Zum Inhalt der Seite

Weihnachten mit Sesshomaru

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

„Du willst was?“, rief Inuyasha aufgebracht. „Wie lange?“

„Fünf Tage.“

„Das kann nicht dein Ernst sein, Kagome. Wir sind Naraku doch schon ganz nah auf den Fersen.“

„Ich muss aber“, begehrte ich auf. „Und ich will auch. Dieses Fest gibt es schließlich nur einmal im Jahr bei uns. Und meine Familie will das mit mir feiern.“

Immer wieder dasselbe mit ihm, ich hatte das schon kommen sehen. Ich seufzte.

„Inuyasha, das ist mir wirklich sehr wichtig. Ich habe ja noch nicht mal die Geschenke für meine Familie. Außerdem verspreche ich, euch auch etwas mitzubringen, wenn ich wieder zurück bin.“

„Wirklich?“, rief Shippo freudig.

„Klar“, lächelte ich zurück und dachte daran, dass er sich sicher über eine Zuckerstange freuen würde.

„Jetzt lass sie doch gehen, Inuyasha. Du siehst ja, wie wichtig ihr das ist. Im Moment schneit es sowieso so stark, dass auch du keine Fährte aufnehmen kannst.“, lenkte Miroku ein. Daraufhin ließ sich Inuyasha mit verschränkten Armen beleidigt in den Schneidersitz fallen.

„Tz, na schön, aber wehe, du bleibst länger.“

„Danke, Inuyasha!“ Eiligst packte ich meine Sachen zusammen, verabschiedete mich und machte mich auf den Weg zum Knochen fressenden Brunnen. Wie Miroku schon sagte, schneite es auch in dieser Zeit, und das nicht zu knapp. Der Schnee war schon einen halben Meter hoch, also nichts um mit irgendwem zu kämpfen.

In meiner Zeit angekommen, brachte ich meinen Rucksack in mein Zimmer und nahm stattdessen eine Tasche mit Geldbörse darin. Wir hatten bereits den 23. Dezember, ich hatte also nicht mehr viel Zeit, um Geschenke zu besorgen und nun kurz vor Weihnachten, war es sicher ein riesiges Chaos an Menschen. Aber da musste ich nun mal durch. Leider hatte ich noch nicht die geringste Idee, was ich meiner Familie schenken könnte. Abgesehen davon war ich auch noch knapp bei Kasse.

So stapfte ich mit trüben Gedanken und wenig Hoffnung durch die Stadt und durchforstete Geschäft für Geschäft, blieb aber leider ohne Erfolg. Nach zwei Stunden saß ich auf einer Parkbank und sah zu, wie sich mein Atem in kleine Rauchwolken verwandelte. Während ich meinen Blick durch den leeren Park gleiten ließ, dachte ich nach, wohin ich noch gehen könnte. Bei uns hatte es noch nicht allzu oft geschneit, weswegen nun nur eine dünne Schicht von Schnee auf dem Boden lag. Betrübt sah ich in den Himmel hinauf. Was sollte ich jetzt bloß tun? Da fiel mir ein, dass ich mal in einem Laden war, der vielleicht etwas Schönes hätte, nur ich wusste kein bisschen mehr, wo er sich befand, oder wie er hieß. Aber ich hatte damals etwas dort gekauft, vielleicht hatte ich ja die Rechnung noch. Ich wühlte nach meiner Geldbörse, die auch schnell fand und sah nach, ob sich noch Rechnungen darin befanden. Es war tatsächlich eine drin, aber kaum hatte ich sie in der Hand, ging ein plötzlicher Wind und schon flog sie davon. Aber ich gab nicht auf. Als ihr folgte und mich langsam fragte, wann der Wind endlich wieder nachlassen würde, sah ich nicht wohin ich eigentlich lief und so krachte ich natürlich wenig später mit jemandem zusammen. Es kam mir vor, als wäre ich gegen einen Felsen gelaufen, weswegen sich für einen Moment alles in meinem Kopf drehte. Die Rechnung war wohl schon über alle Berge. Aber da konnte ich leider niemandem die Schuld für geben.

„Entschuldigung, ich habe nicht aufgepasst“, sagte ich und neigte leicht den Kopf.

„Typisch Menschen halt“, murmelte die Person und ging wohl davon aus, dass ich es nicht hörte.

