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Das weitaus schönste Glück ist das plötzliche!

von

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Prolog


 

Sie sind sich so ähnlich wie Zwillinge. Und doch so unterschiedlich wie Tag und Nacht. 

Gemeinsam sind sie verstrickt in zwei Liebesgeschichten, die sich unweigerlich miteinander veflechten.
 

Prolog
 

„Sag mal, Shinichi...“ Ich hatte meinen Kopf auf seiner nackten Brust abgelegt und lauschte seinem Herzschlag, der mir schneller vorkam als normalerweise. 

„Ich will ja jetzt nicht die die Stimmung drücken oder so, aber...“ Doch weiter kam ich nicht, denn er unterbrach mich: „Ich weiß auch nicht, wie es weiter gehen soll... wir wissen beide, dass das mit uns nicht funktionieren kann, aber...“

„...nein, das.... das meinte ich eigentlich nicht.“ Verwundert hob er seinen Kopf und sah mich fragend an. „Was dann?“

„naja... ähm... du... ich meine...“ Ich seufzte und versuchte mühsam meine Gedanken zu ordnen. 

„Du bist doch sonst nicht so unsicher! Also was ist los?“, grinste Shinichi mich mit seinen stahlblauen, durchdringenden Augen an. 

Doch mir war nicht nach lachen zumute. 

„Was... was ist mit... mit deiner Freundin?“ 

Sein Blick erstarrte und heftete sich an die Decke. Erst jetzt begriff ich, wie sehr ich diese Situation wirklich zerstört hatte. Denn er hatte nicht einfach nur nicht an sie gedacht, er hatte sie schlicht und einfach vergessen. 

Ja, wahrscheinlich sogar verdrängt.

Good Morning, Sherlock!

Good Morning, Sherlock!
 

Shinichi POV:
 

Nachdem mich das Klingeln meines Weckers aus dem Schlaf gerissen hatte, streckte ich mich und gähnte. Es war bereits der zweite Wecker, was soviel hieß, dass ich mich langsam beeilen musste, wenn ich pünktlich zur Schule kommen wollte und, viel wichtiger, keinen Stress mit meiner Freundin Ran wollte. Doch dafür war es anscheinend schon zu spät, denn kaum hatte ich mich aus dem Bette gehievt, klingelte es auch schon an der Haustür. Ich rannte schnell nach unten, drückte den Öffner und dann wieder nach oben, während ich das Knarren des großen Tores vernahm.

Bekleidet mit meiner blauen Schuluniform und meiner Tasche über der Schulter ging ich die Treppe in einem gemütlichen Tempo runter und wunderte mich, dass ich Geklapper aus der Küche hörte. Sie wird doch nicht...

Aber ein Blick in die Küche verriet mir, dass ich mit meiner Vermutung richtig lag. Ran war gerade dabei, mir Frühstück zu machen.

„Was machst du da?“, fragte ich, obwohl es offensichtlich war.

„Frühstück.“, kam ihre knappe, aber nicht unfreundliche Antwort und sie summte vor sich hin.

„Das sehe ich auch, aber warum?“ Meine Laune war nicht gerade besonders, da ich einfach mal ein Langschläfer war, aber das wusste Ran, deshalb nahm sie mir meine Laune meistens auch nicht übel. Es sei denn, sie hatte selber schlechte Laune, was an diesem Morgen, Gott sei Dank, nicht der Fall war.

„Weil wir sonst erst in einer halben Stunde hier loskommen. Und dann werden wir definitiv zu spät zum Unterricht sein.“, erklärte sie und drückte mir ein Marmeladenbrot und eine Tasse Kaffee in die Hand.

„Du bist ein Schatz, Ran.“, bedankte ich mich bei ihr mit einem Grinsen, bevor ich herzhaft in mein Marmeladenbrot biss. Nachdem ich mein Frühstück vertilgt hatte, eilte ich noch ins Bad. Als ich wieder kam stand Ran bereits ungeduldig mit unseren Taschen in der Hand an der Tür und wartete. Ihrem vorwurfsvollen Blick zu urteilen sollte ich mich tatsächlich langsam beeilen, daher schlüpfte ich in Windeseile in meine Schuhe, nahm ihr meine Tasche ab und wir eilten los.

Da Ran, was Pünktlichkeit betrifft, jedoch sehr panisch ist, kamen wir natürlich überpünktlich, sodass wir sogar noch 10 Minuten rum saßen, ehe es zum Stundenbeginn klingelte.
 

„Shinichi?... Shinichi! Shinichi, jetzt wach verdammt noch mal auf!“

„Schläft er wirklich?“

„Scheint so! Shinichi, jetzt wach schon auf!“

„Wir wäre es mit einem kalten Waschlappen?“

„Sonoko! Sei doch nicht immer so gemein!“

„Und wie wäre es mit einem Dornröschenkuss?“

„Tss! Er hat mich heute morgen nicht mal richtig begrüßt!“
 

Ein Ausstrecken der Arme. Ein herzhaftes Gähnen. Dann vier Augen die mich belustigt und ratlos zugleich ansahen.

„Der hat echt geschlafen?!“ Sonoko schüttelte fassungslos den Kopf und machte sich auf den Weg den Klassenraum zu verlassen.

„Na, auch endlich wieder wach, Sherlock?“ Fragend sah Ran mich an und als ich ihr nicht antwortete fügte sie hinzu: „Wir gehen jetzt in der Kantine essen, entweder packst du deine Sachen und kommst mit, oder du bleibst hier weiter stumm sitzen.“ Verwirrt schüttelte ich den Kopf, stand aber dennoch auf und packte meine Sachen, um den beiden Freundinnen zu folgen.
 

„Ich kann es immer noch nicht fassen. Der Musterschüler Shinichi Kudo schläft im Unterricht ein!“, ließ Sonoko sich während dem Essen aus.

„Ich bin kein Musterschüler!“, protestierte ich.

„Aber warum bist du überhaupt eingeschlafen, Kudo?“, hakte sie nach.

„Na, was ist es diesmal? Ein neuer Fall? Eine Ankündigung von Kid?“ Innerlich musste ich grinsen, über die Gründe, die Ran genervt und irgendwie desinteressiert aufzählte. Aber diesmal stimmte keine ihrer Vermutungen.

„Nein, diesmal war es Holmes persönlich, der mir meinen Schlaf geraubt hat.“, erklärte ich gähnend.

„Sag mal müsstest du da nicht mittlerweile schon mitsprechen können? So oft wie du diese Bücher schon gelesen hast.“

Eigentlich hatte Ran ja recht, zum Teil konnte ich seitenlange Zitate bringen, aber sobald ich wieder eines von Arthur Conan Doyles Büchern aufschlug, war es, als hätte ich es nie gelesen. Jedes Mal faszinierten mich die Abenteuer des Londoner Detektivs aufs Neue und es war immer wieder spannend, egal wie oft ich es schon gelesen hatte. Deshalb war es auch so schwierig es zur Seite zu legen, ich las und las und las und vergaß dabei vollkommen die Zeit. Dafür hatte ich den Schlaf jetzt im Unterricht nachgeholt und war daher wieder einigermaßen fit.

„Guten Morgen, ihr zwei Hübschen!“, hörte ich auf einmal eine mir nur zu bekannte Stimme. „Und guten Morgen auch an dich. Sollten Detektive nicht immer erholt und aufmerksam sein?!“, stichelte Hakuba grinsend und setzte sich zu uns an den Tisch. Seinem Beispiel folgten auch Aoko und Kaito.

„Ach lass mich doch, ich hab den Schlaf in der letzten Stunde nachgeholt. Und selbst wenn ich noch so müde bin, bin ich immer noch aufmerksam. Schließ nicht immer von dir auf andere!“, stichelte ich zurück, grinste dann aber, ebenso wie mein gegenüber. Diese kleinen Streitereien waren bei uns ganz normal, sie waren nie wirklich ernst gemeint und selbst wenn, war man dem anderen nie lange böse.

„Ich geh schon mal vor. Muss nochmal kurz zu meinem Spind.“, warf Ran plötzlich merkwürdig ernst ein.

„Okay, Schatz! Bis dann.“ Ich grinste sie an, doch es war, als würde sie durch mich hindurch sehen.

„Ran?“ Aoko war neben mir aufgesprungen und Sonoko tat es ihr gleich. Ihre sorgenvollen Blicke hingen meiner Freundin hinterher und nur wenige Augenblicke später rannten sie ihr hinterher. Irritiert sah ich für einen Moment auf den leeren Platz, auf dem eben noch Ran gesessen. Doch dann besann ich mich wieder, schüttelte den Kopf und richtete den Blick wieder auf mein Essen.

„Was hast du denn mit der gemacht?“, fragte Kuroba, der den Mädchen immer noch nachdenklich hinterher sah.

„Mit wem? Mit Ran? Gar nichts, wieso?“, fragte ich zurück, da ich nicht so recht wusste, was er meinte.

„Naja, also wenn ich eins gelernt habe, in der Zeit, die ich Aoko inzwischen kenne, dann ist es das sinnlose Verhalten von Frauen einzuschätzen. Und ich kann dir mit ziemlich großer Sicherheit sagen, dass Ran gerade ein Problem hat. Und zwar mit dir. Oder deinem Verhalten. Oder sonst irgendwas, das mit dir zu tun hat.“, schloss Kaito seine Erklärung ab und ich runzelte die Stirn.

Hatte ich sie irgendwie verärgert? Eigentlich nicht, dass ich wüsste. Meine Fälle habe ich in letzter Zeit wirklich selten erwähnt und habe wirklich versucht, auch ein wenig Zeit für sie zu finden. Aber in letzter Zeit war die Stimmung in unserer Beziehung sowieso nicht wirklich das Wahre. Dass das nur an mir lag, bezweifelte ich jedoch stark.

„Und? Fällt dir irgendwas ein, womit du sie wieder mal verärgert haben könntest?“, schaltete sich nun auch Hakuba ein.

„Hey! Was heißt denn hier schon wieder?“, protestierte ich, doch die beiden Jungs grinsten nur und schüttelten den Kopf.

„Na, so oft, wie ihr euch in letzter Zeit in den Haaren habt? Das war doch selbst früher nicht so, oder irre ich mich da?“, warf der Detektiv ein. Irgendwie hatte er ja Recht, in letzter Zeit stritten Ran und ich uns fast täglich, dabei hatten wir in nicht mal einer Woche unser Einjähriges.

„Verdammt!“, fluchte ich und schlug mit der Faust auf den Tisch. Das hatte ich ja total vergessen.

„Was ist denn jetzt?“, fragte der „Auslandsdetektiv“ verwirrt.

„Ihm ist vermutlich gerade aufgefallen, dass er sein Einjähriges in 4 Tagen vergessen hat!“, antwortete ihm Kaito, der seelenruhig an einem Kaffee nippte, an meiner Stelle.

„Oh! Das macht die Sache dann noch um einiges dramatischer, würde ich sagen. Aber lasst uns später darüber reden. Der Unterricht beginnt in 4 Minuten und 32 Sekunden.“, unterbrach Hakuba die Unterhaltung zwinkernd, da er genau wusste, wie genervt wir von seinen genauen Zeitangaben waren.

Von Anfang an bist du mir aufgefallen.

Es war nicht nur deine bloße Erscheinung, die mich zu sich rief.

Es war dein Blick, der mich vom ersten Moment an festhielt.

Deine Entschlossenheit.

Deine Beharrlichkeit.

Und deine Arroganz.

Aber da war noch etwas, etwas, dass ich nicht definieren konnte. Ich wollte in deinen Augen versinken, wollte wissen, was du verbirgst, was dahinter steckt, doch du hast dich umgedreht.

Und an dieser Stelle muss ich etwas zugeben. Als du mir das erste Mal den Rücken zugewandt hast, ich konnte nicht anders, als dir auf deinen knackigen Hintern zu starren.

Doch dann kam SIE. Sie verdeckte mein Blickfeld, als sie sich dir, die Hände in die Hüften gestemmt, gegenüber stellte. Auch hier muss ich etwas zugeben. Sie ist hübsch.

Da kann man einfach nichts gegen setzen. Aber sie hat dich nie verstanden, mal ganz davon abgesehen, dass sie es vermutlich nie wirklich versucht hat.

Sie hat in dir immer nur den Schnüffler gesehen, den Sherlock Holmes der Neuzeit.

Eigentlich wie wir alle.

