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Ein unverhofftes Ende

Pretender Fanfiction
von

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Titel: Ein unverhofftes Ende

Autor: ZoeP

Rating: PG-13

Categories: JMPR

Spoiler: so gegen Ende Staffel 4 - aber eigentlich nicht wichtig

Short-Cut: Das Center existiert nicht mehr, und Parker hat die Aufgabe, Jarod diese Nachricht zu überbringen. Doch von Schuldgefühlen geplagt, weiß sie nicht, ob er ihr je verzeihen kann.

Pairing: J, Syd

Disclaimer: Die Charas von Pretender und die Vorgeschichte gehört nicht mir. Jedoch ist der gesamte Inhalt, den ich hier fabriziert habe, mein geistiges Eigentum.

E-Mail: janni@feix-jena.de

Anmerkung: Hoffnungslos romantisch - also nichts für NoRomos (Shipper-Gegner). Fortsetzung war eigentlich nicht geplant, hatte dann aber meine "kitschige Phase" und musste mich auslassen. Feedback willkommen! Kontakt unter janni@feix-jena.de oder http://www.the-library.de.vu
 

Ein unverhofftes Ende

von ZoeP
 

Teil 1
 

Er war so müde, dass ihm beinahe die Augen zufielen, als er die Tür zu seinem Haus aufschloss. Der Schlüssel wollte einfach nicht einrasten... Endlich.

Er drehte ihn einmal herum und betrat den Korridor. Ein junges Mädchen kam ihm lächelnd entgegen.

"Hallo Daddy." Sie nahm ihm den Koffer mit einigen Akten und dem Laptop darin ab und hängte seine Jacke an den Haken. Es duftete himmlisch.

"Hallo Debbie", begrüßte Broots seine Tochter. Er hatte vier Tage im Center durchgearbeitet, nur wachgehalten von Unmengen an Kaffee und Kopfschmerztabletten. Und das alles nur für den letzten Wunsch seiner Vorgesetzten...

Miss Parker und Sydney hatten Aktenstapel durchgewälzt, während er am Computer gearbeitet hatte, um nach brauchbarem Material zu suchen, dass ihnen hätte weiterhelfen können.

Nach drei Tagen waren sie auf eine erste Spur gestoßen, und vor fünf Stunden war Miss Parker aufgebrochen. Sie hatte die erste Maschine genommen und war nach Alaska geflogen, wo er selbst Jarod ausfindig gemacht hatte. So Vieles hatte sich geändert im Center, seit Lyle, Mr. Raines und Mr. Parker in Virginia gewesen waren, weil sie glaubten, Jarod sei dort. Mr. Parker hatte seine Zigarre achtlos in die Gegend geworfen, und kurz darauf hatte es geknallt. Die Explosion des geheimen Benzinlagers hatte Lyle und Mr. Raines getötet, Mr. Parker lag seit mehreren Wochen auf der Intensivstation. Broots und Sydney hatten zwei Tage auf Miss Parker verzichten müssen, dann war sie wieder erschienen, und man sah ihr keine Trauer an.

Sie, Sydney und er waren zuerst weiterhin auf der Suche nach Jarod gewesen, aber sie fanden keine Spur...

Broots ging ins Wohnzimmer und sah den gedeckten Tisch. Seine Tochter folgte ihm.

"Hat Miss Elisa auch gut für dich gesorgt?", erkundigte er sich bei Debbie. Sie nickte und setzte sich ihm gegenüber. Immer, wenn er ungeplant lange im Center bleiben musste, kümmerte sie sich um seine Tochter.

"Du hast gekocht?", grinste er und sah sie fragend an.

"Ja", lächelte sie. "Aber Elisa hat mir geholfen. Ich übe noch..."

Broots füllte sich seinen Teller und begann, zu essen.

"Mmh", mümmelte er. "Das ist gut!" Debbie sah ihn glücklich an.

Er berichtete ihr, dass er ab nun viel öfter Zeit für sie haben würde. "Weißt du, sie haben dort zwar noch Arbeit für mich, aber ich bin heilfroh, dass sie mich lebend haben gehen lassen." Er meinte es sehr ernst, tat aber so, als mache er nur einen Spaß. Sie grinste.

"Und Miss Parker, ist sie auch gegangen?", wollte sie wissen. Sie mochte Miss Parker.

"Ja, sie ist auch gegangen. Das war immer ihr größter Wunsch..." Er legte seinen Löffel neben den geleerten Teller und lehnte sich zurück. Nach wenigen Minuten waren ihm die Augen zugefallen und er schlief ein.
 

Seufzend lehnte er sich in seinem Sessel zurück, legte das Buch beiseite und faltete die Hände zusammen. Seit zwei Stunden war er schon zu Hause und hatte gelesen, jedoch wusste er überhaupt nicht, worum es in dem Buch ging. Zu sehr beschäftigte ihn der Gedanke, was Miss Parker jetzt wohl tat, wo sie war und ob sie ihn rechtzeitig finden würde.

Sie hatten alles getan, was in ihrer Macht lag, um ihn zu finden. Alles andere lag jetzt in ihrer Hand.

Sydney schüttelte den Kopf. Er konnte es nicht fassen. Er war frei. Man hatte ihm seine Kündigung widerspruchslos unterschrieben, sogar angeboten hatte man sie ihm, ebenso wie die von Broots und Miss Parker.

Nach fünf Jahren Suche nach Jarod war ihre Arbeit beendet. Das Center wurde jetzt direkt vom Tower geleitet, seit die führenden Kräfte nicht mehr da waren, war es nur noch eine unbedeutende Tochtergesellschaft, die sich ausschließlich mit besonderen Menschen beschäftigte, auf legalem Wege. Die Begabungen der Patienten wurden untersucht und gefördert, aber nicht ausgenutzt und missbraucht.

Das klang so unglaublich, dass er es nicht fassen konnte. Ein legales Center war in etwa wie trockenes Wasser.

Die meisten Projekte wurden abgeschlossen, stillgelegt oder einfach gestrichen. Die Macht des Triumvirates war sehr unbedeutend geworden, es hatte nicht mehr mitzubestimmen. Der Tower war an den schmutzigen Geschäften von Raines nicht interessiert, er war tot, es spielte keine Rolle mehr, was er getan oder nicht getan hatte. Jede Verbindung zwischen ihm und dem Center war zerstört, ebenso wie bei Lyle. Mr. Parkers Chancen auf Heilung waren so gering, dass der Tower ihn in ein Pflegeheim schicken würde, falls er je aus dem Koma aufwachen würde.

Jarod gehörte, so erstaunlich das für sie alle war, zu den gestrichenen Projekten. Er war zu heiß geworden für den Tower. Es wurde ihnen freigestellt, ob sie im Center bleiben wollten oder nicht - und sie gingen. Er hatte seine Entscheidung erst nach Miss Parker gefällt, wäre sie geblieben, so wäre er es auch. Sie und Jarod waren immer der einzige Grund gewesen, weshalb er das Center nicht hinter sich gelassen hatte und jetzt hielt ihn nichts mehr an diesem Ort, der so voller schmutziger Erinnerungen war.

Jetzt waren alle drei frei, wie sie es nie zu hoffen gewagt hatten, und Sydney würde sich endlich einen Traum erfüllen können. Seit er klein war, schwärmte er innerlich davon, einmal in einem Haus in Kanada zu leben...
 

