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Wechselbalg

Farfarello x Schuldig
von

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Frontseite der Klinge

Das Innerste geäußert und aufs Äußerste verinnerlicht.

Ein Wechselbalg, die Welt getauscht und nun werden wir sehen.

(Asp)
 

Wechselbalg
 

Das Leben eines Menschen passt in einen Plastiksack.

Je nach Person und Ereignis war dieser Beutel unterschiedlich groß. Wollte beispielsweise ein Kind sein eigenes Chaos nicht beseitigen, waren dessen Eltern schnell geneigt, alle Spielsachen und damit die kindliche Unschuld in einen Müllsack zu werfen. Dagegen schaffte es ein Junkie, Glückseligkeit und Lebensgefühl wie flockigen Pulverschnee in einer fingerbreiten Tüte aufzubewahren. Erst recht am Ende eines Daseins gelang es ohne Mühe, die menschlichen Überreste in einen Leichensack zu stecken. Wurde der Tod absichtsvoll herbeigeführt, konnte es passieren, dass der verantwortliche Mörder sich wiederum eines Müllsacks bediente, um die zersägten Einzelteile zu verbergen.

Als Farfarello aus der Psychiatrie entlassen wurde, passte seine gesamte Existenz in einen verschließbaren Plastikbeutel von fünfzehn Zentimetern Breite und dreißig Zentimetern Länge. Darin befanden sich zur Überbrückung der nächsten Tage verschiedene Medikamente, auf die er eingestellt war. Nur das Messer, das sie ihm bei seiner Einweisung abgenommen hatten, gaben sie ihm nicht zurück.

Wahrscheinlich war Farfarello der erste Patient, den man aus der Anstalt gehen ließ, ohne ihn vorher von der Zwangsjacke zu befreien. Dieses Kleidungsstück ließ ihn etwas umständlich in den nachtschwarzen Bentley mit den getönten Scheiben einsteigen, zu dem Brad Crawford ihm hilfsbereit und ohne Worte die Autotür öffnete. Im Innenraum roch es nach Zigaretten und Leder.

„Du bist nun frei“, erklärte Crawford souverän, in entspannter Haltung unter den Falten seines Nadelstreifenanzugs, die Hände auf dem Lenkrad und den Blick geradeaus. An den Rändern der Frontscheibe starben die letzten Eisblumen. „Bis zu deinem ersten Auftrag werden wir dich im Keller einquartieren.“

Freiheit, so meinte Farfarello in jenem Moment zu verstehen, bedeutete offenbar, von einem Gefängnis zum anderen zu wechseln. In Zukunft sollte er also dafür sorgen, weitere Menschenleben kompakt genug für einen Leichensack zu gestalten.

Nach einigen Sekunden des Schweigens fügte Crawford hinzu, als hätte er vergessen, das zu erwähnen:

„Willkommen bei Schwarz.“
 

Der Raum im Keller war groß, leer und auf gleiche Weise vergittert wie Farfarellos vormaliges Gefängnis. Durch die Streben warf das Neonlicht gekreuzigte Schatten auf den Zellenboden. Hinter den Schatten lehnte sich Farfarello an die kahle Wand, um nicht in Berührung zu kommen mit Gottes Zeichen und dem Folterwerkzeug seiner geheiligten wie entweihten Kinder.

„Du hast es Schuldig zu verdanken, dass wir dich bei uns aufnehmen“, meinte Crawford und begleitete seine Aussage mit einer zur Seite weisenden Geste. Neben dem großgewachsenen Amerikaner, der in seinem legeren Anzug unbestreitbar seriös auftrat, wirkte der Mann mit den grünen Haaren und der unkonventionellen Kleidung beinahe unpassend. Jener Fremde lächelte das neue Teammitglied von Schwarz breit an.

„Ciontach?“, fragte Farfarello monoton. Es war das erste Wort, das er seinen Partnern gegenüber formulierte. Schuldig lächelte hierauf und antwortete:

„Ja, das bin ich.“
 

Brad Crawford stellte die Menschen in seinem Umfeld meist vor vollendete Tatsachen und ließ ihnen nur so viele Informationen zukommen, wie er selbst für notwendig erachtete. Dementsprechend hatte er Schuldig erst kurz vor seiner Abfahrt mitgeteilt, welche Rolle er in Zukunft zu spielen hatte. Niemand kam sonderlich einfach an den soziopathischen Iren heran, der seit seiner Überführung kein Wort mehr gesprochen hatte. Auch wenn Schuldig ebenso wenig wie die meisten anderen Leute im krankhaften Wirrwarr von Farfarellos Gedanken ein vollständiges Verstehen erlangen konnte, würden seine Fähigkeiten dennoch zur Vermittlung ausreichen. Brad Crawford, das Orakel der Organisation, war sich sicher, Schwarz würde mit Farfarello um einen humanen Faktor der Inhumanität erweitert werden.

