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Let Me Go

Tauriel's Story
von

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Prolog


 

Kennst du den Moment wenn dir alles egal wird, wenn alles über dir zusammenbricht ?

Wenn die Welt sich zusammenzieht und sich dann zum Zerreißen spannt ?

Kennst du das Gefühl von zu kühler Luft in deinen Lungen ?

Die Vorstellung von einem freien Fall ?

Der Gedanke an die Ewigkeit ?

Der Wunsch nach einem Trost, einem ehrlichen Wort ?

Es gibt diesen einem Moment, der perfekt ist, nach dem wir alle streben.
 

Doch er ist weit entfernt und immer wenn wir danach greifen wirkt er noch ein Stück weiter entfernt.

Wir fallen, und stehen wieder auf.

Wir straucheln, fangen uns ab und gehen weiter als wäre nie etwas passiert.
 

Doch nichts geht spurlos an uns vorbei,

Narben bleiben sichtbar und auch unsichtbar,

es vergeht kein Tag an dem ich nicht über die Vergangenheit nachdenke.

Kein Tag vergeht an dem ich mir wünschte alles wäre anders gekommen.


 

“Trust your heart if the seas catch fire,

live by love though the stars walk backward.”

― E.E. Cummings
 


 

"Warum nicht?"
 

Ich hörte die Worte, doch wollte sie einfach nicht verstehen, ich wünsche sie wären nie gefallen. Ich wollte nicht hören wie er von mir verlangte mit ihm zurückzukehren, jetzt, wo all diese Menschen unsere Hilfe brauchten und nicht nur die Menschen. Warum verstand Legolas es nicht, waren meine Beweggründe wirklich so undurchsichtig.
 

Ein Seufzen entwich meinen Lippen, dann hob ich den Blick, obwohl ich ihm lieber ausgewichen wäre. Es war nicht meine Art auszuweichen, es war nicht meine Art meinem engsten Vertrauten und Freund aus dem Weg zu gehen.
 

"Ich kann nicht.", sagte ich ruhig, während über uns die hellen Lichter der Sterne glänzten. Die Nacht war ruhig, die Wasser fast bewegungslos, so lag Seestadt in seiner Wiege. Doch ich wusste das diese Ruhe nicht von Dauer sein würde, ich wusste das etwas nahte, etwas das größer sein würde, größer und mächtiger.
 

"Es gibt einen Unterschied zwischen Können und Wollen, Tauriel!"
 

Schon wieder, schon wieder fühlte ich den schmerzhaften Stich der Schuld in meinem Herzen. Eine Schuld die ich mir bereits vor einigen Tagen eingestanden hatte, oder vermutlich schon viel früher, doch ich konnte ihm die Wahrheit nicht sagen.
 

"Er wird dich nicht zurückkehren lassen wenn du nicht mit mir kommst."
 

Wie Recht Legolas doch mit seinen Worten haben würde, ich wusste das er Recht behalten würde. Mehr als einen Befehl hatte ich missachtet, man konnte mir zugute halten das ich die Befehle auf meine Art ausgelegt hatte, doch für meinen König würde das keine Rolle spielen, das hatte es noch nie. Eigentlich war es doch die Chance auf die er seit Jahren, vielleicht Jahrhunderten gewartet hatte, die Chance eine große Distanz zwischen mich und seinen Sohn zu bringen.
 

"Ich weiß!"
 

Fast konnte ich in seinen Augen die Worte lesen, die Worte von denen ich hoffte er würde sie nie aussprechen und mich nicht dazu zwingen sein Herz zu brechen. Das Herz das mir so viel bedeutete, so viel das ich es um jeden Preis schützen würde. Das Herz, selbst wenn ich es erhören würde - früher oder später zerbrechen würde.
 

"Und ich weiß das es dir nicht egal ist!"
 

Wieder hatte er Recht, natürlich war es mir nicht egal, Düsterwald würde mir nie egal sein, die Heimat verbunden mit so viel Freude und so viel Leid gleichermaßen. Ich hatte immer gehofft das ich etwas wirklich gutes wiederfinden würde - zu Hause. Doch nichts, nicht mehr als eine immer näher kommende Finsternis. Die Zukunft Düsterwalds hing an einem dünnen Faden, und die Schere die ihn schneiden würde lag in Thranduils Hand. Ich hatte es wirklich versucht, ich hatte versucht das Richtige zu tun, ich hatte doch wirklich jedes Mittel genutzt und doch hatten wir keine Chance gegen die Bedrohung die ganze Waldstücke unserer Kontrolle beraubt hatte.

Natürlich war es meine Schuld, vielleicht war es sie auch nicht denn ich war mir selbst nicht sicher ob es nicht tatsächlich meine Schuld war. Die Anführerin der Waldwache - nicht in der Lage die Grenzen zu schützen, wie ich mich selbst dafür hasse.
 

"Es ist dir nicht egal Tauriel, warum bleibst du hier, hier wird dich nur der Tod erwarten. Es sind keine herumtreibenden Orks, oder ein Waldtroll, es ist ein Drache."
 

Mein Blick hatte sich leicht verfinstert als ich ihn ansah, "Ich weiß. Ich weiß das du zurück gehen musst, verlange das nicht von mir, jemand muss ihnen helfen."
 

Vielleicht hatte ich bewusst nicht Zwerge gesagt, vielleicht doch, ich kann mich heute nicht mehr daran erinnern, nur das ich mit meinen Worten mein Ziel erreichte. Doch ich konnte sehen das er wusste, das jedes weitere Wort zwecklos wäre, ich hatte schon immer die Angewohnheit meinen Kopf durchzusetzten. Vielleicht hatte man sich deshalb hinter meinem Rücken erzählt ich sei das Unglück einer Elbe und eines Menschen. Nicht unbedingt das, was man sich als aufstrebende Soldatin gewünscht hatte, doch irgendwann konnte ich mich mit der Situation abfinden, denn ich wusste ich würde nie alleine da stehen.
 

"Du begehst einen Fehler!", hörte ich Legolas sagen während dieser auf sein Pferd aufstieg und die Zügel in seine Hände nahm.
 

"Einen von Vielen.", hörte ich mich noch selbst sagen. Sein undurchdringlicher Blick verursachte einen weiteren Schmerz in meiner Brust, doch dann hatte er sein Pferd bereits herumgerissen und ritt in die Nacht, zurück nach Düsterwald.
 

"Harthon gerithach lend vaer, Legolas!"*, mit diesen Worten des Abschieds auf meinen Lippen sah ich in den Himmel. Würde das dass letzte Mal sein das unsere Wege sich kreuzten. Doch bevor Schuld erneut ihren Platz in meinem Herzen einnehmen konnte besann ich mich darauf das er etwas Besseres verdient hatte, etwas Besseres als so einen Tod, etwas Besseres als diese Mission und etwas Besseres als mich.
 

Trotz allem war ich mir sicher das dies nicht das letzte Mal gewesen war, tief im Herzen trug ich eine Gewissheit, eine Vorahnung.
 