Doch du bist so viel mehr. Wenn man dir nur die Chance dazu gibt. Und die hat sie dir von Anfang an verwehrt. Darum frage ich mich, wie sie es geschafft hat, dich zu täuschen. Ausgerechnet dich! Den Meister der Enttarnung.

Vermutlich hast du ihr glauben wollen. Oder du hast ihr geglaubt, weil sie dich nur unterbewusst getäuscht hat. Ist es so?

Vor allen hat sie dich in Schutz genommen. Immer und immer wieder. Selbst mir gegenüber. Schon als wir uns das erste Mal bewusst begegnet sind.

Ich hatte mich dir vorgestellt, aber du sagtest nur: „Meinen Namen brauch ich dir ja nicht zu nennen, der steht schließlich in jeder Zeitung!“ Dann hast du dich umgedreht und dein automatisches Schutzschild kam auf mich zu.

Tut mir leid, dass er so unfreundlich ist, er hat schlechte Laune, weil Kid im gestern entwischt ist. Ich bin Ran Mori, freut mich, dich kennen zu lernen.“ In dem Moment drehtest du dich um und ich hätte wetten können, dass du die Augen verdreht hast, als sie dich wieder mal in Schutz nahm.

Warum entschuldigst du dich immer für mich, Ran? Wenn mir etwas leid tut, dann kann ich das auch alleine.“ Damit wolltest du dich wieder umdrehen, um in der Schlange an der Essensausgabe weiter voran zu kommen. Aber sie verhinderte das, indem sie dich am Arm festhielt, darauf folgte eine, wie ich später erfahren sollte Typische, Strafpredigt von ihr. Wieder sah ich dir in die Augen, die mehr als nur ein bisschen gelangweilt zu ihr blickten und sie förmlich anschrieen: „Bist du endlich fertig?!“

Damals verstand ich nicht, warum du ihrem Monolog kein Ende gesetzt hast, doch jetzt weiß ich, dass du ein viel zu guter Mensch bist, um ihr ins Gesicht zu sagen, dass sie nervt. Gerne hätte ich diesen Part für dich übernommen, aber ich tat es nicht, aus Rücksicht auf eure Freundschaft, auf eure Liebe.

Eure Verbingung zueinander war unübersehbar, auch wenn ich sie damals noch nicht durchblickte. Heute weiß ich, wieviel zwischen euch stand, aber auch, wieviel euch verband. Ihr habt so oft gestritten und euch doch immer wieder vertragen. Selbst als euch beiden bewusst war, wie sehr eure Beziehung am zerbrechen war.
 

Schmunzelnd beobachtete ich, wie du dich neben ihren Spind an die Wand lehntest und die Augen verdrehtest, während sie versuchte dir etwas zu erklären. Als sie sich wieder zu ihrem Spind drehte, konnte ich sehen, dass in ihrem Blick wieder dieses Flehen lag.

Das Flehen danach, dass ihr einander verstehen und nachvollziehen würdet.

Aber es war nie so gewesen, dass hatte sie von Anfang an gewusst. Trotzdem hast du es mit ihr versucht. Aber warum?

Du versuchtest ihr wild gestikulierend etwas zu erklären, doch sie sah dich nur mit einem traurigen Blick an, schüttelte den Kopf, schloss ihren Spind und lehnte sich dagegen, sodass du ihr Gesicht nicht mehr sehen konntest. Ich dafür umso besser.

Sie kämpfte wieder einmal mit den Tränen. Wollte vor dir jedoch keine Schwäche zeigen.

Aber du kennst sie gut genug. Du drehtest sie zu dir und nahmst sie in den Arm. Sachte streicheltest du ihr über ihren Kopf, doch dein Blick wanderte fort. Du hast mir in die Augen gesehen, aber wahr genommen hast du mich nicht.

Das war zwar nicht der Anlass, aber ich drehte mich um und ging. Es war kurz vor Unterrichtsbeginn und ich wollte nicht zu spät kommen. Dabei war es vollkommen egal, da ich fast jeden Morgen zu spät kam. Wahrscheinlich wollte ich dieses Bild nicht mehr sehen.

Das Bild, auf dem du sie in den Armen hältst und sie sich an deiner Schulter ausweint. Du hast deine Arme um sie gelegt, doch deine Augen sind woanders. Eigentlich suchst du einen Grund, um zu fliehen, aber letztlich hast du doch nicht die Kraft, sie von dir zustoßen.

All das liegt in deinem intensiven Blick, als du mich ansiehst und doch nicht erkennst.
 

Shinichi POV:
 

In der nächsten Stunde redete Ran nur das Nötigste mit mir und wenn Blicke töten könnten, dann hätte Sonoko mich schon mehr als nur einmal umgebracht.

Wahrscheinlich hatte Kaito doch recht und ich hatte Ran wieder etwas nicht recht gemacht. Genervt ließ ich meinen Kopf auf die Tischplatte sinken und seufzte.

Was hatte ich mir nur dabei gedacht?

Von was hatte ich mich so sehr blenden lassen, dass ich glaubte, mit ihr glücklich werden zu können? Eigentlich war es doch von Anfang an eindeutig. Sei verstand mich nicht, ich verstand sie nicht und es schien als wollten wir einander gar nicht nachvollziehen.

Zugegeben, es gab auch Zeiten, in denen wir glücklich waren. Ganz am Anfang.

Das war die Zeit, in der wir froh waren, es geschafft zu haben, dem anderen zu sagen, was wir fühlten. Der Rausch der Gefühle. Aber mir schien es, als wäre das vorbei. Wenn ich mit Kaito darüber sprach, sagte er mir immer wieder, dass genau das der Grund war, weshalb er nicht mit Aoko zusammen war. Bei ihm war es genau wie mit mir und Ran. Sie kannten sich seit dem Sandkasten, saßen seit der Grundschule nebeneinander und verstanden sich blendend. Natürlich gab es ab und zu den ein oder anderen Streit, bei dem die beiden sich, im Gegensatz zu mir und Ran, teilweise richtig anschrieen. Aber egal was auch passierte, die Beiden hielten zusammen. Kaito sagte einmal, es gab eine Zeit, in der er glaubte, Aoko zu lieben. Dann gab es einen Abend, an dem Beide sehr betrunken waren und wild rumknutschten, bis die Beiden sich nur ansahen und anfingen zu lachen.

In dem Fall meinten Beide, dass es sich anfühlte, als würden sie ihre Schwester beziehungsweise Bruder, küssen. Der Unterschied war, dass das bei mir und Ran eben nicht der Fall war. Wir hatten aber auch nie so über unsere Gefühle gesprochen, zumindest bis wir einander sagten, dass wir uns liebten. Was wir ja anscheinend doch nicht taten. Oder war das nur eine dieser Beziehungskrisen, von denen alle immer erzählten?

Wir stritten uns wegen jeder Kleinigkeit, was an sich vielleicht nicht weiter schlimm ist, wenn wir uns denn wenigstens wirklich vertragen würden. Doch meist endete es eher damit, dass wir darüber hinwegsahen und den Ärger und die Wut in uns hineinfraßen. Ich war mir sicher, es würde nicht mehr lange dauern, bis es einen riesengroßen Knall bei uns geben würde.
 

Die Schulklingel, die das Stundenende verkündete, riss mich aus meinen Gedanken. Ich hob meinen Kopf und sah gerade noch, wie Ran den Raum verließ. Verwirrt sah ich ihr hinterher, packte dann aber meine Sachen zusammen, nur um ihr irritiert zu folgen.

Für einen Moment stand ich ratlos auf dem Gang. Wo war sie hin?

Ihr Sportzeug hatte sie schon in der letzten Pause geholt, gegessen hatte sie auch schon, wo also war sie hin?

„Sie ist nach links.“ Der blonde Detektiv lehnte an der Wand mir gegenüber und sah mich ausdruckslos an. „ Besonders gute Laune scheint sie aber nicht zu haben.“, erwähnte er noch, ehe ich mich nach links wandte. Kaum bin ich auf dem großen Gang mit den Schließfächern, sehe ich sie auch schon an ihrem Spind stehen.
 

„Was ist los, Ran?“, frage ich und lehne mich an die Wand. Sie zuckt erschrocken zusammen, reagiert aber erst mal nicht weiter. Ich muss mich zusammenreißen, um nicht mit den Augen zu rollen und seufze stattdessen.

„Ran! Es bringt nichts mich zu ignorieren, und das weißt du auch!“

Ergeben schließt sie ihren Spind, lehnt sich kraftlos dagegen und sieht mich an.

Irene Adler, Sherlock Holmes und das Schweigen

Irene Adler, Sherlock Holmes und das Schweigen
 

„Weißt du, Shinichi, ich verstehe dich einfach nicht.“, beginnt sie und ich bin in der Versuchung zu fragen: 'Hast du das denn je?' Aber ich lasse es.

„Wir sehen uns kaum noch, reden kaum noch und geküsst hast du mich heute Morgen auch nicht. Wenn es jemand anderen gibt, dann sag es mir. Weil ich wette unser Einjähriges am Samstag hast du auch vergessen, oder?“, wirft sie mir traurig und kraftlos vor. Ich weiß, dass es nicht das einzige ist, was sie mir vorwerfen will, dafür kenne ich sie zu lange. Aber sie belässt es dabei und sieht mich einfach nur an.

„Nein, ich habe es nicht vergessen! Ich habe uns sogar schon einen Tisch im Tokyo Tower Restaurant reservieren lassen. Dort beginnt am Freitag doch diese Kunstausstellung zu der du wolltest, oder nicht? Die Träne der Artemis wird auch ausgestellt, wolltest du die nicht schon immer mal sehen?“ Für einen Moment sieht sie mich hoffnungsvoll an, dann seufzt sie.

„Und wie willst du mir den Rest erklären? Liebst du mich überhaupt noch?“ Ich sehe, wie die Traurigkeit in Rans Augen aufschimmert und schließe für einen Moment die Augen.

„Ran! Jetzt fang bitte nicht wieder damit an, dass ich dich nicht liebe! Du weißt ganz genau, dass ich ein Morgenmuffel bin und dass ich morgens nicht alles auf die Reihe kriege. Und du musst zugeben, dass wir uns in letzter Zeit nur wegen deinem Karate nicht gesehen haben. Ich habe in letzter Zeit wirklich wenig an Fällen gearbeitet. Für Dich! Wieso sollte ich also eine andere haben, Ran? Dafür hätte ich gar keine Zeit!“ Diese ganze Situation regte mich schon wieder dermaßen auf, dass ich kurz davor war, sie anzuschreien, doch um das zu vermeiden, begann ich wie wild zu gestikulieren.

„Tut mir ja auch leid, dass ich in knapp zwei Wochen ein verdammt wichtiges Turnier habe und ich nicht sofort springe, wenn du 'Hepp' sagst. Im Moment weiß ich echt nicht, wie das mit uns weiter gehen soll...“, kam prompt ihre sarkastische Antwort, doch dann schüttelte sie traurig den Kopf und wandte sich ab. Ich wusste sofort was los war.

Sie drehte sich weg, um ihre Schwäche und ihre Tränen vor mir zu verstecken. Aber ich kannte sie gut genug, griff mir ihren Arm und drehte sie zu mir, sodass sie sich an mich lehnen konnte. Ran hielt mich nicht davon ab und ließ sich gegen mich fallen. Ich schloss meine Augen und fuhr ihr beruhigend über die Haare und den Rücken, denn schon spürte ich die ersten Tropfen auf meinem Hemd.

Mein Blick glitt durch die Schülermenge, mein Kopf fühlte sich an wie leer gefegt und doch schwirrten jede Menge Fragen darin herum.

Wie lange wird das noch so weiter gehen?

Wie soll das ganze enden?

Werden wir uns irgendwann verstehen?

Würden wir Freunde bleiben können, wenn das hier endlich vorbei war?
 

Die Schulklingel riss uns auseinander und wir gingen schweigend zum Sportunterricht. Die Kateika (Haushaltslehre)-Stunde verbrachte ich fluchend an der Seite von Hakuba und Kaito. Egal was ich auch versuchte, entweder brannte am Herd etwas an oder es fiel herunter. In der Küche war ich wirklich zu gar nichts zu gebrauchen. Ran ignorierte mich wärhrenddessen gefließentlich, nicht das ich versucht hatte mit ihr zu reden, aber sie ging mir demonstrativ aus dem Weg.