Indessen hatte Schuldig nicht vor, gegen seine neue Verantwortung zu protestieren.
 

Es vergingen einige Tage, in denen sich das Personal im Gebäude um den Neuzugang kümmerte. Einer der Mitarbeiter musste in einem unvorsichtigen Augenblick sein Leben lassen, als er dem typisch irischen Rotschopf mit dem narbenübersäten und gleichfalls von einer Augenklappe durchschnittenen Gesicht zum Essen die Riemen der Zwangsjacke löste. In den wenigen Sekunden des Schreckens brach Farfarello dem Ahnungslosen das Genick. Takatori kam für die Entsorgung des Leichnams und für die Reinigung der Fußböden auf, die der Getötete mit seinen körperlichen Hinterlassenschaften beschmutzte. Danach steigerte sich die Angst des Personals um ein Vielfaches und die Dosis von Farfarellos Medikamenten wurde im entsprechenden Maß erhöht. Darüber hinaus verhielt sich dieser allerdings den überwiegenden Teil der Zeit ruhig, sogar relativ ungefährlich.

Weder Crawford noch Schuldig verschwendeten einen Gedanken daran, wann der Vierte im Bunde von Schwarz seine Initiation erhalten sollte. Nagi Naoe bekam davon lediglich am Rande etwas mit. Er hatte sich für derlei Nebensächlichkeiten noch nie interessiert.

Schließlich sah Farfarello den grünhaarigen Mann mit dem unverschämten Grinsen wieder. Er tauchte in seinen Räumlichkeiten auf, ohne eine Spur von Furcht zu zeigen. Unbeschwert betrat Schuldig die Gefängniszelle, warf Farfarello ein paar Messer vor die Füße und nötigte ihn dazu, die Zwangsjacke auszuziehen. Dieser wehrte sich reflexartig. Dann jedoch langte Farfarello in einer Mischung aus Faszination und Pflichtbewusstsein nach einem der Messer. Es hatte ein ausgewogenes Gewicht, lag schwer und gut in seiner Hand. Direkt über dem Griffschutz war auf dem Ansatz der Klinge das Wort Frost eingraviert. Farfarello mochte die milchigen Lichtreflexe, die sanft ineinander übergingen, wenn er das Messer bewegte.

Der stetig grinsende Schuldig sagte etwas aus weiter Ferne, bedeutungsvoll oder nebensächlich. Was auch immer er mitteilte, die Fetzen der verbalen Kommunikation lagen auf Farfarellos Nervenbahnen wie Wackersteine am Wegesrand. Schuldig fragte ihn, ob er lachen würde, dabei hatte Farfarello keine Miene verzogen. Stattdessen merkte er, dass er den Deutschen verstehen konnte, obwohl sich seine Ohren vor jedem unheiligen Wort verschlossen. Eine Saite in seinem Kopf, durch Telepathie in Schwingung versetzt, schien Farfarello zu verraten, was Schwarz von seinem neuen Zuwachs erwartete.

„Träume und Hoffnung“, meinte Schuldig finster lächelnd, „so etwas gibt es nicht in dieser Welt. Die Dunkelheit braucht kein Licht, denn sie ist der reinste Stoff von allem. Der Stoff, aus dem die Träume sind, die einzig wahren Albträume. Was jetzt ist, ist Wahrheit. Wer das nicht versteht, sollte diese Welt besser verlassen.“

„Wahrheit“, griff Farfarello das Gehörte auf und hielt es so unnachgiebig fest wie das Messer in seiner Hand.

„Wenn du bereit bist“, räumte Schuldig ein, „können wir solchen, die sich nicht belehren lassen, gern gemeinsam einen Ausweg aus dieser Welt zeigen. Was meinst du?“

Zwar antwortete Farfarello nicht, doch waren seine von Dunkelheit und unreinem Licht durchfluteten Gedanken Antwort genug. Gebannt starrte er auf die helle Lichtlinie der Schneide, um ihre verheißungsvolle Schärfe abzuschätzen.