 

"Ich glaube er wacht auf!" Die Stimme, des blonden Zwergen über mir, ließ meine Aufmerksamkeit den Horizont verlassen und nun nach oben zu dem kleinen beleuchteten Fenster schauen. Ein letzter Blick in die Ferne, doch ich konnte Legolas nicht mehr erkennen, noch hörte ich das hektische Galoppieren seines Pferdes, er war fort.
 

Das Holz knarrte unter meinen Füßen als ich die Kammer betrat die nur von wenigen Kerzen erhellt war, kein Vergleich zu den prachtvollen Hallen Düsterwalds in denen sich das Sternenlicht der Nacht zu spielen schien. Zu ihrer Rechten sah sie Fili der stand und seinen Bruder beobachtete, doch er trat ohne das ich ein Wort verlieren musste einige Schritte zurück als ich dem Tisch, auf dem Kili lag näher kam.
 

Zwar war es kein besonders anmutiger Anblick, doch immerhin sah der Zwerg nun bei weitem besser aus als es noch vor einigen Stunden ausgesehen hatte. Forschend suchte meine Hand sein Herz und ich fühlte das sanfte und regelmäßige Pochen in meiner Handinnenfläche vibrieren.
 

"Geht es ihm gut?"
 

Nun das Fili beunruhigt war konnte man ihm sicher nicht verübeln, immerhin hatte ich selbst gesehen wie schlimm es um den vor mir liegenden Zwerg gestanden hatte. Ich nahm meine Hand wieder zu mir und drehte mich, um ihm zu antworten.
 

"Ja, das Kraut hat geholfen, er wird es überleben."
 

Fast als hätten meine Worte eine Reaktion ausgelöst hörte ich zu meiner linken ein Stöhnen.
 


 

*Ich hoffe du wirst eine gute Reise haben, Legolas

Kapitel 2

“Some people don't understand the promises they're making when they make them," I said.

Right, of course. But you keep the promise anyway.

That's what love is.

Love is keeping the promise anyway.”

― John Green, The Fault in Our Stars
 


 

Lange hielt ich es dennoch nicht in dem Haus aus, der Orkgestank überwältige meine Sinne so das ich mich nur noch nach einer Brise frischen Luft sehnte.

Draußen lehnte ich mich gegen die Hölzerne Wand, lauschte dem fernen Rumoren des Berges - des Drachens. Noch standen die Sterne still an ihrem Firmament, nicht zu vergleichen mit den wunderschönen Lichtern die ich bereits erblickt hatte, dennoch konnte man kaum glauben das diese Ruhe so nah zwischen Frieden und Zerstörung ruhte.
 

Neben mir hörte ich ein schroffes Schleifen und sah zur Seite. Fili, der einen Orkkörper nach dem anderen aus dem kleinen Raum zog um diese über das brüchige Geländer in das eiskalte Wasser zu werfen. Ja vermutlich würde jeder von ihnen eine Beschäftigung brauchen eher diese Welt in Flammen aufgehen würde. Während ich noch darüber nachsinne wie wir dem Tod entgehen könnten hörte ich von drinnen erneut Kilis Stimme.
 

"Es geht schon wieder.", dann ein dumpfes Klatschen - bestimmt hatte er gerade intime Bekanntschaft mit dem Boden gemacht - ich musste mir ein süffisantes Lächeln verkneifen, selbst in einer angespannten Situation wie dieser schaffte ich es nicht diese perfekte Emotionslosigkeit beizubehalten. Welch eine Schande, kein Wunder das ich in Düsterwald nie wirklich Anklang gefunden habe, als nicht-elbisch hat man mein Verhalten bezeichnet, ich sei zu stürmisch, zu unberechenbar. Früher haben mich diese Worte wirklich geschmerzt, doch hätten mehr Elben diese Eigenschaften, so könnten wir diese Welt viel mehr zum guten Beeinflussen. Doch allein das Beispiel meines Königs reichte aus um die Elben im schlechtesten Licht darzustellen.

Mit einem Schnauben wandte ich mich ab, offenbar hatte der blonde Zwerg es geschafft alle Leichen verschwinden zu lassen, daher betrat ich ruhig den Raum.
 

"Wo habt Ihr eigentlich deinen verzogenen Begleiter gelassen ?" hörte ich Fili der sich gerade anschickte sich mit Waffen zu bestücken.
 

"Solltet Ihr nicht etwas dankbarer sein, immerhin trägt er Anteil daran das ihr heute noch am Leben seid!", antwortete ich und mein Blick wurde ernst. Wieder einmal bemerkte ich wie es mich störte, wenn jemand schlecht über Legolas sprach. Es verletzte mich nicht auf einer bestimmten Ebene, aber ich wusste sehr wohl wie viel ich ihm zu verdanken hatte, daher verdiente er meinen Respekt.
 

"Nunja hätte eurer feiner Elbling und ihr uns nicht aufgehalten in eurem verrottenden Wald dann wären wir gar nicht in diese Situation gekommen."
 

Zwerge - herrisch und rechthaberisch, am liebsten hätte ich ihn in diesem Moment den Orks hinterher geworfen, vermutlich hätte das eisige Wasser seine Sinne geklärt. Auf der anderen Seite war er ein Zwerg, vermutlich hätte diese Gegebenheit absolut nichts bewirkt.
 

"Hätten wir euch nicht gefunden, hättet ihr einen elenden Tod durch die Spinnen erlitten, wenn ich Recht darüber nachdenke, schuldet ihr uns bereits das doppelte Gewicht eures Lebens, Zwerg - ihr beleidigt mich mit euren Anschuldigungen."
 

Nun ich fühlte mich keineswegs beleidigt, dies war ein typisches Verhalten, ich hatte nicht mehr erwartet, dennoch benutzte ich diese Floskel des Öfteren, meistens wirkte diese.

"Ich bin mir sicher...", nun trat der Zwerg einige Schritte auf mich zu, dennoch überragte ich ihn um mehrere Köpfe. Ein Kampf wäre sinnlos gegen mich, das hätte er erkennen müssen, doch zu einem Kräftemessen, das ich sicherlich gewonnen hätte, kam es nicht - denn der Blondschopf wurde jäh am Kragen seines Ledermantels zurückgezogen.
 

"Das reicht jetzt, wir müssen zu unserem Onkel."
 

Der Blick den mir Fili zuwarf war auf keinen Fall beruhigend, doch offenbar hörte er auf seinen Bruder - sein Glück.
 

"Wir müssen zum Berg.", ich wandte meinen Blick zu dem dunkelhaarigen Zwerg, immer noch sah er nicht sonderlich beständig aus, auch wenn das Königskraut seine Wirkung getan hatte. Ich war mir nicht einmal sicher ob wir es so überhaupt aus der Stadt herausschaffen würden.
 

"Ich halte das für keine gute Idee.", erwiderte ich und zog eine Augenbraue hoch."In eurem Zustand ist das Selbstmord."

