in Tortuga an. Jack hatte zugeben müssen, dass es für ihn beinahe genauso eine Qual war, James an Bord zu haben, wie für den Rest der Crew.

Nicht etwa, weil der Commodore ihm die ganze Zeit deutlich machte, dass er ihn hängen wollte – nein, dazu kam es gar nicht.

Es lag daran, dass James einfach gar nichts sagte. Nichts. Und es trieb den Piraten in die Verzweiflung.

Den ganzen Tag über stand James an Deck und nachts schlief er allein an Deck.
 

Als das Schiff jedoch endlich anlegte, hoben sich wenigstens die Geister der Crew. Begeistert verließ sie die Pearl, bis nur noch ein Wachposten, der Captain und der Commodore an Bord waren.

Gerade, als James das Schiff ebenfalls verlassen wollte, hielt Jack ihn zurück.

„Kommt vorher mit“, meinte er mit einem Grinsen, das nur zum Teil aufgesetzt war.
 

Er führte James in seine Kajüte, wo er im nächsten Moment auf dessen Uniform deutete.

„Zieht die aus“, meinte der Pirat, wobei es beinahe wie ein Befehl klang.

„Wie bitte?“, kam die irritierte Nachfrage des Commodores. Jener sah Jack an, als würden diesem gerade Affen aus den Haaren klettern.

Jack deutete daraufhin erneut auf die Uniform. Kurz berührte er sie sogar, konnte er dem Drang doch nicht widerstehen.

„Zieht die Uniform aus, Commodore“, wiederholte er seine Worte.

Erneut bekam er als Reaktion nichts außer Unverständnis. Daraufhin rollte der Pirat einmal mit den Augen und fuhr sich über seinen Bart.
 

„Sehe ich das richtig, dass ihr in der Uniform eines Commodores der Royal Navy nach Tortuga gehen wollt?“, schmunzelte der Pirat, woraufhin der Groschen auch bei James zu fallen schien. Anscheinend begriff dieser jetzt erst, dass Jack nicht vorhatte, mit ihm zu schlafen, sondern nur forderte, nicht zu viel Aufsehen zu erregen.
 

Ergeben nickte der Commodore, wobei er bloß seinen Hut und sein Jackett ablegte. Er wollte bereits gehen, als Jack ihn erneut davon abhielt. Ein tiefes Seufzen folgte.

„Was noch, Sparrow?!“, forderte er grob zu wissen.

Der Pirat zog James daraufhin, wie bei ihrem letzten positiven Zusammentreffen, die Perücke vom Kopf. Kurz hielt er sie fest in den Händen, ehe er sie auf seinem Schreibtisch ablegte.

„Kommt~“, summte der Pirat dann, wobei er sich bemühte, nicht in James' wütendes Gesicht zu blicken.
 

„Nur eine Nacht, dann werdet ihr mich nie wieder ohne Uniform sehen“, stellte der Piratenjäger klar, als sie das Schiff verließen. Das Goldzahngrinsen, was Jack daraufhin zum Besten gab, konnte er nicht sehen.
 

In der Schenke „Zur Sirene“ lockerte sich die Stimmung mit jedem Becher Rum, den die Gruppe trank. James hatte am Anfang jeden Becher, der ihm hingestellt wurde, abgelehnt und an ein anderes Mitglied der Gruppe weitergegeben.

Die Stimmung wurde allein durch seine Kälte immer gedrückter, so dass Jack sich in der Aufgabe sah, etwas dagegen zu tun.

„Habt ihr etwa Angst, schneller betrunken zu sein, als ein Pirat?“, triezte Jack den Commodore ein wenig, wofür er bloß finster angesehen wurde. Kein Erfolg.

„Befürchtet ihr, jemand könnte euch grinsen sehen, wenn ihr trinkt?“, versuchte Jack es daraufhin erneut. „Ich grinse nicht“, war die kühle Antwort.

Auch so kam der Pirat nicht wirklich zu dem Erfolg, den er sich erhoffte.

„Wollt ihr etwa nicht, dass es so endet, wie beim letzten Mal, als ihr getrunken habt?“, fragte Jack dann deutlich ruhiger, wobei er sich James unweigerlich genähert hatte, damit keiner der Crewmitglieder etwas von diesem Teil der Konversation mitbekam.

James' Blick ruckte daraufhin zu Jack.

Und beinahe so, als wolle er beweisen, dass es nicht noch einmal so weit kommen würde, nahm James seinen Becher und trank. Nicht bloß den einen – es folgten weitere.

„Ich schwöre euch, Sparrow, ich könnte so betrunken sein wie der schlimmste Pirat und es würde sich nicht wiederholen“, schwor der Commodore, bevor er einen weiteren großen Schluck Rum trank.
 

Die Musik wurde langsam immer schneller und auch der Alkohol floss in höheren Mengen. Und hätte Jack nicht völlig andere Pläne gehabt, hätte er sogar fest daran geglaubt, dass James sein Wort hielt. Jener saß erstaunlich grade und steif, wobei sein Blick beinahe zügig durch die Schenke streifte.