„Hast du irgendeinen Wunsch?“, fragte ihn Schuldig nach einer Weile. Fast hätte Farfarello vergessen, dass er nicht allein war. „Sollte dir Schwarz die Wahl lassen, ob du für uns arbeiten willst oder nicht, wofür würdest du dich dann entscheiden?“

„Einen Wunsch“, wiederholte Farfarello das Wort gleichgültig. „Ich habe keinen Wunsch. Ich habe einen Auftrag.“
 

Ein Schwarm von Schmetterlingen stieg hinauf in die Luft, als die Klingenspitze wie ein Reißverschluss den Brustkorb öffnete. Es waren rote Schmetterlinge. Sie flatterten in Intervallen aus der Wunde empor. Gebannt verfolgte Farfarello das Schlagen ihrer feuchten und staubigen Flügel. Rasch senkten sich ihre hübschen Körper, sammelten sich um den geöffneten Leib und taumelten zwischen den Blumenranken umher, die aus den Rippen sprossen.

Berauscht stach Farfarello weitere Male in das leblose Fleisch hinein und beobachtete, wie immer neue Blumen glucksend dem Torso entwuchsen, Rosen und Tulpen, schimmernd rot und mit wiegenden Köpfen. Gottes Werk konnte so viel Schönheit hervorbringen.

„Das reicht.“ Jemand schüttelte ihn. „Hör endlich auf.“

Schuldig zog ihn auf die Beine und rüttelte erneut an den schmalen Schultern seines Kollegen, um ihn in die Realität zurückzuholen. Farfarello schaute den Deutschen emotionslos an, dann wieder hinab. Er betrachtete seine blutverschmierten Hände sowie das besudelte Messer, welches er krampfhaft mit seinen schmutzigen Fingern umschloss. Er suchte auf der Erde nach der zu lobpreisenden Blumenwiese und den leuchtenden Schmetterlingen. Doch alles, was er fand, war die Hässlichkeit von Gottes Schöpfung.
 

Nach diesem ersten Auftrag erhielt Farfarello den Codenamen Berserker. Er tötete nicht eiskalt wie ein Killer, sondern wütete wie ein Monstrum.

Im Folgenden sollte er die Zelle im Keller verlassen und bezog, gleichfalls im Untergeschoss, ein enges Zimmer ohne Fenster, ausgestattet mit einer knackenden Klimaanlage. Alles in diesem Raum war beruhigend weiß, die Wände, der Schrank, das Bett und der Nachttisch. Seine ebenso weiße Zwangsjacke durfte Farfarello zudem behalten. Ein weiterer Faktor, der sein Gemüt besänftigte, bestand aus dem robusten Sicherheitsschloss an seiner Tür. Farfarello brauchte keine Stimme, als er Schuldig stumm darum bat, seine Unterkunft stets abzuschließen und den Schlüssel sicher zu verwahren. Manchmal, mitten in der Nacht, spürte der Telepath, wie Farfarellos Gedanken panisch nach ihm griffen.

„Druid an doras! Le do thoil!“

„Sie ist verschlossen“, schickte ihm Schuldig müde zurück. „Keine Sorge. Niemand außer mir wird sie öffnen. Schlaf weiter.“

Ab und zu besuchte Schuldig den Iren aus Langeweile. Er brachte ihm Essen oder fehlende Medikamente. Hernach nahm er das Geschirr, Besteck und jedes Wasserglas wieder mit sich fort, sobald er Farfarello verließ, damit dieser keines jener zerbrechlichen Objekte zertrümmern oder benutzen konnte, um sich daran selbst zu verletzen. Mit der Zeit häuften sich auf dem kleinen Tisch neben dem Bett sowohl Mullbinden als auch die zahlreichen Verpackungen von Tabletten. Der Berg an leeren Blistern wurde von Tag zu Tag höher. Irgendwann fragte Schuldig, zu den Medikamenten nickend:

„Helfen die denn?“

Farfarello ließ sich zur Seite auf das Bett fallen und blickte Schuldig starr aus seinen aufgerissenen Augen an, ohne ein einziges Mal zu blinzeln. Das leise Dröhnen der Klimaanlage verebbte beim automatischen Umschalten und verdichtete zusätzlich die Stille im Raum. Schuldig reagierte auf das Schweigen mit einem Schmunzeln und wandte sich letztlich zur Tür. Bevor er ging, sagte er:

„Schon klar. Du weißt ja nicht, wie es anders wäre.“
 

Klackernd huschten die zierlichen Finger des Jungen über die Tastatur. Nagi schaute nur flüchtig auf, als Schuldig die Zentrale betrat, in der das Team üblicherweise die Durchführung ihrer jeweils nächsten Aufträge vorbereitete.