Nur ein abfälliges Knurren war von Kili zu hören während er einige Schritte - zwar humpelnd - aber ziemlich sicher auf mich zuging.
 

"Niemand sagt mir was ich kann, oder was ich nicht kann - dieser Berg ist unsere Heimat, es bedeutet uns alles und ich werde nicht nur zusehen wenn wir dieses Stück unserer Vergangenheit zurückerlangen."

Bestätigendes Brummen von den anderen Zwergen im Raum, am liebsten hätte ich die Augen verdreht. War das wirklich ihr Ernst, der Drache beschützte den Berg ich selbst war mir sicher das die Hälfte ihrer Gemeinschaft schon nicht mehr am Leben war - sollten sie den Berg tatsächlich betreten haben.
 

Erneut ein Rumoren, von den Wänden und Decken fiel Staub - dieses mal war es lauter, näher. Ich sah sofort zu dem Fenster konnte aber nichts erkennen, so nah hatte es sich die ganze Zeit nicht angehört.
 

"Packt eure Waffen wir müssen gehen..."

"Als hätten wir das nicht die ganze Zeit gesagt...", murrte Fili den ich nur mit halbem Ohr wahrnahm. Natürlich mussten wir endlich verschwinden. Sich in einem Haus aus Holz und Schilf vor einem feuerspeienden Drachen zu verstecken war bei weitem keine gute Idee. Beruhigt hörte ich das Klappern von Metall und zuschnüren von Lederbändern, während ich selbst damit beschäftigt war meine Waffen wieder an meinem Gürtel zu befestigen.
 

Dann sah ich mich nach den Zwergen um die sich bereits - Kili ein wenig stützend - vor mir aufgestellt hatten.

"Gehen wir," hörte ich besagten mit ruhige Stimme sagen und ich konnte nur nicken. Woher er diesen Willen nahm war mir fern, doch wenn ich daran dachte wie viel ich für mein Volk bereit war zu tun, konnte ich ihn doch ein wenig verstehen.
 

Fast ein wenig gehetzt schritten wir durch die Gassen, die Straßen waren belebt, Schreie und Rufe waren überall zu hören. Feuer über dem Berg, Feuer das auf uns zukam, ich wollte nicht aufblicken und diese Rufe bestätigt wissen, daher schritt ich weiter, weiter zu den Stallungen die ich gesehen hatte, immer weiter durch die Massen.
 

Verschrecke Menschen stießen gegen mich, Kinder weinten und die alten Fluchten bereits und verbarrikadierten sich in ihren Häusern. Wie falsch sie doch lagen, sie würden brennen und ein bitterer Geschmack auf meiner Zunge ließ mich zweifeln, zweifeln ob ich, oder irgendjemand in Seestadt diesen Tag überleben würde. Ein Drache war schrecklich, sein Feuer verbrannte alles in Sekundenschnelle, nicht einmal Knochen blieben zurück um bestattet zu werden. Alles würde in schwarzer Asche erblühen.
 

Hinter mir ächzte Kili, doch Fili schien ihn mit leisen Worten weiter zu ziehen. Dies war nicht unser Kampf, auch wenn mich das Leid dieser vielen Menschen belastete, ich hatte die Geschichte gehört, über den Versuch Smaug das erste mal zu töten, dies war der Kampf der Menschen, der Kampf ihren vergangenen Fehler - wenn man es Fehler nennen wollte - wieder gut zu machen.
 

"Zu den Stallungen, hier lang!", zischte ich leise, während wir etwas abseits die Traube passierten die sich bereits vor dem Haus des Bürgermeisters versammelt hatten. Doch damit konnte wir uns nicht aufhalten. In den Stallungen angekommen entdeckte ich 2 Ponys, die die Zwerge nehmen würde, Fili würde Kili stützen müssen, ich selbst nahm mir einen Rappen. Niemand würde die Pferde in dieser Nacht vermissen, vermutlich würden ihre Besitzer es nicht einmal bemerken. Dann zogen wir unser Tempo an und verließen die Stadt gegen Osten.

Kapitel 3

“If you gave someone your heart and they died,

did they take it with them?

Did you spend the rest of forever

with a hole inside you that couldn't be filled?”

― Jodi Picoult, Nineteen Minutes
 


 

Das Pferd auf dem ich ritt war keinesfalls mit dem wunderbaren Tier zu vergleichen auf dem ich Seestadt erreicht hatte. Doch es war Legolas zurück gefolgt, zurück nach Düsterwald, zurück zu meinem König der mich nun wohl nie wieder empfangen würde. Ein Blick über die Schulter zeigte mir das die Zwerge mir immer noch folgten, wir hielten uns am Waldrand um vom Westen her die Berg zu erreichen. Trotz das die Zwerge protestiert hatten - und das lautstark wie ich es erwartet hatte - hatte ich mich durchgesetzt. Natürlich wäre der direkte Weg schneller gewesen, doch eine offene Steppe ? Ich wollte bei weitem nicht auf einem silbernen Teller direkt in die Klauen des Monsters laufen.
 

"Wie lange dauert es noch?", Kilis Stimme war nun lauter geworden und sein Pony zog nun mit meinem Pferd gleich während wir weiter durch das morgendliche grau ritten. Der Tag war fast angebrochen und noch immer war der Drache nicht in Sicht gekommen. Mein Nacken schmerzte bereits da ich so oft in den - jetzt nur noch mit vereinzelten Sternen gespickten - Himmel geblickt hatte.

"Nicht mehr lange," antwortete ich und mein Finger zeigte auf einen großen Schatten der nun immer mehr von der morgendlichen Sonne angepriesen wurde, vor uns auftauchte. Das Fauchen und Donnern aus dem Berg wurde immer um kleine Nuancen lauter, doch das schienen die Zwerge nicht zu bemerken, es hätte mich auch gewundert.
 

"Wunderschön nicht wahr?"
 

Ich ertappte mich beim Gedanken das seine Stimme jetzt genau so samtig war wie die Worte die wir in Düsterwald gewechselt hatten. Doch jetzt wurden die ersten Sonnenstrahlen vom Berg reflektiert, groß und beeindruckend ragte der Erebor vor mir auf. Es schien als schienen die fein gemeißelten Steine das Sonnenlicht einzufangen und den Eingang zum Reich der Zwerge in einen Schild aus Metall und Diamanten einzuhüllen.
 

"Ich habe so etwas noch nie gesehen.", gab ihr wahrheitsgemäß wieder, es war keine Lüge. ich hatte viele wunderschöne Dinge gesehen, Sternenlicht, die Sonne wie sie über einem friedlichen Düsterwald aufging und alles erwärmte was die Nacht in starres Eis verwandelt hatte. Doch nichts schien sich mit diesem Anblick vergleichen zu können. Ich würde nicht sagen es war schöner als der Düsterwald, doch das Gegenteil konnte ich ebenfalls nicht behaupten.
 

Ich war verzaubert, verzaubert von einer Welt die ich nur aus alten und langen Geschichten kannte.