"Kann ich Ihnen etwas bringen?", fragte der gepflegte junge Mann und sah sie mit einem höflich diskreten Lächeln an. Sie beachtete ihn kaum, schüttelte den Kopf und sah weiterhin aus dem Fenster. Sie hasste das Essen in den Flugzeugen und nicht einmal während einem so langen Flug konnte sie sich dazu zwingen, es herunter zu bringen.

Miss Parker sah auf die weißen Wolken, die wie Wattebällchen dahin schwebten. Wenn sie doch auch so sorglos und frei sein könnte... Eigentlich hätte sie sich jetzt so fühlen müssen, jetzt, wo sie nicht mehr für das Center arbeitete und nicht mehr hinter Jarod herjagen musste. Nie wieder brauchte sie die Visage ihres kleinen Bruders sehen, sich mit Raines abgeben oder ihrem Vater Rechenschaft ablegen. Zuerst hatte sie getrauert, immerhin war es ihr Vater, der da auf der Intensivstation lag. Dann hatte sie gehofft, er würde zwar gesund werden, aber nie wieder die Leitung des Centers übernehmen. Und jetzt war es ihr gleichgültig, was mit ihm geschah. Sie waren bei ihrer viertägigen Suche nach Jarod auch auf die letzten schmutzigen Geheimnisse des Centers gestoßen, die man noch ausfindig machen konnte - der größte Teil an Beweismaterial war vom Triumvirat rechtzeitig beseitigt worden.

Mr. Parker, ihr eigener Vater, hatte Mr. Raines den Auftrag gegeben, ihre Mutter zu erschießen und das Baby zu entführen. Er war es auch, der Thomas Gates hatte ermorden lassen, nachdem er den Blankoscheck nicht annehmen wollte. Miss Parker war überrascht, dass es sie nicht wirklich schockierte - ihrem Vater traute sie inzwischen fast alles zu... Nein, nicht nur fast, sie traute ihm alles zu.

Um ihren Bruder hatte sie so gut wie gar nicht getrauert. Sicherlich, er war ihr Bruder, aber er hatte sich niemals so verhalten - und auch über ihn hatte sie noch so Einiges erfahren, seine Morde, seine brutalen Machtspielchen, seine Rachsucht...

Die weißen Wattewolken hatten sich in hellgraue Nebelschleier verwandelt. Miss Parker strich sich einige Haarsträhnen aus dem Gesicht und lehnte sich in ihrem Sitz zurück. Die Privatjets des Centers warn immer viel komfortabler gewesen, als die erste Klasse eines Linienfluges, aber wenn sie die Wahl hätte, würde die eher in einer fliegenden Blechbüchse reisen, als wieder für das Center zu arbeiten. Das Einzige, was im Moment ein gutes Gefühl in ihr auslöste, war der Gedanke an Sydney und Broots, die jetzt nicht mehr um sich selbst und ihre Familie bangen mussten, die wirklich frei waren.

Eigentlich hätte sie das auch sein müssen, frei und erleichtert, aber das war sie nicht. Die Last, die sie mit sich herumtrug war zu groß. Sie fühlte sich so schäbig, so gemein, wenn sie an das dachte, was sie Jarod in all den Jahren angetan hatte. Es war das erste Mal gewesen, dass sie ihr Gewissen an sich heran gelassen hatte. Im Center durfte man kein Gewissen haben, das war ihr von Anfang an bewusst gewesen. Und so hatte sie ihre schlechten Gedanken stets unterdrückt, alle Gewissensbisse verdrängt, die sie schwach machen konnten. Aber jetzt?

Sie hatte das drückende Gefühl, keinen Deut besser zu sein, als Lyle und Raines. Sie hatte Jarod gejagt, wie eine Laborratte, wie einen entlaufenen Hund... Und er hatte nie die Verbindung zum Center getrennt, wie er es hätte tun können. Jarod war stets an ihrer Seite gewesen, hatte ihr immer beigestanden, in den schwersten Situationen ihres Lebens. Nach dem Tod ihrer Mutter ebenso, wie nach dem Tod von Thomas Gates... Er hatte sie nie so stark verletzt, wie er gekonnt hätte, und er hatte ihr sooft geholfen, wenn es um ihre Familie ging. Und was hatte sie getan? Sie hatte ihm niemals gedankt, sich nie entschuldigt für ihre Taten, ihn weiterhin behandelt wie ein Laborprojekt.

Miss Parker musste ihr Gewissen erleichtern, diese Schuldgefühle würden ihr noch den Verstand rauben. Sie seufzte laut und schloss die Augen. Vor ihr tauchte sein Gesicht auf, dieses wahnsinnig süße Grinsen, diese dunklen, geheimnisvollen Augen, die ihre Knie zum Zittern brachten...

Miss Parker schallt sich. Sie war doch kein verliebter Teenager!

Sein Gesicht verwandelte sich plötzlich. Schmerz und Verletzlichkeit traten in seine Augen, sein Lächeln verschwand. Was blieb, war dieser enttäuschte traurige Blick, den sie schon kannte, als sie beide noch Kinder waren. Ihr lief es kalt den Rücken herunter, und sie wusste, dass sie nicht ganz unschuldig an diesem Blick war. Alles was sie getan oder gesagt hatte, konnte die Kerbe in seiner Seele nur noch tiefer gemacht haben.

Kopfschüttelnd öffnete sie die Augen. Wie lange würde der Flug noch dauern? Sie wusste es nicht. Unter sich sah sie nur den blauen Himmel und die Wolken, die jetzt wieder dichter wurden und sie einzuhüllen schienen. Aber es waren nicht die Wolken, die sich um sie schlossen, es war die Angst.

Ein letztes Mal hatten Sydney, Broots und sie ihr Bestes gegeben, eigentlich war es das erste Mal gewesen, wo sie wirklich vorhatten, ihn zu finden - koste es, was es wolle. Und sie hatten ihn gefunden.

Und jetzt war da diese Angst, dass er nicht mehr dort war, dass er ihr nicht zuhören wollte, dass er ihr nicht glauben würde, dass er es ihr schwer machen würde, dass er ihr nicht verzeihen würde... Verdammt! Jarod hätte genug Gründe, um sie bis an ihr Lebensende zu hassen, und sie könnte es ihm nicht verübeln.

Aber sie musste es wenigsten versucht haben, ihm sagen, dass es ihr Leid tat, und ihm sagen, dass sie ihn... Nein, das konnte sie nicht! Er würde sie auslachen, und diese Demütigung wollte sie nicht einstecken. Er erwiderte ihre Gefühle nicht, also würde es ihr Leben nur erschweren, wenn sie ihm davon zu erzählen würde.

Sie versuchte, sich an den Moment zu erinnern, an dem es passiert war, an dem sie sich verliebt hatte. Aber es gelang ihr nicht. Vielleicht hatte sie ihn schon immer auf ihre Art geliebt, auf die Art, die ihr Verstand zugelassen hatte, die sich am Ehesten mit ihrem Herzen vereinbaren ließ...

