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Diary of Levi

Levi's Tagebuch
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Yep, das war ein böser Cliffhanger beim letzten Mal. Aber nun könnt ihr aufatmen, Leutz, denn es geht weiter.^^

Was haltet ihr übrigens von Levi’s Nachnamen? Nachdem Isayama so lange ein Geheimnis draus gemacht, war’s eigentlich klar, das da irgendwas kommen muss, aber gleich so was? Hättet ihr das vermutet?


Viel Spaß euch beim Lesen, vielen lieben Dank für mittlerweile fast neunzig Favos auf FF.de und fast vierzig auf Animexx. Und natürlich freu’ ich mich auch wieder ganz besonders auf eure Reviews. Schreibt mal ’n bissel was, ich bin neugierig.^^

Euer Yama

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September 850, Teil 4

September 850, Teil 4 (4/6)
 

16. September 850, Nachtrag
 

Du kennst doch noch Michel, den Stadtgardisten, stimmt’s?
 

Der Michel sitzt eines Abends mal wieder auf der Mauer und hat Dienst. In der einen Hand hält er seine treue Schnapsflasche, in der anderen seinen Pisspott. Der Michel ist nämlich ein anständiger Kerl und pisst nicht einfach von der Mauer runter, wie es die Stadtwachen normalerweise tun, wenn sie ein Bedürfnis verspüren.
 

Wie er da so saß, ward dem Michel ganz melancholisch ums Herz. “Ich hab’...hicks... ein nutschloses, nutschloses Leben geführt. Hab’ geschoffen, gehurt und dem Glügsch ...hicks.. dem Glügschpiel gefrönt. Wenn isch mein Leben nommal leben könnte...“
 

Er hat den Gedanken kaum ausgesprochen, da erscheinen ihm plötzlich drei liebliche Frauengestalten in seinem Pisspott. Das sind die heilige Maria, die heilige Rose und die heilige Sina, die seine Gebete erhört haben. Der Michel wundert sich zwar, denn normalerweise erschienen ihm die Drei nur dann, wenn seine Schnapsflasche bedeutend leerer war (und dann meistens auch nur die heilige Rose), aber manchmal darf halt auch ein alter Stadtgardist Glück haben.
 

“Damit du dein Leben ändern kannst, werter Michel, gewährt dir jede von uns einen Wunsch“, verheißen die Göttinnen.
 

“Mein erster Wunsch ist ein Karren voll mit dem allerbesten Schnaps“, sagt der Michel. Als der volle Karren neben ihm auftaucht, wird ihm so langsam klar, dass dieser Wunsch vielleicht doch ein wenig bescheiden war.
 

“Also hier kommt mein zweiter Wunsch: Ich will ein großes Haus in Mithras mit einer vollen Speisekammer, einem vollen Weinkeller, einer Schatzkammer voll Gold und fünf heißen Ischen, die nur darauf warten, mir jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Das zählt doch als ein Wunsch, oder?“
 

Der Michel sitzt also in seinem schönen neuen Haus im Zuber, verspeist Schnaps mit Speckwürsten, die ihm seine fünf heißen Ischen kredenzt haben, genießt dabei eine Massage und zählt sein Gold. “Also, werte Göttinnen, hier kommt mein dritter Wunsch: Ich will nie wieder arbeiten müssen!“
 

Schwups, da sitzt er wieder auf seiner Mauer, in einer Hand die Schnapsflasche, in der anderen den Pisspott….
 

Nein, ich hab’ keine Ahnung, ob der Bengel irgendwas von dem Bockmist versteht, den ich hier verzapfe…
 

Alles, was ich weiß ist, dass er ruhiger wird, wenn er meine Stimme hört.
 

17. September 850
 

Mitternacht ist vorüber.
 

Es ist kalt hier unten im Keller, doch so wie sein Körper im Moment glüht, kann ich mir nicht vorstellen, dass er irgendwas von der Außenwelt mitkriegt. Seine Fesseln sind jedenfalls so heiß geworden, dass man sich Brandblasen holt, wenn man das Eisen berührt.
 

Wollte nur wissen, ob sie noch richtig sitzen. Und ob sie nicht zu fest sind, denn schließlich…
 

Seine Körperwärme hat selbst die Wolldecke angekokelt, mit der wir ihn zugedeckt haben. Hanji sagt, dass Titanen diese Hitze immer dann erzeugen, wenn sie regenerieren, aber sie wusste nicht, dass es auch in menschlicher Form so extrem ist. Schließlich hab’ ich ihr nicht erlaubt, dem Bengel mal eben ’nen Finger abzuschneiden, um das auszutesten. Nein Brillenschlange, auch nicht für die Wissenschaft.
 

