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Bloody Rose

von

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Es beginnt

Zitternd hockte ich im Knochenfresserbrunnen in meiner Zeit, bemerkte gar nicht die Stimmen meiner Familie, welche auf mich einredete, hoch zu kommen. Mein Bewusstsein schwebte immer noch in der anderen Zeit und die bei den Geschehnissen, welche vor einigen Sekunden passiert waren…
 

In einigen Metern Entfernung standen sie. Standen einfach nur da und starrten mich an. Kouga, Inuyasha, Sesshomaru und Naraku. Ich schluckte hart, und versuchte dem Schleudergang in meinem Magen Einhalt zu gebieten. Ich fühlte Angst. Sie durchflutete mich mit einer immensen Wucht, so dass ich glaubte, nicht mehr atmen zu können. Diese Angst schnürte mir die Kehle zu. Ich hatte Angst vor allen. Selbst Sesshomaru und Naraku sahen mich so seltsam an. Das durfte nicht wahr sein. Ich kniff die Augen zusammen, um für eine Millisekunde diesem Grauen entfliehen zu können. Glauben zu können, es wäre alles nur ein böser Traum. Doch es war keiner. Denn ehe ich die Augen komplett offen hatte, hörte ich Sango schon rufen: „Kagome!“ Es klang warnend, doch es war bereits zu spät. Ich riss die Augen auf, als Sesshomaru plötzlich fast vor mir stand und seine Klaue nach mir austreckte. Ich vergaß zu atmen, konnte aus Schock nur ein klein wenig zurück weichen, doch diese kleine Distanz reichte aus, damit sich Inuyasha dazwischen stellen und mit seinem Schwert abwehren konnte. Leider blieb die Freude über meine Rettung aus, denn ich wusste, dass auch mit ihm etwas nicht stimmte. Ein einziger Gedanke manifestierte sich in meinem Kopf. Flucht! Ich verschwendete keine Zeit, wandte mich um und lief so schnell wie ich konnte. Mir war klar, dass mich jeder von ihnen spielend einholen konnte, doch vielleicht würden mir meine Freunde solange Deckung geben können, bis ich mein Ziel erreicht hatte.

Sobald sich meine Beine in Bewegung setzten verlor ich jegliches Zeitgefühl. Die Strecke, so kurz sie auch sein mochte, kam mir diesmal endlos lang vor. Meine Umgebung begann sich zu drehen, die Geräusche hinter mir wurden zu einem lauten unerträglichen Rauschen. Jeder weitere Schritt wurde zur Qual, doch ich durfte nicht anhalten. Endlich kam mein Ziel in Sicht. Der Knochenfresserbrunnen. Dieser Ort war im Moment die einzig erdenkliche Zuflucht. Die Erinnerung von jener Nacht schoss mir in den Kopf. Als ich Naraku gerade noch entkommen war. Würde es mir auch diesmal gelingen? Aus Angst vor der Antwort, drängte ich die Frage in die hinterste Ecke meines Denkens zurück, sammelte nochmals meine letzten Kräfte und kurz bevor ich ihn erreichte, warf ich einen kleinen Blick zurück. Sie waren mir ganz nahe, zu nahe. Aber sie konnten mich nicht mehr aufhalten, denn mit dem nächsten Satz sprang ich hinein. Während ich fiel, betete ich zu den Göttern, dass niemand den Brunnen passieren konnte. Auch Inuyasha nicht.
 

„Kagome, alles in Ordnung?“ Deutlich hörte ich die Besorgnis aus Mamas Stimme heraus.

„Ja, Mama, alles ok.“ Um meine Aussage zu bekräftigen, schenkte ich ihr noch ein strahlendes Lächeln. Schließlich verschwand sie wieder und sobald sie nicht mehr zu sehen war, sanken meine Mundwinkel augenblicklich herab. Mein Blick wanderte abermals zum heiligen Baum. Nun stand ich schon, seit ich wieder zurück bin – keine Ahnung, wie lang das war – vor diesem Baum, hoffte dadurch, eine Lösung zu finden, doch noch immer erschien mir die Situation ausweglos. Die Kamis mussten mir wohl meinen Wunsch erfüllt haben, sonst wäre zumindest Inuyasha schon längst hier aufgetaucht. Aber… was sollte ich nun tun? Ich wusste ja noch nicht einmal, was plötzlich los war. Ich wusste einzig und allein, dass es an dieser Nacht liegen musste. Die Nacht mit dem blutroten Mond. Meine Hände ballten sich zu Fäusten, als ich an den Blick der vier dachte. Ich spürte mein Herz unangenehm rasen. Angst. Ich kniff die Augen zusammen und biss mir auf die Lippe, ehe mein Blick entschlossen zum Schrein schweifte.
 

„Ich geh dann“, rief ich in die Wohnung.

„Pass auf dich auf, Kagome“, mahnte mich noch meine Mutter, worauf ich nickte und schließlich über die Schwelle trat. Langsam näherte ich mich dem Schrein, machte einen tiefen Atemzug, bevor ich die Tür aufschob und die Treppe hinunterstieg. Mein Augenmerk fiel in die tiefe Dunkelheit des Brunnens. Ich hatte eine Entscheidung getroffen. Ich würde nicht weglaufen. Ich würde herausfinden, was passiert war. Und im Notfall auch allein. Mit diesem Gedanken schwang ich mich in den Brunnen, auf das ich auch heil wieder zurückkehren würde.
 

