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Punkte

[Sterek + pack!feelings]
von

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Punkte

Um drei Uhr ist Stiles noch ziemlich gelassen. Er gammelt in Boxershorts und Schlafshirt auf der Couch herum und spielt „Halo“ auf seiner Konsole.

Hey, wieso nicht? Er ist sowieso nur zu 51% sicher, dass das heute Abend ein Date ist.

Es ist nicht so, als ob Derek das Wort ‚Date‘ oder irgendetwas vergleichbares gesagt hätte.
 

(‚Wieso benutzen Werwölfe ständig mein Fenster als Eingang?! Und wieso besprechen wir Pläne immer bei mir?! Bin ich die geheime Besprechungszentrale oder was?
 

Du kannst gerne herkommen!‘ knurrt Derek.
 

Alter, du hast nicht mal was zu essen da!
 

Derek rollt die Augen so heftig, dass es wehtun muss. ‚Ich werde Pizza bestellen, nur damit du den Mund hältst.
 

Keine …!
 

…Anchovis. Wie auch immer.
 

Und du hast nicht einen einzigen anständigen Film da!
 

Oh mein Gott, halt die Klappe Stiles, ich werde einen besorgen!
 

OKAY.‘)
 

Da. Bitte. Das Wort ‚Date‘ ist in keinster Art und Weise gefallen.

Aber danach hat Derek verlegen den Blick abgewandt und Stiles hat gespürt, wie sein Herz in einem wirbelnden Trommelsolo gegen seine Rippen hämmert.
 

Also möglicherweise ist es doch eins.

Vielleicht.

(Es ist bestimmt keins.)
 

Es ist halb fünf und er beschließt Scott anzurufen, um darüber zu reden. Um auf Nummer Sicher zu gehen.

„Eine hypothetische Frage“, beginnt er. „Wenn ein Werwolf sagt, er holt dich um acht ab. Das nicht zwangsläufig ein Date, richtig?“
 

„…uhm“, macht Scott.
 

„Ich meine, ich hole dich andauernd ab“, fährt Stiles fort. „Und das ist nie ein Date. Andererseits könntest du mich total mal nett ausführen. Mit Essen. Und Kino. Warum machen wir das nie? Wo ist all die Leidenschaft geblieben?“
 

„Äh Stiles…“
 

„Es ist deine Schuld!“ stellt Stiles fest. „Ich hoffe, du bist dir dessen bewusst. Wenn du mich mal wie ein anständiger bester Freund zu einem Date eingeladen hättest, wüsste ich jetzt woran ich bin.“
 

„Alter“, sagt Scott. „Ich führ dich gerne aus. Jederzeit. Wir holen das nach, Ehrenwort. Aber jetzt gerade? Jetzt gerade ist nicht so gut…?“
 

Stiles hebt den Blick vom Bildschirm. „Hast du gerade Damenbesuch?“ rät er.
 

„Mhm“, macht Scott unverbindlich.
 

„Ist es Allison?“
 

„Stiles, ist das Notfall?“ fragt Scott geduldig. Er klingt seltsam atemlos, als ob er entweder ein Lachen unterdrückt oder als ob jemand gerade eine Hand in seiner Hose… oh. OH.
 

„Ist sie nackt?“ fragt Stiles interessiert. „Bist du nackt?“
 

„Schwebst du in akuter Lebensgefahr? Weil dann komme ich sofort und rette dich“, verspricht Scott. Er schafft es tatsächlich aufrichtig zu klingen, auch wenn seine Stimme dreimal die Tonlage wechselt, während er spricht und das letzte Wort nur noch ein atemloses Quietschen ist.
 

„Nicht direkt?“ Stiles wirft einen Blick auf seine Spielkonsole und auf die mit Chipskrümeln verzierte Couch. „Eher nein“, sagt er ehrlich.
 

„Oh Gott, dann leg bitte sofort auf“, befiehlt Scott und diesmal lacht er ganz deutlich. Etwas raschelt am anderen Ende des Telefons. Stiles hört Quieken und wildes Protestgeschrei.
 

„Viel Spaß bei deinem Date“, flötet Allison, die sich offenbar siegreich das Telefon erkämpft hat.
 

