Zum Inhalt der Seite

Thisavros

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
So meine Lieben endlich ein neues Kapitel.
Hinterlasst mir doch ein Kommentar damit ich eure Gedanken dazu kenne.
Naja jedenfalls hoffe ich es gefällt euch.
Dann noch etwas, wer von euch Tumblr hat darf mir gerne folgen, wenn er das möchte.
http://phoibeaikaterina.tumblr.com/
Außerdem habe ich mittlerweile eine Facebook Seite erstellt.
Wenn ihr möchtet dürft ihr gerne gefällt mir drücken.
https://www.facebook.com/PhoibeAikaterina Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Prolog


 

Maintheme

http://www.youtube.com/watch?v=FJkr3SzCvzw

/ Thisavros \ ~*~ / Θησαυρός \

You feel what I feel

You hurt when I hurt

You laugh when I laugh

and if it is cold outside

you will keep me warm

*

Νιώθεις αυτά που νιώθω

Πονάς όταν πονάω

Γελάς όταν γελώ

Κι αν έξω κάνει κρύο

Θα με κρατάς εσύ ζεστό

/ Thisavros \ ~*~ / Θησαυρός \

Nun war es soweit.

Meine Mam und ich wussten, dass dieser Tag kommen würde.

Mein 18. Geburtstag…….

An diesem Tag hieß es Abschied nehmen. Auch wenn ich es nicht wollte, aber es musste sein. Ich wollte nicht, dass ihr etwas passiert. Würde ich länger hier bleiben, würde dies allerdings, in absehbarer Zeit, der Fall sein.

Somit verließ ich sie heute, obwohl es mir so schwer viel.

Meine Reise würde mich in das Halb-Gott-Camp führen. Eigentlich sollte ich dort nicht hin. Es war nicht der richtige Platz, zumal ich nicht genau, wie diese Jugendlichen war.

Es blieb mir nichts anderes, da es am nähesten war.

Ich würde für diese Menschen dort ein Mysterium bleiben.

Mein Name ist Serena Haysting und seit heute 18 Jahre alt.

Ich bin ein Halbgott und trotzdem passe ich nicht zu den anderen Halbgöttern im Camp.

Warum?

Dies wird vorerst mein Geheimnis bleiben, denn niemand, außer meiner Mam und meinem Vater, kennen die Wahrheit um mich.
 

Lauf

Mein Atem wurde langsam schwer. Ich konnte nicht mehr, war außer Puste. Seit den Mittagsstunden war ich unterwegs. Die Sonne ging bereits unter. Es musste wohl mittlerweile nach neun sein.
 

Ich durfte nicht aufhören zu rennen. Ich spürte sie, wie sie hinter mir her waren. Nein ich musste weiter machen. Würde ich aufgeben, wäre ich Vogelfutter. Es war mir klar gewesen, dass mich Wesen verfolgen würden. Mein Geruch, meine Aura und meine Kraft waren nur zu deutlich für sie zu spüren.
 

Endlich entdeckte ich den Waldrand. Es konnte nicht mehr weit sein. Mein Instinkt sagte mir, dass sie nicht mehr weit von mir entfernt waren. Ich setzte den ersten Schritt in den Wald und dann hörte ich sie schon laut aufkreischen. Die Harpyien.
 

Instinktiv zog ich einen Pfeil aus dem Köcher, der auf meinem Rücken war. Dazu nahm ich meinen Bogen. Ich rannte und spannte den Pfeil in die Sehne. Ich musste bereit sein, wenn sie mich einholten. Schnell sprang ich über die Wurzeln, die meinen Weg kreuzten. Ich musste aufpassen, doch wie es kommen musste, stolperte ich und fiel.
 

Mit aller Kraft rappelte ich mich auf, aber es war zu spät. Mit lautem Flügelschlagen und einem dröhnenden Kreischen kamen sie auf mich zu. „Du wirst uns nicht entkommen. Wir werden dich kriegen. Wir sind schneller als du.“ Die letzten Worte hallten noch lauter in meinen Ohren. Es war zu spät. Mir blieb nichts anderes, ich musste kämpfen.
 

Die erste, von drei Harpyien, schoss auf mich zu. Eilig spannte ich den Pfeil, und als sie nur noch einige Meter von mir entfernt war, lies ich los. Ich traf mitten in die Brust. Ohrenbetäubende Schreie, die von den anderen zwei ausgingen, hallten durch den Wald.
 

Es musste nicht mehr weit sein. Ohne auf die anderen zwei zu achten, lief ich los.
 

Plötzlich durchfuhr meinen Rücken ein stechender Schmerz. Ich sank auf die Knie, konnte nicht mehr stehen. Eine der Übriggebliebenen hatte mich mit ihren Krallen genau im Rücken getroffen. „Das wirst du büßen, Kleines. Du hast unsere Schwester getötet und jetzt wirst du dafür sterben.“
 

Die Worte gingen mir durch Mark und Bein. Immer wieder gingen die zwei Harpyien abwechselnd auf mich los. Bohrten ihre Krallen in meine Beine, meine Arme und meinen Rücken. Der Schmerz ging ins Unermessliche. Ich musste irgendetwas unternehmen, ansonsten würde das mein Grab sein.
 

Ich hatte die Kreaturen unterschätzt. Wie konnte ich nur so naiv sein?! Natürlich waren sie schneller, durch den Wald, schließlich hatten sie Flügel. Und dann verstand ich, was ich tun musste.
 

Mit letzter Kraft robbte ich zu einem Baum, der gerade mal einen halben Meter entfernt war. Ich legte meine blutigen Hände auf seine Wurzeln. Jetzt musste ich mich, unter diesen Umständen, konzentrieren. Es war schwierig die Kraft heraufzubeschwören, die ich benötigte. Denn obwohl es mir vererbt war, war es doch nicht mein Eigen.
 

Mich durchfuhr die Kraft und ich wusste, dass es soweit war, zurückzuschlagen. Aus heiterem Himmel donnerte ein peitschender Laut durch den Wald. Mit aller Macht drehte ich mich um, um sie zu sehen. Diese Monster. Federn flogen durch die Luft und eine ging knallend zu Boden. Nun musste nur noch die Letzte weg. Noch einmal legte ich all meine Konzentration in den letzten Schlag. Aus dem Nichts peitschten Äste der umliegenden Bäume hervor. Sie tobten, schlugen und suchten ihr Ziel. Die letzte der Schwestern wich geradeso den knallenden Ästen aus und kam mir viel zu schnell näher.
 

Ich sah mich um und fand den richtigen Baum. Ich musste warten, den richtigen Moment abpassen. Als die Vogelfrau, im Sturzflug, auf mich zu kam, legte ich meine letzte und ganze Kraft in den Boden. Diese erreichte den Baum, den ich ausgesucht hatte. Einer der Äste, des großen Gewächses, rasten auf die Harpyie zu, ergriff sie und mit einem anderen schlug er sie gegen den nächsten Baum. Lautstark ging die Letzte zu Boden.
 

Ich hatte es geschafft und merkte, wie mir schwummrig wurde. Nein ich musste weiter. Da entdeckte ich eine kleine Pfütze, die sich am Boden gesammelt hatte. Das war meine Rettung. Vorsichtig tastete meine Hand danach und fand das kühle Nass. Wärme durchströmte mich, Energie lief durch meine Adern. Doch das wenige Wasser reichte nicht. Es würde vielleicht gerade noch genügen, um die letzten zweihundert Meter ins Camp zu kommen.
 

Gebückt stand ich auf, denn der Schmerz durchfuhr meinen geschundenen Rücken. Meinen Bogen benutzte ich als Stütze und hievte mich Meter für Meter vorwärts.
 

Nach gefühlten Stunden sah ich endlich den Eingang zum Camp. Meine Rettung. Mit Müh und Not schleppte ich mich durch die Schutzbarriere und somit durch das Tor. Nun sank ich endgültig zusammen. Ein lautes Klappern sagte mir, dass wohl jemand zu mir gekommen war. Vorsichtig wurde ich hochgenommen und fand mich in den Armen eines Zentauren wieder. Das musste dann wohl Chiron sein.
 

Ich hatte es geschafft und überlebt.

Fragen


 

http://www.youtube.com/watch?v=aapg2VXZdxo

/ Β \ ~*~ / βήτα \ ~*~ / β \

"Aber es gibt Fragen, zu deren Beantwortung ein langes Leben notwendig ist."

- Johannes Urzidil

/ Β \ ~*~ / βήτα \ ~*~ / β \
 

Sachte wurde ich auf etwas gelegt, wovon ich ausging, dass es ein Bett war. Meine Augen hielt ich geschlossen, da mir eh schon ganz schwindlig war. Als ich abgelegt wurde, verzog ich schmerzend das Gesicht. Mein Rücken war schließlich immer noch verwundet. Als hätte jemand meine Gedanken gelesen, wurde ich wieder hochgehoben und auf den Bauch gelegt. Der Schmerz war zwar noch da, aber es war erträglicher. Endlich liegen und ausruhen. Und schon wanderte ich, aus Erschöpfung, in einen tiefen Schlaf.
 

Als ich wieder aufwachte, ging es mir erstaunlich gut. Die Schmerzen waren komplett weg, als wären die nie da gewesen. Die hatten mir doch bestimmt Ambrosia oder Nektar eingeflößt.
 

Neugierig sah ich mich um. Das musste wohl die Krankenstation sein. Als ich mich umblickte, entdeckte ich meinen Bogen und meine Pfeile. Schnell tastete ich nach meinem Ring und konnte aufatmen, denn er war noch da. Er ist besonders und sehr wichtig. Ich bekam ihn vor fünf Jahren von meinem Stiefvater Frank.
 

Langsam stand ich auf und musste mich sogleich wieder setzten. Anscheinend lag ich erheblich länger flach, als ich dachte. Ansonsten hätte mein Kreislauf keine Probleme gehabt, als ich aufstehen wollte.
 

Dann startete ich einen neuen Versuch, und es klappte. Auf einem Stuhl lagen sogar Klamotten und Schuhe bereit. Müsste auch genau meine Größe sein. Vorsichtig hob ich das Shirt mit der Aufschrift „Camp Half-Blood“ hoch. Es war Orange! Na ganz toll, schon mal nicht meine Farbe. Wenigstens war die Hose in Ordnung. Schlicht, schwarz und knielang.
 

Als ich endlich fertig angezogen war, warf ich mir meinen Bogen und meinen Köcher über die Schulter. Leise ging ich in den Vorraum der Station und stoppte, als ich zwei männliche Stimmen durch die offene Tür hörte.
 

„Wie lange schläft dieses Balg denn noch?“ Die deutliche Missgelauntheit konnte man gar nicht überhören. Ich lauschte weiter. „Dionysos beruhige dich. Das Mädchen hatte schließlich schwere Verletzungen.“ Bravo! Der göttliche Suffkopf war auch hier im Camp. Jetzt musste ich nur noch wissen, wer der gerade eben Gesprochene war. „CHIRON! Das ist mir scheißegal! Ich bin schließlich der Depp, der einem der Herrschaften da oben sagen muss, dass eines seiner Kinder von Harpyien angegriffen wurde. Je eher sie anerkannt wird, desto schneller kann ich den Mist hinter mich bringen.“
 

Als die letzen Worte über die Lippen des Gottes kamen, trat ich aus der Tür und sah ihn gleichgültig an. „Ich bin wach! Sie hätten auch gerne selbst gegen die Harpyien kämpfen können werter Dionysos. Da Sie ja ein Gott sind, wäre das natürlich kein Problem für sie gewesen.“ Meine Worte trieften vor Ironie. Sicher, ich war Dionysos noch nie persönlich begegnet, außer jetzt eben, jedoch wusste ich vieles über Götter. Nicht nur das Wissen aus dem Geschichtsunterricht. Nein, nein ich wusste mehr viel mehr. Und ich wusste auch, dass der Fusseltrinker nichts anderes tat, außer Wein zu sich zu nehmen und rum zu grölen. Kämpfen war für ihn ein Fremdwort. Noch bevor besagter, vor Wut aufgehen konnte, wandte schon Chiron seine Worte an mich. „Komm doch mit mir mit und wir unterhalten uns in aller Ruhe in meinen Räumen.“
 

Ich folgte dem Zentaur quer durch das ganze Camp. Dabei besah ich mir das Ganze mal genauer. Immer wieder rannten Jugendliche mit Waffen von einem Fleck zum anderen. Als wir an einem großen Feld vorbei kamen, sah ich, dass es Schwert- und Bogentraining gab. Wenigstens etwas was mich erfreute. Plötzlich stoppte Chiron vor einer Hütte und bat mich hinein. Es sah gemütlich aus. Eine gemütliche Sofalandschaft prangte in der Mitte des Raumes. Dort bat Chiron mich, auch Platz zu nehmen.
 

Wortlos wurde mir ein Glas Wasser hingestellt und schon konnte die Fragerunde beginnen. „Erst einmal, wie heißt du denn und wie alt bist du?“ Da ich Chiron als sympathisch empfand, antwortete ich dementsprechend höflich. „Mein Name ist Serena Haysting und ich bin 18 Jahre alt.“ Chiron hatte sich ein Notizbuch geholt und notierte. „Gut Serena. Ich gehe davon aus, dass du weißt, was du bist, da du auch die Harpyien benennen konntest oder?“ Nein ich hab keine Ahnung. Ich trage nur zum Spaß Pfeil und Bogen mit mir rum. „Ja das weiß ich. Ich bin halb Gott und halb Mensch.“ Der Zentaur nickte nur und kritzelte fleißig weiter. „Nun gut dann ist das schon einmal eine Sache, die wir nicht klären müssen. Zu meiner nächsten Frage, weißt du, wer dein göttlicher Elternteil ist und um es zu präzisieren, weißt du welcher Gott genau?“ Ich wusste doch, dass es ein Verhör wird. Jetzt würden wir sehen, wie gut ich lügen konnte. „Nein. Ich habe keine Ahnung, welcher Gott mein Vater ist. Meine Mutter hat mich aufgezogen. Sie wusste zwar, dass mein Vater ein Gott ist, aber er sagte ihr nie welcher, er war.“ Die Tatsache, dass meine Mutter selbst eine Halbgöttin war, ließ ich gänzlich aus. Wieder nickte Chiron nur. Anscheinend nahm er mir meine Worte ab. Gut für mich und gut für alle anderen. Mein Gegenüber erhob nun wieder das Wort. „Na dann wirst du, solange du noch nicht anerkannt wurdest, in die Poseidon Hütte ziehen. Die Hermes Hütte in die sonst die Unentschieden kommen ist der Zeit leider voll. Um Kleidung für dich werden wir uns auch noch kümmern.“ Ich atmete auf. Zum Glück war ich alleine in einer Hütte. Wenigstens ging ich davon aus, da ich mir sicher war, dass Poseidon der Zeit keine Kinder hatte. „Chiron ich hätte noch etwas zu sagen. Erst einmal ich habe eine Kreditkarte bei mir, die ich für Kleidung benutzen kann. Meine Mutter gab sie mir extra mit, da ich nichts mitnehmen konnte, was meine Reise beschwert hätte. Und dann gibt es noch zwei Fragen. Wie lange ich weggetreten war und woher wusste der werte Dionysos, dass mich Harpyien angegriffen haben?“ Wieder ein Nicken. Herr Gott noch eins konnte er noch etwas anderes?! „Es ist so, dass wir nach deinem Eintreffen Krieger in den Wald geschickt haben, um die Lage zu prüfen. Dabei fanden sie eine Harpyie mit einem Pfeil erschossen. Aber da diese Wohlgesinnten nur zu dritt fliegen gehen wir natürlich davon aus, dass es mehrere waren, oder liege ich falsch? Und was die Kleidungsfrage betrifft, mach dir da keine Sorgen. Ich werde dir einen Katalog mitgeben vom Hermesversand. Somit wirst du innerhalb weniger Stunden alles haben, was du brauchst. Zu deiner Frage. Du warst eine Woche bewusstlos.“ Ich schluckte, eine Woche? Super und die anderen zwei Grazien hatten überlebt. Chiron merkte anscheinend, dass ich überlegte, und drückte mir einen Katalog in die Hand und deutete ihm zu folgen. Anstandslos stand ich auf und ging hinterher.
 

Vor einer Hütte, mit Ausblick zum See blieben wir stehen. „Fühl dich wie zu Hause Serena. Ruhe dich noch etwas aus. Wenn es Abendessen gibt, wirst du es an dem erklingenden Horn erkennen. Jetzt nickte ich nur und betrat mein neues »Heim«. Naja, es sah gar nicht so übel aus. Es war viel Platz vorhanden. Ein wunderschönes Bett stand in der Mitte, verziert mit Muscheln und Schnitzereien. An der einen Wand stand ein riesiger Kleiderschrank, zu meinem Vorteil. Und in einer Ecke, Regale und dazu ein Schreibtisch. Ich ließ mich auf die weiche Matratze fallen und besah mir den Katalog. Na dann konnte das Shoppen ja beginnen.

Erkundungen und kleine Peinlichkeiten


 

http://www.youtube.com/watch?v=3XKVe9C5tK0

/ Γ \ ~*~ / γάμ(μ)α \ ~*~ / γ \

"Das Glück ist wie die Sonne. Ein wenig Schatten muss sein, wenn es dem Menschen wohl werden soll."

- Otto Ludwig

/ Γ \ ~*~ / γάμ(μ)α \ ~*~ / γ \
 

Nachdem ich ausgiebig Klamotten ausgesucht hatte, hatte ich das dringende Verlangen endlich zu duschen. Ich wollte schon raus, um nach Gemeinschaftsduschen zu suchen, als ich eine schmale Tür an der Seite entdeckte. Die hatte ich gar nicht gesehen, als ich gekommen war. Als ich vorsichtig hineinblickte, bot sich mir ein Bild der Freude. Ein riesengroßes Bad, und ich hatte mich schon gewundert, warum die Hütte von außen so groß aussah.
 

An der gegenüberliegenden Wand thronte eine offene Dusche mit ebenem Steinboden. An der linken Seite waren gleich zwei Waschbecken und an der rechten setzte eine riesige Badewanne noch eins drauf. Ich kam mir plötzlich wie in einem fünf Sterne Hotel vor. Das Hauptzimmer war wunderschön, keine Frage aber es war keines Falls hiermit zu vergleichen.
 

Ich fragte mich, warum diese Hütte so hergerichtet war. Ja klar sie gehörte Poseidon einem der großen Drei aber dieser durfte keine Kinder mehr haben, genau wie Hades und Zeus. Jedoch schob ich es auf einen späteren Zeitpunkt, um darüber nachzudenken.
 

Endlich hatte ich meine Kleidung abgelegt und stieg in die riesige Dusche. Das warme Wasser lief über meinen Körper und ich entspannte mich sichtlich. Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen, denn ich war alleine und hatte Wasser zur Verfügung. Ich ließ das Wasser auf meine Hand prasseln und zog sie wieder aus dem Strahl raus, nahm jedoch das Wasser mit. Ich formte damit kleine Kreise und hatte sichtlichen Spaß. Ja ich beherrschte das Element Wasser und war doch keine Tochter des Poseidon. Meine Gedanken wurden getrübt, denn mein Vater kam mir in den Sinn. Ich vermisste ihn und dann erinnerte ich mich daran, als ich ihn das letzte mal gesehen hatte.
 

Schnell schüttelte ich den Kopf. Nein, ich durfte jetzt nicht darüber nachdenken. Es zählte jetzt erst einmal, dass ich in Sicherheit war. Eilig wusch ich mir meine Haare, da zu meinem Glück sogar kleine Shampoo Fläschen da standen. Hier wurde aber auch an alles gedacht. Erfrischt stieg ich wieder aus der Dusche und schnappte mir eines der riesigen Handtücher. Umwickelt damit ging ich zurück ins Hauptzimmer, jedoch stoppte ich, als ich sah, dass ein schwarzhaariger Mann Ende zwanzig auf meinem Bett saß. „Na fertig mit Duschen? Ich hoffe, du hast dich gut erholt. Aber damit wir gleich zur Sache kommen können, könntest du mir schnell deine Liste aushändigen. Dann kann ich gleich wieder los um…“ Schnell fuhr ich dazwischen. Dieser Redeschwall war ja nicht auszuhalten. „Stopp, stopp, stopp! Hätten Sie vielleicht die Ehre mir erst einmal zu sagen, wer Sie sind? Sie sitzen einfach hier, reden drauf los und haben sich nicht einmal vorgestellt.“ Mit verschränkten Armen stand ich nun genau vor diesem »Herren«. „Entschuldige, daran hatte ich nicht gedacht, da ich in der Annahme war, man hätte dir Bescheid gegeben. Mein Name ist Hermes und ich bin hier um deine Bestellung entgegen zu nehmen.“ Mir klappte der Mund auf. Hermes der Götterbote? Die nächsten Worte kamen nur noch stotternd von mir. „E … e … entschuldigen Sie. I … ich wusste nicht, also ich. Ja keine Ahnung.“ Ich glaube, so einen Mist hatte ich noch nie von mir gegeben. Wortlos drückte ich ihm den Katalog in die Hand und sah verlegen auf meine Füße. „Na dann wollen wir doch mal sehen, was du so möchtest.“ Hermes blätterte durch die Seiten, ohne sie auch nur wirklich anzusehen. „Gut, gut. Das wären dann 1200 Dollar.“ Aus dem Nichts erschien ein Abbuchungsgerät für Kartenzahlung. Eilig lief ich zu meinem Bogen. In ihm war am Griff ein kleines Fach, was man öffnen konnte und daraus zog ich die Kreditkarte. Mir war klar gewesen, dass es so viel sein würde. Schließlich hatte ich mich lange genug darauf vorbereitet. Ich steckte die Karte in das Gerät und die Bezahlung wurde abgeschlossen. Mit einem Fingerschnippen verschwand das Gerät wieder. „Du hast bezahlt und deine Kleidung ist schon in deinem Schrank.“ Der Götterbote zeigte auf diesen besagten. Vorsichtig öffnete ich eine Tür und er hatte recht. Der Schrank war knall voll. „Ich verabschiede mich wieder und wünsche dir noch einen angenehmen Aufenthalt in diesem Camp.“ Mit einem Augenzwinkern verschwand Hermes auch schon wieder aus der Tür. Völlig baff blieb ich zurück. Lief das hier denn immer so ab? Kopfschüttelnd wandte ich mich wieder zu meiner neuen Kleiderauswahl. Da es draußen ziemlich warm war, entschied ich mich für ein braunes Lederoberteil, welches komplett bauchfrei war. Dazu wählte ich die schwarze, knielange Hose, die ich heute schon anhatte. Zur Sicherheit zog ich mir noch Handschuhe an, bei denen die Finger frei waren. Man konnte ja nicht wissen. Vielleicht würde ich den Bogenschützen Platz benutzen können. Als auch endlich meine feuerroten Locken trocken waren, begab ich mich nach draußen.
 

Ich schlenderte über das Gelände, sah den einen beim Bogenschießen zu, den anderen beim Schwertkampf. Meine Füße trugen mich automatisch zu Chirons Hütte. Die Tür stand offen und die laute Stimme des Fusseltrinkers drang an mein Ohr. Na geil, was hatte der jetzt schon wieder? „Noch einmal keiner der gnädigen Herren da oben hat eine Ahnung zu wem sie gehört. Verdammt was macht dieses Gör dann hier?“ Oh wei, jetzt kann es ja lustig werden. Das hätte ich ihm vorher sagen können, dass keiner der Götter mich anerkennen würde. Aber es war jetzt noch besser das zu verschweigen. Plötzlich erklang eine ruhige, teils belustigte aber auch melodische Stimme an mein Ohr. „Mensch Rebenonkel, bestimmt will keiner sie anerkennen. Vielleicht ist sie nicht gerade der Brüller oder sie ist von einem der großen Drei.“ Diese Stimme war angenehm, sie zog mich direkt an. Vorsichtig, damit man mich nicht bemerkte, ging ich näher zur Türe um einen Blick zu erhaschen. Im Raum standen Chiron, der nicht zu übersehen war. Der Suffkopf war nicht in meinem Blickwinkel und dann sah ich ihn, von dessen Stimme ich so fasziniert war. Dort stand ein extrem gut gebauter Mann, dunkle Haare, die ihm etwas ins Gesicht hangen und ihm dadurch etwas Verwegenes gaben. Und dann sah ich seine Augen. Ein sattes Gold strahlte aus ihnen. Oh nein, Gold? Mein Blick glitt zu seinen Armen und dann entdeckte ich es. Das Sonnen Tattoo.

Neue Freunde & Wutanfall


 

http://www.youtube.com/watch?v=UBKeeRcTMyU

/ Δ \ ~*~ / δέλτα \ ~*~ / δ \

"Offenheit verdient immer Anerkennung."

- Otto von Bismarck

/ Δ \ ~*~ / δέλτα \ ~*~ / δ \
 

Es war so klar gewesen. Natürlich stand kein normaler Mann in der Hütte. Nein, nein es musste natürlich der größte Weiberheld unter der Sonne sein. Der Gott Apollon. Jetzt war mir auch klar, warum seine Stimme eine gewisse Anziehungskraft auf mich hatte. Aber so schnell, wie diese Faszination gekommen war, so schnell wich sie wieder, durch die Erkenntnis, wer er war und Ernüchterung machte sich breit. Er mochte ein Gott sein aber durch dass Wissen wer er war hatte ich nun keinerlei Sympathie mehr für ihn übrig. Ich verdrehte die Augen und hörte dem musikalischen Gott weiter zu. „Bestimmt ist sie ein hässliches Entlein und ihr Vater schämt sich für sie. Achtet auf ihre Talente, wenn sie welche besitzen sollte, und ihr werdet wissen, zu wem sie gehört.“ Diese unverschämte Aussage lies ich natürlich nicht auf mir sitzen und trat durch die Tür in die Hütte und plötzlich blickten mich drei Augenpaare an.
 

Der Solariumwicht sprach mich natürlich zuerst an. „Oh was für ein wunderschöner Anblick in diesem Raum. Ich war ja schon überzeugt, dass es hier Schönheiten gibt, aber du bist bestimmt die Krönung dieses Camps.“ Ein anzügliches Grinsen legte sich auf seine Lippen. Dem würde ich jetzt einen Strich durch die Rechnung machen. „Ihnen ebenfalls einen schönen Tag Apollon. Nur um es mal zu bemerken ich bin das »hässliche Entlein«, von dem sie gerade gesprochen haben. Außerdem würde ich es Ihnen wärmstens empfehlen sich einen anderen Anmachspruch auszudenken. Es wundert mich, dass Sie mit so einem Spruch so viele Frauen an Land gezogen haben. Mit Eros haben sie es sich, wegen ihres Mundwerkes eh schon verscherzt. Bestes Beispiel dafür wäre dann wohl Daphne. Somit gebe ich Ihnen den Rat, solche bemerkenswerten Aussagen, sich in meiner Gegenwart zu ersparen, denn sie ziehen nicht.“
 

Es herrschte Totenstille, nachdem ich meine Kundgebung beendet hatte. Keine Sekunde später grölte Dionysos los und hielt sich den Bauch vor Lachen. Wenigstens etwas, was er an mir nicht zu meckern hatte. Die Augen von Apollon sahen mich erst erstaunt an aber dann verfinsterte sich sein Blick. „Du bist dir hoffentlich bewusst, dass ich immer noch ein Gott bin, vor dem man eine gewisse Höfflichkeit zu haben hat.“ Eigentlich hätte ich jetzt gerne gelacht, aber da ich spürte, dass es eher unangebracht war, lies ich es. Dafür konterte ich lieber mit Worten. „Ich bin mir durchaus bewusst, dass sie der Sonnengott Apollon sind. Und wie ich bemerken muss, habe ich Sie ruhig und höfflich angesprochen. Meine Worte waren wenn dann nicht die charmantesten. Aber um genau zu sein, ich mag zwar bloß eine Halbgöttin sein, jedoch lasse ich mir nicht jede Anmache gefallen.“ Herausfordernd blickte ich Apollon mit verschränkten Armen entgegen. Von diesem Schnösel würde ich mir das nicht bieten lassen. Anscheinend hatte es seine Wirkung nicht verfehlt, denn er setzte sich mit überheblichem Gesichtsausdruck in einen der Sessel.
 

Chiron kam zu mir und führte mich zur Tür hinaus. „Serena, es ist so, dass dich keiner der Götter anerkennt. Warum wird sich vielleicht zeigen. Somit kann ich dir leider keinerlei Informationen über deinen Vater geben. Aber es wird bald Abendessen geben. Du kannst dich hier gerne noch etwas umschauen. Zum Essen musst du einfach da hin, wo die Restlichen hinlaufen, wenn das Horn ertönt.“ Schulterzuckend folgte ich seiner Anweisung und ging.
 

Als ich so durch das Camp schlenderte, trugen meine Füße mich automatisch zum Bogenschützen Platz. Dieser war jedoch wie ausgestorben, bis auf zwei Mädchen die kläglich versuchten das Ziel zu treffen. Ich sah eine Weile zu und entschloss mich dann ihnen zu helfen. Anscheinend hatten sie gehört, dass ich komme, denn beide drehten sich um. „Hey ihr zwei. Soll ich euch vielleicht etwas helfen?" Die blonde Schönheit mit den strahlenden blauen Augen ergriff zu erst das Wort. „Ich glaube, da kann uns keiner mehr helfen. Sag mal kann es sein, dass du die Neue aus der Poseidon Hütte bist?“ Grinsend antwortete ich ihr. „Ja ich bin die Neue. Bin aber keine Tochter des Poseidon. Die des Hermes ist leider überfüllt. Chiron brachte mich deswegen in der anderen unter, da ich noch unentschieden bin. Aber du darfst mich gerne Serena nennen. Die Neue, das klingt so merkwürdig.“ Wieder ergriff die Schönheit das Wort. „Entschuldigung wir haben uns gar nicht vorgestellt. Also ich heiße Maya und bin die Tochter des Apollon. Hier neben mir das ist Kathleen und ist die Tochter des Hephaistos.“ Super ein Kind des extrovertierten Tänzers. Naja aber sie war freundlich und machte mir nicht den Anschein irgendwelche Ähnlichkeiten mit ihrem Vater zu haben. Wenigstens was seine Ader zu überaus unangebrachten Sprüchen betraf. Jetzt erst blickte ich auch das andere Mädchen an. Sie hatte was. Ihr dunkles Haar war zu einem Zopf gebunden und ihre warmen braunen Augen blickten mich interessiert und herzlich an. „Na dann hallo zusammen. Deinen Vater habe ich übrigens gerade selber getroffen.“ Man merkte, das Maya versuchte im Erdboden zu versinken. „Oh bei den Göttern nicht wirklich oder? Was macht der hier? Er hat bestimmt wieder einen seiner Anmachen rausgelassen. Wie peinlich.“ Allen Anschein nach war sie auf ihren Dad nicht gut zu sprechen. Ich konnte es ihr nicht verübeln. Wäre mein Vater so ein Frauenheld, wäre ich wahrscheinlich auch peinlich berührt. „Sagen wir es so, er hat es versucht kam aber damit nicht weit. Aber um zum eigentlichen Thema zurückzukommen. Soll ich euch helfen? Denn ich kann von mir nicht behaupten, dass ich schlecht im Bogenschießen bin.“ Obwohl ich mit Kathleen kein Wort gesprochen hatte, stellte sie sich in Position und Maya machte es ihr nach. Dann wollten wir mal anfangen. Als Erstes ging ich zu Hephaistos Tochter. „Du hast eine wunderbar ruhige Hand, eigentlich perfekt, du hältst deinen Arm nur nicht im richtigen Winkel.“ Während ich sprach, brachte ich ihren Arm in die richtige Position. „Und jetzt visier dein Ziel und lass los.“ Gesagtes tat sie. Und was soll ich sagen sie traf. Jubelnd hüpfte Kathleen auf der Stelle und viel mir ohne Vorwarnung um den Hals. „Danke, danke, danke. Ich glaub es nicht. Ich hab getroffen.“ Strahlend löste sie sich von mir und versuchte es gleich weiter. Nun war Maya an der Reihe. „Bei dir ist es genau anders herum. Du hast eine perfekte Haltung, so wie man es von einer Tochter des Apollon erwartet.“ Auch wenn ich es ungern zugab, er mochte zwar ein Macho sein, aber seine Künste beherrschte er tadellos. Klar er war ja auch ein Gott. Dann fuhr ich fort. „Du zitterst bloß zu viel, bist unruhig. Wenn der Pfeil gespannt ist, dann stabilisiere ihn mit deinem Mund. Und jetzt probier es.“ Und wie bei Kathleen ging der Pfeil direkt ins Schwarze. Ich wusste doch, dass ich helfen konnte. Maya sah einfach nur baff auf die Zielscheibe. Als sie sich wieder zu mir drehte, zierte ein Lächeln ihr Gesicht. „Ich kann es nicht fassen. Du hast es mit zwei kleinen Handgriffen geschafft, dass wir treffen. Hast du vielleicht Lust beim Abendessen heute bei uns zu sitzen?“ Eifrig nickte ich. „Natürlich, gerne. Ich würde mich freuen. Ansonsten würde ich wahrscheinlich alleine sitzen und von jedem begafft werden, weil ich die »Neue« bin.“
 

Nachdem beide noch etwas geübt hatten, setzten wir uns auf eine anliegende Bank und unterhielten uns. Diesmal fing Kathleen an zu reden. „Sag mal Serena, hast du wirklich keine Ahnung, wer dein Vater sein könnte? Also ich mein du wirst doch bestimmt irgendwelche Talente haben die hervorstechen wie bei uns. Ich zum Beispiel bin durch und durch wie mein Vater. Die Schmiedekunst und das Feuer sind genau mein Ding. Ich beherrsche es einfach. Leider meinen viele ich würde nur da hocken und irgendwelche Sachen zusammen basteln. Du bist ziemlich begabt, was das Bogenschießen angeht, aber eine Tochter von Apollon bist du wohl nicht. Der erkennt grundsätzlich jedes seiner Kinder an, damit alle sehen können, wie viel Frauen er schon hatte.“ Beim letzten Satz verdrehte Hephaistos Tochter die Augen. Nein dessen Tochter war ich definitiv nicht. Leider musste ich jetzt auch die zwei anlügen. Es war einfach noch nicht an der Zeit, dass die Wahrheit rauskam. „Nein ich habe wirklich keine Ahnung, wer mein Dad ist. Jedoch bin ich mit dem Wissen, eine Halbgöttin zu sein, aufgewachsen. Und was meine Talente betrifft, kann man sich auch auf nichts festlegen. Den Bogen beherrsche ich, jedoch habe ich es auch nur gelernt. Der Schwertkampf ist ebenfalls etwas, was ich sehr gut kann. Wiederum schreibe ich, singe und tanze für mein Leben gern. Zusätzlich liebe ich die Natur. Den Geruch des Waldes. Die Bäume, die Blumen und Wiesen. Mein Stiefdad Frank brachte mir auch noch die Schmiedekunst bei da er, wie du Kathleen ein Kind von Hephaistos ist. Wie ihr seht, man kann nicht wirklich zuordnen, zu wem ich gehöre.“ Zwei Augenpaare starrten mich fassungslos an und dann sprudelte es aus Maya nur so heraus. „Das ist ja unglaublich. Das hört sich an, als wärst du eine extrem lustige Mischung aus vielerlei Göttern. Also meinst du, du könntest mir eventuell auch beim Schwertkampf helfen? Weil ja also … naja … da bin ich halt auch nicht die Begabteste. Wenn demnächst wieder das Flaggen erobern stattfindet, wäre es echt von Vorteil mal eine bessere Leistung abzugeben. Aber warte mal, deine Mam ist mit einem Halbgott verheiratet?“ Schallend fing ich zu lachen an. Die Worte kamen alle so voller Begeisterung aus ihr raus, bis sie realisiert hatte, dass mein Stiefvater ebenfalls ein Halbgott ist. Als ich mich endlich wieder beruhigt hatte, konnte ich ihr die gewünschte Antwort geben. „Natürlich, ich helfe dir gerne. Und ja er ist ein Halbgott. Meine Mam heiratete ihn, als ich zwei war. Seitdem leben wir zusammen und ich muss ehrlich gestehen, dass ich ihn nicht nur als meinen Stiefvater sehe, sondern als Richtigen. Er half mir egal, was war. Brachte mir alles, bei was er wusste. Aber eines muss ich euch sagen, ich bin der festen Überzeugung, dass wir drei super Freunde werden.“ Bevor eine der beiden sprechen konnte, erklang ein Horn. Das Zeichen für das Abendessen. Ohne weiter auf meinen Satz einzugehen, hakte sich jeder der beiden bei mir ein und zogen mich mit in Richtung Speisesaal. Das war mir Antwort genug und ich lies mich nur zu gerne mitziehen.
 

Als wir ankamen, strömten von allen Seiten Teenager her. Wow. Ich war echt überwältigt, dass es gleich so viele waren. Meine zwei neuen Freundinnen zogen mich zu einem Tisch und setzten sich. Lange herrschte Stille zwischen uns, bis das Gewusel um uns herum sich dem Ende neigte. „Pass auf Serena jetzt wirst du staunen.“ Die Stimme, der Schmiede Tochter war leise, jedoch hörte man das Lachen aus ihr heraus. Als endlich einigermaßen Ruhe eingekehrt war, betraten Chiron und der Rebenonkel den Saal. Hinter ihnen kam plötzlich noch jemand durch die Tür. Oh nein auch noch der. Jetzt musste ich den Romanzenkiller beim Essen ertragen. Von allen Seiten kamen kreischende Mädchenstimmen. Es war so hervor sehbar gewesen. Apollons Augen gingen durch die Scharen weiblicher Fans. Hier und da zwinkerte er welchen zu. Anderen gab er einen kurzen Wink. Dann blieben seine Augen an mir hängen. Demonstrativ strecke ich ihm die Zunge raus. Es mochte keine Glanzleistung sein, aber besser wie gar nichts. Wieder einmal bemerkte ich wie Maya sich, ein imaginäres Loch buddelte. „Das kann doch nicht sein. Bitte. Es ist so peinlich, wenn er das macht. Hätte ich nicht einen anderen Vater haben können?!“ Erstaunt blickte ich sie an. Sie schämte sich wirklich in Grund und Boden. Zaghaft nahm ich ihre Hand. „Einfach ignorieren. Macht er das denn öfters? Also, dass er hierher kommt.“ Zu meinem Leitwesen kannte ich die Antwort schon. „Ja verdammt. Genau deswegen ist es ja so peinlich. Hin und wieder kommt er für zwei bis drei Tage her. Flirtet mit jedem Mädchen, das im Camp rumläuft, steigt mit der ein oder anderen ins Bett und dann verschwindet er einfach wieder. Und diese dummen Gänse laufen ihm trotzdem noch nach, obwohl sie genau wissen, dass er nur seinen Spaß will.“ Ich hatte ihn ja schon für schlimm gehalten aber das war wirklich die Krönung. Als sich auch die drei Herrschaften zu ihrem Tisch begeben hatten, der gerade mal zwei Meter von unserem entfernt war, klatsche Dionysos einmal in die Hände. Auf den Tischen erschienen Platten mit allerlei Essen. War ich hier denn in Hogwarts? Egal. Es war Essen und ich hatte wirklich einen Bärenhungern.
 

