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Erklär mir deine Liebe

Ranmaru x Ai
von

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Ich verstehe es nicht

Nachdenklich starrte Ai auf den Bildschirm seines PCs. Er hatte über mehrere Suchmaschinen im Internet Wörter hinterfragen wollen. Aber in den vergangenen Tagen hatte er das schon so oft gemacht, dass er jede Seite, die ihm vorgeschlagen wurde, bereits auswendig kannte.
 

Gefühle. Freundschaft. Liebe. Das alles ließ ihn nicht mehr los. Am Ende war er sogar so weit, dass er sich den Text ihres Debütsongs zurück ins Gedächtnis rief.
 

‚The gentle left hand is entwined with the right hand searching for the destination of love’
 

Eigentlich konnte er sich dank Reiji und Camus und den vielen Texten schon ein ganz gutes Bild vom ‚Mensch sein‘ machen, bloß nach den kurzen Gesprächen mit Ranmaru war alles wieder dahin. Der andere widersprach dem, was er bisher herausgefunden hatte. Oder gab es noch etwas, was er bis jetzt noch nicht verstand?
 

Für einen Moment berührte er die Stelle an seinem Arm, wo der Große nach ihm gegriffen hatte. Was war er? Auf jeden Fall war er mehr als nur Metall und Elektronik. Das musste doch klar sein. Nur unklar blieb, wieso der andere das wie aus dem Nichts heraus gefragt hatte.
 

„Ai-chan!“ Eine trällernde Stimme lenkte Ais Aufmerksamkeit wieder um. „Was ist los? Guck doch nicht so traurig! Du bist viel süßer, wenn du lächelst!“

Ein Händepaar hatte sich auf seine Schultern gelegt und neben seinem Kopf war Natsukis strahlendes Gesicht aufgetaucht. „Ah~ Ich weiß was! Syo-chan und ich wollten in die Stadt fahren. Wieso kommst du nicht mit?“
 

Mit einem erstaunten Blick starrte der Android seinen Kōhai an, dann bemerkte er aber auch noch Syo, der sichtlich schmollend auf seinem Bett saß.
 

„Also Ai-chan~ Was sagst du?“, hakte Natsuki sofort nach, als er keine Antwort bekam. „Wir können shoppen gehen~ Es wäre ein richtiges Date zu Dritt!“
 

„Natsuki, lass das!“ Syos schmollende Schnute kräuselte sich zu einer eher verärgerten Grimasse.
 

„Ich denke, ich bleibe hier.“, antwortete Ai daher leise und versuchte sich wieder seinem PC zu widmen. Doch der andere hielt ihn weiterhin fest.

„Ach, jetzt sei nicht so! Wir werden sicherlich Spaß haben! Würde es dir nicht gefallen, wenn ich dir ein paar hübsche Sachen zum Anzie- ah…!“ Weiter kam er nicht. Der kleine Blondschopf war von seinem Bett aufgesprungen und hatte den viel Größeren von Ais Schreibtisch weggezerrt.
 

„Du bist so süß, wenn du eifersüchtig bist! Syo-chan!“
 

„…ich hab gesagt, du sollst es sein lassen!“, wetterte der Kleinere dabei gegen Natsukis Gesäusel und wurde immer röter im Gesicht, während er seinen ‚Freund‘ in Richtung Zimmertür schob. „Bis später.“ Die Tür knallte in ihr Schloss. Dann kehrte wieder Stille ein und Ai drehte sich zurück zum PC, als wäre nichts passiert.
 

Eifersucht. Schnell wurde ein neues Wort gesucht, aber es half ihm nicht weiter. Es beschrieb Ranmarus Verhalten in keinster Weise. Aber was war es dann, was er nicht verstand? Wie sooft legte er eine Hand auf die linke Seite seiner Brust. Er wollte es nicht akzeptieren, dass er es scheinbar nicht verstehen konnte und deshalb stand Ai nach weiterem Überlegen auf. Denn wenn ihm noch jemand helfen konnte, dann war es vielleicht Reiji.
 

„Du willst Ran-Ran verstehen?“ Dankend an seinem Tee schlürfend und mit einer verstopften Nase schniefte der brünette Sänger vor sich hin, nachdem er sich die Bitte seines Besuchers angehört hatte.
 

„Ja. Du kennst ihn von uns doch am besten, oder? Ihr seid doch gute Freunde, oder?“ Ai hatte sich auf die Bettkante gesetzt und lehnte sich leicht nach vorne, wodurch er unbewusst den Eindruck erweckte, dass er es wirklich dringend wissen musste.
 