„Allison“, sagt Stiles. Und dann: „Es ist kein Date.“
 

„Und grüß Derek“, fügt eine zweite Stimme hinzu. Es dauert einen Augenblick, bis Stiles sie identifiziert hat.
 

„Hi …Isaac. Isaac?“ Stiles blinzelt seinen Telefonhörer an. „Feiert ihr gerade eine Orgie? Wenn ja, wieso hat mich keiner eingeladen? Und …hey, niemand hat was von Derek gesagt!“
 

„Bye Stiles! Hab dich lieb, viel Spa-… oh mein Gott…“ keucht Scott und dann ertönt das Freizeichen.
 

Okay…

Stiles legt das Telefon beiseite.

Sein bester Freund feiert Orgien mit seiner Ex-Freundin und deren neuem Freund. Und niemand fragt ihn, ob er mitmachen will.
 

Und er hat vielleicht oder vielleicht nicht ein Date mit Derek Hale.
 

Sekundenlang kaut er ratlos auf seinen Fingernägeln.

Es ist nur ein Date, wenn man abgeholt wird, oder? Mit einer Limousine.

Zumindest behaupten das alle romantischen Liebeskomödien über High School Schüler, die er je gesehen hat.

Und wenn man sich auf romantische Liebeskomödien nicht mehr verlassen kann, auf was dann?
 

Es ist eigentlich nicht direkt so, als ob Derek gesagt hätte, dass er ihn abholen würde. Also es war weniger eine Aussage, sondern ging mehr in die Richtung… Drohung.
 

(‚Wenn du um Punkt acht nicht hier bist, komme ich vorbei und zerre dich höchstpersönlich aus dem Haus!
 

Das will ich sehen!
 

Ich warne dich, ich habe keine Hemmungen dich über die Schulter zu werfen und rauszutragen!
 

Soll mir das etwa Angst machen? Den Zug hast du doch längst verpasst!
 

Acht Uhr!
 

Das will ich sehen, Grummelwolf!‘)
 

Danach beschließt er zu duschen. Nur für den Fall dass es doch ein Date ist. (Es ist bestimmt kein Date.)
 

Um sechs wirft er einen Blick in seinen Kleiderschrank und fängt an zu hyperventilieren.

Er hatte noch nie ein Nicht-Date. Mit niemandem.

Er hat keine Ahnung, was er anziehen soll und ob er irgendein T-Shirt besitzt, das sagt ‚Wenn du mich ansiehst, kann ich nicht atmen, und immer wenn du in meiner Nähe bist, rede ich noch viel mehr Schwachsinn als sonst, aber wenn das ein Date ist, wäre ich total einverstanden damit

Möglicherweise auch eins was sagt ‚BITTE HAB SEX MIT MIR!‘, aber was nicht völlig verzweifelt aussieht.
 

Dann ruft er Lydia an.

Er hat im Nachhinein keine genaue Erinnerung mehr daran, was er gesagt hat, außer dass er irgendetwas Hysterisches gestammelt hat und die Worte ‚Date‘ und ‚Derek‘ in direktem Zusammenhang fielen. Möglicherweise mehr als einmal.
 

Man muss ihr zu Gute halten, dass sie wirklich eine Viertelstunde später mit quietschenden Reifen vor seinem Haus gehalten hat.

Lydia weiß eben was ein echter Notfall ist.

Lydia ist die Beste.
 

Jetzt, um kurz vor sieben, steht er nur in Boxershorts bekleidet in seinem Badezimmer, hat wie eine verklemmte Nonne die Arme vor der nackten Brust verschränkt und wirft Lydia und Cora vorwurfsvolle Blicke zu. Sie haben ihn gezwungen sich auszuziehen!

Lydia ist die SCHLIMMSTE.

„Du – du bist böse!“ sagt er und zeigt mit dem Finger auf sie.
 

Lydia hebt unbeeindruckt die Augenbrauen.
 

„Und du“ er zeigt auf Cora. „Ich hab keine Ahnung, wieso du überhaupt hier bist? Dich hat keiner eingeladen!“
 

Cora zuckt mit den Schultern. „Ich war bei Lydia als du angerufen hast.“

Als ob das eine Erklärung für irgendetwas wäre.