Angekommen in der anderen Epoche, bemerkte ich sofort, dass auch hier tiefste Nacht herrschte. Hastig machte ich mich an den Aufstieg, bis ich endlich oben ankam. Doch was mich erwartete, hätte ich mir niemals erträumen lassen.

„Da bist du ja wieder?“

Mir stockte der Atem, als ich diese Stimme hörte. Ruckartig drehte ich mich um. Er lehnte lässig an einem Baum, seine blutroten Augen auf mich gerichtet. Mich überlief ein eiskalter Schauer und mein Blick wanderte zum Brunnen, von dem ich noch nicht weit entfernt war. Ich könnte immer noch zurück…

Nein! Ich schüttelte den Kopf. Nicht schon wieder. Ich würde nicht wieder die Flucht ergreifen. So sah ich Naraku entschlossen an und wartete auf eine Reaktion seinerseits. Anerkennend hob er die Augenbrauen.

„Sieh an, du läufst nicht weg“, stellte er unnötigerweise fest. Ich antwortete nicht, was sollte ich auch sagen? Stattdessen blieb ich wachsam. Eine Unachtsamkeit und schon war ich ihm hilflos ausgeliefert. Er machte einen langsamen Schritt auf mich zu, tat aber sonst nichts weiter, starrte mich nur abwartend an. Erwartete er etwa von mir, dass ich auf ihn zu kam?

„Was willst du von mir?“, fragte ich nun doch.

„Ist das nicht offensichtlich?“, entgegnete er mit seiner rauchigen Stimme.

Irgendwie schon, dachte ich ärgerlich. Missbilligend schüttelte er den Kopf, als ich nicht antwortete und machte weitere Schritte, bis er nur noch einen Meter von mir entfernt stand. Ich wich zurück und streckte die Hand von mir. „Komm mir nicht zu nahe!“, warnte ich ihn.

Aber er lachte nur und blickte mich amüsiert an. „Glaubst du wirklich, du kannst mir Befehle erteilen?“ Plötzlich packte er meine ausgestreckte Hand am Gelenk und zog mich näher, ohne dass ich mich wehren konnte. „Für´s Erste wirst du mit mir kommen. Es gibt da etwas, das ich von dir erfahren möchte.“

„Und wieso denkst du, dass ich da einfach mitmache, du Mistkerl?“

Er grinste. „Ich wüsste nicht, dass du eine Wahl hättest.“

Meine Augen wurden groß und ich senkte den Kopf. Er hatte recht. Meine einzige Wahl bestünde darin, um Hilfe zu schreien, doch Inuyasha wäre wahrscheinlich der erste, der mir zu Hilfe eilen würde, und das würde es dann auch nicht besser machen. Zumindest glaubte ich das. Also musste ich wohl oder übel in die Höhle des Löwen gehen. Ich sah wieder Naraku an und nickte. Als er etwas erwidern wollte, hielt er plötzlich inne, sein Blick ging zur Seite und schnellte dann mit einem Mal wieder zu mir. Ich hörte etwas und das schien das Startsignal zu sein. Naraku zerrte mich schnell tiefer in den Wald, so als würde er vor etwas weglaufen. Oder vor jemandem. Nach einer Weile blieb er ruckartig stehen, so dass ich mit voller Wucht in ihn hinein krachte. Er jedoch achtete gar nicht darauf, zog mich stattdessen nur an sich und flüsterte mir ins Ohr. „Sei jetzt ganz still, oder du wirst es bereuen.“ Ich tat wie geheißen und horchte in die Stille hinein. Kein einziges Geräusch. Alles ruhig, doch Narakus Klammergriff um meine Schulter wurde fester, so als wüsste er, dass dies nur Schein wäre. Aber als weiterhin nichts passierte, tauchte um uns plötzlich dieser violette Nebel auf und hüllte uns bald vollends ein. Ich griff mir an den Hals, die giftigen Dämpfe drangen in meine Kehle. Auf einmal lag Narakus Hand auf meinem Mund. „Halte die Luft an, wir sind gleich da“, sagte er ruhig. Seine Gelassenheit überraschte mich. Abgesehen davon hatte er momentan scheinbar wirklich nicht vor mich umzubringen, doch das machte mich nicht weniger misstrauisch. Und schließlich konnte ich mir denken, was er von ihr wollte, auch wenn ich mir nicht genau vorstellen konnte, was er ihr diesbezüglich für Fragen stellen würde. Ich hatte wohl keine andere Wahl, als abzuwarten und zu hoffen, dass er mich danach nicht ins Jenseits schickte. Denn ich hatte weder Pfeil und Bogen noch sonst etwas Nützliches zum Verteidigen bei mir.

