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Story between Worlds

Samael und Aurelia
von

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Kapitel 30

Javier trat durch die Dunkelheit des Raums und sah einen kleinen Licht funken, der durch den fein verzierten Vorhang spickte.

Er schob ihn beiseite und tauchte in helles Licht. Vor ihm offenbarte sich ein riesiger Balkon, der genau wie die anderen Gebäuden in Niflheim, aus dunklem Eis schimmerte und durch die mächtigen Säulen auf beiden Seiten auch etwas mächtiges an sich hatte.

Hellblaue Lichter funkelten von oben herab und verleiteten den Anwesenden einen noch außergewöhnlicheren Anblick.

Alle hatten sich in ihren gewohnten, fast durchsichtigen Nebel gehüllt und manchmal erhaschte Javier einen Blick auf kleine erlöschende Rauchschwaden.

Auch wenn die Tatsache, dass er in der Menge als Mensch total auffiel, offensichtlich war, war es dennoch unbeschreiblich was sich vor seinen staunenden Augen bot.

An die skeptischen Blicke der anderen, hatte er sich in den letzten Tagen in denen er in Niflheim war, gewöhnt.

Javier konnte diese außergewöhnlichen und zugleich wunderschönen Wesen verstehen, dass sie ihm nicht vertrauten. Doch das komische Gefühl, wenn sie in ihm Löcher in den Rücken starrten, war trotzdem geblieben. Aber es wurde besser.

Die Stimmung auf der großen Fläche war ausgelassen, einige lachten, sprachen miteinander oder sahen ihren Freunden beim Tanzen zu.

Doch das Tanzen hier, unterschied sich von allem, was Javier bisher gesehen hatte.

Es war eine Mischung aus Schweben und Contempory.

Dünne Nebelschwaden zogen sie hinter sich her und hinterließen eine Spur, die kurz darauf verschwand.

Es sah aus, als wären sie in ihrer ganz eigenen Welt.

Nein, DIES war eine ganz andere Welt.

Und Javier fing an sie zu mögen.

Plötzlich erschall ein wohlklingendes Lachen und er wusste sofort, wem diese Stimme gehörte. Er würde sie inzwischen überall erkennen.

Javier folgte dem Klang, schritt durch die Menge und stieß kurz darauf auf Amaya, Kilian und eine junge Frau, die in seinem Alter zu sein schien.

Sie schaute sofort zu ihm auf, als er zu seinen Freunden stieß und betrachtete ihn mit einem neugierigen, nicht skeptischen, Blick.

„Da bist du ja!“, sagte Amaya und ließ den Blick über Javier wandern.

Er hatte zum Fest passende Klamotten, von Kilian ausgeliehen, bekommen. Javier spürte kaum den leichten Stoff, der sich auf seine Schultern legte.

Das Hemd war dunkelblau, fast schwarz, und die Knöpfe schimmerten wenn er in das Licht der Lampions trat, Perlmutt. Der Saum unten überlappte an manchen Stellen den Bund der schwarzen Hose.

Alles in allem eigentlich nichts arg besonderes, doch Javier fühlte sich trotzdem sehr wohl darin.

Ganz anders als Amaya, die ihre langen schwarzen Haare zu einem dick geflochtenen Zopf zusammengebunden und über ihre Schulter trapiert hatte. Schuhe trug sie keine.

Ihr Kleid war weiß, ebenfalls Perlmutt schimmernd...und sehr kurz.

Es hatte keine Träger und hatte nur einen etwas breiteren Streifen, der sich über ihre Brust und Dekolletee legte, und als Neckholder diente.

Dieser war mit reichlich bunten Ornamenten und Steinen verziert. Es passte geradezu perfekt zu ihr.
 

Sie strahlte Javier an und er war einfach nur froh, dass sie vielleicht für eine kurze Weile den Stress der vergangenen Tage vergessen konnte.

„Ich hoffe dir passen die Sachen, die ich dir gegeben habe, mein Freund“, sagte Kilian und drehte sich bereits zu der unbekannten Frau, die bei ihnen stand.

„Das ist meine Schwester, Hevin“.

„Freut mich, dich endlich auch mal kennenzulernen“, meinte sie und nahm ihre menschliche Form an, sobald sie ihm die Hand hinstreckte.

„Javier“, stellte er sich vor und reichte ihr die Hand: „Die Freude ist ganz meinerseits“.

Ihre Augen strahlten, doch er merkte, wie sie kurz zurück zuckte, als sie ihn berührte. Javier nahm es ihr nicht übel, denn er glaubte nicht, dass sie je zuvor einem Menschen die Hand gereicht hatte. Ihre Haare waren schwarz, so wie es für ihr Volk üblich war. Die Augen in einen tiefen Braunton gehüllt, ihre Statur war eher zierlich.

Auch sie war Barfuß und trug ein enges weißes Kleid, das mit feinem Tüll am Rücken verarbeitet worden war.

