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Nur ein Spiel

...oder?
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Wie versprochen ein etwas längeres Kapitel! ヘ(´∀`)♡ Komplett anzeigen

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Dead End

Es war absolut unspektakulär. Man hörte es so oft, dass es schon fast normal war. Zumindest was Izaya anging. Eigentlich sollte es keine überraschte Reaktion hervorrufen, doch was sich auf Rins Gesicht wieder spiegelte, war für einen kurzen Moment Unsicherheit. Was auch immer er erwartet hatte, es schien nicht das zu sein, was er nun gerade gehört hatte.

Der langhaarige Mann starrte kurz an ihm vorbei, ehe sein Blick sich wieder direkt auf ihn fokussierte.

„Ah, da ist er ja, dein Lover.“, kommentierte er, nun wieder mit einem selbstsicheren Grinsen. Izaya wagte einen Blick hinter sich und stellte fest, dass der andere nicht gelogen hatte. Ihm blieb kaum Zeit zu registrieren, dass Shizuo am anderen Ende der Gasse auf ihn zumarschierte, bevor der blonde Mann ihn auch schon an seinem Kragen erwischt hatte und ihn halb in der Luft hielt.

„Shizu-chan“, begann Izaya vorsichtig und spielte Rin vor, als ob er selber nicht wüsste, warum der Blondschopf so sauer auf ihn war. Schließlich war ja alles sorgfältig geplant gewesen...

Izayas Augen schweiften über Shizuos Körper und er verengte die Augen als er manch tiefe Wunden feststellen musste. Sein Bartender-Outfit war an manchen Stellen ziemlich zerrissen, eigentlich war es so gut wie schrottreif.

„Du kannst es einfach nicht lassen, oder? Macht es dir etwa so sehr Spaß andere Leute auf mich zu hetzen?“, zischte Shizuo dunkel, hörte sich aber nicht so wütend an, wie es sonst immer der Fall war. Etwas anderes mischte sich in seine Stimme. Enttäuschung? Unzufriedenheit? Er konnte es nicht genau sagen. Izaya streckte die Arme von sich.

„Aber Shizu-chan, wegen dir läuft alles nach Plan.“ Er sah, wie der Blondschopf irritiert die Stirn runzelte. „Du hast sie ausgeschaltet, nicht wahr?“, fügte er dann etwas leiser hinzu, damit dieser Stümper Rin es nicht mit bekam.

Der ehemalige Bartender antwortete nicht, sondern schien weiterhin auf eine Erklärung zu warten. Izaya merkte wie der Griff um sein T-Shirt sich verstärkte, jedoch nichts weiter geschah. Seine Selbstbeherrschung was Izaya anging, schien sich ein wenig gebessert zu haben. Izaya grinste.

„Mein alter Freund, Rin… Kann es zufällig sein, dass die Blue Squares auf dein Kommando hören?“, fragte der Informant nun etwas lauter, gewand an seinen Gegner, auch wenn es schon wie eine Feststellung klang. Als Rin im nächsten Moment begann zu lachen, wusste Izaya, dass er es nicht mehr leugnen würde.

„Haha, du bist so gut wie kein zweiter.“, lachte er und er machte eine kleine Pause. „Das könnte durchaus möglich sein.“, gab er schließlich amüsiert zu und Izaya sah eine seltsame Regung in Shizuos Gesicht.

„Was musstest du tun um diese Information zu bekommen? Einen Anruf tätigen, eine E-Mail schreiben? Oder hattest du jemanden um deinen kleinen Finger gewickelt? Oh, wie schade es doch wäre, wenn du dein Gebiet aufgeben müsstest.“, fuhr der langhaarige Informant schon fast melodramatisch fort. Izaya merkte, wie Shizuo anscheinend nicht mitkam. Der Blondschopf musterte ihn und die Schlange mit eiskalten und gleichzeitig verwirrten Blicken.