Unter dieser Decke müssen jetzt eine Hand und zwei Füße nachwachsen. Niemanden außer Hanji würde dieser Gedanke in wilde Begeisterung versetzen. In den letzten Stunden ist sie unermüdlich um Eren rumgepusselt, hat ihn mit irren Augen angestarrt, irgendwas gemessen und Dinge in ihr schlaues Büchlein gekritzelt.
 

Sein Atem geht tief und regelmäßig. Sie sagt, das sei ein gutes Zeichen, denn wir können davon ausgehen, dass er sich in einer Art Winterschlaf befindet. Seine Funktionen sind auf das Notwendigste beschränkt, damit der Körper seine ganze Energie auf die Regeneration konzentrieren kann. Sie kennt das schon von Chikatilo und Albert.
 

Ich würd’ mir ja eher die Zunge abbeißen, als es zuzugeben, aber vielleicht war’s doch nicht die blödeste Idee, die beiden einzufangen. Zumindest wissen wir jetzt, was auf uns zukommt. So ungefähr.
 

Hanji lässt ein paar Tropfen Wasser auf Eren’s Armstumpf fallen, welche zischend verdampfen. Auch das ist wieder einen Eintrag wert. Aber auch wenn sie noch so abgebrüht tut, glaub’ ich eher, sie versucht sich abzulenken. Manchmal muss man einfach irgendwas tun und warum nicht auf kleine halbtote Bengel tropfen?
 

Tche. Den mit den drei Militärpolizisten und der kleinen Anna hab’ ich aber noch nicht erzählt, oder doch?
 

17. September 850, Nachtrag
 

Es ist Morgen. Die Stimmung bei unserer Teambesprechung lässt sich locker mit einer Beerdigung vergleichen und das, obwohl niemand beerdigt wurde. Aber wie hat Orlo es mit seiner großen Klappe so schön ausgedrückt: Unser Vertrauen wurde zu Grabe getragen.
 

Aber mach’ mal halblang, Kleiner. Bevor wir keine Aussage von Eren haben, warum er’s getan hat, werden wir auch nicht über ihn urteilen. So läuft das hier nicht und das weißt du.
 

Trotzdem, die Ketten bleiben erstmal dran. Wir wissen noch nichts über die ganze Sache und es steht einfach zu viel auf dem Spiel.
 

18.September 850
 

Mitternacht ist schon wieder vorbei und der Kleine schläft mittlerweile seit gut dreißig Stunden. Ich nicht. Petra hat’s aufgegeben, mich überreden zu wollen. Nachdem ich hier rumhänge, kommt sie ab und an runter.
 

Einmal bringt sie mir Tee. Einmal bringt sie neue Kerzen, weil die alten heruntergebrannt sind. Einmal schnappt sie sich einen Stuhl und setzt sich schweigend neben mich.
 

Sie kennt mich zu gut, um mich jetzt vollzuquatschen.
 

Meine schlechten Witze sind mir irgendwann ausgegangen, also hab’ ich keine Ahnung, was ich dem Grünschnabel noch erzählen soll. Zwischendrin schläft er ruhiger, aber dann kommen wieder die Alpträume zurück. Es sind immer wieder dieselben. Dass er seine Mutter bei dem Angriff auf Shiganshina verloren hat, wusste ich aus den Berichten.
 

Was ich nicht wusste, war, dass sie vor seinen Augen von einem Titanen verschlungen wurde.
 

Ich muss wohl für ein paar Minuten weggedöst sein, denn ich schrecke hoch, als ich den leisen Schritt draußen im Gang höre. Petra ist wieder da und diesmal hat sie meine Laute mitgebracht. Auf ihren fragenden Blick hin, nick’ ich und nehm’ das Ding an mich.
 

Ich weiß nicht, ob Soldatenlieder in seinem Zustand das Richtige sind, aber ich kenne kaum andere und mehr als ein paar Griffe hab’ ich auch nicht drauf. Ich war nie wirklich der musikalische Typ, hab’ keinen Nerv für so was.
 

Aber es ist besser als Schweigen.
 

Oyfn furl ligt dos kelbl

Ligt gebundn mit a shtrik

Hoykh in himl flit dos shvelbl

Freydt zikh, dreyt zikh hin un krik.
 

Lakht der vint in korn

Lakh un lakht un lakht

Lakht er op a tog a gantsn

mit a halber nakht.
 

