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Rot zu Rot

(für Alex)
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
So, das wird meine erste Geschichte werden, die ich hochlade. Ich habe sie für meinen Ex geschrieben, der mir Vorgaben zu einzelnen Sachen machen durfte. Bin gespannt, wie sie ankommt. Komplett anzeigen

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Hey, ich möchte eine Geschichte erzählen. Es wird eine unschöne Geschichte, aber das ist belanglos - glaube ich zumindest. Es geht um Axel.
 

Axel ist 21 Jahre alt. Er hat viele Freunde und ist eigentlich ganz glücklich. Wenn da nicht diese eine Kleinigkeit wäre, die ihn immer wieder sich umdrehen lässt. Es ist keine Paranoia oder so etwas in der Richtung. Man würde es einfach Schmerz nennen, leider fast völlig undefinierbarer Schmerz. Es geht in Richtung seelischer Schmerz. Es lastet schon seit Jahren auf ihm. Wann es angefangen hat ist nicht genau zu sagen, aber auch völlig egal.

Es ist gegen Nachmittag, später Abend. Axel kommt gerade aus der Bar. Mit ein paar Freunden hat er sich ein Feierabendbier gegönnt, er spürt den Geschmack des Bieres noch auf der Zunge. Er will den Tag langsam ausklingen lassen, weshalb er sich in die U-Bahn setzt und zu seiner kleinen WG fährt. Gero wartet sicher schon auf ihn. Axel lächelt. Gero erlebt oft lustige Sachen auf der Arbeit, das versüßt den Tag und hebt die Stimmung auch nach einem anstrengenden Arbeitstag wie Axel ihn heute hatte. Der Chef ist unzufrieden gewesen, die Kunden waren mürrisch und das ganze komplexe Computersystem hatte einen Totalausfall, was die Arbeit verständlicherweise nicht sonderlich erleichtert hatte.

Froh endlich aus der beengenden U-Bahn raus zu sein und in Vorfreude auf den Film, der in ein paar Minuten im Fernsehen laufen wird, schließt er die Wohnungstür auf.

„Hallo“, ruft er fröhlich. Während Axel sich die Jacke auszieht und sie an den Knauf neben Geros hängt hört er in der Küche das Radio laufen.

Einen Augenblick später streckt er den Kopf durch die Tür und grinst Gero zu, der am Herd lehnt und eine Kochzeitschrift in der Hand hält.

„Na, was gefunden?“ Gero schüttelt resigniert den Kopf und legt die Zeitschrift weg.

„Der Tag ist für’n Arsch! Lass uns Pizza bestellen.“ Axel schaut Gero fragend an.

„Was ist los? So warst du schon lange nicht mehr drauf.“

„Ach, nichts. Irgendwie läuft heute alles nicht ganz nach Plan. Der Job hat mir die Stimmung versaut. Nur dämliche Leute. Ich frage mich manchmal wie man so blöd sein kann. Aber egal. Lass uns Pizza bestellen und uns dann den Film angucken. Der einzige Lichtblick des Tages.“ Er seufzt tief.

Axel greift zum Telefon und bestellte zwei Pizzen bei einem Lieferservice.

Eine halbe Stunde später sitzt er mit Gero auf dem abgewetzten Sofa und schaut sich den Film an.
 

Er war wohl eingeschlafen, denn als er wieder aufwacht ist Gero nicht mehr neben ihm. Im Traum haben Axel Ängste verfolgt. Undefinierbare Ängste. Aus jeglichem Bereich. Im Job nicht gut genug, das Essen verbrennt, Gero findet die große Liebe und brennt mit ihr durch.

Mit einem Mal ist Axel hellwach. Er setzt sich aufrecht hin. Der Fernseher läuft noch. Er schaltet ihn aus. Dann fällt sein Blick auf die Fotos an der Wand, auf einem von ihm steht ein weiß angestrichener Holzschemel in einem Raum und Gero steht darauf in einem Faschingskostüm. Wie lange war das schon her? Fünfzehn Jahre, wahrscheinlich. Damals waren sie noch Kinder.