„Shizu-chan, er wollte die Blue Squares auf uns hetzen.“, erklärte Izaya, schaute seinem Monster direkt in die hellbraunen Augen. Einen Moment schien er noch nachzudenken, bis es plötzlich „Klick“ machte. „Diese Volltrottel? Auf uns hetzen?“ Izaya lachte. Natürlich kam es Shizuo nun so vor, als ob er dieser Bande von Streunern nur zufällig über den Weg gelaufen war. Doch sie waren dort von Rin positioniert worden, bereit, wenn es zu Eskalationen kommen würde, einzugreifen und Rin zu unterstützen. Im Zweifelsfall wären diese Idioten eh von ihm und Shizuo platt gemacht worden, jedoch wäre es die Chance für Rin gewesen, den vernichtenden Schlag auszuführen. Deshalb mussten sie eliminiert werden, ehe sie Schaden anrichten konnten. Und da kam ihm Shizuo gerade recht...

„Es war einen Versuch wert.“, sagte Rin ruhig, völlig gelassen dabei, es nun offiziell zuzugeben, sodass selbst Shizuo nun keine Zweifel mehr hatte.

Der ehemalige Bartender knurrte gefährlich, ließ den Floh los, welcher sich mit einem triumphierenden Grinsen umdrehte. Eigentlich hätte Izaya sich freuen müssen, weil sie die erste Trumpfkarte des Feindes vernichtet hatten, aber als er Rins Ausdruck bestaunte, fiel sein eigenes Grinsen in den Keller.

„Und wer waren dann diese…Ninjas?“ Izaya erstarrte.

Ninjas? Beide Informanten dachten wohl dasselbe, wobei Rin begann sich eher schlapp lachte über die ulkige Bezeichnung. Izaya hingegen dachte geschockt über die neue Information nach, die ihm anscheinend entgangen war. Es könnte über Sieg und Niederlage entscheiden.

„Schnauze, du Schlange! Sie waren genauso nutzlos wie deine Trottel von den Blue Squares. Sie konnten mich nicht mal anständig mit dem Messer treffen.“, unterbrach Shizuo Rins Gelächter und präsentierte dabei seine Wunden.

„Oh? Ihr beide wisst doch sicherlich inzwischen, dass ich niemals ein Risiko eingehe.“ Izayas Augen waren nun zu engen Schlitzen geformt, während er über seine Worte nachdachte, natürlich war ihm bewusst, dass irgendein Trick dahinter lag. Sonst würde dieser Bastard nicht so schäbig über alle Ohren grinsen.

„Es wundert mich, dass du überhaupt noch stehen kannst. Du trägst wohl nicht umsonst den Namen Monster von Ikebukuro.“ Rin war ein Meister seines Faches, das musste Izaya zugeben. Doch genauso wusste er, dass dieser Schwertfetischist dazu neigte, seine Taktiken nach und nach auszuplaudern, einfach weil er wusste, dass sonst keiner so schnell dahinter kam.

„Halt besser die Klappe, sonst reiß ich dir die Zunge aus.“ zischte Shizuo und trat schon auf ihn zu. Izaya hielt seinen Arm fest.

„Warte, Shizu-chan, wir sind gerade dabei ein Spiel zu spielen.“

„Ein Spiel? Willst du mich verarschen?“, zischte er ungläubig, wobei Rin anfing zu kichern. Er trat näher an die beiden heran, was nur dazu führte, dass Shizuo sich immer weiter anspannte.

„Ich erklär's mal so: Izaya und ich haben uns darauf geeinigt, dass wir um das Foto spielen.“, äußerte sich Rin und als er das Foto erwähnte, verdunkelte sich Shizuos Gesichtsausdruck. Der Informant mit den langen Haaren fuhr fort und erklärte die äußeren Umstände des Spiels und was er und Izaya abgemacht hatten. Als er schließlich endete, schnaubte der Blondschopf.

„Was besseres ist dir nicht eingefallen?“, kommentierte er nur, wobei Izaya ihn gerade innerlich vergötterte, weil er genau das ausgesprochen hatte, was ihm die ganze Zeit auf der Zunge lag. Manchmal liebte er die Direktheit von Shizuo. Moment, hatte er gerade…

„Nun, das beste kommt wahrscheinlich erst noch, denn Izaya darf sich das letzte Spiel aussuchen. Und wer das gewinnt, gewinnt das gesamte Spiel.“, beendete Rin seine Erklärung.

„Ach wie dramatisch du immer sprichst. Als ob es wirklich eine Frage ist, wer gewinnt.“, erwiderte Izaya belustigt und ließ seine Augen zu Shizuo schweifen.