Mein Bauch war gut gefüllt und ich wollte mich gerade an den Nachtisch ran wagen da hörte ich Dionysos leise reden. „Na Brüderchen immer noch sauer wegen der Kleinen? Bestimmt ist sie in Wirklichkeit deine Tochter und du erkennst sie nur nicht an, weil du sie eigentlich extrem scharf findest.“ Der Hohn und Spot machte sich nur zu deutlich bemerkbar. „Tha ich und auf die stehen. Nie im Leben. Und meine Tochter kann sie gar nicht sein. Schau sie dir nur an. Die kann nicht mal ansatzweise einen Bogen halten. Das sehe ich genau. Ich hab halt einfach einen Blick dafür.“ Wut brodelte in mir hoch. Ich ließ mir viel gefallen, jedoch nicht, dass ich etwas nicht beherrschte. Anscheinend hatten die anderen zwei die Worte auch verstanden und sahen mich entsetzt an. „Eine Frage Maya. Hast du etwas dagegen, wenn ich deinem lieben Vater jetzt kräftig in den Arsch trete?“ Stumm schüttelte sie den Kopf und gab mir somit das Zeichen, das ich loslegen konnte. Eilig rumpelte ich von der Bank auf und lief stapfend aus dem Speisesaal. Ich merkte genau, wie alle Augen auf mir lagen, aber das war mir gelinde gesagt, scheiß egal. So schnell ich konnte, lief ich zu meiner Hütte. Riss die Tür auf, schnappte mir meinen Bogen und meinen Köcher. Keine Sekunde später verschwand ich wieder. Schon im Lauf spannte ich einen Pfeil. Die Türe stand immer noch offen. Auf dem Tisch der zwei Götter und des Zentaur standen Äpfel. Das perfekte Ziel. Einen nahm sich der überhebliche Musensammler und legte ihn auf seinem Teller ab. Zu meinem Glück wandte er sich erst noch an seinen Halbbruder und dann schoss ich. Der Pfeil bohrte sich zielgenau in den wunderschönen, roten Apfel. Alle Blicke hafteten bestürzt auf mir, die des Sonnengottes mit eingeschlossen. „Werter Apollon ich schätze es nicht wenn man behauptet ich könne etwas nicht, von dem ich weiß, dass ich dieser Eigenschaft fähig bin. Auch nicht von Ihnen oh göttlicher Sonnenschieber.“ Hätten Blicke töten können, dann wäre er wohl auf der Stelle umgefallen. Mit einem letzten zerstörenden Blick machte ich kehrt und verschwand in den Wald.

Wiedersehen


 

http://www.youtube.com/watch?v=QlNQD98lfUY

/ Ε \ ~*~ / έψιλον \ ~*~ / ε \

"Feuer, Luft, Wasser, Erde sind im Menschen, aus ihnen besteht er. Vom Feuer hat er die Wärme, Atem von der Luft, vom Wasser Blut und von der Erde das Fleisch; in gleicher Weise auch vom Feuer die Sehkraft, von der Luft das Gehör, vom Wasser die Bewegung, von der Erde das Aufrechtgehen."

- Hildegard von Bingen

/ Ε \ ~*~ / έψιλον \ ~*~ / ε \
 

Immer noch aufgebracht erreichte ich einen kleinen Fluss, der durch den Wald lief. Ich ließ meinen Bogen fallen. Aus lauter Wut machte ich mir das Wasser zu eigen und schlug einen kräftigen Strahl gegen den nächsten Baum. „Warum müsst ihr Götter immer so verdammt arrogant sein?“ Meine Worte hallten durch den Wald. „Naja ich würde sagen, weil wir unsterblich sind.“ Ich zuckte zusammen und schreckte herum. Doch als ich sah wer da vor mir stand weiteten sich meine Augen. Ich lief los und fiel demjenigen stürmisch um den Hals. „Ganz ruhig Kleines. Was regt dich denn so auf, dass du schon wieder mit Wasser um dich schlägst.“ Ich konnte nicht antworten. Das Einzige was ich raus brachte waren fünf Wörter. „Was machst du hier Apollo?“ Ein breites Grinsen legte sich auf die Züge des römischen Gottes. „Ich wollte einfach mal schauen, wie es dir geht.“ Vorsichtig rückte er ein Stück von mir ab und deutete mir mich zu setzten. Folglich tat ich, was er wollte, und setzte mich an den Rand des Baches. Meine Wut war wie verflogen. Es tat so unheimlich gut, ein bekanntes Gesicht zu sehen. „Also jetzt sag schon. Was machst du wirklich hier? Außerdem wie bist du hier reingekommen?“ Lachend gesellte sich der Gott der Musik zu mir. „Ich bin ein Gott. Somit komme ich auch durch die Grenzen des Camps. Außerdem wollte ich wirklich nach dir sehen. Aber erzähl du mir lieber, worüber du dich so auslassen musstest." Genervt verdrehte ich die Augen, denn mir viel wieder der Grund meiner üblen Laune ein. „Über dich.“ Erstaunt zog Apollo eine Augenbraue nach oben. „Warum über mich? Ich habe dir doch gar nichts getan.“ Ein Seufzen verließ meine Lippen. „Ich meinte ja auch nicht dich persönlich, sondern den griechischen, arroganten Idioten, der zufällig denselben Namen trägt wie du, wenn man das N am Ende nicht beachtet.“ Ein schlichtes „Oh“ verließ seine Lippen. „Da kann man nicht mehr oh sagen, Apollo. Du bist ja schon ein Weiberheld aber der? Der sprengt alle Maßstäbe. Er ist der unverschämteste, verzogenste, ekelhafteste Kerl, der mir jemals begegnet ist.“ Die Wut kochte wieder hoch und ich stampfe kräftig mit dem Fuß auf. Als hätte man einen Felsen in den Bach geworfen, spritze das Wasser in alle Richtungen. Ganz sacht legte Apollo seine Hände auf meine Schultern und augenblicklich wurde ich ruhiger. „Ganz ehrlich Serena hättest du mich jetzt erst kennengelernt, würdest du wahrscheinlich nichts anderes über mich denken. Ich habe nur den Vorteil, dass ich dich kenne, seitdem du zehn bist.“ Mit verschränkten Armen blickte ich ihm entgegen. „So ein Schwachsinn! Ja gut. Wir kennen uns, seit ich zehn bin und ich weiß, dass du gerne Frauen aufreißt. Aber der Andere hüpft ja feuchtfröhlich durch die Campbetten.“ Der Angesprochene lehnte sich zurück und seufzte. „Achja das waren noch Zeiten. Hin und wieder im Camp vorbeischauen, recht gerne bei den Venustöchtern.“ Bevor er weiter in Erinnerungen schwelgen konnte, verpasste ich ihm einen Fausthieb auf die Schulter. „Für was war das denn?“ Meine Augen funkelten ihm entgegen. „Du erzählst mir jetzt nicht, dass du genauso warst?“ Abwehrend hob Apollo die Hände. „Mensch, Rena ich hatte meine Midlife-Crisis. Jeder von den Göttern war schon mal so drauf. Egal ob Griechische oder Römische.“ Leise weiter meckernd setzte ich mich wieder zum Rand des Baches und formte kleine Kreise mit dessen Wasser. „Aber sag mal Apollo, du willst doch noch irgendetwas. Ich spür es.“ Meine Worte waren nicht laut und ich blickte ihn auch nicht an. Jedoch war ich mir sicher, dass er mich verstanden hatte. Leise fast lautlos begab er sich zu mir. „Ich soll dir das hier geben.“ Er hielt mir eine kleine Schatulle hin. Mein Herz klopfte bis zum Anschlag, denn mein Gefühl sagte mir, von wem es war. Zaghaft nahm ich das kleine Schächtelchen in meine zitterten Hände. Als der Deckel weg war, strömte mir eine Meeresbrise entgegen und flutete meine Sinne. Eine lautlose Träne wand sich meine Wange hinab, als ich ehrfürchtig über das Kleinod strich. „Vater.“ Es war das Einzige, was ich zustande brachte. Eilig klappte ich das Kästchen wieder zu und legte es demonstrativ zur Seite. „Warum jetzt? Er hat sich all die Jahre nicht gemeldet nicht einmal in meinen Gedanken. Er interessiert sich doch gar nicht mehr für mich.“ Mit einer Ernsthaftigkeit, die ich von ihm gar nicht kannte, blickte mich Apollo an. „Hör auf Serena! Du weißt genau, dass er sich für dich interessiert und sich auch um dich sorgt. Meinst du denn wirklich, ich bin damals, einfach so auf euch gekommen? Dein Vater schickte mich zu dir. Um dich zu lehren, wie man einen Bogen benutzt. Du solltest dich verteidigen können, wenn es darauf ankommen sollte. Natürlich habe ich dich auch so gemocht und ging auch gerne zu dir. Aber dein Vater gab den Anstoß dazu und niemand anderes. Außerdem ist dir in deinem Köpfchen ganz genau klar, warum er sich nicht meldet.“ Erschrocken über seine Worte starrte ich ihn an. Dad hatte ihn zu mir geschickt, als ich klein war? Tausend Gedanken schossen mir durch den Kopf und Apollo merkte, dass es an der Zeit war, mich alleine zu lassen. Noch einmal legte er seine warmen Hände auf mein Schultern. „Wenn du etwas brauchst, dann ruf nach mir. Ich helfe dir, auch wenn es darum gehen sollte, meinem griechischen Gegenstück in den Hintern zu treten. Denke einfach an mich und ich bin bei dir.“ Mit diesen Worten verschwand er. Lange saß ich noch am Ufer des kleinen Flusses und fuhr immer wieder mit meinen Fingern über das Fußkettchen, in der Schatulle, das einen Anker als Anhänger zierte.

Party mit falschen Tönen


 

http://www.youtube.com/watch?v=sarEjplw0Cc

/ Ζ \ ~*~ / ζήτα \ ~*~ / ζ \

"Musik beginnt nicht mit dem ersten Ton, sondern mit der Stille davor, und sie endet nicht mit dem letzten Ton, sondern mit dem Klang der Stille danach"

- Giora Feidman

/ Ζ \ ~*~ / ζήτα \ ~*~ / ζ \
 

Nach gefühlten Stunden kam ich endlich an meiner Hütte an und erblickte vor ihr zwei Gestalten. „Da bist du ja endlich. Wir haben dich schon gesucht.“ Eine völlig überdrehte Maya, kam mir entgegen. An der Tür stand immer noch die andere Person. Es war Kathleen. Hatten die etwa die ganze Zeit auf mich gewartet? „Ja da bin ich wieder.“ Ich betrat die ersten Stufen der Treppe zu meiner Behausung. „Wie lange war ich eigentlich weg?“ Etwas verwirrt über den Überfall der zwei stellte ich diese Frage. Sie war sogar ernst gemeint. Ich hatte kein Zeitgefühl, wenn ich am Wasser saß. Kathleen öffnete für mich die Türe und schob mich mit Maya hindurch. „Wir müssen dir unbedingt was erzählen. Setz dich erst einmal hin. Irgendwie siehst du etwas durch den Wind aus.“ Kathleens Worte kamen ruhig bei mir an und ich ließ mich auf mein Bett nieder. „Wow! Das ist also die Poseidon Hütte. Dass der einer der großen Drei ist, merkt man sofort.“ Die Tochter des Apollon sah sich um und bewunderte alles. Jedoch interessierte mich jetzt etwas anderes. „Ja es ist schon beeindruckend aber erzählt mir doch lieber, was so wichtig ist. Außerdem hat keiner von euch meine Frage von vorhin beantwortet.“ Anscheinend merkte Maya jetzt erst, warum sie gekommen waren. „Oh natürlich. Also du warst zwei Stunden weg. Wo warst du überhaupt?“ Bevor ich antworten konnte, setzte sich die Blondine schon neben mich und redete fröhlich weiter. „Ach, ist ja egal, wo du warst. Es gibt Wichtigeres. Du hast das ganze Camp zum Staunen gebracht. Wir alle dachten ja, dass mein Dad einen Wutanfall schieben würde, nachdem du weg warst." Ich nickte, davon war ich auch ausgegangen. Er mochte zwar ein Arsch sein aber immer noch ein göttlicher. So einer ließ es sich eigentlich nicht gefallen, wenn ein Halbblut sich dementsprechend ihm gegenüber verhielt. Weiter lauschte ich den Worten, denn jetzt erhob Kathleen ihre Stimme. „So viel zu unseren Gedanken. Was Apollon aber dann machte, war völlig unerwartet. Wir hatten ja wirklich mit allem gerechnet. Dass irgendwas durch die Gegend fliegen würde oder etwas explodiert. Eine Reaktion einfach. Es kam keine. Er blickte dir einfach starr hinterher. Nachdem es sich im Saal wieder beruhigt hatte, und alle sich wieder ihrem Essen zuwandten, ist er wortlos aufgestanden und gegangen. Seitdem ist er weg und wird wahrscheinlich wieder auf den Olymp zurückgekehrt sein. So einen Mut hätte keiner gehabt, ihm derartig die Stirn zu bieten. Das ganze Camp spricht darüber.“ Mit offenem Mund starrte ich beide an. Maya nickte nur und bestätigte somit Kathleens Aussage. Er war ein verdammter, arroganter Idiot aber genau aus diesem Grund hätte ich eine andere Reaktion erwartet. Wie Kathleen es schon erwähnt hatte, irgendwas halt. Mit allem hätte ich gerechnet, sogar damit, dass er den Vorfall einfach überspielt und gewohnt hochmütig in die Runde lächelt.
 

Mayas helle Stimme riss mich wieder aus meinen Gedanken. „Denk darüber jetzt nicht weiter nach. Du darfst ihm gerne noch einmal so entgegen treten. Meine Erlaubnis hast du.“ Sie zwinkerte mir zu und bewegte sich in Richtung Kleiderschrank. Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden, zog sie die Türen auf. „Super.“ Freudestrahlend drehte sie sich wieder mir entgegen. „Wir haben genügend Auswahl um dich herzurichten.“ Eine Augenbraue von mir zuckte nach oben. Was in Gottes Namen meinte sie? Aber darauf sollte ich wohl noch kommen, als Kath mich nach oben zog und ebenfalls zum Schrank führte. Ohne weitere Beachtung mir gegenüber kramten beide plötzlich in meinem Schrank rum. Sie zogen das eine oder andere Teil raus und hängten es wieder zurück. So ging das Ganze eine Zeit lang, bis es mir dann doch zu bunt wurde. „LADYS!“ Beide stoppten in ihrer Diskussion, ob ein schulterfreies oder ein ausgeschnittenes Oberteil besser währe, und sahen mich verblüfft an. „Es währe von großem Vorteil, wenn ihr mir endlich verraten würdet, was das hier,“ und ich fuchtelte mit meinen Händen gen Schrank. „werden soll. Ihr plant ein Outfit nach dem anderen für mich und ich weiß nicht einmal wofür.“ Jetzt begriffen sie. Als würde gerade über ihnen eine imaginiere Lampe an gehen, hüpften sie zu mir. Alle beide hakten sich bei mir ein und zogen mich genau vor den Schrank. „Na was denkst du denn? Eine Party steht an und du wirst die Hauptattraktion.“ Ich verzog die Lippen, als Maya diese Worte quirlig von sich gab. „Bin ich seit Neusten im Zirkus? Warum bin ich auf einer Party die Attraktion? Ach ja, ich verstehe. Ich bin der Löwe und ihr zwei seit meine Löwenbändiger.“ Verstehend und mit dem passenden Sarkasmus in der Stimme sah ich beide an. Kath lachte sich neben mir kaputt. Da sie dann doch ihre Stimme wieder fand, beantwortete sie mir meine Fragen. „Du weißt genau, was Maya gemeint hat. Seit dem Abendessen ist jeder mehr oder weniger von dir beeindruckt. Du kennst hier ja noch niemanden außer uns zwei und da dachten wir mit ein paar anderen, dass wir eine Party schmeißen. So kannst du die Anderen im Camp besser kennenlernen und die dich. Und mit Bändiger hast du nicht einmal ganz Unrecht. Wir müssen nämlich dringend deine Haare unter Kontrolle bringen. Wir sind jetzt dazu da, dass du einen glanzvollen Auftritt hinlegst.“ So war das also. Eine Party konnte ja nicht schaden. Aber ich wollte nicht wirklich im Mittelpunkt stehen und schon gar nicht aufgemotzt wie eine Puppe. Dies wollte ich den beiden auch sofort klar machen. „Damit wir drei uns verstehen. Punkt eins ich lass mich nicht mit Make-up vollkleistern. Punkt zwei meine Kleidung wird dezent sein, denn ich bin immer noch im Camp und nicht auf einem Laufsteg. Zu guter Letzt und damit Punkt drei, ich werde von euch zwei nicht jedem vorgestellt. Ich kann auch selbst auf die Leute zu gehen.“ Meine Regeln waren verkündet und somit verschränkte ich die Arme vor meiner Brust. „Aber Serena. Du hast doch so wundervolle Kleider und schau nur hier dieses Oberteil….“ Ich ließ Maya gar nicht weiter reden und nahm ihr das meeresblaue Kleid aus der Hand, was sie während dessen genommen hatte. „Ich weiß sehr genau, dass ich solche Kleidung besitze, aber die sind nicht für das Camp gedacht, außer es stehen irgendwelche Besonderheiten an. Maya du brauchst gar nicht nach Luft schnappen, das ist kein besonderer Anlass, sondern nur eine Party.“ Schmollen schob die Angesprochene eine Lippe vor. Ich ging gekonnt an beiden vorbei zu meinem Schrank. Nach eingehender Inspektion, meiner Sachen, zog ich ein weißes Shirt mit Aufdruck heraus. Ebenfalls fand ein schwarzer Blazer den weg in meine Hände dazu noch eine passende Jeans Short und fertig. Meine Auswahl wurde gründlich begutachtet. „Naja ok du hast recht. Für den ersten Abend ist das wohl angemessener. Um deine Haare möchte ich mich aber kümmern. Bitte, bitte, bitte.“ Mit Hundeaugen wurde ich von Maya flehend angesehen. Ich ergab mich und nickte beiden zu, als Zeichen, dass sie loslegen konnten.
 

Die ganze Prozedur zog sich über eine Stunde hin und es war schon halb elf. Ich kam mir vor, wie ein Model das von allen Seiten hergerichtet wurde. Erst Duschen, dann Haare und Make-up. Zu meinem Glück hatte ich mir bei Hermes nicht nur Kleidung, sondern auch anderes bestellt. Föhn, Make-up, Zahnbürste und so weiter. „Sagt mal wann geht denn diese Party los. Ihr seit euch hoffentlich bewusst, dass es schon halb elf ist.“ Während Kath meine Haare flocht, kam Maya mit einem Paar Ohrringe. „Die geht um elf los. Bei uns gelten nicht die Gesetze von draußen. Wir können also feiern so lange, wie wir möchten. Die einzige Bedingung ist, dass die Anwesenden mindestens sechszehn sind.“ Während sie sprach, steckte sie mir vorsichtig die kleinen Stecker in die Ohren. Ich durfte mich ja nicht bewegen. Klare Anweisung von beiden. Nach gefühlten Stunden war ich endlich fertig und durfte mich begutachten. War das wirklich ich? Ich musste ihnen ein Lob aussprechen. Leichtes Make-up, wie ich es wollte. Meine Haare waren zu einem lockeren Seitenzopf geflochten. Einzelne Strähnen hangen heraus. Allem in allem war ich zufrieden. Nicht zu aufgedonnert und doch sehr schön.
 

Zehn Minuten später fanden wir uns vor einem Gebäude. Es war nicht groß aber wiederum auch nicht klein. Mit meinen Worten würde ich es wohl Mehrzweckhalle nennen. So etwas war es dann auch, wie mir meine zwei Tomtöre bestätigten. Die Musik hallte bis zu uns nach draußen und als wir die Türen öffneten drang warme Luft entgegen. Der einzelne Raum war gut gefüllt. In einer Ecke stand eine Bar, an der sich die Jugendlichen frei bedienten. Genau gegenüber der Tür, war sogar eine kleine Bühne aufgebaut. Ich sah mich um, kannte allerdings niemanden. Wie auch ich hatte mich ja noch niemandem richtig gezeigt. Links von mir entdeckte ich eine Couch und steuerte kurzerhand darauf zu. Als ich mich niederließ, atmete ich erleichter auf. „Wir sind gleich wieder da Serena. Wir begrüßen nur kurz ein paar.“ So schnell, wie die Worte der Apollon Tochter gekommen waren, so schnell waren Maya und Kathleen weg.
 

Eine Weile saß ich da und betrachtete die Menschen im Raum. Sah ihnen dabei zu, wie sie tanzten oder sich Getränke holten. In meinen Gedanken versunken erschrak ich, als mir ein Glas unter die Nase gehalten wurde. Ich blickte auf und sah braunen Augen entgegen die zu einem breit grinsenden Typen gehörten. „Hier du Schönheit aller Schönheiten. Dein Glanz erfüllte den Raum, sodass ich nicht drum rum kam, dir eine herrliche Erfrischung anzubieten. Genauso herrlich, wie du es bist.“ Meine Augenbraue zuckte gefährlich nach oben. Woher kannte ich bloß diese infantile Wortwahl? Es dämmerte mir und ich begriff. „Du bist wohl ein Sohn des Sonnenschiebers.“ Es war eine Feststellung, jedoch nahm mein Gegenüber diese Aussage, eher als Frage auf. „Natürlich bin ich ein Sohn des großen Apollon. Das merk man doch sofort. Wir strahlen den selben Charme auf so anmutige Wesen wie dich aus.“ Er schenkte seinen Worten so viel Selbstüberschätzung, dass er sich neben mich gleiten ließ und seinen rechten Arm um meine Schulter legte. Genauso überheblich wie sein Vater. Ich drehte mich zu ihm und sah ihm tief in die Augen. Das etwas kühle braun, blitze einem regelrecht entgegen. „Nun du holder Gentleman. Deine Worte lösen bei mir so etwas Hervordringendes aus, was ich unbedingt los werden muss.“ Meiner Aussage Taten folgend, legte ich eine Hand auf seinem Oberschenkel ab. Sein prahlerisches Grinsen ging noch weiter auseinander. Ich wollte gar nicht wissen, an was dieser Kerl dachte. Langsam kam ich seinem Gesicht näher. Meine Lippen wanderten sacht an sein Ohr und mein warmer Atem streifte es. Ich spürte den Schauer, den ihn durchzuckte. Dann öffnete ich meinen Mund und ließ Sätze hervorgehen. „Du bist genauso überheblich wie dein Vater mein Lieber. Er hat nicht weniger versucht mich um den Finger zu wickeln mit diesem widerlichen Gesäusel. Lass es einfach. Ich bin keins dieser Mädchen das dir gnadenlos verfällt. Und dieses aufkommende Gefühl nennt sich zufällig Würgereiz.“ Schmunzelnd ließ ich von ihm ab und fiel zurück in die Kissen der Couch. Völlig verduzt blickte er mich an. Er verstand anscheinend nicht, dass ich null Interesse hatte.
 

„Lass sie in Ruhe Philipos!“ Meine zwei neuen Freundinnen kamen auf uns zu und Maya fuhr den jungen Mann barsch an. „Geh zu deinen Weibern die dich anhimmeln. Du bist genauso ein ekelhafter Schleimer wie Vater. Außerdem sie hier,“ sie zeigt auf mich. „ist zufällig diejenige, die sein Essen mit einem Pfeil aufgespießt hat.“ Erschrocken wich er zurück. „Du warst das? Ich habe dich gar nicht erkannt.“ Bevor Philipos, wie Maya ihn nannte, weitersprechen konnte, schnitt eine eisige Stimme dazwischen. Eine junge Frau, circa in meinem Alter, kam auf uns zu. Ihr hüftlanges, braunes Haar wehte im Gehen mit. „Was ist denn hier los? Philipos ich warte seit einer Ewigkeit auf dich.“ Dieser gesellte sich nun an ihre Seite. Bevor sie gehen wollten, drehte das Porzelanpüppchen sich noch einmal zu mir um. „Nur weil du hier neu bist und dich gegen Apollon behauptet hast heißt das nicht, dass du einfach jeden angraben kannst, der dir gefällt. Phil gehört mir wage es nicht noch einmal. Beim nächsten Mal sehe ich das nicht mehr als Lapsus.“ Grölend lachte ich los. Überschätzung war schon etwas Amüsantes. „Was lachst du so dämlich?“ Bellend schallte mir die Frage entgegen. Ich stand auf und stellte mich genau vor sie. „Jetzt passt mal auf du Barbie. Wenn du das nächste mal versuchst, mir zu drohen dann hab doch bitte ein Wörterbuch zur Hand. Du solltest keine Fremdwörter benutzen, wenn du sie nicht einmal richtig anzuwenden weißt. Es heißt nicht Lapsus, sondern Lappalie. Lapsus heißt Fehler. Somit siehst du das Ganze beim nächsten mal nicht mehr als Fehler. Als was dann?“ Ich bemerkte, dass sie jetzt gerne geschrien hätte. Man sah es an ihrem immer röter werdenden Gesicht. Plötzlich zog sie den Sohn des Apollon hinter sich her. „Ich habe jetzt eh gleich meinen Auftritt, da beschäftige ich mich nicht weiter mit so einer Person.“ Kaum hörte ich das Gesagte, war sie schon weg.
 

Maya und Kathleen grölten drauf los. Zweitere stellte sich, nach dem sie sich beruhigt hatte, neben mich. „Gut gemacht. Charlotte hält sich hier für die..“ Ich fuhr ihr ins Wort. „Queen? Ja das habe ich wohl bemerkt. Fehlt nur noch, dass sie zwei Dienerinnen hat, die alles für Madame machen.“ Maya ließ ihre letzten Lacher raus und sprach für Kath weiter. „Da hast du nicht einmal unrecht. Sie hat wirklich zwei Teppichkriecher. Eine Tochter des Hermes und eine der Athene. Die zwei hecheln ihr hinterher wie Hunde. Liegt daran, dass sie jünger sind und Charlotte bewundern.“ Ich verdrehte die Augen. Das war so klischeehaft. Es wurde plötzlich still im Raum und die Besagte stand auf der kleinen Bühne mit einem Mikro in der Hand. „Einen wunderschönen Abend meine lieben Mitcamper. Um euch diesen wundervollen Abend zu versüßen, dachte ich mir ich lasse euch an meiner grandiosen Stimme teilhaben.“ In der vordersten Reihe jubelten einige Mädchen. Jetzt war ich gespannt. Die ersten Töne von »Faster« spielten an. Als sie dann jedoch zu Singen begann, drehte sich mir der Magen um. Solch schiefe und grausamen Töne hatte ich in meinem ganzen Leben noch nicht gehört. Wenn sie nicht bald den Mund wieder schließen würde, bekam ich noch Tinnitus. Die vordere Reihe jubelte immer noch. Wie konnte man da verdammt noch mal jubeln? Die meisten hielten sich, wie ich, die Ohren zu. Maya jedoch wurde es zu bunt. Selbstsicher ging sie auf die Bühne zu. Kurzerhand nahm sie Charlotte das Mikro ab und beförderte sie runter auf den Boden. „Das nächste mal lass es lieber. Du kannst nicht singen.“ Ich grinste breit. Es ging doch, dieser Albtraum von Stimme war vorbei. Die Vermutung lag nahe, dass Maya um weiten besser war. Noch einmal spielte die Musik des Liedes von vorne und dann kamen die schönsten Töne aus Apollons Tochter.
 


 

Can you feel it pulsing through your veins

Running around like a mad man

Looking for a game play

That will take your breath away

Flying high like an airplane

Balanced on a tightrope

Waiting for the big show

Hoping I can do it all over again

Fill me up with the glorious words you say

Make me part of the wonderful games you play

t's gotta be faster, faster

Harder, harder

A better version of me

Gotta be crazy, sexy, louder, edgy

A bigger version of me

So here's something we can all dance to

I'll sing about the beat to make us all move

It's gotta be faster, faster

Harder, harder

But you don't know what it means

So come and brief me

You're obviously the chief of me

You always know what's best

I am just a singer in a hotel room

Trying hard to pass your test

And if I'm ticking all the boxes

Or tricking all the foxes

I guess it's not my call
 

Alle fingen zu tanzen an. Ich folgte Kath in die Menge und auch wir begannen uns zu bewegen.
 

So fill me up with the glorious words you say

Make me part of the wonderful games you play

It's gotta be faster, faster

Harder, harder

A better version of me

Gotta be crazy, sexy, louder, edgy

A bigger version of me

So here's something we can all dance to

I'll sing about the beat to make us all move

It's gotta be faster, faster

Harder, harder

But you don't know what it means

And if you took me as I am

Would it be such a bad thing?

Saw me as I am,

would it be so bad?

If you felt what I had

Would it be such a bad thing?

Be such a bad thing?

It's gotta be faster, faster

Harder, harder

A better version of me

Gotta be crazy, sexy, louder, edgy

A bigger version of me

Faster, faster

Harder, harder

A better version of me

Gotta be crazy, sexy, louder ,edgy

A bigger version of me

So here's something we can all dance to

I'll sing about the beat to make us all move

It's gotta be faster, faster

Harder, harder

But you don't know what it means...


 

Ich ließ meine Hemmungen fallen. Ließ alles aus mir raus. Bewegte mich zum Takt der Musik und Mayas Stimme. Plötzlich stoppte ich. Ein Gefühl überfiel mich und es war bei Weitem nicht angenehm. Als würden Augen an mir haften. Irgendwer beobachtete mich. Mein Blick schweifte durch die Menge. Jedoch entdeckte ich niemanden. Selbst Charlotte sah mich nicht an. Die stand nur beleidigt an der Seite und wurde von Mädchen umringt. Dieses Gefühl verschwand aber nicht. Es blieb den ganzen Abend lang.

Wie eine Lilie


 

http://www.youtube.com/watch?v=FyKT0e8yFNg

/ Η \ ~*~ / ήτα \ ~*~ / η \

"Und was sorgt ihr euch um eure Kleidung? Lernt von den Lilien, die auf dem Feld wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht. Doch ich sage euch: Selbst Salomo war in all seiner Pracht nicht gekleidet wie eine von ihnen."

- Matthäus 6,28-29

/ Η \ ~*~ / ήτα \ ~*~ / η \
 

Die folgenden zwei Wochen vergingen wie im Flug. Ich fühlte mich wieder, an den Anfang meiner Highschool Zeit versetzt. Unterricht in griechischer Mythologie, Massenaufläufe bei den Mahlzeiten, Sportunterricht (viel mehr Kampfunterricht), Gruppenbildung, ein Kerl, der sich für den Traum aller Mädchen hielt und die Oberzicke mit ihren Fans. Somit alles so, wie ich es kannte. Am spannendsten war wohl, dass mich Chiron immer ganz angestrengt bei den „sportlichen Aktivitäten“ beobachtete. Er wollte anscheinend sehen, ob man mich anhand meiner Qualitäten zuordnen könnte. Jedoch hatte er nicht den blassesten Schimmer. Wenn wir mit dem Training fertig waren, merkte man ihm seine Ratlosigkeit an und die gnadenlose Endtäuschung. Na der konnte noch lange im Dunkeln tappen. Schließlich wurde ich, vorher schon, in mehreren Kampftechniken unterrichtet. Meine Gaben benutzte ich nicht und brauchte ich auch nicht.
 

Seit ich Maya und Kathleen kennengelernt hatte, half ich ihnen fast jeden Tag bei den Bogenübungen. Mit genau diesen zwei saß ich auch gerade beim Mittagessen und unterhielt mich mit ihnen. „Sag mal Serena, was kannst du eigentlich noch alles? Also Bogenscheißen wissen wir und beim Schwertkampftraining bist du ebenfalls spitze. Du hast doch bestimmt noch andere verborgene Talente.“ Maya sah mich mit vollgestopften Backen an. Ein Lachen konnte ich mir nicht verkneifen, denn sie sah einem Hamster gerade sehr ähnlich. „Weißt du, es gibt Einiges aber…“ Der Rest meiner Worte ging in wildem Mädchengeschrei unter. Ruckartig drehte ich mich um und sah einen Sonnengott zur Tür hineinschreiten. „Hallo meine Hübschen. Ich dachte mir ich schau mal wieder bei euch vorbei und bleibe für ein paar Tage.“ Das konnte doch jetzt nicht wahr sein. Nicht schon wieder. Maya schnaubte verächtlich auf, als ich ihr entgegen sah. „Apollon es ist so wunderbar, dass du uns wieder mit einem deiner Besuchen beehrst. Ich werde dir zusammen mit den anderen natürlich deine Hütte herrichten.“ Charlotte! Wie sollte es auch anders sein, genau diese schmiss sich während ihren Worten in die Arme von Apollon. „Mit der größten Freude Schönheit.“
 

Kaum bewegte sich Apollon weiter, war Maya schon aufgestanden und rumpelte aus dem Saal. „Ich schau mal nach ihr bleibst du solange hier oder kommst du mit Kath.“ Die Angesprochene stand kommentarlos auf und folgte mir nach draußen. Wir besahen uns den Hauptplatz vor dem Speisesaal, doch von Maya war nichts zu sehen. „Ich denke ich weiß, wo sie ist. Komm mit.“ Kath kannte die Tochter des Apollon besser, somit tat ich, was sie sagte. Unser Weg führte uns am Haupthaus und an den Hütten vorbei, direkt in den Wald. Als wir so über den, von Wurzeln übersäten, Weg gingen, spürte ich eine innere Ruhe. „Wir sind gleich da.“ Kathleen ging geradewegs weiter, sie musste diese Strecke schon öfters gegangen sein. „Was will Maya mitten im Wald? Hier ist man zwar alleine, aber für eine Sonnentochter ist diese Dunkelheit doch nicht …“ Weiter kam ich nicht, denn jetzt traten wir auf eine erhöhte Lichtung. Die Sonne strahlte mit allem, was sie zu bieten hatte, und erhellte jeden Millimeter des Grases der Lichtung. Jetzt verstand ich, warum sie hier war. Die Sonne gab ihr Kraft und Maya war ungestört. Zusammengekauert saß sie auf einem Baumstamm. Ihre Schultern bebten leicht, denn sie weinte. Vorsichtig setzten Kath und ich uns zu ihr. Meine Hand umschloss ihre und strich sanft darüber. „Nicht weinen. Lass dich davon nicht so runterziehen. Ich weiß es ist schwer, aber je mehr Beachtung du dem Ganzen gibst, desto mehr gehst du darin unter.“ Ihre Antwort war mehr ein Flüstern. „Es ist einfach so beschämend. Immer wieder derselbe Mist. Kann er nicht einfach in einem, seiner tausenden Paläste bleiben? Er ist mein Vater und die Mädchen, mit denen er in die Kiste hüpft, sind kaum älter wie ich, wenn nicht sogar jünger.“ Darauf gab keiner von uns noch ein Kommentar, denn sie hatte recht. Es war wirklich beschämend. Ich dachte darüber nach, wie es wohl währe, wenn mein Vater das machen würde, jedoch verwarf ich den Gedanken gleich wieder. Er war einfach zu widerlich.
 

Wir saßen bestimmt über eine halbe Stunde und hielten Maya einfach nur im Arm. Beruhigt hatte sie sich immer noch nicht, also stand ich auf. Ich sah mich um, auf der Lichtung blühten einige Blumen, ich brauchte jedoch eine Bestimmte. Ganz am Rand fand ich sie. Eine noch nicht aufgeblühte Lilie. Vorsichtig pflückte ich sie sie ab und kniete mich genau vor Maya. „Schau her Maya. Wenn eine Lilie noch geschlossen ist, sieht sie nicht besonders aus. Sie ist einfach nur grün und man würde sie übersehen.“ Meine Hand strich über die geschlossene Blüte. Ihre Blätter entfalteten sich und blühten zur vollen Schönheit auf. „Aber wenn man ihr Zeit gibt, dann ist sie die Schönste. Sie gibt Licht und Wärme, trotzt der Kälte und dem Regen. Es ist schwer so jemanden wie Apollon zum Vater zu haben, aber wenn du dir selbst Zeit lässt, dann kannst auch du dich dem Ganzen entgegen stellen. Genau wie diese Lilie. Schau deinen eigenen Dämonen entgegen und überwinde sie. Du darfst dich nicht daran zu schaffen machen, dass er ein Gott ist und tut, was er möchte. Götter achten nicht auf Gefühle und werden sie niemals, denn sie sind unsterblich. Götter wissen nicht mehr was sie am Leben haben, was sie daran schätzen können. Also Kopf hoch. Nimm die Blüte und lasse sie in einem Glas auf dem Wasser schwimmen. Wenn du wieder zu viel darüber nachdenkst, schau sie an und lass dich von ihrer Schönheit erwärmen.“ Die Angesprochene schluckte und nahm vorsichtig das zarte Gewächs entgegen. „Wie … wie hast du das gemacht? Also … ich meine … also, dass sie blüht.“ „Wie ich dir vorher schon im Saal antworten wollte, ich kann mehr als jeder glaubt. Aber das hier bleibt unser Geheimnis. Ich werde es euch später mal erklären. Und jetzt lasst uns wieder zurückgehen.“ Anscheinend hatte meine kleine Ansprache etwas bewirkt, denn Maya stand selbstbewusst auf, wischte sich die letzten Tränen aus dem Gesicht und strahlte mit der Lilie um die Wette. „Also das nächste mal schenke ich dir auch eine Blume.“ Kath zwinkerte die Blondine herausfordernd an. Zusammen machten wir uns auf den Rückweg.

