Zum Inhalt der Seite

Bloody Snow

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Schlimmer geht´s immer

„Sieh mal, Kagome-sama“, rief Rin freudig, was mich schlagartig aus den Gedanken riss, und zeigte mir eine selbstgeflochtene Blumenkette. Ich lächelte sie nur selig an und strich ihr leicht über den Kopf. Doch als sie sich wieder ihren Blumen widmete, erlosch mein Lächeln mit einem Mal wieder. Obwohl ich die Sonne wieder von draußen sehen konnte, obwohl ich Rin sehen konnte, obwohl ich hier an der frischen Luft in einem wunderschönen Schlossgarten saß, schwirrten meine Gedanken die ganze Zeit um andere Dinge. Zum Beispiel um einen gewissen Dämon, welcher sich urplötzlich von seiner großzügigen Seite zeigte. Zuerst verbat er mir, das Zimmer zu verlassen und dann ließ er mich sogar das Schloss verlassen. Nebenbei ließ er mich auch das kleine Mädchen wiedersehen. Ich hatte sofort bemerkt, dass es ihr gut ging. Sogar mehr als gut, sie fühlte sich ganz offensichtlich wohl bei dem Dämon, so seltsam es auch klingen mochte.

Als mein Blick in die Ferne schweifte, bemerkte ich die Person, die uns von einem Fenster im zweiten Stock aus beobachtete. Eigentlich hätte ich es mir ja denken können, aber als ich ihn sah, war ich doch ziemlich überrascht. Sesshomarus Blick war wachsam auf uns gerichtet. Allerdings fragte ich mich, ob er sich um Rin Sorgen machte, oder aufpasste, dass ich nicht das Weite suchte. Was es auch war, es würde mir wohl verborgen bleiben.
 

„Rin“, schallte es über die Wiese und zum ersten Mal, seit ich hier war, sah ich Jaken wieder. Er bedachte mich nur mit einem kurzen verächtlichen Blick, ehe er sich wieder an Rin wandte. Ohne ein Wort von sich zu geben, schien Rin sofort zu verstehen und während sie mir einen entschuldigenden Blick zuwarf, folgte sie ihm. Ich blinzelte nur verwirrt, stand aber nach kurzer Zeit auf und gedachte, auch wieder in mein Zimmer zu gehen. Der Gedanke, nun einfach abzuhauen, kam mir nicht mal für eine Sekunde. Denn das wäre wie Weglaufen vor ihm und das würde ich keinesfalls. Als hätte er mich gehört, stand er plötzlich neben mir, was mich unwillkürlich zusammen zucken ließ. Fragend sah ich zu ihm auf.

„Ich will nur sicher gehen, dass du nicht wegläufst, obwohl dir das sowieso nicht gelingen würde.“

„Na wenn du meinst. Aber ganz abgesehen davon hatte ich das sowieso nicht vor.“ Mit diesen Worten schritt ich vorwärts und merkte, dass er mir nicht folgte. Da kam mir ein Gedanke, weswegen ich inne hielt und mich wieder zu ihm umdrehte.

„Was war das eigentlich gerade mit Rin?“

„Ihr Unterricht fängt an.“

Ein Grinsen stahl sich auf mein Gesicht. Unterricht, huh? Da sah man mal wieder, wie sehr er sich doch um sie kümmerte. Er wollte ganz offensichtlich, dass sie die Bildung erhielt, die sie verdiente. Aber diesen Gedanken würde ich nicht laut aussprechen, zu gut wusste ich, wie er darauf reagieren würde und ich hatte nun wirklich nicht die geringste Lust, ihn zu provozieren. Stattdessen lächelte ich nur sanft und drehte mich abermals um, ohne den verwirrten Ausdruck Sesshomarus zu bemerken.
 

Im selben Moment, in dem ich mich in das weiche Bett kuschelte, ging die Tür auf und Sesshomaru gefolgt von einer Dienerin trat herein. Da es bereits Abend war, hatte auch er wieder nur einen leichten Kimono an. Sofort saß ich senkrecht im Bett.

