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Schwachstelle

Tango Pair | Atobe x Sanada
von

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Schlechte Laune

Es war absolut unbefriedigend. Unerhört. Und vor allem war es definitiv nicht akzeptabel! Atobe Keigos Insight hatte noch nie versagt und er würde einen Teufel tun und anfangen daran zu glauben, dass es tatsächlich Menschen ohne Schwachstellen gab. Abgesehen von ihm selbst natürlich, denn Atobe hatte keinerlei Schwachstellen. Weder beim Tennis, noch, was sein Äußeres anging. Er hatte keine Schwachstelle in keinem noch so winzig kleinen Bereich seines rundum perfekten Lebens.
 

Aber er hatte nie vorgehabt, diesen Glanz mit jemandem anders zu teilen. Und schon gar nicht mit einem verkappten Samurai ohne jeglichen Modegeschmack und dann auch noch ohne annähernd tragbare Frisur – was der elende Kerl wenigstens unter einem hässlichen Cappi versteckte. Obwohl er sich nicht sicher war, ob die Kopfbedeckung nicht noch schlimmer war, als die Haare darunter…
 

Selbst nach ihrem Doppel gegen diese arroganten, amerikanischen Stümper, die seine Schönheit nicht richtig zu würdigen gewusst hatten, hatte Atobe immer noch keine Ahnung, was Sanadas Schwachstelle anging. Sie hatten gut zusammen gespielt und es war für den Moment durchaus eine interessante und angenehme Erfahrung gewesen. Aber da spukte immer noch das unfertige Spiel in seinem Hinterkopf herum, das unentschieden geendet hatte. Atobe wollte Sanada Genichirous Schwachstelle herausfinden.
 

Er saß auf einer Liege unter einem Sonnenschirm, hatte eine Sonnenbrille aufgesetzt und schlürfte missmutig an einem eisgekühlten Cocktail. Das einzige Geräusch, das die Stille durchbrach, war das Schlürfen seines Strohhalms und das leise Plätschern seines Pools, neben dem er seine Liege hatte aufklappen lassen. Normalerweise wäre er in dieser Situation bester Laune. Denn abgesehen vom guten Wetter, dem Cocktail und seinem Pool hatte er erst heute Morgen einen ausgesprochen schmeichelhaften Artikel über sich selbst in einem wichtigen Sportmagazin gelesen. Besonders begeistert war er von seinem großen Foto gewesen, das über dem Artikel prangte. Er sah umwerfend aus wie immer, jede gewellte Haarsträhne lag perfekt und sein Lächeln ließ keine Wünsche offen. So hatte er es gern.
 

Trotzdem war Atobe Keigo schlechter Laune. Und der Grund dafür waren einzig und allein die Grübeleien über Sanada Genichirou. Es war zum Verrücktwerden. In nächster Zeit standen keine Turniere an, nicht einmal ein paar Übungsspiele. Vielleicht sollte er eines mit Rikkaidai ansetzen lassen? Mit möglichst viel Presse. Dann könnte er Sanada vor einer großen Menge niedermachen und aller Welt zeigen, dass es außer ihm selbst keinen Menschen auf der Welt gab, der keinen Schwachpunkt hatte.
 

Atobe bemerkte kaum, dass über all seine Grübeleien über dieses unangenehme Thema seine Gedanken um Tezuka in weite Ferne rückten. Tezuka hatte Fehler, so viel stand fest. Daher musste er sich über Tezuka nicht so viele Gedanken machen! Tezuka hatte er ja auch schon besiegt. Er war besser als Tezuka. Und Atobe musste wissen, dass er auch besser als Sanada war! Darauf bestand sein Ego.
 

*
 

»Master Keigo?«

Atobe hob den Kopf und zog sich seine Sonnenbrille von der Nase. Wieder einmal lag er am Pool, leise Musik von Beethoven schallte aus einer Musikanlage in der Nähe und auf seinem nackten Bauch lag Shakespeares ›Hamlet‹.

»Was gibt es?«, fragte er gebieterisch und wedelte anmutig mit der Hand. Eines seiner Dienstmädchen verbeugte sich tief.