„Jemand sollte mal den Müll entsorgen“, meinte Schuldig, während er sich lässig die Hände in die Taschen schob und seine beiden Teamkollegen abwechselnd musterte. Keiner von ihnen schien ihm Beachtung zu schenken. Auch Crawford bedachte ihn nun lediglich mit einem kurzen Blick durch seine randlose Brille.

„Ich rede von Farfarello“, ergänzte Schuldig.

„Er ist doch eben erst zu uns gestoßen“, entgegnete Nagi, auf bissige Weise desinteressiert, wobei seine tippenden Finger nicht zum Stillstand kamen. „Wieso sollten wir ihn gleich wieder entsorgen?“

„Sehr witzig, Wunderkind. Ich meine sein Zimmer. Niemand scheint dort aufzuräumen oder sauber zu machen.“

„Ist die Frage ernst gemeint, Schuldig?“ Crawford hob unmissverständlich eine Augenbraue. „Müsstest nicht gerade du mitbekommen haben, welche Angst unser Reinigungspersonal davor hat, überhaupt in seine Nähe zu kommen? Nicht ohne Grund, wie du weißt. Ich kann mich nicht ständig nach neuen Mitarbeitern umsehen.“

„Kürzlich habe ich mich dazu überreden lassen“, murmelte Nagi missmutig, die feinen Gesichtszüge vom Monitor erhellt, „als er da unten diese Sauerei veranstaltet hat. Ich werde bestimmt kein zweites Mal wischend auf dem Boden herumkriechen.“

„Ach?“ In gespieltem Erstaunen legte Schuldig eine Hand vor seinen geöffneten Mund. „Ich dachte, du könntest wie beim Zauberlehrling einfach irgendwelche Besen verhexen, die für dich die Arbeit erledigen, Wunderkind.“

Nagi quittierte den Sarkasmus seines Kollegen lediglich mit einem giftigen Blick.

„Was ist eigentlich mit Farfarello los?“, wollte Schuldig nun wissen. „Verletzungen machen ihm nichts aus. Er scheint sie nicht einmal zu spüren.“

„Eine pathologische Form von Analgesie?“, schlug Nagi vor, übellaunig und nur halb zuhörend.

„Nein“, wies Crawford entschieden ab, „es ist nichts angeboren Neurologisches, sondern vielmehr psychisch bedingt, womöglich psychosomatisch.“

Schulterzuckend kratzte sich Schuldig am Hinterkopf.

„Jedenfalls türmt sich auf seinem Tisch schon ein Gebirge auf, sozusagen ein Blistermountain.“ Unvermittelt lachte Schuldig über seinen eigenen Scherz. Hierfür erntete er von dem Jüngeren ein Augenrollen, vom Älteren ein Kopfschütteln. Crawford konnte an der Aussage nichts Amüsantes entdecken und Nagi war es schlichtweg egal.
 

Erneut tummelte sich die Schar der roten Schmetterlinge im süßen Rosenduft, der wie Nebel in der Luft lag.

„Gib ihm ein Messer”, hatte jemand verlangt und Farfarello war mit seiner Waffe in den Krieg gezogen. Dornenrosen flossen über die weite Ebene. Einst war dem alten Geschlecht eine ähnliche Rose entsprungen. Aus der Wurzel gebar der unbefleckte Mutterschoß den Sohn des allmächtigen Herrn. Weiter rankten sich die roten Blumen über den Erdboden, bis Farfarello mit dem Messer in seiner vom Lebenssaft rutschigen Hand erkannte, wie sich das ermordete Opfer zu seinen Füßen in etwas zurückverwandelte, das es ursprünglich war: ein Mensch. Sofort verströmte der schwere Geruch nicht nur eine berauschende Süße, sondern zugleich die metallische Note von Blut.

„Gabh mo leithscéal“, sagte Farfarello leise. „Ich habe Gottes Werk vernichtet. Nein, ich habe Gottes Werk verrichtet.“

„Wozu entschuldigst du dich dann?“, fragte Schuldig, der neben ihn getreten war, mit seinem immerwährenden Lächeln.

„Das kann ich nicht. Das kann niemand.“ Ein bitterer, abweisender und misstrauischer Ausdruck zeichnete Farfarellos Gesicht. „Niemand kann sich selbst von der Schuld freisprechen. Man muss darum ersuchen. Ich entschuldige mich nicht. Ich bitte um Vergebung.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von: Futuhiro
2013-12-14T19:33:47+00:00 14.12.2013 20:33
Hm, du beziehst dich offenbar auf Weiß Side B, oder? Ich kenne Schuldig rothaarig und Farf weißhaarig.
Und dann war Schuldig in deiner Geschichte widersprüchlicherweise einmal Amerikaner und ein anderes mal plötzlich Deutscher. (Ich war der Meinung, er sei Deutscher gewesen.)