„Was soll das jetzt hei..?“, begann ich, doch als ich auf sah, glaubte ich, der Schlag würde mich treffen. Das ist jetzt nicht wahr oder, dachte ich und trat vorsichtig einen Schritt zurück. Kalte goldene Augen blickten desinteressiert auf mich herab. Das konnte einfach nicht sein. Sicher, er war ein Dämon und Dämonen lebten lange, aber solche Zufälle durfte es einfach nicht geben. Außerdem hatte er auch nicht die Zeichen auf Wange und Stirn. Das musste sein Sohn sein, vielleicht hatte er ja doch noch eine Familie gegründet. Oder er war überhaupt nicht mit ihm verwandt. Vielleicht war es auch einfach ein plötzlicher Modetrend, solche Haare und Augen zu haben. Aber wie dem auch sei, würde es nur eine Möglichkeit geben, um das herauszufinden.

„Ähm, Verzeihung, dass ich frage, aber Ihr Name ist nicht zufällig Sesshomaru?“

Seine Augen verengten sich urplötzlich, während er sich etwas zu mir vorbeugte. Ich zuckte zusammen, blieb aber an Ort und Stelle. Was war jetzt?

„Genau der bin ich, aber woher..?“, er kam etwas näher und neigte den Kopf zur Seite. Er schnupperte an mir. Ich erstarrte zur Salzsäule. Das war nicht gut. Er hatte mich scheinbar vergessen, was mich nach 500 Jahren nicht sonderlich wunderte, doch wenn er vielleicht noch wusste, wie ich roch, dann…. Als sich Sesshomaru wieder aufrichtete und ich noch immer lebte, atmete ich erleichtert aus. Er schien mich nicht erkannt zu haben. Zumindest dachte ich das, doch als ich ihm abermals in die Augen sah, bemerkte ich sofort das wissende Glitzern in seinen Augen.

„Du bist das Weib meines Halbbruders“, stellte er unnötigerweise fest.

„Und du bist immer noch der selbe unhöfliche Eisklotz“, bemerkte ich mit falschem Lächeln.

„Das muss ich mir von einer Miko, die keinen Respekt gegenüber einem Lord hat, nicht anhören.“

„Du bist noch immer ein Lord?“, fragte ich und ignorierte dabei geflissentlich seine Anspielung.

„Meine Ländereien habe ich zwar nicht mehr, aber diesen Titel verliere ich nicht. Das solltest du eigentlich wissen.“

Schon wieder dieser Hohn. Ich verdrehte die Augen. „Ich kann trotzdem nicht glauben, dass du überlebt hast.“

„Für wen hältst du mich? Meinen Bruder?“

Darauf ging ich jetzt lieber nicht näher ein. Aber auch, wenn er immer noch so kalt sprach, er schien sich, was seinen Charakter anging, gebessert zu haben.

„Naja, wie auch immer, ich muss weiter.“ Ich wollte nicht noch mehr Zeit vergeuden und schon gar nicht mit ihm.

„Sag bloß, auch du feierst dieses unnütze Fest.“

Es war eher eine Feststellung als eine Frage, aber antwortete trotzdem.

„Natürlich, warum nicht?“

„Es ist doch auch nur ein weiterer Zeitvertreib, den sich irgendein Mensch mal ausgedacht hat. Sieh es dir doch an. Alle Menschen machen so viel Wirbel darum, beschenken Leute, die sie in Wirklichkeit gar nicht leiden können. Wenn du mich fragst, ist Weihnachten eine einzige Lüge.“

„Ich hab dich aber nicht gefragt“, entgegnete ich und ging wieder auf ihn zu. „Das was du sagst, mag zwar stimmen, aber das trifft auch nicht auf alle zu. Und außerdem schenkt man bei diesem Fest nicht nur materielle Dinge, sondern auch Wärme. Einfach dass man nicht allein ist. Dass man zusammen feiert. Mit den Menschen, die einem am Herzen liegen.“ Als ich das sagte, wurde es mir selbst erst wieder klar. Das größte Geschenk war es doch, mit denen zusammen zu sein, die man liebte.

„Tz, ach meinst du das so?“ Er amüsierte sich offensichtlich über meine Naivität, aber ich würde es ihm schon noch zeigen.