Auf einem anderen sind Axel und Gero zu sehen. Zwei Jahre Altersunterschied machen sich nicht bemerkbar. Er war zu dem Zeitpunkt größer als Gero und ist es noch heute. Das Foto wurde in dem Garten Axels damaliger Freundin aufgenommen. Sie hatte zu einer Party eingeladen und es ist die ganze 9. Stufe da gewesen.

Auf dem neusten Foto ist Axel zu sehen, es entstand vor ein paar Monaten bei einer Betriebsfeier.

Axel sitzt in einem dunklen Anzug auf einem Treppengeländer und ist im Begriff eben dieses runter zu rutschen. Er ist war ganzschön angetrunken, wie sich durch die unzähligen Alkoholgetränke der anderen Mitarbeiter sehen lässt.

Nur widerwillig reißt er sich von den Fotos los und begibt sich zu seinem Zimmer. Auf dem Weg dorthin klopft er an Geros Tür. Als er keine Antwort erhält schaut er kurz in den Raum und sieht Gero auf dem Bett liegen. Daraufhin geht Axel weiter den Flur zu seiner Zimmertür hinunter.

Doch plötzlich hält er inne und schaut sich hecktisch um. Panisch rennt er los. Zur Wohnungstür, durch das Treppenhaus. Er lässt den Wohnblock hinter sich und läuft einfach weiter. Wie ein getriebenes Tier. Wie eigentlich schon immer. Er versucht die Erinnerung tot zu trampeln. Versucht vor ihr weg zu rennen. Wie schon so oft in den letzten Jahren. Gero. Er liegt in seinem Zimmer und schläft.

Verzweifelt versucht Axel sich zu beruhigen. Seinem Bruder geht es gut. Er schläft. Er schläft. Es ist Freitag, er kann sogar ausschlafen. So lange er will. Und noch länger.

Axel erreicht den Park, er hat es nicht geschafft. Die Erinnerung ist da. Stärker als sonst. Zu stark. Er kann sie nicht abschütteln, nicht vor ihr weglaufen. Zum ersten Mal seit Jahren hat er es nicht geschafft. Der Schmerz erdrückt ihn wie eine zentnerschwere Last. Sie zwingt ihn in die Knie, doch er rappelt sich wieder auf. Dort, die Bank. Dahin schleppt er sich.

Axel sitzt da. Einfach nur da. In Gedanken komplett wo anders. Er streckt langsam die Hand aus und streicht sanft über die weichen Blütenblätter der Rose. Rot, Geros Lieblingsfarbe. Eine Welle des Schmerzes überrollt ihn. Er legte den Kopf in den Nacken, während sich seine Hand um den Stängel der Blume schließt. Ruckartig reißt er sie von der Ranke ab. Die Dornen bohren sich in seine Haut. Er spürt es nicht. Er denkt an all die Zeiten in denen er es gebraucht hätte. Was, das wusste Axel nicht. Nein, er wusste es nicht. Fahrig streicht er sich eine widerspenstige Haarsträhne aus der Stirn. Seine Finger hinterlassen leichte Blutspuren, dort, wo sie die Haut berührt haben. Dann fängt er an die Rosenblätter zwischen den Fingern zu zerreiben. Mit der anderen Hand führt er die Dornen zum Mund und isst sie. Langsam, unendlich langsam quillt Blut aus seinem Mund und läuft ihm das Kinn hinunter. Er senkt den Kopf und sieht nach unten. Rot tropft das Blut auf die hellgrauen Steine des Gehweges vor ihm. Axel sieht zu den Blättern in seiner Hand. Warum ist es damals so gewesen? Gero ist zu früh gegangen, das wird ihm jetzt bewusst. Erst jetzt, Jahre zu spät. Verzweifelt schaut er noch einmal zurück. Dreht sich um.

Rot zu Rot, denkt er.



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