Aber sie hatte viel nachgedacht, und seit sie nicht mehr an das Center gebunden war, und überlegt hatte, wie es in ihrem Leben weitergehen sollte, hatte sie sich immer öfter bei dem Gedanken ertappt, ihre Zukunft mit Jarod verbringen zu wollen. Sie wusste, dass es unmöglich war, aber sie wünschte es sich doch. Er war schon immer ein Teil ihres Lebens gewesen, und sie hatte nie ernsthaft darüber nachgedacht, wie es ohne ihn sein würde. Doch jetzt musste sie sich neue Ziele setzen, und es mussten Ziele sein, in denen Jarod nicht vorkam. Dieser Gedanke fiel ihr schwerer, als sie sich zuerst eingestehen wollte. Die Beziehung zwischen ihr und Jarod war niemals etwas anderes gewesen, als die von Jägerin und Gejagtem. Zumindest aus seiner Sicht musste es so sein. Ihr hatte Jarod schon immer etwas mehr bedeutet, aber das wusste niemand, nicht einmal sie selbst hatte es wahr genommen.

Das Flugzeug geriet in ein Luftloch und es rüttelte sie ein wenig durch, was Miss Parker wieder in die Realität holte. Richtig, sie war auf dem Weg nach Alaska, zu Jarod, um ihm zu sagen, dass er frei war, für immer. Um ihm mitzuteilen, was passiert war - und sich von ihm zu verabschieden. Und vielleicht... Nein! Dieses Thema hatte sie oft genug durchgekaut, sie würde ihm nicht einmal andeutungsweise ihre Gefühle zeigen! Denn dass er ihre Liebe nicht erwidern würde, war ihr bewusst.
 

Es war kalt, hier oben im Norden.

Der Wind pfiff ihm eisig um die Nase, die als einziges Körperteil zu erkennen war. Selbst seine Augen waren zwischen einer Mütze und einem Schal versteckt. Er hatte von Sydney gelernt, dass man Augen und Nase niemals verdecken darf, es schwächt die Sinne. Sydney...

Jarod dachte an seinen ehemaligen Mentor. Er hatte regelmäßigen Kontakt zu ihm, aber das war natürlich nicht dasselbe, wie bei ihm zu sein. Sydney hatte ihm sehr oft geholfen, wenn es ihm schlecht ging und er Rat brauchte. Wie es ihm jetzt wohl ging?

Sydney war nicht der einzige Grund, weshalb er eine Verbindung zum Center aufrecht hielt. Da war auch noch Miss Parker, die man in den Mauern des Centers ebenso gefangen hielt, wie früher ihn, wenn auch nicht physisch, sondern verbal... Sie war eine der wenigen Personen, die dort nicht hin gehörten. Sie hatte etwas Besseres verdient, als diese Intrigen und Lügen. Sie verdiente... Liebe.

Jarod kam in seiner kleinen Hütte an, die windgeschützt hinter ein paar Hügeln lag. Weit und breit gab es nichts als Schnee. Er hatte seit vier Wochen kaum noch Kontakt zur Außenwelt, er wusste überhaupt nicht mehr, was da draußen so vor sich ging. Hier in Alaska, mitten in der Eiswüste, hatte man den schlechtesten Empfang in den gesamten Staaten. Doch hier war er ziemlich sicher und geschützt vor dem Center und seinen Verfolgern.

Er schloss die Tür hinter sich und begann, sich aus den vielen Pelzen und Mützen zu wickeln. Er trug jetzt "nur noch" einen dunklen Pullover und eine ebenso dunkle Jeans.

Nachdem er sich kurz durch die Haare gestrubbelt hatte, setzte er sich an seinen Laptop und baute eine schwankende Verbindung ins Internet auf, die alle paar Sekunden wieder zusammenbrach, jedoch gerade so reichte, um seine E-Mails zu empfangen.

Es war eine Videodatei von seinem Vater und dem Jungen, sowie eine Textmitteilung von Ethan. Seinem Vater ging es gut, er und Jarods geklonter Bruder waren in einem sicheren Versteck außerhalb der Staaten. Die Mail war schon zwei Wochen alt, vielleicht sogar älter. Dennoch beruhigte es Jarod.

Ethan schien sich ebenso über Wasser zu halten, wie Jarod selbst. Aushilfsjobs, Gelegenheitsarbeit, und immer wieder der Drang, anderen zu helfen - auch Ethan hatte ihn entwickelt.

Jarod fuhr seinen Laptop herunter und ging zum Fenster. Er musste wieder an Miss Parker denken. Er fragte sich, was sie jetzt gerade tat und wie es ihr ging, wie sie sich fühlte und ob sie schon eine Spur von ihm hatte. Das war sehr unwahrscheinlich...

Jarod sah den tanzenden Schneeflocken zu, wie sie sich langsam auf die Erde senkten. Der Schneesturm war schwächer geworden und es hörte beinahe auf zu schneien.

Er hatte das Gefühl, Miss Parkers Gesicht im Himmel erkennen zu können, er sah ihr Lächeln, dass sie schon vor so langer Zeit abgelegt hatte. Ihre Augen, die normalerweise immer so leblos und kalt wirkten, hatten einen warmen Glanz angenommen, ihre Lippen zogen sich in sanften Bögen nach oben, ihre Wangen waren gerötet. Sie hatte so lange nicht mehr gelächelt.

Jarod hätte jetzt zu gerne ihre Stimme gehört und mit ihr telefoniert, aber bei der schlechten Verbindung wäre das unmöglich gewesen.

Er vernahm ihre Stimme, kalt und fest, wie sie immer war. Sie war so unnahbar geworden, seit Tommy tot war. Jarod wünschte sich so sehr, dass sie wieder lachen könnte. Wenn er gekonnt hätte, würde er sie da raus holen. Sie hatte wirklich etwas Besseres verdient.

Das sanfte Treiben des Schnees war wieder zu einem Sturm angewachsen. Man konnte keine zwei Meter weit sehen, so dicht wirbelten die Flocken durch die Luft.

Jarod vernahm ein Geräusch. Er drehte sich zur Tür um. Was war das? Er horchte in die Stille, die nur durch das Sirren des Windes untermalt wurde. Da war es wieder. Jemand klopfte an seine Tür! Ob das tatsächlich das Center sein könnte, mit seinen Sweapern und Cleanern? Ob sie ihn gefunden hatten? Er schüttelte den Kopf und ging mit ging zur Tür. Es war sicherlich jemand, der sich im Schneesturm verirrt hatte. Mit wenigen Schritten war er an der Tür und öffnete sie.

Eine vermummte Gestalt stand vor ihm, er konnte sie noch nicht identifizieren. Er oder sie trat von einem Bein auf das andere und wollte gerade noch einmal anklopfen.

Der Sturm wehte eine Schneeböe in die Hütte, und Jarod zog den Unbekannten in seine Unterkunft, um die Tür hinter ihm schnell wieder zu schließen und die Kälte draußen zu lassen.

Die Gestalt schob die Kapuze ab und begann, sich den Schal abzuwickeln wodurch Jarod einen Kopf zu sehen bekam, auf dem nur noch eine Mütze saß. Sprachlos sah Jarod seinen Besuch an.

"Miss Parker, was verschafft mir die Ehre?" Er vermutete, dass sie alleine da war - sie hatte ihre Waffe nicht gezogen und machte keine Anstalten, ihn zu bedrohen. Er nahm ihr die restlichen Kleidungstücke ab, aus denen sie sich nun nach und nach auspackte. Sie trug - unfassbar - eine dunkelblaue Jeans und einen weiten, beigen Pullover.

"Hallo Jarod", meinte sie leise, und er glaubte, aus ihrem Blick eine Mischung aus Freude und Angst herauszusehen. Angst und Freude, bei Miss Parker? Das passte zusammen wie Feuer und Wasser...