Doch dieser Moment- in dem ich das Lächeln auf Kilis Gesicht wohl bemerkte als er meine Reaktion beobachtete - wurde je durch ein Grollen unterbrochen. Ein Grollen, das Steine auf dem Boden weiter rollen ließ. Ein Grollen das unsere Pferde nervös Wirren ließ und sie unruhig von der einen zur anderen Seite tänzelten. Leise sprach ich auf elbisch zu dem Pferd um es zu beruhigen, doch es war störrisch und wollte die leisen Worte wohl nicht verstehen.
 

"Der Drache!", schrie von hinten Kili und mein Blick heftete sich erschrocken zum Haupttor. Jetzt sah ich es auch, es krachte und Steine brachen herab als das Tor mit einer immensen Kraft aufgebrochen wurde. Ein lauter Schrei war zu hören, doch er gehörte keinem Elben, er gehörte auch keinem der Zwerge. Es war ein markerschütternder, dunkler Schrei und er war Laut, so laut das meine Ohren zu schmerzen anfingen und ich mein Pferd schlagartig anhielt.

"Smaug," konnte ich nur hauchen, meine Stimme war fast ehrfürchtig - ein Drache, vor uns in der Ferne war ein wahrhaftiger Drache.
 

"ONKEL.....!", schrie Kili bevor er sein Pferd an preschte und die anderen ihm folgten.

"Verdammte Zwerge." ,knurrte ich.

Warum war ich in diesem Moment nicht geblieben, ich hätte den steinernen Weg zurück in die Hallen beschreiten können. Hätte um Vergebung bitten können, vielleicht hätte ich ein anderes Schicksal beschritten hätte ich in diesem Moment kehrt gemacht. Doch ich konnte nicht, wollte nicht, daher folgte ich den Zwergen.
 

Der Drache wurde immer größer doch mit einem erleichterten Seufzen bemerkte ich das er in die Luft stieg. Beeindruckend und schrecklich zu gleich war der Anblick der sich nun vor mir auftat. Feuer vermischt mit einer aufgehenden goldenen Sonne. Rauch und Feuer das sich innerhalb weniger Minuten über die Steppen erhob. Noch während ich ritt, sah ich dem Drachen nach, der sich schnell einen Weg durch die Nebel bahnte die noch über dem Feld hingen.
 

Mit Schrecken sah ich das er sich genau in Richtung von Seestadt bewegte, "Nein....", leise, fast ängstlich obwohl ich Angst nie wirklich gekannt hatte, bahnte sich das Wort auf meine Lippen einen Ausgang. Fast konnte ich schon verbrannte Haut und ängstliche Schreie hören - doch auf diese Entfernung war dies nicht möglich. Ich zog an den Zügeln und brachte mein Pferd zum Stehen.

Rauch, überall Rauch und Feuer - Seestadt stand binnen weniger Minuten in Flammen. Leid, so viel Leid das ich nicht wirklich sehen konnte aber ich spürte es in meinem Inneren, dort wo ich all die schlimmen Dinge hin verbannt hatte die ich nie wieder hatte spüren wollen. Unbewusst legte sich meine Hand auf mein Herz und ich spürte den unregelmäßigen Schlag den es tat.
 

So war ich nicht, ich hatte keine Angst - ich lebte um zu dienen, lebte um zu beschützen, doch bedeutete das nur das Elbenreich zu schützen, oder bedeutete es doch jede vor Leid zu bewahren die unschuldig waren, jede zu schützen die sich nicht selbst schützen konnten. Warum brannten diese Fragen erneut in meinem Herzen wo ich doch schon vor langer Zeit damit abgeschlossen hatte.

Hilflos musste ich nun zusehen wie Smaug - der Schreckliche Seestadt immer wieder umkreiste und Asche und Tod hinterließ.
 

"Er ist am Leben - Sie sind alle am Leben!", ich konnte meinen Blick nur schwer abwenden, Kili war erneut neben mir zu sehen - ein Lächeln lag auf seinen Lippen. Doch etwas an meinem Anblick schien ihn innehalten zu lassen. Seine Stirn legte sich in Falten, dachte er etwa nach. Dann weiteten sich seine Augen als er sein Pony neben mein Pferd führte und sah was ich gesehen hatte.
 

"Ihr mögt am Leben sein." antwortete ich ruhig, doch es fühlte sich nicht an als würde ich die Worte wirklich sprechen, so als würden sie aus meinem Unterbewusstsein fließen und ich konnte sie nicht aufhalten.
 

"Doch der Tod lässt sich nicht aufhalten, seht was ihr entfesselt habt, seht was euer Begehren für folgen hat."
 

Mein Blick wandte sich ab und auch der Zwerg neben mir schwieg, jedoch ritt er nicht davon wie ich es angenommen hatte.
 

"Der Drache wird sterben, wir haben auch viel verloren, Tauriel. Wir werden einen Weg finden die Bestie zum Fall zu bringen, dann können wir alle in Frieden leben."
 

Einen kurzen Moment hielt ich inne, es war das erste Mal das er meinen Namen ausgesprochen hatte, doch mein Blick blieb nach wie vor auf Seestadt gerichtet. Frieden, sollte dieses Inferno einen Frieden nach sich ziehen. Für mich fühlte es sich eher an als war dies erst der Anfang, der Anfang von etwas schrecklichem - und ich sollte damit Recht behalten.

Kapitel 4


 

“Don't trust people whose feelings change with time...

Trust people whose feelings remain the same, even when the time changes.”

― Ziad K. Abdelnour
 


 


 

"Was ist mir dir?" ziemlich leise - selbst für einen Zwerg - trat Kili an meine Seite. Ein lauer Wind wehte über mein Gesicht der jedoch statt der erhofften Leichtigkeit nur den Geruch von Rauch und verbranntem Fleisch mit sich brachte. Der Tag endete langsam, die Sonne küsste den See in der Ferne und ließ leuchtende Muster sprießen die selbst durch die Rauschwaden noch hervorlugten
 

Unschuldig, als wäre dieser Tag wie jeder andere, doch dieser Tag war nicht wie andere Tage und er hatte auch nicht so geendet. Vor wenigen Stunden noch hatten Feuersäulen den Himmel eingenommen. Smaug der Schreckliche hatte Seestadt zerstört, Seestadt - deren verbrannte Überreste man von hier aus verschwommen erkennen konnte.
 

Ich stand seit den frühen Abendstunden hier, lehnte mich gegen die kühle Felswand die dennoch nicht die Hitze in meinem Inneren vertreiben konnte. Doch selbst die kühle Wand konnte mich nicht dazu bringen meinen Blick vom Leid der Menschen zu verschließen. Doch nun hallten keine Schreie mehr an meine Ohren und auch keine lauten Glocken als Warnung vor dem Kommenden. Doch dies war nicht mein Verdienst, oder der Zwerge. Nein - bis jetzt wussten wir noch nicht einmal was passiert war.
 