Zum Erstaunen unserer Freunde machten wir uns jedoch trotzdem gemeinsam auf den Heimweg, Und obwohl wir nebeneinander liefen, sprach keiner von uns ein Wort. Die untergehende Sonne tauchte alles in ein angenehmes Licht und spiegelte sich auf dem Fluß, neben dem wir liefen.

Wie jeden Tag betrachtete ich ihr Spiel mit dem Wasser und wie jeden Tag sah Ran zu den Wolken, die der Wind davon trug. Ich brachte sie bis vor die Haustür und wir verabschiedeten uns mit einem bloßen Nicken.

Das wir heute noch eine Verabredung hatten, fiel mir erst wieder ein, als ich vor meiner eigenen Tür stand und ließ meinen Kopf dagegen fallen. Na wunderbar! Wie sollte das nur wieder enden? Die Frage war auch, ob Ran überhaupt kommen würde. Das sie unser kleines Date vergessen hatte bezweifelte ich, denn schließlich stand dieses Treffen schon seit Wochen. Da wir selten kurzfristig einen Termin finden konnten, hatte sie vor einigen Wochen, in einem Streit wohlbemerkt, dieses Date festgelegt und mir gleichzeitig vorgeworfen, dass ich es ja doch wieder vergessen würde. Ich schüttelte den Kopf und betrat endlich das Haus.

Irgendwie war es merkwürdig, dass sich das Verhältnis zwischen Ran und mir so sehr verschlechtert hatte, seit wir zusammen waren. Natürlich hatten wir auch davor immer mal wieder eine Meinungsverschiedenheit, aber ich hatte nie das Bedürfnis, sie anzuschreien. Und es herrschte nie eine so gedrückte Stimmung wie jetzt zwischen uns. Ich seufzte und mein Blick glitt zur Uhr.

In einer halben Stunde müsste ich mich auf den Weg zu dem kleinen Cafe machen, in dem Ran und ich uns verabredet hatten. Fraglich war nur, ob wir dann wieder miteinander sprechen würden. Ich war mir zwar nicht so ganz sicher, warum Ran plötzlich nicht mehr mit mir reden wollte, da wir uns eigentlich, zumindest so halbwegs ausgeprochen hatten.

Es lief wie immer. Ran machte mir Vorwürfe, ich redete mich raus oder entschuldigte mich, dann weinte sie meist und danach war alles wieder gut. Es machte jedenfalls den Anschein danach. Das Problem selbst wurde dadurch natürlich nicht gelöst.

Nachdem ich mich meiner Schuluniform entledigt hatte, um mir etwas anderes anzuziehen machte ich mich auf den Weg und war sogar pünktlich. Nur Ran war noch nicht zu sehen und ich fragte mich erneut, ob sie überhaupt erscheinen würde. Doch ich brauchte nicht lange darüber nachzudenken, denn schon wenige Minuten nach meinem Eintreffen kam sie um die Ecke und wir betraten, noch immer schweigend, das Café.

Wir ließen uns an unserem Stammtisch am Fenster nieder und schon erschien die Kellnerin.

„Was darf ich euch bringen? Das übliche?“

„Ja!“/ „Nein!“, antworteten Ran und ich gleichzeitig und die Bedienung verkniff sich ein Grinsen.

„Also für die Dame, wie immer einen Latte Macchiato mit Karamell und für den Herren?“

„Ich hätte gerne einen Espresso und einen Michkaffee!“, antwortete ich ihr mit einem Lächeln und sie nickte freundlich, bevor sie wieder verschwand. Mein Blick glitt zu Ran, die jedoch starr aus dem Fenster blickte, gut, wenn sie nicht mit mir reden wollte, dann wollte ich sie auch nicht dazu zwingen, also tat ich es ihr gleich und beobachtete das Getümmel, draußen auf der Straße.

Nach einiger Zeit brachte die Kellnerin den Latte Macchiato und den Espresso. Mit den Worten: „Ihr Michkaffee kommt gleich!“, verschwand sie wieder und während Ran an ihrem Getränk nippte kippte ich meinen Mini-Kaffee auf Ex runter. So konnte die Kellnerin gleich die leere Tasse wieder mitnehmen, als sie mir mein zweites Getränk brachte.

Wieder entstand ein Schweigen, doch es störte mich nicht weiter, im Gegensatz zu Ran, die von Minute zu Minute unruhiger wurde. Ich wusste, dass es nicht mehr lange dauern würde, ehe es aus ihr herausbrechen würde und sie mir wieder irgendwas erzählen würde, ob ich es nun hören wollte, oder nicht. Und schon wenige Minuten später sollte ich Recht bekommen.

„Shinichi das hat doch alles keinen Sinn!“, platzte es aus ihr heraus und ich sah sie fragend an.

„Es bringt doch nichts, wenn wir uns anschweigen, dass macht es auch nicht besser, oder?“

„Vermutlich nicht.“, murmelte ich und seufzte.

„Also, was machen wir am Samstag?“, fragte sie, plötzlich wieder gut gelaunt und sah mich erwartungsvoll an.

„Hab ich dir doch vorhin gesagt, oder? Ich hab einen Tisch im Tokyo Tower bestellt.“ Ich musste mich zuhause unbedingt daran erinnern diesen Tisch tatsächlich noch zu reservieren, sonst hätte ich am Samstag ein Problem.

„Ja, aber was machen wir danach? Ich meine, davor haben wir ja Schule, aber wir gehen ja nicht erst nachts um elf essen, oder?“

„Nein, das nicht, ich hatte eigentlich so an halb acht gedacht. Danach können wir uns ja sicherlich noch die Ausstellung dort ansehen.“

„Au ja! Die Träne der Artemis! Die wird doch am Freitag erst dahin gebracht, oder? Ich freu mich schon total sie in live zu sehen! Und danach machen wir es uns bei dir gemütlich.“, schwärmte sie bereits vor sich hin und ich verkniff mir ein Augenrollen. Noch vor wenigen Minuten hatte sie kein Wort mit mir gesprochen und jetzt war sie kaum noch zu stoppen.

„Ich mach mir im Moment nur ein wenig Gedanken um Conan.“ Erstaunt, über diesen plötzlichen Themawechsel, sah ich sie an. Ich hatte ihr nie gesagt, dass Conan die geschrumpfte Version von Shinichi war. Ich hatte ihn lediglich von seinen Eltern abholen und nach Amerika ziehen lassen. Nachdem sie sich unter Tränen von ihrem „kleinen Bruder“ verabschiedet hatte, hatte ich mich auf den Weg zu Shiho gemacht, um endlich das Gegenmittel zu nehmen. Es war inzwischen eine ganze Weile vergangen und anfangs hatte Ran fast täglich über den kleinen Knirps gesprochen, doch das hatte mit der Zeit nachgelassen. Denn anfangs hatte ich mich, mit Hilfe des Stimmverzerrer, noch ab und zu als Conan bei ihr gemeldet, doch hatte ich es immer weniger werden lassen, bis ich es ganz aufgegeben hatte.

„Wieso denn das?“, fragte ich.

„Er hat sich jetzt schon ewig nicht mehr gemeldet...“, beklagte sie sich.

„Vielleicht ist er dort zu sehr mit der Schule beschäftigt oder so.“, versuchte ich das Thema desinteressiert zu beenden, doch Ran ließ so schnell nicht locker.

„Conan hat doch nie Probleme in der Schule, dafür ist er viel zu intelligent. Er hatte hier auch nie irgendwelche Schwierigkeiten.“, verteidigte sie ihn.

„Wer weiß... in Amerika ist das alles doch ein bisschen anders, oder?“

Das ging noch eine ganze Weile so, dass Ran mir jede Menge Situationen aufzählte, die bewiesen, dass Conan zu intelligent für sein Alter war und auch in Amerika sicherlich kein Problem in der Schule haben würde, bis ich das Thema damit beendete, dass er vielleicht auch nur viel mit Freunden unterwegs war und sich aufgrund der Zeitumstellung nicht sicher war, wann er anrufen sollte. Doch Ran wäre nicht Ran, wenn sie nicht ein neues Thema finden würde und so begann sie aufzuzählen, was sie beim Karate neu gelernt hatte und wie spannend doch der Kampf in zwei Wochen sein würde.

Letztendlich war ich so gegen halb neun am Abend zu hause und fiel voller Erschöpfung ins Bett. Das letzte, das mir durch den Kopf ging, bevor ich einschlief, war die Frage, wie lange das mit Ran und mir noch so weitergehen würde.

Das Gegenstück zu Sherlock Holmes

Das Gegenstück zu Sherlock Holmes

 

 

Pour mon adversaire bien-aimée!

Die  Sonne der Nacht begleitet mich an ihrem höchsten Punkt

zum vermeintlichen Wahrzeichen der Stadt der Liebe.

Die Trauer um ihre griechischen Kinder

wird mich beflügeln, damit die Musik erklingt.

 

Au Revoir mon amour fou

Kaito Kid

 

 

Schon früh am Morgen hatte mich Inspektor Megure aus dem Bett geklingelt, da die japanische Polizei eine Warnung von Kaito Kid bekommen hatte. Natürlich sprang ich sofort auf um zum Revier zu laufen. Auf dem Weg dorthin schrieb ich Ran noch schnell eine SMS, dass sie mich heute nicht abholen müsse. Eine Antwort sollte ich selbst in den späten Abendstunden nicht erhalten, doch darüber machte ich mir keine Gedanken. 

Viel wichtiger war jetzt die Warnung von Kaito Kid, die mir der Inspektor engegenhielt, sobald ich das Präsidium betreten hatte.

Aufmerksam las ich die Ankündigung und musste wieder einmal über die Formulierung schmunzeln. In jedem seiner Schreiben drückte er sich so poetisch und so gewählt aus, selbst als ich ihm gegenüber gestanden hatte, damals noch als Conan, war er die Ruhe selbst und hatte sich in einer so poetischen Art ausgedrückt, dass man meinen könnte, er stamme aus einem anderen Jahrhundert und rede immer so. Ich schüttelte meine Gedanken ab und konzentrierte mich wieder auf das Rätsel.

Die Uhrzeit war nicht schwer rauszufinden, doch beim Rest war ich mir noch nicht so sicher. Vor allem, warum schrieb er der japanischen Polizei auf französisch? War das wieder einer seiner versteckten Hinweise?

Inspektor Megure hatte mir inzwischen einen Schreibtisch zur Verfügung gestellt und so übersetzte ich zunächst einmal den französichen Text: 

Meine geliebten Feinde

Feinde? Verständlich.

Geliebt? Wollte er sich über die Polizei lustig machen?

Auch die nächste Übersetzung brachte nicht sehr viel mehr Licht ins Dunkle. 

Auf Wiedersehen, meine leidenschaftliche Liebe!

 

Das Rätsel 'wann' war das Einzige, dass ich bereits gelöst hatte, so schwer war es ja auch nicht, doch mir machte die Zeile mit dem 'vermeintlichen Wahrzeichen' noch zu schaffen. Die Stadt der Liebe war Paris, aber was hatte das mit Tokyo zu tun?

Da ich für den Moment nicht weiter kam, versuchte ich mir ein paar Ideen zurecht zu legen, um ihn zu fangen. Das war, ohne zu wissen, wo er zuschlagen wollte, nicht so einfach, aber ein paar Ideen hatte ich dennoch. 

 

Pünktlich zur Mittagszeit knurrte mein Magen und ich verabschiedete mich von Inspektor Megure mit dem Versprechen, mich sofort zu melden, falls ich etwas Neues wüsste. So schlenderte ich in aller Ruhe nach Hause und hatte mich gerade für eine Tiefkühlpizza entschieden, als es an der Tür klingelte. 

Ich sah auf die Uhr.

12:53.

Wer konnte das sein?

Ran und die anderen waren noch in der Schule. Meine Eltern waren in LA. Und der Prfessor war bei einem Freund.

Wer konnte das also sein?

Es folgte ein erneutes, diesmal ungeduldigeres Klingeln und ich öffnete die Tür. 

Blaue Augen sahen mich durchdringend, vermischt mit einer Spur aus Langeweile, an. 

„Was machst du denn hier? Ich dachte du wärest in Paris?!“, war das erste, das mir beim Anblick der jungen Frau einfiel.

„Ach, ich hatte genug von diesem ganzen Liebesschnulzenzeugs in der Stadt der Liebe. Deshalb bin ich seit ein paar Tagen wieder in Tokyo und studiere wieder hier. Kann ich reinkommen?“ Ohne eine Antwort abzuwarten rauschte sie an mir vorbei in den Eingangsbereich und zog ihre Schuhe aus. 