„Ja, genau so meine ich das. Und ich werde es dir auch beweisen.“

Er zog eine Augenbraue hoch. „Und wie willst du das?“

„Du lebst doch allein, nicht wahr?, stellte ich eine Gegenfrage. Er antwortete nicht, was ich automatisch als Ja auffasste. „Dann werde ich dir beweisen, dass Weihnachten kein unnützes Fest.“ Und mit diesen Worten griff ich nach seinem Arm und zog, aber rührte sich kein Stück. „Also echt, jetzt wenigstens etwas kooperativ. Lass mich dir zeigen, dass du falsch liegst. Gib mir eine Chance. Wenn ich es nicht schaffe, dich umzustimmen, lasse ich dich in Ruhe und du kannst so weiter leben, wie du es für richtig hältst.“

Es schien eine Ewigkeit zu vergehen, in der er sich nicht bewegte, doch dann machte er tatsächlich einen Schritt vor, sein Blick abwartend auf mich gerichtet. Dies zauberte nun doch ein Lächeln auf meine Lippen. Na eben, geht doch.

So ging ich mit ihm von Laden zu Laden und kaufte diversen Weihnachtsschmuck. Es überraschte mich, wie normal er sich in der Gegenwart von Menschen verhalten konnte. Wenn ich an die andere Zeit zurückdachte, hätte er wohl alle sofort um die Ecke gebracht.

Zuletzt drängte ich ihn dazu, einen Weihnachtsbaum zu kaufen. Ich versprach ihm dafür, dass er alles danach verbrennen durfte, wenn ich ihn nicht umstimmte. Nach diesem Kauf fand ich heraus, dass er eine riesige Firma besaß und somit auch eine Menge Geld. So ließen wir den Baum zu seiner Wohnung, oder wie ich annahm zu seinem Haus, bringen.

Wir entfernten uns von der Menschenmenge und gingen den Weg zu seinem Haus, welches wohl etwas abgelegener von der Stadt stand.

„Sollten solche Menschen wie du zu so einer Jahreszeit nicht normalerweise einen Schal tragen?“, fragte er nebenbei.

Ich fragte gar nicht, wieso er dann keinen um hatte. Er brauchte ihn vermutlich nicht. „Der letzte Schal ging beim Kampf gegen Dämonen drauf.“ Ich seufzte. Da fiel mir etwas anderes ein. „Wieso willst du mich eigentlich gar nicht umbringen.“

„In dieser Zeit bringt mir das nichts. Und ein Mord wäre heutzutage schwer zu vertuschen. Das wäre mir viel zu mühsam.“

„Ach.. dann ist´s ja gut.“ Sollte ich mich über diese Antwort nun freuen? Ich schüttelte den Kopf. Am besten nicht allzu viel darüber nachdenken. Als ich so in meine Gedanken versunken war, bemerkte ich nicht den nachdenklichen Blick, welcher auf mich gerichtet war.

"Wir sind da", erklang es nach einer Weile. Ich sah auf und erblickte eine gigantische Villa, wie zu erwarten vom Herrn der westlichen Ländereien. Als ich mich umsah, erkannte ich nur Wald um uns herum.

"Wie weit sind wir gelaufen?" Ich konnte es nicht verhindern, diese Frage laut auszusprechen.

"Das Gebäude wird von einem Bannkreis umschlossen, sodass normale Menschen keinen Zugang hier her haben. In Wirklichkeit befinden wir uns weiter von der Stadt weg, als du denkst."

Nicht schlecht, dachte ich so bei mir und folgte ihm ins Haus. Lange konnte ich die Zimmer nicht bewundern, da ging er schon weiter in den ersten Stock. Obwohl er schon so lange lebte, was sein Möbelgeschmack sehr modern. Hätte sie gar nicht gedacht.

"Auch wenn ich es ungern zugebe, du hast einen guten Geschmack."

"Sollte das ein Kompliment sein?"

Ich verdrehte die Augen, ob seiner typischen Arroganz. "Darauf antworte ich jetzt lieber nicht." Der Blick, den er mir darauf aus dem Augenwinkel zuwarf, hätte töten können. Zum Glück konnte er das noch nicht. In dem Moment fiel mir etwas anderes ein.

"Sekunde mal. Wenn hier keine Menschen hin finden, wie willst du dann den Baum bekommen?" Er grinste. Ich legte den Kopf schief, diese Geste verwirrte mich. Plötzlich klingelte es an der Tür.