„Ich habe einen Befehl für dich“, ließ er verlauten und wandte sich für einen Moment an die Dienerin. „Lass ein Kirschblütenbad herrichten.“

„Jawohl“, entgegnete die Dienerin und verneigte sich, nur um im nächsten Augenblick zu verschwinden.

„Danke“, sagte ich, froh, mich endlich wieder waschen und entspannen zu können. Seifenblasen, die in allen möglichen Farben schillerten, stiegen in meinen Gedanken auf. Nur der Gedanke an ein Bad ließ mich schon entspannen.

„Wenn du glauben solltest, dieses Bad ist für dich, dann irrst du dich“, ertönte plötzlich Sesshomarus Stimme und mit einem Schlag zerplatzten alle Seifenblasen und brachten mich wieder in die grausame Realität zurück. Verstört sah ich zu Sesshomaru und runzelte ungläubig die Stirn.

„Für wen dann?“

Er hob eine Augenbraue, als würde er mich fragen >Fragst du mich das ernsthaft?< So entglitt meinen Lippen mir nur ein frustriertes Seufzen.

„Und was ist nun dein Befehl?“ Vor lauter Frust hatte ich den Kopf gesenkt, doch nun, als ich ihn wieder anhob, stachen mir sofort das leichte Grinsen und der überhebliche Blick in die Augen. Langsam, ganz langsam öffnete sich mein Mund immer weiter, genauso wie meine Augen sich weiteten.

„Das kannst du vergessen“, rief ich entrüstet. Ich wollte es nicht glauben, dass tatsächlich DAS sein Befehl sein würde, aber dieser Ausdruck ließ keine andere Möglichkeit zu. Als sich plötzlich seine Augen plötzlich verengten und er auf mich zu schritt, wich ich zurück. Dann, als ich gegen die Kante meines Bettes stieß, gaben meine Knie aus Reflex nach. Ich fand mich auf der weichen Decke wieder, setzte mich aber sofort wieder auf, um weiter zurückweichen zu können, doch das war gar nicht nötig, denn ein Meter vor meinem Bett blieb er stehen und starrte mich an.

„Du weißt, was dir blüht, wenn du meinen Befehl nicht ausführst“, sagte er im Plauderton. Mit einem Mal fragte ich mich, wieso er mich noch gleich hier behielt. Er hatte Diener, er hatte Wachen und bis auf Rin waren allesamt Dämonen. Er wollte nur von mir, dass ich eine Woche blieb und seine Befehle ausführte. Aber wozu das Ganze? Ich verstand den Sinn hinter seiner Anordnung nicht. Was wollte er denn damit bezwecken? Was hatte er davon? Mit diesen Gedanken versank ich in seinen goldenen Seelenspiegeln, starrte nur umso mehr zurück und musste mich wirklich zwingen, endlich den Mund zu öffnen und eine Antwort zu geben.

„Ja“, entgegnete ich tonlos. „Aber warum…“, ich hielt inne. Es fiel mir wieder ein. Er wollte ja eine Gegenleistung. Obwohl mir dies reichlich überzogen vorkam, senkte ich schließlich resigniert die Lider und nickte. Ich würde das hier über die Bühne bringen und ihm beweisen, dass es nicht immer so lief, wie er es vielleicht plante.