Er ging in das Wohnzimmer seines kleinen Hauses und bedeutete ihr, sich zu setzen.

"Du fliehst nicht?", wollte sie wissen und es klang nicht sarkastisch oder ironisch, sondern einfach nur wie eine ehrlich gemeinte Frage.

"Seit wann duzen wir uns?", fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen. Als er merkte, dass sie auf seine kühle Ablehnung mit weiterer Nervosität und Unsicherheit reagierte, bereute er, das gesagt zu haben. Um sie zu beruhigen, grinste er und sah ihr direkt in die Augen. "Aber mir soll es Recht sein. Was führt sie her?"

Sie kam und setzte sich ihm gegenüber auf die Couch.

"Sie kennen die neusten Ereignisse noch nicht?" Miss Parker wusste nicht, wie sie es anfangen sollte. Sich zu entschuldigen war schwer. Man konnte nicht einfach "Hallo, sorry, bye" sagen.

"Was weiß ich noch nicht?", erkundigte er sich. "Die Verbindung zur Außenwelt ist hier oben sehr... eingeschränkt."

"Das kann ich mir vorstellen." Sie sah auf den roten Teppich und biss sich etwas verlegen auf die Unterlippe. So kannte er sie gar nicht.

Er sah sie schweigend an. Ihre Haare waren leicht zerzaust und wirre Strähnchen hingen ihr in die Stirn. Ihre Lippen waren blass und ihre Augen wirkten müde. Sie schien während des Fluges nicht eine Minute geschlafen haben. Ihr Blick wanderte durch das Zimmer und sie schien ihn nebenbei zu mustern. Was sie wohl überlegte?

Miss Parker hatte keine Ahnung, wie sie es ihm sagen konnte. Alle Worte, die ihr in den Sinn kamen, schienen so albern, so unpassend. Kopfschüttelnd überlegte sie, was ihm gerade durch den Kopf gehen mochte, ob er schon überlegen würde, wie er fliehen konnte. Sein kleines Haus war erstaunlich persönlich eingerichtet. Der dunkelrote Teppich strahlte eine wohlige Wärme aus, ebenso die Wände aus braunem Kiefernholz. Das Wohnzimmer wirkte recht warm, nicht groß, aber gemütlich. Die Couch war mit dunkelrotem Stoff überzogen. Eine Küchenzeile war durch eine Anrichte vom Rest des Raumes getrennt. Er schien schon eine ganze Weile hier zu wohnen, denn in den Wandregalen standen viele persönliche Dinge. Miss Parker entdeckte ein Foto, schwarzweiß, alt...

"Was ist?", fragte Jarod. Seine Worte holten sie in die Realität zurück.

"Ach nichts, ich..." Sie sah noch einmal zu dem Foto. "Ich habe mich nur gefragt, wieso sie das aufgehoben haben."

Er sah in die Richtung, in die sie geschaut hatte und drehte sich wieder um.

"Ich dachte, wir waren beim Du?" Er lächelte sie an. Sie musste leise lachen, und wusste gar nicht warum.

"Ja, waren wir..." Sie sah zu Boden. Es war eine eigenartige Stimmung zwischen ihnen.

"Ich habe alle Fotos aufgehoben, die von mir existieren." Er hob den Kopf und legte ihn leicht schief. "Und weil mir das dort besonders gefallen hat", er zeigte zu dem Bild, "habe ich es so hingestellt, dass ich es immer sehen kann."

"Was ist daran so besonders?", fragte sie frei heraus. Was sollte er für einen Grund haben, ein Bild von ihnen Beiden aufzustellen?

Sein Blick verfinsterte sich etwas. Er würde ihr niemals sagen, dass nicht das Bild, sondern sie etwas ganz Besonderes für ihn war. Sie war seine Jägerin, sah in ihm nichts anderes, als das gejagte potentielle Laborprojekt.

"Sydney hat es gemacht, deshalb", log er. Sydney hatte es tatsächlich geschossen, aber das war nicht der Grund. Auch ihr Blick veränderte sich. Er wurde trüber, verschlossener.

"Warum bist du hier, Parker?", wollte er wissen. Es musste einen triftigen Grund für ihr Erscheinen geben. Freiwillig würde sie nie diese Strapazen auf sich nehmen. Sicherlich hatte das Center ihr gedroht.

"Wegen dir." Sie sah ihn an, erstaunt über sich selbst, dass sie das gesagt hatte.

"Das du den weiten Flug nicht wegen dem Schnee gemacht hast, ist mir klar. Du willst mich zurück bringen, wie immer. Oder weshalb kommst du sonst in diese Eiswüste?" Er sah ihr in die Augen und sie konnte ihren Blick nicht von ihm abwenden.

"Weil ich... dir etwas sagen muss. Etwas Wichtiges..." Sie sprach leise und langsam, wie in Trance.

"Mir etwas sagen? Parker, es würde mich wundern, wenn da draußen nicht zwanzig Sweaper stehen." Er schüttelte den Kopf und löste somit die Verbindung zwischen ihren Blicken. Sie war froh darüber und sah sofort zu Boden, um klare Gedanken fassen zu können.

"Nun ja, ich sagte bereits, dass sich Einiges verändert hat?", versuchte sie es erneut. Da war wieder dieser Gedanke, dass sie ihm nicht mit Worten sagen konnte, was geschehen war.

"Nicht direkt, aber ich konnte es mir denken."

"Das Center... Mein Vater... Lyle...", setzte sie an, fand aber nicht die Worte, sich auszudrücken.

"Was ist denn mit dir los? Du bist doch sonst nicht so... zurückhaltend." Er hatte einen amüsierten Unterton in der Stimme.

"Jarod, du bist frei!", platzte sie heraus.

Stille. Er sah sie an, seinen Blick unverändert. Was hatte sie gesagt? Träumte er? Das waren drei Worte, die sie einfach nicht gesagt haben konnte, nicht sie!

"Was?", fragte er, und seine Stimme krächzte leicht. Er blinzelte ein paar Mal.

"Jarod, du bist frei", sagte sie noch einmal, diesmal langsamer, sanfter, fast schon liebevoll. "Ich bin nur hierher gekommen, weil ich dir das sagen wollte. Du hättest es früher oder später ja doch erfahren, aber ich wollte mich bei der Gelegenheit..." Sie stockte.

"Verabschieden?", half er ihr weiter.

Sie hatte eher an das Wort entschuldigen gedacht, aber hielt sich dann doch zurück und nickte. Abschied, das klang so bitter, so endgültig.

"Was ist passiert?" Er stellte diese Frage schlicht und ohne Herausforderung in der Stimme.

Sie hob ihren Kopf und sah ihn wieder an. Seine Augen waren so dunkel, so geheimnisvoll, so sanft... Sie lief Gefahr, sich darin zu verlieren. "Mein Vater...", begann sie langsam und besann sich dann. "Er, Raines und Lyle waren in Virginia... Sie standen direkt über einem Benzinlager, es war geheim... Nicht einmal das Center wusste davon. Aber das war auch nicht der Grund ihrer kleinen... Reise." Sie stoppte und ihre Gedanken verfingen sich in den Erinnerungen. Ihr Vater, schwach und entstellt, auf der Intensivstation, der Geruch von Desinfektionsmitteln...

