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Drei Ansichten

einer Klassenfahrt
von

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3b + 3c

Ein Riese war aus dem Speisesaal gestürmt und saß jetzt ebenfalls auf dem Boden. Die Tür hatte ihn offenbar am Kopf erwischt, als sie mit einem gewaltigen Knall zufiel. Ich fragte, ob etwas passiert sei, doch schien er mich nicht verstanden zu haben. Ich ging davon aus, dass er mit den Kopfschmerzen und Tränen kämpfen musste, die ich eindeutig in seinen Augen erkennen konnte. Der Mond strahlte hell, sodass ich seine Augen gut sehen konnte und das Glitzern der Tränen darin erkannte. Er entschuldigte sich sehr häufig und so leise, dass ich ihn kaum verstehen konnte. Ich wollte ihn in den Speisesaal bringen, weil uns dort wohl niemand hören würde. Weil er gerade aus dem Gebäude kam, fragte ich ihn, ob der Speisesaal verschlossen war. Er riet davon ab, dort hineinzugehen, da dort die Schlafräume der Lehrer waren. Darauf hätte ich selbst kommen können; War ich aber leider nicht.

Da er wirklich furchtbar unglücklich aussah, bot ich ihm an, einen Lehrer zu wecken. Er lehnte ab und vertraute mir an, er hätte keine körperlichen Schmerzen, was natürlich bedeutete, dass jemand ihm das Herz gebrochen hatte. Weil ich mich so ziemlich in derselben Situation befand und von meinen Eltern gut erzogen worden war, wollte ich ihn unbedingt unterstützen oder ihm helfen, sofern ich das konnte. Wir setzten uns ins Gras und lehnten uns an die Mauer des Speisesaals. Er erzählte mir von einem Reiner, den er wohl schon sehr lange kannte und mochte. Um die möglichst beste Antwort zu geben, saugte ich alle Informationen auf und hörte ganz genau zu. Nicht nur die Beziehung zu Reiner schien ein Problem zu sein, sondern auch seine eigene Person war ihm zuwider. Das machte mich furchtbar traurig und als er seine Erzählung beendet hatte, suchte ich eine Geste, mit der ich ihn am besten trösten konnte. Lächeln war immer gut und bei seiner Größe hielt ich es für unwahrscheinlich, dass sein Kopf besonders häufig berührt wurde. So entschloss ich mich, ihn zu patten und mein nettestes Lächeln aufzusetzen.

Er sah ganz überrascht aus und sein Mund öffnete sich langsam erstaunt, als ich ihm meine Meinung und meine Ratschläge mitteilte. Als ihm dann die Tränen in die Augen schossen, war mir klar, dass ich Recht hatte und er ein sensibler Junge war und deshalb schrecklich litt.

Peinlicherweise merkte ich erst, als er sich ganz häufig bedankte, dass ich mich noch gar nicht vorgestellt hatte und holte dies nach. In dem Moment, in dem er den Mund öffnete, um mir seinen Namen zu verraten, hörten wir beide schwere Schritte. Ich legte den Zeigefinger auf meine Lippen und bedeutete ihm, er solle so leise wie möglich sein. Die Schritte kamen immer näher und dann tauchte ein kantiges Gesicht auf, das auf eine seltsame Weise sympathisch erschien. Er hatte wohl den großen Jungen gesucht, stellte sich mir vor und setzte sich dann zu uns. Die Unterhaltung, die die beiden führten, zeigte mir sofort, dass ich mich nicht geirrt hatte. Sie hatten eine sehr enge Beziehung und ich fand es ungeheuer niedlich, wie Reiner seinen Freund mit Fragen löcherte, die ihn besorgten.

Kurze Zeit später kündigte Reiner an, er würde Bertholdt jetzt mitnehmen und riet mir, nicht mehr auf dem kalten Boden zu sitzen, was ich überaus zuvorkommend fand und ihm aufgrund seiner Statur nicht zugetraut hätte. Leider war auch ich nicht vollständig vorurteilsfrei. Als sie gingen winkte Bertholdt mir zu und er sah wesentlich glücklicher aus als vorher, was mich ebenfalls glücklicher machte. Ich saß noch etwa eine Minute alleine im Gras und entschloss mich, einfach schlafen zu gehen.