Dona, dona, dona dona

Dona, dona, dona don

Dona, dona, dona dona

Dona, dona, dona don
 

Um uns herum ist es dunkel, bis auf den schwachen Schein der Kerzen, der sich auf den feuchten Steinwänden des alten Kellergewölbes widerspiegelt. Auch Petra’s Wangen glänzen, denn obwohl sie keinen Laut von sich gibt, weiß ich, dass sie leise weint. Manchmal beneide ich sie darum, dass sie noch Tränen hat.
 

Verdammter Mist, du kleiner Drecksbengel wirst dich hüten, hier einfach so wegzusterben. Ich lass’ es verdammt noch mal nicht zu, hörst du? Ich lasse es nicht zu!
 

Eren’s Gesicht ist gerötet von der Hitze, sein schweißnasses Haar klebt an seiner Stirn. Petra streicht es ihm beiseite, fährt mit den Fingerspitzen über seine Wange. Genauso hat sie das bei Shoshannah getan, als ihr Kopf in Petra’s Schoß lag. Als sie zitterte und Blut spuckte und verzweifelt versuchte, nicht zu weinen, weil ich ihr in der Nacht davor gesagt hatte, dass Soldaten das nicht tun.
 

“Captain Levi, wenn ich aufhöre zu weinen, singt Ihr dann noch mal das Kälbchenlied für mich?“
 

Ihre Augen starren mich an und es liegt ein stummer Vorwurf darin. Nur dass es nicht mehr Shoshannah’s Augen sind, sondern Isabelle’s. Ich hab’ ihr versprochen, immer auf sie aufzupassen, doch ich hab’ versagt. Gnadenlos versagt. Bei ihr und Farlan, bei Silke, bei Andreas und bei allen, die ich beschützen wollte und es doch nicht konnte.
 

Es sind jetzt Mutter’s Augen, die mich ansehen und es ist ihre Stimme, die das Kälbchenlied singt, nicht meine. Großvater sitzt am Tisch und schnitzt an einer neuen Essschale, während Großmutter einen Umhang ausbessert. Sie lächelt still, als sie sich über ihre Arbeit beugt. Mitten auf dem Tisch steht der Leuchter, der so aussieht wie ein Baum. Es muss Freitagabend sein, denn alle sieben Kerzen brennen.
 

Ein Windstoß fährt durch die Stube und bläst die Kerzen aus.
 

Und dann ist da nur noch Finsternis um mich herum, eine schwarze abgrundtiefe Finsternis. Erwin greift nach meiner Hand, doch ich nehme sie nicht, ich kann auf mich achtgeben. Ich brauche keinen Beschützer! Ich bin stark, ich kann für mich selbst einstehen.
 

Ich schieße den Haken ab, doch da gibt es nichts, nichts, wo er sich festmachen könnte. Nichts, nur grenzenloses Dunkel. Das Stahlseil surrt, als es sich von der Spule löst, windet sich wie eine schwarze Schlange...
 

Und ich falle…
 

18. September 850, Nachtrag
 

Mist! Ich weiß nicht, wer das verdammte Feldbett hier aufgestellt hat und noch viel weniger weiß ich, wie ich da rein gekommen bin, aber eins steht fest: Der- oder diejenige hat sich mindestens achtzig Runden und fünfzig Liegestütze auf den Fingerknöcheln verdient. Bin ich ein krankes Fohlen, das man einfach packt und irgendwohin schleppt? Ich werd’…
 

Ja, ganz sicher werd’ ich das, sobald mein Kopf endlich aufhört zu brummen und ich wieder klar denken kann.
 

“Captain, Ihr seid aus dem Bett gefallen.“
 

Ach nee! So intelligent von dir, das Offensichtliche in Worte zu fassen. Man könnte ja fast glauben, du hättest so was wie ein Hirn unter deinen wirren Zottelhaaren.
 

Eren? Eren!
 

18. September 850, 2. Nachtrag
 

“Was ist das Letzte, woran du dich erinnern kannst?“, fragt Erd. Er reicht Eren eine Schüssel mit Suppe und einen Löffel, doch der Bengel trinkt die Schale in einem Zug aus. “Möchtest du mehr?“, will Petra wissen. Er nickt.
 

Nach der dritten Schale legt sich seine Stirn in Falten. Er schweigt, überlegt angestrengt. “Wir waren auf dem Heimweg, richtig? Dem Heimweg vom Brunnen.“
 

“Ja, allerdings“, stimmt Günther zu und Orlo wirft ein: “Aber wir wollen wissen, was dann passiert ist!“
 

Erd hebt eine Hand und bedeutet ihm zu schweigen. “Wir sind auf dem Heimweg zur Burg, Eren. Erzähl mir davon. Mach’ die Augen zu, dann kannst du es dir besser vorstellen und wirst nicht abgelenkt.“
 

Gehorsam schließt Eren die Augen. “Es ging...“
 

“Es geht...“, verbesserte Erd sanft.
 