"Parker, was ist passiert?" Seine Stimme drang sanft zu ihr vor.

"Sie vermuteten, dass du dort warst. Und Daddy..." Sie stockte erneut. Dieses Wort schien nicht mehr zu ihm zu passen. "Mr. Parker hat seine Zigarre weggeworfen, glühend. Es geschah im Bruchteil einer Sekunde. Diese riesige Explosion hat alles verbrannt, Raines und Lyle sind tot." Ihr Stimme war bitter, aber nicht traurig. "Mein Vater liegt seit dem auf der Intensivstation. Das Center wurde kurzzeitig lahm gelegt. Und dann kam der Tower. Das Triumvirat wurde gestürzt, die Macht hat nun irgend so ein Boss aus der ganz hohen Etage."

"Was... was ist mit den ganzen Projekten?", fragte Jarod, um sie zu ermutigen, weiter zu erzählen.

"Das Center arbeitet jetzt mit legalen Mitteln, spielt mit offenen Karten. Die meisten Projekte wurden verworfen. Du gehörst auch dazu..." Jetzt sah sie ihn wieder an. Es war doch so einfach gewesen, ihm das zu sagen. Und jetzt, wo es raus war, fühlte sie sich etwas besser.

"Parker, das ist nicht dein Ernst? Der Tower hat mich aufgegeben? Das Center ist legal geworden? Ohne Mord und Intrigen?" Er konnte es nicht glauben.

Sie nickte stumm. Einige Sekunden verstrichen, bis sie weiter erzählte.

"Jarod, nicht nur du bist frei." Er blickte ruckartig auf. Konnte... durfte er das hoffen? Sollte es tatsächlich möglich sein, dass...

Sie lächelte, als sie den Blick in seinen Augen sah. Aber er verursachte auch Unsicherheit in ihr. Machte er sich Sorgen um sie? Nein, das war es nicht. Er sorgte sich um Sydney. Oder?

"Broots, Sydney und ich... es wurde uns freigestellt, ob wir bleiben. Für Broots war es selbstverständlich zu gehen, und auch mich hat nichts mehr dort gehalten." Sie schüttelte sich.

Also doch... Jarod musste sich zurückhalten, seine Freude nicht allzu sehr zu zeigen. Am Liebsten hätte er sie umarmt, ihr seine gesamte Freude darüber gezeigt, dass sie jetzt auch frei war und ein eigenes Leben führen konnte.

"Und Sydney? Er ist doch nicht etwas geblieben?"

"Nein. Nachdem ich gekündigt hatte, war er auch gegangen. Wir werden sicherlich in Kontakt bleiben... Er ist ja so etwas, wie..." Sie sprach nicht zu Ende. Was ging es ihn an, wie sie für Sydney fühlte, dass er ihr immer mehr ein Vater gewesen war, als Mr. Parker? Nichts.

"Jedenfalls haben wir ein paar letzte Überstunden eingelegt, um dich zu finden, und dir diese Nachricht zu überbringen. Und siehe da, in dem Moment, wo wir offiziell aufgehört haben, nach dir zu suchen, finden wir dich!" Bitterkeit und Ironie mischten sich in ihre trockene Stimme.

"Was wirst du jetzt tun?", fragte er. Interessierte es ihn wirklich? Sie sah in seinen Augen keine Regung.

Er versuchte, ihre Stimmung herauszufinden. Es gelang ihm nur teilweise. Sie schien etwas nervös zu sein, irgend etwas bedrückte sie noch immer. Es interessierte ihn wirklich, was sie jetzt machen wollte, was sie für Ziele hatte. Ihm wurde schlagartig bewusst, dass sein Leben jetzt ohne sie, Sydney und Broots weitergehen würde. Ihre Beziehung war immer nur beruflich gewesen, zumindest aus ihrer Sicht der Dinge, so schien ihm.

Es fiel ihm schwer, sich das vorzustellen, ein Leben ohne Miss Parker. Er wusste schon lange, dass er immer mehr für sie empfand, als für ihn gut war. Gut gewesen war, denn sie hatte immer seine Jägerin dargestellt, er den Gejagten. Und sie würde seine Gefühle niemals erwidern. Sie hasste ihn, weil er immer seine Spielchen mit ihr getrieben hatte. Sie konnte doch gar nicht anders, als ihn zu hassen.

"Ich weiß nicht." Sie sah wieder zu Boden. Ihre Augen wirkten so müde, so erschöpft. Das konnte nicht am Flug gelegen haben.

"Vielleicht suche ich mir erst mal einen Job in einem seriösen Büro. Oder... mal seh'n." Sie verzog ihre Lippen zu einem leichten Lächeln und zuckte mit dem Schultern.

"Was wirst du tun?", fragte sie plötzlich und sah ihn fragend an.

Auch er zuckte mit den Schultern. Er konnte es immer noch nicht ganz glauben. Freiheit, davon hatte er immer geträumt. Aber jetzt schien es doch schwerer zu werden, als er gedacht hätte. Niemals hätte er daran geglaubt, jemals frei zu sein. Und er hatte auch nie den Gedanken in Erwägung gezogen, dass Miss Parker einmal kein Teil seines Lebens mehr sein würde.

"Meine Familie suchen, denke ich. Meine Mutter, Emily, Ethan..." Er grinste sie an. Ein Gedanke war ihm gekommen, und er konnte sich das Grinsen nicht verkneifen.

"Was ist?", fragte sie irritiert. Wieso lächelte er so? Und wieso fand sie es so umwerfend süß, dieses Grinsen. Es raubte ihr den Verstand, ihr Wunsch, sich nicht von ihm verabschieden zu müssen, wurde stärker.

"Ich dachte nur gerade daran, dass ich jetzt... eine eigene Familie gründen kann, ohne sie dem Center ausliefern zu müssen, und ständig mit der Angst zu leben, man würde ihr etwas antun." Er war erstaunt über diesen Gedanken. Daran hatte er früher schon ein paar mal gedacht, aber nie ernsthaft.

Ihre Augen weiteten sich. Sie spürte ganz deutlich den Stich, den diese Worte in sie hinein zu bohren schienen. Der Gedanke, dass er eine Frau lieben würde, irgendwo da draußen in der Welt, mit ihr Kinder bekommen könnte... Es schmerzte tief in ihr.

Er sah für einen kurzen Moment den Schmerz in ihrem Blick. Er hätte das nicht sagen dürfen! Sie hatte selbst nie eine Familie gehabt, und ihr Vater hatte ihr nie erlaubt, eine zu Gründen. Seine Worte mussten sie sehr verletzt haben.

"Es tut mir Leid", murmelte er. "Ich habe es nicht so gemeint."

"Du musst dich vor mir nicht rechtfertigen." Sie sah ihn wieder an, und es quälte sie.

"Nein, aber ich wollte dich nicht verletzen." Er sah sie sanft an.

"Wie schaffst du es, deine Gedanken in Worte zu formulieren?", rutschte es aus ihr heraus. Sie biss sich auf die Zunge. Wieso sprach sie heute schneller, als sie dachte?

Verblüfft sah er sie an. "Wie meinst du das?" Er durchforschte ihren Blick, drang in ihre blauen Augen ein... Und er verstand. Da war etwas, dass sie so sehr bedrückte, dass sie es ihm unbedingt sagen wollte. Aber sie fand nicht die Worte dafür.

"Zeig es mir." Er lächelte.