Am Nachmittag als der Rauch schon in großen Schwaden über der Stadt schwebte und Smaug seine Zerstörung in der Luft zelebrierte was es passiert und ich musste zugeben das der Laut der meine Ohren erreicht hatte eine Qual ausgelöst hatten. Sekundenbruchteile später war der Drache vom Himmelgefallen, wie ein schlechte gefalteter Papierflieger. Die Zwerge, die zu dieser Zeit noch neben mir gestanden hatten, hatten gejubelt, sich beglückwünscht und waren danach zum Feiern ins Innere des Berges verschwunden.
 

Doch ich nicht, ich hatte nicht gejubelt, ich hatte mich nicht über eine neue Zukunft ohne Smaug gefreut, nein ich sah nur das Leid der Menschen und den Geruch der Toten der einfach kein Wohlbefinden in mir auslösen konnte.
 

Nun, da der Mantel der Nacht sich über die Landschaft legte war dieses Gefühl noch schlimmer geworden. Von Seestadt hatte man die ersten Klagelieder gehört, leise und unverständlich kam das Gesumme hier am Berg an und doch hatte ich das Gefühl als könnte ich die Worte genau hören.

Doch jetzt da die Sterne langsam ihren Weg im Firmament fanden wurden die ersten Fackeln in Seestadt angezündet, fröhliche Musik drang verzerrt und unwirklich an meine Ohren. Offenbar hatte der Sieg über den Drachen die Trauer verdrängt. Ich fragte mich wie viele Unschuldige wohl ihr Leben dafür gelassen hatten. Die Freude der Zwerge und die Seestadts erreichten mich nicht, doch vielleicht betraft mich dieses Schicksal nicht so wie es bei ihnen der Fall war. Die Kunde über Smaug würde sich wie ein Lauffeuer verbreiten, Smaug der tote Schrecken, Smaug der Gefallene, ich konnte schon die Lieder hören die über ihn gedichtet wurden.
 

"Tauriel?". Mein Blick wandte zur Seite. Offenbar hatte ich nicht geantwortet.
 

"Verzeiht.", entgegnete ich ruhig und höflich während ich mich von dem Rauch und den Lichtern abwendete und meinen Blick von der blutroten untergehenden Sonne losriss.
 

"Ihr seid in Gedanken, ich habe etwas zu Essen für euch gebracht, es war ein langer Tag für uns alle."
 

Ich war etwas überrascht das Kili mir einen hölzernen Teller reichte mit ein wenig Obst und Dörrfleisch. Das Fleisch ignorierte ich, und genoss in diesem Moment lieber das Obst. Dennoch - das Fleisch verwundertet mich nicht, doch frisches Obst ? Bei den Zwergen ? Das konnte ich mir wirklich nicht vorstellen.
 

"Wo habt ihr das her ?" fragte ich während ich in den Apfel biss.
 

"Nun, vielleicht bin ich ein Zauberer?" entgegnete Kili und zwinkerte mir zu während er sich den anderen Apfel vom Teller nahm. Trotz meiner bedrückten Stimmung stahl sich ein Lächeln auf meine Lippen und wir beendeten unser Mahl schweigend.
 

Eine Weile war nichts zu hören außer das Knacken eines weiteren Bisses oder das Knistern der Fackeln die Bofur stillschweigend angezündet hatte. Mittlerweile war die Sonne völlig verschwunden und der Himmel war von Sternen erhellt wie ein Tuch bestickt mit Edelsteinen.

Neben mir hörte ich Schritte als Kili vortrat und seine Hände auf der niedrigen Mauer abstützte während er den Himmel beobachtete. Ich folgte seinem Blick.
 

"Wunderschön, nicht wahr?" hörte ich ihn sagen, als ich begann die ersten Szenenbilder zu sehen.

"Wunderschön und traurig.", fügte er hinzu, dreht sich zu mir um und sah mir an. Lieber hätte ich weiter in den Himmel geschaut als seinem Blick zu begegnen. Sorge - Zweifel, doch auch Hoffnung lag in seinem Blick. Dann holte er den Stein hervor den ich bereits in Düsterwald gesehen hatte und drehte diesen in den Händen.
 

"Mein Bruder hat mir erzählt ihr getan habt, was wirklich passiert ist - letzte Nacht."

Ich hatte befürchtet das diese Frage gestellt werden würde, bedrückender war das ich sie selbst nicht wirklich beantworten konnte.
 

"Ihr brauchtet Hilfe, dies hätte jeder getan."
 

"Nicht der Blondschopf der bei euch war!", bei der Erwähnung von Legolas verzog sich sein Gesicht, "offenbar hatte er besseres zu tun."
 

Ich konnte nur den Kopf schütteln, "Legolas hatte andere Verpflichtungen, es war nicht seine Aufga...."
 

"Und es war nicht eure, dennoch seid ihr geblieben - warum?"
 

Ja - warum war ich überhaupt geblieben, was hatte mich innehalten lassen? Plötzlich wurde bewusst das ich wirklich keine Antwort auf diese Frage hatte, jedenfalls keine die mich oder den Zwerg vor mir befriedigen würde.
 

"Ist das wirklich von so großen Belang?" antwortete ich nun in der Hoffnung dem Thema endlich entkommen zu können.
 

"Nein, für die anderen wird das nicht von Belang sein, aber für mich!"
 

Die Sturheit der Zwerge, hatte mich nicht Thranduil und später auch Legolas davor gewarnt. Doch Kili kam einen Schritt auf mich zu und ich fühlte mich wie versteinert. So ein Verhalten war überhaupt nicht typisch für mich, mein Körper versagte seinen Dienst obwohl ich ihm befahl zurückzuweichen.
 

"Ihr seid nicht wie die anderen Elben, irgendwas ist anders..."
 

"Als was ?" antwortete ich zügig und ich hörte wie meine Stimme schärfer geworden war. Ich war nicht anders, ich war eine Elbe aus Düsterwald, die stolze Anführerin der Waldgarde - nun wenn dies überhaupt noch der Wahrheit entsprach.
 

"Ich wollte euch nicht beleidigen," ergänzte der Zwerg schnell und trat noch einen Schritt auf mich zu, "Verzeiht mir."
 

Seine Augen die jetzt vom Fackelschein erhellt wurden waren ehrlich - zu ehrlich für mich. Sie waren so durchschaubar in diesem einen Moment das es mich fast krank machte. Sein Blick war so anders als der von den Elben, die ihre wahren Gefühle immer hinter einer Schicht aus Eis und einer Maske verbergen.
 

"Ich wollte nur...", versuchte ich zu erklären..
 

"Kili! Kili ?", laute Schritte und eine donnernde Stimme waren zu hören. Immerhin führte dies dazu das ich mich aus meiner Starre lösen konnte und ein paar Schritte zurück wich.
 

"Ich bin hier Onkel!", antwortete der Gerufene während er den Abstand zu mir ebenfalls vergrößerte.
 

Thorin Eichenschild, ich konnte mich nur daran erinnern wie mein König in seinen Gesprächen über ihn gesprochen hatte. Nun, nicht zu seinem Vorteil muss ich zugeben. Mein Blick richtete sich zum Eingang und wenige Augenblicke später erschien der neue Zwergenkönig der im Moment nur ein einfaches Stoffgewand trug.
 

