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Ich konnte einfach nicht aufhören...

[Jean <3 Marco]
von

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Nicht aufhören dich zu lieben.

Und ehe ich mich versah, hatte ich meine Lippen auf deine gepresst. Deine Augen weiteten sich erschrocken, ebenso wie meine und ich löste den Kuss schnell wieder. Mein Herz raste und ich traute mich nicht dich anzusehen.

„Jean, was...“, fingst du leise an, beendetest den Satz jedoch nicht. Ich sah im Augenwinkel, wie du ebenfalls den Blick abgewendet hattest.

„I-ich...tut...tut mir leid, ich...“, stammelte ich, kam mir wie der letzte Vollidiot vor. Eine unangenehme Stille kehrte nun ein und ich war wahrscheinlich zum ersten Mal froh, Eren zu sehen. „Hey, trödelt nicht rum, das Training beginnt gleich“, rief er uns zu und lief schnell weiter. Du hobst deinen Kopf und schautest Eren hinterher. „Ja, wir kommen“, entgegnetest du, auch wenn Eren es wahrscheinlich nicht mehr hörte. Da du dich für diesen Moment weggedreht hattest, traute ich mich, wieder dich anzuschauen. Ich starrte auf deine schwarzen Haare. Was hatte ich mir nur dabei gedacht? Wie konnte ich dich nur...nur küssen?

Du drehtest deinen Kopf wieder zu mir und sahst mich an, ehe du meinem Blick abermals auswichst. Verlegen sahst du zu Boden und ich meinte auch einen leichten Rotschimmer inmitten deiner Sommersprossen gesehen zu haben und ich merkte, wie ich bei dieser Beobachtung selbst leicht rot wurde und schaute ebenfalls wieder weg.

„Wir sollten gehen“, sagtest du dann. Ohne zu warten drehtest du dich um in die Richtung, in welche Eren gegangen war.

„Klar...“, erwiderte ich nur leise in dem Wissen, dass ich wohl soeben meinen besten Freund verloren hatte.
 

Das Training war wie immer hart, und alle waren froh, als es endlich Abendbrot gab. Ich setzte mich an meinen gewohnten Platz, du setztest dich neben mich, wie immer. Wir schwiegen. So, wie wir uns auch schon den ganzen Tag angeschwiegen hatten. Es bedrückte mich und ich schrie dich innerlich an, obwohl ich wusste, dass es nicht deine Schuld war.

An diesem Abend waren mir sogar Erens übereifrige Reden egal. Ich blendete das einfach aus und konzentrierte mich einzig und allein auf mein Essen. Ich wollte nur schnell fertig werden und hier raus.

Als mein Teller leer war, stand ich ohne ein Wort auf, brachte ihn weg und verließ die Kantine. Ich spürte die fragenden Blicke der anderen auf mir. Sicher hatten sie dich gefragt, ob wir uns gestritten hatten, und du hattest sie angesehen und gelächelt und es verneint, weil du eben so warst. Du redetest nicht schlecht über andere und du wolltest mich nicht bloßstellen. Gott, du warst der liebenswerteste Mensch, den es gab.
 

Kurz bevor ich zu unserem Zimmer kam, vernahm ich hinter mir langsame Schritte.

Mir sicher seiend, dass es nur einer von den anderen war und völlig in Gedanken vertieft, schaute ich mich um und blieb abrupt stehen, als ich dich sah. Auch du bliebst nun stehen und schienst überrascht, dass ich dich bemerkt hatte. Eine kurze Weile sahen wir uns schweigend an, bis du dich wieder in Bewegung setztest. „Ich hab mich gewundert, dass du nicht gewartet hast. Die anderen haben sich auch schon Sorgen gemacht“, meintest du und lächeltest leicht, liefst an mir vorbei und öffnetest die Tür zu unserem Zimmer.

Sorgen? Sicher hattest du „Sorgen“ wieder mit „Neugier“ verwechselt.

Leise seufzend folgte ich dir und schloss die Tür hinter mir.

„Tut mir leid.“ Mehr konnte ich im Moment nicht sagen.

Was ging hier überhaupt vor sich? Taten wir jetzt so, als wäre nichts passiert?
 

Du setztest dich an den Tisch und holtest dein Berichtsheft hervor, fingst an, den Bericht des heutigen Tages zu schreiben. Dabei saßt du mit dem Rücken in meine Richtung und ich konnte nichts anderes tun, als weiterhin an der Tür zu stehen und dich anzustarren. Ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte. Was ich tun sollte. Hilflos schaute ich dich an. Sollte ich es dabei belassen? Oder sollte ich dich darauf ansprechen?