Sie sitzt in Jeans und einem Karohemd auf dem Badewannenrand, ein Bein angezogen und kaut auf ihrem Daumennagel herum. Sie sieht vage amüsiert aus und ist ihrem großen Bruder damit unglaublich ähnlich.
 

„Derek hat mich rausgeschmissen“, fährt sie fort. „Ich finde, ich habe es verdient wenigstens über dich zu lachen.“
 

„Gnh?“, macht Stiles eloquent. Sein Gehirn hat gerade einen akuten Kurzschluss erlitten, der offenbar sein Sprachzentrum lahm gelegt hat.

Bedeutet das etwa, dass es heute Abend wirklich nur… Derek und er sind?

In seiner Wohnung?

Allein zu zweit?
 

„Vermutlich will er nur, dass es keine unliebsamen Zeugen gibt, wenn er mich umbringt und im Garten verscharrt“, stammelt er schließlich.
 

Cora lächelt süß.
 

Stiles schluckt. „Falls ich bis zum Morgengrauen nicht wieder zurück bin, sagt Scott ich liebe ihn, und er erbt meine ganze Werwolf-Pornosammlung.“
 

„Jetzt halt keine Monologe und zieh schon die Hose an“, befiehlt Lydia ungnädig und wedelt mit einer Jeans vor seiner Nase herum.
 

„Aber die ist so eng“, protestiert Stiles.
 

„Nein, ist sie nicht.“
 

„Entschuldige mal, ich will nicht, dass man gleich beim ersten Date feststellen kann, ob ich beschnitten bin oder nicht!“
 

Lydia hebt die Augenbrauen.

Sie hat diese Art schweigend Befehle zu erteilen und irgendwie funktioniert das auch noch. Stiles spürt wie seine Hände beinah ohne sein Zutun nach der schwarzen Hose greifen und sie überstreifen.
 

Okay, möglicherweise hat er ein bisschen übertrieben. Sie ist trotzdem enger als seine anderen Hosen.
 

„Und?“ fragt er.
 

„Das können wir so lassen.“ Lydia nickt billigend.
 

„Schön. Ich spüre schon, wie meine Nieren aufgrund der akuten Mangeldurchblutung ihre Funktion einstellen, aber hey…!“
 

Lydia schippt ihm gegen die Stirn.
 

Wieso tut er sich das eigentlich an? Er weiß doch immer noch nicht, ob das nun wirklich ein Date ist oder nicht. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit, dass es eins ist, dank der Tatsache, dass Cora rausgeworfen wurde, tatsächlich von 51% auf markerschütternde 67% Prozent gestiegen ist.

Entweder das, oder Derek will wirklich nur in aller Ruhe seine Leiche irgendwo verscharren.

Dafür müsste er sich nicht mal so enge Hosen anziehen.
 

„Als nächstes brauchen wir ein T-Shirt, das ausnahmsweise mal nicht versteckt, dass du einen Oberkörper hast“, verkündet Lydia. „Und dann machen wir was mit deinen Haaren. Du hast auch so schöne Wimpern, vielleicht können wir…“
 

„Hey Lyds. Warte mal. Kannst du…?“ Er verstummt.
 

„Was?“
 

Nervös fährt Stiles sich mit der Zunge über die trocken gewordene Unterlippe. „Du… du hast doch dein ganzes Zeug dabei. Spachtelmaske. Schminke. Wie auch immer. Wenn wir eh schon dabei sind. Kannst du… ist es möglich… kann man damit alles überschminken?“
 

„Fast alles. Wieso? Hast du einen Pickel, den du los werden möchtest?“
 

Er schüttelt den Kopf. Ihm ist peinlich genau bewusst, dass Cora ihn von dem Badewannenrand aus beobachtet. Er murmelt etwas.
 

„Wie war das?“ fragt Lydia unbarmherzig.
 

„Meine Leberflecke…“, wiederholt er unwillig. „Kann man die…? Denkst du, die kann man irgendwie übermalen?“
 

Lydia hebt die Augenbrauen. „Wie bitte.“
 

Stiles macht eine wedelnde Handbewegung zu seiner linken Gesichtshälfte. „Du weißt schon!“ zischt er. „Sie sind… Gott, sie sind überall und sie sind so hässlich und … kann man sie nicht überdecken? Bitte?“
 

Sein Gesicht sieht auch so schon seltsam genug aus. Muss er auch noch gepunktet sein wie ein… wie ein gepunktetes Zebra?