„Schön dich mal wieder zu sehen, Ai!“, grinste ich und sie schlug mir spielerisch auf den Arm.

„Nenn mich nicht so!“

„Hast du Hunger?“ Entgeistert sah sie mich an. 

„Wenn du damit meinst, dass du kochen willst, dann ganz sicher nicht.“, erklärte sie und ging Richtung Küche. Ich folgte ihr und schaltete den Backofen an.

„Keine Sorge, Shiho, ich war gerade dabei Tiefkühlpizza zu machen.“ 

 

 

„Wie steht's um deinen Streit mit Ran?“, fragte sie mich plötzlich und wie aus heiterem Himel, während des Essens. 

„Woher weißt du denn davon?“, versuchte ich ihr ein wenig auszuweichen, obwohl ich wusste, dass es keinen Sinn hatte.

„Du brauchst der Frage gar nicht erst auszuweichen, Shinichi! Ich war gestern bei dir in der Schule, eigentlich um dich zu besuchen, aber dann habe ich gesehen wie du dich mit ihr gestritten hast, oder zumindest diskutiert. Da dachte ich mir, lasse ich das mit dem Besuch lieber erstmal, bevor sie dir noch irgendwas unterstellt.“, erklärte sie und sah mich dann erwartungsvoll an.

„Ach naja, eigentlich nur das Übliche. Ihr passt mein Verhalten und mein Detektivsein nicht so recht und naja... aber gut, dass du mich daran erinnerst, ich muss noch einen Tisch im Tokyo Tower Restaurant reservieren, ich habe ihr gesagt, ich habe das schon gemacht, aber du kennst mich ja.“ Ich grinste und schüttelte den Kopf.

„Aber woher wusstest du eigentlich, dass ich Zuhause bin?“, fiel mir plötzlich ein und sie zog fragend die Augenrbauen hoch.

„Jetzt enttäuschst du mich aber. So schwer ist das nicht, du Möchtegern-Detektiv! Ich habe von Kids Ankündigung gehört und dachte mir, dass du das ganz sicher nicht seelenruhig in der Schule sitzen wirst. Also war ich auf dem Revier, dort hat man mir aber gesagt, dass du gerade wieder nachhause bist.“, schlussfolgerte Shiho.

„Du spionierst mir also hinterher, ja?“, unterstellte ich ihr Spaßes halber. „Wie steht's mit deinem Sutdium?“

„Oh, ganz gut, bin jetzt auf der Teitan-Uni, direkt neben deiner Schule. War gestern auch schon da, musste mich, nach meinem Fast-Besuch bei dir, ganz schön beeilen, damit ich noch pünktlich komme.“ Sie grinste.

Es brachte mich zum schmunzeln, dass sie in diesem Moment so ausgelassen war. Jetzt, wo wir all das endlich hinter uns hatten, konnte sie wieder lachen und wirklich fröhlich sein. Es war merkwürdig, wenn ich die kleine Ai mit der vor mir sitzenden Shiho verglich, denn auch wenn sie einen Teil ihrer typischen Ausdruckslosigkeit nicht verloren hatte, so war sie doch um einiges fröhlicher, und vor allem glücklicher, geworden.

„Wo wohnst du eigentlich im Moment?“, fragte ich meine ehemalige Leidensgenossin.

„In einem Hotel, bin noch auf Wohnungssuche.“

„Hmm... was hältst du davon, wenn du hier mit einziehen würdest? Ich meine, hier sind mehr als genug Zimmer vorhanden, du müsstest keine Miete zahlen, dein Weg zur Uni wäre nicht so weit und mich würde es nicht stören.“, schlug ich ihr vor.

„Meinst du das ernst?“ Irritiert sah sie mich an.

„Klar, warum nicht.“

„Na, wie meinst du wird deine Freundin das sehen?“

„Ach, das mit Ran kläre ich schon irgendwie.“ Irgendwas würde mir schon einfallen, zur Not würde ich ihr einfach erzählen, dass meine Eltern Shiho versprochen hätten hier wohnen zu können oder so.

„Also wenn das mit Ran keine Probleme gibt, dann wäre das echt toll.“

„Ach na klar. Wollen wir deine Sachen jetzt gleich holen, oder erst nachher?“

„Ich fänds ganz gut, wenn wir das jetzt machen würden, dann haben wir es auf jeden Fall schon mal hinter uns. Und so viele Sachen habe ich ja nun auch wieder nicht, dass das ewig dauern würde.“ Sie grinste und nachdem wir unsere benutzten Teller in den Geschirrspüller gestellt hatten, machten wir uns auf den Weg zu Shihos Hotel.

 

Am Abend fletzten wir uns erschöpft aufs Sofa, da es doch anstrengender geworden war, als gedacht. Schließlich hatten wir Shiho gleich ein Zimmer ein- und umgeräumt. 

„Warum bist du damals eigentlich nach Paris und nicht wieder in die Staaten?“, fragte ich auf einmal in die Stille hinein. Ich hatte es bis heute nicht nachvollziehen können, denn in Amerika kannte sie sich aus, immer hin hatte sie schon mal dort studiert. 

„Es weckt einfach zu viele Erinnerungen, die lieber weiter schlafen sollten...“ Shiho blickte gedankenverloren aus dem Fenster, dann schüttelte sie den Kopf, wie um die Gedanken los zu werden, und grinste mich wieder an. „Vor allem erinnert mich Paris irgendwie an Tokyo.“

Meine Kinnlade klappte runter und ich starrte sie an.

Wieso war ich darauf nicht schon vorher gekommen?

Irritiert sah sie mich an und legte den Kopf schief, dann grinste sie wieder.

„Sag mir nicht, du hast es jetzt erst entschlüßelt?!“

 

Das Rätsel des Arséne Lupin

Das Rätsel des Arséne Lupin

 

 

 

Ich hätte gerade am liebsten meinen Kopf gegen die Wand geschlagen. Im Grunde war dieser Hinweis so offensichtlich, aber ich hatte ihn natürlich übersehen. 

„Jetzt mach dich doch nicht verrückt deswegen! Woher hättest du das wissen sollen? Oder warst du schon mal in Paris?!“, versuchte Shiho auf mich einzureden, als ich meinen Kopf verzweifelt in meine Hände fallen ließ. 

„Nein, aber der Eiffelturm ist das Vorbild für den Bau des Tokyo Tower gewesen?!“, protestierte ich.

„Oh... das habe ich nicht gewusst... Apropos, du wolltest dort noch anrufen und einen Tisch bestellen, sonst gibt es nur noch mehr Ärger mit Ran.“

„Gut, dass du das sagst!“ Schon sprang ich, froh über die kleine Ablenkung, auf und ging zum Telefon. Nachdem der Tisch bestellt war, schrieb ich es in meinen Kalender und erstarrte.

„VERDAMMT!“; fluchte ich. „ICH BIN SO EIN IDIOT!“ 

Während ich mich weiter ärgerte, kehrte ich zurück ins Wohnzimmer, wo mich Shiho mit einem  fragenden und zugleich etwas gleichgültigem Blick erwartete. 

„Samstag ist Vollmond!“, sagte ich, was für mich alles erklärte, doch ihre Miene wurde nur noch irritierter.

„Ich habe am Samstag mein Einjähriges mit Ran!“, versuchte ich es weiter, doch Shihos Miene blieb unverändert.

„Was hat das eine mit dem anderen zu tun?“, fragte sie verständnislos und ich seufzte.

„Kaito Kid kommt mit dem Vollmond. Er bezeichnet ihn als Sonne der Nacht.“

„Oh! Na obwohl, dann bist du wenigstens gleich vor Ort. Ist nur noch die Frage, wie du Ran das ganze bei bringst...“ Sie gähnte und ignorierte damit meinen finsteren Blick, denn ich ihr zuwarf. „Ich geh dann mal schlafen, vergiss nicht dem Inspektor bescheid zu geben, dass du das Rätsel gelöst hast.“ Damit stand Shiho auf, hob eine Hand zum Gruß und verschwand.

Ich hingegen lehnte mich zurück und ließ mir noch einmal die die Warnung von Kid durch den Kopf gehen. Jetzt da ich wusste, wo der Meisterdieb zuschlagen würde, bestätigte sich auch meine Theorie, über das, was er stehlen wollte. Ich atmete noch einmal tief durch, dann wählte ich selbstsicher die Nummer des Inspektor.

„Megure, hallo?“, meldete er sich.

„Kudo hier.“

„Oh Shinichi! Du hast das Rätsel gelöst?“

„Ja, zumindest weiß ich, wann und wo er zuschlägt und auf was er es abgesehen hat.“

„Wirklich?“

„Ja! Haben sie die Ankündigung vor sich?“

„Einen Moment... ja, habe ich, schieß los, Shinichi!“

„Gut, also gleich in der ersten Zeil, die Anrede überspringen wir erstmal, dazu komme ich später nochmal. Er schreibt die Sonne der Nacht begleitet mich an ihrem höchsten Punkt. Die Sonne sagt uns, dass es etwas helles sein muss, was könnte es also sein?“ Ich fand es langweilig dem Inspektor einfach meine Lösungen vorzusetzen, von daher ließ ich ihn noch ein wenig miträtseln.

„Hmm... etwas hell leuchtendes in der Nacht könnte ein großes Gebäude sein, aber es wäre nicht unbedingt hochtehend... der Mond! Natürlich. Der Vollmond steht hoch und leuchtet hell!“

„Richtig, ich vermute das er damit gleich die genaue Zeit angibt. Wenn die Sonne an ihrem höchsten Punkt steht, ist es 12 Uhr, da Kaito Kid aber nachts erscheint, bin ich mir sicher, dass er vom Vollmond begleitet um Mitternacht erscheinen wird. Der nächste Vollmond ist in drei Tagen, also Samstagnacht. Kommen wir zum vermeintlichen Wahrzeichen der Stadt der Liebe. Welche Stadt fällt Ihnen da als erstes ein, Herr Inspektor?“

„Nun ja, da wäre zum einen Paris, aber Venedig wird auch ab und zu als Stadt der Liebe bezeichnet.“

„Und an dieser Stelle kommt seine Anrede ins Spiel, sie ist auf französisch, was uns darin bestätigen soll, dass er Paris meint. Das Wahrzeichen von Paris ist der Eiffelturm, da er seine Ankündigung aber nicht nach Frankreich, sondern an die japanische Polizei geschickt hat, ist zu bezweifeln, dass er in Paris auftreten wird. Hinzu kommt, dass er schreibt, das vermeintliche  Wahrzeichen, also ist auch nicht der Eiffelturm gemeint. Fällt Ihnen spontan etwas ein, dass dem Eiffelturm ähnelt und noch hier in Tokyo zu finden ist?“

„Hmm... moment mal, der Tokyo Tower wurde doch nach dem Vorbild des Eiffelturm erbaut, wenn ich mich jetzt nicht irre, oder?“

„Ja, genau so ist es! Kommen wir also zum nächsten Punkt die Trauer um ihre griechischen Kinder. Eigentlich bräuchten wir an diesem Punkt nur noch recherchieren, was im Tokyo Tower momentan ausgestellt wird, aber das wäre ja dann langweilig. Typisch für die Griechen ist, dass sie für alles mögliche Götter und Göttinen haben, richtig? Wenn wir jetzt also nachsehen, wer die griechische Hüterin der Kinder ist, finden wir Artemis. Ein Zeichen für Trauer sind Tränen. Setzen wir das nun zusammen, erfahren wir, was ab Freitag im Tokyo Tower ausgestellt wird...“

„...Die Träne der Artemis! Wie zu erwarten von dir, Shinichi! Ich werde gleich alles veranlassen. Wir sehen uns dann! Auf Wiedersehen!“

Schon hatte der Inspektor eilig aufgelegt und ich lehnte mich, jetzt wieder etwas siegessicherer, zurück.

„Das einzige, was mir noch Kopfzerbrechen bereitet ist die Zeile mit der Musik...“, murmelte ich vor mich hin, ehe ich mich endlich ins Bett begab.

 

 

 

Wie jeden Morgen, lag ich auch an diesem sonnigen Donnerstag selbst nach dem dritten Weckerkingeln noch im Bett. Erst das Läuten der Haustür erinnerte mich daran, dass Ran mich sicherlich wieder abholen würde. Also zog ich mir in Windeseile meine Hose und das Hemd an und versuchte, während ich die Treppe runterhastete, es zuzuknöpfen. Das Bild, dass sich mir jedoch bot, ließ mein Herz für einen Moment aussetzen, und ich verfluchte mich innerlich dafür, dass ich weder Shiho, noch Ran auf diese Situation vorbereitet hatte. 