Während ich zurück zur Hütte ging, schaute ich nur auf den Boden und dachte wieder darüber nach, wie ich mein eigenartiges Verhalten erklären sollte. Zu meiner Überraschung saß jemand vor der Tür unserer Hütte auf dem Boden und gegen die Tür gelehnt. Diesen Jemand erkannte ich sofort, da ich ihn schon so lange kannte. Es war Jean, der dort saß und eingeschlafen war. Ich hockte mich neben ihn und stupste ihn leicht an. Sofort zuckte er zusammen und sah sich verwirrt um. „Marco! Da bis' du ja. Hab' mir Sorg'n gemacht. Weißt?“ „Wieso sitzt du hier?“ Er stand auf und streckte sich. Ich stellte mich neben ihn und war schrecklich gerührt, sodass mein Kummer und meine Wut einfach verpufften.

„Naja... du bist gegangen und du warst böse. Dann warst du etwa eine Viertelstunde weg und ich hatte Angst, dass du dich Wald verirrt hast, also bin ich rausgegangen und habe grob geschaut, ob ich dich sehen kann, aber du warst nirgends. Ich bin wieder reingegangen und wartete noch ein Paar Minuten. Du bist ja nie lange weg, ohne es mir zu sagen. Also wartete ich noch mal zehn Minuten und bin wieder rausgegangen. Die anderen haben sich schon Schlafen gelegt. Hast du gewusst, dass es hier einen See gibt? Jedenfalls war ich dort und habe Fußabdrücke gesehen! Lach bitte nicht, aber ich hatte wirklich Sorge, jemand hätte dich gekidnappt! Ich bin um die Hütten rumgeschlichen, aber du warst nirgends. Logisch erschien mir dann, dass es hier keinen Kidnapper gibt, und dass du bald zurückkommen würdest. Also setzte ich mich hier hin und bin scheinbar weggepennt. Tut mir echt Leid. Ich verstehe, wieso du weggegangen bist. Ich bin immer so unkonzentriert und verlasse mich immer darauf, dass du alles siehst, was ich nicht sehe. Ich darf es nicht für selbstverständlich nehmen, dass du immer da bist und mich unterstützt. Entschuldige bitte.“

Es rührte mich sehr, dass er sich um mich sorgte und sich entschuldigte. „Ach das macht nichts. Ich bin beim Speisesaal gewesen und habe mich bloß unterhalten. Ich habe die Zeit aus den Augen verloren. Verzeihst du mir?“ „Ich habe nichts zu verzeihen. Du hast wie immer alles richtig gemacht. Eine Weile hatte ich wirklich Panik, jemand hätte dich verschleppt. Man, mir ist erst dann klar geworden, dass ich gar nicht wüsste, was ich mit mir anfangen sollte, wenn du mal weg wärst. Ein paar Tage würde ich wohl klarkommen, aber dann würde ich irgendwann meine Schlüssel zu Hause vergessen, bei mir zu Hause einbrechen und von der Polizei erwischt werden, die mir nicht glaubt und dann sitze ich lebenslänglich, weil du mir nicht sagen konntest, dass ich meinen Vermieter und der einen Schlosser anrufen soll.“ Als ich über diese völlig abwegige Idee, die aber sehr niedlich war, lachte, lachte auch Jean. Möglicherweise lachten wir lauter, als wir es um diese Zeit hätten tun sollen, aber der Gedanke kam mir nicht.

Als wir beide zu wenig Luft hatten, um weiter zu lachen, nahm Jean mich kurz in den Arm und sah mich dann ernst an. „Geh nicht mehr weg, wenn ich keine Ahnung habe, wo ich dich suchen soll.“ „Okay.“ „Versprochen?“ „Hoch und heilig.“
 

3c

*zzz*



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  _Cross_
2014-03-24T12:06:51+00:00 24.03.2014 13:06
Ich bin immer noch begeistert von 3c.


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