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Raritäten

rare-pair Oneshots
von

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Auf Bewährung

Dean kann nach all der Zeit nicht genau sagen, wie er hier gelandet ist. Er weiß, dass es alles mit diesem verhängnisvollen Nachsitzen angefangen hat, als Ron und Seamus gewettet haben, dass Dean sich nicht trauen würde, Zabini Pufferfischaugen auf den Afro zu schnipsen.
 

Dean hatte immer schon Probleme damit, solche Wetten auf sich sitzen zu lassen, aber Professor Snapes Unterricht war wahrscheinlich nicht der beste Moment, um das ganze in die Tat umzusetzen. Ganze vier Pufferfischaugen haben es auf Zabinis Afro geschafft, bevor er und Snape in etwa gleichzeitig bemerkt hatten, was Dean da gerade tat.
 

Wahrscheinlich hätte Dean das Nachsitzen alleine verlebt, wenn nicht just in diesem Moment Professor McGonagall den Kerker betreten hätte, als Zabini mit einer Scheibe Krokodilherz zum rächenden Schlag ausholte.
 

Dean hatte—eine unappetitlich große Menge Krokodilblut im Haar und im Gesicht—das Mahlen von Snapes Unterkiefer gesehen, als er sich vor den Augen von Professor McGonagall nicht traute, nur Dean Nachsitzen aufzubrummen. So war eines zum anderen gekommen.
 

Zwei schwarze Jungs, einer mit einem Rest Krokodilblut an der Schläfe, der andere mit einem einzelnen Pufferfischauge im Afro unten im Kerker und schweigend vor Zorn damit beschäftigt, alte Schlangenhäute und Flubberwürmer auszumisten.
 

Da keiner von ihnen Harry Potter hieß, durften sie dabei sogar Handschuhe tragen. Dean hatte das Gefühl, dass diese Situation wie der Anfang eines Witzes klang, das weiß er noch. Es war ein sehr abstruser Abend gewesen. Wenn die eine oder andere bröckelig gewordene Schlangenhaut durchs Zimmer geflogen und das Nachsitzen in unerwartetem Gelächter geendet war, dann...
 

Nunja.
 

Dann war das wahrscheinlich der Grund, wieso Dean Zabini heute zum genau dreiundzwanzigsten Mal gezeichnet hat und viel zu viel Zeit damit verschwendet, über ihn nachzudenken. Eine Tatsache, die er sehr gerne mit ins Grab nehmen würde. Slytherin und Gryffindor, das war eine Kombination, auf die die meisten Leute herabblickten. Unter anderem sein bester Kumpel, der Dean einmal dabei ertappt hatte, wie er nach dem Abendessen Richtung See schlendern wollte, um sich dort mit einem gewissen jemand zu treffen.
 

„Wieso genau triffst du dich mit dem?“, hatte Seamus gefragt. Dean weiß noch, dass hitzige Scham in ihm aufgestiegen war, gepaart mit einer gesunden Portion Trotz.
 

„Er ist ganz in Ordnung, wenn man ihn mal kennenlernt.“
 

Seamus hatte ihm sehr offensichtlich nicht geglaubt, aber Dean hatte sich trotzdem mit Zabini getroffen. Und noch einmal. Und noch einmal.
 

Nach dem siebten Mal hatte Zabini aufgehört ihn „Thomas“ zu nennen und zum ersten Mal „Dean“ gesagt.
 

Vielleicht war Deans Magen dabei ein wenig durchgedreht.
 

Letztendlich hätte ihm klar sein müssen, dass er immer noch ein Schlammblut in den Augen der meisten Slytherins ist. Dean sind rassistische Äußerungen nicht fremd, auch wenn das Wort, mit dem er aufgewachsen ist, anders ist, als das, was er hier in Hogwarts gelernt hat.
 

Als Pansy Parkison ihn Schlammblut nennt und ihre Freundinnen darüber lachen und Draco süffisant grinst, huschen Deans Augen hinüber zu Blaise. Er ist sich nicht sicher, was genau er eigentlich erwartet hat. Ein „rettendes“ Eingreifen? Von einem nicht vorhandenen Ritter in schimmernderRüstung?
 