„Dann folge mir.“

Ich tat wie geheißen und folgte ihm, bis mir schließlich der erste Hauch von Kirschblüten in die Nase stieg. Wir kamen schnell näher und schon umhüllten uns lauter Dampfschwaden. Davon wurde mir ganz schummrig, weshalb ich erst langsam mitbekam, dass zwei andere Dienerinnen herein kamen und dem Herrn beim Entkleiden halfen. Auch wenn der Dampf mir die meiste Sicht versperrte, drehte ich mich automatisch um. Als mir dann auch noch etwas in die Hand gedrückt wurde und die eiligen Schritte der Diener immer leiser wurden, blinzelte ich verwirrt, während mein Blick auf die Dinge in meinen Händen wanderte. Eine Schüssel mit zerriebenen Kräutern, ein Schwamm und ein Krug heißes Wasser. Wie gerne ich diesen doch einfach über ihm auskippen würde. Aber dann besann ich mich wieder und drehte mich vorsichtig um. Ich erkannte, dass er auf einem kleinen Hocker Platz genommen hatte und scheinbar auf mich wartete. Nur fühlte ich mich in diesem Moment ziemlich bewegungsunfähig. Die Tatsache, dass ich dem verehrten Lord den Rücken schrubben sollte, ließ mich erstarren. Erst, als ich ihn „Wie lange willst du mich noch warten lassen?“ sagen hörte, erwachte ich aus meiner Starre. Tief atmete ich durch und trat dann zu ihm. Er saß halb mit dem Rücken zu mir, weshalb ich zum Glück nicht zu fiel sah, aber dennoch zwang ich meinen Blick auf sein Haar, um ja nicht mehr sehen zu müssen. Ich kniete mich hinter seinem Rücken nieder und vermischte Wasser und Kräuter. Kaede hatte mir mal gezeigt, wie man die Kräuter als Seife sozusagen benutzte und es erfüllte einen erstaunlich guten Zweck. Während ich dies machte, setzte ich leise zu einer Frage an.

„Warum wolltest du, dass ich, ein Mensch, dich wasche? Du hast doch offensichtlich genügend Diener.“

„Mag zwar sein, dass du ein Mensch bist, dennoch ist nicht zu übersehen, dass du auf Hygiene achtest. Deshalb hoffe ich für dich, dass du deine Aufgabe gut machst.“

Na toll, dachte ich frustriert, ein Hoch auf meine Hygiene.

„Aha“, entgegnete ich nur und schnappte mir den Schwamm. Als ich seine Haare zur Seite schob, musste ich feststellen, wie weich sie waren. Ich bemerkte sofort, wie gepflegt sie waren, was mich doch sehr beeindruckte. Aber zuerst musste ich mich dem Rücken widmen, weshalb ich den Schwamm tief in die Schüssel tauchte und schließlich das erste Mal über seinen Rücken strich. Ich versuchte, ihn so wenig wie möglich mit den Händen anzufassen, da ich nicht wusste, wie er reagieren würde. Aber bald wurde mir das zu blöde und ich ging das Risiko ein. Ich wusch ihn so, wie ich auch mich waschen würde, nur dass ich mich lediglich auf seinen Rücken und seine Schultern beschränkte. Zu mehr sah ich mich einfach nicht fähig. Schon bald konnte ich endlich seine Haare in Angriff nehmen, wo mir erneut auffiel, wie schön es war. Es glänzte und verknotete kein bisschen, als ich vorsichtig hindurch fuhr. Vorsichtig strich ich auch seine Stirnfransen nach hinten und fuhr abermals hindurch, wie ich es auch immer bei mir machte. Mehrmals schluckte ich dabei, aus Angst, etwas Falsches zu tun. Ich hatte das Gefühl, jeden Moment durch das dünne Eis zu brechen, auf welchem ich mich bewegte. Trotzdem zwang ich meinen Körper mit aller Macht zur Ruhe.

Als ich mich gedankenverloren auf sein Haar konzentrierte, musste ich mit einem Mal an Inuyasha denken, was mich in meiner Bewegung inne halten ließ. Sesshomaru musste es sofort bemerkt haben, denn als ich aufhörte, hob sich sein Kopf so weit, bis er mir in die Augen sehen konnte und sein Blick war fragend auf meinen gerichtet. So wie er mich in diesen Moment ansah, ließ mein Herz für einen kurzen Augenblick höher schlagen. Ruckartig erwachte ich aus meiner Trance und wich aus Reflex zurück. Dabei stieß ich gegen etwas und entdeckte den Eimer zu meinen Füßen, in dem sich klares Wasser befand. Ich verstand und kippte den Inhalt über Sesshomaru aus. Nachdem jegliche Kräuter von ihm geflossen waren, trat ich auf seine Seite und starrte in die heiße Quelle.