Denn Ran stand sprachlos in der, von Shiho geöffneten Tür, und ihr Blick glitt verwirrt zwischen mir und meiner ehemaligen Leidensgenossin hin und her. Shiho, lediglich mit einem Morgenmantel bekleidet war vermutlich nicht minder verwirrt, zeigte es aber nicht. Ich wollte nicht wissen, was Ran in diesem Moment dachte, wenn sie mich, noch mit offenem Hemd, und eine, für sie fremde, Frau im Morgenmantel an der Tür meines Hauses vorfand, also ergriff ich seufzend das Wort.

„Guten Morgen! Komm doch rein, Ran!“ Es war ein ziemlich jämmerlicher Versuch diese Situation aufzulockern und ich glaube, dass es in diesem Moment allen anwesenden bewusst war, trotzdem kam Ran meiner Aufforderung nach. 

Ich ging auf sie zu und wollte sie mit einem Kuss begrüßen, doch sie wandte sich nur ab und lehnte sich emotionslos und noch immer schweigend an die Wand. Mir ihrem Schweigen und dieser kompletten Emotionslosigkeit konnte sie Shiho schon fast Konkurrenz machen und ich musste mir bei diesem Gedanken ein kleines Grinsen verkneifen. Nachdem ich noch einen Moment verwirrt mit im Flur stand, drehte ich mich wieder um, um meine Schultasche und den Rest meiner Schuluniform zu holen. Ein kurzer Blick in die Küche zeigte mir, dass Shiho schon ein wenig länger wach war, denn sie hatte Frühstück vorbereitet, also nahm ich mir ein bereits geschmiertes Toast und ging wieder zurück in den Flur. 

Dort hatte sich die Situation nicht wirklich verändert, außer das die Tür inzwischen geschlossen war. Mit einem Seufzen öffnete ich sie wieder und machte Ran damit deutlich, dass ich bereit war zu gehen. Bevor ich die Tür geschlossen hatte, warf Shiho mir jedoch noch einen Blick zu, der soviel hieß wie: Darüber reden wir noch! 

Ohne ein Wort zu sagen, ging Ran voraus und machte gar keine Anstalten, auf mich zu warten, also lief ich ein wenig schneller, um neben ihr zu laufen. 

„Ran!“, versuchte ich es, doch sie reagierte nicht. „Ran, sie ist nur eine gute Freundin und wohnt seit gestern bei mir. Mein Vater hat es ihr versprochen. Sie hat bis vor knapp einer Woche in Europa studiert und als meine Eltern erfahren haben, das sie wieder nach Tokyo zurückkehrt, haben sie ihr angeboten, bei mir zu wohnen, da das Haus sowieso so groß ist.“

„Glaubst du im Ernst, dass ich dir diese Ausrede glaube, Shinichi?“ Vorwurfsvoll sah sie mich an, als sie stehen blieb und ich seufzte.

„Ran was soll das? Sag mir einen Grund, wieso ich dich betrügen sollte?“

„Was weiß ich, weil du mich nicht mehr liebst?!“ 

„Jetzt komm mir nicht schon wieder damit, Ran! Du weißt genau, dass das nicht stimmt, also lass es auch. Sie ist eine gute Freundin von mir, mehr nicht!“

„Nein, ich weiß eben nicht, dass du mich noch liebst. Zumindest merke ich das kaum noch... Und vor allem, warum kenne ich sie dann nicht, wenn sie doch eine ach-so-gute-Freundin von dir ist? Wir kennen uns seit dem Sandkasten Shinichi!“

„Das heißt aber noch lange nicht, dass du alle Leute kennst, die ich auch kenne! Meine Eltern haben sie in Amerika kennen gelernt und mir vor einer Weile vorgestellt. Seitdem hat sie mir schon bei dem ein oder anderen Fall geholfen, aber mehr ist nicht zwischen uns!“

„Aha!“ Beleidigt wandte sie sich von mir ab und lief weiter Richtung Schule. Ich wusste genau, dass sie mir kein Wort glaubte und das ließ mich genervt aufstöhnen.

„Ran, entweder glaubst du mir, dass ich nichts mit ihr habe, oder du lässt es bleiben und machst damit nur noch mehr unsere Beziehung kaputt!“ So langsam reichte es mir wirklich mit ihr. In einer Beziehung war Vertrauen nun einmal wichtig und wenn sie mir das nicht glaubte, dann hatte sie Pech, denn sie zerstörte nur immer mehr, was sowieso schon kaputt war. 

Da ich jetzt ebenfalls beleidigt und ein wenig bockig war, legte ich einen Schritt zu und lief voraus. Ran jedoch blieb bei ihrem Tempo.

 

Irene Adlers Beziehung zu Sherlock Holmes

Irene Adlers Beziehung zu Sherlock Holmes

 

 

 

Ich habe gewusst, was passieren würde, es war immer hin vorauszusehen. Auch ohne dass ich darüber nachdachte, wusste ich, dass es für dich nicht wirklich gut enden würde. Aber was soll ich sagen? Das es mir leid tut? 

Ich tue es nicht. Denn ich sehe keinen Grund mich zu entschuldigen. Ich bereue auch nichts. Nicht einmal, dass ich dich in Schwierigkeiten mit ihr gebrachte habe. Warum sollte ich auch? Schließlich hättest du dich sehr wohl wehren können. Du hättest anders handeln können. Aber du hast es nicht. Und somit habe ich bekommen, was ich wollte. Einen Test.

Ohne das du es wusstest, hast du diesen Test für mich gemacht. Und ohne, dass ich es wirklich realisiert habe, hast du dich schon da für mich entschieden. 

Was hättest du auch sonst tun sollen? Es war die einzig richtige Entscheidung, möchte ich meinen, auch wenn sowohl du, als auch ich, nicht nur einmal gezögert haben, ob das wirklich richtig ist. 

 

 

Shinichi POV:

 

Ich lag neben Sonoko und Ran faul ausgestreckt auf der Wiese in unserem Schulhof. Aufgrund des schönen Wetters hatte unsere Englischlehrerin Miss Jodie heute früher Schluss gemacht, sodass wir uns noch vor den anderen einen tollen Platz auf dem Hof suchen konnten. Die Sonne wärmte mein Gesicht und ich schloss die Augen, um nicht geblendet zu werden. 

„Jetzt grins nicht so blöd, Kaito! Warum verteidigst du diesen Mistkerl immer wieder? Er ist ein Dieb und mein Vater wird ihn schnappen. Dann kannst du in aller Ruhe mit ihm plaudern, wenn er im Knast sitzt!“, hörte ich plötzlich Aokos Fauchen, was mich davon abhielt einzudösen. Ich schlug die Augen auf und sah gerade noch, wie Kaito grinsend die Augen verdrehte und sich dann ebenfalls auf der Wiese niederließ. 

„Wenn das überhaupt möglich ist...“, schaltete auch Hakuba sich ein.

„Ach, jetzt hör doch mal auf, Saguru! Als wäre Kaito ein Dieb?!“, wiedersprach Aoko, anstelle ihres besten Freundes.

„Aber schau doch mal, hast du jemals erlebt erlebt, dass dieser Möchtegern-Zauberer Kaito diesem verdammten Dieb Kid gegenüberstand, obwohl er ihn doch soooo sehr verehrt?“, argumentierte der Londoner Detektiv und brachte Aoko zum Nachdenken.

„Ja schon.... aber das hat doch nichts zu sagen?!“ Ihre Stimme wurde unsicher und man konnte die Zweifel nur mehr als deutlich hören. Dann sah sie mich hoffend an.

„Sag du doch auch mal was, Kudo!“, flehte sie mich an, doch ich zuckte nur mit den Schultern und hielt mich, wie immer, aus der Diskussion raus und beobachtete. 

Hakuba sah triumphierend zwischen Aoko und Kaito hin und her, Aoko sah nachdenklich gen Himmel und Kaito trug wie üblich ein Pokerface, sodass ich mir nicht sicher war, was er dachte, während er seine beste Freundin beobachtete. Ran und Sonoko hingegen hielten sich komplett raus und unterhielten sich mit Akako und Keiko, die inzwischen auch zu uns gestoßen waren. Wobei Akako immer mit halbem Ohr bei der Diskussion mit dabei war. 

„Nein, das glaube ich dir nicht, Hakuba!“, fällte Aoko ihre Entscheidung. „Kaito Kid ist ein amrseliger Schurke, der nur klaut, um auf sich aufmerksam zu machen. Der will nur Selbstbestätigung! Und außer, dass er Kaito ein bisschen ähnlich sieht und jämmerliche Zaubertricks aufführt, hat er mit Kaito nichts gemeinsam!“ Für einen Moment herrschte Schweigen und wenn ich mich nicht irrte, dann huschte durch Kaitos Augen ein selbstzufriedenes Grinsen, aber ich konnte mich in der Hinsicht auch irren. Hakuba hingegen sah so aus, als ob er sich nicht sicher war, was er nun tun sollte; Aoko etwas erwidern und Kaito weiterhin etwas vorwerfen oder Schweigen. Er entschied sich für letzteres und streckte sich nun ebenfalls auf der Wiese aus.

Da nun für einen Moment Ruhe herrschte, schloss ich die Augen und döste ein. 

„Shinichi, du Schlafmütze!“, weckte mich Kaitos belustigte Stimme und ich öffnete schlaftrunken meine Augen, nur um in einen Spiegel zu sehen. Zumindest hatte ich im ersten Moment das Gefühl, es wäre ein lebendiger Spiegel, doch es war nur Kaito, der sich über mich gebeugt hatte und somit auch die Sonne verdeckte. Da er seinen Kopf nun wegzog, kniff ich die Augen zusammen, um nicht von dem starken Licht geblendet zu werden. 

„Mir scheint, als hättest du es mit Ran nur noch schlimmer gemacht, anstatt besser.“, stellte mein Spiegelbild ungeniert fest und ich setzte mich abrupt auf, entspannte mich aber wieder, als ich sah, dass die Mädels nicht mehr hier waren. 

„Ran und die anderen sind gerade schon mal reingegangen.“, erklärte Hakuba, der meinen Blick anscheinend bemerkt hatte. Ich seufzte und sah Kaito, der mir gegenübersaß, resignierend an.

„Naja... ich vermute mal, irgendwie schon...“

„Was ist es diesmal?“, fragte Hakuba.

„Eine alte Freundin ist bei mir eingezogen und hat Ran heute morgen die Tür geöffnet.“, erklärte ich, ließ die Tatsache, dass Shiho nur einen Morgenmantel getragen hatte aber lieber weg.

„Kennt Ran diese Freundin?“, fragte er weiter in seiner typischen Detektiv-Art.

„Nein. Ich hab ihr aber gesagt, dass sie nur eine Freundin ist und mein Vater ihr versprochen hätte, dass sie bei uns wohnen könne.“ Saguru verdrehte die Augen, während Kaito nur den Kopf schüttelte und sich mit der Hand gegen die Stirn schlug.

„Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du in Sachen Liebe ein totaler Idiot bist? Tut mir ja leid, dass ich dir das jetzt so sagen muss, aber wenn du so weitermachst, dann hält deine Beziehung nicht mehr lange.“

„Kaito!“, unterbach Hakuba ihn, doch der schüttelte nur den Kopf.

„Was denn? Ich hab doch recht und du denkst genau das gleiche oder irre ich mich da, Blondschopf?“, fuhr er ihn an und der Detektiv seufzte.

„Mag ja sein, aber das kann man auch freundlicher sagen, du Kartoffelkopf!“, entgegnete Saguru, nicht weniger aufgebracht.

„Soll ich das ganze etwa schön reden? Das bringts doch auch nicht und letztlich kommt es aufs gleiche hinaus. Shinichi ist kein Weichei und wird die Wahrheit schon verkraften!“ 

„Jungs!“, unterbrach ich den kleinen Streit. „Kriegt euch wieder ein! Ich weiß, dass es nicht gerade gut steht und da Kid seinen Diebstahl für Samstag angekündigt hat, wird es auch am Wochenende nicht unbedingt besser werden. Denn Ran wird nicht gerade erfreut sein, wenn ich sie wieder wegen einem Fall sitzen lasse.“

„Aber Kid kommt doch erst um Mitternacht, wenn ich das richtig mitbekommen habe, oder?“, entgegnete Kaito. 