Sie ließen sich wieder los, doch Hevin ließ keinen zu Wort kommen.

„Und hast du schon viel von Niflheim gesehen? Wie gefällt es dir?“.

„Danke und ja ich habe schon einiges gesehen, doch glauben kann ich es immer noch nicht“.

Sie machte eine wegwerfende Handbewegung:

„Ach, das wird schon. Wenn du willst kann ich dir noch viel mehr von unserer Welt zeigen. Außerdem sind auch ein paar meiner Freunde erbricht darauf dich kennenzulernen!“.

„Hevin, hältst du das für eine gute -“, wollte sich Amaya einmischen.

„Ja klar!“, sagte sie vor freudig und zog Javier am Arm zu sich.

Auf einmal drehte sich die ganze Menge in eine Richtung und auch die tanzenden hielten inne.

„Wir wollen eine Rede!“, riefen sie.

„Kilian los!“, erschall es von der anderen Seite.

„Na schön! Aber nur ganz kurz!“, antwortete er laut und stieg die Empore hinauf.

Alle wurden ganz still und blickten zu dem neuen Ratsmitglied auf.

„Also...“, begann er: „Für mich ist es eine große Ehre, dem großen Rat beitreten zu dürfen. Wie ihr wisst ist das sehr selten, besonders in meinem Alter. Doch gleichzeitig erfüllt mich dieser Gedanke auch mit Stolz. Nicht auf mich, sondern auf unser ganzes Volk! Ich meine, der Platz im Rat wäre doch nichts Wert, wenn das was uns ausmacht, es nicht gäbe! Und auch wenn ich jetzt einen hohen Posten in unserer Welt besetze, so werde ich nie den Respekt gegenüber den anderen Mitgliedern und euch verlieren. Ihr alle, seit mein größtes Vorbild!“.

Damit hob er sein Glas hoch und trank alles in einem Zug aus.

Die Menge jubelte und rief mehrmals seinen Namen.

Kilian stieg die Treppe wieder runter und kam zu den anderen geeilt.

Javier löste sich endlich von Hevins Griff, doch dies schien sie nicht zu bemerken, als sie ihrem Bruder lachend in die Arme fiel.

Dann sagte sie etwas, dass nur er hören konnte und trat einen Schritt zurück. Javier gratulierte ihm ebenfalls und als Amaya an der Reihe war, erblickte er Mirac, Yuma und Demian die auf sie zukamen.

Sie beglückwünschten Kilian und sagten, dass er den nächsten Tanz mit einer Partnerin seiner Wahl eröffnen dürfe.

Javier entging es nicht, dass Kilians Blick sofort auf Amaya fiel und sie kurz darauf zum Tanz aufforderte.

Sie schritten Hand in Hand auf die Tanzfläche und alle machten ihnen in einem großen Kreis platz.

Dann erklang die Musik und sie fingen an.

Erst standen sie sich gegenüber, ganz still. Dann als sich sanfte Töne dazu mischten, kam Amaya auf Kilian zu, berührte ihn erst an den Wangen, legte dann ihre Hände auf seine Schulter. Er hob sie hoch, wodurch sie einen Salto vollführte und so leicht auf dem Boden aufkam, dass man es nicht hörte.

Sie wandten umeinander, er wog sie hin und her und folgten der Bewegung des Tanzpartners. Amaya berührte kaum den Boden, Kilian ließ sie keine Sekunde aus den Augen.

Zusammen sahen sie so friedlich und...vertraut aus, sodass es Javier fast das Herz zerriss.

Eigentlich sollte doch er derjenige sein, der in diesem Moment mit Amaya auf der Tanzfläche tanzt und sie wie eine Göttin aussehen lässt...

'Du weißt ganz genau, dass das niemals funktionieren würde“, ermahnte er sich.

Sie schien in diesem Augenblick so glücklich zu sein...

Kilian hob sie auf seine Schultern, damit sie auf ihnen stehen konnte. Dann hielt er seine Hände hoch, Amaya legte ihre Füße in sie, sodass es aussah als würde sie in der Luft laufen.

Plötzlich sprang sie hoch und ließ sich von ihrem besten Freund auffangen, die Gesichter so nah, dass sie sich fast berührten...

„Ach, sie sind ein so tolles Paar!“, seufzte Hevin neben Javier und lehnte sich an seinen Arm: „Findest du nicht auch?“.

„Ja...so toll...“.

Aus dem Augenwinkel sah Javier, wie Mirac die Feier durch einen Durchgang verließ...

Ein letztes Mal ließ Kilian sie über den Boden schweben, warf sie nach oben und Amaya landete mit einem dreifachen Salto wieder in seinen Armen. Javier hielt es nicht mehr aus.

'Ich muss mit ihr reden', fuhr es ihm durch den Kopf.

Die Musik verstummte und alle klatschten laut in die Hände, jubelten, riefen Zugabe.

Doch Amaya war bereits von der Tanzfläche unten, Kilian dicht hinter ihr.

