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Schwachstelle

Tango Pair | Atobe x Sanada
von

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Krankenbesuch

Atobe rauchte vor Wut. Und das seit vier Tagen. Sein Handgelenk war tatsächlich verstaucht und er trug einen schrecklich hässlichen Verband darum, der ihn erstens aussehen ließ wie ein modisch ungebildeter Lackaffe und ihn zweitens daran hinderte, seinen Frust beim Tennisspielen abzubauen. Er hatte sein Problem mit Sanada immer und immer wieder gewälzt und war noch siebeneinhalb Mal das Fotoalbum und die Faktenliste durchgegangen. Aber eine Erleuchtung war ihm nicht gekommen. Seine Träume von Sanada Genichirou waren auch nicht besser geworden. Immerhin hatte ihm sein Unterbewusstsein weitere Episoden von Yukimura im Ballkleid erspart. Der Wischmopp von Rikkaidai hatte es absichtlich auf sein Handgelenk abgesehen, soviel stand inzwischen fest. Alle in seinem Team stimmten zu – wie immer. Wie er von Oshitari gehört hatte, hatte sich Sanada bei seinem Team offiziell für den Vorfall entschuldigt und sich erkundigt, wie es Atobes Handgelenk ging. Atobe befand, dass der Möchtegern-Samurai ihn das ruhig höchstpersönlich hätte fragen können, dann hätte er ihm seine Meinung über diesen elenden, immerzu lächelnden Widerling schon gegeigt…
 

Ungehalten schlürfte er an einem fruchtigen Cocktail und starrte finster auf den Pool, den er wegen seines hässlichen Verbandes nicht betreten durfte. Wenn er nicht so unmotiviert wäre, andere Leute um sich zu haben, dann hätte er eine seiner berühmt-berüchtigten Partys organisiert, doch selbst dazu hatte er keine Lust. Sein Gehirn war besessen von Sanada und seinem ungelösten Problem und Yukimura feierte vermutlich gerade zuckersüß lächelnd zum wiederholten Male seinen Sieg über Atobe. Es war zum Kotzen. Wie konnte dieser schwächliche Mistkerl es wagen, seinen perfekten Körper zu ruinieren und dabei so zuckerig zu lächeln, dass er allein vom Hinsehen Karies bekam? Yukimura war die Pest. Ein Alptraum. So schrecklich, wie rot und pink miteinander zu tragen, so schlimm wie Sanadas Cappi und Fujis Modegeschmack und nicht genügend Grenadine im Cocktail zusammen!
 

»Master Keigo?«, ertönte eine leise, höfliche Stimme hinter ihm.
 

»Was?«, fuhr er seinen Bediensteten an, der sich vor ihm verbeugt hatte. Wie konnte er es wagen, Atobe Keigo in seinen tiefschürfenden Gedanken zu stören?
 

»Verzeihung! Aber Sie haben Besuch. Ein junger Mann namens Sanada Gen–«
 

»WAS? Wieso hast du das nicht eher gesagt? Wo ist er? Jetzt kriegt er was zu hören! Wie kann er es wagen, ore-sama…«
 

Atobe stapfte quer durchs Haus, entschlossen Sanada mit seinem bescheuerten Cappi die Meinung zu sagen, über seine psychopathisch lächelnde Ehefrau, über das vergeigte Trainingsmatch, über seinen miesen Haarschnitt und ihr ausstehendes Match, das er so ungeschoren unentschieden einfach nicht hinnehmen konnte! Doch sein Sermon verstummte, als er Sanada wie eine Statue in der Eingangshalle stehen sah. Der Vize-Kapitän von Rikkaidai trug diesmal nicht seine hässliche Kopfbedeckung, sah ansonsten aber selbstredend unheimlich abscheulich aus. Tatsächlich wirkte er etwas verloren in dieser großen Halle. Kein Wunder. Seine Präsenz konnten einen solch großen Raum natürlich bei weitem nicht so gut füllen, wie es bei Atobe der Fall war.
 