Do it


 

http://www.youtube.com/watch?v=FfATuLjfsyE

/ Θ \ ~*~ / θήτα \ ~*~ / θ \

"Keine andere Tätigkeit kann so viel Spannung und Aggressivität abbauen wie die in Körperbewegung umgesetzte Musik."

- Gerhard Szczesny

/ Θ \ ~*~ / θήτα \ ~*~ / θ \
 

Der nächste Morgen versprach nichts Gutes. Elende Kopfschmerzen weckten mich und wollten einfach nicht verschwinden. An Frühstück konnte ich nicht einmal denken, da wurde mir schon schlecht. Stöhnend ließ ich mich in meine Kissen zurückfallen. Wohl bemerkt, keine gute Idee, denn es verursachte in meinem Kopf nur noch mehr Schmerz. Glücklicherweise war heute Samstag und es stand kein Training an. Kraftlos richtete ich mich auf. Die Migräne verging nicht, also musste ich was dagegen machen. Nur in Jogginghose und Shirt trat ich hinaus. Vielleicht würde mir ja das Wasser helfen können. Auf meinem Weg zu dem kleinen See, der am Rand des Camps war, begegnete ich niemanden. Wie auch, es saßen alle beim Frühstück. Somit konnte ich in aller Ruhe am Ufer Platz nehmen. Gerade wollte ich meine Hände in das kühle Nass tauchen da bemerkte ich aus dem Augenwinkel eine Gestalt. Zu meinem Leid auch noch einer der Personen, die ich überhaupt nicht gebrauchen konnte. „Warum sitzt du nicht beim Frühstück?“ Apollons klare Stimme verschaffte sich Gehör. „Weil!“ Eine knappe Antwort jedoch genau passend. „Weil? Das Frühstück ist wichtig für den Körper.“ Obwohl seine Stimme sonst sehr angenehm war, so war sie jetzt das genaue Gegenteil. In meinem Kopf hämmerte es eh schon, aber durch dieses Gerede wurde es nur schlimmer. „Apollon, bitte! Halten sie den Mund! Ich habe verdammt noch mal Kopfschmerzen und die sind nicht von der harmlosen Sorte. Würden sie mir jetzt den Gefallen tun und gehen?“ Ohne auf meine Worte einzugehen, kam er näher und setzte sich neben mich. „Wenn es darum geht, kann ich dir gerne helfen.“ „Kapieren sie denn überhaupt nichts? Ich möchte von so jemanden wie ihnen keine Hilfe. Entweder mein Körper verarbeitet das von selbst oder gar nicht.“ Ein breites Grinsen stahl sich auf sein Gesicht. Mit einer schnellen Handbewegung lagen seine Hände an meinen Schläfen. Binnen einer Sekunde verschwanden die Schmerzen und machten einer angenehmen Wärme platz. „So ist es doch gleich viel besser.“ Ich ließ meine Augen rollen. Warum nervte ein Gott nur so? „Ja es ist besser. Dankeschön dafür aber auch nur deswegen. Ansonsten würde ich es begrüßen ihnen nicht mehr über den Weg zu laufen.“ Apollon sah mich verständnislos an. „Verstehen sie es denn nicht? Sie gehen mir auf die Nerven. Es wäre besser für alle, wenn sie sich einfach wieder auf den Olymp verziehen würden. Bei aller Ehre werter Sonnengott aber sie blamieren ihre eigenen Kinder. Vielleicht nicht alle aber einige. Haben sie überhaupt eine Ahnung, wie beschämend es ist, dass der eigene Vater mit Gleichaltrigen ins Bett steigt? Wohl kaum.“ Sein Blick verfinsterte sich und er kam mir noch näher. „Ich bin immer noch ein Gott und tue das, was mir gefällt. Ich frage niemanden um Erlaubnis.“ Ich lachte auf. „Natürlich tun sie das nicht. Müssen sie auch nicht. Aber nur um es mal klarzustellen, ihr Götter habt keine Ahnung, was es heißt zu leben. Ihr wisst nicht, wie es ist, in der Pubertät zu stecken, und zu sehen, wie der eigene Vater mit jedem Mädchen rummacht.“ Mittlerweile waren wir beide aufgestanden und ich kam ihm nun ganz nah. Ein paar Zentimeter vor seinem Gesicht stoppte ich. Die nächsten Worte waren ein leises Flüstern, nur ein Hauch. „Ihr Götter habt keine Ahnung was Familie und Liebe bedeutet.“ Mit einem letzten Blick drehte ich mich um und schritt davon.
 

Auf Frühstück hatte ich immer noch keine Lust, obwohl meine Kopfschmerzen vergangen waren. Ruhe wäre mir jetzt am Liebsten gewesen. Mit diesem Gedanken machte ich mich auf den Weg zum Übungsplatz der Bogenschützen. Samstags trainierte dort nie jemand, wenigstens hatte ich diese Erfahrung in den letzten zwei Wochen gemacht. Angekommen, begab ich mich auf den kleinen Abhang kurz nach dem Feld. Ich musste meine Gedanken freibekommen also tat ich das, was ich am liebsten tat. Ich tanzte. Bewegte mich zu der Melodie, die in meinem Kopf spielte.
 

Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als plötzlich eine hüpfende Maya, neben mir zum stehen kam. Automatisch zuckte ich erschrocken zusammen. „Mensch erschreck mich doch nicht so.“ „Kath schnell, komm her ich hab sie gefunden und sie kann tanzen. Hast du gehört, sie kann tanzen.“ Das letzte »Tanzen« zog sie mit einer helleren Stimmlage in die Länge. Sie strahlte mich wie ein kleines Kind an, dass gerade seine Weihnachtsgeschenke bekam. „Sie kann tanzen? Wirklich?“ Auch Kathleen kam neben mir zum Stehen und betrachtete mich von oben bis unten. „Naja können würde ich es jetzt nicht nennen. Ich tanze einfach so und nicht weil ich perfekt darin bin.“ Ich wollte noch weiter reden doch Kath kam mir zuvor. „Das ist egal! Du kannst tanzen, und wenn Maya das sagt, dann glaube ich das auch. Du musst heute Abend unbedingt mitmachen.“ Meine linke Augenbraue schoss in die Höhe. „Wo soll ich mitmachen?“ „Wenn mein Vater kommt, veranstaltet er immer einen Tag nach seiner Ankunft eine Party. Eigentlich bin ich davon nie der Fan gewesen, aber nach gestern denke ich anders. Ich finde, ich sollte ihnen endlich mal zeigen, was eine Maya so alles drauf hat. An dieser Party wird auf alle Fälle getanzt. Die Besten gewinnen. Bis jetzt hatte immer die Gruppe von Charlotte gewonnen aber mit dir machen wir die kalt.“ Ein unglaubliches Strahlen lag auf Mayas Gesicht. Ich konnte einfach nicht anders. „Von mir aus.“ Kreischend jubelten beide neben mir. Was tat ich mir da bloß an?
 

Zwanzig Minuten später stand ich mit Maya, Kathleen und drei anderen Töchtern des Apollon auf der Lichtung, an der wir Maya gestern gefunden hatten. Die anderen drei schätzte ich auf mein Alter. Lucy, Caty und Lilly. Was für eine Ironie alle mit Y. Jedoch hatten auch sie dieses Leuchten in ihren Gesichtern. Im Laufe des Trainings fand ich heraus, wie das Ganze ablief. Eine Gruppe, und es mussten Gruppen von sechs Personen sein, begann. Danach würde eine andere Gruppe die gerade Tanzenden von der Tanzfläche schieben. Der Bessere gewann. Eigentlich ganz simple. Am Ende lief es, warum auch immer, darauf hinaus, dass alle sich seltsamerweise an mich hielten.
 

Am Abend trafen wir uns alle auf dem großen Vorplatz des Hauptgebäudes. Brennende Fackeln waren im Kreis aufgestellt und markierten somit die Fläche der Veranstaltung. Schnell gesellte ich mich zu meinen Gruppenmitgliedern. Keine Minute zu früh, denn schon erklang die helle Stimme Apollons. „Einen wunderschönen Abend meine Lieben. Wie jedes mal wollen wir Spaß haben und tanzen.“ Ein Kreischen ging durch die Menge und alle jubelten los. Ganz nah an Apollon erspähte ich Charlotte in einer Aufmachung, die verboten gehörte. Eine kurze knappe Hotpants, die gerade so das Nötigste verdeckte. Dazu ein komplett bauchfreies Oberteil aus dem ihre Oberweite fast heraus viel. Mit grazilen Bewegungen klammerte sie sich aufreizend an Apollon. Da konnte einem ja nur schlecht werden, angewidert drehte ich mich zur Seite. „Kann es los gehen Serena?“ Ich nickte Maya zu und begab mich mit den anderen näher an die Fläche, die zum Tanzen gekennzeichnet war. Die Ersten wurden ausgelost und begannen. Sie waren nicht schlecht und schätzte auf Söhne und Töchter des Apollon. Jedoch weit verfehlt, denn es waren die Kinder von Athene, wie mich Kath aufklärte. Es ging weiter und weiter. Die eine Gruppe tanzte die andere von der Fläche. „Wann möchtest du denn mal anfangen Rena?“ Maya klang besorgt. „Warte noch, ich will den richtigen Moment haben beziehungsweise die richtige Gruppe.“ Ich zwinkerte ihr zu. Als würden meine Wünsche erfüllt werden trat nun Charlottes Gruppe auf die Fläche. Bestehend aus drei Aphrodite-Töchtern, sie selbst eingeschlossen, und drei Söhnen des Apollon. „Jetzt Leute. Genau die, stampfen wir jetzt in Grund und Boden.“ Während wir auf sie zukamen, beobachtete ich sie weiter. Es war dieses typische aufreizende Getanze, was ich von Charlotte erwartet hatte. Kurz vor der Tanzfläche stoppten wir. Mit eiligen Schritten ging ich zum DJ und flüsterte ihm das Lied zu, was er gleich spielen sollte. Er nickte lediglich und begab sich wieder hinter sein Pult. Auf dem Weg zurück bemerkte mich Apollon. Seine goldenen Augen setzten sich in meinen fest. Sein Blick war nicht zu deuten und ehrlich gesagt war es mir auch egal. Schnell wandte ich mich ab und kam wieder bei den Anderen an. „Und geht alles in Ordnung?“ Ich nickte Lucy zu und auch dem Rest der Truppe. Nun standen wir genau am Rand und ich gab dem DJ mein Zeichen. Im nächsten Moment stellte er die Musik von »Dirty« auf »I zoi« um. Mit leichten Schritten ging ich im Einklang mit der Musik auf Charlotte zu. Diese starrte mich fassungslos an. Anscheinend hatte sie nicht erwartet, dass ihr jemand Konkurrenz machen wollte. Meine einfachen Tanzschritte brachten sie aus dem Konzept und es war ein Leichtes sie wegzudrängen. Kaum erreichte Charlotte den Rand drehte ich mich um und begann zu tanzen. Es fühlte sich so herrlich einfach an, die Musik beflügelte mich beinahe. Auch meine restlichen Mitglieder gesellten sich zu mir und bewegten sich zeitgleich mit mir.
 

Wir waren schon fast am Ende des Liedes, aber hörten immer noch nicht auf. Immer wieder setzten wir einen drauf. Die Menge fing das Jubeln an und plötzlich bewegten sich alle mit uns. Maya grölte auf. „Wir haben gewonnen Serena. Wir haben gewonnen. Sie tanzen alle mit uns. Du bist einfach unglaublich.“ Lachend viel sie mir um den Hals. Auch ich musste jetzt grinsen, schließlich machte man ja nicht alle Tage die Tochter der Aphrodite platt. Nach vielen weiteren Liedern, die wir alle durchmachten, verklang die Musik. Apollon kam auf uns zu und er sah merkwürdig aus. Irgendetwas in seinem Blick war anders. Ich konnte es nicht richtig beschreiben. Sorge wäre wohl zu übertrieben gewesen eher eine gewisse Unruhe, als würde ihm etwas nicht behagen. „Ihr habt ganz deutlich gewonnen. Ich bin sehr stolz auf euch, da vier von euch meine Töchter sind.“ Seine Worte waren monoton, doch seine Augen wandten sich nicht einmal von mir ab. „Vielen Dank Vater. Hätten wir Serena nicht gehabt, dann hätten wir wohl nie gewonnen.“ Meine blonde Freundin viel mir, mal wieder, um den Hals. Durch Mayas Worte wurde Apollons Blick nur noch merkwürdiger. Was hatte der denn bitte für ein Problem? „So Leute gehen wir weiter tanzen. Schließlich müssen wir feiern.“ Mit diesen Worten schob ich die Andren wieder in die Menge, weit weg vom Sonnengott. Sollte er weiter so seltsam vor sich hinstarren, dieser Musensammler.

Flaggen erobern


 

http://www.youtube.com/watch?v=MOg8Cz9yfWg

/ Ι \ ~*~ / ιώτα \ ~*~ / ι \

"Die Freude zu leben wird aus der Natur geboren und muss im Geiste gerettet werden."

- Ferdinand Ebner

/ Ι \ ~*~ / ιώτα \ ~*~ / ι \
 

Die folgende Woche ähnelte einem Spießrutenlauf. Entweder lief mir völlig zufällig Apollon über den Weg oder Charlotte. Letztens erst traf ich sogar beide. Ich war gerade auf dem Weg zu Kath und Maya, da die zwei noch üben wollten. Schließlich fand in ein paar Tagen, das Flaggen erobern statt. Wie ich so Richtung Übungsplatz schlenderte, stand urplötzlich Charlotte vor mir. Ihre Augen funkelten mir ziemlich bösartig entgegen. „Stehen geblieben du Freak.“ Zwar war ihre Wortwahl nicht gerade die Schönste, aber ihre stimme flötete, als würde sie gerade ihre beste Freundin begrüßen. Kaum war sie mir nah genug, änderte sich ihre Tonlage schon. „Ich sag dir jetzt mal was, du lässt gefälligst deine dreckigen Finger von Apollon. So eine Show wie bei der Tanzparty erlaubst du dir nicht noch mal! Hast du mich verstanden?“ Sollte das jetzt ihr ernst sein? Sie wollte mir drohen? In diesem Moment konnte ich einfach nur lachen. „Jetzt pass mal auf, ich will »deinen« Apollon gar nicht. Den kannst du getrost behalten. Und wegen der Party kapier endlich, dass du hier nicht die Queen bist. Es wird immer jemanden geben der besser ist wie du. Entweder du speicherst das endlich in deinem Hirn ab oder du wirst noch kläglich untergehen. Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich mich von dir einschüchtern lasse. Ich bin keine deiner Groupies, die bei jedem Wort von dir sofort springt.“ Die Zornesröte schoss ihr ins Gesicht, doch bevor sie etwas erwidern konnte, wurden wir unterbrochen. „Gibt’s hier irgendwelche Probleme Ladys?“ Apollon stellte sich zu uns und sah uns fragend an. „Es gibt kein Problem werter Apollon. Ich habe Charlotte lediglich erklärt, was der Unterschied zwischen einer Drohung und einem Versprechen ist.“ Mit diesen Worten machte ich auf dem Absatz kehrt und wollte davon rauschen. „Warte mal Serena.“ Ich blieb stehen und sah dem Sonnenschieber entgegen. Kaum war er bei mir angekommen, stand auch schon Charlotte daneben, wie ein Anstandswauwau. „Ich muss dich unbedingt was fragen.“ Ein Gott möchte mich was fragen. Ahja alles klar. Darauf konnte ich eigentlich getrost verzichten. Wie durch ein Wunder kam mir Charlotte unbewusst zu Hilfe. „Apollon das kann doch noch warten. Du wolltest mir noch deine unglaublichen Gedichte vortragen.“ Wie ein kleines Kind schob sie ihre Unterlippe vor und schmollte. „Genau werter Apollon sie zeigen Charlotte ihre »unglaublichen Gedichte« und ich geh zum Training.“ Ich wusste genau, dass er noch was sagen wollte, aber da war ich dann schon weg.
 

Dieser kleine Zwischenfall lehrte mich, niemals mehr alleine durch das Camp zu streifen. Bei so viel Dummheit wurde mir nämlich schlecht. Eine extrovertierte Aufmerksamkeitssüchtige und ein Solariumwicht, der sich für das siebte Weltwunder hielt. Beide zusammen waren einfach nicht ertragbar für meine Nerven. Schließlich kam der Tag, an dem die Flagge erobert werden sollte. Maya und Kath waren mehr als aufgeregt, ich hingegen saß lässig auf einem Stein und wartete auf Chiron, der das Startsignal gab. „Kommt mal beide her.“ Wie geheißen gesellten sie sich zu mir. „Passt auf, ganz einfache Strategie. Wenn das Signal gegeben wird dann konzentriert euch nicht auf die Meute die euch entgegen kommt. Es ist Zeitverschwendung. Rennt so schnell es geht, weg von dem Getümmel, rein in den Wald.“ Die Angesprochenen sahen mich verwundert an. „Ja aber da lauern bestimmt schon die Söhne des Ares.“ Maya zuckte bei dem Gedanken sichtlich zusammen. „Kann sein muss aber nicht. Ihr wollt doch gewinnen oder?“ Ein Nicken von beiden. „Gut dann hört auf mich. Ich möchte euch nicht bevormunden, aber wenn ihr auf dem Schlachtfeld bleibt und euch mit den Roten abmüht, verliert ihr kostbare Zeit. Außerdem,“ die nächsten Worte flüsterte ich nur „kann ich mich im Wald zurechtfinden. Ihr wisst doch die Lilie, die ich blühen hab lassen. Sollten irgendwo hinter irgendeinem Gebüsch oder Baum rote Soldaten lauern dann werde ich das spüren.“ Kath war die Erste die wieder, was sagte. „Dann kannst du doch nur eine Tochter der Demeter oder der Gaia sein.“ „Nein bin ich nicht. Aber passt auf wenn wir das hier gewinnen erzähle ich euch einen Teil meiner Herkunft und Maya ich weiß genau, wie sehr du auf gute Storys stehst.“ Ein breites Grinsen zierte das Gesicht der Apollon-Tochter. Voller Euphorie rief sie aus, „Stampfen wir die Roten in den Boden.“. Endlich betrat Chiron, Dionysos und – oh Wunder oh Wunder – Apollon die große Wiese. Wenn ich mich genau erinnerte sagte er doch, er würde nur ein paar Tage bleiben. Irgendwie war er schon über eine Woche hier. Wahrscheinlich hatte er noch nicht alle Mädels durch. Spätestens bei mir würde er sich die Zähne ausbeißen. Chiron stellte sich an die Spitze der Erhöhung, auf der alle drei standen. „Heroen und Heroinen heute ist es wieder an der Zeit eure Fähigkeiten und Fortschritte zu testen. Gleiche Regeln wie immer. Alle Waffen sind erlaubt, umgebracht wird niemand. Verstanden?“ Unisono riefen alle, „JA“. „Begebt euch auf eure Plätze.“ Alle stellten sich auf auch Kath, Maya und ich. Wir nickten uns noch einmal zu und dann kam das Signal. „KÄMPFT!“ Schreiend und brüllend liefen die Blauen auf die Roten zu und umgekehrt. Ich bewegte mich keinen Millimeter somit meine Freundinnen auch nicht. Rechts war der große See, eigentlich bräuchte ich nur einen riesigen Wasserschwall auf die rote Armee loslassen, jedoch verkniff ich es mir. Es gab zwei Möglichkeiten in den Wald zu kommen. Entweder durch die Roten durch oder links von uns hinein. Chiron und die anderen zwei Götter würden sehen was wir taten, sie waren genau hinter uns auf der Erhöhung. Somit wählte ich den einfachsten Weg. „Leute links in den Wald sofort.“ Keiner der Soldaten bemerkte uns, die waren zu sehr damit beschäftig, die Schwerter durch die Luft zu schleudern.
 

Im Schutz der Bäume angekommen rannte ich weiter und meine Mitstreiterinnen folgten mir. Meine Sinne konzentrierten sich auf jede Wurzel, auf jedes Geräusch, auf jede Bewegung. Nach dreihundert Metern Sprint blieb ich stehen. „So, kurz verschnaufen. Ich versuche herauszufinden, wo jemand lauert.“ Hephaistos Tochter sah mich schnaufend an. „Geht in Ordnung aber was mir auffällt, wo sind deine Waffen?“ „Keine Sorge Kath, die habe ich bei mir.“ Ich trug keine Sehbare bei mir im Gegensatz zu den beiden, die jeweils einen Bogen in der Hand hielten. Die Köcher waren auf ihren Rücken befestigt und am Gürtel hing bei jedem ein Schwert. „Mein Ring ist ein Schwert, mein Stiefvater hat es mir geschmiedet, genau wie meine Fußkettchen.“ Mein Kettchen war zwar von meinem richtigen Vater, aber das war unwichtig. „Und meine Halskette sind Pfeil und Bogen, die habe ich von … von einem guten Freund bekommen.“ Naja eigentlich von meinem besten Freund namens Apollo. Römischer Gott der Musik, der Heilung, der Bogenschützen und so weiter. Dieser Bogen war einer von Apollo selbst. Golden, leicht zu tragen und die Pfeile waren etwas Besonderes. Der Bogen, der in meinem Zimmer stand, mit dem kleinen Fach war zwar ebenfalls von ihm, aber bei Weitem nicht so extravagant. Ich benutzte die Kette nur selten, denn Apollos Zeichen war darauf graviert. Ohne weiter nachzudenken, legte ich meine Hände flach auf den Boden und schloss die Augen. Ich spürte, wie die Meute immer noch am kämpfte, aber es waren bei Weitem nicht mehr so viele wie am Anfang. Wo war nur der Rest? Meine Sinne glitten weiter, nahmen jeden Quadratzentimeter unter die Lupe. Weiter nördlich befand sich eine Gruppe, ich nahm die Gewichte auf der Erde wahr. Es mussten die roten Soldaten sein, die ihre Flagge bewachten. Unsere konnte es nicht sein, denn sie war an einem kleinen Bach, wo überall Kies lag. Hier, im Wald, spürte ich keinen, nur weiches Moos und feuchte Erde. Es waren aber immer noch zu wenige. Wo versteckte sich der Rest. „Und? Lauert hier irgendwer?“ Kath flüsterte nur, anscheinend aus Angst es könnte einer der Gegner sie hören. „Ich weiß, wo die Flagge ist und auf der großen Wiese sind auch noch Einige, aber es fehlen welche. Jede Gruppe hat doch ca. 30 Personen, ich kann aber nur 25 ertasten.“ „Bestimmt sind das die Söhne des Ares, die sitzen immer wie Affen auf einem Baum.“ Plötzlich erkannte ich die Wahrheit in Mayas Worten. Sie hatte recht, der Gedanke war mir gar nicht gekommen. Mein Feingefühl erweiterte sich auf die Bäume und da waren sie. Hinter uns im Halbkreis. Sie bewegten sich unruhig, sie wollten angreifen.
 

Meine Augen schlugen auf und ich gab den ersten Befehl. „Haut sie runter!“ Mit einem lauten Krach fielen fünf Soldaten von den Bäumen. „Lauft. Solange sie noch liegen.“ Wie von Sinnen rannten wir los. Es würde nicht lange dauern, bis sie verstanden und uns jagten. Fiebrig überlegte ich, was ich tun konnte. Wir rannten genau auf die Lichtung mit der gegnerischen Flagge zu. Hinter uns würden bald fünf muskelbepackte Ares-Söhne kommen und beim Ziel standen vier Soldaten. Schlimmstenfalls auch Kinder des Kriegsgottes. Ich war schnell und auch zielsicher aber nicht flink genug um mich mit neun Kriegern anzulegen. Verdammt jetzt brauchte ich ein einziges Mal die Schnelligkeit des Apollon. Und plötzlich kapierte ich, was ich machen musste. – Apollo hörst du mich? Bitte ich brauch deine Hilfe. – Ich flehte in Gedanken, dass ich ihn erreichen konnte. – Natürlich höre ich die Kleines. Ich hatte dir doch gesagt, wenn du Hilfe brauchst, dann denk an mich. –, – Bei den Göttern bin ich froh. Wir haben hier gerade dieses Flaggen erobern. Hinter mir beziehungsweise hinter uns drei, sind fünf Ares-Söhne und bei der Flagge warten ebenfalls vier. Meine zwei Partnerinnen sind zwar mittlerweile besser im Schießen aber nicht so gut, dass sie je drei niederstrecken könnten. Du weißt, dass ich gut bin, aber so schnell auch nicht. – Hoffnungsvoll wartete ich ab was von ihm kommen würde. Es war nicht mehr weit bis zur Lichtung und ich spürte, dass die anderen auch schon hinter uns waren. – Du möchtest jetzt wahrscheinlich, dass ich dir für diese kurze Zeit meine Schnelligkeit leihe. Kein Problem Hübsche. Zeig es ihnen. Während dessen beobachte ich dich. – Erleichtert atmete ich auf. Er verstand sofort, was ich brauchte. „Macht euch bereit wir sind gleich bei der Flagge. Summa summarum werden wir von neun Soldaten umringt. Nehmt Pfeil und Bogen, versucht die Füße zu treffen.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, glitten meine Finger zu meiner Kette. Keine Sekunde später hielt ich meinen goldenen Bogen in der Hand und die Pfeile auf meinem Rücken. Wie vorhin erwähnt, dieses »Spielzeug« war etwas Besonderes. Die Pfeile trafen nämlich immer ihr Ziel. Als ich den ersten Pfeil im Lauf spannte, durchfuhr mich eine wärmende Kraft, die mir nur zu bekannt war. Apollo schenke mir kurzzeitig seine Schnelligkeit. Dann konnte das Spiel ja beginnen.
 

Die letzten hundert Meter überbrückten wir schnell und standen mit gespannten Bogen auf der Lichtung. Ich musste mich orientieren. Zielgerade vor uns, die Flagge, umringt von vier, wie konnte es auch anders sein, Kriegsmaschinen. Die Roten gingen wohl kein Risiko ein und schickten nur die Brutalsten. Links von uns erhob sich, wie auf der Wiese, eine Erhöhung auf der, mal wieder, zwei Götter und ein Zentaur stand. Apollons golden glänzende Augen fixierten die meinen. Schon wieder sah ich diese seltsame Unruhe in ihnen. – Konzentrier dich nicht auf den Schönling, sondern auf die Kämpfer. – Apollo riss mich in Gedanken vom Sonnenschieber los. Der beobachtete mich ja wirklich. „Was sollen wir machen Rena das sind doch zu viele.“ Mayas Stimme bebte, sie hatte Angst. Entweder, weil es ziemliche Schränke waren, die vor uns standen oder weil ihr Vater anwesend war. „Nehmt ihr zwei die, die gleichkommen. Ihr wisst schon, die ich von den Bäumen gefegt hab. Ich übernehme den Rest.“ „Was? Du willst vier auf einmal fertigmachen. Rena das …“ Ich ließ Kathleen ihren Satz nicht beenden. Meine Füße traten den Bewachern entgegen. „Hahaha seht mal ein kleines Mädchen will sich mit uns allen anlegen.“ Der Breiteste, ich schätzte der Anführer, lachte hämisch. Na dem würde das Grinsen noch vergehen. Mit einem schnellen Schuss landete der erste Pfeil im linken Fuß des Widerlings. Kaum ließ ich die Sehne los, spannte ich den nächsten Pfeil. Diesmal in den rechten Oberschenkel. Von meiner Schnelligkeit überrumpelt, streuten sich die restlichen drei in verschiedene Richtungen. „Die trifft verdammt. Macht sie fertig.“ Bepackt mit Schwertern und Sperren kamen sie von links, rechts und vorne. Plötzlich standen meine Freundinnen bei mir. Als ich mich drehte, erblickte ich dort auch noch drei. „Tut uns leid.“ Kath viel anscheinend nicht mehr ein. „Nicht schlimm lasst mich machen.“ Ich wartete auf den passenden Moment. Als alle sechs im Kreis und im richtigen Abstand, standen, war es so weit. „RUNTER!“ Beide gehorchten. Mit Schüssen, die wohl nahezu an ein Wunder grenzten, setzte ich einen Pfeil nach dem anderen in die Oberschenkel unserer Angreifer. Keine zehn Sekunden später vielen allesamt auf die Knie. Dank Apollo hatte ich es geschafft, innerhalb weniger Sekunden, sechs zielgenaue Pfeile abzufeuern. „Das … das … also … hammer.“ Wären Mayas Augen nicht festgewachsen, würden sie wohl jetzt rausfallen. Kath hingegen sah mich an, als wäre ich Zeus persönlich, voller Ehrfurcht. – Gut gemacht Hübsche. Ich hatte nichts anderes erwartet. – Ich grinste bei dem Gedanken, den mir Apollo schickte.
 

Mit siegessicheren Schritten trat ich auf die Flagge zu. Meine Finger umschlossen die Stange und zog sie aus der Halterung. Maya und Kath kamen nun auch dazu und jubelten. Um uns herum versammelten sich die blauen Soldaten und stiegen in unsere Siegeshymne mit ein. Plötzlich wurde ich hochgehoben und hörte sie immer wieder meinen Namen rufen. So fühlte es sich hier anscheinend an, wenn man siegte. Es gefiel mir ausgesprochen gut. Durch diese erhobene Position fiel mein Blick wieder auf Apollon. Zu meinem Leidwesen musste ich schlucken. Seine Augen schimmerten nicht mehr golden, sondern verdunkelten sich. Diesmal konnte ich es bezeichnen, was ich in ihnen las. Sorge, Ungewissheit und Angst. Ich verstand es nicht, wovor sollte er Angst haben? Er war zwar ein Arsch aber immerhin ein göttlicher. Seine Miene versteinerte sich. Es zeigte nicht mehr dieses überhebliche Grinsen. Weiter konnte ich nicht darüber nachdenken, da ich von meinen Trägern zur Siegerfeier im Haupthaus gebracht wurde.

One part of the truth


 

http://www.youtube.com/watch?v=kU_XYLVrTZk

/ Κ \ ~*~ / κάπ(π)α \ ~*~ / κ \

Alles was du sagst, sollte wahr sein. Aber nicht alles was wahr ist, solltest du auch sagen.

- Voltaire

/ Κ \ ~*~ / κάπ(π)α \ ~*~ / κ \
 

Die Eindrücke der Siegesfeier sind schwer zu erklären. Es war wohl einer der Momente, in denen das Gehirn abschaltet und man auf einer süßen Wolke aus Jubelrufen schwebt. Als wäre der Körper unter Droge gesetzt, fühlte man nur den Rausch des Sieges. Und wenn man auch noch der Star des Abends war, so empfand ich es gleich noch intensiver. Irgendwann, und ich wusste wirklich nicht, wie viel Zeit vergangen war, wurde ich von meinen zwei Mitkämpferinnen, des heutigen Nachmittages, aus eben dieser Wolke entführt. An der frischen Luft angekommen atmete ich tief ein und Schwäche machte sich breit. Es schlauchte schon sehr, die dämliche Flagge zu erobern. „Wie fühlst du dich?“ Maya musterte mich eingehend und sah mir meine eintretende Müdigkeit an. „Ich würde sagen fertig. Hätte nicht gedacht, dass eine Party mein Raum-Zeit-Kontinuum, so durcheinanderbringt, geschweige denn, eine Ekstase herbeiführt, die ich nicht einmal beschreiben kann.“ „Kann ich mir denken. Was glaubst du, wie viel Uhr ist es?“ Kathleens Grinsen wurde dementsprechend breit, als sie mir diese Frage stellte. „Keine Ahnung. Das Spiel hatte um vier begonnen. Eine Stunde hatten wir ungefähr gebraucht um zu gewinnen also schätze ich, dass es acht oder neun ist.“ Plötzlich, und ich wusste nicht warum, fingen beide schallend an zu lachen. „Etwa nicht?“ Die Frage war berechtigt, schließlich hatte ich das Gefühl, als wären es gerade mal drei bis vier Stunden, die vergangen waren. „Nein du liegst komplett falsch.“ Kath sagte die Worte zwischen ein paar Lachkrämpfen und Maya führte sie weiter. „Du hast dich um zweieinhalb Stunden verschätzt. Es ist mittlerweile halb zwölf.“ Diese Antwort schockte mich dann schon etwas, dem entsprechen sah ich beide (wahrscheinlich wie ein Schaaf auf Koks) an. „Bitte? Ihr verarscht mich doch. Nie und nimmer ist es halb zwölf. Das … das … das hat sich nicht so angefühlt.“ Gegen Ende wurde ich leiser. Irgendwie schämte ich mich, so darin untergegangen zu sein. „Kein Ding, schließlich wird man nicht alle Tage als Heldin des Monats gefeiert.“ Maya tat die Sache mit einer leichten Handbewegung ab.
 

Nach diesem, kurzen aber wirkungsvollen Schock, kamen meine inneren Geister zurück und somit war ich hellwach. Dadurch viel mir auch wieder ein, was ich eigentlich nach der Feier durchführen wollte. „Passt auf Leute, morgen ist Samstag, also kein Training und das übliche Geplänkel. Wie wär es, wenn ihr bei mir bleibt? Mein Bett ist groß genug, dass fünf von uns rein passen würden.“ Diese Frage verblüffte beide und die Antwort darauf blieb aus. Also fuhr ich unbeirrt fort. „Außerdem wollte ich euch meinen Hang zu Natur erklären, wie versprochen.“ Mein Augenzwinkern ließ Maya hochfahren. „Natürlich bleiben wir bei dir. Auf geht’s, worauf warten wir noch?“ Die Begeisterung für alles, was man eigentlich nicht wissen sollte, faszinierte mich an Apollons Tochter immer wieder. Einer der Gründe, warum sie mir sympathisch war. Da beide automatisch auf meine Hütte zusteuerten, hielt ich sie fest. „Wir gehen jetzt noch nicht zu mir. Für die Erklärung muss ich euch was zeigen und das geht nicht in der Hütte. Geht es vielleicht, dass du uns auf die Lichtung bringst Maya? Du weißt schon, wo du dich gerne versteckst.“ Kath sah mich mit lauter Fragezeichen im Gesicht an und Maya komplett verblüfft. „Äh … also … natürlich kein Problem.“
 

Wie wir so durch das Camp gingen, um in den Walt zu kommen und somit auf die Lichtung, passierten wir Apollons persönliche »Residenz«. Was allerdings dann für Töne in unseren Ohren erklangen, waren, nun ja sagen wir bescheiden, um es freundlich zu formulieren. Kurzer Hand drehte sich mir der Magen um und ein gewisser Würgereiz kam in mir hoch. Auf Kommando warf Maya die Hände in die Luft. „Das kann es doch nicht sein. Da hat er nichts Besseres zu tun, als mit einer in die Kiste zu steigen und auch noch das Fenster sperrangelweit offen, damit es ja jeder hört.“ Die Worte waren voller Verachtung gegen ihren Vater aber denn noch leise gehalten. Da ich mir ja grundsätzlich nichts schiss, wenn es um das Multitalent namens Apollon ging, war meine folgende Aussage dementsprechend laut. „Werter Apollon das nächste mal wäre es sehr charmant, wenn sie ihr Fenster schließen würden. Nicht jeder möchte ihren Sportaktivitäten lauschen.“ Wie gesagt, ich brüllte es fast in Richtung des Fensters. Keine fünf Sekunden später blickte ein nackter Sonnengott durch jene Öffnung. Wenigstens ging ich davon aus, auch wenn man nur den Oberkörper sah. „Wer wagt es, mich zu unterbrechen?“ Da es draußen stockdunkel war, sah er uns natürlich nicht. Wie üblich lebensmüde, schritt ich todesmutig auf ihn zu, bis mein Gesicht nur noch einen knappen halben Meter von seinem entfernt war. „Serena?“ „Nein Zeus persönlich. Natürlich ich.“ Plötzlich wurden seine Züge weicher und sahen mich nicht mehr gar so bedrohlich an. „Ich möchte wirklich nicht bei ihrem,“ und dabei wedelte ich, mit den Händen, auffällig durch die Luft. „… nächtlichem Eifer stören und bestimmt ist Frischluft dafür sehr förderlich, wenn man die Hitze mit einberechnet die dabei entsteht. Aber wie gesagt, nicht jeder steht darauf, ihnen dabei zu folgen. Viele hier haben ein eigenes Sexualleben und ihres interessiert uns nicht, außer diejenigen mit denen sie sich ihr Bett nachts teilen.“ Solche Worte hatte man eigentlich nicht an einen Gott zu richten, aber wie erwähnt es interessierte mich nicht. Um das Ganze auf einem gewissen Grad zu halten, war meine Tonlage zuckersüß und ein charmantes Lächeln umspielte meine Züge. Zu meiner eigenen Verwunderung nickte der angesprochene Gott nur. Huch, hatte ich was verpasst? Doch dann setzte er noch eins drauf. „Natürlich, ich werde das Fenster demnächst geschlossen halten. Entschuldige für die nächtliche Unruhe.“ Ich ließ es mir zwar nicht anmerken, aber ich war sichtlich geschockt. „Gut dann haben wir das ja geklärt.“ Mit diesem Satz machte ich auf dem Absatz kehrt und zog eilig Kath und Maya hinter mir her.
 