Normalerweise hat er sich deswegen nicht so. Aber heute abend…

Es ist nur, weil … Derek hat diese Wangenknochen an denen man Diamanten schleifen könnte. Und diese Augen. Und das Kinn. Und Stiles hat das runde, seltsame Stupsnasengesicht mit Punkten drauf. An dem Rest kann er ja nichts machen. Aber vielleicht wenigstens an den Punkten.
 

„Nein“, sagt Lydia.
 

„Was?“
 

„Nein“, wiederholt sie geduldig. „Und fürs Protokoll? Das ist das Dümmste, was ich je gehört habe.“
 

Stiles runzelt die Stirn und macht Anstalten weiter nachzubohren, als plötzlich Cora direkt vor ihm steht. Er stolpert zurück und prallt mit der Hüfte gegen das Waschbecken. „Hey, hey, woah? Hallo, Intimsphäre?“
 

Sie streckt den Kopf vor wie ein neugieriger Hund und betrachtete sein Gesicht aus der Nähe.
 

„Ähm…“, macht Stiles schwach. Er fühlt sich wie ein Käfer unter dem Mikroskop unter ihrem prüfenden Blick. „Was – was ist das? Ist das ein Hale-Ding? Der völlige Mangel an Wahrung der Intimzone? Hey… hey! Nimm deine Nase aus meinem Gesicht. Nicht okay! Nicht okay!
 

„Hm“, macht Cora, während sie ein Stück zurückweicht. „Man kann sie mit der Zunge nachfahren“, stellt sie ungerührt fest.
 

Stiles gibt ein hohes, unmännliches Quieken von sich. „Oh mein Gott… Okay. Okay. Mit dir stimmt was nicht, weißt du das? Du … du bist SO seltsam, dagegen wirkt dein Bruder fast wie ein normaler Mensch und das will schon was heißen. Gott im Himmel.“
 

Cora hebt einen Mundwinkel. „Du magst mich.“
 

„Das ist überhaupt nicht wahr… das …pffft! Lügen und Verleumdung!“
 

Sie grinst breit und Stiles kann sich nicht helfen. Er lächelt zurück.

Cora ist zwar eindeutig und durch und durch eine Hale, aber sie ist auch von allen Hales die Allernetteste. Also nett… im Rahmen ihrer begrenzten Möglichkeiten.
 

Danach lässt Lydia ihn vierzehn verschiedene Oberteile anprobieren, bis sie mit einem zufrieden ist, und wuschelt eine Weile in seinen Haaren herum.
 

Als sie fertig sind, hat Stiles nicht das Gefühl, dass er so viel anders aussieht als sonst, außer dass alles eine Spur enger ist und Lydia behauptet, dass die Farbe des T-Shirt seine Augen zur Geltung brächte. (Was immer das bedeutet.)

Er ist immer noch … er selbst.

Und das ist ein Desaster.
 

„V-Ausschnitt!“ sagt Cora hilfreich. Sie macht eine Bewegung mit der Handfläche über ihrer Kehle, die sie aussehen lässt wie ein Serienmörder, und Stiles wirft ihr einen schiefen Blick zu.
 

„Du beunruhigst mich.“
 

„Hey, ich weiß worauf mein Bruder steht.“
 

„Darauf mir die Kehle rauszureißen mit den Zähnen…? Wenn ja, diese Drohung ist uralt und nicht im Geringsten sexy.“ (Außer vielleicht ein bisschen und völlig aus dem Kontext gerissen, aber … ja. Genau. Nicht weiterdenken.)
 

„Und?“ fragt Stiles schließlich.

Sein Magen hat sich verknotet und seine Hände sind schweißnass. Er fühlt sich klein und unbedeutend, wie jemand der verstecken spielt hinter zu coolen Klamotten.
 

Cora erhebt sich vom Badewannenrand und Lydia tritt einen Schritt zurück und stellt sich neben sie. Beide betrachten ihn.
 

„Hm“, mach Lydia.
 

„Sags nicht“, platzt es aus Stiles heraus, bevor sie den Mund aufmachen kann.
 