Langsam fuhr ich mir mit einer Hand durch die Haare. Schon allein der Gedanke daran, dich darauf anzusprechen, ließ mein Herz rasen und mich leicht vor Nervosität zittern.
 

Würde das jetzt immer so sein? Dieses Schweigen? Und die Wortwechsel, aufgrund der „Sorge“ von den anderen? Das wollte ich nicht. Ich wollte dich nicht verlieren.

In meiner bildlichen Vorstellung erschienst du mir auf dem Stuhl nun unendlich weit weg, als könne ich dich nicht mehr erreichen. Die Distanz zwischen dir und mir war nur ein leerer schwarzer Raum. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, ist es unglaublich übertrieben, aber ich war wirklich verzweifelt. Denn ich wusste nun eins ganz sicher: Ich empfand mehr für dich, als ich sollte.
 

Gelächter von draußen riss mich aus meinen Gedanken und ich war wieder im Hier und Jetzt.

Und du saßt wieder die wenigen Meter von mir entfernt. In diesem Moment überkam mich abermals so eine Kurzschlussreaktion, wie auch schon zuvor bei dem Kuss. Schnellen Schrittes lief ich auf dich zu, beugte mich runter und umarmte dich von hinten.

„Es tut mir leid“, bekam ich diesmal nur etwas brüchig raus und vergrub mein Gesicht an deiner Schulter. Du schwiegst weiterhin und automatisch drückte ich dich fester an mich. Ich wollte dich nicht verlieren. Du rührtest dich kein Stück, doch ich konnte deinen Herzschlag spüren. Wie er gegen deinen Brustkorb donnerte. Wie er unglaublich schnell gegen deinen Brustkorb donnerte. Schneller noch als mein Herz in dem Moment raste.

Langsam ließ ich dich los und sah im Augenwinkel, dass du noch gar nichts in dein Berichtsheft geschrieben hattest. Ich erhob mich wieder und ging langsam um dich herum. Du schautest verkrampft und mit rotem Gesicht auf dein Heft. Leicht biss ich mir auf die Unterlippe und wendete kurz verlegen meinen Blick ab, nur um dem Drang zu widerstehen, dich noch einmal zu küssen. Als ich vorsichtig wieder zu dir rüberlinste, blicktest auch du mich an und ich fühlte mich ertappt.
 

„Hi“, gab ich von mir und schlug mir im selben Moment gedanklich mit der Hand gegen die Stirn. Hi? Ernsthaft?

Du schienst ebenso verwirrt, dann legte sich jedoch ein zartes Lächeln auf deine Lippen und ich fühlte mich in diesem kurzen Moment so sicher und geborgen, dass ich mich traute, mich zu bewegen und mich auf den Stuhl zu setzen, welcher hinter mir stand.
 

„Was tut dir leid?“, fragtest du mich dann und ich schaute dich etwas verdutzt an. War das denn nicht offensichtlich? Mein Blick wanderte verlegen über den Tisch und ich presste meine Lippen zusammen, bevor ich antwortete. „Heute Mittag...du weißt schon...“, nuschelte ich und sah dich nicht an.

„Warum?“, fragtest du sogleich und ich war nun noch verwirrter, schaute dich jetzt auch wieder ebenso an. „Warum...warum?“, fragte ich sehr intelligent.

Fragtest du, warum ich dich geküsst hatte oder warum ich mich entschuldigte?

„Warum entschuldigst du dich?“ Da bekam ich meine Antwort und gleichzeitig eine neue Frage, auf die ich bis zu diesem Moment noch keine Antwort hatte. Zumindest dachte ich das. Aber ich kam auch noch nicht dazu darauf zu reagieren, da du schon weiter redetest: „Entschuldigst du dich, weil es in deinen Augen ein Fehler war, den du nicht hättest begehen sollen, weil du es nicht aus den richtigen Gründen getan hast...oder entschuldigst du dich, weil du Angst hast, dass ich diese...richtigen Gründe nicht erwidere?“

Langsam wendetest du deinen nun leicht traurigen Blick ab, als hättest du Angst vor der Antwort gehabt.