Ich finde die Story bisher ein wenig langatmig, es passiert so lange nichts. Aber sie ist toll geschrieben, vom Stil her. Den "negativen" Sachen von Blaetterklingen kann ich mich allerdings nicht anschließen.
Was ist falsch daran, jemanden mit seiner Haarfarbe oder dem Alter zu betiteln? Immer den Namen zu verwenden, ist doch auch langweilig und zeugt im Grunde von einem schlechtem Ausdrucksvermögen. Und die angeblichen inhaltlichen Wiederholungen binnen mehrerer Sätze finde ich extrem weit hergeholt. Für mich lies es sich flüssig lesen.
Antwort von:  Blaetterklingen
15.12.2013 12:43
Vor allem das mit der Haarfarbe ist ein herunter brechen auf ein unwichtiges Detail. Es ist nicht was den Charakter ausmacht... in seinem Charakter. Es ist eine "Unsitte" des Fanfictionbereich. In keinem gedruckten Buch findet so etwas Verwendung (ehrlich gesagt wird es sogar ziemlich belächelt, das hat nicht mal was mit meiner subjektiven Meinung zu tun). Ich und ein paar Freunde haben mal direkt darauf geachtet in einigen Büchern. Durch den Stil wird es normalerweise umgangen, dass das Subjekt zu oft betitelt werden muss, dadurch fallen Synonyme meistens sowieso weg, weil es reicht den Namen zu nennen. Oder es wird auf ein aussagekräftiges Detail reduziert. Der Zwerg, der Elf, der Psychophat. Allerdings machen diese Titelierungen in den meisten Fällen einen Verweis auf den Charakter und sind nicht so unwichtig wie die Haarfarbe.
Antwort von: Futuhiro
15.12.2013 13:06
Hmmmm ... kann schon sein. Ich persönlich (!) empfinde es als Geschmackssache. Mich stört es nicht, wenn solche Umschreibungen wie <der Ältere> verwendet werden. Ich finde, es hilft dabei, sich ein besseres Bild von der Figur an sich zu machen, wenn man immer mal wieder eine - wenn auch unwesentliche - Eigenschaft desjenigen ungejubelt bekommt. Aber wie gesagt, nur meine persönliche Meinung. :)

Danke für die Rückantwort und zur-Diskussion-Stellung des Themas. Das hilft sehr, den Horizont zu erweitern. In Büchern hab ich noch nie auf sowas geachtet, gebe ich zu.
Antwort von:  Blaetterklingen
15.12.2013 15:30
Kein Ding^^ ich bin auch ganz froh über solche Diskusionen, weil die Weisheit haben wir alle nicht mit Löffeln gefressen. Sogar ich nicht *-* *lach*
Ich kenne es so, das meistens Haarfarbe und Alter erklärend genannt werden, um ein Gesammtbild zu erhalten. Wenn zur Betitelung dann als "der Alte" oder "der Junge", aber wie gesagt, das mit den Haaren ist bedeutend auffälliger.
Was die vermeidliche Inhaltliche Wiederholung angeht, so ist es vor allem beim zweiten eine unlogische Fügung. Erst wird gesagt die Menge "ab" schenkt "c" keine Beachtung und im nächsten Satz wird gesagt das "b" "c" zwar lediglich mit einem flüchtigen Blick beachtet, aber immer noch beachtet, oder bin ich jetzt total daneben?
Antwort von:  halfJack
16.12.2013 16:44
Wow, Leute, was ist los mit euch? Da ist man mal ein Weilchen nicht da... *lach*
Irgendwie ruft diese Fanfiction durchwachsene Reaktionen hervor, jedenfalls scheint sie keiner wirklich gut zu finden. ^^° Ich hätte nicht gedacht, dass man das alles so zwiespältig empfindet. Aber der Reihe nach:

@ Futuhiro
Ich beziehe mich nicht auf Weiß Side B, sondern auf den ersten Manga von Kyoko Tsuchiya und Takehito Koyasu, der noch vor dem Anime erschien. Den Anime mochte ich nie besonders, habe ihn allerdings das letzte Mal vor Jahren geschaut und kann mich daher kaum mehr daran erinnern. Im ersten Manga hat Schuldig grüne und Farfarello, wie es meines Erachtens für einen Iren nicht ungewöhnlich ist, rote Haare. Bei Side B weiß ich es nicht mehr, aber ich mochte diese Fortsetzung ohnehin nicht besonders. (Übrigens ist die Szene, in der Schuldig in Farfarellos Kellerzelle erscheint, um ihn zum ersten Auftrag abzuholen, direkt an das Ende des ersten Mangas angelehnt. Auch der Dialog ist sehr ähnlich.) Ich werde das noch einmal explizit im Disclaimer benennen, damit man anhand dieser Unterschiede im Aussehen nicht in Verwirrung gerät.
Nun zur Herkunft: Schuldig ist Deutscher, keine Frage. Im Text ist nur ein einziges Mal von einem Amerikaner die Rede, nämlich im zweiten Absatz. Da geht es aber nicht um Schuldig, sondern um Brad Crawford. Der stammt nämlich aus Amerika.

Allgemein zur Haarfarbe: falls ich mich nicht irre, dann ist von einem substantivierten "Rothaarigen" oder "Grünhaarigen" im gesamten Text nirgends die Rede. Das versuche ich mittlerweile sowieso zu umgehen, obwohl ich solche Synonyme in Fanfictions trotzdem nicht tragisch finde, solange man es nicht exzessiv verwendet. Von einem "grünhaarigen Mann" schreibe ich beispielsweise, weil Schuldig für Farfarello zu Beginn noch relativ unbekannt und ohne Persönlichkeit ist und er Schuldig somit auf das reduziert, was er von ihm am Auffälligsten wahrnimmt. Kontrastierende Farben gehören für mich zu Weiß Kreuz einfach dazu, darum bestehe ich zudem darauf, sie bei der ursprünglichen Mangavariante zu belassen. In selbst erdachten Welten ist mir das Aussehen der Figuren meist egal, darum gehe ich darauf in Originalen nicht ein. Bei Geschichten nach bestimmten Vorlagen ist das anders. Da hat man sofort eine gewisse Vorstellung im Kopf. In Fantasygeschichten findet man es nichtsdestotrotz ebenfalls häufiger, etwa bei Harry Potter, da kann man sich vor der Nennung von Haar- und Augenfarben kaum retten, um mal ein Gegenbeispiel zu nennen, wo es eben doch so ist. In meiner Geschichte spielt gerade Rot eine wichtige Rolle. Sogar im Titel habe ich überlegt, ob ich das Rot wieder aufgreife (z.B.: "Rosenrot"), habe mich dann jedoch dagegen entschieden, weil es mir zu abgedroschen erschien. Zum Rest wurde bereits alles gesagt.