Es dauerte tatsächlich nicht lange, bis sich der Nebel wieder lichtete und wir in einem weiten Hof standen, umrahmt von einem Schloss im japanischen Stil. Das Typische also, dachte ich nebenbei, als ich auch schon weitergezerrt wurde. Vor dem Eingangstor hielten wir schließlich.

"Kagura!", rief Naraku und eine Sekunde später schwangen die Türen auf und die Windherrscherin stand vor uns.

"Ihr wünscht?", fragte sie und verbeugte sich ergeben.

"Bring sie runter, ich werde gleich nachkommen."

"Sehr wohl", entgegnete sie und wandte sich mir zu. Ich schluckte und folgte ihr ohne Klagen. Ich konzentrierte mich kein bisschen auf meine Umgebung, als wir an etlichen Türen vorbeigingen und ich mich schließlich im Keller widerfand. Kagura lenkte mich in einen Raum mit einem kleinen Fenster und Kettenfesseln, die von der Steinwand hingen. Schneller als ich schauen konnte, hatte sie die Fesseln um meine Handgelenke geschnallt und war mit einem leichten Wind verschwunden. Nachdenklich sah ich aus dem Fenster. Ob das wirklich so eine gute Idee war, ihm einfach zu folgen? Wer wusste schon, wie lang ich hier bleiben müsste.

Und als hätte er meine Frage gehört, trat Naraku plötzlich durch die Tür und blieb mit verschränkten Armen vor mir stehen.

"Also, was willst du nun wissen?", fragte ich zu ihm hoch. Er sank daraufhin zu mir herab und starrte mich mit verengten Augen an, so als würde er etwas suchen. Ich seufzte.

"Es geht um den Blutmond, nicht wahr?"

"Du weißt also tatsächlich was passiert ist", zischte er.

Ich wusste nicht, ob ich diesen Satz als Frage werten sollte, deshalb blieb ich erst mal still. Er hob eine Augenbraue.

"Kommt ganz darauf an, was du wissen willst", entgegnete ich nun doch. Im Moment hatte ich nichts zu befürchten und auch wenn die Wahrscheinlichkeit, dass mich jemand retten käme sehr gering war, musste ich einen kühlen Kopf bewahren.

Er griff nach meinem Kinn. "Ganz schön mutige Worte für eine Miko."

"Tze, natürlich, ich bin nur eine x-beliebige Miko. Ist ja nicht so, dass ich dich schon mal verletzt hätte", gab ich sarkastisch von mir. Es hatte die gewünschte Wirkung, denn sofort zuckte er zusammen. Leider bemerkte ich, wie kurz darauf seine Haare leicht zu schweben anfingen und sich eine unheimliche Aura um ihn bildete. Seine Hand stemmte sich gegen die Wand neben meinem Kopf. "Vergiss nicht, wo du im Moment stehst, Kagome", zischte er erneut. "Es ist niemand da, der dich retten wird."

Er hatte recht, das wusste ich genau und nur aus diesem Grund hielt ich mich nun zurück, ihm eine bissige Antwort zu geben. Scharf blies ich die Luft aus. "Na schön, du hast gewonnen."

"Warum nicht gleich so", grinste er. "Und nun sag mir, was in dieser Nacht zwischen dir und mir passiert ist."

Meine Augen wurden kugelrund, als er das sagte. Er wusste es nicht. Er konnte sich nicht daran...

"Du weißt es nicht?", fragte ich ungläubig.

"Warum würde ich dich wohl sonst fragen?" Er seufzte frustriert. "Kikyo wäre nicht so schwer von Begriff", murmelte er.

Das saß. Verärgert blitzte ich ihn an und da bemerkte ich, dass sein Grinsen nur breiter wurde. Er wusste, was er sagen musste, um mich auf die Palme zu bringen. Ich holte tief Luft.

"Also gut. Ich werde dir erzählen, was zwischen uns in dieser Nacht passiert ist. Allerdings bin ich nicht sicher, ob es dir gefallen wird."

"Raus mit der Sprache", befahl er.

Ich zögerte. "Also... du... hast dich an mich rangemacht", sagte ich kleinlaut, wusste ich doch nicht, wie er darauf reagieren würde. Seine Augen verengten sich augenblicklich. Er stand auf und drehte sich weg.

"Wie konnte das nur passieren?", hörte ich ihn murmeln. Just in dem Moment, als er sich wieder zu mir drehte, ertönte ein krachendes Geräusch und mit einem Mal stürzte die Decke ein und drohte, mich unter sich zu begraben. Ich konnte mich nicht wegbewegen, da ich immer noch an den Ketten hing. Mit geweiteten Augen sah ich angstvoll hinauf und kurz bevor sie ganz nah waren, kniff ich die Augen zusammen. Plötzlich war alles ganz ruhig, verwundert sah ich auf. Ich dachte, ich würde träumen. Stand da gerade tatsächlich Naraku über mir, der mich vermutlich eben vor den Steinbrocken beschützt hatte? In meinem Kopf fing sich alles zu drehen an. War ich in einer Parallelwelt gelandet? Was war hier verdammt nochmal los? Und als wäre das nicht schon seltsam genug, erklang auch noch eine allzu bekannte Stimme.

"Endlich habe ich dich gefunden."



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