»Der Privatdetektiv, den Sie angeheuert haben, ist eingetroffen. Wollen Sie ihn im Salon treffen, oder soll ich ihn zu Ihnen hinausgeleiten?«

Atobes Laune hob sich schlagartig. Das war wirklich schnell gegangen. Erst vor einer Woche hatte er den besten Privatdetektiv der Stadt mit dem Grund seiner schlechten Laune betraut. Atobe war weit darüber erhaben, sich selbst auf die Spuren von Sanada Genichirou zu begeben, also bezahlte er jemanden, der es für ihn tat.
 

»Ich komme in den Salon«, sagte Atobe, schnipste galant mit den Fingern und sofort stand ein weiteres Dienstmädchen hinter ihm, um ihm in seinen Morgenmantel zu helfen. Er fuhr sich durch die Haare und lächelte zufrieden.

Gleich würde er seinem Ziel, Sanada Genichirous Schwachstelle herauszufinden, ein Stück näher sein!

Er betrat den großen, edel eingerichteten Salon mit den breiten Fenstern. Helles Licht flutete in den Raum und an dem großen Tisch in der Mitte saß ein kleiner, hässlicher Mann mit graumeliertem Haar, ein paar Bartstoppeln und einem ausgesprochen altmodischen Mantel.

»Ah, Atobe-sama«, sagte er und erhob sich. Atobe gestattete es ihm, seine Hand zu schütteln, dann setzte er sich dem Mann gegenüber an den Tisch. Vermutlich – so überlegte Atobe – mussten Detektive hässlich sein, damit sie nicht allzu sehr auffielen. Er selbst wäre in dieser Rolle vollkommen verloren, weil er einfach zu gut aussah, als dass man ihn hätte übersehen können.
 

Atobe beugte sich leicht vor und sah zu, wie sein Gast in der Innentasche seines Mantels herumwühlte und schließlich einen dicken Stapel Fotos hervorkramte.

»Da Sie keine spezifischen Angaben zur genauen… Natur ihres Interesses gemacht haben, habe ich einfach alles Mögliche abgedeckt«, erklärte er und schob Atobe die Fotos hin. Atobe atmete einmal tief durch. Er fühlte sich beinahe ein wenig aufgeregt, ganz so, als säße er in einer Filmpremiere, auf deren Leinwand er die Hauptrolle spielte.

Er sah hinab auf das erste Foto.
 

Sanada ohne Cap mit einem komischen, japanischen Outfit und einem langen Schwert in der Hand. Was für ein Angeber. Atobe schnaubte abfällig. Die Vorstellung, dass Sanada den halben Tag zu Hause stand und auf so eine hässliche Strohpuppe eindrosch, war doch absolut lächerlich. Hatte der Kerl keine Würde?
 

Sanada mit einem alten Mann beim Schachspiel.

Sanada mit einem kleinen Jungen auf einem Spielplatz. Atobe hob die Brauen. Sanada mit einem Balg? Und dann auch noch beim Schaukeln. Atobe gruselte sich ein wenig. Sanada und Kinder, das wollte in seiner Vorstellung nicht zusammen passen. Atobe mochte Kinder nicht, weil sie seine Grazie und sein gottgleiches Äußeres nicht zu schätzen wussten. Sie brüllten und sangen und lachten immer viel zu laut.
 

Sanada mit zwei Plastiktüten in der Hand – wahrscheinlich vom Einkaufen.

Sanada und Yukimura. Natürlich. Atobe kannte die beiden zusammen. Sie sahen immer aus wie der Samurai und seine Ehefrau. Auch auf diesem Foto war es nicht anders. Sanada schien gerade dabei zu sein, Yukimura seine Jacke anzubieten. Lächerlich. Atobe schüttelte missbilligend den Kopf über dieses gewollte und nicht gekonnte Gentleman- Gehabe. Sanada besaß einfach nicht seine Würde und seine Eleganz.
 

Sanada beim Training.

Und noch einmal. Und noch einmal. Und noch fünf weitere Fotos von Sanada beim Training. Er sah immer so verbissen aus. Und dieses Cappi. Atobe beschloss, dass er Sanada zum Geburtstag einen Friseurgutschein schenken musste. Dann fiel ihm ein, dass er keine Ahnung hatte, wann Sanada überhaupt Geburtstag hatte.