„Wie recht du hast.“, kam die Antwort von Rin, auch wenn der nicht einmal wusste, welches Spiel sie spielen würden. Shizuo schien langsam der Geduldsfaden zu reißen.

„Wie wärs wenn wir hier mal endlich zur Sache kommen?“, knurrte Shizuo und ließ demonstrativ die Knochen in seinen Fingern knacken. Doch Rin ließ sich davon nicht beeindrucken. Er machte eine Handbewegung zu Izaya.

„Bitte. Izaya du hast die Wahl.“ Der Informant trat einen Schritt vor, holte mit einer geschickten Bewegung eines seiner scharfen Messer zum Vorschein.

„Ein Spiel auf Leben und Tod. Lass uns die Sache ein für alle mal klären.“

Izaya merkte, dass Rin genau wusste, wovon er sprach. Es ging hier nicht nur um das Foto...

Shizuo begann kalt zu grinsen, als er die Worte des Flohs vernahm. Besser hätte es nicht kommen können. Rin hingegen verengte die Augen, hatte aber anscheinend schon auf sowas gewartet, denn im nächsten Moment lachte er.

„Haha, du willst es wohl endgültig beenden, was? Die Regeln?“, erwiderte Rin lachend und begann sein Wakizashi aus seiner Scheide zu holen. Das Kurzschwert blitzte gefährlich im Mondschein.

„Regeln? Ich bitte dich. Du selber sagtest, sie sind nur da um gebrochen zu werden.“ Izaya senkte grinsend den Blick. „Es wird keine geben.“

Rin verzog das Gesicht zu einer Grimasse und es sah aus, als sei er ein Kleinkind, das mit etwas nicht zufrieden war.

„Wie fies! Zu zweit gegen einen?“, meckerte der Schwertkämpfer dann mit aufgepusteten Wangen, was sein Schauspiel noch mehr verstärkte.

„Namie-san darf natürlich auch gerne aus ihrem Versteck rauskommen und mitmachen. Dieser Trick wird langsam alt.“ Wieder lachte der langhaarige Mann, ehe er sich umdrehte und den beiden Lovern den Rücken kehrte.

„Du hast ihn gehört, Yagiri-san. Du kannst raus kommen.“

Weiter hinten in der Gasse bewegte sich etwas. Ein Fenster wurde aufgeschoben, bevor man sah wie eine Frau mit langen schwarzen Haaren elegant hinauskletterte.

Izaya verzog das Gesicht. Er hatte gehofft, sie nicht nochmal antreffen zu müssen. Langsam ging sie auf Rin zu, in ihrer rechten Hand, wie schon beim letzten Aufeinandertreffen, eine Pistole. Dachte sie wirklich, sie könne damit umgehen? Izaya grinste amüsiert.

„Sehr schön, wann geht es los?“, fragte der Schwertkämpfer, hob die Arme in die Luft, auf seinem Gesicht ein aufgeregter Ausdruck.

„Tut mir Leid, Rin, aber ich glaube, wir haben schon angefangen.“, sagte Izaya unschuldig, als er mit dem Finger auf Shizuo deutete, dem das Ganze wohl viel zu lange gedauert hatte. Rin blinzelte, bevor er dann schon dem ersten Angriff des blonden Mannes ausweichen musste.

„Ah, wie gemein!“, gab Rin spielerisch von sich.

Shizuos ganze Wut auf diesen Bastard, die sich bisher angestaut hatte, schien er in seine zahlreichen Schläge zu stecken, doch seine geballte Faust machte nur Bekanntschaft mit der Luft, während Rin immer wieder ohne wirkliche Mühe problemlos auswich. Seicht sprang er zur Seite, sodass es fast aussah, als würde er sich nicht mal richtig bewegen. Er benutzte in keinster Weise sein Kurzschwert, was Izaya persönlich sehr verdächtig fand. Warum…?

Lange blieb Izaya aber keine Zeit den beiden zuzuschauen, denn Namie schien es auf ihn abgesehen zu haben. Man hörte das Knacken der Pistole, ehe ein Schuss durch die Luft zog. Blitzschnell begann der Informant sich zu ducken, schnellte nach vorne in die Richtung seiner ehemaligen Sekretärin. Diese versuchte ihn zu treffen, kam aber seinen flinken Bewegungen nicht hinterher. Und ehe sie ihn mit ihren Augen verfolgen konnte, war er schon vor ihr. Ihr Gesicht spiegelte kurz Entsetzen wieder, als er mit seinem Messer ihren Hals streifte.