„Was war denn mit meinem Vater los? Seit wann entschuldigt der sich für irgendwas?“ Ich verstand, wie Kath auch, das Ganze ebenfalls nicht. Hatte er sich vielleicht zu viel Nektar reingedröhnt oder einfach nur so guten Sex, dass er nicht gar so übellaunig war, wie es ein Gott gewesen wäre? Jedoch musste ich mir gestehen, dass der Musensammler seit einiger Zeit, sich mir gegenüber, seltsam benahm. Meine Gedanken kreisten und stoppten, als wir den Wald betraten. „Es ist doch egal. Vielleicht gibt es auch Tage an denen er einfach zu gelangweilt ist um sich aufzuregen.“ Somit war dieses Thema beendet. Mir viel ein, dass ich noch etwas brauchte, wenn wir auf der Lichtung ankommen würden. – Apollo ich bräuchte dich bitte. – Abwartend ging ich weiter, vorsichtig um nicht über Wurzeln zu stolpern. – Was ist denn Kleines? – Manchmal hatte ich das Gefühl, Apollo wartete nur darauf, dass ich ihn in Gedanken rief. So schnell, wie seine Antworten kamen. – Meine zwei Freundinnen haben mitbekommen, dass ich mir die Natur zu eigen machen kann. Natürlich sind sie jetzt der Meinung, ich wäre eine Tochter der Demeter oder der Gaia. Deswegen will ich ihnen die Wahrheit erklären, zwar nicht alles aber einen Teil. –, – Wirklich? Bist du dir da sicher? – Natürlich war ich mir sicher, ansonsten würde ich ihn ja nicht bitten. – Ja bin ich. Sie sind vertrauenswürdig. Ich kenne sie zwar erst seit knapp drei Wochen, aber du weißt genau, dass mein Gefühl immer richtig liegt. – Er war sich bewusst, wie viel Wahrheit in den Worten steckte.– Okay, wie du möchtest. Ich bin eh nicht weit vom Camp entfernt. Wo soll ich hinkommen? – Erleichtert atmete ich auf. – Es ist eine Lichtung, einmal quer durch den Wald. Bleib einfach noch eine Weile abseitsstehen. Ich geb dir dann ein Zeichen. – Da ich keine Antwort mehr bekam, war das die Bestätigung. Die anderen zwei hatten meine gedankliche Abwesenheit nicht mitbekommen und waren komplett darin vertieft, sich im Dunklen zurechtzufinden. Nach einer geschlagenen halben Stunde kamen wir an. Beim letzten Mal hatte der Fußmarsch nur fünf Minuten gedauert. „Also jetzt erzähl endlich. Ich will alles wissen und warum sind wir zur Lichtung?“ In Mayas Augen blitzte Neugier und Begierde zum Unbekannten auf. „Bevor ich euch einen Teil meiner Familiengeschichte erzähle, muss ich euch zwei Sachen Fragen, die ihr mir ehrlich beantwortet.“ Beide nickten, somit fuhr ich fort. „Gut. Erste Frage versprecht ihr egal, was ich euch hier erzähle, für euch zu behalten? Ihr dürft niemanden etwas verraten. Keinem Gott, keinem Camper, nicht Chiron oder sonst jemanden.“ Wieder ein Nicken. Soweit so gut. „Zweite und letzte Frage. Was wisst ihr über römische Götter beziehungsweise was wird euch erzählt?“ Diese Frage richtete sich eher an Kath, denn sie war einer derjenigen, die sich brennend für die Mythologie interessierten. Ich wurde eher unfreiwillig zur Expertin gemacht, wodurch ich mich im Unterricht die meiste Zeit langweilte. „Die römischen Götter sind aggressiver und kriegssuchend. Sie haben andere Namen als die griechischen, meistens nach Planeten benannt, jedoch sind alle Götter ein und dieselben. Die Olympier wechseln lediglich ihre Gestalt und werden somit zum römischen Gott. Ein Beispiel. Poseidon wechselt seine Gestalt und wird zu Neptun, somit zwei verschiedene Götter und doch eine Person.“ Genau diese Antwort hatte ich mir gedacht. Zur Bestätigung stimmte Maya ihr zu. „Genau. Bei meinem Vater ist es dasselbe. Der Name ist zwar eigentlich fast identisch, aber es ist das gleiche Spiel wie bei Poseidon. Vater ist hier Apollon, dann verändert er sich und wird zu Apollo.“ Zum Glück wusste ich genau, dass Apollon und Apollo nicht ein und dieselbe Person war. Schließlich war der Letztere mein Bester Freund, Mentor und Beschützer, der immer ein Auge auf mich hatte. „Ich wusste, dass ihr so regieren würdet. Um es auf den Punkt zu bringen, was meinen Vater betrifft, kann ich euch leider nichts erzählen und seit mir deswegen nicht sauer denn es hat seine Gründe. Nun zu meiner Mutter, sie ist die Tochter der Tellus.“ „Du meinst Gaia.“ Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen. „Nein Kath ich meine Tellus nicht Gaia. Euch wird erzählt, es gäbe die römischen Götter als eigenständige Personen nicht, das ist allerdings komplett falsch. Es gibt sie sehr wohl, sie sind nur vor Hunderten von Jahren verschwunden. Die Olympier sind der Meinung, sie wären gestorben, was kompletter Quatsch ist, schließlich sind Götter unsterblich. In Wirklichkeit haben sie sich zurückgezogen. Sie waren es leid immer und überall zur Stelle sein zu müssen. Meine Mutter ist das beste Beispiel dafür, dass es sie gibt.“ Maya glaubte mir anscheinend auf Anhieb, denn sie sah mich dementsprechend schockiert an. „Das ist nicht möglich Serena. Warum sollte man so was vor uns verschweigen? Dazu hätte keiner der Götter einen Grund.“ Kathleen betrachtete mich argwöhnisch. „Bist du dir sicher, dass sie keinen Grund hatten? Jeder weiß, wie rachsüchtig, selbstverliebt und hechelnd nach Herrschaft die Götter sind. Denkst du wirklich, es wäre für ihr Image förderlich gewesen, zu sagen es gibt sie selbst noch einmal? Zwar denken sie es gäbe die Römer nicht mehr, aber gerade Zeus, will der einzige Göttervater sein, der angebetet wird. Außerdem kann ich es beweisen.“ „Du kannst was?“ Unisono kam von beiden diese Frage. „Richtig das kann ich. Ich hatte seit meinem zehnten Lebensjahr einen Lehrer, der mich trainierte. Dieser jemand ist ein Gott aber kein griechischer. Apollo kommst du bitte?“ Im gleichen Moment trat mein göttlicher bester Freund aus der Dichte des Waldes hervor. „Nette Lichtung. Die werde ich mir merken. Wenn ich richtig sehe, scheint die Sonne zwischen Mittag und Nachmittag genau hier drauf.“ War klar, dass er den Ort super finden würde. „Passt auf Leute, ich werde zusammen mit Apollo die ganze Wiese erblühen lassen. Ich habe die Kraft alles zu tun, was die Natur betrifft und Apollo wird mir das Licht spenden, was die Pflanzen brauchen.“
 

Maya und Kath ließen sich komplett schockiert auf den Baumstamm fallen. Beide starrten Apollo an als, wäre er ein Geist der gerade versuchte sie zu erschrecken. „Bereit Hübsche?“ „Natürlich, bei dir immer.“ Ich begab mich in den Mittelpunkt der Lichtung. Der römische Sonnengott stellte sich ganz nah hinter mich und legte mir seine warmen Hände auf die Schulter. Meine Hände streckten sich aus, die Handflächen gen Boden. Ich machte mir die Natur untertan und ließ sie wissen, was sie zu tun hatte. Wie auf Befehl öffnete sich jede Blume und streckte sich der Nacht entgegen. Nun war Apollo dran. Seine goldenen Augen schlossen sich, das wusste ich, obwohl ich ihn nicht ansah. Eine angenehme Wärme erfüllte die Wiese und dann geschah das Wunder. Aus jeder Blüte erschien ein kleiner Sonnenstrahl und tauchte alles in ein sanftes Licht. Es ähnelte einem Meer aus Kerzen. Mein Mentor öffnete seine Augen, trat an meine Seite und begutachtete mich. Ein zufriedenes Grinsen legte sich auf unsere Gesichter. Es war immer wieder faszinierend, was mir gemeinsam bewirken konnten, auch wenn es eigentlich nur eine Kleinigkeit war. „Ich glaube dir jedes Wort. Das ist … das ist atemberaubend.“ Kath besah sich die zahlreichen Lichter. Ihre Augen glänzten und hatten trotzdem noch einen ungläubigen Ausdruck. „Aber wenn das alles stimmt, dann stellt es unser komplettes Wissen auf den Kopf, und wenn deine Großmutter die Tellus ist, bist du doch eine dreiviertel Göttin.“ Maya lag richtig mit ihrer Aussage, wenn man nur die Theorie beachtete, die Praxis sah dann schon anders aus. „Nein ich bin eine Halbgöttin. Wie gesagt was meinen Vater betrifft, kann ich euch leider nicht aufklären.“ Enttäuscht sahen beide Richtung Boden. „Nicht doch. Kommt jetzt, wir gehen zu meiner Hütte.“ Als wir losgingen, blieb Apollo stehen und machte Anstalten zu verschwinden. „Nichts da mein Lieber du bleibst gefälligst hier und kommst mit.“ „Bei so einer Aufforderung kann ich ja schlecht Nein sagen. Drei Damen und ein Frauenliebender Gott. Sehr passend.“ Jetzt zeigte er also mal seine »ich reiß jede auf« Seite.

Daphnes Lied


 

http://www.youtube.com/watch?v=FmV_0Use4MY

/ Λ \ ~*~ / λάμδα \ ~*~ / λ \

"Das körperliche Herz sei das Muster des geistigen: verletzbar, empfindlich, rege und warm, aber ein derber, frei fortschlagender Muskel hinter dem Knochengitter, und seine zarten Nerven sind schwer zu finden."

- Jean Paul

/ Λ \ ~*~ / λάμδα \ ~*~ / λ \
 

Zu meiner Hütte brauchten wir eine gefühlte Stunde. Alle möglichen Schleichwege mussten wir benutzen, damit man Apollo nicht entdeckte. Er mochte zwar ein Gott sein, aber deswegen nicht unsichtbar. Er konnte zwar schnell irgendwo sein, was mehr an seinem Sonnenwagen lag, aber einfach unsichtbar machen lag nicht im Bereich seiner Möglichkeiten. Völlig zerzaust kamen wir dann endlich bei mir an. Mit schnellen Handgriffen war die Tür offen und meine drei Besucher durch die Tür geschoben. Erschöpft ließ ich mich aufs Bett fallen. Erst dieses dämliche Spiel mit der Flagge, dann eine Party und zu guter Letzt einmal in den Wald und wieder zurück. Irgendwann war auch meine Energie verbraucht. Die Matratze senkte sich und ein warmer Arm legte sich um meine Schulter. „Schön, dass du dich bereits auf das Bett für mich niederlässt.“ Das passende Augenzwinkern dazu ließ mich leise kichern. „Fang du bitte nicht auch so an Apollo. Mir reicht der Musensammler schon.“ Erstaunen zeichnete sich in den Zügen meines Freundes ab, was aber schnell in Belustigung überging. „Musensammler? Sag mal, was hast du denn noch für Namen für ihn? Bekomm ich auch irgendwelche seltsamen Begriffe zugeteilt?“ Ich stand auf und streckte mich ausgiebig. Was dachte er nur von mir? Als ob ich ihm so einen Namen geben würde. „Ach ich hab viele Ausdrücke für ihn und nein dir würde ich solch »Bezeichnungen« niemals geben.“ „Na dann ist ja gut.“ Immer noch grinste er breit. Erst da bemerkte ich, dass Maya und Kath wie angewurzelt mitten im Raum standen. „Ihr zwei dürft euch ruhig bewegen. Apollo ist zwar ein Gott, aber die meiste Zeit benimmt er sich wie ein normaler Mensch. Man darf ruhig mit ihm reden er beißt nicht.“ Der erstarrte Blick, der zwei blieb, jedoch setzten sie sich jetzt ebenfalls. Kath auf meinen Schreibtischstuhl und Maya neben Apollo, aber mit einem gewissen Sicherheitsabstand. Ein lautes Lachen konnte ich mir nun nicht mehr verkneifen. Es war einfach zu herrlich, wie die zwei in betrachteten. „Ihr zwei solltet euch mal sehen. Ihr schaut ihn an, als wäre er Zeus persönlich.“ Diesen Satz presste ich zwischen kurzen Atempausen hervor. „Ich … also wir … also … wir sind halt einfach erstaunt.“ Maya stotterte, wodurch man merkte, dass sie gewisse Angst aber auch Respekt vor dem römischen Sonnengott hatte. „Wie Serena es schon gesagt hat, ich bin ein Gott aber deswegen kein Unmensch.“ Das passende Grinsen dazu und jeder hätte es ihm geglaubt, mit Ausnahme von Kath, die ruhig aber schreckhaft antwortete. „Ja, jedoch ist es doch so, dass die römischen Gottheiten aggressiver sind. Oder ist das auch nur eine Erfindung der Griechen?“ Na jetzt konnte die Diskussionsrunde starten. „Nein meine Liebe das ist keine Erfindung von Zeus, um es zu präzisieren. Diese Ader wurde von uns schon vor langer, langer Zeit abgelegt. Wir haben gelernt, dass Krieg nicht der Weg ist. Ebenfalls haben wir gelernt, uns anzupassen und zurück zu halten. Ansonsten wären unsere Gegenstücke längst darauf gekommen, dass es uns noch gibt.“ So ging das bis drei Uhr. Kath, Apollo, Kath, Apollo und so weiter. Nachdem bei mir die Müdigkeit einsetzte, schmiss ich, elegant, wie ich war, Apollo raus und verschob die hartnäckigen Gespräche der zwei auf einen späteren Zeitpunkt. Als mein bester Freund sich verabschiedete viel mir auf, dass ganz beiläufig seine Hand über Mayas strich. Dadurch merkte ich die Nähe der zwei, die sie auf dem Bett hatten. Erst war Maya in einem gewissen Sicherheitsabstand gewesen, der circa einen Meter betraf. Am Ende waren es nur noch wenige Zentimeter, die die zwei trennten. Seltsam, aber gut ich achtete nicht weiter drauf. Und als Apollo aus der Tür war, legten wir drei uns endlich hin, um zu schlafen.
 

Die Tage gingen ins Land und schon wieder waren eineinhalb Wochen rum. Die Zeit verging so schnell, dass die Aktivitäten nur noch an mir vorbei zogen. Mythologiekurs, Schwerttraining, Nahkampf und Bogenschießen, immer wieder derselbe Trott. Keine Abwechslung, nicht einmal ein gewisser Sonnengott brachte diese. Er verhielt sich seltsam ruhig. Keine Anmachen in aller Öffentlichkeit, keine Flirtereien und keine nächtliche Ruhestörung mehr. Irgendwie fad, denn es machte nach einiger Zeit Spaß, ihm die Stirn zu bieten. Nun ja, ich wollte meine Ruhe, nun hatte ich sie. Man sollte ja alles positiv im Leben sehen. Nach dem Bogenschießen, und somit Unterrichtsschluss, schlenderten Maya, Kath und ich, in der Nachmittagssonne Richtung Haupthaus. Als wir gerade anfingen über Apollo zu reden (natürlich mit Codename »lux« heißt hell auf Lateinisch) kamen uns eine pseudo Aphrodite und Apollon entgegen. Charlotte klebte so sehr an seinem Arm, dass ich dachte, sie würde ihn zerquetschen, wäre er kein Gott. Mit anhimmelten Blicken, steuerten sie genau auf uns zu. Fast wären sie in uns hineingerannt, hätte der Sonnenschieber nicht genau in dem Moment aufgesehen. Wie angewurzelt blieb er stehen. „Apollon was ist denn? Wir müssen weiter. Ich möchte dich so gerne wieder singen hören.“ Die zuckersüße Stimme, der Queen-of-ich-kann-nicht-singen, triefte vor Schleim. „Na wir wollen euch sicher nicht aufhalten. Viel Spaß.“ Maya und Kath nickten zustimmend und wir wollten unseren Weg fortsetzen. Leider hatten wir uns zu früh gefreut. „Den werden wir sicher haben. Schließlich habe ich heute bei Apollon einen besondern Gesangsunterricht.“ Was sie mit »besonderer Gesangsunterricht« meinte, war mir klar. Erst ein paar Töne trällern und dann zusammen in die Kiste hüpfen. Als ich mich jedoch umdrehte und ihren hochmütigen Blick erntete, konnte ich nicht anders als schallend das Lachen anzufangen. „Was lachst du denn so dumm, du Freak? Bis wohl eifersüchtig. Tja nicht jeder hat so viel Glück wie ich.“ Während meines Lachkrampfes, dachte ich kurz darüber nach, warum Apollon so still war und überhaupt nichts dazu sagte. Jedoch verwarf ich das ganz schnell, als ich losging und genau vor Charlotte und dem Musensammler zum Stehen kam. „Ich auf dich eifersüchtig? Davon träumst du wohl. Ich kann dir genau sagen, warum ich lache. Ganz einfach, du kannst nicht singen und hättest Unterricht dringend nötig aber ich bin der Überzeugung, nicht einmal der große Apollon kann dir da noch helfen.“ Hinter mir fingen nun meine beiden Freundinnen zu lachen an. Mal wieder schoss der Diva die Zornesröte ins Gesicht, leider war ich noch nicht fertig.“Werter Apollon, wir haben unsere Differenzen, aber jetzt gerade tut ihr mir schrecklich leid. Ich hoffe sehr, ihr werdet keinen Tinnitus davontragen.“ „Halt den Mund du vorlautes Miststück. Ich kann sehr wohl singen. Ihr allesamt habt keine Ahnung und wisst ein richtiges Talent gar nicht zu schätzen.“ Charlotte schrie die Worte gegen Ende und wir alle sahen sie ziemlich erstaunt an, Apollon mit eingeschlossen. Sie atmete ein paar Mal schwer auf und fuhr dann fort. „Wenn du meinst, so große Reden zu schwingen dann singst du jetzt hier vorm ganzen Camp. Sofort!“ Bitte was sollte ich? Wie sie wollte. Da ich mir für eine Herausforderung nie zu schade war, ging ich darauf ein. „Wie du willst, dann sing ich. Welches Lied soll es denn sein?“ Während ich meine Arme vor der Brust verschränkte, kam eine ihrer Anhimmler zu ihr. Es wurde kurz etwas geflüstert und dann stahl sich ein extrem bösartiges Grinsen auf das Gesicht der Gesangsnull. „Wir wollen »poses hiliades kalokairia« hören.“ Ihr Lächeln verschwand nicht, dafür allerdings meines. Das konnte sie doch nicht verlangen. Ich war ja wirklich vorlaut und hatte immer einen Spruch auf Lager, aber so anstandslos war nicht einmal ich. Mein Blick wanderte zu Apollon, der ziemlich geschockt drein blickte. Auch Kath und Maya, die neben mir standen, starrten Charlotte komplett ungläubig an. „Sag halt gleich, dass du nicht singen kannst. Dann können wir uns diese Blamage ersparen.“ „Darum geht es überhaupt nicht. Es geht um das Lied und das weißt du genau.“ Am Liebsten würde ich dieses miese Weib sofort erwürgen. Die hatte wohl überhaupt keinen Skrupel. Jetzt schaltete sich auch endlich Apollon ein. „Charlotte, wie kommst du dazu dieses Lied zu wählen? Dir sollte bewusst sein, dass ich dies nicht toleriere.“ Ein Mann ein Wort. Das erste Mal musste ich ihm vollkommen recht geben. „Apollon bitte. Sie kann doch eh nicht singen und den Text kennt sie nicht einmal, da sie ungebildet ist und kein Griechisch kann. Außerdem singt keiner schöner wie du.“ Was zu viel war, war zu viel. Die würde mich kennenlernen, doch da kam mir ein Gedankenblitz. Wenn es bei Apollo ging, vielleicht ging es auch bei seinem griechischen Gegenstück. – Apollon? Hört ihr mich? – Ich konzentrierte mich nur auf ihn und meinen Gedanken. Ruckartig schoss sein Kopf nach oben und starrte mich an. – Ich weiß, dass dieses Lied euch viel bedeutet, da ihr es aus Liebeskummer für Daphne geschrieben habt. Ihr wisst ebenfalls, dass ich euch nicht ausstehen kann, jedoch möchte ich nicht so respektlos sein. Auf der anderen Seite würde ich eurem Anhängsel gern einen Arschtritt verpassen. Somit meine Frage darf ich dieses Lied singen? Bekomme ich eure Erlaubnis? – Seine Züge veränderten sich nicht, wodurch mir klar war, dass er mich gehört hatte. Keine fünf Sekunden, nach meiner gedanklichen Ansprache an ihn, kam ein kurzes und zaghaftes Nicken. „Apollon was ist mit dir los? Hörst du mir überhaupt zu?“ Charlotte hatte seine Abwesenheit bemerkt und rüttelte ihn nun sanft am Arm. „Wie du willst Eiskönigin, du bekommst dein Lied.“ Schnell zuckte ihr Kopf zu mir und ihre Augen fixierten mich, doch da fing ich schon an, zu singen.
 


 

Pos allazi i epohi arki na vriskese esi

dipla mou,piase ta heria mou lipon

sikose me ap'to keno ke mila mou

Pos allazi i epohi me eena sou fili

me ena mono nevma sou,opos htizis tin

zoi etsi ap tin arhi pare me sto psema sou
 

Apollons Blick ruhte auf mir und sah mich, wieder mit diesem seltsamen Blick, an. Die Mischung aus Angst und Unklarheit spiegelte sich in seinen goldenen Iriden. Charlotte hingegen viel die Kinnlade hinunter.
 


 

Kita poses hiliades kalokeria

kimoude mes sta dio sou heria

ke ksipna ta ola me ena hadi me ena agigma

kita poses hiliades kalokeria

anigo me ta dio sou heria

poses hiliades s'agapo erotevmena

tha sou po poses hiliades s'agapo

erotevmena tha sou po
 

Ich sang dieses Lied mit dem Gefühl, mit dem es der Schreiber gesungen hatte. Ich versetzte mich in die Lage, einer sehnsüchtigen Liebe hinterher zu jagen, die vor mir davon lief.
 


 

Pos fotizode i skies otan ne mou les me ola sou ta vlemmata

etsi htizode i hares pano stis pliges

tora pia to ematha
 

Der Schmerz, den Apollon damals bei Daphne gefühlt haben musste, füllte mich aus und ich fühlte mit ihm. Auch wenn er ein Arsch war, so war er einer, der das Pech hatte dieses Leid zu ertragen, obwohl er selbst schuld war.
 


 

Kita poses hiliades kalokeria

kimoude mes sta dio sou heria

ke ksipna ta ola me ena hadi me ena agigma

kita poses hiliades kalokeria

anigo me ta dio sou heria

poses hiliades s'agapo erotevmena

tha sou po poses hiliades s'agapo

erotevmena tha sou po
 

Ich ließ sanft die letzten Töne ausklingen. Erst jetzt bemerkte ich, dass sich anscheinend das ganze Camp um uns herum versammelt hatte. Lauter Applaus kam von allen Seiten. Mit bestimmenden Schritten ging ich direkt auf Apollon und Charlotte zu und machte vor ihnen Halt. „Jetzt hast du dein Lied gehabt und ich hoffe, du bist zufrieden. Allen anderen hat es ja gefallen.“ Die Angesprochene stampfte schreiend mit einem Fuß auf. Ich kümmerte mich nicht weiter um sie und richtete meine Worte an den Gott mit den goldenen Augen. „Auch wenn wir unsere Unstimmigkeiten haben, so möchte ich mich entschuldigen. Es lag niemals in meiner Absicht, diese Erinnerung herauf zu beschwören.“ Ich konnte ihn immer noch nicht leiden, und würde ich auch nicht, aber in diesem Augenblick tat er mir leid. Um meinen Worten Ausdruck zu verleihen, glitt meine Hand zu seiner. Meine Finger umschlossen seine und gaben einen kurzen Druck. Seine Hand war anders als die von Apollo. Ich hatte das Gefühl mich zu verbrennen und zuckte somit auch kurz zusammen. Jedoch war es mir nicht möglich, meine Hand zurückzuziehen. Sie hielt vehement an seiner fest. „Es ist in Ordnung Serena, schließlich hast du gefragt.“ Als meine Gliedmaßen endlich wieder reagierten, zog ich ziemlich hastig meine Hand weg. Ohne ein weiteres Kommentar, drehte ich mich um und ging endlich mit Kath und Maya zum Haupthaus. Zurück ließen wir einen seltsam dreinblickenden Apollon und eine schimpfende Charlotte.

Eingesperrt


 

http://www.clipfish.de/musikvideos/video/3859019/carrie-underwood-blown-away/

/ Μ \ ~*~ / μι \ ~*~ / μ \

"Das Mögliche eingeschlossen im Unmöglichen: in diesem lebendigen Widerspruch liegt die Pointe der menschlichen Existenz."

- Hans Egon Holthusen

/ Μ \ ~*~ / μι \ ~*~ / μ \
 

Die folgenden Tage waren, nennen wir es, amüsant. Egal wann, Charlotte mir zufällig über den Weg lief, strafte sie mich mit tödlichen Blicken. Wenigstens dachte sie das. Es ähnelte eher einem Chihuahua, der zu viel Schokolade gefressen hatte und deswegen, wie auf Droge, vor sich hin quickte. Meistens endete es damit, dass ein lauter Aufschrei ihrerseits kam und sie davon rauschte. Selbst Apollon machte seit diesem gewissen Vorfall, einen Bogen um die Aphrodite Tochter. Eine Reaktion, die ich komplett nachempfinden konnte und ich verstand ihn. Wäre ich in dieser Situation gewesen, so hätte ich sie wohl in die Luft gejagt. Ich nahm mir gegenüber des Sonnengottes schon viel raus, mit meinen Worten, aber dieses Lied zu verlangen war wohl der Gipfel. So viel Frechheit besaß nicht einmal ich. Man sollte schließlich nicht vergessen, dass Apollon immer noch zu den grausamsten Göttern gezählt wurde. Egal wie sehr er den Sunnyboy raushängen ließ, so wahr er trotzdem ein gefährlicher Gegner. Inwieweit welche Seite noch ihn ihm steckte, wusste ich nicht und würde ich wohl auch nicht herausfinden.
 

Heute war Bogentraining angesagt. Ich musste mittlerweile nicht mehr hin. Schließlich gewann ich beim Flaggen erobern, mit einer spitzen Leistung, in diesem Gebiet. Kath und Maya waren schon seit einer halben Stunde am Übungsplatz und trainierten. Aus Aphrodite Kinder, Hephaistos Kinder und Apollon Kinder bildete sich die Klasse. Da ich keine Beschäftigung fand und mich zu Tode langweilte, beschloss ich mal bei ihnen vorbei zu sehen. Als ich so durch das Camp schlenderte, viel mir auf, dass sich Apollon nur noch selten blicken ließ. Nicht nur um Charlotte machte er einen Bogen. Am Übungsplatz angekommen erblickte ich genau jenen Gott, wie er Unterricht gab. Seit wann das denn? Sonst beschäftigte er sich eher mit dem weiblichen Geschlecht. Die meisten Aphrodite Töchter warfen ihm verliebte Blicke zu. Der Rest sah recht interessiert aus, außer meine beiden Freundinnen, die ich in diesem Moment erblickte. Ich machte weitere Schritte auf die Gruppe zu und bemerkte, dass mehrere unbehaglich und unsicher da standen. Anscheinend war der Herr von und zu Musensammler im Unterricht geben nicht der Begabteste. Wie von selbst bewegten sich meine Füße auf den Platz und so gesellte ich mich zu der Truppe dazu. Der Sonnenschieber war gerade damit beschäftigt einer Aphrodite Tochter Stellungshilfe zu geben, das war ganz am Anfang der Reihe. Kurz um beschloss ich, am anderen Ende der Reihe, ebenfalls zu helfen. Keiner hatte mich bemerkt, erst als ich Kaths Arme anhob. „Ich habe dir doch gesagt, Arme weiter nach oben.“ „Rena? Was machst du denn hier?“ Ich grinste mein Gegenüber breit an. „Mir war langweilig und Apollon ist wohl nicht der Fähigste beim Unterricht.“ Sie nickte zustimmend. In der perfekten Haltung ließ ich sie stehen und ging weiter. Die nächsten Drei waren genau richtig, in Haltung und Stand. Der Nächste, der zu korrigieren war, war Philipos. Es wunderte mich, ich hielt ihn eigentlich für einen guten Schützen. „Na Schönling, anscheinend Probleme was?“ Sein Kopf zuckte, in einer schnellen Bewegung zu mir. Seltsamerweise schoss ihm sogar eine leichte Röte in die Wangen und er nickte schwach. Meine Hände griffen nach seinen Fingern und brachten sie in die passende Lage. „Deine Beine etwas weiter auseinander, dann hast du einen besseren Stand.“ Gesagtes setzte er um. „Dankeschön. Es ist nicht gerade einfach, wenn der eigene Vater unterrichtet.“ „Kein Ding. Du bist zwar immer noch nicht mein Fall, aber selbst ich habe einen Funken Verständnis für diese Situation.“ Ohne weitere Worte ging ich weiter.
 

Nach knapp zehn Leuten kam ich zeitgleich, mit Apollon, in der Mitte der Reihe an, genau bei Maya. Sein erstaunter Blick verriet mit, dass er mit mir am wenigsten gerechnet hatte. „Serena? Du hast doch überhaupt keinen Unterricht bei mir.“ Meine blonde Freundin sah mich, bei ihres Vaters Worten, ebenfalls überrascht an. „Nein ich habe keinen Unterricht bei euch werter Apollon. Ich langweilte mich und wollte hier vorbei schauen. Ich wusste nicht, dass ihr seit Neusten den Unterricht leitet. Da mir einige recht unsicher in der Gegend rum standen, dachte ich, ich könnte helfen.“ Ohne weiteren Blick wandte ich mich an Maya. „Du weißt doch noch, was ich dir beim ersten Mal, als wir uns trafen, gesagt habe, oder?“ Ein Nicken. „Ich soll meinen Pfeil mit dem Mund stabilisieren, um eine ruhigere Hand zu bekommen.“ Natürlich wusste sie es noch. „Richtig, dann mach das auch. Du triffst, wenn du nur willst.“ Sie tat es genau wie an meinem ersten Tag im Camp. „Warte etwas fehlt noch.“ Ich sank in die Hocke, nahm ihr hinteres Bein und zog es etwas nach hinten. In den Stand zurückgekehrt, ergriff ich ihre Hüfte und drehte diese noch etwas seitlicher. „Genau so ist es perfekt.“ Angriffslustig sah ich zu Apollon „Mal sehen, wer besser ist.“ Irgendwie würde ich ihn schon wieder aus der Reserve locken. So wie der sich benahm, war es nicht mehr normal. „Auf mein Zeichen schießen erst die Leute auf der linken Seite, sprich an denen der werte Apollon vorbei gegangen ist. Drei … zwei … eins … Schuss!“ Auf Kommando sausten die Pfeile auf ihr Ziel zu. Viele trafen, aber es waren genügende dabei, die nur in die äußeren Ringe gingen. Seltsam, dass sie auf mich gehört hatten. Sicherlich hatte jeder genau meine Worte an Mr-ich-schau-wie-ein-ängstlicher-Welpe mitverfolgt. „Macht euch bereit.“ Es war an der Zeit, dass meine Seite schoss. „Wieder auf mein Zeichen. Drei … zwei … eins … Schuss!“ Wie bei den Anderen flogen die Pfeile, jedoch traf jeder zielgenau ins Schwarze. Wenn ich könnte, so würde ich ringsherum grinsen. „Damit steht wohl fest, wer die bessere Technik hat, was das Lehren von Übungen angeht.“ Eigentlich erwartete ich ein passendes Kontra, aber es kam keines. Stumm betrachtete der Sonnengott die Scheiben. Da mit keiner weiteren Reaktion zu rechnen war, wirbelte ich herum und machte mich zu meiner Hütte auf. „Warte. Ich muss unbedingt …“ Der restliche Satz ging in Stimmengewirr unter und wurde von mir ignoriert. Ich tat, als hätte ich es nicht gehört.
 

Das Abendessen verlief recht unspektakulär. Hin und wieder kamen einzelne Camper zu mir und bedankten sich für heute Nachmittag. Mein Stichelpartner saß am Haupttisch, genau wie Chiron und Mr D. Eine eiserne Maske zierte sein Gesicht, natürlich im übertragenen Sinne. Ausdrucksloses Gold spiegelte sich in seinen Augen. Das Essen wurde von ihm gelangweilt von der einen in die andere Ecke geschoben. „Was ist mit deinem Vater los Maya?“ Meine Frage war berechtigt, auch meine zwei Gegenüber betrachteten ihn. „Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung. Seit du uns heute korrigiert hast, ist er so.“ Ich lächelte mein fieses Grinsen. „Bestimmt ist er in seinem Stolz gekränkt, dass eine Halbgöttin es besser gemacht hat.“ Leise, damit mich keiner hörte, kicherte ich. Ohne noch einmal dieses Thema anzusprechen, aßen wir weiter.
 

Während wir zur Feuerstelle gingen, überlegte ich, wem ich wohl heute mein restliches Essen opferte. „Für euch Apollon fühlt euch nicht zu sehr gekrängt.“ Meine Worte bestanden nur aus einem Hauch und als die Brocken in das Feuer vielen, loderte es einmal kurz auf. Plötzlich spürte ich wieder diesen unangenehmen Blick, wie damals auf der Party. Mit einem Ruck drehte ich mich in Richtung Haupttisch. Apollons Iriden blitzten auf und starrten mir mit voller Intensität entgegen. Er war es gewesen, ich war mir sicher, er war es auch auf der Party. Dieses Gefühl würde ich nicht vergessen. „Was steht morgen eigentlich an? Wir können schlecht rumhocken, schließlich gibt es was zu feiern.“ Kaths Worte versetzten mich in die Realität zurück. „Bitte? Wie? Was gibt es denn zu feiern?“ Maya wurde um die Nasenspitze leicht rot. „Nichts Besonderes ich hab nur Geburtstag. Keine große Sache.“ Ihr Flüstern erklärte, dass sie anscheinend nicht viel Wert auf etwas Großes legte. „Nichts Besonderes? Hallo? Warum habt ihr mir nicht gesagt, dass du morgen achtzehn wirst? Wart nur ab, Kath und ich lassen uns schon was einfallen.“ „Das ist doch nicht nötig Rena. Es muss nicht viel sein. Mir reicht es, wenn wir uns vielleicht eine DVD oder so anschauen.“ Das brauchte sie nicht glauben, an ihrem Geburtstag nur einen fusseligen Film zu sehen. „Nichts da! Du wirst schon sehen, es wird super.“
 

Nachdem wir Maya zur Apollon-Hütte gebracht hatten, wurde heiß darüber diskutiert, was man denn alles machen konnte. Schlussendlich kamen wir zum Ergebnis, eine Party am morgigen Abend zu schmeißen. Für das Geschenk würde ich sorgen. – Apollo ich bräuchte eine Kleinigkeit von dir. – Kath und ich waren auf die glorreiche Idee gekommen, ihr ein Buch zu schenken, in dem sie ihre Ideen festhalten kann. Jedoch nicht irgendeines, sondern eines von Apollo. So gesehen eine spezial Edition. – Was brauchst du Hübsche? Probleme mit Funkelsteinchen? – Würde er mich sehen, so hätte er mein Schnauben und das Augenrollen bemerkt. – Der hat wie üblich einen an der Klatsche. Was anderes, Maya hat morgen Geburtstag. Ich hätte für sie gerne eines deiner besondern Notizbücher. Du weißt schon die Goldenen. –, – Die blonde Schönheit hat Geburtstag? Sicher für so jemanden doch immer. Es liegt morgen in der Früh in deiner Hütte. – Ein schlichtes »Danke« beendete mein gedankliches Gespräch. Wüsste ich es nicht besser, so würde ich sagen, es wäre ihm eine Freude sich an Maya ranzuschmeißen. Götter waren und werden immer, unglaublich bleiben und das meinte ich nicht im positiven Sinne.
 

Als endlich alle in ihren Betten lagen, begab ich mich zum Speisesaal. In den hinteren Räumen lag eine Küche. Ich wollte unbedingt einen Kuchen für Maya machen. Angekommen betätigte ich den Lichtschalter und die große Küche wurde von einem angenehmen Licht erhellt. Mit Schneebesen, Schüssel und allerlei Zutaten begab ich mich frisch ans Werk. Es sollte eine schlichte Schokoladen Torte werden, diese hatte mir meine Mutter immer gemacht, als ich klein war. Mit letzten Handgriffen beförderte ich die Form in den Ofen und schleckte genüsslich die Reste am Schneebesen ab. „Was machst du um diese Uhrzeit in der Küche?“ Diese plötzlich anwesende Stimme ließ mich schreckhaft herumfahren. „Apollon.“ Es handelte sich hierbei mehr um ein Keuchen als um eine sachliche Feststellung. „Ich … ich … also ich mach eine Torte.“ Super, vor Schreck stotterte ich auch noch. „Um diese Tageszeit oder sollte ich Nachtzeit sagen?“ „Ja also es ist so … ähm … ach verdammt noch mal. Maya hat morgen Geburtstag und ich möchte ihr eine Freude damit machen. Könntet ihr beim nächsten Mal vielleicht anklopfen oder so etwas in der Art?“ Ohne näher auf meine Worte einzugehen, besah er sich den Kuchen im Ofen. Die Maske, vom Abendessen, verließ nicht für einen Augenblick seine Züge. „Stimmt, meine Tochter wird morgen achtzehn.“ Da der Schreck überwunden war, zog sich meine Augenbraue nach oben. In diesem Moment blickte er zu mir auf. „Gibt es ein Problem, dass sich dieser Ausdruck auf deinem Gesicht widerspiegelt?“ Problem würde ich es nicht nennen, Verwunderung trifft es eher. „Nein es gibt keines. Betiteln wir es als Erstaunen. Ich empfinde es als überraschend, dass ihr Mayas Alter kennt. Schließlich merkt sich nicht jeder Gott die Namen und den Geburtstag seiner zahlreichen Kinder.“ Mit steinerner Miene ließ er sich auf einem Stuhl nieder. „Da könntest du wohl recht haben Serena.“ Huch, jetzt wurde die Lage unheimlich. Ich beachtete den Anwesenden nicht länger und machte mich daran den Rest der Torte vorzubereiten.
 

