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Scheidewege

von

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Schatten der Angst - Peter

Schatten der Angst

Ein Klatschen war zur hören, etwas Schweres fiel ins Wasser, platschte, hallte durch den dunklen Tunnel. Ein Schwappen und Gurgeln folgte. Peter zuckte zusammen und rannte so schnell ihn seine Rattenbeine tragen konnten durch die düstere Kanalisation. Er huschte um eine Ecke und verschwand in einem stillgelegten Abflussrohr. Dort verharrte er still, lauschend und schnuppernd. Doch da war nichts, was er wahrnehmen konnte. Keine Bewegung, keine Stimmen, keine Gerüche, die ihm bekannt vorkamen. Nur Unrat, der im Wasser trieb.

Peter entspannte sich wieder. Er setzte sich auf seine Hinterläufe und putzte sich die Barthaare. Bis jetzt hatte niemand ihn aufgespürt, doch wer wusste schon wie lange das so bleiben würde. Er war entkommen, war entwischt, als Remus sich verwandelte. Doch sie wussten jetzt, wonach sie suchen mussten, sie wussten, wie sie ihn finden konnten. Sirius wusste es. Und Remus wusste es jetzt auch. Sie würden Rache nehmen wollen. Und nicht nur das, inzwischen wusste es wahrscheinlich die ganze Zauberergemeinschaft. Das Ministerium würde nach ihm suchen. Peter spürte wie sein Schwanz zuckte.

Seine Tarnung war aufgeflogen. Doch was sollte er jetzt tun? Er konnte nicht als Mensch zurückkehren, das war unmöglich. Aber auch als Ratte war er nicht mehr sicher.

Peters Kopf zuckte nach oben. Er hatte etwas gerochen. Süß, fruchtig, himmlisch. Seine Beine setzten sich wie automatisch in Bewegung, doch sofort rief er sich selbst zur Ordnung. Er blieb stehen, schnupperte noch einmal und kroch wieder in sein Versteck zurück. Dieser Apel war die Gefahr nicht wert. Er hatte so lange als Ratte gelebt, seine Instinkte waren immer stärker geworden, ließen sich nicht einfach so abstellen. Aber seine Angst war größer. Angst vor seinen alten Freunden. Peter kauerte sich zusammen.

Immer war sie da gewesen, die Angst. In der Schule hatte er Angst gehabt, nicht dazuzugehören, allein zu sein. Später dann hatte er Angst gehabt dem Orden beizutreten. Aber er hatte es getan, war seinen Freunden gefolgt. Nur für sie war er beigetreten, hatte den Schritt gewagt. Doch dann war eine neue Angst sein ständiger Begleiter. Die Angst vor dem Tod lauerte hinter jeder Ecke, stürzte sich in jeder dunklen Gasse auf ihn. Und sie war nie unbegründet gewesen. Beinah jede Woche kam jemand nicht mehr von einem Auftrag zurück, hatte sie jemanden verloren. Und immer war die Angst da, er könnte der nächste sein.

Wer hätte das schon ausgehalten? Welcher normale Mensch hätte das ertragen können? Peter fiepte ein paarmal hoch und wehleidig. Doch dann verstummte er jäh und kroch zur Sicherheit tiefer in sein Rohr. Sirius konnte sagen, er hätte sterben sollen, aber ihn hatten sie auch nie abgefangen und bedroht. Hätte Sirius dann immer noch den Helden gespielt? Peter kratzte sich mit seiner Hinterpfote den Vorderleib. Vermutlich hätte Sirius genau das getan, musste er sich eingestehen. Er war nun einmal so ein Märtyrer-typ. Aber Peter war das nicht. Er hatte getan, was er tun musste, er hatte sein Leben gerettet. Sein Leben war doch schließlich nicht weniger Wert als James‘ Leben. Aber das sahen Sirius und Remus wohl anders, dachte er bitter. Sie hatten ihn nie für voll genommen, ihn immer für dumm und schwächlich gehalten. Aber das war er nicht! Er war nur vernünftig genug, sein Leben nicht einfach für die Sache wegzuwerfen. Eine Sache, die Peter nie so viel bedeutet hatte, wie den anderen. Sie wussten das, hatten es wissen müssen.

Vorsichtig kroch Peter an den Rand seines Rohres, schnupperte nach links und rechts. Er ließ sich wieder in den Tunnel fallen. Er rannte los, Richtung Süden, die Angst im Nacken. Groß und bedrohlich. Die letzten Jahre bei den Weasleys war sie ganz klein gewesen. Es war ihm gut ergangen. Mit den Jahren hatte er immer mehr darauf vertraut, dass alles gut werden würde. Sirius war so lange in Askaban, dass er verrückt sein müssen. Und sonst hatte keiner geahnt, was mit ihm geschehen war. Er hatte seine Freunde im Stich gelassen, ihnen schreckliche Schicksale bereitet, doch er war bereit gewesen diesen Preis zu zahlen für dieses Gefühl der Sicherheit. Für ein Leben ohne diese Angst. Er hatte akzeptiert den Rest seines Lebens als Ratte zu leben, in Rons Bett zu schlafen, oder irgendwann in den Betten seiner Kinder, wenn nur die Angst so klein und unbedeutend geblieben wäre.

Doch jetzt war sie wieder da, wie ein zweiter Schatten. Sie scheuchte ihn, sie drängte ihn, und Peter wusste, dass er ihr nachgab, dass er dem folgte, was sie ihm zuflüsterte. So hatte er es immer getan. Allein war er schutzlos. Er brauchte jemanden, an den er sich halten könnte, der ihm Schutz bot.

Peter schauderte innerlich. Er würde in kein gemütliches Nest einkehren, wie bei den Weasleys. Der dunkle Lord würde ihn nicht mit offenen Armen empfangen, dessen war Peter sicher. Doch die Angst würde schrumpfen, nur ein kleines bisschen. Dem Monster würden die Zähne gezogen, die Krallen gestutzt werden. Doch sie würde bleiben, ihn vor Fehltritten warnen, vor der Wut seines Herrn, vor der Missgunst seiner Brüder. Das Leben, das da auf ihn wartete, war weder schön, noch einfach und ganz bestimmt nicht ohne Furcht, doch er hatte keine Wahl mehr.

Er hatte seine Freunde verraten, er hatte seinen Weg gewählt.



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