“Es geht ziemlich langsam voran, weil wir alle enttäuscht sind und total niedergeschlagen. Auch Rebellion merkt es. Er trottet. Normalerweise trottet er nicht, er hat einen sehr beschwingten Gang. Aber jetzt hebt er kaum die Beine beim Laufen.
 

Der Captain reitet vor mir, hinter uns sind die anderen. Orlo ist neben mir und erzählt mir was. Ich weiß aber nicht mehr genau was, denn ich hör’ nicht richtig zu. Ich glaub’ er will mich aufmuntern, aber das funktioniert nicht. Ich bin enttäuscht und tierisch sauer auf mich selber, weil es nicht geklappt hat.
 

Ich bring’s einfach nicht. Ich soll mich verwandeln und bring’s einfach nicht. Ich will doch nützlich sein fürs Korps! Wenn ich mich nicht verwandeln kann, dann können wir die Mission nicht durchziehen und alles war umsonst. Dann kommen wir nie in diesen verdammten Keller und wir müssen doch da rein, wenn wir Antworten finden wollen. Ich muss in diesen Keller!“
 

Eren fährt hoch und stößt einen leisen Schrei aus. Orlo und Petra zucken zusammen, doch Erd legt dem Kleinen eine Hand auf die Schulter. “Scht, ganz ruhig, Eren. Du bist zu Hause und in Sicherheit. Tief durchatmen, jetzt.“
 

Eren saugt hörbar die Luft ein. “Ich weiß nicht, was passiert ist, ich weiß es wirklich nicht. Das Nächste, woran ich mich erinnere, ist, das es einen lauten Krach gegeben hat, und Captain Levi aus seinem Feldbett gefallen ist. Da war ich dann hier unten angekettet, aber ich weiß nicht, wie ich hierher gekommen bin. Muss ich die jetzt wieder tragen? So wie im Gefängnis der Militärpolizei?“
 

Die Ketten klirren leise, als er die Hände in den Fesseln hebt. Er hat die Frage an mich gerichtet und blickt mich lange an. Ein stummes Flehen liegt in seinen Augen.
 

“Eren, du musst auch unsere Situation verstehen“, erklärt Günther. “Du hast dich gegen jede Absprache in einen Titanen verwandelt und wolltest abhauen. Jetzt wissen wir nicht mehr, woran wir bei dir sind und ob wir dir noch trauen können.“
 

“Abhauen?“ Eren starrt Günther entgeistert an. “Aber das ist doch Tinnef! Ich würde niemals abhauen.“
 

“Wie kannst du das so genau wissen, wenn du dich doch nicht erinnern kannst?“, will Orlo wissen.
 

Eren schluckt. “Ich kann’s mir einfach nicht vorstellen. Ich wollte immer zu den Kundschaftern und jetzt bin ich hier. Warum sollt’ ich wieder weg wollen? Und wohin?“
 

“Eren, wir wissen, wie viel es dir bedeutet, beim Korps zu sein.“ Erd blickt ihn eindringlich an. “Aber einiges hat sich seit damals geändert. Du wolltest gegen Titanen kämpfen und nicht selbst einer sein. Keiner hier kann wirklich verstehen, was es bedeutet, ein Wandler zu sein, aber jeder von uns kann nachvollziehen, dass du dich davor fürchtest.“
 

“Ja. Ihr habt recht, ich hab’ mir das nicht ausgesucht. Aber ich hab’ diese Kraft nun mal, also kann ich sie auch benutzen. Captain Levi hat gesagt, wichtig ist, wofür ich mich entscheide. Und ich hab’ mich für das Korps entschieden.“
 

“Aber hast du nicht auch manchmal Angst vor dieser Verantwortung?“, fragt Günther. “Angst davor, die Kontrolle zu verlieren, Menschen, die dir wichtig sind, zu verletzen. Bist du deshalb abgehauen?“
 

“Oder hattest du Angst davor, dass dich die Spinner von der Militärpolizei in die Finger kriegen?“, will Orlo wissen. “Sie haben damit gedroht, dich umzubringen. Jeder würde da Panik kriegen.“
 

Erneut blickt Eren hilfesuchend zu mir. Tut mir leid, Kleiner, aber das Kreuzverhör kann ich dir jetzt nicht ersparen. Jeder im Team muss dem anderen vertrauen können und das Vertrauen in dich wurde bis in seine Grundfesten erschüttert. Wir müssen wissen, woran wir bei dir sind, damit es wieder aufgebaut werden kann.
 

Wir müssen die Wahrheit erfahren.
 