„Was?“
 

Stiles schluckt und lässt die Schultern hängen. „Sags nicht?“ wiederholt er. „Ich meine, ich weiß, dass ich nur… ich bin… aber wenn du willst, dass ich heute noch mal das Haus verlasse… sag was Nettes okay? Auch wenn du lügen musst.“
 

„Stiles…“
 

„Ich weiß, ich spiele nicht in derselben Liga wie Hottie McHotterson und all die anderen umwerfend gutaussehenden Typen, die in Beacon Hills rumlaufen“, sagt er schnell. „Ich mach mir da nichts vor. Ich weiß selber nicht, wieso ich mir einbilde, er könnte das ernst gemeint haben. Aber…“
 

„Stiles.“ Abrupt tritt Lydia vor und presst ihm eine Hand auf den Mund.
 

Stiles verstummt perplex.
 

„Was redest du denn da?“
 

Er zuckt unsicher mit den Schultern.
 

„Ich weiß nicht, wer dir jemals diesen Unsinn in den Kopf gesetzt hat, dass du minderwertige Qualität bist oder irgendwas zu verstecken hättest“, sagt sie. Ihre Stirn ist in missbilligende Falten gelegt und ihre Augen funkeln. „Aber wenn du mir Name und Adresse hierlässt, kann ich dieser Person heute Nacht noch einen Besuch abstatten. Ich habe sehr hohe Hacken an und mir fallen spontan siebzehn Orte in Beacon Hills ein, wo ich eine Leiche verscharren könnte, ohne dass sie jemals jemand findet.“

Sie klingt sehr nachdrücklich und ganz und gar unironisch.
 

„Oh“, sagt Stiles, als sie die Hand wieder von seinem Mund nimmt. Er blinzelt überrascht, denn das hat er wirklich nicht erwartet.
 

„Ich würde ihr helfen“, verkündet Cora hilfsbereit von hinten. Sie hebt eine Hand und lässt vielsagend ihre Krallen hervorschnellen. „Es würde total aussehen wie ein Unfall.“ Sie klingt beunruhigend heiter bei dieser Aussicht.
 

„… danke?“ stammelt Stiles.
 

„Stiles, du siehst sehr gut aus“, sagt Lydia. „Dein Kleidungstil ist bedenklich, deine Beziehung zu Karos finde ich fragwürdig und viele deiner Schuhe solltest du nochmal überdenken.“ Ein Lächeln spielt um ihre Mundwinkel. Es sieht sehr sanft aus, sehr echt; und warme, watteweiche Gefühle breiten sich in Stiles Magen aus, die rein gar nichts mehr mit der schmerzhaften Schwärmerei zu tun haben, die er einmal für sie gehegt hat. „Aber an dir ist rein gar nichts auszusetzen, okay? Derek hat Glück, dass er sich neben jemandem wie dir sehen lassen darf.“
 

Stiles nickt, ungläubig, aber nicht bereit ihr zu widersprechen.

Immerhin ist Lydia eine Göttin und hat immer recht.
 

Sie kneift ihm in die Wange. „Und deine Muttermale sind Schokoflöckchen in Sahne, mein Lieber, und das merkst du dir gefälligst.“
 

„Okay“, quietscht er eingeschüchtert. Sein Gesicht glüht.
 

Nur das Klingeln seines Handy rettet ihn davor vor lauter Verlegenheit durch den Fußboden zu diffundieren.
 

„Ja?“ haucht er.

Aus den Augenwinkeln sieht er wie Cora und Lydia sich auf eine seltsam vertrauliche Art Anlächeln.
 

„Hey, ich bin‘s nochmal.“ Es ist Scott. Er klingt deutlich gefasster als vorhin und ein klein wenig schuldbewusster. „Ich wollte nur nachfragen, ob… ob du… Also, du bist auch wirklich nicht in Lebensgefahr?“
 

Stiles grinst. „Nein. Nein, es ist alles gut, Alter.“
 

„Sorry, dass ich dich eben abwürgen musste, aber ich war … da war…“
 

„Oh mein Gott, keine Details“, unterbricht Stiles schnell. „Lass uns doch noch Gesprächsthemen übrig für später, wenn wir uns ein Zimmer im Altersheim teilen. Und wenn die fortschreitende Demenz sie mich gleich wieder vergessen lässt.“
 

Scott lacht. Es klingt überraschenderweise so, als ob ihn der Gedanke daran, irgendwann mit Stiles ein Zimmer im Altersheim zu teilen aufrichtig glücklich macht.