"Was?", fragte sie verwirrt.

"Was du mir sagen willst. Wenn man etwas nicht sagen kann, muss man es zeigen." Er sah sie so liebevoll an, wie damals, als sie noch Kinder waren. Sie erinnerte sich daran, als wäre es nur wenige Augenblicke her. In ihr stauten sich Wut und Hilflosigkeit auf. Wie sollte sie ihm das denn zeigen? Was glaubte er, wer sie war? Jarod war der Pretender, nicht sie. Er konnte seine Gedanken ausdrücken, da war es leicht gesagt, sie solle ihm doch ihre Gedanken einfach zeigen.

"Jarod, wie würdest du jemandem zeigen, dass du dich schuldig fühlst?", brauste sie auf. "Dass du nächtelang nicht schlafen kannst, weil dein Gewissen dich zerfressen hat, dass du nur noch daran denken kannst, wie sehr er dich hassen muss, für das, was du getan hast? Dass er dich verachten wird, für deine Kälte, deine gefühllose Jagd, deine bitteren Worte, deine unmenschlichen Taten? Wie würdest du jemandem sagen, dass es dir alles so verdammt Leid tut und du dich entschuldigen willst?" Sie ließ alles aus sich heraus, versuchte vergeblich, sich zurückzuhalten. Zu lange hatte sie das mit sich herumgetragen, zu groß war der Schnitt in ihrer Seele, der Schmerz tief in ihr drin.

"Was würdest du tun, um demjenigen zu zeigen, wie viel dir daran liegt, es wieder gut zu machen, obwohl du weißt, dass das niemals möglich sein wird?" Tränen flossen ihr über die Wangen. Sie presste die Lippen aufeinander, und sah ihn nicht an. Verdammt, wieso hatte sie ihm, ausgerechnet ihm, ihr Herz ausgeschüttet? Sie wollte sich nicht eingestehen, dass sie sich jetzt freier fühlte, besser, wärmer... Aber langsam kroch das Leben in sie zurück.

Er hatte ihr schweigend zugehört. Seine Augen waren größer geworden. Jetzt verstand er! Wie konnte er nur so blind gewesen sein? Was musste es für eine Last für sie gewesen sein, mit dem Gedanken zu leben, es gäbe da draußen einen Menschen, der sie über alles hasst? Er hatte ansatzweise ähnliche Gedanken gehabt, und sie hatten drückend auf ihm gelastet. Aber in dem Moment, als sie den Raum betreten hatte, und er den Ausdruck ihrer Augen gesehen hatte, wusste er, dass sie ihn nicht hasste.

Er setzte sich neben sie auf die Couch und nahm sie in den Arm. Sanft wiegte er sie hin und her, wie ein kleines Kind. Ihre Tränen wurden langsam schwächer und sie schluchzte nur noch leise.

Er spürte, dass es noch nicht alles war, dass es noch mehr Gründe für ihren Ausbruch gab. So viele Gefühle hatten sich in ihr angestaut, und sie konnte sie nicht herauslassen, es war niemand da, der sie mit ihr teilen würde.

"Schhhh... Ist ja gut. Ich bin da..." Er zog sie noch näher zu sich und hob ihren Kopf an. Ihr Gesicht war tränenverschmiert und ihre Augen glänzten traurig und müde. Er konnte all ihre Schmerzen darin ablesen.

"Parker, ich möchte, dass du dich erinnerst." Er lächelte.

Sie sah ihn fragend an, schwieg aber.

"Habe ich dir jemals das Gefühl gegeben, dich zu hassen? Hätte ich nicht einfach den Kontakt zum Center abbrechen können, wenn ich dich dafür hassen würde, dass du mich zurückbringen wolltest? Hätte ich dir helfen müssen, die Wahrheit über deine Familie herauszufinden, wenn ich dich dafür hassen würde, dass du mich gejagt hast? Du hattest doch gar keine andere Wahl. Das ist das Center!" Er redete sanft und eindringlich. Sie vernahm seine Stimme nur ganz leise, aber gerade diese sanfte, tiefe Wärme beruhigte sie unheimlich. Seine Augen waren so dunkel und weich, so offen...

Er machte sich wirklich Sorgen um sie. Er hielt sie hier im Arm, er hatte seine Hände auf ihren Wangen liegen, sie waren so warm und weich, so behutsam... Miss Parker wünschte sich, dass er sie nie wieder loslassen würde. Ihr Herz schlug schneller, und sie musste das Gefühl unterdrücken, das ihn ihr aufkam. Verdammt, wieso fand sie diesen Blick so wahnsinnig gut, diese Augen so anziehend? Sie durfte ihm nicht länger in die Augen sehen.

Miss Parker nahm seine Hände langsam von ihren Wangen, sie wusste, wenn sie das jetzt nicht stoppen würde, könnte sie ihre Gefühle nicht länger zurückhalten. Es waren nur wenige Sekunden vergangen, seit er sie im Arm gehalten hatte, und er zog seine Hände auf ihre Geste hin zurück.

Sie schien sehr verunsichert. Er hätte ihr nicht so nahe kommen dürfen, wieso ließ er sich so gehen? Aber sie wirkte so schutzlos und verletzt, so zerbrechlich... Er wollte sie beschützen, wie er es immer getan hatte. Aber er wusste nicht, was mit ihr los war.

"Parker, es tut mir Leid..." Er sah auf den niedrigen Tisch vor sich.

"Nein, ist schon in Ordnung. Ich hätte dich nicht mit meinen Problemen belästigen dürfen..." Sie richtete sich auf und strich ihre Sachen gerade, wischte sich mit dem Handrücken die Tränen weg und blinzelte ein paar Mal. Dann sah sie ihn erneut an, diesmal wieder die eisige Barriere in ihren Augen.

Er stand auf und ging zum Fenster. Draußen wurde es dunkel und das Zimmer wurde vom warmen Licht der alten Lampe erhellt. Der Schnee fiel noch immer, doch der Wind hatte sich wieder beruhigt. Man konnte den Mond durch die Schneeflocken erkennen. Vollmond.

Er drehte sich um und beobachtete sie. Parker sah ins Nirgendwo und schien sich in ihren Gedanken verloren zu haben, Erinnerungen, Zukunftspläne, Gefühle... Sie sah noch immer zerwühlt aus, und unter ihren Augen waren Schatten.

Er wünschte sich, dass er Gedanken lesen könnte. Was wohl gerade in ihr vorging? Er wusste, dass sie ihm nicht die Wahrheit sagen wollte, wenn er danach fragen würde. Also ließ er es.

"Woran denkst du?"

Er sah auf. Sie war aus ihren Gedanken zurückgekehrt und hatte nun ihrerseits ihn beobachtet.

"Ich weiß nicht." Er lächelte leicht.

"Du lügst", stellte sie fest. Sie stützte sich mit den Ellenbogen auf ihren Knien ab und sah ihm direkt in die Augen. Sie hatte alles gesagt, was sie sagen wollte. Und sie wollte den Abschied nicht noch weiter hinauszögern. "Ich muss wieder zurück zum Flughafen. Mein Flieger geht in zwei Stunden, wenn ich den Bus bis zum Flughafen noch bekommen möchte..." Sie nickte mit dem Kopf in Richtung Tür. Er sah sie nichtssagend an.