“Eren.“ Petra setzt sich auf den Rand der Pritsche und nimmt Eren’s Hand. “Es geht nicht darum, dass wir dir einen Vorwurf machen wollen. Es ist keine Schande, Angst zu haben. Als ich zum erstenmal einem Titanen gegenüberstand, war ich so kurz davor, einfach wegzulaufen und meine Kameraden im Stich zu lassen.“
 

“Ich bin weggelaufen“, gibt Erd unumwunden zu. “Als Grünschnabel in meinem ersten Kampf hatte ich eine Panikattacke und wäre beinahe draufgegangen. Du siehst also, auch wir sind alles andere als perfekt.“
 

“Aber wir sind ehrlich mit dir“, Petra drückt Eren’s Hand. “Und du musst auch ehrlich mit uns sein, wenn wir als Team zusammenarbeiten wollen. Eren, hast du dich in einen Titanen verwandelt, weil du fliehen wolltest?“
 

Er presst die Lippen zusammen und schüttelt den Kopf. Es verunsichert ihn, dass so viele Leute gleichzeitig auf ihn einreden, doch er scheint nicht nachgeben zu wollen. “Jetzt hört mir mal zu. Ihr alle. Ich hab’ mich nicht absichtlich verwandelt und ich wollte nicht weglaufen. Ich weiß, das ihr das hören wollt, weil es so gut erklärt, was passiert ist, aber so war’s nicht! Ich hab’ keine Ahnung, warum’s plötzlich geklappt hat mit der Verwandlung, ich kann mich nicht daran erinnern. Aber eins weiß ich ganz sicher: Ich hab’s nicht mit Absicht getan und ich wollte nicht abhauen!“
 

Er ballt die Fäuste und blickt in die zweifelnden Gesichter um sich herum. “Ich wollte immer zu den Kundschaftern. Es ist mein größter Wunsch, schon seit ich klein war. Nur das hat mich die ganze Zeit durchhalten lassen, im Auffanglager und dann später auf den Feldern. Ich hätt’ auch einfach aufgeben und sterben können, so wie viele andere. Hab’ ich aber nicht! Ich hab’ immer gewusst, wenn ich noch diesen Tag überstehe und dann den nächsten, dann bin ich irgendwann zwölf und darf zum Militär. Auch wenn mir der Magen bis zu den Knien hängt und es so kalt ist, dass mir die Spucke im Mund gefriert, ich muss weiterkämpfen. Und irgendwann trag’ ich dann auch die Flügel der Freiheit auf dem Rücken. Und kämpfe gegen Titanen. Und reite hinaus hinter die Mauern, wo das Meer ist und die Berge aus Eis und die riesigen Sandfelder!“
 

Für eine Weile sagt keiner ein Wort, das ganze Team ist einfach nur mitgerissen von seiner kleinen Rede. Bisher hat Eren nicht viel über die Zeit vor dem Militär gesprochen, außer in einigen privaten Gesprächen mit Petra, zu der er offenbar ein besonderes Vertrauensverhältnis hat. Aber insgesamt schien er diese Erfahrungen eher verdrängen zu wollen.
 

“Ist das dein letztes Wort in dieser Angelegenheit?“
 

Er blickt mich lange an, ohne jede Scheu und ohne einen Versuch, die Augen niederzuschlagen oder zu blinzeln. Ich weiß jetzt, warum sie mir so bekannt vorkommen, diese Augen. Sie haben dieselbe Farbe wie ein Bild, das Erwin mir vor langer Zeit in einem seiner Bücher gezeigt hat. Ein Bild vom Meer.
 

“Ihr glaubt mir doch, oder, Captain?“, fragt Eren. “Bitte sagt, dass Ihr mir glaubt.“
 

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Nachwort zu diesem Kapitel:
Hab’ auf Youtube eine besonders schöne Version vom Kälbchenlied gefunden, die ich euch zeigen wollte. Ungefähr so könnte das Lied geklungen haben, als Levi’s Mutter es ihm als Kind vorgesungen hat. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Touki
2014-09-20T17:28:07+00:00 20.09.2014 19:28
Yay es geht weiter *-*
Da ich ja deine FF recht spät angefangen habe zu lesen, war für mich die Wartezeit nicht sooo lang. Ich mag deinen Schreibstil und du kannst dich sehr gut in Levi hineinversetzen. Man könnte also wirklich meinen er führt so was wie ein Tagebuch.
Man kann es auch sehr flüssig lesen und ein Kapitel ist, zumindest für mich, total fix herum. ^^
Alles in allem also eine super Arbeit und ich freue mich schon auf das nächste Kapitel :)


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