"Du warst so schnell verschwunden da dachte ich...."

Doch als Thorin mich erblickte verstummte er sofort und verschränkte in einer abwehrenden Haltung seine Arme vor der Brust.
 

"Ihr seid noch hier..", hörte ich ihn sagen als er Schritt um Schritt auf mich zuging.
 

"Offensichtlich.", entgegnete ich ruhig. Nicht das ich nicht in der Lage war den nötigen Respekt zu zeigen, doch seine ganze undankbare Haltung waren ein Dorn in meinem Auge und dies war einer der wenigen Momente in denen ich die Meinung meines Königs teilte. Ich mochte den Zwergenkönig nicht, etwas an ihm erfüllte mich mit Unbehagen. Vielleicht lag es daran das er einen Teil zurückgelassen hatte um zu diesem schrecklichen Berg zu gelangen.
 

Für mich war dies kein wahres Ehrgefühl, ich hätte niemals einen verletzten Mann zurückgelassen nur um ein anderes Ziel zu erfüllen das mit Edelsteinen und einer Menge Gold zu tun hatte. Nun hier bemerkte ich das sich die Geister zwischen mir und Thranduil schieden, denn er hätte vermutlich diese Ansicht mit Thorin geteilt.
 

Als ich antwortete versteifte sich Thorins Haltung und ich konnte den Hass der in ihm zu brodeln schien fast spüren.
 

"Ich bin mir sicher ihr wollt in euren Wald zurückkehren."
 

"Onkel....", unterbrach Kili seine Worte und legte eine Hand auf die Schulter Thorins, "Sie hat mich gerettet, willst du sie wirklich einfach durch das Tor fortschicken?"
 

Jetzt hielt der König inne, während meine Miene sich mittlerweile versteinert hatte. Nicht das ich große Erwartungen gehabt hatte, Zwerge und Elben hatten einen Bruch erlitten der schwer zu heilen war.
 

"Du solltest dankbar sein das ich sie nicht in eine kleine schmutzige Zelle gesteckt habe. Du weißt genau das wir nur wegen den Elben überhaupt diese gefährliche Reise unternehmen mussten. Hätten sie uns damals nicht im Stich gelassen hätten wir nie aus unserer Heimat fliehen müssen. Hast du vergessen das sie uns auch - obwohl wir ihnen kein Unrecht getan hatten - in ihre widerwärtigen Zellen gesteckt haben?"
 

Unglaublich, meine Hand bebte, ich spürte wie ich dem Wunsch nachgehen wollte nach meinen Dolchen zu greifen, doch ich hielt mich zurück.

Kili schwieg, natürlich, wieso erinnerte mich diese Situation so sehr zurück an die Gespräche mit einem anderen König. Immer wenn Legolas mich in Schutz hatte nehmen wollen und sein Vater ihn eines besseren belehrte hatte er geschwiegen. Manche Dinge änderten sich wohl auch nicht wenn man andere Völker betrachtete.
 

Auch wenn es bestimmt niemand wagte dies auszusprechen, Thorin und Thranduil waren sich in manchen Dingen ähnlicher als sie es dachten.
 

"Ihr sprecht mutig, Thorin Eichenschild, doch für eine handvoll Zwerge die mit euch den Erebor teilen ist eine solche Drohung etwas anmaßend."
 

Wieder konnte ich meine Zunge und meine Emotionen nicht zügeln, doch ich unterstand keinem direkten Befehl - jedenfalls im Moment nicht, daher fand ich seine Anfeindungen mehr als unpassend.

Kili stand hinter seinem Onkel und warf mir einen Blick zu den ich jedoch nicht genau deuten konnte.

"Dieser Berg wird bald seinen alten Glanz zurückgewinnen und Menschen sowie Elben werden lernen uns Respekt zu zollen." antwortete Thorin mit harter Stimme, meine Worte hatten ihn verärgert doch in gewisser Weise konnte ich diesen wütenden Zwerg nicht als König sehen.

Doch ich beschloss meine Stimme nicht weiter zu erheben, ich war immer noch eine Soldatin wenn auch ohne Heimat.
 

"Dessen bin ich mir sicher, verzeiht, wenn ihr wünscht werde ich euer Reich verlassen." antwortete ich und warf ihm einen ernsten Blick zu. Ich war keinesfalls so schwach das ich einbrechen würde, allein mein Stolz würde mich daran hindern.

"Onkel...!" hörte ich Kili nun wieder sprechen, "..es ist spät, lass dieser Sache noch bis morgen Zeit, wir sollten alle unsere Ruhe finden."

Thorin fuhr herum, "Nur weil die Elben dein junges Gemüht vernebelt haben trifft dies nicht auf mich zu."
 

Mit diesen Worten fuhr er zu mir herum und ich hatte schon damit gerechnet das ich gehen musste.

"Ihr werdet unser Reich nun verlassen und richtet eurem König meine Grüße aus, er wird nie wieder einen Fuß in diesen Berg setzten, nicht als Freund."

Ich riss mich zusammen und nickten nur. Das würde meinem König nicht gefallen, das würde keinem König gefallen und vor allem würde mir nicht gefallen was in Düsterwald passieren würde wenn ich zurückkehren würde.
 

"Geht nun, bevor ich mich anders entscheide." hörte ich Thorin während ich mich langsam in Bewegung setzte. Als ich an Kili vorbeiging wollte er gerade etwas antworten doch ich schüttelte nur den Kopf. Er würde es nur noch schlimmer machen und egal was er in mir sah, es war bei weitem nicht die Wahrheit.
 

Ich wusste immer noch nicht wo ich nun wirklich hingehörte, doch ich wusste das es nicht hier sein würde. Mein Gesichtsausdruck wurde dunkler als ich ihm einen letzten Blick zu warf und meine Schritte mich zu den Stallungen führten. Auf dem Weg begegnete ich niemanden und ich hoffte das es so blieb. Ungeduldig begann ich mein Pferd zu satteln und dann würde ich diesem Berg und den Zwergen verlassen und mich immer daran erinnern das selbst eine helfende Hand - wenn sie einem Elben gehörte - hier nicht gern gesehen war.

Ich saß auf und führte mein Pferd durch die Felsspalte aus dem Berg hinaus in die kühle Nachtluft.
 

"Wartet...." hörte ich hinter mir eine vertraute Stimme, so vertraut wie sie in den letzten Stunden hätte sein können. Doch ich wagte nicht einen BLick über die Schulter zu werfen, ich gab meinem Pferd die Sporen und ließ mich von ihm zurück zu den Wäldern die ich so sehr liebte, tragen.

Kapitel 5


 

“I'll never tell you to stop loving.

You see, I believe in hopeless love. Oh yes.

 I believe in it with all my heart,

though you may discount the heart of an old nanny like me.

For real love brings pain.

 Real love means sacrifices and hurts and all the thousand shocks of life.