Atobe blieb abrupt stehen und starrte auf den ziemlich scheußlichen Strauß selbstgerupfter Blumen an, den Sanada in der Hand hielt. Als er Atobe entdeckte, zog sich einer seiner Mundwinkel ein klein wenig nach oben und er nickte steif.

»Atobe.«

Er starrte seinen Gast weiterhin an. Sanada hatte ihm Blumen gebracht. Geschmackloses, gelbes Kraut ohne jeglichen künstlerischen Wert. Sein Herz fing an überraschend schnell zu schlagen.

»Du hast nur eine Badehose an«, informierte Sanada ihn, als Atobe nichts sagte, weil er in Gedanken damit beschäftigt war sich zu fragen, wieso sein Herz vollkommen durchdrehte. Vielleicht hatte Sanada es jetzt endlich geschafft: Atobe würde jung einen Herzinfarkt bekommen und sterben. Immerhin blieb ihm der Trost, dass er auch dabei noch umwerfend aussehen würde.
 

»Ich weiß. Ore-sama lag am Pool«, gab er zurück und stellte verärgert fest, dass es ihm nicht gelang, seiner Stimme den üblichen, überheblichen Ton zu verleihen. Sanada machte ein paar Schritte auf ihn zu und hielt ihm ungelenk die Blumen hin. Atobe griff danach.

»Blumen«, sagte er langsam. Sanada nickte. Atobe war sich ziemlich sicher, dass ein leichter Rotton den Hals des Vize-Kapitäns hinauf kroch. Das tätschelte gleichzeitig sein Ego und ließ sein Herz noch etwas mehr schlagen.

»Ja. Weil du verletzt bist«, erklärte Sanada unnötigerweise und sie standen einige Augenblicke schweigend und peinlich berührt in der Eingangshalle herum, bevor Atobe einfiel, dass er niemals peinlich berührt war und die Stille sich am besten mit seiner wunderbaren Stimme füllen ließ.
 

»Willst du einen Cocktail?«, fragte er mit einer galanten Bewegung seiner unverletzten Hand, die immer noch die scheußlichen Blumen hielt.

»Mit Alkohol?«, fragte Sanada verwirrt und Atobe verdrehte die Augen.
 

»Natürlich nicht.«
 

»Ok. Dann… ja.«
 

Sanada sah aus, als hätte er noch nie seinem Leben einen Cocktail getrunken, so verwirrt und misstrauisch blickte er drein. Atobe schüttelte seinen Kopf, sodass sein perfekt gestyltes Haar ihm ins Gesicht fiel und er schnipste mit den Fingern. Sofort stand einer seiner Bediensteten neben ihm.

»Einen Cocktail für ore-samas Gast. Und einen zweiten Liegestuhl«, sagte er und schritt dann Sanada voran durch das riesige Anwesen, hinaus in den Garten und auf seinen Liegestuhl zu. Der Liegestuhl wurde in diesem Moment neben Atobes Stuhl gebracht.

»Stell die in eine Vase«, wies er den Bediensteten an und reichte ihm die Blumen.
 

Sanada hatte ihm Blumen geschenkt. Atobes Herz hatte sich immer noch nicht beruhigt und langsam wurde er wieder wütend deswegen.

»Also, was führt dich her?«, fragte er so herablassend wie möglich, nachdem er sich niedergelassen hatte und Sanada dabei beobachtete, wie er sich ebenfalls setzte. So vorsichtig, als könnte der Stuhl unter ihm wegbrechen. Seine scharfen Augen ruhten auf Atobes Verband.
 

»Deine Verletzung«, erklärte Sanada kurz angebunden und löste seinen Blick von dem Verband, um ihn stattdessen auf Atobes Gesicht zu richten. Normalerweise mochte Atobe es, wenn alle Blicke auf ihn gerichtet waren. Aber im Moment machten ihn diese durchdringenden Augen unruhig.

»Achso. Es ist nichts weiter«, sagte er mit einer wegwerfenden Handbewegung. Eigentlich hatte er sich laut und lange über Yukimura ereifern wollen. Aber aus irgendeinem Grund klappte es gerade nicht.
 