»Sie wissen nicht zufällig, wann der Kerl Geburtstag hat, oder?«, erkundigte sich Atobe geistesabwesend, während er ein Bild betrachtete, auf dem Sanada mit freiem Oberkörper ein paar Hanteln stemmte.
 

Es raschelte und Atobe sah auf, als sein Gast ein Stück Papier aus einer Manteltasche fischte und einen Blick darauf warf.

»Sanada Genichirou, geboren am 21. Mai, Sternzeichen Stier. 1,80 m groß, ungefähr 68 kg schwer, Rechtshänder…«

Atobe streckte die Hand nach dem Zettel aus und überflog ihn. Es war eine ganze Liste von winzigen Informationen über Sanada. Das kleine Balg war offenbar sein Neffe, Genichirou Sasuke, sechs Jahre alt. Der Alte war sein Großvater. Sanada hatte einen älteren Bruder, sein Lieblingsfach war Geschichte, seine Lieblingsfarben waren grau und schwarz, – Atobe schnaubte schon wieder, grau! – er aß gern Suppe mit Pilzen… Es folgten mehrere Stichpunkte über Sanadas Tennis- Stil, die Atobe alle nicht zu lesen brauchte, da er schon alles über Sanadas Tennis wusste.
 

Atobe widmete sich wieder den Fotos. Sanada mit seinem Team beim Training. Er sah sehr streng aus und beobachtete Yanagi und Co. dabei wie sie um den Platz rannten. Sanada, der mit Yanagi sprach. Sanada, der Yukimura beobachtete. Drei Bilder folgten, auf denen Sanada und Yukimura sehr eng beieinander saßen und sich offenbar leise unterhielten. Atobe war sauer. Yukimuras Haare waren nicht einmal ansatzweise so gut gestylt wie seine eigenen, er sah weibisch und kränklich aus. Wieso also zollte Sanada Genichirou diesem Kerl mehr Aufmerksamkeit, als ihm? Bei ihrem Doppel hatte Sanada ihn nicht einmal so aufmerksam angesehen, wie er Yukimura auf diesem Foto ansah. Das war wahrlich eine Beleidigung!
 

Er legte den Stapel vorerst beiseite und sah den Privatdetektiv über seine schlanken, ineinander verhakten Finger an.

»Nun… das ist vorerst nicht übel«, sagte er gnädig, »aber Sie müssen weiter dran bleiben. Ich erwarte nächste Woche ein wenig mehr als das.«

Sein Gast hob eine buschige Augenbraue.

»Haben Sie sich mittlerweile etwas genauer überlegt, wonach ich eigentlich suchen soll, Atobe-sama?«

Atobe schüttelte den Kopf.

»Graben Sie einfach alles um, was auch nur ansatzweise mit Sanada Genichirou zu tun hat.«



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  herzausglas
2013-12-26T00:10:06+00:00 26.12.2013 01:10
OMG :DD
ich hoffe wir kommen bald dazu pot zu gucken, denn Atobe scheint ein unglaublich amuesanter schnoesel u sein. Sehr schoen geschrieben und sehr lustig!
Bin gespannt auf den Rest ;)
Von: abgemeldet
2013-12-25T20:59:43+00:00 25.12.2013 21:59
Also dieser Atobe kommt sich ja sehr gut vor XD Was mich irgendwie zum Lachen bringt.

Sanada und Yukimura...da muss ich an Yukimura Sanada (Sanada Yukimura) denken!

Auf Seite 3 steht einmal "Sananda", aber bei diesem Namen vertippt man sich so leicht X_X Ich kenne jemanden, der sich so nennt, und ich muss immer extra aufpassen, dass die Buchstaben alle am rechten Fleck sind und auch keiner fehlt D: Sanda ist mir schon mehr als einmal passiert ^^'

Ich muss einfach sagen, dass du echt gut schreibst! Deine Sprache...na ja, fließt irgendwie, sie stockt nie, die Sätze sind alle verschieden lang und anders gestaltet und alles spielt sich automatisch wie ein Film vor den Augen ab. Echt toll! :) Deine Charaktere fühlen sich auch immer an wie tatsächlich lebende Menschen, und es ist erstaunlich, wie einfach du in die Köpfe bereits existierender Charaktere schlüpfen kannst! Ich freue mich auf die Fortsetzung :)

Ich finde, das ist echt toll geworden.


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