Tatsächlich musste ich erstmal über die Frage nachdenken und in meinem Kopf vereinfachen. Es tat mir um die Zeit leid, die du da gesessen und auf eine Antwort gewartet hattest. Und ich hatte Angst, die falsche Antwort zu wählen, aber ich wusste, dass ich dir gegenüber jetzt ehrlich sein musste. Und als ich über deine Frage nachdachte, wurde mir schlagartig bewusst, dass ich die Antwort schon wusste, als ich vorhin an der Tür stand.
 

„Das Zweite...“, antwortete ich dann knapp und leise und tatsächlich breitete sich jetzt Angst in mir aus. Angst davor, wie du reagieren würdest. Angst davor, dich jetzt endgültig verloren zu haben. Ich hatte mir die schlimmsten Szenarien im Kopf ausgemalt und traute mich nicht ein bisschen dich anzusehen.

Doch keine von meinen Schreckensgedanken bewahrheitete sich, stattdessen spürte ich deine warme Hand auf meiner, was mein Herz kurz aussetzen ließ. Sachte hob ich meinen Kopf und blickte direkt in dein sanft lächelndes Gesicht. Meine Augen weiteten sich leicht, weil ich natürlich wusste, was das bedeutete. Reflexartig griff ich nach deiner Hand, zog dich näher zu mir und beugte mich auch selbst weiter nach vorne. Kurz bevor sich unsere Lippen berührt hätten, stoppte ich.

„Darf ich...“ Ich konnte die Frage nicht beenden, da du die letzten Zentimeter zu mir überbrückt hattest und mich küsstest. Ich sah noch, wie du deine Augen zusammengekniffen hattest, was mich innerlich schmunzeln ließ. Dann schloss auch ich meine Augen. Dein Griff um meine Hand wurde fester und ich traute mich, meine andere Hand in deinen Nacken zu legen und leicht mit meinen Fingern durch deine kurzen Haare zu streichen. In diesem Moment war jegliche Angst erloschen, ebenso wie die Unsicherheit. Ich wusste nun, dass du das gleiche empfindest wie ich.

Als du den Kuss löstest, öffnete ich meine Augen wieder und sah in deine. Sie strahlten mich an und um deiner Nase lag nach wie vor ein sachter Rotschimmer. Ich merkte, wie ich grinste und ich konnte einfach nicht aufhören...
 

Nicht aufhören dich zu lieben.
 

Langsam öffne ich meine Augen wieder und fahre noch einmal mit meiner Hand durch das Gras rechts von mir. Mein Blick richtet sich auf die Mauer Rose und dann auf die Stadt vor mir. Oft saßen wir beide hier oben auf dem Hügel und beobachteten das Treiben in der Stadt. Nebenbei erzähltest du mir immer irgendwelche Phrasen aus deinem Leben.

Ich höre deine Stimme im Wind, deswegen stört es mich nicht, wenn er meine Haare durcheinander wirbelt. Damals hab' ich mich darüber aufgeregt, du fandest das immer unglaublich witzig.
 

Mein Blickfeld verschwimmt.
 

Immer wenn ich hier sitze, sehe ich deine Silhouette neben mir. Wie du mit dem Finger raus auf die Stadt zeigst. Wie du mir von deiner Kindheit erzählst. Wie du lachst.
 

Eine Träne findet ihren Weg über meine Wange.
 

Oft haben wir uns hier oben geküsst und auch nach so vielen Monaten wurdest du noch immer rot und verlegen und ich konnte nicht anders, als dich damit aufzuziehen, nur um dich dann wieder zu küssen.
 

Ich vergrabe mein Gesicht in meinen Händen und spüre nach wie vor deine Anwesenheit. Wie du schützend und tröstend deine Arme von hinten um mich legst.



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Kommentare zu diesem Kapitel (11)