Okay, vielleicht ist das gar nicht so überraschend. Und vielleicht ist er da auch nicht der einzige. Stiles hat Pläne, okay?

„Deal“, sagt Scott schließlich.
 

Stiles nickt. „Deal.“
 

Am anderen Ende der Leitung ertönt leises Stimmengewirr und dann stößt Scott das leise, quiekende Geräusch aus, das Stiles schon länger damit assoziiert, dass Allison auf ihn gesprungen ist und ihn niedergerungen hat. Allison kämpft total unfair.
 

„Hi Stiles“, begrüßt ihre Stimme ihn auch prompt.
 

„Hi“, erwidert er. „Zwei Fragen, Teuerste: Bist du immer noch nackt? Und möchtest du mir detailreich davon berichten?“
 

„Scott macht sich einfach nur Sorgen wegen deinem Date“, sagt Allison ohne Umschweife. „Deswegen hat er angerufen.“
 

„Gar nicht wahr!“ protestiert Scott im Hintergrund. „Ally! Gib mir das Telefon zurück! Stiles, hör nicht zu, sie lügt!“
 

„Ich will dich nur vorwarnen. Falls du morgen nicht unglaublich glücklich aussiehst, wird Scott losziehen und Derek verprügeln. Und er hat mich auf sehr unsubtile Art und Weise gefragt, wo mein Dad seine Waffen aufbewahrt.“
 

„Das ist alles gelogen!“ ruft Scott indigniert.
 

„Ähm…“, macht Stiles.
 

„Sie sagt die reine Wahrheit“, mischt Isaac sich ein. Als ob den jemand um seine Meinung gebeten hätte. „Au Scott! Hör auf mich beißen!“
 

„Halt ihn fest!“
 

„Hör auf mich zu kitzeln! Allison!“
 

„Ok~ay. Das ist mein Stichwort. Ich leg jetzt auf“, verkündet Stiles. „Und werde so tun, als ob dieser Anruf niemals stattgefunden hat. Seid nett zu Scott. Denkt dran, er mag wie ein Werwolf aussehen, aber er besteht tatsächlich aus Zucker.“
 

„Wir sind immer nett“, versichert Allison.
 

„Hah!“ Stiles legt auf.
 

Seine Freunde sind die Schlimmsten.
 

-
 

Um Punkt Acht klingelt es an der Tür. Stiles steht seit zwanzig Minuten davor und starrt die Wohnzimmeruhr an, die an der Wand hängt.
 

Sein Herz schlägt einen Salto und er reißt die Tür auf.
 

„…uhm“, sagt Derek. Seine Hand schwebt immer noch über der Klingel in der Luft. Hastig nimmt er sie herunter.
 

„Hi“, stößt Stiles atemlos hervor.
 

„Hi“, erwidert Derek.

Er hat den geweiteten, panischen Blick eines Rehs auf der Autobahn, das sich plötzlich und unvermittelt mitten im Scheinwerferlicht eines herannahenden LKWs wiederfindet. „Du … du siehst…“ Er macht eine vage Handbewegung an ihm entlang. „…aus“, endet er schließlich.
 

„Ja“, sagt Stiles schwach. „Du auch?“
 

Er kann sehen wie Dereks Kehlkopf auf und ab hüpft, als er schluckt. Stiles spürt wie sein Mund trocken wird. Da sind Bartstoppeln und so.

Derek zieht eine Reihe komplizierter Grimassen. Unfairerweise sieht er dadurch nicht weniger gut aus.

Abrupt macht er den Mund auf und gleich wieder zu.
 

„Okay?“ sagt Stiles, vorsichtig hoffnungsvoll.
 

Derek zerrt an dem Kragen seines T-Shirts.
 

„Meine Schwester wies mich darauf hin“, sagt er schließlich, „dass eventuell Unklarheiten über meine… Intentionen… bezüglich dieses Abends bestehen könnten. Und dass es … angemessen wäre, das gleich von Anfang an aufzuklären.“
 

Intentionen.

Bezüglich des Aben-… oh.
 