„Freunde…“ Reiji wiederholte daraufhin dieses eine Wort in einem Ton, den der Kleinere nicht deuten konnte, nickte aber trotzdem energisch, weil er seine Frage einfach beantwortet haben musste.
 

„Bitte!“
 

„Also weißt du Ai-Ai-chan~ Ich würde dir ja wirklich gerne helfen, nur glaube ich, dass Ran-Ran sich selber gar nicht richtig versteht!“
 

„Was heißt das?“
 

„Verrat ihm bitte nicht, dass ich es dir gesagt habe… aber Ran-Ran ist von damaligen Freunden sehr stark verletzt worden. Seine alte Rockband… ist wegen ein paar Frauen kaputt gegangen und ich denke, das nagt immer noch an ihm. Deshalb hält er von Gefühlen nicht sehr viel. Einmal weil er denkt, es könnte die Band zerstören und auch, weil er nicht enttäuscht werden möchte. Seitdem wir unsere Soloprojekte haben und ums um ‚Starish‘ kümmern, befürchtet er, dass es wohl wieder kaputt geht. Er hat einfach kein Vertrauen in uns und unsere Arbeit.“
 

Es dauerte einen Augenblick bis Ai diese Informationen verarbeitet hatte, doch dann… schüttelte er den Kopf. „Das ergibt keinen Sinn!“
 

„Findest du…?“
 

„Wenn er nicht möchte, dass unsere Band kaputt geht, sollte er sich nicht so verhalten, wie er es momentan tut. Sein abweisendes Verhalten ist vollkommen unlogisch!“

Kaum hatte Ai die letzten Worte ausgesprochen, begann Reiji zu lachen und streckte eine Hand aus, um dem anderen sanft über den Kopf zu streicheln.

„Das ist genau das, was ich meinte! Er versteht sich selber nicht!“
 

Eine Stunde später saß Ai wieder an seinem Schreibtisch und obwohl er jetzt eine Antwort bekommen hatte, half sie ihm in keinster Weise weiter. Vertrauen. Enttäuschung. Er hatte auch nach diesen beiden Worte gesucht, aber nach wie vor, konnte er es nicht verstehen. Seines Erachtens müsste Ranmaru sich genau entgegengesetzt verhalten. Eigentlich müsste er ganz besonders viel Motivation für neue Songs zeigen, damit sie weiter fortbestehen konnten und bei ihren Fans nicht in Vergessenheit gerieten.

Aber das tat der andere nicht. Stattdessen zog er sich zurück und zeigte weder Interesse für die gemeinsame Arbeit, noch für die Newcomer ‚Starish‘, um die sie sich kümmern sollten.

Irgendwo musste es den Grund für dieses Verhalten geben. Und Ai wollte es wissen. Er wollte es so gerne verstehen, damit seine Verdienste nicht umsonst waren. Immerhin gab es für ihn nichts anderes. Seine gesamte Programmierung diente nur einem Zweck und was sollte er demnach machen, wenn es auf einmal niemanden mehr gab, mit dem er zusammen Musik machen konnte?
 

Einen Moment lang überflog er noch einmal die Definitionen, die er im Internet gefunden hatte, wobei er bei einer Stelle verharren musste:

‚Vertrauen ist aber auch mehr als nur Glaube oder Hoffnung, es benötigt immer eine Grundlage, die sog. „Vertrauensgrundlage“. Dies können gemachte Erfahrungen sein, aber auch das Vertrauen einer Person, der man selbst vertraut, oder institutionelle Mechanismen.‘1
 

Langsam lehnte sich Ai im Schreibtischsessel zurück und erinnerte sich an das Gespräch mit Reiji. Ranmaru vertraute ihnen nicht. War das etwa das Problem? Vielleicht hatte er noch keine Möglichkeit die Ursache des Problems zu verstehen, aber jetzt sah er zumindest eine Lösung. Es war ganz logisch. Der andere musste ihm lediglich vertrauen.

Ein schwaches Lächeln zeichnete sich auf dem Gesicht des Androids ab. Er hatte zwar fast den gesamten Tag für diese eine Erkenntnis verschwendet, aber sie hatte ihn wirklich weiter gebracht.

Jetzt konnte er zumindest in aller Ruhe in seinen ‚Stand by‘-Modus wechseln und morgen würde er weiter recherchieren. Ai konnte es kaum noch erwarten.


Nachwort zu diesem Kapitel:
1) Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Vertrauen

Ist vielleicht keine 100%ig tolle Quelle, aber es hörte sich irgendwie gut an... ^^ Komplett anzeigen

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