"Sag bloß, du erwartest Besuch?"

"Geh doch nachsehen", meinte er schulterzuckend. Ich zog eine Augenbraue hoch, ging aber trotzdem hinunter zur Tür. Davor stand ein Mann im Anzug und neben ihm lehnte der Baum, über den wir eben gesprochen hatten.

"Den soll ich abliefern", er deutete auf den Baum. Ich nickte nur stumm, musste ich doch immer noch registrieren, wie das Ganze nun ablief. Er hob die Hand zu einem Wink, drehte sich um und marschierte davon. Ich sah zum Baum und dachte darüber nach, wie ich den in die Wohnung tragen könnte. Doch da hörte ich schon Schritte hinter mir und eine Sekunde später stand Sesshomaru neben mir und holte den Baum hinein, nur um dann samt dem Baum wieder nach oben zu gehen. Blinzelnd verfolgte ich das Schauspiel und überlegte, ob ich mir weiter darüber Gedanken machen sollte.

"Hast du jetzt auch noch einen eigenen Lieferservice?" Ich hatte das Youki gespürt, das vor der Tür war kein Mensch.

"Könnte man sagen." Sein Mundwinkel zog sich ein Stückchen nach oben. Auch wenn dieses Lächeln nur minimal zu sehen war, er war offensichtlich über mich amüsiert. Aber das ließ ich mal so stehen.

"Ich frage lieber nicht weiter. Besser wir kümmern uns jetzt erst mal um den Baum." Ich wühlte in den vielen Tüten und Schachteln nach dem Christbaumkreuz, welches wir auch besorgt hatten. Lang dauerte es nicht und ich stellte es an den besten Platz den ich finden konnte. In der Ecke des Wohnzimmers. Ob er wohl auch im Erdgeschoss ein Wohnzimmer hatte? Auch egal. Als ich den Weihnachtsschmuck auspackte sah ich mich nach dem Dämon um, welcher es sich auf der Couch bequem gemacht hatte und mich mit einem belustigten Lächeln auf den Zügen beobachtete. Mit ärgerlich zusammen gepressten Lippen richtete ich mich auf, ging auf ihn zu und stemmte die Hände in die Hüften.

"Gehe ich richtig in der Annahme, dass der werte Lord keinen Finger rühren wird, um mir zu helfen?"

"DU willst mich schließlich überzeugen. Dass ich dir dabei helfe, war nicht Teil unserer Abmachung." Ich biss mir auf die Lippe, da hatte er recht. Trotzig drehte ich mich um, packte das Netz, das den Baum umwickelte und schleife ihn zum Kreuz.

"Wenn ich deinen schönen Parkett dabei zerkratze, beschwer dich nicht bei mir", ließ ich sarkastisch verlauten, während ich den Baum ins Kreuz hievte und ihn langsam vom Netz befreite. Eine Antwort bekam ich nicht, weswegen ich weiterhin meiner Arbeit nachging und diese hieß, den Baum zu schmücken. Ich hatte entschieden, ihn mit goldenem und silbernem Schmuck zu behängen. Gold wie seine Augen und Silber wie sein Haar. Dieser Gedanke zauberte ein Lächeln auf mein Gesicht, welches er glücklicherweise nicht sehen konnte. Während ich Kugel für Kugel auf den Baum hing, wurde mir die Absurdität dieser Situation bewusst. Als befände ich mich im falschen Film. Ich schmückte hier den Weihnachtsbaum für den fiesen, mordenden und kalten Halbbruder meines Reisegefährten. Und versuchte ihn dazu auch noch davon zu überzeugen, dass das Weihnachtsfest einen Nutzen hatte. Im letzten Moment konnte ich mir ein Lachen verkneifen, aber das Prusten glitt schneller über meine Lippen.

"Was amüsiert dich denn so?"

Ich drehte mich zu ihm um. "Ich bezweifle, dass es dich ebenso amüsieren wird." Es war lediglich eine Feststellung, eine Tatsache, doch diese einfache Aussage reichte aus um ihn zu verärgern.

"Danach habe ich nicht gefragt."

Ich seufzte lautlos. War klar, dass er sich damit nicht zufrieden geben würde. Ich lächelte sanft, griff nach der letzten Schachtel Kugeln und der Lichterkette. Es war vielleicht wagemutig, aber irgendwie stand mir der Sinn nach Risiko.