„Hast du Lust mir zu erzählen, warum du ihm verfallen bist?“, begann Izaya nebenbei, während er ihrer Pistole ein weiteres Mal auswich, der Schalldämpfer ließ das sonst so laute Geräusch verklingen. „Dir brauche ich gar nichts zu erzählen!“, zischte sie und wich Izaya immer weiter nach hinten aus. Gesagter grinste amüsiert.

„Ach nein?“, fragte er belustigt, als er mit einer flinken Handbewegung ihre Pistole aus der Hand schleuderte. Erschrocken schaute die Frau dem Objekt hinterher, wie es über den Steinboden aus ihrer Reichweite schlitterte.

„Das brauchst du doch eh nicht mehr.“

Nun schien sie zu realisieren, dass sie gerade ihre einzige Verteidigung verloren hatte, denn ihr Gesicht sagte mehr, als tausend Worte. Innerhalb von Sekunden hatte der Schwarzhaarige sie an die kalte Wand hinter ihr gedrängt und schnitt ihr damit unmittelbar den Fluchtweg ab. Durch das Messer an ihrem Hals, wurde sie gezwungen sich nicht zu bewegen.

„Rache ist süß, nicht wahr?“, säuselte Izaya, wobei er den scharfen Gegenstand noch fester an die Haut drückte. Ein wenig Blut quoll hervor, lief langsam an ihrer hellen Haut hinunter und verschwand schließlich in ihrem Dekolleté. Sie zischte leise.

Doch plötzlich riss ein seltsamer Laut Izayas Aufmerksamkeit hinter sich. Er hielt Namie weiterhin in Schach, während er zu den beiden Personen im Dunkeln blickte. Dann weiteten sich seine Augen.

Shizuo lag seitlich auf dem Boden, schwer am Atmen. Rin stand etwas abseits und ging nun langsam auf den blonden Mann zu, in seiner Hand immer noch sein geliebtes Kurzschwert. Es war nicht normal, dass Shizuo einfach so zusammen brach. Neue Verletzungen schien er nicht zu haben, eher schien es, als ob die alten Wunden ihm zu schaffen machten.

„…Bastard“, hörte er Shizuo schwach fluchen, ehe er Blut hustete und sein Körper sich vor Schmerzen krümmte. Izaya konnte fast nicht glauben, was er da sah. Shizuo, sein Monster, lag am Boden und fühlte tatsächlich sowas wie Schmerzen? Warum? Er hatte doch…

Dann viel es ihm auf den Schlag ein. Izaya blinzelte. Gift!

„Hat ganz schön lange gedauert. Ich dachte schon, es schlägt nie an.“, äußerte sich Rin amüsiert, begann mit seinem Wakizashi über die Kleidung des ehemaligen Bartenders zu fahren, zerriss dabei die obere Hälfte des Stoffes. Izayas Ausdruck verdunkelte sich.

„Oi Rin, das war ein ganz schön fieser Trick.“ Der Schwertkämpfer blickte aus dem Augenwinkeln zu ihm, seine Lippen zu einem Grinsen verzogen.

„Fieser Trick? Die Sache mit dem Gift war so einfach, dass es mich schon gewundert hat, dass du davon nichts wusstest. Du warst wohl ein wenig abgelenkt in letzter Zeit, alter Kauz.“ Izayas kalte Maske blieb. Er hatte keinen Nerv mehr, ein gefaktes Grinsen aufzubringen.

„Du ja anscheinend auch.“, erwiderte der kurzhaarige Informant, drückte demonstrativ das Messer noch fester in die Haut, sodass Namie ungewollt einen ängstlichen Wimmerlaut von sich gab.

„Du wirst nicht ungeschoren davon kommen.“, wagte sie zu sagen, doch Izaya lachte nur leise.

„Ich glaube, du unterschätzt uns Informanten.“ Wie Izaya schon erwartet hatte, schien es dem Kerl tatsächlich nicht viel auszumachen. Rin starrte stur nach vorne.