Irgendwie ist ihm klar gewesen, dass Blaise nichts sagen würde. Dean hat vielleicht—oder sogar sehr definitiv—schon hundert Mal über so eine Situation nachgedacht. In seinen kühnsten Gedanken ist Blaise eingeschritten. In einem ganz geheimen Tagtraum hat Dean sich vielleicht vorgestellt, wie Blaise anschließend seine Hand nehmen und mit ihm davon stolzieren würde.
 

Diese Fantasie ist sehr weit nach hinten in sein Gehirn verbannt und dort versteckt worden und Dean kann förmlich spüren, wie sie dort in Rekordzeit verwelkt, während er hier von Slytherins umringt steht und sich ihre dämlich grinsenden Gesicht ansehen muss.
 

Dean möchte Blaise nicht noch mal ansehen, aber er tut es doch.
 

Wie bescheuert er gewesen ist. Er hätte auf Seamus hören sollen, denkt er sich, als er so tut, als würde ihm die ganze Situation nichts ausmachen. Er verdreht die Augen und zeigt Pansy den Mittelfinger, bevor er sich umdreht und den Gang entlang verschwindet, Pansy’s Gekicher noch in den Ohren.
 

Wieso muss er so dämlich sein?
 

Wieso hat sein beknacktes Herz beschlossen, sich in einen beknackten Slytherin zu verknallen?
 

Einen, der erstaunlich subtile Witze macht und ein überraschend hübsches Lächeln hat, wenn er denn mal lächelt. Einer, der Deans Zeichnungen als „nicht übel, Thomas“ betitelt hat und der angestrengt ist von der öffentlichen Aufmerksamkeit, die seine Mutter bekommt. Einer, der gerne liest und interessiert klang an Mugglefilmen, als Dean davon erzählt hat und—
 

Ugh.
 

Dean achtet nicht so richtig darauf, wo er eigentlich hinläuft, aber letztendlich landet er draußen auf den Ländereien beim See, wo er sich zwischen ein paar Bäume hockt und anfängt, wahllos Steine in den See zu katapultieren.
 

Vielleicht kann er so auch gleich ein paar seiner bescheuerten Gefühle loswerden. Kann man Gefühle im See ertränken?
 

Er stellt sich vor, Seamus von seinem Dilemma zu erzählen, aber er hat das Gefühl, Seamus würde ihn nur angucken, als hätte er nicht mehr alle Tassen im Schrank. Dean will es Seamus zugute halten, dass er wahrscheinlich nicht so gucken würde, weil Dean sich in einen Jungen verknallt hat. Sondern weil der besagte Junge ein Slytherin ist.
 

Dean ist sehr in Gedanken versunken und hört die Schritte nicht, die sich ihm nähern, bis ein Schatten auf ihn fällt und ihm die Sonne versperrt.
 

Er erkennt schon an den Schuhen, wer vor ihm steht. Eine Tatsache, die ihn über sich selbst die Augen verdrehen lässt. Aber Dean weigert sich aufzuschauen, sondern schmeißt den nächsten Stein sehr dicht an Blaise vorbei in den See. Fast ist er ein bisschen traurig darüber, ihn nicht getroffen zu haben.
 

Blaise sagt so lange nichts, dass Dean sich wirklich zusammen reißen muss, ihn nicht störrisch anzusehen. Oder ihn anzuschreien. Oder ihm doch noch einen Stein gegen seinen bekloppten, hübschen Kopf zu werfen.
 

„Du bist sauer.“
 

Dean muss sich sehr zusammenreißen, nicht verächtlich zu schnauben. Er hebt endlich den Kopf und schaut zu Blaise hoch. Es ist nicht leicht, sein Gesicht zu lesen, weil Blaise meistens sehr bemüht ist, sorgfältig und ausdruckslos dreinzublicken. Dean sucht in dem hübschen Gesicht nach einem Anzeichen für irgendwelche Gefühle.
 