Nach einer guten Stunde, in der Apollon nur schweigend da saß, hatte ich mein Werk vollendet und schob die fertige Torte in den Kühlschrank. „Gibt es sonst noch etwas werter Apollon? Wenn nicht begebe ich mich wieder in mein Bett.“ Da nichts kam, machte ich mich auf den Weg zur Haupttür, um zu verschwinden. „Eigentlich gibt es doch noch etwas. Ich würde es aber vorerst bevorzugen, wenn ich von dir mit »du« angesprochen werde. Viele der Camper dürfen dies.“ Ein spitzes Kommentar, konnte ich mir darauf nicht verkneifen. „DU meinst wohl, einige Camperinnen.“ Wir waren am Ausgang angekommen und ich schenkte ihm einen belustigten Blick. „Ich bin der Meinung, dies ist nebensächlich.“ Meine Hand griff nach dem Griff, jedoch öffnete sich die Tür nicht. Das war jetzt ein Scherz oder? Noch einmal ruckelte ich kräftig an ihr, aber nichts geschah, sie ging nicht auf. Erkenntnis durchflutete mich und ich stöhnte gequält auf. „Nicht doch. Die haben zugesperrt. Verdammte Scheiße das kann doch nicht wahr sein?!“ Mit einem kräftigen Tritt gegen die Scheibe besagter Tür, schmiss ich mich auf eine der Bänke im Speisesaal. „Jetzt muss ich auch noch eine Nacht mit dem Weiberheld Nummer eins verbringen. Zeus hasst du mich so sehr?“ Mein Gesicht vergrub sich in meinen Händen. Mir war nicht bewusst, dass ich diese Worte laut ausgesprochen hatte, erst als Apollon sich neben mich setzte wurde es mir klar. „Du wirst eine Nacht mit mir schon überstehen. Was ist überhaupt dein Problem?“ Eine leichte Schärfe schwamm in seiner Stimme mit und ich zuckte kurz zusammen. Jetzt zeigte er, dass er auch noch eine gewisse andere Seite hatte. „Egal. Ich werde mir jetzt einen Schlafplatz herrichten. Ihr könntet … du kannst dich gerne daran beteiligen.“ Mit festen Schritten wanderte ich in die hinteren Räume zurück. Die meisten Zimmer waren zugesperrt, bis auf Küche, Speisekammer und ein leerer Raum, in dem Bänke und Tische lagerten. Letzteren suchte ich mir als passenden Platz aus. „Bist du eigentlich schon mal auf die Idee gekommen, dass ich uns hier vielleicht raus teleportieren könnte?“ Ein kehliges Lachen rutschte meine Stimmbänder hinauf. „Dies kannst du nicht. Du bist in der Lage, dich mit deinem Sonnenwagen schnell fortzubewegen aber Teleportieren liegt außerhalb deiner Macht. Dies können nur die großen Drei und Hermes.“ Eine Emotion regte sich in ihm. „Du kannst aber Dinge hierher befördern, zwar keine Lebenden, aber alles andere. Würden sie … du so nett sein und vielleicht meine Decke, mein Kissen und meine Matratze hierher befördern?“ Dieses mal war meine Stimme freundlich, schließlich bat ich ihn um etwas. „Kein Problem, aber dann könnte ich doch genauso den Schlüssel hierher befördern.“ „An sich ginge das, jedoch liegt der Schlüssel bei Dionysos und von andern Göttern kann man nichts wegnehmen.“ Zustimmend nickte er und mit einem einfachen Schnippen, befand sich das Gewünschte an Ort und Stelle. Alles, was ich gesagt hatte, war da. Wenigstens etwas, so musste ich nicht auf kalten Boden schlafen. Mit Schwung ließ ich mich in die weiche Matratze sinken. Apollon machte keinerlei Anstalten auch nur eine Bewegung zu tätigen. Nach geschätzten zehn Minuten wurde es mir zu dumm. „Du hast jetzt zwei Möglichkeiten Apollon. Entweder beamst du dir selbst etwas her oder du setzt dich ebenfalls auf meine Matratze. Nicht, dass mir noch nachgesagt wird, ich währe ein Unmensch.“ Lautlos nahm er neben mir Platz und schon wieder herrschte Schweigen. Eine halbe Stunde verging und ich wurde unruhig. Diese Stille hielt ja keiner aus, also brach ich sie, mit einer Frage, die mich schon lange interessierte. „Was ist eigentlich mit euch … ich meine, mit dir los?“ Es war schwer sich an das »Du« zu gewöhnen, aber wenn es von einem Gott angeboten wird, hatte man es anzunehmen. Angesprochener blickte überrascht auf. „Wie meinst du das?“ „Ich meine diese Blicke. Erst konnte ich sie nicht definieren, aber seit einiger Zeit, sehe ich darin Angst und Unsicherheit. Dann diese Maske, die … du heute Nachmittag aufgesetzt hast. Keine großartigen Flirtereien, keine offensichtlichen Anmachen. Außerdem bin ich mit seit dem Abendessen sicher, dass du mich, nach unserem kleinen »Apfelvorfall« bei der Party beobachtet hast.“ Endlich zeigten sich Gefühle in dem Gott der Sonne. Seine Finger fuhren durch sein dunkles Haar und es zerzauste dadurch. „Du hast das bemerkt? Sogar solch ein Feingefühl besitzt du. Langsam zweifle ich an meinem Verstand.“ Jetzt verstand ich die Welt nicht mehr. Was für ein Problem hatte er? „Das Schießen, Tanzen, Singen es ist einfach offensichtlich.“ Die Worte waren mehr an ihn selbst gerichtet als an mich. In meinem Gehirn ratterte es. Ich wollte verstehen, aber kam nicht drauf und plötzlich ging mir ein Licht auf, als ich an meine Halskette griff. „Stop. Denkst du, ich bin deine Tochter?“ Völlig geschockt starrte mein Gegenüber an. „Natürlich tue ich das. Es liegt doch klar auf der Hand, außerdem habe ich deinen Bogen gesehen, beim Flaggen erobern, es war mein Zeichen darauf. Jedoch frage ich mich, wie du an ihn gelangen konntest.“ Deswegen also diese Blicke. Immer noch komplett irritiert starrte ich in goldene Augen. Die Erkenntnis über seine Befürchtung bewegte sich nur langsam in mein Gehirn. Als ich aber begriff, verfiel ich in einen schallenden Lachkrampf. Die Tränen stiegen mir in die Augen und windete mich haltlos auf der Matratze.
 

Dieser Lachanfall versiegte allmählich, nachdem sich auf Bauchschmerzen dazu gesellten. In einem letzten Kichern versunken, wischte ich mir meine Tränen weg. „Apollon ich bin garantiert nicht deine Tochter. Was für eine absurde Idee.“ In einem gewissen Abstand betrachtete er mich mit Ungläubigkeit. „Aber der Bogen. Ich bin nicht blind Serena.“ „Der Bogen ist nicht der eure also ich meine nicht der deine. Warte.“ Mit einem schnellen Handgriff löste ich meine Halskette und rutschte näher an Apollon. „Schau her,“ Meine Kette verwandelte sich und ich hielt den goldenen Bogen fest in meinen Händen. „dies ist nicht einer deiner Bögen. Es ist eine Sonne darauf aber ich denke, du weißt, bei näherem Blick selbst, von wem er stammt.“ Prüfende Blicke überflogen die spezielle Waffe und in der letzten Bewegung erstarrte er. „Das … das kann nicht sein.“ „Sehr wohl kann das sein. Das ist ein Bogen des römischen Apollo.“ Mit einer flinken Bewegung hatte ich wieder meine Halskette in der Hand und legte sie mir um. „Du weißt genau, dass wir und die Römer ein und die …“ Ich ließ, ihn gar nicht zu Ende sprechen. „Ihr könnt dieses Ammenmärchen denen da draußen erzählen, ich kenne die Wahrheit. Vor tausenden Jahren verschwanden sie und was aus den Göttern wurde weiß keiner von euch. Vielleicht sind sie tot oder einfach verpufft aber ich weiß, dass dies nicht dein Bogen ist. Es ist ein Familienerbstück und wird seit Jahrzehnten weiter gegeben.“ Okay das Letzte war eine Lüge aber was solls. „Du kennst die Wahrheit? Woher?“ Jetzt klang er sehr interessiert aber auch sehr vorsichtig. „Es wurde mir von meiner Mutter erzählt, diese hat es von meinem Vater. Wie ich es Chiron schon gesagt habe, ich weiß schon immer, dass mein Vater ein Gott ist, jedoch hat er, meiner Mutter gegenüber, nie offenbart welcher er ist.“ Auch wieder eine Lüge aber er war einer der Letzten, dem ich die Wahrheit erzählen würde. „Du bist wirklich nicht meine Tochter? Du sagst dies nicht, um es zu vertuschen? Ich habe ernsthaft an meinem Verstand gezweifelt, dass ich vergessen hätte.“ Ach so war das also. Er dachte, er hätte eine Frau vergessen, mit der er ins Bett gestiegen war. „Ich bin garantiert nicht mit dir verwand. Währe dies der Fall, so währe ich wohl auch so ein … so ein, naja ich spreche es jetzt lieber nicht aus.“ Ein gefährliches Glänzen schlich sich in die goldenen Iriden. „Pass auf was du sagst Serena. Ich war nur so freundlich, weil ich tatsächlich in der Annahme war, du wärst meine Tochter.“ Ein sarkastisches Lachen ertönte meinerseits. „Keine Angst ich habe Respekt vor Göttern auch vor euch Apollon. Das mit dem »Du« lassen wir lieber. Ich möchte nicht, so persönlich mit jemanden sprechen, der Angst hat eine seiner Bettbekanntschaften vergessen zu haben.“ Das Spiel, was ich gerade spielte, war gefährlich. Meine Worte entsprachen lediglich meinen Gedanken, er sollte wissen, für was ich ihn hielt. Zwei kräftige Hände packten meine Schultern und hielten mich fest. Jetzt war er sauer, die Wut sprang förmlich aus ihm heraus. „Ich lasse mir viel gefallen aber auch ich habe Grenzen. Sei dir bewusst, wer ich bin und als was ich bekannt bin.“ Ich nahm einen tiefen Atemzug und konzentrierte mich alleine auf meine Gedanken. – Und ihr solltet mich nicht unterschätzen Apollon. – Wieder einmal stahl ich mich in seinen Kopf, schickte ihm meine Nachricht. Noch immer ließ er mich nicht los, langsam schmerzte es. Meine grünen Augen setzten sich in seinen fest und als Nächstes durchzog ihn ein Ruck. Keine Sekunde später keuchte er auf und nahm somit automatisch Abstand. „Was … wie?“ Er verstand nicht, was passiert war, ich hingegen schon. Er mochte ein Gott sein, aber auch durch seine Adern floss flüssiges Blut. Zwar golden aber immer noch Blut. Wenn man sich konzentrierte und die richtige Abstammung hat, so kann man auch Blut kontrollieren. Genau dies war mit Apollon geschehen ich hatte sein Blut mir zu eigen gemacht. „Lasst mich einfach in Ruhe. Mehr möchte ich nicht. Gute Nacht!“ Mit einer letzten Bewegung strich ich mir über die schmerzenden Stellen, an denen gerade noch, Apollons Hände gelegen hatten. Meine Decke zog ich über mich und kauerte mich in Embryostellung zusammen, mein Rücken dem Arsch zugedreht. „Verzeih, ich wollte dich nicht verletzen.“ „Schön für euch und trotzdem ist es jetzt so. Ich gehe euch aus dem Weg und ihr mir. Ganz einfach.“ Ein Ruck, und meine Decke war weg. Was sollte der Scheiß schon wieder? Wütend setzte ich mich auf, blickte dem extrovertierten Tänzer boshaft entgegen. Plötzlich legten sich warme Hände auf meine verletzten Stellen. Sie verschwanden, wie auch der Schmerz, seine Hände blieben jedoch genau, wo sie waren. „Wie gesagt, es lag nicht in meiner Absicht, dir Leid zuzufügen. Wenn du nicht meine Tochter bist, kann ich endlich das umsetzen, was ich schon am ersten Tag hätte machen sollen.“ Ohne, dass ich reagieren konnte, wurde ich ganz nah an ihn gezogen. Seine Hände lagen im nächsten Augenblick schon an meinem Gesicht. Warme, verlangende Lippen pressten sich auf meine. Mein Gehirn verarbeitete die Information und mein Körper reagierte endlich. Mit einem kräftigen Schlag gegen die Brust beförderte ich Apollon einen Meter von mir weg. „Geht’s eigentlich noch? Ich bin keiner eurer ekelhaften Anhängsel, die euch anhimmelt. Ihr seit ein Gott, aber nicht befugt mich anzurühren. Wagt es nie wieder mit so nahe zu kommen Apollon.“ Mit einem letzten Schrei verließ ich den den Raum. Stampfend lief ich auf die Haupttür zu und trat mit aller Kraft dagegen. Glas splitterte und die Tür sprang klirrend auf. Während ich stocksauer zu meiner Hütte marschierte, viel mir ein, dass meine Bettsachen alle noch im hinteren Raum des Speisesaales waren. Würde ich eben auf dem Boden schlafen, auch egal. Als ich jedoch meine Hütte betrat, befand sich alles wieder an seinem Platz. Anscheinend hatte Apollon die Sachen zurück teleportiert.

Destruction of a Birthday-Party


 

http://www.youtube.com/watch?v=LVsrP9OJ6PA

/ Ν \ ~*~ / νι \ ~*~ / ν \

"Untergänge lassen sich nicht ungeschehen machen, Untergänge wollen anerkannt sein. Sie dulden keinen Wiederaufbau, sondern sie verlangen ein vollständiges Neuerschaffen."

- Werner Bergengruen

/ Ν \ ~*~ / νι \ ~*~ / ν \
 

Der nächste Morgen versprach, dass der Tag gut werden sollte. Als meine Füße den Boden berührten, streckte ich mich genüsslich und fühlte mich überraschend ausgeschlafen. Mein Körper hatte eine ganz andere und neue Energie. Anscheinend hatte es geholfen, dem Sonnenschieber eine vor die Brust zu knallen und danach die Tür einzutreten. Dieser vorwitzige und überzogene Kerl, dachte doch tatsächlich, er könnte mich einfach so küssen. Wie ich es ihm gestern schon gesagt hatte, ich war keine seiner Gespielinnen, die er einfach benutzen konnte, wie er es für nötig hielt. Dadurch, dass meine Gedanken zu Apollon schweiften, kam mir nun auch meine neu gewonnene Energie seltsam vor. Er hatte doch nicht etwas? Na warte der konnte was erleben. Mit wenigen Handgriffen zog ich mir eine Jogginghose und ein Shirt drüber, band meine Haare zusammen und war schon aus der Tür.
 

Mit wütenden Schritten stampfte ich auf Apollons Hütte zu. Ohne auch nur zu klopfen riss ich die Eingangstür auf und stand mitten in einem Zimmer, dass meinem sehr ähnlich war. Der Blick viel auf das große Bett, worauf ein schlafender Sonnengott lag. Auf dem Bauch liegend und unbekleidet. Die hauchzarte Decke bedeckte nämlich nur noch seinen Hintern. Wüsste ich nicht wer er war, so würde ich sagen ein attraktiver, junger Mann streckte sich quer über das Bett aus. Mit leisen Schritten schlich ich zum Kopfteil und ließ mich neben seinem Gesicht in die Hocke gleiten. Wäre er kein Arsch so fände ich ihn angenehm schön. Aber mit diesem Charakter? Nein, danke! Er würde büßen für das von gestern Abend und für das was er noch getan hatte, ohne mein Wissen. Meine Finger strichen sacht durch seine Haare und wagten sich einen Weg über sein Gesicht, an seinen Lippen blieben sie hängen. Er bewegte sich, also kam mein Mund seinem Ohr ganz nah. „Werter Apollon aufstehen, ich habe eine Überraschung für euch.“ Die Lieder flatterten und schließlich blickten mir goldene, verschlafene Augen entgegen. „Serena?“ Ein diabolisches Grinsen stahl sich auf meine Lippen. Mein Gegenüber, war über meine Anwesenheit, sichtlich verwirrt und über meine Zärtlichkeit gleichermaßen. Mit einem schnellen Griff zog ich ihm seine Decke weg und entblößte ihn ganz. Genau wie vorhin, strichen meine Finger hauchzart über sein Gesicht, nun über seinen Arm und die Seiten hinab. Der göttliche Idiot zog scharf die Luft ein und zuckte. An seinem Hintern ruhte meine Hand und als ich sprach nahm meine Stimme einen gefährlichen Ton an. „Solltet ihr es noch einmal wagen mich zu küssen, lernt ihr ganz andere Seiten von mir kennen. Ihr seit ein Gott aber auch ihr habt auch an das Wort einer Frau zu halten, wenn sie sagt, haltet euch von ihr fern. Außerdem, hatte ich euch nicht gesagt, dass ihr es lassen sollt mich in irgendeiner Art und Weise zu heilen? Das von gestern nehme ich noch an da ihr es wart der mich verletzt hat, aber ihr hattet die Dreistigkeit meinen gesamten Körper zu regenerieren. Meint ihr wirklich ich würde es nicht spätestens heute bemerken? Nur deswegen konnte ich gestern die Tür eintreten. Jedem anderen würde ich dafür danken, aber nicht euch. Haltet euch von mir fern und hört auf mich zu beobachten, denn ich werde es merken, das verspreche ich euch.“ Apollon war still und sah mich geschockt an, denn meine Augen hatten sich zu angsterfüllenden Schlitzen zusammengezogen. „Das … du … du spürst sogar die Heilung? Jeder andere würde denken es ginge ihm nur gut.“ „Natürlich bemerke ich so etwas. Diese »Heilung« wurde nicht auf natürlichem Wege herbeigeführt sondern nur durch eure Kraft. Ich habe es euch gestern schon gesagt, unterschätzt mich nicht.“ Mit diesen Worten stand ich auf und zog die Decke hinter mir her, nach draußen. Geschätzte zwanzig Augenpaare blickten mich entgeistert an. Sie waren alle auf dem Weg zum Frühstück. „Wenn jemand eine Decke des werten Apollon will, hier.“ Somit warf ich das Stück hinter mir in die Luft und stiefelte zu meiner Hütte zurück.
 

Der Hunger war mir restlos vergangen und somit widmete ich mich meiner Pflege. Duschte ausgiebig, zog mir anständige Klamotten an und föhnte meine langen, roten Haare zu ebenmäßigen Wellen. Sollten sie heute mal offen bleiben, zur Feier des Tages. Mein Blick viel auf meinen Schreibtisch, als ich aus dem Bad trat. Apollo hatte Wort gehalten, dort lag ein Päckchen mit der Aufschrift »Für Maya«. Es war wunderschön verpackt und der Duft von Rosen stieg mir in die Nase. Mein bester Freund hatte sich anscheinend sehr viel Mühe damit gegeben. Ich kannte diese Art von Verpackung, denn meine Geburtstagsgeschenke waren auch immer so verpackt nur, dass sie nach Lilien und Seerosen dufteten. Dabei fiel mir auf, dass ich dieses Jahr gar nichts von Apollo bekommen hatte. Es war eigentlich auch egal, seine Freundschaft und Loyalität waren mir Präsent genug. Plötzlich stieß jemand die Türe auf und dieser jemand war niemand anderes als Kathleen. „Hallo du achtes Weltwunder. Ist das Geschenk da? Ich habe gestern Abend noch alles mit dem Rest besprochen, wegen der Party. Wird alles laufen und die Kinder des Hermes richten den Mehrzweckraum her.“ Wortlos legte ich das Geschenk in ihre Hände und deutete ihr daran zu riechen. „Rosen?“ Sie war verblüfft und drehte das Päckchen zu allen Seiten. „Apollo hat sich Mühe gegeben. Rosen müssen ihre Lieblingsblumen sein ansonsten würde es nicht danach riechen.“ Verstehend nickte Kath. „Ja sind sie. Aber jetzt komm das Frühstück ist schon fast vorbei.“ „Hunger habe ich keinen Mehr, der ist mir definitiv vergangen, seit vorhin.“ Ein fragender Blick lag auf mir, also fuhr ich fort. „Erklär ich euch später, jetzt ist erst einmal die Torte und das Geschenk dran.“
 

Im Speisesaal angekommen begab Kath sich wieder zu Maya. Ich hingegen schlenderte an allen vorbei, auch am Haupttisch, was mir verwunderte Blicke einbrachte, jedoch ließ ich mich nicht beirren und betrat die Küche. Aus dem Kühlschrank zog ich die Torte, die ich am Vortag gemacht hatte und begab mich zurück zu meiner braunhaarigen Freundin und dem Geburtstagskind. Gut sichtbar für alle, stellte ich das leckere Dessert vor Maya ab, umringte den Tisch und nahm sie in die Arme. „Ich wünsche dir alles, alles Gute zu deinem Geburtstag.“ Die blonde Schönheit strahlte mich perplex an. „Das … das währe doch nicht nötige gewesen. Oh bei Zeus, dankeschön.“ Jetzt konnte Kath fortfahren. „Das ist noch nicht alles, wir haben auch noch ein Geschenk für dich.“ Mit diesen Worten legte sie mir das Geschenk in die Hände und ich übergab es feierlich an Maya. „Damit du deine Ideen, Gedichte, Songtexte und Gedanken immer aufzeichnen kannst und bei dir hast. Riech daran.“ Besagtes tat sie und ihre kristallklaren, blauen Augen weiteten sich. „Das ist der Duft von Rosen.“ Ich lächelte und Kath tat es mir gleich. Die Sicht auf Maya war perfekt, für den Haupttisch. Somit konnte Apollon alles genau beobachten. „Mach es auf.“ Meine Worte erreichten Maya und sie öffnete. Zum Vorschein kam das edle, goldene Notizbuch. Eine Unikat, welches man nur von Apollo bekam. Mein Seitenblick wanderte zu Apollon und ich sah genau wie seine goldenen Iriden aufblitzten. Der Schock stand ihm, Wort wörtlich, ins Gesicht geschrieben. Sollte er ruhig rätseln woher ich es hatte. „Oh Leute, das ist … das ist … unglaublich. Sogar mein Name ist darauf graviert. Woher habt ihr das nur?“ Noch eine Besonderheit, dem, dem es gehörte hatte auf Ewig seinen Namen darauf stehen. Es gab noch mehr was dieses Buch zu bieten hatte, aber dies verschob ich auf einen Zeitpunkt an dem wir alleine waren. „Das bleibt unser Geheimnis.“ Unisono antworteten wir Maya und grinsten uns verschwörerisch an.
 

Eine Stunde später, war die Meute, vom Kuchen, gesättigt, da Maya mit jedem teilte und wir saßen auf der kleinen Lichtung. „Jetzt erzählt schon woher habt ihr das Buch?“ Maya konnte wie ein kleines Kind sein, quenglig und neugierig. „Ich habe es besorgt, woher findest du schon noch raus. Noch ganz nebenbei du musst keinen Stift benutzen wenn du etwas reinschreiben willst. Mach das Buch auf und denke die Worte, du wirst sie auf dem Papier dann festgehalten sehen. Es funktioniert auch, wenn du es nicht bei dir hast. Einfach immer alles in Gedanken aufschreiben.“ Sogar Kath sah dementsprechend erstaunt aus. Somit wurde es natürlich sofort ausprobiert. Apollons Tochter schlug die erste Seite auf, schloss die Augen und öffnete sie wieder. „Tatsächlich. Unglaublich.“ Mehr Worte kamen nicht zustande. „Ich hoffe dir gefällt dein Geschenk Liebes.“ Unsere Köpfe schnellten ruckartig zu den Bäumen, aus denen ein junger Mann hervortrat. Das rehbraune Haar viel ihm leicht ins Gesicht und machte seine Züge makellos. „Und Kleines wie war der gestrige Abend.“ Wissend blickte mich der Unbekannte an und mir ging ein Licht auf. „Apollo. Mensch, erschreck uns doch nicht so. Warum läufst du in diesem Aufzug rum?“ Jetzt erstarrten Kath und Maya, mit dem römischen Gott hatten sie dann wohl nicht gerechnet. „Ich muss mich ja irgendwie unauffällig hier bewegen. Apollon würde doch sofort merken wer ich bin, wenn ich in meiner üblichen Gestalt rumlaufe. Der Weinsäufer und das halbe Pferd sind gerade mit Dame spielen beschäftigt und mein griechisches Gegenstück kennt nicht alle Camper. Aber jetzt erzähl wie war der gestrige Abend?“ Eigentlich hatte er recht. Es wäre zu auffällig mit seinem richtigen Aussehen rum zu laufen. Mir viel auf, dass er über gestern anscheinend ganz genau bescheid wusste. „Was war denn? Was meint er?“ Meine zwei Freundinnen fragten gleichzeitig und blickten zwischen Apollo und mir hin und her. Seufzend ließ ich mich auf den Baumstamm fallen und fing an zu erzählen, natürlich detailgenau, ansonsten würden wieder Fragen kommen. Ich ließ nur das mit der Blutkontrolle aus. Ebenfalls erzählte ich ihnen von der Aktion, von heute morgen. „Er hat was?“ Entsetzten machte sich in Maya breit doch Kath rief ein paar Minuten später fast den selben Satz aus. „Du hast bitte was?“ So ging das bis ich fertig war. Apollo lachte sich natürlich schlapp und kringelte sich auf dem Boden. „Ich finde das überhaupt nicht lustig. Benimm dich gefälligst.“ Mürrisch rief ich den Lachenden zur Ordnung. „Entschuldigung aber es ist herrlich wenn man dich so reden hört. Ich kann mir das alles so bildlich vorstellen.“ Und schon wieder verfiel er in einen Schwall aus Lachen.
 

Der Abend kam und die vorbereitete Party konnte steigen. Mit verbundenen Augen führten wir, Kath und ich, Maya zum Mehrzweckraum. „Was habt ihr mit mir vor?“ Das schönstimmige Mädchen, hatte sichtlich Bammel, vor dem Unbekannten. „Lass dich überraschen.“ Es war eine schlichte, aber passende Antwort, meinerseits. Die Tür wurde von Kath geöffnet und ich stellte die Blinde Schönheit genau in die mitte des Raumes, umringt von der Hälfte des Camps. Jetzt wurde endlich das schwarze Tuch gelöst und sie sah sich blinzelnd um. „Happy Birthday.“ Alle riefen im Chor, von allen Seiten. Jubel brach aus und es wurde ausgiebig geklatscht. Tränen, der Freude bildeten sich, in den blauen Augen. „Das währe doch nicht nötig gewesen.“ Die Überraschung war dann wohl gelungen. Die Feier war in vollem Gange, es gab genügend Getränke, die Stimmung war gut und es spielte wunderbare Musik. So sollte es sein. Eine warme Hand legte sich auf meine Schulter und entgegen blickte mir ein verwandelter Apollo. „Spinnst du? Was machst du hier?“ Es war nur ein Zischen aber deutlich genug, dass er mich verstand. „Die zwei Leiter haben sich doch eh verzogen, da ist es ungefährlich. Sollte Chiron auftauchen würde er jemand, der nicht zu Camp gehört, in dem Gewimmel, nicht bemerken und Apollon und Dionysos kann ich täuschen wenn ich will. Ich möchte gerne mal wieder feiern, außerdem wäre ein bisschen Zeit mit dir auch nicht verkehrt.“ Dann kam der Blick der mich immer weich werden ließ, strahlend und hell. Ich stöhne gequält auf. „Von mir aus, bleib hier.“ In Windeseile wurde ich umarmt und weg war er. Natürlich jetzt musste er sich erst mal unter die anderen mischen und jeden kennenlernen. Falsch gedacht, er ging direkt zu Maya und umarmte sie freundlich. Besagte guckte lediglich wie ein Schaf. Mit Schwung ließ ich mich auf die Couch fallen, auf der ich schon bei der ersten Party saß. Eine Gänsehaut lief mir keine fünf Sekunden später über den gesamten Rücken. Ich hatte ihm doch gesagt er soll sich fernhalten. Somit drehte ich meinen Kopf auf die rechte Seite, gegenüber stand mir, derjenige den ich damit gemeint hatte. „Ich habe euch doch gesagt ihr sollt euch von mir fernhalten. Manchmal habe ich den Verdacht ihr benötigt ein Hörgerät.“ Apollon, sichtlich erstaunt, setzte sich neben mich. Der kapierte wirklich gar nichts. „Ich habe dich heute morgen sehr wohl verstanden. Ich möchte mich lediglich für den Kuss entschuldigen. Es ist wohl war, dass man einer Frau keinen zu stehlen hat wenn sie es nicht möchte.“ Meine Augenbraue ging nach oben. Er entschuldigte sich? „Dieses »Geständnis« könnt ihr euch sparen. Ich wiederhole mich nur ungern, ich gehe euch aus dem Weg und ihr mir. Wird ja wohl nicht schwer sein.“ Bevor er zur Antwort ansetzen konnte, stand mein gewandelter, bester Freund vor mir. „Darf ich um diesen Tanz bitten junge Dame?“ Mit einem Grinsen nahm ich seine Hand entgegen und ließ mich mitziehen. Zurück blieb ein seltsam blickender Apollon. Erstaunt, geschockt und etwas wütend sahen seine goldenen Iriden mir nach. Auf der Tanzfläche angekommen legte ich meine Hände in Apollos Nacken und er zog mich näher an sich heran. „Dankeschön für die Rettung.“ „Kein Thema Kleines.“ Damit war das Gespräch beendet und ich bettete meinen Kopf auf seine Brust. Der Geruch von Sonne, Wiese und Lilien kitzelte meine Nase. Es war vertraut und tat unendlich gut. Hätte ich Apollo nicht, so wäre ich oftmals mit Ach und Krach untergegangen. „Es ist lange her, dass wir getanzt haben Hübsche.“ Die Worte waren ganz nah an meinem Ohr und ein Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen. „Dein Geburtstagsgeschenk habe ich auch dabei. Ich wette du dachtest ich hätte keines für dich.“ Das Lied endete und die Überraschung sah man mir genau an. Mit grazilen Fingern zog er eine kleine Schachtel aus seiner Jackentasche. Ehrfürchtig nahm ich es entgegen und öffnete die Schatulle. Zum Vorschein kam ein Ring, in ihm eingelassen ein Kleiner Sonnenstein, rundherum Gravuren. Mir fehlten die Worte, denn er war wunderschön. Sacht nahm Apollo den Ring aus seiner Hülle. „My Lady darf ich bitten?“ Damit nahm er meine Hand und steckte ihn mir an meinen linken Ringfinger. „Dankeschön du bist einfach unglaublich.“ Und damit viel ich ihm um den Hals. „Kein Thema Kleines. Mit diesem Ring ist immer ein Teil meiner Kraft bei dir. Sei es die Sonne, die Heilung, das Bogenschießen, das Dichten oder der Gesang.“ Unglauben bildete sich in meinem Gesicht. Meinte er das ernst oder im übertragenen Sinne? „Bevor du fragst, denn ich sehe es dir an, das ist ernst gemeint. Solange du ihn trägst, beherbergt dein Körper meine Talente und Kräfte, zwar nur einen kleinen Teil, aber immerhin etwas.“ Sein Grinsen verschwand und unglaublicher Ernst strahlte mir entgegen. „Das … das oh bei Zeus.“ Schon wieder viel ich in seine Arme. Tränen bahnten sich ihren Weg hinab und tropften auf sein Shirt. Es interessierte ihn nicht, denn seine Hände kamen auf meinem Rücken zum Liegen.
 

Nach dem ich mich (etwas) ausgeheult hatte, vor Freude, verabschiedete sich Apollo, schließlich musste er wieder zurück um nicht weiter aufzufallen. Irgendwer hätte schon irgendwann bemerkt, dass er hier nicht hergehörte. Jetzt stand ich bewegungslos auf der Tanzfläche und war am überlegen was ich tun sollte, jedoch wurde mir diese Entscheidung von einem gewissen Musensammler abgenommen. Seine Hände ergriffen meine und im nächsten Augenblick erklangen die Töne von »A drop in the Ocean«. „Da du so schnell verschwunden bist, dachte ich mir wir könnten ein Tänzchen wagen.“ Dieser unverschämte Mistkerl, er begriff anscheinend nicht. „Nein eigentlich nicht und das wisst ihr genau.“ Mein Blick war todernst aber mein Gegenüber störte es nicht im geringsten und so fing er an mit mir zu tanzen. „Können wir nicht vielleicht doch wieder zum »Du« übergehen?“ „Nein können wir nicht!“ Ich war trotzig und wurde noch bockiger wenn man einfach ignorierte was ich sagte. Somit ließ ich mir stumm diesen Tanz gefallen. Hätte ich mich gewehrt, so wäre die Party da hin gewesen, denn ich hätte dann das gemacht was sich in mein Hirn ausdachte. Eiskalt würde ich ihn in die Luft sprengen, zwar hätte es nicht viel gebracht, da er ein Gott ist, aber meiner Wut wäre Platz verschafft worden. Bei der Hälfte des Liedes wurde ihm die Stille, im übertragenen Sinne, dann doch zu dumm. „Warum bist du eigentlich so stur?“ „Warum seit ihr so ein Arsch?“ Einfache Gegenfrage. „So schlimm bin ich auch wieder nicht.“ Nein überhaupt nicht. Er ist der liebste Kerl auf Erden und langt natürlich kein Mädchen unsittlich an. „Ihr seit der unverschämteste, widerlichste und …“ Ich stoppte, denn meine Gefühle und mein Bauch zogen sich schmerzhaft zusammen. „Fällt dir nichts mehr ein oder was? Sonst bist du doch auch immer so …“ „Haltet den Mund Apollon!“ Besagter schloss seinen Mund kurzeitig doch nicht lange. „Ich lasse mir keine Befehle geben, werde dir dem klar.“ Seine Worte klangen gefährlich. Wäre gerade nicht ein ziemlich schlechter Zeitpunkt so hätte ich das erste Mal vollen Respekt vor ihm. „Das ist es nicht Apollon. Es geht nicht darum, dass ich euch ärgern möchte.“ Zaghaft ergriff ich seine Hände. „Spürt ihr es denn nicht?“ „Was sollte ich spüren?“ Mein Herz raste und Angst breitete sich in mir aus. Ich fühlte die näher kommende Gefahr, nur deswegen hatte ich ihn so angeredet. Meine Sinne stellten sich auf den Boden im Camp ein und auf einen kilometerweiten Radius drum herum. Füße, Krallen und vieles mehr an Übernatürlichen näherte sich. Ich atmete einmal tief aus und ein. „Sie kommen Apollon. Viele und auch etwas göttliches.“ Jetzt verstand er denn ich sande ihm meine Gefühle und das was ich spürte. „Apollon wir müssen sofort alle wecken und uns kampfbereit machen. Sie sind nicht mehr weit entfernt, wir haben vielleicht noch eine dreiviertel Stunde zeit, wenn überhaupt.“ Mein ganzer Körper zitterte, diese Schar aus Boshaftigkeit, die auf das Camp zusteuerte, war zu viel für meine Sinne. Somit sackte ich leicht zusammen und wurde von Apollon gehalten. Mit Schwung nahm er ich auf seine Arme. „Alle versammeln sich vor dem Haupthaus, weckt jeden auf, auch Chiron und Dionysos.“ Seine Stimme erklang laut und gebietend, es war sofort still. Ich merkte nur noch wie alle in Scharen raus liefen. „Keine Angst Serena wir machen das schon. Außerdem bin immer noch ich da und Dionysos. Zwei Götter werden es wohl damit aufnehmen können.“ Ich spürte einen federleichten Kuss auf meiner Stirn und schloss die Augen. Es würde ein Kampf werden, wie man ihn hier im Camp noch nie gesehen hatte.

Es kann beginnen


 

http://www.youtube.com/watch?v=4T4EB3dl9j8

/ Ξ \ ~*~ / ξι \ ~*~ / ξ \

"Anfang und Ende der Dinge werden dem Menschen immer ein Geheimnis bleiben. Er ist ebenso unfähig, das Nichts zu sehen, aus dem er stammt, wie die Unendlichkeit zu erkennen, die ihn verschlingen wird. "

- Blaise Pascal

/ Ξ \ ~*~ / ξι \ ~*~ / ξ \
 

Noch immer, trugen mich angenehm warme Arme. Seit meine Füße nicht mehr den Boden berührten, ging es mir von Minute zu Minute besser. Um mich herum, bemerkte ich die Aufruhr und die Vorbereitungen. Zwar war mein Zustand stabil aber immer noch nicht gut genug um alles genau mitzuerleben. Rufe hallten in meinen Ohren, die ich allerdings nicht richtig verstand. Durch die Ansammlungen hindurch trug mich Apollon, zu seiner Hütte. Dies bemerkte ich, als ich in einer weichen Matratze landete. „Bitte lass mich dich heilen, so kannst du nicht kämpfen.“ Seine Worte waren leise aber verständlich genug. „Ihr könnt mich nicht heilen. Das was ich habe kann man mit eurer Kraft nicht beheben. Bringt mich bitte in den Wald Apollon. Nur so könnt ihr mir helfen.“ Fragend sah er mich an, tat aber das was ich verlangte. Mit einer geschmeidigen Bewegung lag ich wieder in seinen Armen. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren brachte er mich Richtung Wald. Hier und da spürte ich die Blicke, der Camper, auf mir. Die Unruhe unter ihnen, hatte sich nicht einmal ansatzweise gelegt. Alle rannten von einem Fleck zum anderen, stießen zusammen oder stolperten vor Hektick. Waffen wurden zum Vorschein geholt, Rüstungen und Waffenröcke angelegt. „Wir sind da.“ Apollons Stimme durchbrach meinen Gedankengang und erst jetzt bemerkte ich, dass wir mitten im Wald standen. „Dankeschön setzt mich einfach auf dem Boden ab.“ Gesagt getan. Sanft berührten meine Knie den Waldboden. Noch immer zeichnete ein Fragezeichen, das Gesicht, des Sonnengottes. Er musste eine Antwort bekommen, ob ich wollte oder nicht. „Apollon egal was jetzt passiert, ich erkläre es euch später und berührt mich bitte nicht.“ Automatisch nahm mein Gesprächspartner Abstand. Meine Finger gruben sich in die nasse Erde. Ich musste wissen wie viele es werden würden. Außerdem bereitete mir die göttliche Aura noch Sorgen. Der Wind blies plötzlich laut durch die Bäume und die Erde gab mir meine Kraft zurück, stärkte und nährte mich mit ihrer Energie. Die Äste schlugen wild umher, Wurzeln rissen aus nur um sich wieder tief in den Boden zu graben. „Was … das … was machst du? Wie schaffst du das?“ „Nicht jetzt Apollon. Ich muss mich konzentrieren, bitte.“ Sofort war es wieder stillt, auch die Natur beruhigte sich. Durch die direkte Verbindung mit der Erde konnte ich nun endlich genau bestimmen was hier auf uns zukam. Alles tastete ich ab und plötzlich stockte mir der Atem. „Was ist los Serena?“ „Kommt her Apollon, ich muss euch etwas zeigen.“ Ohne Weiteres kniete er sich genau vor mich. Meine Hände berührten seine Schläfen. Die goldenen Iriden zeigten Unverständnis. Er begriff nicht was ich von ihm wollte, doch ließ er es geschehen. Die Kraft der kommenden Kreaturen, durchzog meinen Körper und ging in seinen über. Atemlos ließ sich der Gott zurück sinken. „Wisst ihr jetzt warum es grauenhaft werden wird? Es ist ein Gott oder eine Göttin unter ihnen. Nur deswegen wagen sich die Wohlgesinnten hier her. Sie dürften gar nicht durch die Barriere kommen, aber wenn so jemand bei ihnen ist, kann es durchaus gelingen.“ Ohne weiter nach zu denken rannte ich los, zu meiner Hütte.
 