But it also means beauty, true beauty.”

- Anne Elisabeth Stengl


 

Die Dunkelheit um mich herum wickelte mich ein, verschlucke mich so dass ich für viele wohl nur ein dunkler Schemen war der zurück ritt. Zurück in meine Heimat, zurück nach Düsterwald. Jetzt, da ich weit genug von dem Fels entfernt war um Worte oder Schreie zu hören blickte ich mich um. Nichts war wie vorher - nichts würde je wieder so sein. So viel Leid so viel Tod für ein Königreich? War es das wert gewesen ? Ich wusste nicht ob ich - hätte ich den Platz auf dem Thron inne, anders gehandelt hätte.
 

Mein Pferd wirrte leise und ich brachte es zum Stehen um endlich einen Blick zurück zu richten. Einen Blick den ich mir verboten hatte, dennoch tat ich es. Nur noch matt ließ mich der Fackelschein an den steinernen Wänden merken das es wieder Leben unter dem Berge gab.
 

Mit einem Schnalzen brachte ich mein Pferd wieder auf Kurs. Doch je näher ihm dem Wald kam, umso fremder fühlte ich mich. Ewigkeiten hatte ich versucht dieses Land zu schützen, hatte meinen König erzürnt und meinen engsten Freund zurückgewiesen, war ich wirklich dafür geschaffen zurückzukehren.
 

Das Abenteuer das mich gelockt hatte war nun vorüber und ich wusste nichts mit mir anzufangen. Doch wo sollte ich hin? Ich hatte niemanden, niemanden außer Legolas und die Aufgabe die ich so leichtsinnig hinter mir gelassen hatte. Das würde mir mein König niemals verzeihen, selbst wenn er es tat, würde ich mir verzeihen können? Zu spät werden einem viele Dinge klar die man am Anfang übersieht, zu spät bemerkt man was wahre Familie bedeutet, auch wenn ich selbst nie eine hatte.
 

Was Legolas wohl nun tat? Das letzte Mal hatte ich ihn vor knapp einem Tag gesehen, ob er den Ork erledigt hatte. Fast ängstigte mich die Antwort - er war fähig natürlich, aber ich wusste nicht wie viel Rückendeckung er dabei gehabt hatte und Legolas war ganz allein gewesen.
 

In meinem Inneren krampfte sich etwas zusammen, ich konnte es nicht greifen und nicht lösen und ich wusste ich konnte nicht einfach so zurück. Wieder hielt ich mein Pferd an und musterte die zerrüttete Stadt im Süden. Sollte ich zurückkehren und Versuchen ihm zu folgen? Würde er mich überhaupt noch ansehen wenn ich wieder auf ihm stehen würde? Am Ende zwang mich meine Loyalität gegenüber ihm umzukehren und zurück nach Seestadt zu reiten.
 

Es war kein einfacher Weg gewesen. Je näher die Stadt gekommen war, desto schlimmer war der Geruch von verbranntem Fleisch geworden. Meine Augen weiteten sich vor Schreck als ich das wahre Ausmaß sah das der Drache hinterlassen hatte. Es verschlug mir den Atem als ich stoppte und versuchte die Eindrücke in mir zu begraben, doch so wie ich es sonst immer tat wollte es dieses Mal nicht funktionieren.
 

Ich versuchte angestrengt an Legolas zu denken und konnte mich dann losreißen. Es dauerte einige Zeit bis ich eine Spur gefunden hatte, glücklicherweise führte sie aus der Stadt. Hoffnung keimte in mir auf wie eine zarte Pflanze, vielleicht war er gar nicht mehr da gewesen als das Inferno die Stadt verschlungen hatte. Irgendwann kreuzte ich angängiges Gelände - war ich schon so weit nach Osten geritten? Hier konnte ich nicht weiter mit dem Pferd und ließ es zurück. Dann sprang ich über Felsen und Gestein in der Hoffnung bald etwas zu finden, doch das einzige über das ich stolperte waren tote Orkkörper - immerhin nichts anderes.
 

Aus den Augenwinkeln sah ich eine Bewegung und versucht im Sprung zu bremsen, doch es war nicht so einfach wie es wirkte und ich hatte keine Chance meine Waffen zu ziehen.
 

"Ich hätte dich töten können.", sagte eine ernste Stimme und während sich meine Hand wie üblich auf meine Dolche legte, trat aus dem Schatten einer Baumformation Legolas hervor. Erleichterung überflutete meine Sinne, doch allein seine ablehnende Haltung unterbrach die Welle der Euphorie und ließ sie geradewegs zurück in den kalten steinigen Boden fließen auf dem ich stand.
 

"Ich bin froh das du am Leben bist.", gab sie zurück und ließ ihre Hände sinken während er näher kam. Offenbar hatte er alle Orks erledigt, oder der Rest war entkommen, doch das interessierte sie im Moment nicht.

"Wo warst du Tauriel?", sagte er ernst während er elegant durch die steinige Tundra auf sie zukam. Das Licht des Mondes spiegelte sich leicht in seinen Haaren und in seinen Augen und für mich sah er aus wie ein Gemälde und in diesem Augenblick auch wie sein Vater. Die gleiche Kälte hatte sich auf seine Augen gelegt - Augen die für mich nie diese Missbilligung ausgestrahlt hatte - doch das tat sie jetzt und es tat mir weh.
 

"Ich musste ihn retten...", antwortete ich und trat einen Schritt näher sodass wir jetzt nur noch wenig auseinander standen. "Niemand verdient den Tod durch einen dieser Pfeile."
 

"Wo warst du danach?", gab er zurück ohne auf meine Argumente einzugehen, "Er war längst geheilt und doch ist über einen Tag vergangen."

Schuld brannte auf meinen Wangen, "Ich....", ja was hatte ich mir eigentlich dabei gedacht? Nichts? Ich hatte einfach nicht nachgedacht.
 

"Zwerge Tauriel? Wirklich? Ist es das was du willst?", gab er zurück und jetzt brannten meine Wangen noch mehr.

Stellte er mich wirklich in Frage - meine Loyalität meine Heimat - dachte er wirklich ich würde das einfach so wegwerfen wegen den Zwergen?
 

"Es war nie meine Absicht....", erwiderte ich, doch er unterbrach mich sofort.
 

"Aber du hast es getan - nicht das ich hiermit.", damit deutete er auf die Opfer seiner Wut, "nicht fertig geworden wäre. Aber du warst nicht hier."
 

Ich war nicht hier gewesen - wie oft wollte er mir das noch sagen, ich wusste es doch selbst. Natürlich wusste ich das ich seinen Rücken hätte Decken müssen, aber er konnte sehr gut auf sich selbst aufpassen und ich hatte die Zwerge nicht dem Tod überlassen wollen, weder Kili durch den Pfeil, noch den Rest durch Drachenfeuer.
 