„Nein, mein alter Freund, es läuft alles wie geplant.“, sagte Rin ruhig. Natürlich blieb er ruhig. Als ob er sich auch so sehr um diese Frau sorgte. Im nächsten Moment hob Rin das Schwert an, während er sich immer weiter dem Blondschopf näherte.

„Also ist dir egal, was mit ihr geschieht?“, fragte Izaya, riss Namie grob von der Wand, schnappte sich ihre Hände, während sein Messer noch gefährlich nahe an ihrer Kehle war. Er zwang sie nach vorne zu gehen, um sich so Rin zu nähern.

„So ziemlich.“, sagte Rin kalt, bedachte die beiden keines Blickes, sondern bohrte nun mit der Spitze seiner Waffe in die Schulter des am Boden liegenden Mannes. Shizuo brüllte auf vor Schmerzen, sein Gesicht zu einer Grimasse verzogen. Izaya konnte sehen, wie sehr er kämpfte, wie sehr er den Bastard hasste. Shizuos Augen funkelten wütend, was Rin nur noch mehr anzustacheln schien. Welcher es wohl sichtlich genoss, ihm Schmerzen zuzubereiten. Izaya seufzte.

„Tut mir Leid Namie, aber wer nicht hören will, der muss fühlen.“, sagte er gleichgültig, als er schnell ein Messer in ihre Brust stach. Er hörte Namies erdrückten Schrei an seinem Ohr, bevor ihre Augen leblos wurden und sie unfähig nach vorne kippte. Ihr Körper knallte auf den kalten Asphalt, während sich langsam eine dunkle Blutlache um ihre Brust bildete.

„Du bist ja noch schlimmer als ich.“, kommentierte Rin belustigt, immer noch mit einem Lächeln auf dem Gesicht, während er zusah, wie Izaya über Namies Körper trat.

„Immerhin bin ich nicht verliebt in meine Waffe.“, erwiderte Izaya trocken und hob sein Messer an, „Ich würde dir empfehlen dein Schwert fallen zu lassen, solange du noch kannst.“ Fragend runzelte Rin die Stirn und schnaubte.

„Izaya, du bist-“

Rin stoppte überrascht, als er sein Wakizashi nicht mehr bewegen konnte. Shizuos Hand umklammerte das spitze Metall so fest, dass das Schwert in seine Hand schnitt und es begann zu bluten.

„Izaya!“, rief er als Befehl. Geschwächt durch das Gift und die vorherigen Verletzungen, brachte er nicht viel mehr als das zustande. Aber es reichte, um Rin kurzzeitig nervös zu machen. Blitzartig begann Izaya sich zu bewegen.

„Das Gift scheint dir nicht zu reichen, was? Da kann ich helfen!“, rief Rin und ehe Izaya registrieren konnte, was der andere tun wollte, war es schon passiert.

Innerhalb von Sekunden hatte Rin sein Schwert entrissen und stattdessen in Shizuos Brust gerammt. Geschockt weiteten sich Izayas Augen. Rin entfernte sein Schwert, ein großer Schwall an Blut folgte. Die ganze Szene kam Izaya plötzlich surreal vor, als ob es nur in seiner Fantasie spiele. Als ob es nur ein schlimmer Traum wäre, aus dem er gleich aufwachen würde. Izaya wusste nicht, wie es passiert war, aber seine Beine hatten ihn zu ihm getragen. Izaya hockte neben seinem Körper, starrte auf sein verzerrtes Gesicht. Er atmete noch, aber so schlimm, dass es aussah, als ob er jeden Moment aufhören könnte.

„So, ich glaube, nun sind wir quitt, Izaya…“, dröhnte Rins freudige Stimme direkt hinter ihm.
 

♔ ♕
 

Die Schmerzen waren unglaublich. Schon sehr lange hatte er fast nie welche empfunden. Doch jetzt, fühlte es sich einfach schrecklich an. Und aus irgendwelchen Gründen erinnerte es ihn an früher. Als er seine mörderische Stärke als Kind immer unbewusst genutzt hatte, und dadurch andauernd Leute verletzt hatte und später selber im Krankenhaus gelandet war. Ziemlich nostalgisch.