Meine Hand stieß grob die Tür auf und ich steuerte direkt auf meinen Schrank zu. Ich brauchte unbedingt andere Klamotten. In einem Kleid konnte ich ja schlecht kämpfen. Während ich in dem Haufen an Kleidung wühlte, wurde die Tür ein zweites mal geöffnet. Noch bevor ich sehen konnte wer herein gekommen war, stand Apollon schon hinter mir. „Wie hast du das gemacht Serena? Erklär es mir.“ Es war definitiv keine Bitte. Das sonst so freundliche Sunnyboy Gehabe hatte er abgelegt. Selbst er merkte, dass das hier kein Spaß mehr war. Die Sachen die ich benötigte in der Hand haltend, drehte ich mich um und sah seinem strahlenden Gold entgegen. Es hatte keinen Zweck, ich musste ihm wohl oder übel einen Teil der Wahrheit sagen. Er würde nicht locker lassen, dem war ich mir bewusst. „Ich spüre die Natur Apollon. Ich spüre was auf ihr geht und wandelt. Die Erde nimmt die Energien der Menschen, Wesen, Götter, Halbgötter, Tiere und so weiter, in sich auf. All das kann ich fühlen, wenn ich es will. Außer es droht Gefahr dann bemerke ich es immer.“ Ich beachtete ihn nicht weiter und zog mich, unverfroren wie ich war, einfach vor ihm aus. Ich spürte genau, wie ihm kurzzeitig der Atem stockte, sich jedoch schnell wieder regulierte. „Ich dachte du weißt nichts über deinen Vater und deine Kräfte.“ Mein Oberteil drübergezogen, wandte ich mich wieder zu ihm. Seine Augen waren zu gefährlichen Schlitzen zusammen gezogen. „Apollon das hat nichts mit meinem Vater zu tun, sondern mit meiner Mutter. Sie ist eine Halbgöttin. Von ihr habe ich diese Gabe geerbt.“ Die Wut verschwand aus seinem Gesicht. Erstaunen machte sich deutlich und keine Sekunde später verstand er. „Dann bist du doch eine dreiviertel Göttin? Dein Blut müsste Ichor enthalten.“ Die Frage kannte ich schon. Noch während ich meine Hose und Stiefel anzog, antwortete ich ihm. „Nein werter Apollon ich bin nur eine Halbgöttin. Das ist einfach so und wenn ihr mir nicht glaubt, dann seht.“ Aus meiner Schreibtischschublade nahm ich ein Messer und zog es mir einmal über die Hand. Dunkles Blut tropfte zu Boden. Kein Ichor nur reines Blut. Apollon verbarg seinen Schock über meine Kühnheit gut, doch blitzte ein kleiner Funke hervor. „Wie ich gesagt habe, kein Ichor.“ Sprachlos stand mein Sonnenschieber da und verstand die Welt nicht. Ich kümmerte mich nicht weiter darum und legte meinen Waffengürtel um. An ihm zwei Halterungen für zwei Schwerter. Den hatte ich mir extra noch so hergerichtet, da ich ja von meinem Vater ebenfalls eines bekommen hatte. In einer fliesenden Bewegung zog ich meinen Ring von meinem Stiefvater. Das Schwert erschien und kam an den vorhergesehen Platz. Meine Hände fuhren zu meinem Fuß und machten das Fußkettchen los. Wie bei meinem Ring kam ein Schwert zum Vorschein. Die blanke Klinge blitzte im Licht kurz auf, bevor es an die andere Seite meines Gürtels kam. Meine Finger strichen sacht über meine Halskette und schon umfassten sie einen Bogen, die Pfeile in einem Köcher, waren schon an meinem Rücken. Jetzt verbarg der Gott seine Erstauntheit nicht mehr. Völlig geschockt und verblüfft blickte er mich an. Es war schon verwunderlich, wenn man gleich drei magische Waffen besaß. Manche Halbgötter waren schon froh nur eine zu besitzen. Jedoch war keine Zeit mehr, um darauf näher einzugehen. Es gab noch etwas, was ich Apollon sagen musste. Flink stand ich direkt vor ihm. „Ich weiß genau was auf uns zukommt. Ich habe die Bilder in meinem Kopf gesehen, der Wohlgesinnten. Es ist jemand dabei, bei dem ich mir zwar nicht sicher bin, aber ich denke ihr kennt ihn gut genug. Eigentlich könnte es gar nicht möglich sein, jedoch habe ich schon einmal Zeichnungen von ihm gesehen.“ Eine Augenbraue zog sich nach oben. „Wer?“ Eine einfache Frage von einem Gott. Wieder kamen meine Finger an seinen Schläfen zum erliegen. Ich zeigte ihm das Bild von demjenigen den ich gemeint hatte. „Tityos“ Es war nur ein Flüstern meinerseits aber er verstand genau. Sein Gesichtsausdruck bestätigte es mir und seine Augen verfielen in ein tiefes Schwarz.
 

Alle hatten sich auf dem Hauptplatz versammelt und es herrschte eine Ruhe, in der man eine Nadel hätte fallen lassen können. Chirons Stimme erhebte sich und drang in die noch so kleinste Ecke. „Heroen und Heroinen ihr müsst keine Angst haben. Wir sind durch die Barriere geschützt uns kann allen nichts passieren. Außerdem frage ich mich wie hier alle darauf kommen, es würden Wohlgesinnte auf das Camp zukommen.“ Leises Getuschel machte sich breit, was jedoch gleich wieder erstarb, da Apollon das Podest betrat. Nach dem ich ihm gezeigt habe, wer ebenfalls auf dem Weg hier her ist, ist er ziemlich schnell verschwunden. „Ich habe die Anweisung geben sich kampfbereit zu machen. Serena kommst du bitte zu mir hoch?" Alle Blicke lagen plötzlich auf mir. Musste das denn wirklich sein? Anscheinend schon, denn er meinte es bitter ernst. Somit fügte ich mich meinem Schicksal und trat neben ihn. „Zeige den Zweien,“ Damit meine er Chiron und Mr. D. „was du auch mir gezeigt hast. Sie müssen es sehen und fühlen um zu verstehen.“ Vorsichtig ging ich zu Dionysos und legte meine Hände an seinen Kopf. Wie auch bei Apollon durchfuhren ihn die Kräfte und Bilder des Kommenden. Lautstark schnaufte der Weinheini auf. „Das … das … kann nicht sein. Oh bei Zeus.“ Fragende Blicke ruhten auf uns und schon stand ich vor dem Zentaur. Er beugte sich sacht zu mir herunter, damit ich ihn leichter erreichen konnte. Keine Minute später kannte nun auch er die Wahrheit. In weiteren zehn Minuten wurden Anweisungen gegeben. Die Ares-Kinder sollten den direkten Angriff übernehmen. Die Kinder der Athene die Strategie und den Nahkampf. Apollons Nachwuchs übernahmen den Luftangriff und so weiter. Nur ich stand ziemlich teilnahmslos da und wusste nicht wohin. Schließlich wurde ich für nichts eingeteilt. Ohne Vorwarnung tauchte Philipos neben mir auf. „Serena, ich müsste dich was fragen.“ Etwas erschrocken blickte ich ihm entgegen, mit ihm hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. „Was denn?“ „Wir hatten eine kurze Absprache. Wir, Kinder des Apollon, wollen, dass du unsere Führung übernimmst. Du bist die beste Bogenschützin die wir je gesehen haben. Besser als wir und das heißt was.“ Jetzt war ich wirklich erstaunt. Sie wollten, dass ich die Spitze übernahm? „Also … natürlich, wenn ihr das möchtet.“ Ohne weitere Worte zog er mich mit. Auf einer kleinen Erhöhung, auf der man das ganze Camp überblicken konnte, kamen wir zum Stehen. Dort hatten sich bereits alle versammelt, unter ihnen auch Maya. „Serena da bist du ja.“ Ihre Arme glitten zu meinem Hals und drückten mich in eine feste Umarmung. „Entschuldigung, dass dein Geburtstag so läuft.“ „Du musst dich doch nicht entschuldigen, du kannst schließlich nichts dafür Serena.“ Kaum ließ sie mich wieder los wurde ich schon von allen angestarrt. Ich atmete einmal kräftig aus und ein, um wieder zu mir zu finden. „Gut Leute. Ihr wollt, dass ich euch anführe, ich mach es. Maya, Philipos und ich werden hier bleiben der Rest von euch verteilt euch im Kreis an den Grenzlinien. Merkt euch eines wenn ihr schießt, versucht immer ins Herz zu treffen. Außerdem solltet ihr auch auf die Luft achten. Es werden bestimmt auch geflügelte Wesen anwesend sein.“ Ohne weitere Fragen verteilten sich alle. „Warum sollen Philipos und ich hier bleiben?“ Mayas Frage war berechtigt. Mir ist nämlich eine Idee gekommen, die ich unbedingt umsetzen musste. Es war raffiniert und der perfekte Plan. „Das wirst du gleich sehen Maya.“ Ich wandte ihnen den Rücken zu und konzentrierte mich. – Apollo? Ich brauche dich und zwar ganz, ganz dringend. – Er musste mir einfach helfen, nur so konnte ich das Ganze umsetzen. – Ich dachte es mir fast Hübsche. Bei meiner Rückkehr habe ich die Armee von Monstern bereits entdeckt. Ich bin gleich wieder im Camp und somit bei euch. Wo bist du? – Gut er hatte es bereits selbst gesehen. – Maya, ein Sohn des Apollon und ich stehen auf der Erhöhung des Camps. – Lächelnd drehte ich mich zu den zwei Anwesenden. „Wir haben gleich Hilfe.“ Just in diesem Moment trat mein gewandelter Freund an uns heran. „Hier bin ich. Mit Pfeil und Bogen ausgerüstet.“ Maya staunte nicht schlecht, sie wusste ja wer er war. Philipos sah eher unbeeindruckt aus, er hielt ihn wahrscheinlich für einen normalen Halbgott. Ohne nach zu denken sprach ich, jedoch ging es nicht anders. „Ich brauche die Pferde. Sofort! Nur so haben wir wirklich eine Chance.“ Apollo keuchte auf. „Das ist doch nicht dein ernst? Spinnst du?“ Nein in so einer Situation mache ich natürlich laufen Späße. „Natürlich meine ich das ernst. Du bist einer derjenigen der auf ihnen reiten kann. Maya und Philipos ebenfalls. Bei mir hoffe ich es deswegen.“ Mit diesen Worten hob ich ihm den Ring entgegen den er mir vorhin geschenkt hatte. „Einfache Frage einfache Antwort. Kann ich damit ebenfalls auf ihnen reiten?“ Noch immer sah er mich an, als wäre ich ein leibhaftiger Zyklop. „Natürlich kannst du.“ „Gut dann haben wir das ja geklärt.“ Die restlichen Zwei verstanden keinen Funken bis Maya sich zu Wort meldete. „Was hast du vor Serena?“ „Ganz einfach ich werde die Pferde deines Vaters rufen. Du und Philipos seit seine Kinder, ihr könnt auf ihnen reiten ohne, dass sie euch verbrennen. Ich und ähm … Lux können es ebenfalls. Wenn wir die Wohlgesinnten nur mit ihnen streifen verbrennen sie auf der Stelle. Außerdem möchte ich bemerken, dass die Feuerrösser des Sonnenwagens fliegen können.“ Noch bevor einer antworten konnte erklang Apollons gebietende Stimme. „Alle begeben sich in Stellung. Serena du gibst das Startsignal.“ Damit meinte er mich, klar meinte er mich war ja mein Name. Seine goldenen Iriden verhackten sich mit meinen und ein Nicken gab ihm meine Zustimmung. „Seit ihr bereit Camper?“ Meine Stimme ertönte laut und als Antwort hörte ich von allen Seiten lautes Gebrüll. Jetzt fehlten nur noch die Pferde. „Ich werde jetzt gleich etwas tun und ich bitte alle, haltet euch fern von uns vier. Es ist zu eurer eigenen Sicherheit. Bei euch Apollon entschuldige ich mich schon einmal im Voraus, dass ich das mache ohne vorher zu fragen.“ Der Sonnenschieber verstand nicht und sah dementsprechend verwundert aus. „Éla se ména , ta áloga tou í̱liou.“ Meine Stimme ertönte in der griechischen Sprache und rief die Wesen die ich so dringen brauchte. Lautes Wiehern dröhnte durch die Luft. Vier brennende Pferde kamen schnell und tobend auf uns zu. Kurze Schreie gingen durch das Camp, als jene Tiere auf der Erhöhung zum Stehen kamen. „Serena bist du verrückt? Lass das du wirst verbrennen.“ Ohne, dass Apollon weiter reden konnte, schwang ich mich auf eines der edlen Geschöpfe. Ihre Flammen verbrannten mich nicht, sondern wärmten angenehm. „Ich lass es nicht Apollon. Wie gesagt es tut mir leid, dies ohne eure Zustimmung zu tun, aber es ist die einzige Möglichkeit wenigstens einen kleinen Vorteil zu haben. Außerdem, wie ihr seht bin ich noch quicklebendig.“ Jetzt saßen auch Maya, Philipos und Apollo auf einem der Rösser. „Macht euch bereit Camper.“ Laut und klar, erfüllte meine Stimme die Luft. Nun war es an der Zeit den Countdown zu geben. „ Fünf, vier, drei, zwei, eins….“ Ein Knall ertönte und von die ein auf die andere Sekunde brach die Hölle über uns herein.

Battels and make sacrifices


 

http://www.youtube.com/watch?v=LRLdhFVzqt4

/ Ο \ ~*~ / όμικρον \ ~*~ / ο \

“Wer wahrhaft philosophieren will, muß aller Hoffnung, alles Verlangens, aller Sehnsucht lossein, er muß nichts wollen, nichts wissen, sich ganz bloß und arm fühlen, alles dahingeben, um alles zu gewinnen.“

- Friedrich Schelling

/ Ο \ ~*~ / όμικρον \ ~*~ / ο \
 

Die neun Köpfe der Hydra, drängten sich durch die Bäume, suchend nach ihren Opfern. Zyklopen stürmten ohne Schwierigkeiten auf uns zu. Argos, der Riese, mit seinen tausend Augen, schlug laut brüllend um sich und nahm die ersten Camper ins Visier. Vier riesige Pferde peitschten daher, mit aufgerissenen Mäulern, bereit alles zu zerstören. Die Schreie der vier Harpyien, ließen mein Blut gefrieren. Ich starrte fortwährend auf den Rand der Barriere und dann sah ich ihn endlich, Tityos. Meine Augen weiteten sich, meine Starre wollte nicht verschwinden. Steif und geschockt sah ich zu Apollons verdunkelte Augen hafteten auf dem Riesen, der einst seine Mutter Leto vergewaltigen wollte. Bevor ich endlich zu Kämpfen beginnen wollte, sandte ich ihm noch einen einzigen Gedanken. – Trete ihm in seinen verdammten Arsch, Apollon! –
 

Dies alles war innerhalb von fünf Sekunden passiert. Aus meiner Erstarrung befreit glitt ich in Kampfhaltung. „Schießt, Kinder des Apollon!“ Auf meinen Befehl hin, rasten Scharen von Pfeilen auf die Wohlgesinnten zu. Einige Zyklopen wurden getroffen, aber starben deswegen nicht. Die Geschosse waren nicht stark genug. „Auf geht’s Leute hoch mit euch, streift mit euren Pferden jeden den ihr kriegen könnt.“ Ohne weiter Worte hoben wir ab, Maya, Apollo, Philipos und ich. „Ich kümmere mich um die Harpyien, die bekommen ihr Fett vom letzten Mal noch ab. Philipos, kümmer du dich um die vier Rösser. Du darfst sie nicht berühren, das sind die des Diomedes und fressen auch Menschenfleisch. Ziele nur mit den Pfeilen auf sie. Maya, hilf den Kindern des Ares bei den Zyklopen. Versuche immer zuerst das Auge zu treffen.“ Mitten in diesem Getümmel und Ausrufen aus Befehlen, rauschten beide auf ihren Pferden davon. „Und du mach irgendwas, dass Argos lahmgelegt wird. Mit seinen Augen kann man ihn fast nicht angreifen, er sieht jeden Versuch. Dring in seine Gedanken ein, berausche seine Sinne.“ Damit war Apollo gemeint und er verstand den Sinn sofort. Ohne zu zögern flog er davon.
 

Jetzt waren endlich diese Mistviecher an der Reihe. Ich hatte was gut bei ihnen und ich schwor mir alle vier zu erschießen. Es war mir egal, ob sie die Schwestern der Göttin Iris waren, ich würde sie niederstrecken und dieses Camp beschützen. „Flieg mein Schöner, immer auf die hässlichen, gefiederten Frauen zu.“ Das Feuerross leistete Gehorsam und steuerte sofort in die Luft. In Millisekunden schwebte ich über dem Camp und hatte alles bestens im Auge. Laute Schreie tobten in meinem Ohr, die ich jederzeit wiedererkannte. Ich ließ die Zügel los, spannte einen Pfeil und dann sah ich sie endlich. Immer wieder stürzten sie auf Camper nieder, gruben ihre Klauen in das Fleisch der Halbgötter. Ohne nachzudenken, trieb ich mein Pferd auf eine zu. „Das war dafür, dass ihr meinen Rücken halb zerstört habt.“ Mit diesen Worten ließ ich den Pfeil los, zielgenau in den Kopf des Mischwesens. Eilig spannte ich den nächsten Pfeil und schoss ihn auch noch auf ihr Herz. Sicher war sicher. Die Erste am Boden und Tod. Ihr Körper zerfiel zu Staub und wurde vom Wind davon getragen. Was für eine Ironie, wenn man bedachte, dass sie die Sturmwinde verkörperte.
 

Ich versuchte die Nächsten zu finden, was in diesem Chaos nicht einfach war. Meine Augen fixierten jeden Punkt, suchten jeden Zentimeter ab. Plötzlich rissen mich Schmerzensschreie heraus, diese Stimme kannte ich. Mit einer flinken Wendung, drehte ich mich, sah zum Haupthaus und entdeckte endlich die Zweite. Mit ihren scharfen Krallen, riss sie Charlotte, ihre Arme und Beine auf. Jene lag nur noch schwach da und selbst ihre klagenden Rufe versiegten. Ich musste schnell sein und ihr helfen. Der nächste Pfeil glitt in die Sehne und positionierte sich. Gerade als die Reißerin wieder in die Lüfte ging, und Abstand von Charlotte nahm, ließ ich los. Ohne Verfehlung, platzierte sich meine Waffe in dem Herzen der Wohlgesinnten.
 

Sofort war ich bei der Aphrodite Tochter, stieg vom Pferd und glitt auf die Knie. Meine Gedanken kreisten, würde ich ihr jetzt nicht helfen, würde sie sterben. Die Verletzungen waren zu tief, sie war drauf und dran zu verbluten. Ich sagte mir immer, wieder ruhig zu bleiben, konzentrierte mich auf die Fähigkeiten von Apollo, auf seinen Ring. Meine Finger strichen sachte über ihre Arme und ließen, zu meiner Erleichterung, die klaffenden Wunden heilen. Wärme durchströmte mich und widmete diese ihren geschundenen Beinen. „Versteck dich Charlotte!“ Meine Worte waren bestimmend und sie gehorchte sofort, nachdem sie wieder einigermaßen, bei Kraft war.
 

Eine Bewegung später, saß ich wieder auf meinem Ross. Wo waren nur die restlichen zwei verfluchten Drecksstücke? Ich irrte umher, fand aber keinen Ansatz. Keine Verletzten mit ihren Krallenspuren. Vorhin, waren doch noch alle vier, hier gewesen. Ohne, dass ich weiter auf die Jagd, nach Vögeln, hätte eingehen können, wurde ich plötzlich vom Pferd gerissen und landete am nächsten Baum. Der Schmerz jagte durch meinen Körper, stöhnend rutschte ich die Fichte hinab. Meine Sicht verschwamm, dennoch spürte ich das Erzittern, des Bodens. Ich klärte meine Gedanken, ließ mir von der Erde Kraft geben und dann blickte ich, meinem Gegner entgegen. Vor mir stand niemand anderes als Tityos. Mit einer kräftigen Pranke wurde ich am Hals gepackt. „Ich konnte schon so lange, kein weibliches Fleisch mehr kosten.“ Meine Augen weiteten sich, er wollte doch nicht etwa? Dieses ekelhafte Geschöpf machte Anstalten mir mein Oberteil vom Leib zu reißen und dann war mir klar, dass ich recht mit meiner Vermutung hatte. „Verrecke im Tartaros, wo du hingehörst, du Ausgeburt der Hölle. Sollen die Geier auf Ewig dein Herz und deine Leber zerfressen.“ Die Worte spie ich im entgegen, mit dem letzten Stolz den ich noch besaß. Doch bevor Gaias Sohn, seiner Worte, Taten folgen lassen konnte, wurde er von mir weggerissen. Mit einem dumpfen Knall, landete ich auf dem Boden.
 

Verwirrt sah ich auf, Apollon stand zwischen mir und Tityos. „Wage es nicht noch einmal, sie auch nur anzusehen! Du Bastard, wirst nie wieder Hand an eine Frau anlegen.“ Seine Worte kamen leise und bedrohlich. Die Luft um uns herum, erhitzte sich gefährlich und das erste Mal Spürte ich Apollons vollen Hass. Er bebte, war kurz davor auszubrechen. Die Macht, die der Sonnengott besaß, konnte man schon sehen und greifen, erkannte die Wellen des Zorns, um ihn herum. Ohne Vorwarnung, explodierte um den Riesen, der Boden. Flammen rissen in die Höhe, umgaben den Giganten, streckten ihn in die Knie. Mit geschmeidigen Schritten, steuerte Apollon geradewegs auf ihn zu. Ganz ruhig, geschmeidig und mit einer spürbaren zerstörenden Aura. Mein Herz blieb stehen, ich konnte mir nun wirklich vorstellen, wie er im Trojanischen Krieg die Pest schickte. Konnte mir vorstellen, wie er die Zyklopen aus Rache ermordete und konnte mir vorstellen, wie er den Satyr Marsyas häutete.
 

Grazile Bewegungen folgten und schon lag seine Hand, mitten auf der Stirn, des Frauenschänders. Tityos spannte sich an, wusste genau was ihn erwartete. Ohne, dass Apollon nur eine Bewegung machte, ging der Riese endlich komplett ich Flammen auf. Geschockt und geängstigt atmete ich durch. Ja ich hatte Angst, auch wenn ich dem Sonnengott oft Parole bot, so erkannte ich seine Macht, seinen unermesslichen Zorn. Besagter drehte sich und blickte in mein Gesicht. Die goldenen Iriden glänzten, in ihnen tobte die Hitze, der Sonne. Ich Schluckte und war in der Versuchung Abstand zu nehmen, beherrschte mich jedoch, dies nicht zu tun. Schon war der schwarzhaarige Gott an meiner Seite. Die warmen Hände, legten sich an meine Wangen und das Gefühl von Heilung durchströmte meinen Körper. Meine Lieder schlossen sich und ich gab mich dem wohltuenden Gefühl hin. Schließlich musste ich noch weiter kämpfen, da hatte ich die Gabe des Sonnenschiebers wirklich nötig. „Er wird sofort wieder in die Tiefen des Tartaros verbannt, das Verspreche ich dir.“ Als ich wieder aufsah, hatte sich der Sturm in seinen Augen beruhigt. „Danke Apollon.“
 

Der Kampf ging weiter. Noch immer waren zick Zyklopen übrig. Die Pfeile brachten nichts, also mussten endlich die Schwerter benutzt werden. Glücklicher Weise, konnte ich meinen Bogen zu mir rufen und schon, trug ich wieder meine Halskette. Mit geübten Handgriffen, zog ich beide Klingen gleichzeitig. Die Kinder des Ares, schlugen wie die Verrückten, auf die Einäugigen ein, brachten ihre Gestalt zum bersten. Weitere gingen zu Boden, verfielen zu Staub. Sogar Maya mühte sich mit einem ab, indem sie immer wieder versuchte, diesen mit ihrem Ross zu streifen. Entschlossen, rannte ich auf einen zu, der gerade eine der Hütten zerstören wollte. Mit einem sauberem Hieb, setzte ich mein Schwert in sein Bein. Den Schmerz bemerkend, holte er aus. Ich duckte mich, sprang und stieß meine andere Klinge, direkt in seine Brust.
 

Fast alle, waren mittlerweile niedergestreckt. Übrig blieb, die vielköpfige Hydra. Keiner hatte es gewagt, ihr zu nahe zu kommen. Jeder war sich im Klaren, passierte wenn ein Kopf abgetrennt wurde. Somit war mir klar, dass die Methode des Herakles herhalten musste. Eine andere Möglichkeit würde uns nicht bleiben. – Apollo, wo bist du? Die Hydra muss getötet werden. Ich brauche unbedingt Feuer. – Damit könnten wir sie, dem Erdboden gleich machen. – Ich sehe dich schon. Ich bin über dir, habe gerade die letzte Harpyie ausversehen in Brand gesteckt. – Ein Grinsen schlich sich auf meine Züge. Wie leichtfertig er sich ausdrückte, war immer wieder belustigend. – Spann deine Pfeile mein Lieber. Wir brennen dieses Schlangenvieh nieder. – Ein Wiehern erklang und Apollo erschien über mir mit gespannten Bogen und einem brennenden Pfeil. Wir nickten uns ein letztes Mal zu. Jeder kannte seine Aufgabe.
 

Meine Schwerter blitzen im Schein des Mondes, während ich den ersten Kopf abschlug. „Hör auf Serena, du machst es nur schlimmer. Es wachsen gleich wieder zwei neue Köpfe nach.“ Ich achtete nicht weiter auf Kath rufende Worte. Kaum viel das gigantische erste Haupt, versenkte sich ein lodernder Pfeil, im Rachen der lemäischen Schlange. Die übrig gebliebenen, schnappten nach mir, wollten mich erwischen, doch wich ich immer wieder geschickt aus, nur um den nächsten Schädel abzutrennen. Immer weiter arbeitete ich mich vor, immer weiter brannte Apollo ihre Hälse aus, bis auch das unsterbliche Haupt auf dem Boden krachte. „Ich nehme diesen grässlichen Kopf mit mir und befördere ihn, in die Tiefen der Unterwelt. Ihr müsstet ja jetzt, ohne mich zurecht kommen.“ Mein bester Freund, schnappte sich, besagten Schädel. Zum Abschied, nickten wir uns noch einmal zu. „Pass auf dich auf Hübsche.“ „Werde ich machen, schlimmsten Falls rufe ich dich.“ Und damit, war er verschwunden. Gerade als ich mein Schwert zog, kamen Maya und Kath bei mir an. „Serena du bist unglaublich, du hast die Masche von Herakles benutzt. Abschlagen und verbrennen.“ Die unterschwellige Lobpreisung, Kathleens entging mir nicht. Bevor ich antwortete, sauste meine Klinge herunter und spaltete, den Rumpf der Hydra. Dunkle, ätzende Flüssigkeit trat aus ihr heraus. „Danke Kath. Macht es mir nach.“ Mit diesen Worten erschien wieder mein Bogen. Meine Pfeile nahm ich und tränkte die Spitzen in dem grauenhaft riechenden Gemisch, aus Gift und Blut. Wie gesagt, taten die zwei es mir nach. „Dieses Gift hinterlässt unheilbare Wunden. Benutzt die Pfeile klug und sparsam.“
 

Gerade wollten wir uns aufmachen, um uns um die Verletzten zu kümmern, da entdeckte ich etwas im Schatten der Bäume und des verdunkelten Mondes. Ich hoffte inständig, dass meine Augen mich trügten, aber als eine Wolke vom Mond abzog, bestätigte sich meine Vermutung. „Apollon“ Es war nur ein heißeres Flüstern von mir. Jetzt entdeckten, auch die anderen Camper ihn, Apollon wie er an einem Baum, mit schwarzen Wurzeln gefesselt hang. „Vater…“ Erschrocken, riss meine blonde Freundin die Augen auf. Ohne weiter auf andere zu achten, liefen wir direkt auf ihn zu. Die verbliebenen Camper folgten uns. Kurz vor der riesigen Eiche, erzitterte der Boden. Einem Erbeben gleich, riss es uns alle, von den Füßen. Schmerzend, richtete ich mich wieder auf, blickte unentwegt auf den Sonnengott. Just in diesem Moment, pfiff der Wind lautstark durch die Äste und eine, in einen Umhang gehüllte, Gestalt manifestierte sich, vor dem musikalischen Gott. Ein hämischen Lachen drang an unsere Ohren, ließ uns alle zusammenzucken. „Ihr habt euch gut geschlagen Halbblute, aber diesem Olympier kann keiner von euch mehr helfen.“
 

Alle blieben in einem Gewissen Abstand entfernt. Apollon verzog schmerzhaft das Gesicht, versuchte sich von seinen Fesseln zu lösen. Nichts geschah. Dieses Wesen, war die göttliche Aura, die ich gespürt hatte. Wer war das? Die Kraft war stark, es konnte keiner der Nebengötter sein. Philipos trat einen Schritt nach vorne, mit überlegenen Gesicht. „Ich weiß ja nicht wer sie sind, aber das da,“ damit zeigte er auf seinen Vater „ist Apollon. Gott und Olympier, er wird sie in null Komma nichts zur Strecke bringen.“ Ein kehliges, bassartiges Lachen ertönte. „Denkst du das wirklich, du dummes Halbblut? Ihr seit alle so unwissend.“ Ein beißender Geruch stieg mir in die Nase, ich registrierte und verstand. „Er kann sich nicht bewegen Philipos.“ Mit diesen Worten schritt ich auf den Baum zu, blieb aber immer noch entfernt stehen. „Die Wurzeln sind getränkt.“ Ich wusste in was, weswegen ich die griechischen Wörter boshaft ausspuckte. „Dó̱ro tou Thanátou.“
 

„Einer von euch hat anscheinend doch noch Ahnung.“ Dieser Gott oder Göttin, die Stimme konnte man nicht zuordnen, bestätigte meine Worte. Die fragenden Blicke hafteten auf mir und als ich wieder sprach, setzte ich einen Schritt nach dem anderen. „Dó̱ro tou Thanátou, übersetzt Gift des Todes. Nur ein einziger Gott, konnte dieses Gift herstellen und ich frage mich wie es nun, in die Hände von jemand anderen gelangt ist. Diese schwarze Flüssigkeit, mit denen die Wurzeln getränkt sind, ist das einzige Mittel, mit dem man einem Gott Herr werden kann. Liegt es an der Haut an, lähmt es. Wird es getrunken, raubt es die Kraft. Je mehr man zu sich nimmt, desto mehr sinkt die Göttlichkeit. Erst verliert man ein Viertel der Unsterblichkeit, dann die Hälfte, dann zu drei Viertel und zu guter Letzt komplett. Am Ende ist man nur noch ein Mensch, denn man einfach töten kann.“ Mit meinem letzten Wort, setzte ich den letzten Schritt und stand genau rechts von Apollon. Mein Rücken zu ihm, mein Gesicht an dieses Wesen und die Camper gerichtet. „Erstaunlich, erstaunlich. Es gibt selten jemanden, der die unglaubliche Wirkung, dieses Giftes noch kennt. Wohl selbst schon in den Geschmack gekommen.“ Mein Gesicht verzog sich zu einem finsteren Lächeln. „Verschwinde Serena!“ Es sollte ein Befehl von Apollon sein, aber durch den Schmerz in seiner Stimme, drang es nicht als solcher durch. In der nächsten Bewegung, spannte ich einen der getränkten Pfeile, zielte genau auf das was ich als Körper vermutete. „Glaubt ja nicht, ich lass sie einfach so hier hängen Apollon. Ich handle mir keinen Ärger mit Zeus ein, dass ich euch nicht geholfen hätte.“ Es war nur ein Knurren meinerseits, aber verständlich genug. Ich ließ die Sehne los. Mein Pfeile sauste aalglatt, auf das vor mir zu, und versenkte sich.
 

Wieder ertönte ein Lachen. Der Pfeil war einfach weg, verschlungen, untergegangen in dem Umhang des göttlichen Wesens. Völlig entgeistert starte ich auf die Gestalt. „Dummes Halbblut, glaubst du, du kannst mich mit dem Gift der Hydra und einem läppischen Pfeil töten, oder auch nur kratzen? Jetzt wirst du sehen was du davon hast.“ Eine dunkle Vorahnung ereilte mich. In binnen wenigen Sekunden schoss mein eigener Pfeil zurück, genau auf Apollon zu. Ohne nachzudenken sprang ich genau vor den Sonnengott. Im nächsten Moment, blieb mir der Atem weg, die Spitze des giftigen Pfeiles bohrte sich tief in meinen Rücken. Meine Knie gaben nach und ich sank zu Boden. „Serena nein! Ich hab doch gesagt du sollst verschwinden, verdammte scheiße.“ Tränen stiegen in meine Augen, mein Inneres brannte wie Feuer. „Unglaublich, eine Halbgöttin opfert sich für einen Olympier. Euer Volk wird immer dämlicher und unzurechnungsfähig. Dann werdet ihr nun beide, in die Tiefen des Tartaros, wandern.“ Ich versuchte mich zu konzentrieren, aber es ging einfach nicht. In mir loderte ein Feuer und ich wusste nicht, wie ich es löschen sollte. – Vertrau auf den Ring Serena. – Apollos Stimme, durchflutete meinen Geist und übersandte mir diese Nachricht. Mit aller Kraft, richtete ich mein Augenmerk, auf das Gefühl des Ringes, auf die heilende Kraft Apollos. Der Schmerz verringerte sich, blieb aber nicht gänzlich weg, betäubte nur das geschundene Fleisch. Mit dem letzten Funken Energie, hievte ich mich hoch, blieb aber an Apollon gelehnt stehen, es ging nicht anders. Mein Gesicht versank in seiner Schulter, wäre diese Stütze nicht da, so wäre ich wieder gefallen. „Da kann ja jemand noch aufstehen. Dann sollte ich mich mal, an die Arbeit machen und euch endlich auslöschen.“ Gemurmelte Worte ertönten hinter mir, ich musste handeln. Meine Hände suchten die des Sonnengottes und fanden sie. Die zitternden Finger verhackten sich mit seinen. „Apollon, mobilisiert alles was ihr an Kraft noch habt. Ich werde den fehlenden Teil, zu eurer Stärke, ergänzen.“ Mein Flüstern war nah an seinem Ohr, nicht beabsichtigt, sondern nur weil ich nicht anders stehen hätte können. „Vertraut mir Apollon, bitte.“ „Wie du möchtest Serena, ich tue was du sagst. Gib mir dein Signal wenn ich loslegen soll.“ Wenigstens hörte er jetzt auf mich. Ich hatte mich durch eigenes Verschulden, in diese Situation gebracht, also musste ich uns hier wieder heraus holen.
 

Der Fluch, den unser Gegner aussprach, war beendet und bereit zum Abschuss. Ich fixierte mich auf die Sonne, ihr Feuer und ihre unbändige Leuchtkraft. Möge Apollo mir beistehen und helfen. „Jetzt!“ Auf Befehl explodierte alles um uns herum. Das göttliches Licht nahm all meine Sinne ein und raubte meine letzte Kraft. Der Schrei dieser Kreatur hallte durch die erhellte Nacht und als letztes nahm ich Apollons Stimme wahr. „Serena? Serena, komm halt durch.“ Dann wurde alles schwarz um mich herum und ich tauchte in die unendlichen Tiefen der Ohnmacht ein.

Memory is not always covetable


 

http://www.youtube.com/watch?v=xCVea05GFHU

/ Π \ ~*~ / πι \ ~*~ / π \

"Wäre die Liebe ein physikalisches Phänomen, als Freude am Besitz, Freude an Vollkommenheit, Erinnerung an Freude oder dergleichen, so liebten wir nicht Unvollkommenes, Abwesendes, Tote. Je vollkommener und je gegenwärtiger etwas ist, desto schwerer ist es uns, es zu lieben ."

- Walther Rathenau

/ Π \ ~*~ / πι \ ~*~ / π \
 

Die Finsternis umgab mich, bettete mich, in einem unaufhörlichen Sog, aus Gleichgültigkeit. Sollte so das Ende aussehen? Wenn ja, dann war es angenehm, nur die Dunkelheit und an nichts denken. Bald würde ich bei Hades ankommen und nach Elysium gehen. Kein Schmerz, keine Kämpfe, keine Götter. Ich lächelte innerlich, hieß den Tod willkommen, wie einen alten Freund. Er sollte mich schützend in seine Arme nehmen und auf der Welle des Vergessens davon tragen. Doch diese wunderbare Dunkelheit wurde von einem Licht getrübt, welches immer näherkam, bis es mich komplett umschloss.
 