"Ich habe dich enttäuscht.", antwortete ich und senkte den Blick. Warum konnte ich ihm jetzt nicht in die Augen sehen - anders als bei seinem Vater. Thranduil war immer unterkühlt und gefasst, es war einfacher ihm die Stirn zu bieten als Legolas dem sie immer schon Vertraut hatte und er auch ihr vertraut hatte.
 

"Ich wollte das Richtige tun, dieses Land ist für uns alle, wir alle tragen unseren Teil zu dem Frieden und Wohlstand bei, hätte ich sie sterben lassen sollen - so als würde mich das alles nichts angehen. Diese Welt braucht uns, unsere Stärke und unsere Weisheit und unseren Schutz - wenn sie sich nicht selbst schützen kann.", diese Worte klangen selbst aus meinem Mund fast verrückt, aber es war genau das was ich fühlte und ich konnte nicht weiter damit Leben das ich mich in Desinteresse üben sollte. "Irgendjemand muss Hilfe sein - sieh dir die Stadt an - wer soll den Menschen helfen, sie haben nichts mehr, alles zerstört von einer Bedrohung die gebannt wurde."
 

"Vater wird dafür Sorgen, ich habe ihm bereits eine Nachricht geschickt."

Ich musste schlucken, wenn Legolas ihm bereits Bescheid gegeben hatte, hatte er seinem Vater dann auch von dem berichtet was ich getan hatte. Fragend blickte ich auf, es war als würde er meine Gedanken lesen können.

"Mein Vater ist der Annahme das du immer noch bei mir bist.", gab er zurück, bissiger als sonst, aber ehrlich und ich hatte keinen Grund ihm nicht zu vertrauen wenn er mir das sagte.
 

"Aber warum?", fragte ich verwirrt und hielt seinem Blick jetzt wieder stand. Warum? Nach allem was ich getan hatte war das nicht gerade das was ich erwartet hatte. Immerhin hatte ich sein Vertrauen mit Füßen getreten.

Ein Windhauch, dann stand er direkt vor mir und fing eine Strähne ein und ließ sie durch seine Hand gleiten.

"Warum? Fragst du mich wirklich warum?", sein Blick wurde wehmütig und um meine Kehle legte sich eine Schlinge die sich immer enger zu ziehen schien.
 

"Ich....", gab ich zurück, konnte aber nicht weiterreden da er sich bereits zu mir gebeugt hatte und meinen Mund mit einem Kuss verschloss. Warm und weich fühlten sich seine Lippen auf meinen an, meine Augen schlossen sich wie von selbst während meine rechte Hand sich auf seine Brust legte.
 

War das sein ernst? Wirklich? Klar denken konnte ich in diesem Moment nicht, sonst hätte ich ihn sofort von mir stoßen müssen. Nun, wenn ich es mir recht überlege, ich hätte ihn niemals von mir stoßen können.

Als er sich wieder von mir löste, öffnete ich die Augen und sah ihn mit gemischten Gefühlen an.
 

"Wage es nicht einfach wieder zu gehen......"
 

Ich schluckte, seine Stimme klang so rau und fühlte sich auf meiner Haut an wie tausende Messerstiche. Fast war ich geneigt den Kopf wieder zu senken, doch kurz darauf hatte er mich bereits in seine Arme geschlossen. Wie in einer Schockstarre blieb ich stehen bevor seine Worte wieder zu mir drangen, leise und so als würde er gar nicht zu mir sprechen, doch ich hörte sie dennoch:
 

"... ich könnte den Gedanken nicht ertragen dich zu verlieren."
 

Ich wollte ihn unterbrechen, er war doch verrückt. Doch er ließ mich nicht zu Wort kommen und mehr als mich stumm an ihn zu lehnen konnte ich in diesem Moment nicht tun. Es war als wäre meine Zunge gelähmt. Sanft spürte ich seine Hände auf meinem Rücken. Dann beugte er sich an mein Ohr und ich hörte nur noch sein leises flüstern.
 

"Enya hun ned le nin!"**
 


 


 

**Mein Herz gehört dir


Nachwort zu diesem Kapitel:
Dieses Chapter widtme ich Pola, einfach weil ich es kann :) Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (4)

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Von:  fallenmarie
2015-05-12T06:51:40+00:00 12.05.2015 08:51
Ooooow!
Was für eine schöne Story! *-*
Es hat richtig Spaß gemacht zu lesen, da du wirklich super schreibst.
Daher hoffe ich echt, dass du weiter machst!^^
LG
anko_mitarashi
Von:  Yanara126
2015-02-01T14:59:08+00:00 01.02.2015 15:59
Ich mag die Geschichte und deinen Schreibstil, aber du hast in diesem Kapitel oft die Erzählerperspektive gewechselt.
LG Yanara
Von:  Flecki49
2014-08-23T16:10:48+00:00 23.08.2014 18:10
Ich bin beeindruckt!

Danke, Danke für diese Fanfiction- Endlich mal jemand der Tauriel nicht verabscheut, ich dachte schon, ich wäre allein damit. Ich glaube, du hast sie alle ziemlich in Character gehalten und ich mag diese Geschichte wirklich gerne. Auch wenn mir Thorins Verhalten in der Seele weh tut, ist es wahrscheinlich ziemlich zutreffend, wie er reagiert.
Eine Sache allerdings: Du hast einen wunderbaren Schreibstil, aber ich verstehe nicht wie du teilweise echt grobe Rechtschreibfehler einbauen kannst. Ein Beispiel: Pferde Wirren nicht, sie wiehren. Ich glaube da waren auch noch so zwei drei andere Sachen.

Naja, das ist so das einzige, was mir negativ aufgefallen ist, du vergisst Wörter, etc.
Ansonsten muss ich aber sagen, top! Kommt auf jeden Fall in meine Favoliste.
Also, nochmal danke für diese schöne Geschichte. Die Zitate am Anfang finde ich auch eine wunderbare Einleitung und sehr gute Ergänzung zur Geschichte.

Liebe Grüße!
Flecki^^

Von:  Aibera
2014-03-26T17:32:28+00:00 26.03.2014 18:32
Eine sehr schön geschrieben Geschichte!
Interessant könnte es dann werden, wenn der letzte Hobbit Teil rauskommt - passt dann noch alles? Aber das ist natürlich relativ uninteressant.
Ich finde es angenehm, wie du schreibst - es strahlt irgendwie eine Gewisse Selbstsicherheit und 'Ruhe' aus. Ja - ich habe sehr große Fantasie und kann Ruhe in einem Schreibstil erkennen ;)

Das einzige, was mich ein wenig verunsichert ist, dass du es als 'pausiert' einstufst. Aber trotzdem weiterschreibst. Was ist es denn nun? ^^
Ich werde, trotz Pause (?), gerne weiterlesen, da ich das Thema natürlich äußerst interessant finde und ich gespannt bin, wie diese Geschichte denn endet.
lg und viel Spaß beim Weiterschreiben
Aibera
Antwort von:  kizakicosplay
26.03.2014 18:44
Erstmal vielen Dank und danke für den Hinweiß - ich hatte es gar nicht mehr geändert das ich wieder schreibe :)


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