"Ich sage es dir, wenn du mir bei dem oberen Teil des Baumes hilfst. Da komm ich nämlich nicht ran."

Er deutete mit dem Finger auf eine Tür am Ende des Ganges. "Dort befindet sich eine Leiter."

Abermals verdrehte ich die Augen ging in die angewiesene Richtung, um kurz darauf mit einer Leiter wieder zu kommen. Als ich auf diese stieg, wurde mir klar, es wohl doch nicht alleine schaffen zu können. Verzweifelt lugte ich zu Sesshomaru, um ihn um Hilfe zu bitten, doch da stand er schon neben mir und hielt mir die Schachtel mit den Kugeln hin. Ich blinzelte zuerst nur verwirrt.

"Ohne mich schaffst du es ja doch nicht, Miko."

"Könntest du mich auch mit dem Namen anreden?"

"Nein."

"Warum?"

"Weil du ein Mensch bist."

"Und?"

"Du bist unter meinem Niveau?"

"Du meinst, weil ich kein Dämon bin?"

"Nein."

"Warum dann?"

"..."

"Hm?"

"Würde ich dich beim Namen nennen, würdest du vollends deinen Respekt mir gegenüber verlieren. Du würdest vergessen, wo du stehst."

"Das ist doch absurd", rief ich und wäre beinahe von der Leiter gefallen, wenn er nicht rechtzeitig eine Hand an meinen Rücken gelegt hätte, um mich abzustützen. Ich schluckte und nickte ihm dankend zu. Räuspernd ging ich weiter meiner Tätigkeit nach, den Stern auf die Spitze zu stecken und die Lichterkette auf den Ästen zu verteilen. "Wie wäre es mit einem Deal."

"Und zwar?"

"Wenn ich es schaffe, dich von Weihnachten zu überzeugen, oder dich zumindest etwas dafür zu begeistern, dann nennst du mich beim Namen. Selbst wenn es das letzte Mal sein wird, dass wir uns in dieser Zeit sehen, will ich, dass du mich mit meinem Namen ansprichst." Ich verstand selbst nicht, wieso mir das so wichtig war, doch ich fühlte mich dann nicht so klein, so unwürdig. Aber als ich ihm das sagte, wurde mir erst richtig bewusst, dass die Chance, ihm noch einmal in dieser Zeit über den Weg zu laufen, sehr gering war. Warum fürchtete ich mich plötzlich vor dem Moment, in dem Weihnachten zu Ende ging?

"Einverstanden", hörte ich von Sesshomaru und für eine Sekunde musste ich nachdenken, über was wir eben geredet hatten. Dann wusste ich es wieder. Nachdem ich von der Leiter gestiegen war und mein Werk begutachtet hatte, wandte ich mich an den Dämon.

"Dann ist es so abgemacht. Aber nun muss ich gehen." Ich sah auf die Uhr. "Es ist schon spät, aber morgen komme ich wieder. Und egal, wie sehr es dir auch zuwider sein mag, ich werde mit dir feiern."

Ein leichtes Grinsen schlich sich abermals auf seine Züge. "Dann machen wir das Ganze doch noch spannender."

Ich runzelte die Stirn, verstand nicht ganz. "Wie meinst du das?"

"Ein Zeitlimit", sagte er lediglich.

"Bis wann?"

"Mitternacht. Bis Heiligabend zu Ende ist. Wenn du bis dahin nicht da bist...", er beendete den Satz nicht, er wusste, ich würde wissen, was er meinte. Und das tat ich. Dann hatte ich verloren.

Ich lächelte. "Darum mach dir mal keine Sorgen. Ich werde locker rechtzeitig hier sein", versicherte ich ihm.

Tja, das sagte ich zwar, und zu dieser Zeit hätte ich auch nicht gedacht, dass es anders kommen würde...
 

Wir hatten nun den 24. Dezember, der Baum war geschmückt, der Tisch gedeckt und die Familie konnte heiterer nicht sein. Naja, bis auf eine. Genau, mich. Irgendwie kam es dazu, dass wir erst um 20:00 Uhr bei Tisch saßen. Es kam mir fast so vor, als würde der Braten dieses eine Mal mit Absicht länger dauern wollen, bis er durch war. Oder kam mir das nur so vor?