Ich öffnete meine geblendeten Augen, die Sonne schien mir intensiv ins Gesicht. War das ein Traum, oder war ich gar, in einem Fieberwahn, dass ich diese Illusion als so intensiv und real erlebte? Vor mir erstreckte sich eine große Wiese, die an einem Abhang endete, denn ich sah, selbst von hier, das Meer im Licht glänzen. Mit wenigen Bewegungen, hatte ich mich aufgerappelt. Vorsichtshalber fuhren meine Hände über meinen Körper, suchten nach Verletzungen, aber fanden keine. Und jetzt erst realisierte ich das Geschehene. Der Kampf, Apollon gefesselt, dieses göttliche Wesen, der Pfeil und der Schmerz in meinem Rücken, als ich mich vor den Sonnengott warf.
 

Ein bitteres Lächeln umspielte meine Züge, wie dumm ich gewesen war. Apollon hätte gar nichts passieren können, er war schließlich ein Gott. Das Gift war nicht in sein Blut gelangt, weswegen er nur gelähmt und nicht seiner Kräfte beraubt wurde. Das Serum, der Hydra hätte ihm nicht schaden können und doch hatte ich mich instinktiv vor ihn geschmissen. Es war eine meiner verdammten Schwächen. Egal ob ich jemanden leiden konnte oder nicht, wenn derjenige in Gefahr war, handelte ich unüberlegt und beschützte einfach. Eine Eigenschaft, die ich mir nach jahrelanger Verfolgung, von Wohlgesinnten, angewohnt hatte. Es sollte meinetwegen, niemand zu Schaden kommen.
 

Während ich meinen Gedanken freien Lauf ließ, bewegte ich mich Richtung Klippe. Schwungvoll setzte ich mich, meine Beine baumelten über dem Abgrund und ich bewunderte den edlen Panoramaausblick. Sollte so Elysium aussehen? Wenn ja, dann wäre es traumhaft. Aber vielleicht ist es bloß die Vorstufe zum endgültigen Ende, oder ich träumte einfach. Was es auch sein mochte, ich fühlte mich wohl und geborgen. Der salzige Geruch des Meerwassers, umspielte meine Sinne und mischte sich flatterhaft mit der Note des Waldes, der Gräser und Blumen.
 

Wie viel Zeit verging, konnte ich nicht sagen, aber plötzlich stieg mir der sinnliche Duft von Lilien in die Nase. Umspielt von dem Parfüm der Sonne, des Mondes und das einer Mutter. Automatisch drehte ich mich um, weg vom Wasser, dem Wald entgegen. Eine Frau stand nicht weit entfernt, die goldsilberne Seide, ihres Kleides, wehte rhythmisch mit dem Wind. Die schokoladenfarbigen Locken fielen sanft bis zu ihrer Taille. „Darf ich an deinem Ausblick teilhaben Serena?“ Diese Stimme hatte etwas Verlockendes und doch klang sie beschützend wie die einer Mutter. Stumm nickte ich. Mühelos glitten die elfenbeinfarbenen Beine über den Abhang. „Wer seit ihr?“ Die Frage stellte sich mir, denn ich war mir immer noch nicht sicher, ob es ein Traum oder der Tod war.
 

„Endlich habe ich die Möglichkeit mit dir zu reden Serena. Es war nicht einfach, jedoch bin ich gerne bereit, dieses Risiko einzugehen.“ Geflissentlich ignorierte die Schönheit von Frau meine Frage, umfasste aber mit ihren wärmenden Händen, die meinen. „Wenn ihr mir schon nicht sagt, wer ihr seit, könnt ihr mir dann nicht wenigstens sagen, ob ich tot bin oder gerade träume?“ Ein glockenhelles Lachen ertönte und ließ mich fragend aufblicken. „Du bist nicht tot meine Tochter. Für den Hades bist du noch lange nicht bereit. Man nennt mich Leto.“ Okay, ich träumte definitiv. Tot konnte ich wirklich nicht sein, denn in Elysium würde mir Apollons Mutter nicht über den Weg laufen, schließlich befand diese sich in den Abgründen des Tartaros. „Du glaubst mir nicht mein Kind, ich sehe es in deinen Augen, aber sei dir sicher, dass du keineswegs in einen deiner normalen Träume versunken bist. Wäre dies ein Schlaftraum, so wäre dir nicht bewusst, dass es einer wäre. Wenn man träumt, erkennt man nicht den Unterschied zwischen Illusion und Realität.“ Fast zärtlich strich ihre Hand über meine Wange, ich wollte etwas sagen, doch Leto fuhr unbeirrt fort. „Du bist verletzt, verletzt durch deinen eigenen Pfeil. Hättest du dies hier nicht,“ damit hob sie meine Hand und deutete auf Apollos Ring „so wärest du wohl gestorben. Die Macht des Apollo gab dir die heilende göttliche Kraft, die dich schützte. Du trägst zwar Verletzungen davon, aber keine, die man nicht heilen könnte.“
 

„Seit bitte nicht verärgert Leto, aber ihr seit im Tartaros gefangen, dies kann nur ein Traum sein. Außerdem, wisst ihr über Apollo bescheid, wie sollte dies möglich sein?“ Die bernsteinfarbenen Augen Letos richteten sich auf den Horizont, bereit meine Zweifel zu beseitigen. „Ja mein Körper befindet sich im Tartaros, jedoch waren die Söhne des Hypnos bereit mir zu helfen. Ihre Welt sind die Träume, es liegt in ihrer Macht, in diese einzudringen. Für gewöhnlich bringen sie Albträume oder erscheinen in den verschiedensten Formen, doch können sie die Seele eines anderen in den Geist des Schlafenden eindringen lassen. Sie können denjenigen bewusst träumen lassen, somit wäre dies kein gewöhnlicher Traum. Zu deinem zweiten Anliegen, natürlich bin ich mir der Existenz des Apollos bewusst. Ich habe ihn selbst kennengelernt. Mein Sohn und er verkörpern dieselbe Macht und sind doch so unterschiedlich. Ich habe deine Erinnerungen gesehen Serena und möchte mich für das Benehmen Apollons entschuldigen. Er war einmal ein fröhliches Kind, doch musste Schreckliches durchleben. Seine Art ist lediglich Selbstschutz, bitte verstehe dies Serena. Aber ich bin mir sicher, dass du den Wendepunkt bringen kannst.“
 

Spätestens jetzt glaubte ich ihr jedes Wort. Leto war wirklich bei mir, ich war nicht tot, sondern nur bewusstlos. „Warum seit ihr so sicher? Was lässt euch glauben, dass ich Apollon ändern könnte? Davon abgesehen muss ich wohl gestehen, dass ich nicht gerade von eurem Sohn begeistert bin. Er bringt mich ständig auf die Palme und seine Art geht mir ziemlich gegen den Strich. Ich empfinde ein gewisses Mitleid für ihn, schon alleine wegen Daphne aber das war es dann schon mit Gefühlen.“ Mitleidig und wissend sah mich die Titanin an. „Ich weiß mein Kind, ich weiß. Jedoch weiß ich ebenfalls, mehr als du und deswegen bin ich hier. Ich habe noch jemanden mitgebracht.“ Meine Augenbrauen zogen sich zusammen. Sie hatte noch jemanden hier her bestellt? Was hatte diese Frau nur vor?
 

Aus der Dichte des Waldes kam eine hellhaarige Frau hervor, gehüllt in tiefblaue Seide. „Darf ich vorstellen, dies ist Mnemosyne. Tochter der Gaia und des Uranos, Mutter der neun Musen und Göttin der Erinnerung. Wenn du es anders sehen möchtest, so ist sie meine Tante, wie man es bei euch nennt.“ Wortlos trat Mnemosyne näher. „Aber … aber warum braucht ihr sie? Ich kenne mein Leben und erinnere mich an jeden Abschnitt davon.“ Mittlerweile war ich aufgestanden und blickte irritiert von der einen Titanin zur anderen. Was wurde hier gespielt? Warme Hände legten sich an meine Wangen und zwangen mich Leto anzusehen. „Gräme dich nicht mein Kind, ich hab nichts Falsches im Sinn. Ich möchte dir helfen, es ist wichtig, glaube mir. Es geht nicht um dein jetziges Leben, sondern um etwas viel Weitgehenderes. Bitte vertraue mir, ich bin keine von jenen Titanen, die nur Übles vorhaben.“ Ihre Augen verrieten mir, dass ich glauben konnte, was sie sagte. Mein stummes Nicken gab die Zustimmung und somit trat nun die Göttin der Erinnerung vor mich. Kalte Finger umschlossen meine Schläfen und ließen mich frösteln.
 

Kleine Stromschläge durchfuhren meinen Körper, meine Augen schlossen sich. Immer wieder stach es unangenehm in meinem Kopf, als würde jemand darin herumwühlen. Sekunden später war es vorbei. Langsam spähte ich durch einen Spalt, meiner Augen, nur um sie dann gänzlich zu öffnen. Sofort tastete ich meinen Körper ab, aber es war alles noch normal und wie zuvor. „Also ich merke nichts. Sollte irgendwas anders sein Leto?“ Schmunzelnd trat die Angesprochene wieder an mich heran, hielt meine Hände und sprach zu mir. „Du wirst zu gegebener Zeit wissend sein, aber bis dahin verabschiede ich mich. Auf dich wartete jemand in seinem eigenen Traum. Mein Sohn wünscht sich gerade nichts mehr, als dir zu begegnen.“ Bevor ich auch nur zu einer Antwort ansetzten konnte, verschwamm alles um mich herum.
 

Meine Füße kamen auf hartem Stein zum Stehen. Sie hatte mich doch nicht wirklich in Apollons Traum versetzt? Das konnte nur ein Witz sein, doch leider wurde mir, anhand der Umgebung bewusst, dass dies wohl keiner war. Vor mir erstreckte sich der Tempel des Sonnengottes, in all seiner Pracht, die er wohl mal besessen hatte. Schulterzuckend ging ich drauf los, schließlich konnte man nicht alle Tage einen griechischen Tempel betrachten und das im Komplettzustand. Überall waren Statuen, Büsten und gravierte Tafeln, allesamt, zeigten Apollon. Am Ende des prachtvollen Baus, erstreckte sich eine Art Terrasse, geflutet von der hell strahlenden Sonne. Genau dort, stand er, Apollon, gehüllt in altgriechische Kleidung. Der Stoff der Tunika umspielte seinen Oberkörper, zeigte seine Arme die nicht wenig Muskeln besaßen. Das Sonnenlicht strahlte auf ihn hinab und bildete einen Schatten. Nun sah er wahrlich göttlich aus, umgeben mit dem Glanz des Lichtes.
 

Schritt für Schritt kam ich auf ihm zu und stoppte genau hinter ihm. „Apollon?“ Mit einer Schnelligkeit, die meine Augen gar nicht erfassen konnten, drehte er sich mir entgegen. „Serena“ Kurz schlossen sich die Lieder des Musensammlers, hörbar atmete er aus und ein, nur um mich dann, mit seinen goldenen Iriden zu fixieren. „Man kann wohl doch seine Träume beeinflussen. Als ich heute Abend zu Bett ging, hatte ich mir nichts sehnlicher gewünscht, als dich hier zu treffen.“ Seine Stimme war melodisch und triefte vor Erleichterung. „Warum habt ihr euch das gewünscht?“ Es war nur ein Wispern, ich war mir jedoch sicher, dass er mich genau verstand. Mit einem zusätzlichen Schritt kam er noch näher, seine Hände fuhren meine Schultern hinauf und endeten an meinen Wangen. Automatisch verhackten sich unsere Blicke ineinander. Intensives Gold traf auf makelloses Grün. Und plötzlich, ohne dass ich es steuern hätte können, durchzuckten Bilder meinen Geist. »Apollon, wie er vor mir stand, liebende goldene Augen, gefolgt von Hingabe. Apollon, wie er mich in den Armen hielt, beschützend und hütend wie einen Schatz. Apollon, wie er seine Lippen auf die meinen legte.«
 

Was sollten diese Bilder? Meine Finger fuhren in mein Haar, hielten meinen Kopf. War es das, was Leto meinte, waren dies Erinnerungen? Das konnte nicht sein, ich hatte Apollon das erste mal im Camp getroffen. Warum sollte ich mich von diesem Macho küssen lassen? Es waren bestimmt, nur die Erinnerungen, die ich auch erlebt hatte. Schließlich hatte er mich geküsste, was ich allerdings nicht wollte. „Serena ist alles in Ordnung?“ Huch, er war ja auch noch da. „Ja … ja natürlich, ich war gerade nur etwas verwirrt. Also, warum habt ihr euch, mich in euren Traum gewünscht?“ Zaghaft strich sein linker Daumen über meine Haut und hinterließ die Hitze der Sonne. „Ich wollte mich bei dir bedanken. Leider weiß ich nicht, ob ich es jemals wirklich tun kann, aber wenigstens in meiner Fantasie. Du warst die Einzige, die erkannte, was mich lähmte, warst die Einzige, die ohne Scheu dem Kampf entgegen trat. Du hattest nicht einmal Rücksicht auf dein eigenes Leben genommen. Hast mich vor deinem eigenen Pfeil beschützt, obwohl das Gift der Hydra, mir nichts hätte antun können. Und selbst als du verletzt warst, hast du noch alle Kraft gesammelt und uns aus dieser misslichen Lage befreit. Dafür danke ich dir Serena, jedoch frage ich mich, wie du meine eigene Kraft ergänzen konntest.“ Auf das Letzte sollte ich wohl nicht antworten, schließlich würde ich wieder aufwachen, wenn man Leto glauben konnte und Apollon würde auch in der Realität meine Antwort noch kennen. Ließen wir ihn lieber im Glauben, dass er wirklich träumte.
 

„Wisst ihr Apollon, nennen wir dies eine meiner Schwächen, meine Achillessehne, wenn ihr so möchtet. Ich bin eine Halbgöttin, gewohnt mich vor Wohlgesinnten zu verbergen. Dazu gehörte aber auch der Schutz meiner Familie und meiner Freunde. Ich hätte es nie ertragen können, wenn jemand meinetwegen verletzt worden wäre.“ Wissen zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. „Ich verstehe, ich verstehe.“ Von Wort zu Wort wurde er leiser, bis es nur noch ein heißeres Flüstern war. Sein Gesicht kam meinem gefährlich nahe und auf das Kommende war ich in keinster weiße vorbereitet.
 

Warme Lippen, legten sich auf die meinen. Hände umschlangen meinen Hals und zogen mich näher an den Körper des Gottes. Wieder durchfuhren mich Bilder. »Apollon, wie er mich innig küsste. Apollon, wie seine Hände über meinen Körper glitten. Apollon, in voller Hingabe zu mir.« Eine Gänsehaut überzog meinen Körper, ich konnte nicht mehr abwehrend reagieren. Mein Gehirn schaltete sich aus, nur um keines dieser flackernden Bilder mehr zu sehen und somit gab ich mich, dieses eine mal, dem Kuss des Sonnenschiebers hin. Seine Lippen bewegten sich und öffneten die Meinen. Hitze durchzog meinen Körper, als ich seine Zunge spürte, und ging widerstandslos auf dieses Spiel ein. Gerade als Apollon sanft meine Unterlippe mit seinen Zähnen massierte, verschwamm alles vor meinen Augen.
 

In meinem Kopf hämmerte es, und als ich wieder Klarheit besaß, blickte ich grellem Licht entgegen. Mit Schwung setzte ich mich auf, ich befand mich in der Krankenstation. Ich war aufgewacht.

Verlangen

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Runaway


 

Sofi de la Torre - My Bad

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~/ Σ \ ~*~ / σίγμα \ ~*~ / σ \~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~

"Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde mich doch deine Hand daselbst führen und deine Rechte mich halten."

- König David

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~/ Σ \ ~*~ / σίγμα \ ~*~ / σ \~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~
 


 

Die ersten Sonnenstrahlen kitzelten auf meiner Haut, erholt atmete ich tief durch, sog die frische Luft in mir auf. Ich spürte einen leichten Muskelkater, schenke dem aber wenig Aufmerksamkeit. Gerade wollte ich mich genüsslich strecken, da stieß ich auf ein unbekanntes Hindernis. Vorsichtig öffnete ich meine Augen, drehte meinen Kopf und mein Herz blieb stehen.
 

Apollon lag neben mir, schlafend und dann durchflutete mich die Erinnerung. Gestern, als ich aufgewacht war, Leto in meinen Träumen, Apollon, der in meiner Dusche plötzlich stand. Ohne es kontrollieren zu können, zog sich mein Unterleib kurz zusammen. Nur um noch einmal sicherzugehen, lugte ich unter die Bettdecke und was sollte ich sagen, ich war nackt, genau wie der werte Sonnenschieber. Was hatte ich nur getan, ich musste hier raus, und zwar so schnell es nur möglich war.
 

Dies stellte sich jedoch als ein schweres Unterfangen da, als ich gedacht hatte. Apollons Arm schlang sich eng um meinen Oberkörper, seine Füße verhackt in meinen Beinen. Unbewusst strich ich ihm sacht eine Haarsträhne aus dem Gesicht, betrachtete das erste mal eingehend, die markanten und glatten Gesichtszüge. Ja er war wahrlich ein Gott. Selbststrafend schloss ich meine Augen und schüttelte den Kopf. Ich durfte nicht anfangen wie die ganzen anderen Weiber, hinterherhechelnd und berechenbar. Ich musste wo hin, wo ich meine Ruhe hatte, wo ich nachdenken konnte. Ich sollte nämlich schleunigst herausfinden, was mich dazu geritten hatte, mit ihm Sex zu haben.
 

Vorsichtig und so leise wie möglich entwand ich ihm meine Beine. Schritt eins war geschafft. Ich griff nach der dauerhaft warmen Hand, löse sie von meinem Körper und legte sie neben ihn. Schleichend erhob ich mich, fast lautlos glitt ich aus dem Bett. Im nächsten Moment hatte ich schon Klamotten in den Händen und verschwand im Bad.
 

Nachdem ich geduscht hatte, wobei ich nicht einmal da einen klaren Gedanken fassen konnte, denn er lag immer noch in meinem Bett, zog ich mir meine Sachen über und trat in meinen Schlafraum. Apollon schaute mich mit seinen goldenen Augen undefinierbar an und saß aufrecht im Bett, nur die Decke lag noch über seinem nackten Unterleib. „Serena“ Leise flüsterte er meinen Namen und ein weiteres Mal, wusste ich gerade nicht, was ich tun sollte. Ich handelte instinktiv. „Apollon … es … es tut mir wirklich leid … aber … also … ich muss hier raus sofort!“ In Windeseile verschwand ich aus der Tür, weg von dem Sonnengott, weg von der Erinnerung an gestern. Ich hörte nur noch ein, „Warte!“ aber da war ich schon davon. Als ich ihn verließ, ihn zurück ließ in meiner Hütte, spürte ich ein seltsames Ziehen auf meinem Rücken, doch so schnell es gekommen war, war es wieder verschwunden. Ich wusste nicht, warum es da gewesen war, aber dies sollte ich bald genug herausfinden.
 


 

Während dessen bei Apollon
 

Noch immer starrte ihr ihr nach, sah noch die roten langen Locken, die davon wehten. Nun saß ich aufrecht in ihrem Bett und raufte mir die Haare. Es gab so vieles, was ich noch wissen wollte, wissen musste. Frustriert sank ich zurück in die Kissen und zertrümmerte nur mit meinem Blick die Vase, die das Fensterbrett zierte.
 

Ihr Duft stieg mir in die Nase, der Geruch von Lilien, Meerwasser und Wald. Eine sehr seltsame Mischung und nicht für jeden deutbar.
 

So viele Fragen standen offen. Beispielsweise interessierte mich, wie denn jetzt genau ihre Familienverhältnisse waren. Ganz offensichtlich stimmte hier irgendetwas nicht, denn ganz kaufte ich ihr die Sache mit der Unwissenheit, was ihren Vater betraf nicht ab. Irgendetwas verbarg sie, die Sache wollte sich mir nicht ganz erschließen.
 

Zum einen hatte sie ganz deutlich die Kräfte der Gaia, was sie schlussendlich ja bestätigt hatte. Ihre Mutter wäre angeblich eine Halbgöttin und somit Gaias Tochter. Ich verstand trotzdem nicht, warum kein Ichor in ihren Adern floss. Die Mutter Halbgöttin der Vater ein Gott. Es war nicht einmal ein goldener Schimmer zu sehen, als sie mir ihr Blut gezeigt hatte. Bei diesem Gedanken stockte mir immer noch etwas der Atem. Eigentlich sollte man meinen, dass mich nichts mehr schockte. Ich war ein Gott, hatte so viele Dinge gesehen, so viele Verletzungen, so viel Schmerz und Tod, aber diese eine Geste hatte mich kurzzeitig den Atem anhalten lassen.
 

Als Nächstes war da diese Sache mit dem Bogen. Erst war ich wirklich in der Vermutung, sie wäre meine Tochter, nun gut ich hatte mich geirrt. Kein Lebender, außer uns Göttern und Wohlgesinnten, wusste davon, dass es die römischen Götter einst wirklich gab. Sie wusste es, sogar ganz genau, hatte sogar den Bogen meines Gegenstückes, Apollos Bogen. Wieder einer der Punkte, der ihre Aussage in Sachen Vater, unglaubwürdig machte.
 

Meine Finger fuhren wieder in meine Haare, zerzausten sie mehr als sie es eh schon waren. Die letzten drei Dinge, die mich verfolgten, machten mir am meisten Kopfzerbrechen. Warum kannte sie das Gift, welches an meinen Fesseln gehaftet hatte? Warum konnte sie meine Kraft ergänzen, wenn sie nicht meine Tochter war? Wie war es möglich, dass sie von meinem Traum gewusst hatte?
 

Hier stimmte etwas nicht, ich übersah irgendetwas, irgendeine Kleinigkeit. Noch bevor ich darüber weiter nachdenken konnte, stieg mir wieder dieser unvergleichliche Duft in die Nase. Automatisch sank ich tiefer in die Kissen, schloss die Augen und erinnerte mich an den vergangenen Abend. An ihre Berührungen, an diesen einen Blick, den sie mir geschenkt hatte, als ich sie ins Bett getragen hatte. Die kleinen Funken in dem dunklen Grün ihrer Iriden, als sie mir zart übers Gesicht gestrichen hatte. Diese eine kleine Geste hatte mich um den Verstand gebracht, mich willenlos gemacht.
 

Mein Herz schlug schneller, wie lange war es her gewesen, dass ich so etwas, auch nur ansatzweise verspürt hatte? Es lag schon Hunderte von Jahren zurück und das Bild dieser einen Frau von damals durchflutete meinen Geist. Sie war der Grund gewesen, warum ich wurde, wie ich nun war. Warum ich Dinge getan hatte, auf die ich bei Leibe nicht stolz war. Sie war von mir gegangen, hatte mich verlassen und alleine gelassen. Noch immer spürte ich ihren toten Körper in meinen Armen, schlaff und blutüberströmt. Ich durfte nicht wieder in dieses Loch fallen, nein nicht schon wieder, weswegen sich mein Gesicht in Serenas Kissen drehte. Sie mochte zwar nicht anwesend sein, aber sofort wurde ich ruhiger. Wie eine Droge benebelte ihr Duft mich, ließ mich entspannen und nicht mehr denken, nicht mehr erinnern an Katharina.
 


 

Ich rannte, rannte als wären Zyklopen hinter mir her. Im Seitenwinkel erblickte ich Maya und Kathleen auf dem Weg zum Frühstück. Beiden schenkte ich keine Beachtung, lief einfach weiter. Meine Lungen brannten, als ich den Waldrand erreichte, doch selbst dies ließ mich nicht stoppen. Ich konnte nicht, ich wollte nicht haltmachen. Ich musste nicht auf den Boden sehen, mein Instinkt brachte mich vorwärts, ließ mich nicht einmal stolpern. Keine einzige Wurzel streifte meine Füße, keine Äste und kein Baum versperrten mir den Weg, als wüsste die Natur, wie wichtig mir diese Flucht war.
 

Endlich kam ich an der Lichtung an, stolpernd viel ich ins noch feuchte Gras. Meine Lunge schmerzte unaufhörlich, atmen verschlimmerte das Ganze. Ich rollte auf den Rücken, versuchte meinen Puls wieder zu normalisieren, meine Atmung wieder anzupassen.
 

„Was ist passiert Serena?“ Augenblicklich ruckte ich auf, sah Apollo entgegen und sackte wieder zurück in Liegeposition. Meine Augen schlossen sich. „Ach weißt du viel zu viel.“ Ich bewegte mich nicht, versuchte einfach nur rhythmisch ein und aus zu atmen. Die Wärme, die nun neben mir herrschte, zeigte mir, dass Apollo neben mir Platz genommen hatte. „Serena du hättest wenigstens mal sagen können, dass du wieder wach bist. Ich habe mir Sorgen gemacht und einiges auf mich genommen, um dir etwas Erde zu bringen, damit dein verletzter Körper heilt. Eigentlich hätte Apollon selbst darauf kommen können, schließlich hat er die Verbindung zu Gaia im Wald gesehen. Sag jetzt nichts, ja das weiß ich, da ich immer ein Auge auf dich habe. Also, was ist jetzt passiert? Deine innere Unruhe und Aufgewühltheit spürt man ja schon bis Rom.“
 

Noch bevor ich, zu einer Antwort ansetzten konnte, stürmten Maya und Kath aus dem Wald hervor. Geschockte blieben beide stehen, sahen abwechselnd von mir zu Apollo. Näher kamen sie nicht, starrten nur ungläubig meinen besten Freund an und da dämmerte es mir. Sie kamen anscheinend nicht so ganz damit klar, dass er in seiner göttlichen Form hier saß. Ergeben seufzte ich und setzt mich nun ganz auf. „Kommt her setzt euch auch her. Ich glaube, wenn Apollo schon da ist, könnt ihr auch gleich bleiben. Außerdem sehe ich euch an, dass ihr wahrscheinlich fast dieselben Fragen haben werdet wie der gnädige Herr hier.“ Und damit deutete ich auf Apollo.
 

Als nun endlich alle saßen fing Maya zu sprechen an. „Erst einmal ich bin überglücklich, dass es dir wieder gut geht. Es gab fast keine Hoffnung mehr für dich, wenigstens hat das Mr. D hin und wieder verlauten lassen. Vater hat ihn dann meistens angebrüllt, dass er nicht so einen scheiß reden soll. Vater war sehr um dich bemüht, er ist nicht von deiner Seite gewichen, außer zum Essen.“ Dabei lachte Apollo kurz auf und betitelte seinen Lacher mit den Worten „Wie Zerberus nicht vom Eingang der Hölle weicht.“ Auch mir entfloh ein kurzes Grinsen, denn es erinnerte mich an seinen Brief. Kath ergriff nun das Wort. „Gut den Teil hätten wir dann mal geklärt, aber kannst du uns verraten, was dich da vorhin geritten hat? Du bist wie eine Irre aus deiner Hütte gestürmt. Hast nicht nach links oder rechts gesehen.“ Wie sollte ich das Ganze jetzt erklären? Zum einen saß Maya dort, ich wollte sie nicht verletzten, denn ich war wirklich keiner dieser Mädchen, die ihrem Vater willenlos ergaben. Weswegen ich mir auch immer noch nicht erklären konnte, warum ich diese Nacht mit ihm verbracht hatte.
 

„Also wisst ihr … es ist so … wie soll ich sagen. Bei den Göttern ich weiß einfach nicht, wie ich das erklären soll. Gestern Abend bin ich aufgewacht und wollte nur noch raus aus der Krankenstation in meine Hütte. Ich hörte dann Apollon und Dionysos reden und glaubt mir der Musensammler hat nicht gerade charmant oder dankend von mir gesprochen. Es vielen solche Worte, wie ich hätte mich nicht einmischen sollen, er hätte das auch ohne mich können. Ich hatte dann einen Ausraster, die Wut ist in mir förmlich übergelaufen. Zu meinem Leitwesen muss ich gestehen, dass ich Apollon aufs Übelste beleidigt und beschimpft habe. Danach bin ich weggerannt, in meine Hütte und bin erst einmal unter eine eiskalte Dusche. Plötzlich ertönte ein lauter Krach und im nächsten Moment stand Apollon da, kam einfach zu mir unter die Dusche und dann … und dann … denkt es euch.“
 

Beschämt endete ich mit meiner Erklärung und sah, mit hochrotem Kopf, auf meine Füße. Dies war mir schon lange nicht mehr passiert, dass ich mich für etwas derart schämte und jemanden deswegen nicht mehr in die Augen blicken konnte. Keiner sagte ein Wort, es herrschte eiserne Stille. Überraschend spürte ich einen starken Hitzeschwall, meine Augen suchten Apollos und sie fanden sie. Sein Gold hatte sich verdunkelt, ein gefährliches Blitzen funkte in ihnen auf und ein tiefes Knurren drang aus seiner Kehle hervor. „Du hast … mit ihm geschlafen. Warum? Was hat er gemacht?“ Sofort legte ich meine Hände auf seine Wangen, ich musste in beruhigen, denn ich wusste, was er dachte. Er war anscheinend in der Annahme, Apollon hätte etwas gegen meinen Willen getan.
 

„Ruhig Apollo, bitte. Er hat mich zu nichts gezwungen, ich habe es freiwillig gemacht.“ Unweigerlich beruhigten sich seine Züge und er sah mich baff an. Ein Kichern musste ich mir gerade verkneifen, es sah komisch aus, wie sich sein Ausdruck von der ein auf die andere Sekunde verändern konnte. „Du … du hast freiwillig mit ihm geschlafen?“ Bejahend nickte ich. Vorsichtig lugte ich zu Maya, versuchte ihre Gesichtszüge einzuordnen, jedoch konnte ich keinerlei Wut darin lesen. Mit einer einzigen Bewegung saß sie neben mir, ergriff meine Hände. „Ich mache dir keinen Vorwurf, ich habe die Sorge darüber, in deinem Gesicht gesehen. Erkläre doch einfach, warum es passiert ist, denn dies interessiert uns alle, wenn man bedenkt, wie ihr zwei eigentlich seit. Nämlich wie Katz und Maus.“
 

Ja warum hatte ich es zugelassen, eine sehr gute Frage, wie ich fand. „Ich weiß es nicht genau, ich hatte diesen Traum und dann waren da immer diese Bilder in denen …“
 

- Nicht Serena behalte diese Dinge erst einmal für dich. Es ist noch nicht die Zeit mein Kind –
 

Mitten im Satz brach ich ab, hörte die Stimme in meinem Kopf. „Leto“ Es war nur ein Flüstern, ein leiser Hauch, der meine Lippen verließ. Drei Augenpaare starrten mich an, hatten sie sehr wohl den Namen verstanden. „Was ist mit Leto und was meinst du mit dem Traum, mit den Bildern?“ Apollo richtete seine Stimme an mich, doch wusste ich unterbewusst, dass Leto recht hatte, ich sollte noch nichts sagen. „Nichts Apollo, ich meinte damit nur die Bilder von gestern Abend, also wenn ich mich daran erinnere. Wie gesagt ich kann es mir selbst nicht ganz erklären, warum ich so gehandelt habe. Vielleicht lag es einfach an der Wut und dem dazugehörigen Adrenalinstoß.“ Anscheinend spürten meine drei Freunde, dass sie lieber nicht mehr nachfragen sollten und ich zu gegebener Zeit schon reden würde.
 

„Es gibt jetzt zwei Möglichkeiten, entweder du redest mit meinem Vater und hinterfragst das Ganze oder du lässt es dabei sein und tust so als wäre nichts gewesen.“ Maya hatte damit vollkommen recht, doch was sollte ich tun? Nervös klackte ich mit meinen Nägeln, eine Eigenschaft, die für andere meist nervend war. Apollon viel zurück ins Gras und keuchte ungläubig auf. „Unfassbar meine Schöne hat es mit meinem Gegenstück getrieben.“ Meine Augen weiteten sich. „APOLLO!“ Dümmlich grinsend setzte er sich auf, beobachtete mich mit schief gelegtem Kopf. „Was denn? Es stimmt doch. Weißt du eigentlich, wie verwirrend so etwas ist? Wir zwei können es ja auch mal probieren, dann kann man wenigstens sagen, wer von uns besser im Bett ist.“ Okay, jetzt benahm er sich wirklich wie Apollon. Kurzerhand kam ich seinem Gesicht gefährlich nah. Es fehlte nicht viel und meine Lippen würden sie seinen streifen. „Bist du dir da sicher? Es stellt sich die Frage, ob du mit mir überhaupt mithalten kannst und jetzt hör auf, so zu reden, als wärst du der Sonnenschieber!“ Mit meinem letzten Wort gab ich ihm einen Ruck und er viel zurück in das Gras.
 

Nachdem Apollo gegangen war, war ich zu der Entscheidung gekommen, mit Apollon zu reden. Maya und Kath verabschiedeten sich ebenfalls, da ich ihnen meinen Entschluss mitgeteilt hatte. In meiner Hütte angekommen, fand ich ein leeres Bett vor, welches aber ordentlich gemacht war. Naja wenigstens verließ er ein Frauenzimmer ordentlich. Da er nun nicht hier war, begab ich mich zu seiner eigenen Hütte. Ohne zu klopfen, trat ich ein und was ich zu gesehen bekam, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren.
 

„Da bist du ja mein Süßer. Ich habe schon lange auf die gewartet und extra diese Dessous für dich …“ Charlotte stoppte in ihrer Erklärung, als sie sich aufreizend umdrehte und mich erblickte. Automatisch verschränkte ich die Arme vor der Brust und zog meine Stirn in tiefe Falten. „Ich muss dich endtäuschen Darling, Apollon bin ich sicherlich nicht. Aber bei diesem Aufzug wird er bestimmt gleich sabbernd angerannt kommen.“ Eilig zog sich Charlotte einen seidenen Mantel über ihren entblößten Körper. „Was machst du hier? Verschwinde, dich will er hier bestimmt nicht haben.“ Giftspritze passte gerade wie die Faust aufs Auge, denn aus ihren Augen konnte man schon die Funken sprühen sehen. Leichtfüßig bewegte ich mich auf sie zu, positionierte mich vor ihr. Meine Stimme war nur noch ein leises, jedoch bedrohliches Flüstern. „Bedenke, wer dir deinen Arsch gerettet hat Darling. Wäre ich nicht gewesen, hätten die Harpyien dich zerfetzt, deinen ach so perfekten Körper in Stücke gerissen. Das nächste Mal werde ich dir nicht mehr helfen und lasse dich elendig sterben.“
 

Auf dem Absatz machte ich kehrt und stampfte hinaus an die frische Luft. In diesem Moment kam mir ausgerechnet Apollon entgegen. Bei allen Göttern, das Schicksal war mir nun wirklich nicht hold. „Serena wolltest du zu mir?“ Seine Stimme hörte sich schon fast erleichtert an. Ohne ihn weiter zu beachten, rausche ich an ihm vorbei. „Ja wollte ich, dieses Gespräch ist nun aber hinfällig. Geh lieber hinein nicht, dass Charlotte in ihren Dessous erfriert.“ Fragend sah er mich an, stürmte jedoch dann an mir vorbei, hinein in seine Hütte. Ein lautes Brüllen ertönte. „RAUS HIER“ Plötzlich stolperte Charlotte aus der Türe, noch immer in ihrer hauchdünnen Unterwäsche. Weiter konnte ich nicht darauf achten, da Chiron an mich herantrat. „Ich glaube, wir sollten uns einmal unterhalten Serena. Hättest du etwas Zeit für einen alten Zentaur übrig?“ Dieser Moment musste wohl oder übel kommen. Mein Blick schweifte ein letztes Mal zur Hütte, aus der nun Apollon trat, sein Gesicht schaute sich suchend um. Sofort wusste ich, dass ich es war, nach der er Ausschau hielt. Noch hatte er mich nicht entdeckt. „Ja Chiron natürlich habe ich Zeit. Auf geht ‘s.“ Und damit verschwand ich eilig aus dem Sichtfeld des Weiberhelden.

Mit Pfeil und Bogen


 

Jervy Hou and Bri Heart / Dark Horse (http://www.youtube.com/watch?v=GolgBlcwbE4)

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~/ Τ \ ~*~ / ταυ \ ~*~ / τ \~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~

“Your heart is beating, your brain stuck, the first signs of love. You live in closed world, 

that has place only for two, you feel cold at the evenings!”

- Elli Kokkinou, Erotas Einai zu Deutsch Liebe ist

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~/ Τ \ ~*~ / ταυ \ ~*~ / τ \~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~
 


 

An einem anderen Ort zu einer anderen Zeit
 

Spärlich vielen vereinzelte Strahlen des Mondlichtes durch die Bäume. Viel konnte man auf der Lichtung nicht erkennen, außer fünf Gestalten, gehüllt in dunkle Mäntel. Die Gesichter blieben unerkannt, nur anhand der Stimmen, konnte man sich orientieren.
 

„Ich hoffe du weißt was du zu tun hast. Vermassele es nicht!“ Eine giftige Frauenstimme hatte sich erhoben, blieb jedoch gedämpft leise, als würde sie es durch zusammengepresste Zähne zischen. Ein leises Kichern ertönte von einer anderen Gestalt. Als diese weibliche Stimme zu sprechen begann, wurde es schlagartig einen Tick dunkler. „Eros hat noch nie sein Ziel verfehlt und das weißt du auch Liebes. Du würdest gut daran tun, mal etwas lockerer zu werden. Es wird alles gut gehen oder irre ich Eros?“
 

Endlich hört man auch jenen über den gesprochen wurde. „Natürlich werde ich es nicht vermasseln, schließlich habe ich mit ihm noch eine Rechnung offen. Die Geschichte mit Daphne war nur ein kleiner Vorgeschmack.“
 

Die giftige Frauenstimmte ertönte wieder. „Gut, dann haben wir das geklärt. Ich will, dass der Berserker in ihm wieder hervor geholt wird.“
 

Camp, Chirons Hütte
 

Mit einem leisen Seufzen, sank ich in einen weichen Sessel, der in Chirons Büro stand. Mir war klar gewesen, dass diese Situation irgendwann kommen würde. Ich wartete nun darauf, dass nun auch Chiron Platz nahm, was ich mir ziemlich schnell wieder aus dem Kopf schlug, anhand von seinem Hintern. 
 