„Oh“, sagt Stiles leise.

Er fühlt sich, als ob jemand abrupt und ohne Vorwarnung eine Faust in seinen Brustkorb gerammt und sein Herz zusammengeknäult hätte wie altes Zeitungspapier.

Die 67% Wahrscheinlichkeitsrechnung dass das hier ein Date ist, schrumpelt zusammen wie ein angestochener Luftballon.
 

„Nein“, sagt er schnell. Zu schnell. „Ich hab nie gedacht… wieso sollte ich… da bestanden nie Zweifel.“
 

„Gut“, sagt Derek. Er klingt erleichtert.

Und Stiles möchte sterben.

Nur ein bisschen. Aber dafür sehr intensiv.
 

Lydias Lächeln fällt ihm ein, und Scotts liebe Worte. Er denkt an Allison und Cora und Isaac, die alle irgendwo sind und ihm die Daumen drücken.

Für ein Date, das nur in seinem Kopf jemals existiert hat.

Gott. Er wird ihnen nie wieder in die Augen sehen können.
 

Vielleicht hat er doch kein so gutes Pokerface wie er immer dachte.
 

Derek runzelt die Stirn. „Stiles, was…?“
 

„Da bestanden nie Zweifel“, wiederholt Stiles tapfer. „Wieso sollte ich…“ Er hebt in einer hilflosen Geste die Schulter. „Nicht mal ich bin so blöd.“
 

Nur, dass er tatsächlich so blöd ist.

Ganze einundzwanzig Stunden lang war er so blöd. Es fühlt sich an wie eine Ewigkeit.
 

Eine Emotion huscht über Dereks Gesicht, so schnell, dass sie schon weg ist, bevor Stiles auch nur einen Versuch unternehmen kann sie zu entziffern. Ohne Vorwarnung beugt er sich nach vorne und Stiles stolpert einen Schritt zurück.

„Du riechst traurig“, sagt Derek. „Wieso riechst du traurig?“
 

„Alter!“ Stiles wedelt abwehrend mit den Händen. „Uncool!“
 

„Stiles…“
 

„Es ist nichts, okay? Ich hab nie angenommen, dass das ein Date sein könnte! Wieso sollte ich…?“

Er macht Anstalten sich abzuwenden, damit Derek sein Gesicht nicht sehen kann.
 

Dereks Finger, die sich um sein Handgelenk schlingen, halten ihn auf.

Überrascht blickt er auf.
 

„Es ist ein Date“, sagt Derek.
 

Stiles spürt wie seine Augen sich weiten.
 

„Wenn du das willst“, sagt Derek schnell. „Wenn nicht, dann vergiss dass ich das gesagt habe und wir… bestellen einfach Pizza und ich höre dir stundenlang dabei zu wie du Monologe über Nolan-Filme hältst. Auch wenn du unrecht hast. Aber wenn du es willst… dann ist es ein Date.“
 

Stiles starrt ihn an.

Und starrt. Und starrt.
 

„Sag was“, fordert Derek. Er klingt gereizt. Gereizt ist nur ein anderer Ausdruck für ‚nervös‘ in Dereks Sprache.

Aber seine Finger sind warm und sicher direkt über Stiles‘ Puls.
 

„Hab ich nicht“, sagt Stiles schwach.
 

Derek runzelt die Stirn. „Hast nicht was?“
 

„Unrecht.“
 

„Doch, hast du.“
 

„Wie kannst du ein Date mit mir haben wollen?“ platzt es aus Stiles heraus. Er muss es wissen. „Ich rede die ganze Zeit, ich habe eine fragwürdige Beziehung zu Karohemden und ich bin gepunktet!“
 

Derek hebt die Augenbrauen. „Gepunktet?“
 

Stiles errötet. Das hat er nicht einmal sagen wollen. Verlegen deutet er auf seine Wange.
 

Dereks Gesicht wird weich. Der Griff um Stiles Handgelenk ist sehr behutsam, als er ihn zu sich heranzieht und sein Gesicht ist plötzlich sehr nah.

„Ich bin ein Werwolf, mein Gesicht besteht zur Hälfte aus Augenbrauen und meine kleine Schwester hat mir Stichwortkärtchen für heute Abend geschrieben, weil ich nie weiß, was ich sagen soll.“ Er zuckt mit den Schultern, als wollte er damit sagen ‚wieso solltest du mich daten wollen?
 