Drei Gänge später war es bereits 21.00 Uhr. Mir blieben noch drei Stunden, das würde ich sicher noch schaffen. Doch die Zeit verflog schneller, als ich dachte. Wir sangen, spielten, redeten und am Ende kam die Bescherung, auf welche sich Sota besonders freute. Darüber konnte ich nur lächeln, doch als ich das erste Geschenk entgegen nahm, huschte mein Blick beiläufig auf die Uhr und sofort gefror mir das Lächeln. Die Uhr zeigte 23:30 Uhr. Ruckartig stand ich auf, ließ alles stehen und liegen, schnappte nach meiner Jacke und verließ mit einem kurzen "Ich muss nochmal weg" das Haus. Während ich rannte, versuchte ich zu verstehen, wieso es mir so wichtig war, diesem Dämon zu zeigen, dass Weihnachten sehr wohl etwas für sich hatte. Was es auch war, es war mir egal. Jetzt zählte nur eins. Dummerweise musste das Schicksal wohl etwas gegen mich. Zuerst hatte die U-Bahn irgendwas, dann steckte die Straßenbahn in einem Stau. War das ein schlechtes Omen, oder wollte mich das Schicksal einfach nur verarschen?

Nach zwanzig Minuten musste ich nur noch zu Fuß gehen bzw. laufen, denn mir lief die Zeit davon. Auch wenn er sicherlich auf meine Anwesenheit verzichten konnte, wollte ich ihn an diesem Abend nicht allein lassen. Nicht an Weihnachten! Noch fünf Minuten, der Bannkreis war ganz nahe, ich konnte ihn spüren. Als ich ihn endlich fand und durchdrang, umfing mich Stille. Mein Blick fiel zuerst auf das Haus wenige Meter entfernt und dann auf meine Uhr. Zwei Minuten. In keinem Zimmer brannte Licht. War er etwa ausgegangen? Dass er schon schlief, konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Ich griff nach dem Türknauf und musste überrascht feststellen, dass die Tür nicht verschlossen war. Aber dem schenkte ich nicht weiter Aufmerksamkeit, sondern lief stattdessen die Treppe hoch. Keuchend hielt ich schließlich im Zimmer, wo der Baum stand. Zumindest glaubte ich das, aber es war so dunkel, dass ich mir nicht sicher sein konnte. Alles was ich hörte, war mein schnelles Atmen, sonst… nichts. Ich verstand einfach nicht, was gerade passierte. Hier drin war es totenstill, kein Mensch, kein Dämon. Niemand außer mir. Als ich nach einem Lichtschalter tasten wollte, erklang plötzlich eine Stimme aus der tiefen Dunkelheit, was mich zusammen fahren ließ.

„Du kommst spät“, sagte er und mit diesen Worten funkelte der Raum plötzlich in den verschiedensten Farben. Meine Augen weiteten sich ungläubig, als ich den Baum mit eingeschalteter Lichterkette sah und Sesshomaru daneben vorfand.

„Es tut mir leid“, sagte ich und verbeugte mich. „die Feier mit meiner Familie dauerte länger, als geplant.“ Ich traute mich nicht, wieder aufzusehen, doch als ein Paar schwarze Schuhe in mein Sichtfeld traten, tat ich es doch. Als ich ihm in die Augen sah, fiel es mir schwer, den Blick wieder abzuwenden. Die Lichter spiegelten sich in dem Gold seiner Augen wieder und ließ es flüssiger erscheinen.

"Gefällt dir, was du siehst", grinste Sesshomaru, als ich ihn immer noch anstarrte. Schnell wandte ich mein Gesicht ab, um die Röte auf meinen Wangen zu verbergen. Dabei fiel mein Blick durchs Fenster.

"Schau mal", rief ich freudig und lief aufs Fenster zu. Weiße Flocken fielen in Unmengen sanft zu Boden. Es schneite.

Ich bemerkte eine Bewegung im Glas des Fensters und wandte mich darauf um. Sesshomaru stand vor mir - sein Blick undurchschaubar wie immer - mit einer Schachtel in der Hand, welche mit einer riesigen roten Schleife geschmückt war.

"Für mich?", fragte ich unsicher.

Er nickte. "Mach es auf", wies er mich an. Ich tat, wie geheißen und fand einen roten, flauschigen Schal vor. Ich blinzelte überrascht und sah dann zu ihm.