„Ja schon, aber Ran wollte, wenn ich mich nicht irre, noch mit zu mir kommen...“, erklärte ich betrübt. Doch Hakuba ignorierte das und pfiff lediglich anerkennend. 

„Habt ihr etwa noch was anderes geplant?!“, fragte er und zwinkerte mir zu und auch Kaito grinste mich vielsagend an.

„Ne naja geplant ist nicht wirklich was und ich bezweifle das Ran wartet, bis ich Kid geschnappt habe.“, versuchte ich vom Thema abzulenken, doch die Beiden grinsten nur wissend, beließen es jedoch dabei. 

„Wollen wir doch mal sehen, ob sie dich überhaupt gehen lässt oder man dich erst entführen, damit du dich auf die Jagd nach Kid machen kannst. Obwohl... eigentlich denke ich, dass ich das auch ohne dich schaffe, meinst du nicht? Dann kannst du immerhin einen entspannten Abend mit Ran verbringen...“, gab der eingebildete Detektiv von sich und grinste ein wenig überheblich, worauf ich nur anfing zu lachen.

„Du? Alleine gegen Kid? Das ich nicht lache. Ganz ehrlich? Du hast es doch noch nicht mal geschafft ihn an seinen Diebstählen zu hindern, im Gegensatz zu mir.“

„Du standest ihm doch noch nicht mal gegenüber, also tön hier nicht so groß rum!“

„Und ob ich...“ Plötzlich stoppte ich. Seit ich wieder Shinichi war stand ich ihm nicht einmal gegenüber und da auch keiner der Beiden wusste, dass ich noch vor einiger Zeit ein 7-jähriger Knirps war, entschied ich mich nun doch lieber den Mund zu halten.

„Aber jetzt mal im Ernst, Shinichi!“, lenkte Kaito plötzlich ungewohnt ernst vom Thema ab. „Ganz ehrlich? Im Moment quält ihr euch beiden doch nur unnötig, du und Ran. Erinnerst du dich noch an die Zeit, als ihr die besten Freunde wart? Wenn du das dann mit eurem momentanen Verhältnis vergleichst, was ist dir dann lieber?“

„Kaito, es ist so gut wie unmöglich, dass Ran und ich uns nach einer Trennung wieder so gut verstehen wie vorher.“, protestierte ich und Kaito verdrehte genervt die Augen.

„Hab ich gesagt, dass es leicht wird? Nein! Also. Verdammt, wenn ihr euch ein wenig Zeit gebt, dann wird auch eure Freundschaft wieder, du kannst mir nicht ernsthaft erzählen, dass bei euch weder die Beziehung noch die Freundschaft zu retten ist!“ Ich seufzte und sah Kaito an. So ganz Unrecht hatte er schließlich nicht.

Für einen Moment herrschte Schweigen und ich überlegte, was ich tun sollte, doch noch ehe ich zu einem Ergebnis kam unterbrach Saguru die Stille: „Ist das Aokos Idee?“

Irritiert sah ich die Beiden an, Kaito grinste und kratzte sich verlegen am Hinterkopf, während Hakuba nur wissend grinste und ich immernoch nicht wusste, worum es ging.

„Sie macht sich ein wenig Sorgen. Um Beide, mehr um Ran, aber trotzdem.“, erklärte Kaito, was mich aber auch nicht wirklich weiterbrachte. 

 

 

Dunkle braune Haare, hellblaue Augen, breite Schultern in einem schwarzen Hemd, darüber ein hellblaues Jacket und eine rote Krawatte. 

Ein weiterer Blick in den Spiegel überzeugte mich davon, dass alles saß und ich mich auf den Weg machen konnte. Doch zuvor machte ich noch einen kleinen Umweg, da ich für Ran noch eine Rose kaufen wollte. Beim Verlassen des Blumenladens fiel mir jedoch etwas ins Auge und ich wurde sutzig.

 

...damit die Musik erklingt.

 

Ich drehte mich um und blickte zum roten Tokioter Eiffelturm. Es könnte klappen... Ich sah auf meine Uhr und beschloss später noch einmal vorbei zu kommen, um es mir genauer anzusehen, doch jetzt hatte ich keine Zeit mehr. Denn wenn ich heute zu spät kommen würdem dann würde mir Ran vermutlich meinen Kopf wegkicken. Somit war die genaure Untersuchung also auf später verschoben, in der Hoffnung, dass ich dafür nachher noch Zeit finden würde. 

 

 

Obwohl ich früh dran war, stand Ran bereits am vereinbarten Treffpunkt. Sie trug ein wunderschönes grünes Kleid, welches sich sanft an ihren Körper schmiegte. Als sie mich sah, kam sie mir mit einem Lächeln entgegen und begrüßte mich mit einem freudigen Kuss. Sie musterte mich mit einem zufriedenen Blick und ich musste schmunzeln. Was hatte sie erwartet? Das ich in Schuluniform kommen würde? 

Ihr Augen strahlten, als ich ihr die rosa Rose überreichte und wir begaben uns ins Restaurant des Tokyo Towers. Wir lachten und scherzten, waren so glücklich wie schon lange nicht mehr und ich fragte mich, ob diese Spannung in unserer Beziehung vielleicht doch nur Einbildung war. Es machte mich glücklich sie so lachen zu sehen und ich konnte nicht verleugnen, dass es mir ebenfalls gut ging. Das Essen schmeckte, die Stimmung war gut und irgendwie passte ausnahmsweise mal alles zusammen. 

Ich bezahlte das Essen und Ran zog mich eilig und voller Spannung in Richtung der Ausstellung. Auf dem Weg dorthin bogen wir jedoch noch einmal ab und begaben uns ein Stockwerk nach oben, um die Aussicht zu genießen. Sie stellte sich ans Geländer und staunte über die wundervolle Aussicht. Die Sonne war bereits fast vollständig untergegangen und tauchte die gesamte Stadt in ein warmes Licht. Ich stellte mich hinter sie, holte mein Geschenk für sie und legte ihr die Kette um den Hals. Erstaunt drehte sie sich zu mir um, besah sich den Anhänger und strahlte mich überglücklich an. Die Hoffnung in ihren Augen sprang mir förmlich entgegen und ich wusste, dass sie unsere Beziehung niemals aufgeben würde. 

Doch wenn ich sie jetzt so ansah... Ich wusste nicht, was besser war, unsere Freundschaft, mit der wir schon so einiges gemeinsam durchgestanden hatten oder unsere Beziehung. 

Mit einem sanften Blick betrachtete ich sie. Die Kette passte unglaublich gut zu ihrem Kleid, als hätte ich vorausgesehen, was sie heute tragen würde. Ein silbernes vierblättriges Kleeblatt und in eines der Blätter war ein grüner Stein eingelassen. 

Ran beugte sich zu mir und küsste mich leidenschaftlich, dann drehte sie sich wieder in Richtung der Fensterfront und lehnte sich an mich. Wir ließen den Moment langsam ausklingen und begaben uns dann schweigend, Hand in Hand, zur Ausstellung. 

Wir sahen uns jede Menge Gemälde an und machten Scherze darüber, das einiges so aussah, als hätte jemand seine Farbe ausgekippt und wäre danach übers Bild gelaufen. Doch dann kamen wir zum Höhepunkt der Ausstellung und in dem Moment, als ich die 'Träne der Artemis' erblickte, kam ich wieder in der harten Realität an.

Mir war wieder vollkommen bewusst, warum ich unsere Beziehung als hoffnungslos angesehen hatte. All unsere Probleme waren plötzlich wieder allgegenwärtig und tanzten vor meinem inneren Auge auf und ab. Während Ran sie bewunderte, sah ich nervös auf die Uhr, stellte aber fest, dass es noch knapp zwei Stunden bis zum geplanten Diebstahl waren. Dennoch sah ich mich suchend nach einem bekannten Polizisten um, entdeckte jedoch niemanden. 

„Hallo? Shinichi? Hörst du mir überhaupt zu?“ Eine Hand wedelte vor meinem Gesicht herum und ich blickte in Rans blaue Augen.

„Entschuldige, ich war gerade in Gedanken, was sagtest du?“ Sie seufzte und sah mich mit einem undefinierbaren Blick an. In ihren Augen war ein wenig Vorwurf zu erkennen und ich wusste, das sie wusste, an was ich gedacht habe. 

„Shinichi, du weißt, dass das heute unser Tag ist, oder? Ein Tag, den wir beide nicht mehr vergessen wollen, an den wir uns immer wieder gerne erinnern und...“ Doch weiter kam sie nicht.

„Kudo!“, rief Inspektor Megure fröhlich und schlug mir kumpelhaft auf die Schulter. „Du bist ja schon hier?! Es ist doch noch Zeit. Wir sehen uns in einer Stunde noch mal hier. Ich muss nochmal die Sicherheitsvorkehrungen überprüfen, damit auch ja nichts schief geht.“ Er lachte und verabschiedete sich wieder, ohne mich auch nur zu Wort kommen zu lassen.

Als ich nun erneut in Rans Augen blickte war nicht nur Vorwurf, sondern auch Ärger und Wut zu erkennen. Enttäuscht schüttelte sie den Kopf.

„Ganz ehrlich? Warum habe ich eigentlich auch nur eine Sekunde daran geglaubt, dass ich dir nur dieses eine Mal wichtiger bin, als einer deiner Fälle?“ Wieder schüttelte sie den Kopf, doch ich wagte es nicht, irgendetwas zu sagen, denn aus Erfahrung wusste ich, dass ich es dadurch nur noch schlimmer machen würde. 

„DAS ist der Grund, warum ich glaube, dass du mich nicht mehr liebst. Eine Warnung von Kaito Kid und schon ist es, als würde es mich gar nicht geben. Eigentlich dachte ich, wir machen uns heute noch einen schönen Abend bei dir, aber du scheinst ja anscheinend schon andere Pläne zu haben.“, machte sie mir immer weiter Vorwürfe, die ich schon beinahe mitsprechen konnte.

„Ran, das wird hier sicher nicht lange dauern, du kannst doch schon vorgehen und...“

„Sag mal spinnst du?“, spie sie mir entgegen. „Das ist doch lächerlich. Entweder gehen wir zusammen oder du kannst das ganze vergessen.“

„Jetzt mach doch nicht so einen Aufstand, Ran!“, versuchte ich sie zu beschwichtigen.

„ICH mache einen Aufstand? Meinst du nicht, dass das irgendwo auch berechtigt ist? Schau dir mal an, was du ständig abziehst und dann sag mir nochmal, ich solle keinen Aufstand machen.“

„Ran...“

„Nichts da! Ich sag dir jetzt mal was, entweder wir verbringen den Abend zusammen oder du kannst das mit unserer Beziehung gleich vergessen!“ Stur sah sie mir in die Augen und ich wusste, dass sie es ernst meinte. Gerade wollte ich ansetzen ihr zu antworten, als Takagi uns unterbrach: „Shinichi? Kannst du mal kurz kommen?“ Mein Blick flog zwischen Ran und Takagi hinterher. Doch meine Freundin nahm mir die Entscheidung schon ab, denn mit einem Ruck zog sie sich die Kette, die ich ihr vor wenigen Stunden noch geschenkt hatte, vom Hals, sah mich noch einmal an, ehe sie davon stolzierte. 

Merkwürdigerweise ließ mich das ganze ziemlich kalt und mit einer Leichtigkeit, die ich nicht erwartet hätte, schob ich die Gedanken an das Geschehene zu Seite, während ich zu Takagi lief. 

„Hast du das Rätsel um den Satz mit der Musik jetzt eigentlich auch noch gelöst? Der Inspektor hat das inzwischen schon total vergessen, aber ich dachte mir, dass das vielleicht doch irgendwas zu bedeuten hat.“, überlegte er vor sich hin und ich lächelte.

„Gut, dass Sie mich daran erinnern, ich wollte da noch was nachprüfen.“ Und mit diesen Worten rannte ich davon. 

 

Ein hilfloser Sherlock Holmes

Ein hilfloser Sherlock Holmes

 

 

 

Gegenüber des Blumenladens war das Musikhaus 'Steinway and Sons'. Es hatte ein flaches Dach, war nicht allzuweit vom Tokyo Tower entfernt, aber doch weit genug, um erstmal aus der Reichweite der Polizei zu fliehen. Die Frage ist nur, warum gab er seinen Fluchtort in seiner Ankündigung an? War es ihm etwa nicht mehr genug, nur seinen Diebstahl anzukündigen? Wollte er das Risiko, welches er so schon einging, noch vergrößern?