„Alter“, protestiert Stiles. „Das stimmt doch alles gar nicht. Du bist geradezu ekelhaft perfekt. Und ich mag deine Augenbrauen. Es ist immer so, als ob sie mit mir reden, sogar dann wenn du mich finster anschweigst.“
 

Dereks Mundwinkel zucken. Es sieht aus wie ein Lächeln.
 

Er neigt den Kopf nach vorne. „Ich mag deine Punkte“, sagt er leise, direkt neben Stiles‘ Ohr.
 

Es stellt sich heraus, dass Cora recht hatte und seine Zebrapunkte doch für etwas gut sind.

Man kann sie mit der Zunge nachfahren.
 

Ende



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  MaiRaike
2018-04-05T21:41:33+00:00 05.04.2018 23:41
Oh ich liebe diese Fanfic immer noch! Ich habe sie gerade als inoffizielles Finale zur Wahrheit über Wölfe gelesen... :D
Von:  Hatschepueh
2015-10-09T20:03:00+00:00 09.10.2015 22:03
Okay... Was treiben Scott, Allison und Isaac da zu dritt?
Stiles mit seinen Selbstzweifeln sobald es um sein Aussehen geht, gut das Lydia da ist und ihm Mut zuspricht.
Und noch eine bezaubernde Geschichte aus deiner Feder. Ich liebe sie alle.
Von:  WillowSilverstone
2015-07-28T11:08:55+00:00 28.07.2015 13:08
Echt total süß
Sehr niedlich
Von:  rea_seraph
2015-01-23T12:52:40+00:00 23.01.2015 13:52
awwwwwwwww... so viel Liebe für diese fanfic!!!! <3
das war ja soooo zauberhaft.
Du hast alle Charaktere so gut getroffen.... *dahinschmelz*
Weiter so! :3
Von:  Black_Polaris
2014-10-28T22:31:26+00:00 28.10.2014 23:31
ich sterbe vor lachen und gerührt sein XD
Von:  pluesch_ki-chan
2014-04-01T22:15:10+00:00 02.04.2014 00:15
Ganz viel Liebe und Einhornbabys für dich. XD
Ich liebe das Hale-Ding XD
Von:  MaiRaike
2014-02-05T08:08:20+00:00 05.02.2014 09:08
Zebrapunkte... Ich habe auch ganz viele Zebrapunkte! Ich sage mir immer ich bin ein umgekehrter Sternenhimmel (nicht helle Punkte auf dunklem Grund sondern dunkle Punkte auf hellem).
Aber das mit den Schokoflöckchen gefällt mir noch besser!

Du hast die Aufregung von Stiles super eingefangen. Ich hab richtig mitgehibbelt! Hach...

Aber was Scott da mit Alison und Isaak gemacht hat... Gott, das Bild kriege ich doch nie mehr aus dem Kopf!

Ein fantastischer Oneshot.
Von:  Ur
2014-02-05T00:10:39+00:00 05.02.2014 01:10
Zebrapunkte *-* Der niedlichste Ausdruck der Welt <3

Wie immer kann ich nichts Sinnvolles sagen, außer, dass ich all den Freundschaftsfluff und die anderen ship-Andeutungen liebe und dass, obwohl die Serie mir Derek/Stiles (und Derek generell) irgendwie versaut hat, du mich trotzdem in deinen FFs damit versöhnst. Hach, ich bin sehr plüschig jetzt und habe mehrmals gelacht (am lautesten wahrscheinlich über die Demenzsache zwischen Scott und Stiles) und solltest du jemals eins der in diesem Oneshot angedeuteten anderen Pairings schreiben, werde ich dir eine riesige Ladung Kekse backen und dich mit Glitzerkonfetti überhäufen.

Liebe! <3
Von:  Memphis
2014-02-03T08:42:50+00:00 03.02.2014 09:42
Awww, süß!

Und ich mag es, dass du all diese Pack-Feelings hast und darüber schreibst, weil ich das auch sehr mag. (Und yay Scott/Allison/Isaac ist mein OT3!)

Außerdem V-Necks an Stiles, unf ...


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