„Wow, ihr saht so toll aus!“, rief Hevin ihnen zu.

Während Kilian sich seiner Schwester zuwandte, blickte Amaya zu Javier hinüber und lächelte ganz leicht.

Aus dem nichts ergriff er ihre Hand und zog sie zu sich.

„Amaya, ich muss mit dir sprechen. Jetzt“.

„Ist was passiert?“, fragte sie besorgt und ihr Lächeln verschwand. Sie war immer noch außer Atem und ein paar Strähnen hatten sich aus ihrem Zopf gelöst.

„Komm mit“, sagte Javier und wollte sie mit sich ziehen, als auf einmal ein aufgebrachter Schrei die fröhliche Stimmung, wie ein Stein der ins Wasser fiel, durchbrach.
 

„STOP!“, schrie die Stimme und ein Mann in mittleren Jahren und stürzte sich auf die Menge, als hinter ihm das ganze Gebäude, wie durch eine Explosion ausgelöst, zusammenbrach.

Sofortige Panik machte sich breit, alle kreischten auf und versuchten aus der Ziellinie der runter fallenden Trümmer zu entkommen.

Javier zog Amaya zu sich und rettete sie somit vor einer riesigen Säule, die in tausend Stücke brach, sobald sie auf den Boden prallte.

Die verzweifelten Schreie der Kinder wurden im Keim verschluckt und eine Sekunde später lag alles in Schutt und Asche.

Dort, wo vor wenigen Minuten noch eines der beeindruckendsten Gebäude gestanden hatte, war nichts außer Trümmer und Bruchsteine zurückgeblieben.

Dann folgte minutenlange Stille, der schwere Schock lastete auf allen und kaum jemand traute sich zu rühren.

Erst nach einigen Augenblicken standen die ersten wieder auf, halfen denjenigen, die es nötig hatten und erneute Panik beherrschte das Zentrum aller. Javier blickte zu Amaya und vergewisserte sich, dass es ihr an nichts fehlte:

„Alles okay bei dir?!“, fragte er und merkte erst jetzt, dass sie sich verzweifelt an ihn klammerte. Seine Hände hoben ihr Gesicht an und ihre Blicke trafen sich.

Ihre grauen Augen waren voller Fassungslosigkeit und Unglauben gefüllt. Amaya nickte hektisch und verweilte noch einen Moment in seinen Armen.

„Es ist alles gut...“, versuchte er sie zu beruhigen. Doch er wusste, dass das nicht stimmte.

Nichts war gut! Was war eben passiert?! Wie konnte das geschehen?!

In diesem Moment kam Kilian zu ihnen geeilt, Hevin im Schlepptau.

„Alles in Ordnung bei euch?!“, erkundigte er sich besorgt.

„Was war das denn?!“, fragte sich Hevin, und dabei war sie nicht die einzige, die das wissen wollte.

„Ja, uns ist nichts passiert“, antwortete Javier und ließ Amaya los, als sie sich zu ihren Freunden wandte: „Aber egal was das war, wir müssen herausfinden -“.

„Wo ist mein Onkel?! Wo ist Mirac?“, fragte Amaya ehrlich besorgt und sah sich dabei nervös um.

Ohne den anderen noch einmal Beachtung zu schenken, lief sie los und rief den Namen ihres Onkels.

Doch er war nirgends aufzufinden.

'Was, wenn er unter diesen Trümmern liegt?!', fragte sie sich und wollte auf einen der Schutthaufen zugehen, als sie plötzlich Yuma auf dem Boden liegen sah.

Amaya rannte augenblicklich zu ihm und kniete sich neben ihm nieder, um seinen Kopf zu stützen.

„Ich brauche Hilfe, sofort!“, schrie sie ohne den Blick von dem ältesten der Ratsmitglieder abzuwenden.

Er hielt sich an seinen blutenden Kopf, seine Augen flackerten.

„Amaya...“, sprach er leise und mit rauer Stimme: „Sie war es!...“.

„Wer?!“.

„Die Midgardschlange...Jörmungandr...“.

„Was?! Aber -“.

Ein ohrenbetäubender Schrei ließ alle zusammenzucken.

Dann verfinsterte sich die Welt, und alle waren dem Abgrund geweiht.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Saph_ira
2014-10-07T18:14:52+00:00 07.10.2014 20:14
Ein schönes Kapitel und spannendes Ende. Mir hat vor allem der Tanz gefallen und Javiers Eifersucht, was ich bei ihm vollkommen verstehen kann. ;-)
Die Midgardschlange... Herje... Die Welt scheint ja angefangen haben auseinander zu brechen... Bin gespannt auf dein nächstes Kapitel, es wird immer interessanter und spannender. :-)
Liebe Grüße :-)
Antwort von:  FeelLikeParadise
08.10.2014 13:55
Vielen lieben Dank für dein Kommi :)
Ja und sie wird noch mehr brechen :D
LG:)


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