Dieser pochende Schmerz… dabei hatte diese Schlange nicht mal viel getan. Er konnte sich auch nicht wirklich verteidigen, denn sein Körper wollte ihm einfach nicht mehr richtig gehorchen. Irgendwann lag er dann am Boden. Versuchte den Schmerz zu verarbeiten, der sich in seinem ganzen Körper ausbreitete. Schon vorher hatte er gemerkt, dass irgendwas nicht stimmte. Hatten diese ninja-artigen Gestalten vielleicht doch etwas damit zu tun?

Plötzlich nahm er Geräusche war. Schritte. Er blickte auf und sah, wie die Schlange auf ihn hinab grinste. Triumph. Das war es, was sein Gesicht ausstrahlte. Triumph über das Monster von Ikebukuro.

Er hörte nicht zu was er sagte, denn seine Aufmerksamkeit galt dem plötzlichen Schmerz in seiner Schulter.

„Argh…“ Shizuo biss die Zähne zusammen. Dieser Bastard…

Er starrte ihn an, ließ den Blick keine Sekunde von ihm. Er würde bezahlen, er würde dafür in der Hölle brennen, dachte Shizuo nur und versuchte den Arm anzuheben, was beinahe unmöglich war.

Was tat Izaya eigentlich, dieser verdammte Floh…

Es konnte doch nicht sein, dass er sich jetzt davon unterkriegen ließ. Früher hatte er immer Schmerzen gespürt, da sollte das nun eigentlich kein großes Problem für ihn darstellen.

Mit diesem Gedanken biss Shizuo die Zähne zusammen, steckte seine letzte Kraft in seine rechte Hand, als er sich das silberne Metall von Rins Wakizashi schnappte. Blut ran seinem Arm hinunter, während er das Schwert so fest hielt, wie er es in seiner derzeitigen Verfassung konnte.

„Izaya!“, rief er und hoffte, dass der Floh die Message bekam und seine Chance nutzen würde. Unglücklicherweise begann sein Kopf wieder zu pochen, wodurch Shizuo die Augen zukniff und er seine Hand nicht mehr lange halte konnte.

„Das Gift scheint dir nicht zu reichen, was? Da kann ich helfen!“, hörte er die Schlange noch sagen, seine Stimme voller Verachtung. Shizuo wollte seine Augen öffnen, aber schaffte es nicht. Jetzt wo er seine mörderische Kraft gut gebrauchen konnte, ließ sie ihn im Stich. Deswegen hasste er sie. Er hasste seine Kraft. Er sollte nicht so schwach sein, er sollte-

Schmerzen.

Ein unglaublicher Druck.

Dann Hitze, die sich auf seine Brust konzentrierte. Wie in der Hölle fühlte es sich an. Brennend heiß, wie ein Lauffeuer, dass über seine Haut fuhr und überall Verbrennungen verursachte. In seinem oberen Körperbereich war es am schlimmsten. Als würde ein riesiger Pflock mitten in seine Brust gehämmert worden sein. Es begann sich so schlimm anzufühlen, dass Shizuo nicht mehr sagen konnte, ob es echte Empfindungen waren, oder ob er gerade alles nur träumte. Er wusste, er war am kämpfen. Mit der Schlange. Aber war das alles Wirklichkeit?

„Shizuo…“ Plötzlich hörte er eine Stimme. Ganz leise und schwach drang sie an sein Ohr. Wo kam das her…?

„Shizuo…“, kam sie wieder, dieses Mal lauter und der Blondschopf glaubte, er hätte den Verstand verloren. Izayas Stimme klang verzerrt, anders und vor allem so schwach, als würde ihn etwas quälen. Shizuo wollte die Augen öffnen, doch sein Körper verweigerte seinen Dienst. Er wollte was sagen, aber auch das wurde ihm nicht gewehrt. Sein Körper versagte - langsam, aber sicher.

„Shizuo…du Idiot, komm zurück! Ist das wirklich das Monster, das ich kenne? Lässt du dich davon etwa unterkriegen?“ Wieder Izayas Stimme, mehr verzweifelt denn je. In Shizuos Verstand wirbelte es. Wie kann es sein, dass Izaya solche Sachen sagte? Wie kann es sein, dass er sogar seinen richtigen Namen verwendete?