Wahrscheinlich sucht er da vergebens.
 

„Wow, ich bin beeindruckt. Zehn Punkte für Slytherin für diesen Geistesblitz.“
 

Blaise hat tatsächlich den Anstand sich auf die Unterlippe zu beißen.
 

Dean weiß nicht, wie er mit dieser ganzen bekloppten Situation umgehen soll, deswegen rappelt er sich auf und klopft sich Dreck vom Umhang. Zu seinem Unmut ist Blaise leider gute zehn Zentimeter größer als er.
 

Ugh.
 

„Was hätte ich deiner Meinung nach machen sollen“, sagt Blaise und verschränkt die Arme vor der Brust. Dean möchte ihm liebend gern eine reinhauen.
 

„Oh, ich weiß nicht. Wie wäre es gewesen mit ‚Sag dieses Wort nicht‘ oder ‚Dean ist eigentlich kein übler Typ‘ oder ‚Halt die Fresse, Parkinson‘?“
 

Blaise öffnet den Mund, aber Dean hat jetzt schon die Schnauze voll.
 

„Vergiss es. Ich hab die Schnauze voll“, sagt Dean wütend und er hört, dass seine Stimme zittert. Er wünscht sich, seine Gefühle besser unter Kontrolle zu haben. So wie Blaise, der einfach aussieht wie eine Marmorstatue als Dean an ihm vorbei rauscht.
 

„Warte“, ruft Blaise ihm nach.
 

„Lass mich in Ruhe“, blafft Dean zurück.
 

„Es tut mir Leid, ok?“
 

„Nein, es ist nicht ok!“
 

Dean hat sich wieder umgedreht und seine Stimme trägt über den See und durch den Wald. Er will eigentlich nicht laut werden, er will seine Gefühle unter Kontrolle halten, aber er ist so endlos enttäuscht und wütend. Seine Hände sind zu Fäusten geballt, als er zu Blaise hinüber sieht, der nun gute fünfzehn Meter von ihm entfernt steht und zu allem Überfluss seine Hände in die Hosentaschen gesteckt hat.
 

Dean weiß, dass irgendwo da drin Gefühle sind.
 

Aber anscheinend ist er es nicht wert, dass man sie rauslässt.
 

„Es ist nicht ok! Es ist nicht ok, dass du verheimlichst mit mir abzuhängen. Es ist nicht ok, dass du einfach daneben stehst, wenn deine dummen Freunde mich beleidigen! Du bist ein erbärmlicher Feigling und ich hab keine Ahnung, was genau ich an dir eigentlich so ma—“
 

Dean klappt den Mund zu, bevor er noch irgendwas sehr viel Dümmeres sagen kann.
 

„Ich hab schon gesagt, dass es mir leid tut.“
 

Blaise kommt jetzt auf ihn zu. Dean meint, ihn schlucken zu sehen.
 

Wieso hat er das gesagt? Wieso hat er nicht einfach die Klappe gehalten?
 

„Klar. Und gleich gehst du wieder zurück zu deinen beknackten, rassistischen Freunden und dann könnt ihr über mich herziehen und später soll ich dann so tun, als wäre das alles nicht passiert, ja? Was soll das eigentlich alles? Wieso triffst du dich überhaupt mit mir, wenn du dann nichts Besseres zu tun hast, als—“
 

Dean gibt ein erschrockenes Geräusch von sich, als er sich plötzlich mit dem Rücken an einem Baum wiederfindet, zwei sehr weiche, langfingrige Hände an den Seiten seines Gesichts und ein paar entschlossener Lippen auf seinen.
 

Oh.
 

Blaise‘ Augen sind geschlossen und er ist so nah, dass Dean seine Wimpern zählen kann. Sein Herz stürzt sich in ein hysterisches Stakkato und er kann kaum atmen, während sein Gehirn versucht gedanklich aufzuholen und die Situation zu begreifen.
 

Blaise küsst ihn.
 

Auf den Mund.
 