"Du sagtest ja, du hast keinen", antwortete er lediglich auf meine unausgesprochene Frage. Mein Blick fiel erneut auf den Schal und langsam schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen. Dann packte mich das schlechte Gewissen. Ich sah auf.

"Aber ich habe gar nichts für dich."

Plötzlich grinste er und ehe ich mich fragen konnte, wieso, küsste er mich. Ungläubig riss ich die Augen auf. Es dauerte nur einen Moment und schon löste er sich wieder. Das Grinsen blieb.

"Dann sei du doch mein Geschenk", flüsterte er und näherte sich mir abermals. Während ich langsam begann, seine Küsse irgendwie zu genießen, dachte ich darüber nach, ob das wirklich der Dämon war, den ich kannte. Aber wer auch immer er war, er brachte mein Blut zum Kochen. Länger wollte ich nicht darüber nachdenken, als ich meine Arme um seinen Hals schlang, er mich auf die Arme nahm und in sein Schlafzimmer trug.

Nebenbei dachte ich noch daran, dass ein Weihnachten doch gar nicht schöner sein konnte, wenn man einen geliebten Menschen an seiner Seite hatte.



Fanfic-Anzeigeoptionen
Blättern mit der linken / rechten Pfeiltaste möglich
Kommentare zu diesem Kapitel (6)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Vigeta_Lord_d_T
2019-07-28T09:52:28+00:00 28.07.2019 11:52
Schön eine tolle Idee 😊
Von:  Salada
2014-04-04T09:10:07+00:00 04.04.2014 11:10
Ohhhhh ne süße Idee :) weiter so !!!!
Antwort von:  Hikari217
04.04.2014 18:12
Hihi, danke^^
Von:  truedream
2014-03-06T18:34:33+00:00 06.03.2014 19:34
Oh, ich finde deine Geschichte richtig gut. Voll cool gemacht das sess in der Neuzeit ist und Lago ihm Zeit das Weihnachten schön ist. Gibt e davon auch ne Fortsetzung. Würde mich voll freuen
Antwort von:  Hikari217
08.03.2014 17:09
Es haben mich schon mehrere nach einer gefragt, deshalb denk ich drüber nach. Es wird halt noch eine Weile dauern, bis die dann kommt.
lg
Von:  Fanta
2014-02-10T06:33:36+00:00 10.02.2014 07:33
Neiiin, wie süß <3
Ich find den OS so kawaii, ich mag das Pairing.

Deine Fanta
Antwort von:  Hikari217
10.02.2014 11:48
hehe, danke^^
Das freut mich. Ich mag es auch;)
lg Hikari217
Von:  kikotoshiyama
2014-01-29T19:41:34+00:00 29.01.2014 20:41
Schöner OS^^
lg kiko
Antwort von:  Hikari217
30.01.2014 11:12
Dankeschön:D
lg Hikari217
Von:  Aibera
2014-01-07T07:03:27+00:00 07.01.2014 08:03
Okay =D Der Gedanke - super süß! Die Umsetzung - genial. Nur eines verwundert mich... Kagome verschwendet keinen Gedanken daran, dass Inuyasha - den sie doch eigentlich liebt - scheinabr irgendwann sterben musste im Gegensatz zu Sessi? o.O Aber gut^^ Wie gesagt, finde den Oneshot sehr süß, das Pairing gefällt mir sehr gut. Nur Sessi's 'Kaltschnäuzigkeit' verschwindet ein wenig schnell, was in einem Oneshot eben nur schwer zu ändern ist^^
Alles in allem = I Like ! ♥
lg
Aibera
Antwort von:  Hikari217
07.01.2014 12:11
Danke^^
Ja, vermutlich war sie ziemlich geschockt davon, dass sie gerade ihm über den Weg läuft und hat deshalb nicht daran gedacht. Oder da sie Inuyasha ja sowieso in der Vergangenheit trifft, diese Tatsache nicht weiter relevant ist. Sie hat ihre eigenen Gedanken zu dem Thema wohl;P
Das stimmt, damit tu ich mir immer recht schwer, weshalb ich die Oneshots wohl auch eher lasse. Aber dadurch, dass Sesshomaru lange Zeit unter Menschen gelebt hat, ist er nicht mehr soooo kalt. Außerdem weiß man ja nicht, wie er vorher schon zu ihr empfunden hat, nee?;D
lg Hikari217


Zurück