Noch ein tieferer Schmerz durchzuckte auf einmal seinen Körper und es schien so, als würde sein Körper ihm sagen wollen, dass es nun zu Ende ging. Innerlich musste Shizuo fast lachen. Was hatte er schon großartig getan in seinem Leben? Einen Floh umhergescheucht und bis an sein Lebensende gejagt. Großartig…

Plötzlich spürte er etwas anderes. Eine andere Wärme - eine angenehme Wärme. Shizuo meinte, es wäre auf seinem Gesicht, doch viel genauer konnte er es auch nicht mehr sagen. Dann wieder die Stimme. So leise, dass Shizuo es kaum hören konnte.

„Wer von uns hat denn gesagt, dass du mich erst noch umbringen musst? Wer hat gesagt, dass nur du es tun wirst? War das alles nur heiße Luft? War das alles nur großspuriges Gerede? Du kannst nicht gehen, okay? Ich erlaube es nicht! Ich verbiete es!“

Izayas verzweifelte Stimme wurde immer leiser, immer schwächer. Vermutlich aber lag es auch daran, dass sein Bewusstsein schwand. So gerne er ihm auch antworten wollte, konnte er es nicht. Und er hasste sich dafür. Das Brennen in seiner Brust nahm überhand, während er die Stimme des Flohs immer schlechter wahrnehmen konnte, immer undeutlicher, bis er irgendwann eine weiße Landschaft vor sich sah und schließlich eine seltsame, beruhigende Stille herrschte.
 

♔ ♕
 

Rin blinzelte. Er konnte nicht glauben, was hier passierte. Izaya saß vor ihm auf dem Boden, kauerte an der Seite des blonden Mannes und rief immerzu seinen Namen, so, als ob der Blondschopf ihn noch hören könnte. Rin beobachtete weiterhin gänzlich amüsiert die glorreiche Vorführung.

Als Izaya nach mehreren, geschlagenen Minuten merkte, dass der andere sich nicht bewegte, rückte er mechanisch von ihm ab. Der Informant saß mit dem Rücken zu ihm, die Schultern eingefallen, seine ganze Statur sah aus, als würde er sich gleich selbst dazu legen.

Das war genial. Das war absolut göttlich!

„Seht ihn euch an! Den großartigen Orihara Izaya! Hockt er auf dem Boden und trauert um seine große Liebe. Ach wie war das noch gleich, Izaya? Ich glaube so nennt man es, wenn der große König zum Bauern wird, um seine geliebte Dame zu retten…“ Rin trat einen Schritt nach vorne.

„Bloß zu schade, dass es nun zu spät ist, nicht wahr?“

Eine Sekunde.

Es dauerte nur eine Sekunde, ehe Izayas Kopf wie der von einer Schlange zu ihm herum schnellte. Wut, Trauer aber auch Mordlust flackerte in seinen Augen, wie Rin es noch nie gesehen hatte. Der Blick so eiskalt, dass es alles und jeden erfroren hätte. Rin blieb keine Zeit, sich über seinen Triumph zu freuen, denn der Informant war blitzschnell. Wäre der Schwertkämpfer nicht rechtzeitig ausgewichen, würde sein Hals nun unmittelbar aufgeschlitzt sein. Rin lachte. Was Emotionen aus einem Menschen machen können. Izaya war unglaublich, das musste der Schwertkämpfer ja zugeben. Schon beim ersten Treffen, wusste er, dass er mit ihm seinen Spaß haben würde. Izaya war die beste Unterhaltung, die er je gehabt hatte. Aber wenn der kleine Bastard nicht aufpasste, dann würde er selber noch-

Ein Messer. Knapp unterhalb seiner Brust. Es war selbst für Rin zu schnell, sodass er viel zu spät realisierte, dass ihn Izayas Waffe schon längst getroffen hatten. Rin blickte an sich hinunter, sah wie der andere das Objekt mit einem Ruck aus seinem Körper zog. Izayas Augen funkelten unheimlich, während er unbarmherzig ein weiteres Mal zu stach. Blut spritzte aus den Wunden, verteilte sich auf den grauen Asphalt. Der Schwertkämpfer begann zu taumeln, lehnte sich an die Wand, ehe er keuchend daran hinunter schlitterte. Er grinste schwach als er hoch blickte, direkt in die dunklen Augen seines Gegners. Noch nie hatte er ihn so gesehen, wie er jetzt war. Er wusste es von Anfang an. Er wusste, dass hinter dieser Fassade noch ein anderer Mensch wohnte, ein anderes Wesen. Sein wahres Ich.