All diese Fragen schwirrten mir im Kopf umher, während ich die Feuerleiter an der Außenseite des Gebäudes hinauflief. Entgegen meiner Erwartung fand ich auf dem Dach eine Gestalt vor. Das einzige was ich jedoch von der in schwarz gemummten Silhouette erkennen konnte waren ihre strahlend weißen Schuhe. Ich ging einige Schritt auf die Gestalt zu und als sie sich umdrehte, machte es 'Klick'. 

„Hast du das letzte Rätsel also auch gelöst?“ Wie immer grinste er mich selbstsicher an und als er seine Hand in die Hosentaschen steckte, bemerkte ich, dass der schwarze Mantel nur lässig übergeworfen war, um den weißen Anzug zu überdecken. „Ist dir bewusst, dass du mich gerade in meinen letzten Vorbereitungen gestört hast?“, fragte er mich und ging wieder in die Hocke um, wie er es nannte, die letzten Vorbereitungen für seinen anstehenden Coup zu treffen. 

„Und ist dir bewusst, dass ich dich auf der Stelle festnehmen kann?“, fragte ich zurück und ging auf ihn zu. 

„Wenn ich das richtig sehe, bist du alleine hier und wie ich dich mittlerweile kenne, hast du sicher auch niemandem gesagt, wo du hin bist. Also bist eher du derjenige, der im Nachteil ist, richtig?“ Ich musste sein Gesicht nicht einmal sehen, um zu wissen, dass er wieder einmal arrogant und überlegen grinste. Mal ganz zu schweigen davon, dass ich gar nicht erst die Möglichkeit hatte, ihn anzusehen, da er während seiner Antwort, gar nicht daran dachte, den Kopf zu heben, um mir ins Gesicht zu blicken. Und doch war ich mir sicher, dass er mich nicht aus den Augen ließ. 

Ein Seufzen unterdrückend ging ich an ihm vorbei zum Geländer des Dachs. Er hatte nicht Unrecht, ich war tatsächlich derjenige mit dem Nachteil, aber diese Situation war schließlich auch nicht geplant. Das einzige was ich wollte, war zu überprüfen, ob es möglich war mit seinem Gleitdrachen vom Tokyo Tower aus hier zu landen oder ob sich irgendetwas Interessantes finden ließ. Dass ich ihn hier auch noch treffen würde, war nicht so ganz geplant. Moment mal! Hatter er gesagt: 'wie ich dich mittlerweile kenne'? Seit ich meine ursprüngliche Gestalt wiederhatte, war ich ihm nicht einmal begegnet. 

„Hab ich dich jetzt sprachlos gemacht, Herr Detektiv!“, hauchte mir plötzlich jemand ins Ohr. Ich zuckte zusammen und drehte mich um, nur um direkt in die stahlblauen Augen von Kaito Kid zu sehen. „Ich würde gerne deine Stimme hören, jetzt wo du endlich gewachsen bist, mein Kleiner!“ Er zwinkerte mir zu und plötzlich fiel mir auf, dass Kid, woher auch immer, gewusst hatte, wer Conan war. Wer ich war. 

„Und? Was hast du jetzt vor? Jetzt wo ich dich hier entdeckt habe.“, sprach ich endlich wieder, ignorierte aber seine letzten beiden Äußerungen. 

„Hmm... ich weiß nicht. Ich dachte du hast da vielleicht eine Idee?“, fragte er gespielt unschuldig und sah mich weiterhin an. 

„Ich wäre dafür, dich jetzt festzunehmen, aber ich bezweifle, dass dir das so gefällt.“

„Handschellen also?“, fragte er und ich zog irritiert die Augenbrauen zusammen.

„Ich wusste gar nicht, dass du auf Fesselspiele stehst!“, grinste er plötzlich.

„Wovon sprichst du, Kid?“

„Davon!“ Und schon vernahm ich ein Klicken und musste im nächsten Moment feststellen, dass Kid mir gerade meine linke Hand mit Handschellen ans Geländer gekettet hatte.

„Verdammt! Was soll das, du Mistkerl?“, schrie ich ihn an. Doch er lachte nur.

„Weißt du, es reicht mir, wenn ich mich pro Diebstahl mit einem Detektiv rumschlagen muss. Eigentlich schicke ich Hakuba ja gerne schlafen, aber du hast mir gerade so eine perfekte Gelegenheit geboten.“, erklärte der weiße Dieb grinsend, woraufhin ich ihn nur finster ansah.

„Mach mich sofort hier los!“, schrie ich an.

„Na na na! Wir wollen doch nicht gleich laut werden.“ Er blieb, wie nicht anders zu erwarten, vollkommen ruhig, griff in die Innentasche meines Jackets und fischte mein Handy raus.

„Woher...?“ Dieser Mistkerl! Das war zwar kein unüblicher Platz für ein Handy, doch trotzdem war mir dieser Griff etwas zu zielsicher. Aber Kid zuckte nur grinsend mit den Schultern und antwortete: „Nennen wir es Intuition! Schließlich will ich dich hier nachher immer noch allein vorfinden, denn es scheint das du mein unsichtbares Rätsel nicht gelöst hast!“ Hä? Irritert sah ich ihn an. Sein 'unsichtbares Rätsel'? Wovon, zum Teufel, sprach er da? Er grinste mich geheimnisvoll an, strich mir kurz über den Kopf und drehte sich dann um.

„Zerbrich dir nicht dein hübsches Köpfchen darüber. Früher oder später wirst du es sowieso erfahren!“, lächelte er mich geheimnisvoll an. Und jetzt war ich komplett verwirrt. Für einen Abend war das echt zu viel für mich. Erst die Aktion mit Ran, dann das hier mit Kid. Das hält doch kein Mensch aus! Und jetzt wollte dieser Mistkerl von Dieb mich auch noch hier alleine lassen!

„Hey!“, rief ich ihm hinterher und er drehte sich sogar um. Fragend sah er mich an und für einen Moment war es als würde die Welt stehen bleiben. Das war nicht der Kaito Kid, den ich kannte. Da lag nicht dieses hinterhältige, arrogante Grinsen auf seinem Gesicht. Er sah mich einfach nur fragend an, als hätte ich ihn gerade aus den Gedanken gerissen und er musste sich und seine Maske erst wieder finden. Ich versank in seinen stahlblauen, abgrundtiefen Augen und vergaß dabei vollkommen, was ich eigentlich sagen wollte. Immer tiefer und tiefer ließ er mich in seine Seele blicken und ich entdeckte etwas bekanntes, konnte es aber nicht einordnen. Doch das war der Moment in dem er blinzelte und mich wieder arrogant angrinste.

„Was ist, hat dir mein Anblick die Sprache verschlagen?“ Eine leichte Röte legte sich verräterisch auf meine Wangen.

„Mach mich hier los! Sofort!“, schrie ich ihn an, aber er lachte nur. 

„Also ich finde es eigentlich ganz schön, wie du dort so angekettet und hilflos hängst!“ Kid sah mich an, als wollte er noch etwas sagen, tat es aber nicht, sondern ließ stattdessen seinen Blick über meinen Körper gleiten und mir wurde unwohl dabei. 

„Wir sehen uns nach meinem Coup.“, zwinkerte der weiße Dieb mir zu, ehe er eine Hand zum Gruß hob und sich endgültig abwandte. Ich protestierte nicht weiter, hatte plötzlich das Gefühl keine Kraft mehr zu haben und tatsächlich hilflos zu sein. 

 

Nach knapp zwei Stunden war Kid immer noch nicht wieder da und ich begann zum ersten Mal zu überlegen, was passieren würde, wenn er von der Polizei gefasst werden würde. Im Grunde war das... vielleicht nicht unmöglich, aber bis jetzt war es eben noch nie geschehen. Warum also jetzt auf einmal?

Damit ich hier festhänge., schoss es mir durch den Kopf. Doch eigentlich sah Kid nicht danach aus, als würde er mich hier einfach hängen lassen wollen, dafür spielte er eigentlich viel zu fair. Ok, dass er mich hier überhaupt festgekettet hatte, war schon nicht besonders fair, aber irgendetwas in seinem Blick hatte mir versichert, dass er wiederkommen würde. 

Mittlerweile hatte ich mich auf den Boden gesetzt, meinen Arm auf der unteren Kante des Geländers abgelegt,. Ich seufzte und sah wieder auf meine Armbanduhr, die er mir, Gott sei Dank, nicht abgenommen hatte. Warum musste mich dieser verdammte Dieb auch hier festketten? Argh! Das war zum verrückt werden! 

 

Die Sorgen eines Detektivs

Die Sorgen eines Detektivs

 

 

 

Weiche Lippen folgten meinem Schlüsselbeinknochen bis hin zu meiner Schulter, während schlanke Finger die Knöpfe meines schwarzen Hemdes öffneten. Sanft gruben sich Zähne in meine Schulter und ich unterdrückte ein Aufstöhnen, als eine Zunge entschuldigend über die malträtierte Stelle strich und ein dunkles Mal hinterließ. Dann wanderte sie zurück zu meinem Hals, leckte lasziv über mein Ohr und ich konnte ein Stöhnen nicht mehr unterdrücken. 

Inzwischen machte sich eine Hand auf Wanderschaft auf meinem Oberkörper und wanderte immer tiefer, was mir nicht selten ein Stöhnen entlockte. Als sich eine Hand selbstsicher auf meine nicht zu übersehene Beule legte stöhnte ich noch einmal laut auf und öffnete die Augen. 

 

Meine weiße Zimmerdecke holte mich in die Realität zurück und ich setzte mich erschrocken auf. Dann durchzuckte mich ein Ziehen in der Lendengegend und ich erinnerte mich wieder an meinen Traum. Argh! 

Wie konnte es sein, dass dieser verdammte Kerl sich jetzt auch noch in meine Träume schlich? Und das gleich auf so eine Art? Genervt stöhnte ich auf und ließ mich wieder zurück in die Kissen fallen und meine Gedanken wanderten zurück zum gestrigen Abend.

 

„Ich hätte ja ehrlich gesagt nicht gedacht, dass du schlapp machst!“, weckte mich eine sanfte und zugleich arrogante Stimme aus meinem Dämmerschlaf und ich zuckte vor Schreck zusammen.

„Und schreckhaft bist du auch noch.“, hauchte mir diese Stimme plötzlich ins Ohr und eine Gänsehaut überzog meinen Körper. Das weiche Lachen was daraufhin folgte katapultierte mich jedoch schlagartig wieder zurück in die Realität. 

„Du Mistkerl! Jetzt mach mich endlich los!“, giftete ich mein Gegenüber an, nachdem ich mich wieder erinnerte, in welcher Situation ich war. Gerade wollte ich noch einmal auf die Uhr sehen, um ihm vorzuwerfen, wie lange er mich hier hatte hängen lassen, im wahrsten Sinne des Wortes, als ich feststellen musste, dass er mich inzwischen mit beiden Armen fest gekettet hatte. Jedoch hatte er nicht wie erwartet ein weiteres paar Handschellen genommen, er hatte mir das eine sogar abgenommen, stattdessen hatte er meine Hände mit einer Krawatte, die verdächtig nach meiner eigenen aussah, fest angebunden. Hatte er das alles gemacht, während ich eingeschlafen war? Entweder war er verdammt sanft oder ich hatte ziemlich tief geschlafen. Wobei ich es dann doch eher darauf schieben würde, dass er schließlich ein geübter Dieb war und ihm so etwas nicht allzu schwer fallen sollte. 

„Also ich finde deinen Anblick eigentlich ganz sexy muss ich sagen. Wobei du mir schlafend doch ein wenig besser gefallen hast, da hast du nicht so rumgezickt.“, zwinkerte er mir zu, als wenn nichts wäre. 

„Was soll das überhaupt? Warum hast du meine zweite Hand auch noch angebunden?“, fragte ich ihn, weiterhin verärgert, aber ein wenig kraftlos.

„Weißt du, ich wollte vermeiden, dass du nach mir schlägst. Wer weiß, wie wütend dich das ganze gemacht hat.“ Wieder grinste mich Kid mit seinem lässigen Grinsen an, als würden wir uns ganz normal gegenüber stehen.