Dean würde gerne sagen, dass seine Wut nicht zur Hälfte verpufft, aber er denkt schon so lange darüber nach, wie es sein muss, Blaise zu küssen, dass sein erster Instinkt ist, seine Hände in Blaise‘ Umhang zu verkrallen und ihn festzuhalten, die Augen zu schließen und sehr enthusiastisch zurückzuküssen.
 

Blaise gibt ein Geräusch von sich, das Dean nicht erwartet hat. Es ist irgendwo zwischen einem Keuchen und Seufzen und Dean hat sofort das Bedürfnis, noch mehr von diesen Geräuschen zu hören. Aber dann fällt ihm ein, dass er eigentlich immer noch sauer ist und er zieht den Kopf zurück.
 

Blaise‘ Lippen folgen ihm einige Zentimeter und seine Augen sehen tatsächlich ein wenig glasig aus.
 

„Was zum—“
 

„Deswegen. Deswegen treff ich mich mit dir“, sagt Blaise. Klingt er etwa heiser?
 

„Aber—“
 

„Es war... scheiße. Ich hätte was sagen sollen.“
 

Blaise schaut ihn nicht an. Dean ist sich nicht sicher, dass Blaise schon jemals in seinem Leben zugegeben hat, irgendwas falsch gemacht zu haben. Aber hier ist er, ein Riss in der Rüstung. Ein Bruch im Marmor.
 

„Ich werd nicht dein kleines Schlammblut-Geheimnis sein“, sagt Dean mit verengten Augen. Blaise verzieht das Gesicht über die Formulierung—etwas spät, wie Dean findet.
 

„Ich werd mich nicht über Nacht in einen Gryffindor verwandeln“, sagt Blaise mit gehobenen Augenbrauen. Dean denkt kurz darüber nach, was das bedeutet. Wahrscheinlich, dass Blaise sich nicht getraut hat, was zu sagen. Dean erinnert sich daran, wie Dumbeldore im ersten Jahr gesagt hat, dass es Mut kostet, sich seinen Feinden in den Weg zu stellen, aber noch mehr Mut, sich seinen Freunden in den Weg zu stellen.
 

„Deine Freunde sind Arschlöcher“, sagt Dean brummig.
 

Blaise schnaubt.
 

„Nun. Ich bin auch ein Arschloch“, sagt er.
 

Dean seufzt und verdreht die Augen.
 

„Wenn du mich noch mal küssen willst, kannst du lernen, seltener ein Arschloch zu sein“, sagt er und löst sich komplett von Blaise, ehe er Richtung Schloss davon stapft.
 

„Heißt das, wir sind wieder—ok?“, ruft Blaise ihm nach.
 

Dean schnaubt.
 

„Du bist auf Bewährung, Arschloch!“
 

Er hört Blaise noch ein schnaubendes Lachen ausstoßen, dann ist er außer Hörweite. Dean muss sich sehr bemühen, nicht mit den Fingern seine Lippen berühren. Er wird ja sehen, wohin all das ihn noch führt. Für den Moment reicht ihm die Gewissheit, dass Blaise Zabini doch irgendwo Gefühle unter seinem Mamor versteckt hat.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  _Natsumi_Ann_
2019-07-10T09:36:42+00:00 10.07.2019 11:36
„Du bist auf Bewährung, Arschloch!“

Diesen Satz mochte ich am meisten xD
Meine Gedanken drehen sich schnell im Kreis wenn ich an zwei Schwarze denke...also wenn es weiter gehen soll *hust*
Ob das mal gut geht dann XD Normalerweise verbinde ich Dean mit Seamus xD aber das hier war auch mal nett einfach Schlange & Löwe <33
Antwort von:  Ur
10.07.2019 17:15
Da das hier ja rarepairs werden sollen, gibts kein Dean/Seamus ;) Aber da das hier ein Oneshot ist und ich keine Erotik schreibe, muss ich dich da bzgl. einer Fortsetzung leider enttäuschen. Danke fürs Kommentieren!
Von:  B
2019-04-03T13:26:03+00:00 03.04.2019 15:26
Es ist wie immer ein Traum! A+ niche pairing! :D <3


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