Izaya packte ihn grob an seinem Shirt, zog ihn hoch, bevor er gewaltsam an die Steinwand gedrückt wurde. Er versuchte seinem Griff zu entkommen, jedoch stieß er dabei nur einige der Mülltonnen um.

„Rin…“, zischte Izaya und sein Griff verstärkte sich.

„Sieh dich an, Izaya…“, begann Rin leise und ihm fiel selber erst jetzt auf, wie schwach seine Stimme geworden war. Er hustete Blut, was nicht Gutes für ihn bedeuten konnte.

„Es reicht mir schon, dass ich dein schäbiges Gesicht vor mir habe. Wenn ich mit dir fertig bin, wünschest du, du wärst nie geboren.“, kam es beherrscht aus Izayas Munde, doch als Reaktion kam nur ein gemuffelter Versuch zu lachen.

„Endlich…Endlich sehe ich deine Maske fallen. Du bist kein unübertrefflicher Mensch, wie du immer vorgibst einer zu sein. Nein. Du bist auch nur jemand, der mal von seinen Gefühlen überrumpelt wird. Du wolltest einfach nicht mehr alleine sein.“ Rin begann wieder zu husten. „Du bist nur ein... armer Mensch, der unsterblich verliebt in sein Monster ist.“

Izayas Augen weiteten sich. Seine rechte Hand mit dem Messer zog nach hinten aus, schnellte blitzartig nach vorne und traf Rins Brust. Augenblicklich verstummte der Schwertkämpfer, ehe er in einen Hustenanfall überging und sein Körper begann nachzugeben. Izaya ließ Rin zu Boden fallen, starrte abfällig auf ihn hinab, während dieser weiter nach Luft rang.

„Und du bist nur jemand, der immer versucht hat ein Mensch zu sein, es aber niemals war.“, zischte Izaya eiskalt, ehe er sich umdrehte. Seine steifen Handgelenke lockerten sich und die blutbefleckten Messer fielen ihm aus den Händen. Klirrend kamen sie auf dem Boden auf, blieben dort liegen, während das Silber weiterhin im Mondlicht funkelte. Izaya senkte den Kopf, blickte nach unten und starrte ausdruckslos auf seine blutbefleckten Hände.

„Ah…jetzt bin ich wegen dir auch noch ein Mörder. Vielen Dank, Shizu-chan…“, murmelte der Informant schwach, ehe er die Kraft verlor und auf seine Knie kippte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Mika-cha
2015-06-28T21:30:22+00:00 28.06.2015 23:30
... er ist nicht wirklich tot, oder? :O
Ich werde es jetzt herausfinden, indem ich einfach weiter lese :P
Von:  KittyKazu
2014-10-12T13:21:05+00:00 12.10.2014 15:21
der arme shizu ._.'

immerhin steht izaya mehr oder weniger zu ihm x3

und ich schließe mich Mickimaus8 an xD
Antwort von: minowari
12.10.2014 22:55
Ja, das tut er... (´∀`)♡
Von:  happy-chan
2014-10-12T10:53:05+00:00 12.10.2014 12:53
Ohh nein Shizuo .-.

So spannend freue mich aufs neste kapi ^^
Antwort von: minowari
12.10.2014 22:56
Freut mich dass es dir gefallen hat! <3
Von:  Mickimaus8
2014-10-12T10:15:13+00:00 12.10.2014 12:15
Ó.Ò Shizuo ... Es ist ja noch nicht zu Ende also wendet sich ja vielleicht noch alles zum guten ... Oder? ÓvÒ

Naja ... Wie immer ( xD ) sehr gut und spannend. Auch wenn mir das Ende nicht gut gefallen würde wäre es ein gelungenes und dramatisches Ende! Hut ab
Antwort von: minowari
12.10.2014 22:52
Vielen Dank!!
Es kommt ja noch ein Chapter, also wirst du bald lesen was nun draus wird ٩(ˊᗜˋ*)و


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