"Ich mache mir Sorgen." Er überlegte kurz, ob er sie nicht doch fragen sollte. Er liebte sie, und wollte sie unter allen Umständen beschützen. Wenn sie litt, fühlte er sich schuldig und wollte ihr helfen.

"Warum?", fragte sie. Die Augenbrauen hochgezogen. Sie schien ihre alte Barrikade wieder aufzubauen.

Konnte er ihr darauf ehrlich antworten? Ihr sagen, was er fühlte? Das tat er doch sonst immer...

"Weil es immer noch schneit, und eiskalt ist." Das war nicht der Grund seiner Besorgnis, aber es war eine Ausrede. "Ich halte es für besser, wenn du heute hierbleiben würdest. Da draußen kann man sich leicht verlaufen, und das bei der Kälte..." Er sah wieder aus dem Fenster, damit er ihr nicht ins Gesicht sehen musste. Sie würde die Lüge darin lesen können. Er war jetzt nicht der Pretender, er war jetzt ganz einfach nur Jarod, und der konnte sich schlecht verstellen, dieser Jarod war auch nur ein Mensch, der unsicher sein konnte.

Sie sah ihn überrascht an. War es tatsächlich das, was er dachte? Dass sie sich draußen im Schnee verlaufen würde?

"Ich habe einen sehr guten Orientierungssinn. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen." Ihre Stimme war ausdruckslos. Sie stand auf und ging in Richtung Korridor. Draußen war es jetzt ganz dunkel geworden. Es musste weit nach zehn Uhr sein. "Ich finde mich schon zurecht."

"Du willst wirklich gehen?" Er tippte mit seinem Finger gegen das Fensterglas und wanderte mit den Augen wieder nach draußen. Es würde ein Abschied sein. Ein Abschied für immer. Langsam ging er zum Flur.

"Ja." Sie nickte und begann, sich den Schal umzuwickeln. Die Mütze steckte sie in ihre Pelzmanteltaschen. Dann zog sie sich die Kapuze über und sah ihn an. Er stand im Türrahmen des Korridors.

"Mach's gut, Jarod." Sie lächelte, und ihre Worte waren ernst gemeint, das fühlte er.

"Ja, du auch." Er sah etwas verlegen zu Boden. Nie hätte er gedacht, dass sie sich einmal in dieser Situation gegenüber stehen würden. Was sollte er groß sagen? Er ging auf sie zu und umarmte sie, kurz und freundschaftlich. Diese Geste überraschte sie, und sie wünschte, er hätte das nicht getan. Gerade eben hatte sie es geschafft, wieder die Kontrolle über sich zu erlangen, und er würde sie ihr wieder nehmen, wenn er sie noch lange an sich drücken würde. Deshalb zog sie sich von ihm zurück, lächelte ihn an und nickte. Dann öffnete sie die Tür, und sofort kam ihnen eine kalte Windböe entgegen. Schnee wirbelte in den Korridor.

Sie ging nach draußen und atmete tief die schneidend kalte Luft ein. Wenn er jetzt die Tür schließen würde, würde sie ihn nie wieder sehen. Nie wieder, das klang so verdammt endgültig und... unwirklich. Sie wollte es nicht, aber sie hatte nicht den Mut dazu, sich umzudrehen. Er empfand nichts für sie, sie musste sich endlich aus dem Kopf schlagen. Nachdem sie wieder ausgeatmet hatte, und der Atem eine weiße Wolke bildete, stapfte sie los. Der Schnee knirschte unter ihren Füßen. Hatte er die Tür schon geschlossen, ihren Abschied endgültig gemacht, die letzte Verbindung zwischen ihnen getrennt? Sie wusste es nicht, ging jedoch weiter. Ohne, dass sie es verhindern konnte, stiegen ihr Tränen in die Augen. Sie wollte das doch nicht! Wieso hatte sie nicht den Mut, die Kraft es ihm zu sagen? Vielleicht würde sie sich dann wenigstens besser fühlen... Er hatte sie immer verstanden, wie sonst niemand. Verdammt, sonst hatte sie auch niemals Angst vor seiner Reaktion gehabt. Sie hatte ihn immer behandelt, wie es ihr gepasst hatte, warum schaffte sie es diesmal nicht?

Die Tränen rannen ihr unaufhörlich die Wangen herunter. Das Gefühl der Verzweiflung wurde stärker. Sie spürte die Kälter so deutlich, sie drang bis in ihr Innerstes vor. Miss Parker wusste nicht, ob es der Schnee und das Wetter waren, oder die Gefühle, die sie einfroren. Diese Leere und Kälte war alles, was sie ausfüllte.

Sie wollte sich gerade die Tränen wegwischen, um sich wieder zu beruhigen, da griff eine Hand nach ihr.

Erschrocken drehte sie sich um.

"Jarod!", brachte sie hervor.

"Parker, warte...", keuchte er. Sie sah erst ihn an, und dann in die Richtung, aus der er gekommen war. Sie konnte durch den Schneefall nur undeutlich erkennen, dass die Tür zu seinem Haus offen stand. Er war ihr nachgerannt - in Jeans und Pullover. Sie war verwirrt.

"Bitte geh nicht. Ich... ich will das nicht!" Er sah sie an, und sein Blick war so verletzlich und traurig, dass es ihr regelrecht weh tat.

"Aber...", begann sie, doch er schüttelte den Kopf.

"Nein, lass mich ausreden. Wenn du dann immer noch gehen willst, werde ich dir nicht weiter im Weg stehen, aber ich kann und will dich so nicht gehen lassen." Er sah sie an und auch in seinen Augen stand Schmerz. Er streifte ihre Kapuze ab, um ihr besser in die Augen sehen zu können.

"Parker, ich habe mir immer so sehr gewünscht, frei zu sein. Ich habe es dir immer so sehr gewünscht..." Er suchte nach den richtigen Worten. Sie sah ihn weiter fragend an, Tränenspuren auf den Wangen.

Er sah ihr in die Augen, und sie bewegten sich hektisch von einem Auge zum andern.

"Parker... Ich liebe dich." Er sah sie so zärtlich und warm an, wie nie zuvor. Dann wurde sein Blick nervös und erwartungsvoll.

Hatte sie sich verhört? War das kein Traum, stand er wirklich vor ihr und hatte gesagt, dass er sie lieben würde?

"Jarod... Sag das noch mal!" Sie sah ihn an, überrascht und verblüfft.

"Ich weiß... Du kannst das nicht verstehen, aber ich musste es dir sagen." Er sah zu Boden und presste die Lippen aufeinander.

"Jarod, sag das noch mal!", meinte sie erneut.

Er sah auf und blickte in ihr Gesicht.

"Ich liebe dich." Er flüsterte es nur, und dennoch löste er ihre Spannung. Er hatte es tatsächlich gesagt, das hier war kein Traum! Sie wusste nicht, was sie jetzt fühlen sollte. Das, was sie sich die ganze Zeit ersehnt hatte, dass er sie lieben könnte... Es war wahr geworden! Nie hätte sie das geglaubt.

"Jarod..." Sie biss sich auf die Unterlippe, um die Tränen, die erneut in ihr aufstiegen, zu unterdrücken.

"Du ahnst ja nicht, was du da sagst!" Sie schaffte es nicht länger, ihre Gefühle zurück zu halten und begann, zu weinen.

"Parker, was ist?" Ihre Reaktion verwirrte ihn. Er hatte vermutet, dass sie lachen würde, oder wütend wäre... Aber nicht, dass sie weinen würde.