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Von:  Jared
2020-08-30T19:01:59+00:00 30.08.2020 21:01
Ohh das ist auch gut geschrieben. Die beiden sind auch so mega süß zusammen.
Und am Ende wurde es auch wieder so traurig.
Marco ist viel zu früh gestorben. :(
Von: Lichtregen
2014-03-23T09:47:18+00:00 23.03.2014 10:47
Mir hat dein One-Shot auch sehr gut gefallen. Ich kenne SnK noch nicht so lange und fange gerade erst an, FFs dazu zu lesen.
Deine Geschichte hat mich vor allem deshalb gefesselt, weil sie durch die ich-du-Perspektive eine sehr erfrischende Abwechslung geboten hat. Präteritum hat sich zwar an manchen Stellen in der 2. Person etwas holprig angehört, aber dafür war der Wechsel zur Gegenwart sehr anschaulich.
Der Inhalt an sich war berührend und emotional, jedoch ohne kitschig zu werden. :) Nach deiner Geschichte bin ich jedenfalls Jean x Marco Fan. :)
Lieben Gruß
Lichtregen
Von:  Taigana
2013-12-02T20:03:02+00:00 02.12.2013 21:03
Sehr rührende Fanfic, dabei kann man einfach nur weinen
Super geschrieben und auch das Ende einfach aw~ ._.
Von: abgemeldet
2013-11-29T20:00:34+00:00 29.11.2013 21:00
Ich habe noch nie bei einer FF auf Animexx (oder irgendwo anders) geweint, aber dieses Mal war ich nah dran.
Kurz, knackig und zu hundert Prozent auf den Punkt gebracht. Oder eher mitten ins Herz.
Es ist ja auch umso tragischer, wenn man bedenkt, dass ausgerechnet Jean ihn gefunden hat. Er hat Marco geliebt und er ist allein aus recht unbekannten Gründen gestorben.
Wie das schmerzen muss, kann man sich wahrscheinlich gar nicht vorstellen.

Erm, ich schweife ab - tut mir leid.

Hat mir sehr gut gefallen. Freue mich auf mehr.
Von:  Black_Polaris
2013-11-27T22:17:19+00:00 27.11.2013 23:17
ich weiß gar nicht mehr wie viel ich geflennt habe, aber 10 liter bestimmt, weiter so!!!
Von:  Akari
2013-11-26T20:01:59+00:00 26.11.2013 21:01
*hat sich die Meinung extra für ein Kommentar aufgespart*

Dein Schreibstil ist wirklich toll! Ich lese deine Geschichten soo gerne, die Handlungen und Emotionen sind sehr natürlich und für den Leser absolut nachvollziehbar. Außerdem schreibst du echt tolle Geschichte, also von der Handlung selbst.... so traurig und rührend Q.Q
Das Ende hat mich richtig gut gefallen, es war sehr berührend und traurig Q.Q
Die Charaktere (auch wenn ich die originalen nicht kenne) sind mir auch sehr sympathisch geworden.
Weiter so! Deine Geschichte ist auf jeden Fall toll und ich hoffe, du schreibst noch weitere ^u^

(vlt nicht unbedingt zu SnK, aber jedem das seine!)
xDD
Von:  -dancer-
2013-11-26T18:58:01+00:00 26.11.2013 19:58
Ein Meisterwerk! Es ist wirklich wundervoll! Man weiß genau was du meinst! Es ist so wunderschön geschrieben! Wirklich! Ein riesen lob! :D <3
Von: abgemeldet
2013-11-26T18:12:45+00:00 26.11.2013 19:12
Deine Geschichte ist, wie sage ich es jetzt am besten,... SUPER!!! Echt Wow, Gutgeschreiben :)
Antwort von: abgemeldet
26.11.2013 19:13
Äh....geschrieben XD

Von:  Mo-mo
2013-11-26T17:46:49+00:00 26.11.2013 18:46
Ich fand deine FF wirklich schön :3
Das Ende hat mich richtig berührt und ich hatte etwas Gänsehaut Q_Q
Aber wirklich, du hast das so toll rübergebracht.
Die Scenen wo Marco noch am Leben war und beide immer so verlegen waren.
Man kann es sich richtig in echt vorsellen :3

Eine richtig schöne FF <3
LG,
Otaku ~ ;3
Von:  Tat
2013-11-26T14:40:52+00:00 26.11.2013 15:40
Weshalb denkst du immer wieder, das es mir nicht gefallen würde – Hm? Das One Shot an sich, war wirklich schön! Es ist für mich etwas seltsam, da ich diese Form Ich – Du noch nie gelesen habe, in einer Fanfiction. Aber in diesen Falle war es sehr passend gewählt! Ich finde es relativ Schade, das Marco in der Serie dran glauben musste. Hätte es nicht erwartet, genau dies war ja im Grunde genommen schockierend. Jean hat jemanden verloren, den er mochte, den er vertraute und den er liebte. Auch wenn es in diesen Sinne, als Bruder statt als ein Liebhaber. Er verliert an Halt und gewinnt dennoch an Stärke. Die Änderung von Jean ist sehr bewegend und ergreifend. Es ist schön, zu wissend das auch bei dir in den letzten Sätzen noch Marco noch präsent ist und nicht ganz verschwunden ;D

Wie gesagt es ist ein tolles Gesamtbild!

LG,
Tat


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