„Kann ich jetzt gehen?“, fragte ich fast flüsternd, während mir die Stirnfransen in die Augen fielen. Plötzlich war es mir einfach zu viel. Ich konnte die Schmach nicht mehr ertragen. Ich wusste, er machte sich nur über mich lustig, aber was sollte ich schon dagegen tun? Ich konnte nur auf das Ende der Woche warten, danach würde er mich ziehen lassen. Doch auf einmal ertönte ein Lachen, worauf ich verwirrt den Kopf drehte. Er lachte. Es war ein tiefes Lachen und trotz des angenehmen Klangs hörte ich immer noch einen überheblichen Unterton.

„Ist das wirklich dein Ernst?“

„Was..?“ Ich verstand nicht was er meinte. Aber von einen auf den anderen Moment griff er nach meinem Arm und zog mich mit einem einzigen Ruck vor seine Füße. Immer noch starrte ich ihm in die Augen und erkannte nun auch wieder ein Grinsen auf seinen Zügen.

„Du solltest meinen gesamten Körper waschen.“ Langsam reichte es. Ich hatte so etwas irgendwie kommen sehen, aber dass er dann doch tatsächlich so weit gehen würde, hätte ich nicht erwartet.

„Wieso tust du mir das an, Sesshomaru? Du weißt selbst, dass du gut aussiehst und hast sicher genügend Frauen, die dir zu Füßen liegen. Wieso willst du mich so demütigen?“ Ich wusste nicht wieso, aber mit einem Mal rann eine einzige Träne meine Wange hinunter. Auch wenn er mich nicht körperlich quälte, fühlte ich mich irgendwie schrecklich.

„Denkst du wirklich das wirklich?“, diese Stimme riss mich abrupt aus meinen Gedanken. Irritiert runzelte ich die Stirn.

„Denkst du wirklich, das ist mein Ziel?“, fragte er abermals und stand, mich mitziehend, auf. In seinem Blick erkannte ich Wut, aber auch noch etwas anderes. Enttäuschung, Trauer? Nein, wohl kaum. Aber es war etwas, was mir unwillkürlich einen Stich gab.

„Du verstehst es einfach nicht“, sagte er noch, bevor er seine Hand hob und mich mit voller Wucht von sich stieß. Es kam mir vor wie in Zeitlupe, als ich sein, für einen Wimpernschlag, schmerzverzerrtes Gesicht sah und dann plötzlich ein lautes Platsch hörte, ehe mich die Panik ergriff. Er hatte mich ins Wasser gestoßen und ich hatte keine Möglichkeit gehabt, die Luft anzuhalten, weswegen sich schnell mein Sichtfeld verfinsterte. In irgendeiner Ecke meines Hirns nahm ich ein weiteres Platschen wahr. Das Wasser bewegte sich unruhig. Meine Sicht wurde immer dunkler und schließlich gab ich den Kampf auf. Ich wusste nicht mehr, ob es Realität war oder ich mich bereits in einem Traum befand. Aber ich spürte etwas auf meinen Lippen. Etwas Weiches. Etwas unendlich Schönes. Etwas Vergängliches. Aber ich wusste weder was es war, noch ob es Realität war und das waren auch meine letzten Gedanken, bevor ich mich dem Nichts hingab.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  ilay2007
2014-02-08T21:24:31+00:00 08.02.2014 22:24
Einfach nur gut kann man nicht genug von deiner story bekommen .
Freue.mich schon auf neues :)
Antwort von:  Hikari217
10.02.2014 11:49
Tja, was soll ich darauf noch sagen? *grins wie ein Honigkuchenpferd*
Ich glaube das sagt alles;)
lg


Zurück