»Ich habe schon mit Seiichi darüber gesprochen, dass sein Verhalten ausgesprochen unsportlich war. Aber er war nicht besonders einsichtig.«

Sanada sah darüber zerknirscht aus. Atobe jedoch konnte sich nicht so recht darüber freuen, denn er war sauer darüber, dass Sanada Rikkaidais Wischmopp beim Vornamen nannte. Vermutlich waren die beiden bereits heimlich verheiratet.

»Ore-samas Handgelenk ist nicht dein Problem«, sagte Atobe und sah zu, wie Sanada seinen Cocktail entgegennahm und prüfend daran roch. Als würde Atobe ihn vergiften. Unsinn. Yukimura, den würde er vergiften, wenn er die Gelegenheit dazu hätte.
 

Atobe schnappte mit seinen Lippen nach dem Strohhalm seines eigenen Cocktails und schlürfte so genüsslich wie möglich daran. Er würde sich von nichts und niemandem seinen Cocktail vermiesen lassen.

Als er aufsah, bemerkte er, dass Sanada ihn musterte. Seine Augen hingen ganz eindeutig an dem Strohhalm zwischen Atobes Lippen und mit einem plötzlich Schwung hervorragender Laune kam Atobe der geniale Gedanke, dass Sanadas Schwachstelle vielleicht all die Zeit direkt vor seiner Nase gewesen war und er es bislang einfach nicht bemerkt hatte. Mit großem Genuss und diebischem Vergnügen widmete er seine Aufmerksamkeit dem Strohhalm in seinem Glas und fuhr währenddessen mit dem Zeigefinger um den Zuckerrand des Glases. Der Strohhalm wurde entlassen und durch seinen Finger ersetzt. Und ja, ganz klar: Sanadas Wangen färbten sich rot.
 

Das war ja noch viel besser als ein Sieg gegen Rikkaidai! Atobe triumphierte. Er hatte gewonnen. Er hatte es geschafft und die Schwachstelle des vermeintlich perfekten Samurai von Rikkaidai herausgefunden. Es wunderte ihn, dass er noch nicht früher darauf gekommen war, immerhin war es naheliegend, dass die Menschen in seiner Umgebung von Atobes Perfektion vollkommen eingenommen waren… Aber er war in den letzten Tagen einfach zu gestresst gewesen.

Das erklärte auch, wieso Yukimura ihn mit seinen Blicken hatte erdolchen wollen. Er war eifersüchtig. Eifersüchtig, weil er wusste, dass Sanada Atobe unwiderstehlich fand. Ha! Der Wischmopp mochte das Spiel gewonnen haben. Aber Sanada bekam er nicht!

»Also, du bringst ore-sama Blumen, weil du dir Sorgen um ore-sama machst«, schnurrte Atobe zufrieden mit sich und der Welt. Selbst der hässliche Verband und Sanadas abscheuliche Frisur konnten seine Stimmung nun nicht mehr trüben.
 

»So in etwa«, sagte Sanada und er klang eindeutig heiser. Atobe feierte den Umstand, dass er nur eine Badeshorts trug und streckte sich genüsslich auf seinem Liegestuhl aus. Sanada sah wirklich sehr steif aus, wie er da saß und ihn anstarrte. Atobe konnte es ihm nicht verübeln. Er sah nun einmal umwerfend aus. Es war eben nicht jedem gegeben, mit so einem makellosen Körper auf die Welt zu kommen. Unweigerlich musste er an die Bilder des Privatdetektivs denken, auf denen Sanada mit freiem Oberkörper zu sehen gewesen war. Zugegeben, Sanada sah nicht schlecht aus. Eigentlich fand Atobe ihn recht ansehnlich, wenn er sich die dämliche Frisur des anderen wegdachte. Sanada räusperte sich.
 

»Und wie lang wird es dauern, bis du wieder spielen kannst?«, wollte er wissen und wandte den Blick von Atobe ab. Atobe grinste breit. Sein Charme ließ ihn eben nie im Stich. Er stellte sein Cocktailglas beiseite und erhob sich mit einer geschmeidigen Bewegung. Sanada Genichirou zum Schwitzen und in Verlegen zu bringen, das würde er sich eindeutig zum neuen Ziel erklären. So viel stand fest.