Erst ein wenig später bemerkte der Pirat, dass das Bein des Commodores im Takt der Musik wippte. Dass das bloß am Alkohol lag, war offensichtlich, aber er würde sich nicht beschweren. Das war vielleicht seine einzige Chance, dem Abend doch noch eine andere Wendung zu geben.

Als die Musiker das nächste Lied anstimmten, erhob sich der Pirat.

„Tanzt mit mir“, forderte er von James, welchen er einfach auf die Beine zog.

Natürlich spürte Jack die Gegenwehr, doch das leichte Taumeln und die wackeligen Beine hielten den Commodore davon ab, sich wehren zu können. Und als sie dann letztenendes auf der Tanzfläche ankamen, konnte auch James sich nicht mehr wirklich gegen die Stimmung wehren.
 

„Warum sollte ich mit euch tanzen?“, forderte jener trotzdem zu wissen, was Jack ein Glucksen entlockte. Er zog James an den Armen einfach ein wenig näher und drehte ihn im Takt der Musik.

„Weil ihr mir eine Nacht versprochen habt, Schatz, und ich habe vor sie zu nutzen~“, grinste der Pirat, ehe er sie schneller drehte.

Eine der Barfrauen, die Jack kannte, pfiff zwischen ihren Fingern und klatschte lachend in die Hände.

Da kam dem Piraten eine Idee. James war betrunken, und wenn er noch irgendwelches Interesse hatte, würde es ihm sicher missfallen, wenn er nun mit der netten Lady tanzte.

„Aber, wenn ich es recht bedenke, kann ich euch nicht zwingen. Geht wieder, wenn ihr wollt~“, säuselte der Pirat nah an James' Ohr, ehe er sich zu der netten Dame begab und begann, sie durch den Raum zu wirbeln und mit ihr zu tanzen.
 

Nur aus dem Augenwinkel bemerkte der Pirat, wie James zurück zu ihrem Tisch ging und noch einige große Schlucke aus der Flasche nahm. Vielleicht versuchte er auch, seine Gedanken, die Jack nur erahnen konnte, mit Alkohol zu ersticken. Oder er brauchte etwas, worauf er alles, was er tun würde, schieben konnte.

Es dauerte noch drei weitere Lieder, in welchen Jack mit irgendwelchen Frauen tanzte, bis James seinen Stolz offensichtlich ignorieren konnte und zu ihm kam.
 

Sie sprachen nicht. Kein Wort, keinen Ton. Sie gingen bloß aufeinander zu und lehnten ihre Hände aneinander, blickten sich in die Augen. Sie brauchten keine Worte und der Pirat wusste, wenn er nun triezte, war der Commodore schneller wieder verschwunden, als er gekommen war.
 

Jack sah immer noch den Hass, sah all die Wut in James' Augen kochen, während seine eigenen vor Begeisterung sprühten.

Er drehte sich, wollte James loslassen und zu jemand anderem gehen, doch er wurde festgehalten, zurückgezogen.

Erneut traf seine Begeisterung auf den ansteigenden Hass, welcher sich mit etwas anderem vermischte.

James war es, der daraufhin gehen wollte. Anscheinend hatte er seine Vernunft wiedergefunden.

Doch auch Jack ließ ihn nicht einfach gehen, wirbelte um ihn herum.

Begeisterung traf auf Verlangen. Verlangen traf auf Verlangen.

Sie blickten sich an und tanzten weiter, ohne jegliche Versuche des Rückzugs. Ohne eine Chance auf Flucht.

Sie kamen sich näher, mit jedem Schritt, mit jeder Bewegung.
 

Die gesamte Schenke schien still zu sein, obwohl die vielen Männer und Frauen immer noch eifrig feierten und tanzten. Die Musik war keinen Ton leiser, nein sogar lauter geworden.

Und doch hörten beide nur Schweigen um sie herum, sahen in dem Moment nur den anderen.
 

Und auch wenn Jack wusste, dass eine Flucht aussichtslos war, wollte er sich zurückziehen. Er wusste, wenn er nun nicht ging, würde es ihm zunehmend schwerer fallen, sich der Anziehung zu entziehen.

Er wandte sich um, nur um heftiger, ruppiger zurückgezogen zu werden, als zuvor.

Dieses Mal erwarteten ihn keine gefühlvollen Augen, aus welchen er lesen konnte. Dieses Mal trafen kühle Lippen seine. Sie teilten seinen Geschmack, schmeckten, als würde er die Schlange im Paradies küssen.

Für einige Momente erwiderte er den Kuss, konnte es sich nicht nehmen lassen, sich etwas fallen zu lassen.

Doch so schnell, wie er begonnen hatte, wies er den größeren Mann wieder ab, schob ihn sanft aber bestimmt von sich.
 

Er näherte sich seinem Ohr, flüsterte James leise zu: „Wenn du mich bei Morgengrauen noch willst, bekommst du mich, Schatz~“

James nickte, sein Atem stockweise von dem Kuss und dem vielen Tanzen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Green-Star
2019-07-14T09:59:44+00:00 14.07.2019 11:59
Bin eben auf deine Fanfic gestoßen und bettele dich nun um weitere Kapitel an :D ich mag deinen Schreibstil total! Und natürlich das Pairing ;) würde mich sehr freuen, wenn du noch ein paar Kapitel folgen lässt :)


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