@ Blaetterklingen
Zwar nehme ich nicht exzessiv und voller Begeisterung an jedem Wettbewerb teil, aber es kommt dennoch vor. "Die Pfoten sandaliert" ist zu einem Märchenwettbewerb entstanden, bei dem eine Adaption von "Aschenputtel", "Allerleirauh" oder "Der gestiefelte Kater" gefordert war, die ich daraufhin gleich alle drei miteinander vermischt habe. "Vorsatz" oder "Der erste Tag [EVA]" sind ebenfalls aus Wettbewerben entstanden. Mir ist eigentlich ziemlich egal, was der Dauergast dazu zu sagen hat. *g* Und ob ich gewinne, ist mir entgegen deiner Erwartung genauso schnurz. Was ich stattdessen vielmehr hoffe, ist, dass noch weitere Einsendungen kommen, bisher ist mein Beitrag nämlich leider der Einzige. Karotaler sind ganz nett, aber mit Gelt und TOFUs kann ich nichts anfangen. Ich bin nur zufällig darauf gestoßen, fand es interessant, mir fiel schnell etwas ein und über Farfarello schreibe ich ja generell super gern. Das wirklich Tolle an Wettbewerben ist also die Inspiration. *_* Zu sagen, ich hätte es dafür geschrieben, aber ich reiche es nicht ein, ätsch, ist auch irgendwie blöd...
Du klangst missgestimmt oder bilde ich mir das nur ein? Jungchen, warum tust du dir Texte von mir, über denen Fanfiction und Shounen-Ai steht, überhaupt noch an? Das passt doch gar nicht in dein Beuteschema. óó
Dass die Fanfiction fanfictionmäßig wie eine Fanfiction klingt, könnte eventuell daran liegen, dass es eine Fanfiction ist. Das ist nur eine Vermutung, dennoch könnte da durchaus ein Zusammenhang bestehen.
Mal abgesehen von der Haarfarbengeschichte frage ich mich, warum du auf Bagatellen und nicht auf den Text eingehst. Das kenne ich gar nicht von dir. :( Versteh mich nicht falsch, es ist gut, auch auf Nebensächlichkeiten hingewiesen zu werden, selbst wenn es sich dabei nur um persönliches Empfinden handelt, aber... wo sind deine Interpretationen? Das hat mich schon bei der Random-Sache erstaunt, obwohl das offenbar, ähnlich wie hier, doch nicht so eindeutig war, wie ich dachte. Ist das ein germanistischer Interpretationsburnout? Ich verstehe schon, dass du bei Fanfictions für zwischendurch nicht ewig analysieren willst, fand es nur ein bisschen schade.
Zur Erklärung: Die vier Mitglieder von Schwarz versuche ich stellenweise in eine gegenteilige Konstellation zueinander zu setzen und ihre Position daraufhin zu wechseln. Die beiden Beispiele, die dir unangenehm auffielen, gehören ebenfalls zu diesen Wechselpassagen. Mit Farfarello und Nagi funktioniert das leider nicht so gut, außer vielleicht Nagis Intelligenz gegen Farfarellos Geistesstörung. Bei Crawford und Schuldig funktioniert das besser oder bei Crawford und Nagi. Daher in einem Satz die Betitelung mit Jüngerer und Älterer und der umgekehrten Erklärung danach, die entfernt an lateinische Texte angelehnt ist, in denen man mit "dieser" und "jener" das näher und das weiter entfernte Subjekt des vorigen Satzes aufgreift. Deine Vermutung stimmt, dass ich diese Herangehensweise gewählt habe, um zuerst Außen-, dann Innenansicht zu liefern. Was du daran unangenehm fandest, kann ich leider nicht nachvollziehen. Dein zweites herausgegriffenes Beispiel ist in derselben Zusammensetzung entstanden. Da steht aber nichts davon, dass Crawford Schuldig sonderlich "beachtet", sondern dass er ihn mit einem Blick "bedachte". (Genauer lesen hilft.) Wenn man jemanden anschaut, heißt das nicht, dass man ihn beachtet, denn durch eine fehlende Reaktion kann man ihn auf diese Weise erst recht missachten. "Auch Crawford bedachte etc." bezieht sich ein paar Zeilen höher auf jenen Blick, den Schuldig von Nagi beim Eintreten erntet, also ebenfalls ein Wechselspiel aus ähnlichen Momenten mit anderen Personen.
Zum weiteren Konzept sage ich jetzt besser nichts, da lagt ihr alle drei mit einigen Aussagen richtig. Wäre blöd, vor dem zweiten Kapitel mit Erklärungen zu beeinflussen. :)
Antwort von: Futuhiro
16.12.2013 20:18
Wouw, jetzt artet dieser Kommi in ein Forum aus. ^^ (Finde ich gut, ich mag objektiven Austausch!)

@Blaetterklingen:
Ich fand die Sache, ob ein Blick nun schon "Beachtung" ist oder nicht, derwegen etwas übertrieben. Wenn ich jemanden kurz am Rande zur Kenntnis nehme, habe ich mich ja noch lange nicht damit befasst, was er sagt oder tut. - Aber gut, das hat halfJack schon ausreichend erörtert. Ich will das nicht nochmal nachquatschen. Für meinen Geschmack war es völlig okay, was Wiederholungen angeht. Wenn man Texte gar zu sehr auf´s Wesentliche reduziert, ohne irgendwelche überflüssigen/lebendigen Details, dann wird ein nüchterner Gesetzestext draus. Geschichten leben ja von bildhaften und umspülenden Beschreibungen.

@halfJack:
Ist doch toll, wenn Meinungen diskutiert werden (ohne, daß es in gegenseitige Beleidigungen ausartet! Niveuvolles Hin und Her mit fremden Nutzern hat man hier auf Animexx leider selten.)

Gut, den Original-Manga von Weiß Kreuz kenne ich nicht. Ich weis nur, daß Schuldig in Weiß Side B auch (wieder?) grüne Haara hatte.
War bei dem "Amerikaner" von Crawford die Rede? Ôo ... Muss ich nochmal genau lesen. Mir kam es vor, als sei da Schuldig gemeint gewesen. Wenn nicht, dann war´s mein Fehler, sorry. ^^
Antwort von:  halfJack
17.12.2013 12:56
@ Futuhiro
Mit der Suchfunktion von Word geht es ganz schnell: "Neben dem großgewachsenen Amerikaner, der in seinem legeren Anzug unbestreitbar seriös auftrat, wirkte der Mann mit den grünen Haaren und der unkonventionellen Kleidung beinahe unpassend." An erster Stelle ist Crawford gemeint, an zweiter Schuldig. Jetzt frage ich mich allerdings, ob man "großgewachsen" nicht auseinander schreiben müsste... ich glaube, es geht beides.