"Jarod, ich bin so froh, dass du mich nicht hast gehen lassen. Ich... Ich bin nicht zu dir gekommen, um dir zu sagen, dass du frei bist, oder mich zu entschuldigen... das auch, aber..." Sie sah weg, um die richtigen Worte zu finden. "Jarod, ich wollte es dir sagen, so lange schon, aber als du dann vor mir standest, konnte ich nicht." Sie wandte ihr Gesicht wieder seinem zu.

"Was konntest du mir nicht sagen?" Verunsicherung schwang in seiner Stimme mit.

"Dass ich dich liebe", flüsterte sie. Sie spürte, wie sich sein Blick veränderte. Er sah sie so warm und weich an, sie versank in seinen dunklen Augen. Sie konnte tief in seine Seele tauchen, und eine innere Wärme erfüllte sie.

Ganz langsam näherte er sich ihrem Gesicht. Sie hatte das Gefühl, ihr Herz würde stehenbleiben, als sich ihre Lippen berührten. Sie erwiderte den Druck seiner Lippen, und fühlte sich so warm, so geborgen. Er legte seine Arme um sie und zog sie ganz nah zu sich heran.

Seine Lippen waren so weich... Er vertiefte ihren Kuss und sie ließ es zu. Es fühlte sich gut an, gut und richtig. Sie hatte die Augen geschlossen und spürte, wie er mit seinen Berührungen die Kälte in ihr endgültig vertrieb. Nach Sekunden, die ihr unendlich lang vorkamen, löste er sich von ihr.

Er sah sie so glücklich an, und sie konnte es immer noch nicht glauben. Er erwiderte ihre Gefühle, und für ihn waren sie genauso tief, wie für sie.

"Jarod, ich kann das immer noch nicht glauben...", flüsterte sie.

Er gab ihr einen sanften Kuss auf die geschlossenen Augen und legte seine Lippen an ihr Ohr. "Ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich." Sie spürte die Worte mehr, als dass sie sie hörte, und ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen.

"Ich dich auch", hauchte sie gegen seine Wange.

Sie öffnete die Augen und sah in sein grinsendes Gesicht. Auch er konnte es immer noch nicht glauben. Nie hätte er erwartet, dass sie seine Gefühle erwidern würde, dass es das war, was sie so bedrückt hatte. Er küsste ihr all die Tränen weg, die noch in ihrem Gesicht standen.

"Ähm, wo wir das geklärt haben..." Sein Grinsen wurde breiter. "Könnten wir dann... Ich meine, würde es dir etwas ausmachen, wenn wir wieder rein gehen? Hier draußen ist es ganz schön kalt..."

Sie sah an ihm hinunter und registrierte, dass er ja nur Jeans uns Pullover trug. Er zitterte etwas und hatte die Arme verschränkt, so dass er die Hände in seinen Ärmeln vergraben konnte.

Sie lachte. "Tut mir Leid, das hatte ich ganz vergessen."

Er strahlte sie an. "Das ist schön."

"Was, dass ich dich hier im Kalten stehen lasse?", fragte sie belustigt.

"Nein." Er schüttelte den Kopf. "Dass du lachst... Das habe ich so vermisst."

Sie sah verlegen zu Boden. "Lass uns zurück gehen."

Er nickte und sie gingen zurück in Haus. Die Tür stand noch immer offen, und der Teppich des Korridors war ganz durchnässt, vom herein wehenden Schnee. Er schob sie vor sich ins Haus und schloss eilig die Tür. Nachdem sie ihre verschneiten Sachen abgelegt hatte, zog er sie mit sich ins Wohnzimmer. Wohlige Wärme empfing sie. Er rieb sich die kalten Hände und sah sie glücklich an.

Sie griff nach seinen Händen und legte ihre Lippen darauf.

Er lächelte und zog seine Hände wieder zurück.

"Ich setz mir einen Tee auf. Willst du auch?"

Sie nickte, und als er in der Küche war ging sie zum Fenster. War das hier alles tatsächlich passiert? Ja... Gerade eben war sie noch da draußen gewesen, hatte sich nichts mehr gewünscht, als dass er ihr nachlaufen würde, sie vor dieser Dummheit bewahren würde... Und er war ihr nachgekommen und hatte sie vor dem schlimmsten Fehler ihres Lebens bewahrt. Sie lächelte und dachte an den Kuss zurück. Dieses Gefühl war so intensiv gewesen, sie hatte noch nie einen Mann gekannt, der so gut küssen konnte.

Zwei Arme legten sich von hinten um sie und schlossen sich vor ihrem Bauch. Sie lehnte sich an ihn und sah ihr schwaches Spiegelbild im Fenster. Er lächelte, und sie lächelte zurück.

"Was wollen wir jetzt machen?", fragte sie und drehte sich zu ihm um.

"Ich wüsste da schon was...", grinste er und fuhr ihr mit einem Finger über die Augenbrauen.

Sie lachte und schüttelte den Kopf. "Das kann ich mir vorstellen... Aber das meine ich nicht." Sie wurde ernst. "Ich meine, wie hast du dir das vorgestellt?"

"Was?"

"Na ja... unsere... Zukunft." Sie traute sich nicht, das Wort auszusprechen, weil sie nicht wusste, wie er reagieren würde.

Er zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht. Vor nicht einmal zehn Minuten wusste ich noch nicht einmal, dass ich überhaupt eine Zukunft mit dir habe, obwohl ich mir das immer gewünscht habe."

"Wir waren so dumm", stellte sie fest. "Wie Teenager, die sich nicht trauen, ihrem Schwarm die eigenen Gefühle zu gestehen."

Er nickte leicht. Dann wurde er ernst.

"Was ist?"

"Und du.. wärst wirklich bereit, bei mir zu bleiben?"

Diesmal war sie es, die nickte. "Ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen. Ich meine, mein ganzes Leben lang hast du eine Rolle für mich gespielt. Mal mehr und mal weniger gut..." Sie grinste. "Aber ich hatte nie daran gedacht, wie es einmal ohne dich sein würde. Und als jetzt der Zeitpunkt gekommen war, da habe ich begriffen, dass ich es nicht könnte, und auch nicht wollte!"

Er nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände, die inzwischen wieder warm waren, warm und weich, und sah ihr in die Augen. Jetzt brauchte sie nicht wegzusehen, sie durfte sich gefahrlos in diesem sanften Blick verlieren. Er zog sie zu sich und küsste sie ein zweites Mal.

Diesmal begann sie, den Kuss zu vertiefen, und beide spürten schnell das Verlangen des Anderen. Sie schloss die Augen und spürte, wie seine Hände über ihren Rücken glitten. Er unterbrach ihren Kuss kurz, um ihr den Pullover über den Kopf zu streifen und auf den Boden fallen zu lassen. Er führte sie zu seinem Schlafzimmer. Schritt für Schritt ging sie rückwärts, nicht bereit, ihre Küsse abzubrechen. Auf dem Weg streiften sie immer mehr Kleidungsstücke ab, und bald lagen ihre Sachen auf dem Boden verstreut.

Sie ließ sich rückwärts auf das Bett fallen und zog ihn mit sich. Aus ihren Küssen wurde schnell mehr, und Parker fühlte sich so unheimlich geborgen.

Draußen tobte der Schneesturm unaufhaltsam, und es wurde bereits dunkel.
 

Ende Teil 1



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