„Wenn meine Hände nicht festgebunden wären, würde ich mit ihnen etwas ganz anderes machen!“, rief ich aus, ohne genauer darüber nachzudenken.

„Ach?“ Interessiert sah mich der weiße Dieb an und fuhr mit seinem Finger die Spur meiner Halsschlagader bis zu meinem Ohr nach, ehe er seine Hand an meine Wange legte. „Und was würdest du dann machen, wenn ich fragen darf, Herr Detektiv?“ Hörte ich da etwa einen verführerischen Unterton aus seiner Stimme heraus oder bildete ich mir das nur ein?

„Ich würde dir den Hals umdrehen!“, spie ich ihm entgegen, doch er ignorierte das geflissentlich und legte eine weitere Hand an meine andere Wange. 

„Du brauchst dich nicht schämen, sag mir ruhig, wo deine Hände auf meinem Körper hin wandern würden.“ Während er das sagte glitt eine seiner Hände meinen Oberkörper hinunter strich meine Seiten auf und ab.

„Hör auf damit!“, schrie ich ihm entgegen, obwohl sich eine angenehme Gänsehaut über meinen Körper legte. „Nimm deine dreckigen Pfoten von mir!“

„Meine Hände sind so gut wie frisch gewaschen und die Handschuhe sind auch strahlend weiß, wie du siehst.“, schelmisch grinste er mich an.

 

Ein lautes Knallen ließ mich aus meiner Erinnerung aufschrecken und ich sah mich nach der Quelle des Lärms um. 

„Du lebst also doch noch?!“, stellte Shiho fest, woraufhin ich mir erst mal die Augen rieb und sie fragend ansah. Ohne jedoch darauf zu reagieren drehte sie sich um und sagte: „Frühstück steht immer noch auf dem Tisch, falls du Hunger haben solltest.“ Und schon war sie wieder verschwunden. Ein wenig verdattert saß ich in meinem Bett, ehe ich mich aufraffte, mich anzuziehen und dann runter in die Küche zu gehen.

Dort fand ich Shiho, mit der Zeitung in der Hand und vor sich eine Tasse Kaffee stehend, am Küchentisch. 

„Morgen!“, murmelte ich, als ich mich zu ihr setzte.

„Morgen? Ich würde eher sagen Mittag. Wir haben es fast halb zwei!“, antwortete sie, ohne von ihrer Zeitung aufzusehen. Grummelnd setzte ich mich zu ihr und goss mir Kaffee ein. Gerade wollte ich das schwarze Gebräu genießen, klingelte das Telefon und ich seufzte auf.

„“Ja, hallo?“, meldete ich mich, mürrischer als beabsichtigt.

„Warum so griesgrämig, Kudo?!“, entgegnete mir ein, wie immer gut gelaunter Heiji. 

„Und warum hast du immer so gute Laune?“

„Leben is' schön, Kumpel!“ Für einen Moment herrschte Stille, dann entgegnete ich trocken: „Hahaha! Der Witz war gut, Heiji!“

„Was'n mit dir passiert? Seit wann so depressiv?“

Ein Räuspern seitens Shiho hielt mich davon ab, sofort zu antworten und ich sah sie fragend an.

„Du solltest dir den Artikel hier mal durchlesen!“ Mit diesen Worten legte sie mir die Zeitung vor die Nase und stand auf. Nachdem ich ihr dankend zugenickt hatte, wandte ich mich wieder dem Telefon zu. 

„Wer war'n das? Nach Ran klang das nämlich nich'? Hab ich was verpasst?“, erkundigte sich mein bester Kumpel etwas verwirrt.

„Ai ist vor knapp einer Woche hier eingezogen.“, erklärte ich gleichgültig.

„Und schon hat'se auf dich abgefärbt...“, murmelte er, doch bevor ich etwas erwidern konnte, sprach er auch schon weiter: „Und wie sieht Ran dis?“ Genervt stöhnte ich auf.

„Frag bloß nicht!“

„Ich hab aber gefragt!“

Nachdem ich Heiji alle Neuigkeiten, bezüglich Ran und mir, inklusive des gestrigen Abends, berichtet hatte, atmete er erst einmal tief durch.

„Puh...! Ich glaub jetzt kann ich deine Laune nachvollzieh'n...“

„Wie nett von dir!“, antwortete ich sarkastisch.

„Wie wär's mit ein bisel Ablenkung und du kommst ma wieder nach Osaka. Warst ja schließlich lange nicht mehr da und wir haben hier in zwei Wochen doch ein kleines Fest. Was hälste davon?“, schlug Heiji vor.

„Klar, ich komme doch immer gerne vorbei. Was ist das denn für ein Fest?“, wollte ich wissen, um nicht wieder auf das Thema 'Ran' zu sprechen zu kommen. 

„Keine Ahnung, müsste aber in 'ner Zeitung steh'n. Aber um nochmal auf euer gestriges Date zu sprechen zu kommen, Kudo...“

„Aah, ich hab eine Zeitung hier, ich kann gleich mal nachgucken...“

„Du brauchst gar nicht abzulenken, Kudo! Ich mein'  nur... findste nich', dass das vielleicht doch ein bisel krass war gestern und de vielleicht noch ma' mit ihr reden solltest?“, fragte er vorsichtig.

„Ich weiß nicht so recht, weil eigentlich sie doch diejenige war, die letztlich die Entscheidung gefällt hat. Und sehen wir es doch mal so, sie wussten von Anfang an, worauf sie sich einlässt, oder?“, entgegnete ich, da ich die Schuld definitiv nicht bei mir suchen wollte.

„Ja, aber du weißt auch wie wichtig ihr der Tach war, oder? Und du bist ihr auch nich' hinterher oder hast sie aufgehalten, als se gegangen is', oder?“

„Naja, nicht so wirklich, aber Takagi kam ja dann auch und...“

„Takagi hätte sicherlich gewartet, Ran ganz sicher nicht!“, unterbrach er mich. 

So diskutierten wir noch eine ganze Weile, wobei Heiji letztlich zu dem Schluss kam, dass Ran und ich als Freunde mehr taugten, als als Liebespaar. 

 

„Ihr Beiden seid echt wie zwei Klatschtanten! Seit wie vielen Stunden telefoniert ihr jetzt?“, kam Shiho irgendwann wieder in die Küche und ich stellte fest, dass es draußen inzwischen dunkel war. 

„Kazuha meckert auch grad' rum. Ich würd sagen, wir sehen uns, Kudo!“

„Geht klar, Heiji!“ Und schon hatten wir aufgelegt.

„Sorry, hab gar nicht gemerkt, dass so viel Zeit vergangen ist, Ai.“ Doch sie warf mir nur einen bösen Blick zu, dafür, dass ich sie Ai genannt hatte und machte sich daran etwas Essbares zu zaubern. 

 

„Hast du den Artikel jetzt eigentlich schon gelesen?“, fragte mich meine ehemalige Leidensgenossin als wir uns gemeinsam an den Tisch setzten. „Oder bist du während eurem ausgiebigem Gespräch noch gar nicht dazu gekommen?!“

„Oh! Stimmt ja, aber jetzt weiß ich, was ich Heiji noch erzählen wollte, verdammt!“ Irritiert sah sie mich an.

„Moment mal! Ihr hab fast 5 Stunden telefoniert und du hast ihm immer noch nicht alles erzählt?“

„Also... naja, wir haben uns ewig nicht gesehen und... er hat von einem relativ kniffligen Fall erzählt und dann ist bei mir und Ran auch so einiges vorgefallen und das mit dir musste ich ihm schließlich auch noch erklären...“, druckste ich rum, woraufhin sie nur ungläubig den Kopf schüttelte.

„Ich habe mich geirrt; Ihr seid nicht WIE Klatschtanten, ihr SEID Klatschtanten!“ Ich verdrehte nur die Augen, wusste ich doch, dass sie irgendwo Recht, auch wenn ich das niemals zugegeben hätte. Also begann ich lieber mich dem Artikel zu widmen, der sich augenscheinlich um den gestrigen Diebstahl von Kaito Kid drehte:

 

Wieder einmal hat er es geschafft! Der inzwischen legendäre Phantomdieb Kaito Kid! Gestern Nacht stahl er, wie angekündigt, die 'Träne der Artemis' aus dem Tokyo Tower. Um Punkt Mitternacht fiel im Bezirk Sumida* das Licht aus, nur wenige Sekunden später war das japanische Wahrzeichen hell erleuchtet.  Sämtliche Lampen und Lichter die am Tokyo Tower angebracht sind, gingen an. Das Kreischen und Anfeuern von Kaito Kids, größtenteils weiblicher Fangemeinde, übertönte fast die Befehle der Polizei. Währenddessen hatte sich der Meisterdieb Zutritt in die Galerie verschafft und den Edelstein auf 'magische Weise an sich genommen', wie später  der Polizist Yuichi Sensui berichtete. Der Phantomdieb hatte zunächst jedoch kaum eine Chance zu fliehen, da er von Journalisten umringt war. Laut eigener Aussage wolle er den Stein bis spätestens Mittwoch wieder zurück bringen, schwieg jedoch mit einem Grinsen dazu, wie er das anstellen wolle. Kurz darauf verabschiedete er sich mit den Worten: 'Ich sollte mich beeilen, die eingeschnappten Handschellen wieder zu öffnen und etwas angenehmer zu machen!'. 

Dies soll vermutlich ein weiteres Rätsel darstellen, wurde jedoch bis jetzt nicht gelöst. Die Polizei vermutet, dass es ein Hinweis darauf ist, wie er den Edelstein wieder zurückbringen will, konnten jedoch noch keine genauen Angaben machen. 

Eine seiner typischen Rauchbomben irritierte die Polizisten und er konnte ungehindert aus der Galerie fliehen. Kurz vor der höchsten Ebene des Towers wurde der weiße Dieb jedoch noch einmal aufgehalten, von dem Schülerdetektiv Saguru Hakuba. Dieser löste schon zahlreiche Fälle, sowohl in Japan, als auch im Ausland. Dennoch schaffte es Kaito Kid wieder einmal unerkannt zu fliehen. 

 

Mir war die Kinnlade runter geklappt und in meinem Innern hatte eine unglaubliche Wut angestaut. Hätte Kaito Kid in diesem Moment vor mir gestanden, ich hätte ihm vermutlich eine geknallt und dabei war ich wahrlich kein Freund von Gewalt. Denn sein letzter Satz galt definitiv mir. Nicht umsonst hatte er mir gestern Abend noch gesagt: Du bist wie die Handschellen, die du trägst; immer gleich eingeschnappt! 

Argh! In diesem Moment wollte ich ihn nur noch hinter Gittern sehen! Da war diese wahnsinnige Hitze die sich in meinem Bauch zusammenballte und durch meinen ganzen Körper zu fließen schien. Selbst als ich einmal tief durchatmete, konnten die Flammen in meinem Magen nicht gestillt werden. Dabei konnte ich nicht einmal genau definieren, was mich an diesem Satz so rasend machte. Ich wollte einfach nur, dass er mir jetzt gegenüberstand und ich ihm die Meinung geigen konnte.

„Ein Glück hab ich die Zeitung schon ausgelesen.“ Das Gemurmel von Haibara holte mich aus meinen Gedanken und ich bemerkte, dass ich in meiner Wut die Fäuste geballt und damit die Zeitung zerknüllt und eingerissen hatte. 

„Entschuldige!“, mit diesen Worten stand ich auf und ging die Treppen hinauf zu meinem Zimmer. Die Zeitung noch immer in der Hand und vor Wut die Zähne zusammenbeißend öffnete ich die Tür. Der Wind wehte die dunkelblauen Vorhänge ins Zimmer, sodass ich es zuerst nicht sah. Doch dann blieb ich vor Schreck stehen. 

 

 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Soo, der Prolog sagt noch nicht sehr viel aus…
Aber die nächsten Kapitel warten bereits darauf hochgeladen zu werden. :)
Bin gespannt auf eure Meinungen und bin offen, für Kritik, Lob, Anregungen oder was auch immer ihr mir noch sagen wollt. ;)

Liebe Grüße 1202AkaiKuroba Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  yukiko-uzumaki
2017-03-19T14:01:31+00:00 19.03.2017 15:01
Bitte schreib weiter.
Die Geschichte ist einfach toll!
Von: abgemeldet
2017-02-18T23:48:53+00:00 19.02.2017 00:48
Oh nein! Das ist so spannend! Bitte unbedingt weiterschreiben :)


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