Und keine Sorge, der Herr Bla. und ich, wir motzen uns immer so niveauvoll an. :D
Von:  Blaetterklingen
2013-12-13T22:00:59+00:00 13.12.2013 23:00
Eine Geschichte für einen Wettbewerb und ohne Adult o.o wer sind sie und was haben sie mit dem Innbetreiber getan? Wenn da nicht mal ein Dauergast einige Worte drüber verlieren wird!
Also erst mal,so floskelhaft sich das auch anhört, ich hoffe das du gewinnst. Zum einen bist du eh frustrierend gut, was das Schreibhandwerk angeht und zum anderen weiß ich wie frustrierend es ist, für einen Wettbewerb etwas zu schreiben und dann nicht zu gewinnen. Mich würde aber interessieren, was du eigentlich bezweckst. Warum nimmst du überhaupt teil?

Am Anfang, da gebe ich dearaizawa recht, wirken die Charaktere sehr weit entfernt. Der Schreibstil wirkt sehr distanziert und nacherzählend. Aber ich denke,dass das gewollt ist, vor allem da man den Charakteren immer ein Schrittehen näher kommt. Erst sieht man das äußere, aber mehr und mehr wird das innere veräußert. Das deine Bilder wunderschön sind und deine Wortwitze sehr überzeugend sind, weißt du ja selber. Vor allem in der Sache mit dem Müll: "„Ich rede von Farfarello“, ergänzte Schuldig."
: D Herrlich.
Kommen wir also zum negativen:

Ist das gewollt Fanfictionmäßig, das du die Leute per Haarfarbe betitelst oder mit Jüngerer/Älterer? Oder ist die Geschichte bereits etwas älter und wurde von dir jetzt für den Wettbewerb recycelt. Teilweise atmet die Geschichte labyrintisches Rebsteinniveau und dann sind da Stilblüten, die ich nicht mit Sinn bestücken kann, wie etwa:

"Unvermittelt lachte Schuldig über seinen eigenen Scherz. Hierfür erntete er von dem Jüngeren ein Augenrollen, vom Älteren ein Kopfschütteln. Crawford konnte an der Aussage nichts Amüsantes entdecken und Nagi war es schlichtweg egal."

Was soll denn der dritte Satz? Warum gehst du noch einmal auf die gleiche Situation ein und führst diesmal die Innensicht vor. Es wirkt ziemlich holprig, vor allen weil der angeklagte Satz nicht wirklich irgendetwas wesentliches zu der Situation beiträgt oder nähe vermitteln würde. Zumindest meines Eindrucks nach.

"Keiner von ihnen schien ihm Beachtung zu schenken. Auch Crawford bedachte ihn lediglich mit einem kurzen Blick durch seine randlose Brille."

Hier auch noch mal. Du sagst das niemand ihn Beachtung schenkt und dann sagst du das Crawford ihn durchaus kurz Beachtung schenkte O.o

Von: abgemeldet
2013-12-13T10:01:52+00:00 13.12.2013 11:01
Dies hier überfordert mich etwas, weil es sich so perfekt liest.

Klingt vielleicht merkwürdig, aber anders kann ich es nicht beschreiben. Dein Schreibstil ist flüssig und intelligent. Nichts vorhersehbar und doch absolut passend. Man spaziert so dahin, bleibt nirgends hängen und freut sich schlichtweg über die äußerst lebhaften Umschreibungen. Kann es sehen und fühlen. Die Charaktere bekommen bei dir mehr Gestalt, als bei den meisten anderen FFs, die ich bisher so gelesen habe. Als wäre man dort und würde ihnen zusehen.

Allerdings kann man sie nicht greifen. Ich weiß nicht, warum, weil alles dafür sprechen würde, aber sie bleiben trotz der Nähe zuweilen seltsam distanziert.
Vielleicht liegt das auch nur an mir. Farfarello ist so gut getroffen, dass ich ihn zwar fasziniert beobachte, ihm aber nicht wirklich zu nah kommen will, weil ich mit seinem Zustand nicht umgehen kann.

Bleibt der Fakt, dass ich beeindruckt bin und es noch etwas nacharbeiten lassen muss. Es trifft mich irgendwo dort, wo es nicht schön ist. Eine Atmosphäre, die sich schleichend aufdrängt und die man schnell wieder loswerden möchte. Zu nah, sozusagen.

Bin gespannt auf den nächsten Teil.


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