»Dank ore-samas hervorragenden körperlichen Konstitution sollte es nicht allzu lang dauern«, gab er bereitwillig zur Auskunft und setzte sich kurzerhand neben Sanada auf den Liegestuhl. Sanada blickte irritiert drein und er hielt den Cocktail so fest in der Hand, dass es aussah, als würde er jeden Augenblick das Glas zerbrechen.

»Du wirkst ein wenig nervös, Sanada. Alles in Ordnung?«, fragte Atobe bestens gelaunt und spürte, wie seine Schulter die seines Gasts berührte. Sanadas Adamsapfel bewegte sich unübersehbar, als er schluckte.
 

Dann stellte er seinen Cocktail ins Gras, wandte Atobe das Gesicht zu, gab ein kurzer, merkwürdig knurrendes Geräusch von sich beugte sich vor, um seine Lippen auf die von Atobe zu drücken. Das überraschte Geräusch, das Atobe von sich gab, konnte selbstredend nur als elegant und sexy beschrieben werden, doch die Tatsache, dass Sanada küsste wie ein junger Gott, der in seiner Freizeit nichts anderes tat, – etwas, das Atobe Dank des Privatdetektivs besser wusste – das überraschte ihn tatsächlich. Er wollte die Oberhand zurückgewinnen und seinen ursprünglichen Plan weiterführen, doch die rauen Hände auf seinen makellosen Wangen und die Zunge, die recht fordernd mit seiner eigenen Zunge kämpfte, brachten seine eiserne Gelassenheit ins Wanken. Als Sanada sich von ihm löste, die Wangen rot und die Augen glasig, schluckte Atobe und räusperte sich. Es kostete ihn nur eine Sekunde, um sein übliches, umwerfendes Lächeln zurück zu bringen.

»So. Ich nehme an, dass du tatsächlich doch eine Schwachstelle hast«, schnurrte er und beobachtete mit diebischem Vergnügen den immer dunkler werdenden Rotton auf Sanadas Gesicht.

»Ich denke, das kann ich zurückgeben«, kam es heiser und durch zusammengepresste Zähne. Atobe blinzelte und winkte ab.

»Ore-sama hat keine Schwäche«, erklärte er herablassend. Was für eine absurde Behauptung.
 

Sanada schaute ihn einen Moment lang steinern an, dann stand er auf.

»Gut, dann kann ich ja gehen«, verkündete er. Atobes Lächeln flackerte. So hatte er sich das nicht vorgestellt! Er wollte sehr dringend dort weitermachen, wo sie gerade aufgehört hatten!

»Was? Nein!«

Sanada hob eine seiner empörend ungezupften Augenbrauen und blickte zu ihm herab.

»Wenn du keine Schwäche für irgendjemanden hast, dann brauche ich meine Zeit ja nicht mehr zu vergeuden«, erklärte Sanada scheinbar ungerührt und machte sich tatsächlich auf den Weg durch den Garten und aufs Haus zu. Atobe war entsetzt. Wie konnte dieser Armleuchter es wagen, ihn dermaßen in Frage zu stellen?
 

Atobe folgte seinem Gast, packte Sanada an den Schultern und drehte ihn zu sich herum.

»Du gehst nirgendwohin!«, zischte er mit dem autoritärsten Ton, den er aufbringen konnte. Er küsste Sanada erneut und stellte zufrieden fest, dass sein Gegenüber es nur für etwa eine halbe Sekunde schaffte, stocksteif stehen zu bleiben. Dann schlangen sich überraschend kräftige Arme um ich und hoben ihn beinahe vom Rasen. Atobe verfluchte einen winzigen Augenblick lang die Tatsache, dass er kleiner war als Sanada, doch dann fand er sich gegen die Hauswand gedrückt wieder, eine Hand auf seinem nackten Oberkörper, die andere an seiner Wange. Nun, eventuell hatte er eine winzig kleine Schwäche für Sanada. Kaum nennenswert. Aber das musste er ja nicht laut sagen.



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