„Also Serena, hier wären wir. Ich denke, dir ist klar, warum ich um diese Unterredung gebeten habe und komme deswegen, sofort zum Punkt. Meine erste Frage, was sind das für Kräfte die du besitzt? Und damit meine ich nicht nur den Kampf sondern auch die, die du beim Flagge erobern hattest.“
 

Erschrocken, blickte ich zu ihm auf, zu sehr war ich gerade in Gedanken versunken gewesen. Noch immer hegte ich die leichte Angst, dass Apollon mir hier her vielleicht folgen würde. Ich holte tief Luft und setzte endlich zu Worten an.
 

„Okay, pass auf Chiron, kommen wir zuerst zu dem was beim Kampf gelaufen ist. Ich möchte dir im Vorherein sagen, dass ich grundsätzlich ehrlich zu dir bin und dir alles erzählen werde.“ Meinen letzten Satz meinte ich auch so, denn ich hatte vor ihm wirklich alles zu sagen. Es würde mir bei ihm nichts mehr bringen, nur einen Teil zu erzählen. Außerdem war ich mir sicher, dass er schweigen würde. Noch einmal sog ich die saubere und frische Luft in meine Lungen und begann nun wirklich.
 

„Es ist so, meine Kräfte sind darauf ausgelegt alles zu spüren was auf der Erde wandelt. Wenn ich will könnte ich dir sagen an welchem Fleck sich eine Maus gerade bewegt, oder wo Ameisen ihren Bau haben. Ich spüre das alles. Ich kann dir sagen, auf welchem Teil des Camps sich gerade Dionysos befindet oder Apollon, und so weiter. Ich kann einen gewissen Umkreis abtasten, wie ein Radar wenn du so möchtest. Es funktioniert nicht einfach so, ich muss mich schon darauf konzentrieren, außer es lauert Gefahr, dann schaltet es sich wie eine Alarmanlage einfach an. Und genau das ist auf der Party, vor dem Kampf, passiert. Deswegen wusste ich vorher, dass jemand angreifen wird und ich wusste auch, dass ein Gott oder eine Göttin dabei sein wird. Ich spüre die Kraft der Wesen, egal welches und kann sie mir auch bildlich in den Kopf rufen. Aus diesem Grund konnte ich auch Apollon vor Tityos warnen.“
 

Nach meinem kleinen Vortrag, blickte mich Chiron erst einmal undefinierbar an. Er überlegte anscheinend und wog seine Antwort sorgfältig ab. „Gehe ich dann richtig in der Annahme, dass dein Vater gar nicht göttlich ist sondern deine Mutter? Denn ich habe die Vermutung, dass du eine Tochter der Gaia oder der Demeter bist.“ Ein leises Kichern entfloh meinen Lippen, denn dies hatte ich schon einmal gehört. Für diese kleine Geste, kassierte ich einen ziemlich verwirrten Blick, Seitens Chiron. 
 

„Nein Chiron, da liegst du falsch. Mein Vater ist sehr wohl ein Gott. Ich sollte wohl zuerst einmal erklären, dass ihr mir nicht das Ammenmärchen der Römer aufbinden könnt. Chiron, ich weiß, dass es die römischen Gottheiten gab beziehungsweise gibt. Die Story, dass die Griechen beides sind könnt ihr mir nicht mehr andrehen. Meine Mutter ist selbst eine Halbgöttin, eine Tochter der Tellus, daher auch meine Kraft. Des Weiteren ist auch mein Vater kein griechischer Gott, deswegen hat mich auch keiner anerkannt. Und bevor du frägst, denn das hat Apollon auch schon, nein, ich bin keine dreiviertel Göttin oder was auch immer. In meinen Adern fließt nicht einmal ansatzweise Ichor. Ich bin eine Halbgöttin wie jeder hier im Camp.“ 
 

Vorsichtshalber versank ich ein Stück tiefer in meinem Sessel, denn Chiron sah sehr, sehr komisch aus. Sein Mund klappte auf, nur um sich im selben Moment wieder zu schließen. Anscheinend fand er sich gerade mit meiner Antwort ab, denn schon wieder öffnete sich sein Mund, aus dem jetzt durchaus brauchbare Worte kamen. „Du … du weißt das also. Mhm, es würde Einiges erklären. Ich muss sagen, dass auch ich selbst nie geglaubt habe, dass die Römer wirklich ganz verschwunden wären. Schließlich sind sie Götter, nicht wahr? Bevor ich auf deinen Vater eingehe, würde ich gerne wissen, wie du das bei den Spielen gemacht hast. Deine Schnelligkeit beim Bogenschießen grenzte an die Kraft von Apollon.“ 
 

In einer fließenden Bewegung, nahm ich meine Kette ab und sie verwandelte sich in meinen Bogen. Zusätzlich streifte ich meinen Ring ab, den ich von Apollo bekommen hatte. Wie ich schon erwähnt hatte, ich wollte ihm die ganze Wahrheit sagen. „Sieh dir den Bogen selbst an Chiron. Er ist von dem römischen Gott Apollo und ich habe ihn höchst persönlich von ihm bekommen. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich beim Flaggen erobern wohl etwas geschummelt hatte. Apollo hatte mir einen kleinen Funken seiner Schnelligkeit geliehen damit ich schießen konnte wie er. Ich kenne Apollo seit ich ein kleines Mädchen war. Er trainierte mich und ist mir ein sehr guter Freund geworden, der Beste wenn ich so sagen darf. Auch jetzt kommuniziere ich noch mit ihm per Gedanken. Schließlich ist er ein Gott und kann dies somit. Außerdem sollte ich wohl erwähnen, dass er beim großen Kampf ebenfalls anwesend war. Er war einer der vier Reiter, neben Maya, Philipos und mir.“ Mit geübten Fingern untersuchte er den goldenen Bogen und anhand seines Gesichtes erkannte ich, dass auch er jetzt begriff. 
 

„Jetzt brauche ich erst einmal einen Whiskey. Für dich auch? Eigentlich verführe ich meine Schützlinge nicht zum Trinken, aber ich denke jetzt gerade ist eine Ausnahme.“ Zustimmend nickte ich, denn ich konnte wirklich einen vertragen. Er gab mir meinen Bogen zurück, der schnellstens wieder den Weg an meinen Hals fand und schenkte uns dann die bräunliche Flüssigkeit in zwei passende Gläser. Dankbar nahm ich eines davon entgegen, schluckte den beißenden Alkohol in einem Zug. Es begann angenehm in meinem Rachen zu brennen und sofort wurde mir wärmer. Alkohol war wahrlich nicht die Lösung, aber er beruhigte gerade ungemein. 
 

„Also Serena, wenn ich das jetzt richtig zusammenfasse, ist deine Mutter eine Tochter der Tellus. Du selbst stammst somit von der Erdgöttin ab und von einem anderen römischen Gott, bist aber trotzdem nur eine Halbgöttin. Der Sonnengott Apollo, lehrte dich den Kampf und hat dir seinen goldenen Bogen geschenkt.“ Bestätigend nickte ich. „Richtig. Das war aber nicht alles, wegen Apollo. Ich bin mir sicher, dass du auch wissen möchtest warum ich Apollons Kraft ergänzen konnte. Das fragt er sich selbst schon die ganze Zeit. Er dachte ja zuerst, und das war noch vor dem Kampf, ich wäre seine Tochter, jedoch konnte ich ihm dies schnell wieder ausreden. Nun ja, um auf den Punkt zu kommen, Apollo schenkte mir, nachträglich zu meinem Geburtstag, diesen Ring.“ Jenen Ring legte ich vorsichtig in Chirons Hände und fuhr fort. „Dieses Schmuckstück, beinhaltet einen Teil seiner Kräfte. Und damit meine ich alles. Die Kraft der Sonne, der Musik, des Bogenschießens, der Kunst und auch der Heilkunst. Nur dadurch konnte ich den fehlenden Teil Apollons ergänzen. Dadurch konnte ich Charlotte heilen, als sie verletzt am Boden lag und nur dadurch konnte ich auf den Feuerrössern reiten.“ 
 

Bedacht drehte er meinen Ring in seinen Fingern, besah ihn sich von jeder Seite. „Erstaunlich, wirklich erstaunlich.“ Es war nur ein leises Wispern, denn er sprach es wohl eher zu sich selbst als zu mir. „Das war aber auch noch nicht alles. Ich möchte ja ehrlich zu dir sein und deswegen erzähle ich dir auch den Rest. Chiron du musst mir aber versprechen, dass alles was ich dir erzähle unter uns bleibt. Es ist wirklich wichtig. Niemand darf davon erfahren, wirklich niemand.“ Sanft fand der Ring den Weg zurück in meine Hand. „Du kannst dich auf mich verlassen Serena.“ Und in diesem Moment wusste ich, dass ich ihm glauben konnte. Ich sah die Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit in seinen Augen. „Gut, sehr gut. Also was meinen Vater betrifft, ich weiß wer er ist und da wäre dann noch etwas wegen meiner Mutter und somit auch wegen mir selbst.“ Und damit begann ich Chiron alles zu erzählen, wirklich alles. 
 

Nachdem ich Chiron, eine Stunde lang, jedes Detail meiner Familienverhältnisse und meines Lebens, erklärt hatte, versank sein Gesicht erschöpft in seinen Händen. Keine Sekunde später, fuhren sie weg und durch seine Haare. Völlig zerzaust ließ er sie zurück und machte eine Bewegung, auf seine vorhandenen Getränke, zu. „Nach all dem, was du erzählt hast, brauche ich nun definitiv etwas Stärkeres als Whiskey. Auch?“ Fragend, zeigte er mir eine Wodkaflasche, ich verneinte jedoch sofort. „Noch einmal einen Whiskey. Schließlich muss ich noch den Tag überstehen und da wäre Wodka, nicht sehr hilfreich. Whiskey zwar auch nicht, aber auf jeden Fall ist er geschmackvoller.“
 

Nachdem der Zentaur sein Glas auf Ex geleert hatte, begann er unruhig in seinem Büro, auf und ab zu wandern. Noch immer hatte ich das Glas Whiskey in den Händen und strich gedankenverloren über den Rand des Gefäßes. Erst Chirons verunsicherte Stimme holte mich zurück. „Also … also Serena, wenn das … wenn das alles stimmt was du sagst, dann … dann stellt es alles in Frage.“ Zustimmend nickte ich sacht. „Ich weiß, darüber bin ich mir durchaus bewusst. Deswegen habe ich dich auch gebeten nichts zu sagen. Es ist auch so schon schwer zu verstehen, aber es würde zu unnötigen Streitereien bei den Göttern führen. Es muss erst die Prophezeiung eintreten, davor darf nichts nach außen dringen.“ Ja, selbst von der Prophezeiung habe ich ihm erzählt und die kennen wirklich nur Apollo, meine Mutter, mein Vater und ich. Okay, das ist eindeutig falsch. Eigentlich, kennt sie jeder Gott, egal ob römisch oder griechisch, jedoch wissen nur wir vier, dass damit ich gemeint bin. Fiebrig zupfte Chiron an seiner Lippe, irgendetwas beschäftigte ihn noch, ich sah es ganz deutlich. „Etwas bereitet mir aber noch Kopfzerbrechen. Ich habe ja deine Familienzusammensetzung verstanden und auch den Grund, warum noch nichts an die Gottheiten dringen darf, aber ich verstehe Letos Handeln nicht. Warum sucht sie ausgerechnet dich auf?“
 

Dies war einer der Punkte, bei denen ich mit Chiron einige Vermutungen aufgestellt hatte, jedoch kamen wir zu keinem eindeutigen Ergebnis. „Ich verstehe es auch nicht ganz, trotzdem bin ich mir sicher, dass sie nicht Böses im Sinne hat. Ich würde sagen, wir sehen einfach was passiert und warten ab. Irgendwann wird sich alles von alleine lösen. Die Moiren haben für jeden von uns, ein Schicksal zurechtgelegt. Entweder der Sinn von Letos Verhalten wird sich mir offenbaren, oder er tut es nicht.“ Mein Gegenüber atmete schwer. Es war wohl doch etwas zu viel gewesen, ihm alles zu erzählen. 
 

„Eine Frage hätte ich noch Serena, wer weiß alles davon? Ich meine hier im Camp.“ Nachdem er mir diese Frage gestellt hatte, sah er mich eindringlich an. Meine Antwort war ihm wohl sehr wichtig. „Naja wer weiß davon alles? Zuerst wären da Maya und Kath. Sie kennen aber nur den Teil, dass Tellus meine Großmutter ist, dass die römischen Götter existieren und, dass Apollo mein Lehrer und bester Freund ist. Apollon kennt natürlich auch einen winzigen Teil, jedoch etwas anders erzählt. Als ich mit ihm an einem Abend eingesperrt war, dachte er ja ich wäre seine Tochter. Ich zeigte ihm meinen Bogen und erklärte ihm, dass dieser Bogen von seinem Gegenstück Apollo ist und ich sicherlich nicht seine Tochter bin. Natürlich konnte ich ihm schlecht sagen, dass ich den goldenen Bogen vom römischen Sonngengott persönlich bekommen habe. Aus diesem Grund erzählte ich ihm die Geschichte, dass dieser Bogen ein Erbstück in unsere Familie wäre. Des Weiteren erklärte ich ihm, dass ich dadurch auch wusste, dass es die römischen Gottheiten einst wirklich gab und mir und meiner Mutter dadurch klar war, dass mein Vater ein Gott sei. Als ich dann vor dem großen Kampf meine Kräfte benutzen musste, war ihm natürlich klar, dass irgendwas nicht stimmte. Ich sagte ihm, dass meine Mutter eine Halbgöttin ist, was ja auch stimmt, und, dass sie die Tochter von Gaia sei. Ich konnte ihm nicht die Wahrheit stecken, schließlich ist er der Gott des Orakels. Er hätte sich sofort an die Prophezeiung erinnert. Außerdem, Gaia bekommt man eh fast nie zu Gesicht, da erschien es mir am besten, ihm dies zu sagen. Mich wundert es nur, dass er meine Lügen nicht gespürt hat, schließlich ist er der Gott der Wahrheit.“ 
 

Der Aspekt mit der Wahrheit, im Zusammenhang mit Apollon, war mir jetzt erst aufgefallen. Ich fragte mich, nun wirklich, warum er nichts gesagt hatte. Eigentlich müsste er die Lügen spüren können. „Ich denke, es liegt an Apollo Serena. Er ist so etwas wie dein Hüter, dein Beschützer, er kann als Einziger Apollons Kraft beeinflussen. Beim ersten Mal, als ihr eingesperrt ward, half er dir vielleicht noch so mit seinen Kräften. Beim zweiten Mal, tat wahrscheinlich der Ring seinen Dienst.“ Überrascht sah ich Chiron an. Auf diesen Gedanken war ich noch gar nicht gekommen. Bei Gelegenheit, sollte ich wohl noch einmal, mit meinem römischen Sonnenschieber reden. In einer fließenden Bewegung, kippte ich den Whiskey hinunter und stand auf. „Ich werde jetzt gehen. Ich sehe dir an, dass du dringend Ruhe benötigst. Aber denk dir nichts Chiron, die würde ich an deiner Stelle auch brauchen, wenn man mir all diese Dinge erzählt hätte. Ich werde mich jetzt auch noch etwas entspannen und ab morgen bin ich wieder voll im Programm dabei.“ Ein kleines Lächeln schlich sich auf Chirons Züge, bevor er mir antwortete. „Danke Serena, nicht nur für die Ruhe, sondern auch, für die Wahrheit und das Vertrauen, dass du mir entgegen gebracht hast. Wir sehen uns morgen, bei den Trainingseinheiten.“ Mit einem letzten Wink, verschwand ich aus der Tür, hinaus auf die Terrasse. 
 

Der Weinheini kam zu mir, da ich noch immer vor der Bürotür stand und die sanften Strahlen der Sonne genoss. „Da ist ja jemand wieder fit.“ Wieso war dieser Kerl immer nur so launisch? Bacchus war deutlich gelassener. Hin und wieder beschlich mich der Gedanke, dass Urlaub den Gottheiten ausgesprochen gut tun würde. „Natürlich. Besser wie euch auf alle Fälle, schließlich kann ich noch Wein trinken wie ich will.“ Mit einem leicht überheblichen Grinsen, spielte ich auf die Strafe an, die Zeus ihm verpasst hatte. Gerade wollte er zu einer, und davon war ich überzeugt, bösartigen Antwort ansetzen, da stand Chiron hinter mir. „Da bist du ja Dionysos. Beim Schach kann ich mich einfach immer noch am besten entspannen.“ Grinsend zwinkerte mir der Zentaur zu und ich musste unweigerlich Grinsen. Chiron war schon erstaunlich, denn mir würde im Leben nicht einfallen, mit dem Suffkopf freiwillig Schach zu spielen. Da würde ich mich mehr aufregen, als entspannen. 
 

Gerade wollte ich mich aufmachen, um zu meiner Hütte zu gelangen, da erblickte ich Apollon und er mich. Jetzt saß ich definitiv in der Falle, denn hinter mir waren Chiron und Dionysos, die Flucht war ausgeschlossen. Mit schnellen Schritten stand er schon vor mir. Deutlich hörbar schnappte ich nach Luft, denn ich wusste beim besten Willen nicht was ich jetzt tun sollte. Auch die zwei hinter mir blickten auf den Musensammler vor mir, ich spürte es ganz genau. „Da bist du ja Serena. Ich habe dich schon überall gesucht, verdammt nochmal. Kannst du bitte aufhören einfach abzuhauen?“ Meine Augen blickten in das funkelnde Gold seiner Iriden, doch bevor ich auch nur zu einer Antwort ansetzen konnte, krampfte sich mein Magen schmerzhaft zusammen. Automatisch verfiel ich in eine gebückte Stellung und presste mir sofort meine Arme auf die schmerzende Stelle. 
 

„Serena was ist los? Sag was, bitte.“ Ich registrierte zwar Apollons Worte, doch konnte ich nicht reagieren. Ich wollte schon anfangen, einen gewissen Umkreis des Bodens abzusuchen, doch da blitzte etwas in meinem Seitenblick auf. Ich zwang mich dazu, gerade zu stehen, blickte auf, vorbei an Apollons Kopf. Meine Augen erblickten das Unglaubliche und augenblicklich, überzog eine Gänsehaut meinen Körper. Rot leuchtende Augen, sahen mich hämisch an und sofort wusste ich, wer einige Meter entfernt stand. Eros.
 

Chiron, Dionysos und Apollon bemerkten nichts von meiner Entdeckung, zu sehr waren sie auf mich fixiert. Dreckig grinste der Gott der begehrlichen Liebe und richtete seinen Pfeil auf Apollon. „Nein!“ Ein leises Wispern verließ meine Lippen und ich handelte instinktiv. Mit einem kräftigen Ruck, drehte ich mich mit Apollon, genau in dem Moment, in dem Eros die Sehne seines Bogens los ließ. Entschuldigend blickte ich Apollon an und plötzlich erfüllte mein Körper einen Ruck, denn der Pfeil hatte mich nun getroffen. Es schmerzte nicht, jedoch spürte ich erst eine unglaubliche Hitze durch meinen Körper fahren und dann breitete sich Kälte in mir aus. Ich atmete schwer und lehnte meinen Kopf automatisch gegen die Brust des Musensammlers, hielt mich mit meinen Händen, an seinen Unterarmen fest. 
 

„NEIN! Du dummes Gör! Dieser Pfeil war nicht für dich bestimmt.“ Ein markerschütternder Schrei hallte durch das Camp und Eros Empörung, konnte man nicht überhören. Jetzt endlich, wurden auch die zwei Götter und der Zentaur auf den ungebetenen Gast aufmerksam. „Du schon wieder. Was hast du nur getan?“ Apollon war fassungslos, denn ich spürte wie ein Zittern durch ihn glitt, spürte den Zorn der sich in ihm ausbreitete. „Dieser Pfeil des Hasses war nicht für sie bestimmt gewesen, sondern für dich mein törichter Freund. Nun denn, dann muss sich wohl die Geschichte mit Daphne wiederholen. Glaube mir, egal was du tust ich werde dich treffen Gott der Sonne.“ Mein Brustkorb hob und senkte sich schwer. Vehement kämpfte ich gegen die Kälte in meinem Körper an, weigerte mich, dass sie mein Herz erreichte. Ich wartete, immer noch an Apollon gelehnt, darauf, dass etwas passierte, doch nichts kam. Plötzlich erklang das laute Lachen von Eros. „Ich muss gar nichts tun. Ich muss dir keinen Liebespfeil verpassen Apollon. Ich sehe es in deinen Augen, in deiner Aura. Du hast bei diesem Mädchen wahrlich keinen Liebespfeil nötig. Deine Seele und dein Herz werden die Arbeit ganz von alleine machen, denn du kannst dich von ihr nicht fernhalten. Ich muss mich dann wohl verabschieden. Viel Spaß bei der Jagt Apollon, sie wird dich hassen, dafür wird mein Pfeil sorgen, auch wenn es bei Leibe nicht sie hätte treffen sollen.“ 
 

Sofort spürte ich, dass Eros weg war. Apollon ergriff sofort meine Schultern und schüttelte mich, versuchte mir in die Augen zu sehen. „Warum hast du das nur getan? Du hast doch gesagt du wirst nicht mehr für einen Gott eintreten. Hättest du dich nicht mal an deine eigenen Worte halten können?“ Ich sah ihn nicht an, vermied es. Mir war klar, dass wenn ich in seine Augen blicken würde, Eros Pfeil sofort seine Wirkung tun würde. Noch kämpfte ich erfolgreich gegen den Hass an, jedoch würde ich es nicht mehr lange zurückhalten können, also lehnte ich mich noch einmal gegen ihn. „Ich weiß Apollon, es tut mir leid. Ich weiß nicht warum ich es getan habe, jedoch wusste ich sofort, dass es ein Desaster geben würde wenn er dich trifft. Es bleibt nicht mehr viel Zeit, noch kann ich den Hass von meinem Herzen fernhalten. Sieh mich nicht an und geh Apollon, ansonsten kann ich für nichts garantieren. Glaub mir ich habe verstanden was Eros meinte, als er sagte er müsse dir keinen Liebespfeil verpassen.“ Der Ansatz eines Lächelns legte sich auf meine leicht geöffneten Lippen, denn unbewusst hatte Eros mir gesagt, dass der Sonnenschieber etwas für mich empfand. Der Gott vor mir antwortete nicht, denn anscheinend war auch ihm bewusst, dass ich Recht hatte. Schwer atmend keuchte ich die folgenden Worte heraus. „Halte dich von mir fern Apollon. Geh auf den Olymp zurück. Es war kein Pfeil der Angst wie bei Daphne, sondern einer mit purem Hass und ich weiß nicht was passiert, wenn ich dich ansehen werde. Eigentlich legt die Kraft sich auf den aus, den man zuerst erblickt, aber ich bin mir sicher, dass Eros die Kraft umgeleitet hat, damit ich wirklich nur dich hassen werde." 
 

Noch einmal durchzuckte ein Zittern Apollons Körper. Seine Arme schlangen sich plötzlich um meinen Körper und pressten mich an ihn. Hitze baute sich auf und ich spürte eindeutig, wie die Flammen der Sonne über meine nackte Haut huschten. „Ich werde nicht gehen!“ Ohne es zu kontrollieren zuckten wieder Bilder unter meinen geschlossenen Liedern auf. Und dieses Mal hörte ich auch Stimmen in meinem Geis. Um genau zu sein die Stimme von Apollon.
 

» Ich werde nicht gehen! Nicht jetzt und nicht in tausenden Jahren. Niemals werde ich dich verlassen. « Apollon, wie er da stand, diese Worte an mich richtete. Schon wieder trug er altgriechisches Gewand. Noch einmal sprach Apollon zu mir und seine goldenen Augen, schimmerten voller Liebe. » Ilios mou, psichi mou, kardia mou. «
 

Keuchend atmete ich auf. Irgendetwas berührten diese Worte in mir. Unbewusst, sprach ich leise die Antwort auf diesen geistlich gehörten Satz. Mir war nicht klar, woher ich die Antwort kannte, ich sprach sie einfach aus und wiederholte somit, fast exakt, den Satz von Apollon nur nicht auf Griechisch sondern in unserer Sprache. „Ich weiß, meine Sonne, meine Seele, mein Herz.“ Sofort schreckte Apollon auf, die Flammen der Sonne loderten heißt auf, taten mir jedoch nichts. „Was … was hast du gesagt?“ 
 

Mir war auf der Stelle klar, dass die Bilder die ich sah, Abbildungen von wirklich Geschehenem waren. Und anscheinend hatte ich auch noch die Antwort gegeben die, wer auch immer, damals Apollon gegeben hatte. „Nichts Apollon. Ich muss jetzt gehen, denn ich kann es nicht mehr länger zurückhalten.“ Mit letzter Kraft zog ich mich zu ihm hoch und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. „Entschuldige“ Es war nur ein Hauch, ein Flüstern und doch musste ich es sagen. Ich wünsche keinem dieses Schicksal, so wie es Apollon mit Daphne erlebt hatte. Die Kälte ergriff Besitz von meinem Herzen und bevor ich etwas Dummes tat rannte ich los. Weg von Apollon.

Change my feelings


 

Sunrise Avenue Feat. 21st Century Orchestra / Nothing is over

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~/ Υ \ ~*~ / ύψιλον \ ~*~ / υ \~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~

"Es liegt in der menschlichen Seele, das Vergnügen da am höchsten zu empfinden, wo es am meisten an Gefahr grenzt. Nichts entwickelt die Fähigkeiten der Seele schneller als Gefahr und Bedürfnis."

- Sophie Mereau

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~/ Υ \ ~*~ / ύψιλον \ ~*~ / υ \~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~
 


 

Apollon‘s Sicht
 

Noch bevor ich etwas tun konnte, noch bevor ich etwas sagen konnte, war sie weg. Und zum ersten Mal, seit sehr langer Zeit, spürte ich, wie sich mein Herz schmerzlich zusammen zog.
 

Ich mochte ein Gott sein, doch zu diesem Zeitpunkt, empfand ich nichts mehr von dem Ichor in meinen Andern. Meine Knie gaben nach, ich sackte auf Chirons Terrasse zusammen.
 

Eros hatte unrecht, es würde nicht einmal ansatzweise wie bei Daphne sein. Daphne war wunderschön und doch begehrte sie nur mein Körper, nicht mein Herz. In meinem unsterblichen Leben hatte ich bis jetzt nur einmal wirklich und wahrhaftig geliebt. Doch diese Frau war schon längst von mir gegangen, fort in den Hades.
 

Liebte ich Serena wirklich? Hatte Eros in diesem Punkt recht? Ich wusste es nicht, ich wusste aber, dass ich etwas für sie empfand, mehr als ich sollte. Sie erinnerte mich an Etwas, Etwas das ich begehrte, vermisste und nach dem ich mich sehnte. Und nun war alles dahin, verdammt zum Untergang.
 

Eine raue Hand legte sich auf meine Schulter, doch den Blick wendete ich nicht vom Boden ab. „Bruder, wir müssen handeln. Etwas stimmt hier nicht. Erst der Angriff auf das Camp und nun auch Eros, der es auf dich abgesehen hat. Es ist was im Gange.“
 

So sehr ich mich auch meinem schmerzenden Herzen hingeben wollte, so hat Dionysos recht. Irgendwer hatte es gehörig auf mich abgesehen, vielleicht aber auch auf alle Götter, des Olymps.
 

Noch immer desorientiert nickte ich. „Du hast recht. Wir müssen Vater benachrichtigen. Der Schutzwall mag zwar die Wesen abhalten, aber nicht Götter, die uns vernichten wollen.“
 

Ein letztes Mal blickte ich in die Richtung, in die Serena davon gelaufen war. Ihre Worte hallten in mir wieder.
 

„Ich weiß, meine Sonne, meine Seele, mein Herz.“
 

Serenas Stimme verhallte in meinem Kopf und ersetzte sich durch die Stimme der Frau, die ich eins so sehr geliebt hatte. Auch sie sprach diese Worte einmal aus, woher die selbstlose Halbgöttin diese Worte kannte, wusste ich nicht, aber irgendwie würde ich es irgendwann herausfinden, wenn das Schicksal es so wollte.
 


 

Serena, Poseidons Hütte
 

Mit geschmeidigen Schritten lief ich den Gang des Tempels entlang. Meine Füße steckten in goldenen Sandalen. Sie fühlten sich weich und sanft an. Perfekt für das anstehende Fest. Nur das Beste durfte ich heute tragen, feinste Seide, die meinen Körper umspielte. Eine große Ehre, dass ich dafür ausgewählt wurde und das bei meinem Stand.
 

Mit einer schnellen Bewegung bog ich in den Vorbereitungsraum ein, denn mein Herr Lefteris erwartete mich schon. Niemals sollte man denjenigen warten lassen, der dir dein Leben erhält. Kaum angekommen sah ich ihn und verbeugte mich sofort.
 

„Herr, ich bin bereit. Ich habe alles zu Ihren Wünschen erfüllt.“
 

„Steh auf!“
 

Diesem Befehl folgte ich, ohne zu zögern, hielt meinen Blick jedoch gesenkt. Ich hatte nicht das Recht ihm in die Augen zu blicken. Ich war immer noch seine Bedienstete und Sklavin. Ich wusste, dass es ihm nicht gefiel, dass Aphrodite gerade mich als Tribut für ihr Fest gewählt hatte. Jedem dieser Tribute wurde nach den Festtagen große Ehre zu Teil, was die Gefahr barg, dass er mich als seine Leibeigene verlieren könnte.
 

„Verschwinde endlich! Erledige deine Arbeit, die die Götter dir aufgetragen haben! Danach wirst du sofort zu meinem Anwesen zurückkehren und deine Arbeit verrichten, die liegen geblieben ist, und zwar solange bis du fertig bist! Wenn nicht, wirst du deine Strafe, in Form von fünfzehn Peitschenhieben einbüßen müssen.“
 

Entsetzt schnappte ich nach Luft. Das konnte doch nicht sein Ernst sein. Ich war seit den frühen Morgenstunden weg gewesen, wurde vorbereitet auf heute. Wurde eigens von den Musen des Apollon unterrichtet. Als Tribut musste ich bis zum Ende des heutigen Tages bleiben, sollte aber gegen Mittag, des nächsten Tages, wieder hier sein. Schließlich gingen die Festivitäten über vier Tage. Alleine von hier bis zum Anwesen benötige ich zwei Stunden Fußmarsch. Das konnte ich niemals alles schaffen.
 

„Aber … aber … Herr …“ noch bevor ich weitersprechen konnte, schlug mein Gesicht mit voller Wucht nach rechts. Meine Wange brannte, meine Finger berührten die gerötete Stelle.
 

„Wage es nie wieder mir zu wiedersprechen Weib! Wenn doch wird diese Ohrfeige der harmloseste Schmerz sein, den du verspüren wirst!“
 

Ohne noch etwas zu sagen, verschwand er. Meine Knie knickten ein und glitten zu Boden. Was hatte ich nur getan? Wie konnte ich nur so respektlos sein und es wagen das Wort zu erheben. Ich würde den Weg rennen müssen, genau, so könnte ich es schaffen. Ich durfte meinen Herren nicht enttäuschen, ich musste Gehorsam leisten.
 

Ich hörte den Gong, der den Anfang des Festes bekannt gab. Eilig stand ich auf, überprüfte ob auch ja kein Schmutz an das edle Gewand geraten war. Vor dem Spiegel machte ich halt, den mir extra die Musen gebracht hatten. Mein langes schwarzes Haar viel in leichten Wellen über meine Schulter. Die Kleidung sagte aus, dass ich etwas Besseres war, doch verriet mich meine Haltung und der Schmerz in meinen braunen Augen.
 

Mit einem tiefen Atemzug straffte ich meinte Schultern. Ich musste das hier jetzt über die Bühne bringen, und zwar so gut, wie es nur ging. Ich wollte keine Schande für meinen Herren sein und sicherlich auch nicht, dass Aphrodite vielleicht die Falsche als ihr Tribut gewählt haben könnte.
 

Ohne weitere Zwischenfälle gelangte ich direkt an den Haupteingang zum Fest, welches auf der großen Erhebung Athens stattfand. Erato, eine Muse des Apollon erwartete mich bereits.
 

„Da bist du ja endlich mein Kind.“ Ergeben nickte ich, doch bevor sie weiter sprach, musterte sie mich und zog schlussendlich zweifelnd die Augenbraue nach oben. „Stimmt etwas nicht Kleines? Ich spüre innre Unruhe, die definitiv nicht als Nervosität auszulegen ist, dafür ist sie zu groß.“ Ich versuchte ein leichtes Lächeln und schüttelte den Kopf. „Nein, nein … es … es ist alles in bester Ordnung. Ich möchte nur niemanden enttäuschen.“ Sie glaubte mir nicht das sah ich jedoch beließ sie es dabei und ergriff sanft meine Hand.
 

Zusammen mit der Muse der Liebesdichtung schritt ich den fackelgesäumten Weg entlang. An dem Ansatz des Plateaus kamen wir zum Stehen.
 

Dies hier war die Bühne, extra für die ausgewählten Frauen. Ich als Tribut wurde zuerst den Göttern, Göttinen, Besuchern und Gästen vorgestellt, erst dann dürfen die Tänzerinen erscheinen. Alle Blicke ruhten auf mir als ich einen Schritt nach vorne machte, mein linkes Bein im Halbkreis nach hinten rutschen ließ und mich vor allen verbeugte. Meine Augen fixierten den Boden, dann ertönte der nächste Gong und ich hob den Blick.
 

Noch bevor ich mir die Götter und Göttinnen auf den vielen Kissen überfliegen konnte, blieb ich sofort an einem Paar Augen Hängen. Ich starrte in glänzend, leuchtendes Gold. Mein Atem stockte, mein Herz begann unaufhaltsam, zu rasen. Ich wollte wegsehen, doch ich konnte nicht, diese Augen hielten mich gefangen.
 

Der laute Applaus der jubelnden Menge ließ mich hochschrecken und Leben kehrte in meinen Körper zurück. Eilig senkte ich meinen Kopf. Meine Beine zitterten und mein Herz wollte sich einfach nicht beruhigen.
 

„Katharina, du musst anfangen.“
 

Das war Eratos Stimme, sie hatte recht. Wie eine Marionette begann ich mit dem Tanz, zu Ehren von Aphrodite. Doch das flüssige Gold des Apollons erschien unaufhaltsam in meinem Inneren.
 


 

Mit einem Ruck saß ich aufrecht in meinem Bett. Was war das denn für ein beschissener Traum gewesen? Meine Finger fuhren unkoordiniert durch mein rotes, verschwitztes Haar.
 

„Ach Dornröschen erwacht auch mal aus ihrem Schönheitsschlaf.“
 

„Was bei allen Göttern …. Aaaaaaaaaaaaaa“
 

Mit einem lauten Knall landete ich der Länge nach neben meinem Bett auf dem Fußboden. Mein schmerzverzerrtes Gesicht richtete sich langsam wieder auf Höhe der Matratze, mit meinen Armen hievte ich mich vorsichtig nach oben und blickte in die Augen des Störenfrieds.
 

„Apollo es wäre wirklich schön, wenn du dich das nächste mal sanfter bemerkbar machst. Ich möchte nicht jedes Mal aus dem Bett fallen vor Schreck.“
 

Jener römische Sonnengott zog nur säuerlich die Augenbraue nach oben. Oh oh, da hatte wer schlechte Laune und zwar verdammt schlechte Laune und mir dämmerte auch schon der Grund.
 

Ohne lange zu fackeln stand er auf, packte mich an der Hüfte und mit einem Satz hockte ich kerzengerade auf meinem Bett. Apollos Gesicht dem meinem gefährlich nahe.
 

„Ich habe dir gesagt du sollst diesen Beschützermist lassen. Und was machst du? Schmeißt dich gleich noch mal vor die griechische Turteltaube.“
 

Ich wusste was er jetzt dachte, was passieren würde beziehungsweise was er erwartete. Ich sollte mich reuevoll entschuldigen und sagen, dass ich einen großen Fehler gemacht hätte. Das allerdings konnte er sich jedoch abschminken. Ich mochte zwar mit einer großen Klappe rumlaufen aber wirkliche Fehler gestand ich ein. Den Pfeil von Eros abzufangen war in meinen Augen aber kein Fehler. Ich hatte seit dem nun eine Woche zeit gehabt darüber nachzudenken, denn ich wurde sogesehen beurlaubt, wenn man das so ausdrücken konnte. Obwohl suspendiert wohl treffender wäre schließlich glich das Camp ja irgendwo einer Schule. In dieser Zeit durfte auch keiner zu mir, da Chiron sich nicht sicher war inwieweit der Pfeil Auswirkung hatte. Ich sagte ihm zwar mehrere Male, dass er nur auf Apollon getrimmt wäre, denn schließlich kann Eros seine Magie walken lassen wie er das mochte.
 

Ich hatte es nämlich heimlich getestet. Nacht für Nacht schlich ich mich für ein bis zwei Stunden raus. Apollon tat seit dem immer das Selbe. Er sitzt in seiner Hütte am Schreibtisch und schrieb irgendetwas auf. Da der Tisch genau am Fenster steht war es nur zu meinem Vorteil. Kaum bin ich in die Nähe des Sonnenschiebers gekommen und konnte ihn deutlich sehen, fing es auch schon in mir zu brodeln an. Es ist ein ziemlich merkwürdiges Gefühl und von einem Zwiespalt erfüllt, wie ich es mir nie hätte vorstellen können. Im einen Moment, wenn ich an ihn dachte, war noch alles normal, obwohl eigentlich nicht aber das war unwichtig. Und im anderen Moment hatte ich plötzlich so einen Hass auf ihn, dass ich mir auf die Faust beißen musste, dass ich nicht gleich laut los schrei. Aber die geschah nur wenn ihn auch wirklich sah.
 

Nun gut, wie gesagt ich tat das jede Nacht, denn ich wollte etwas versuchen und wie es aussah würde es vielleicht sogar aufgehen. Bei jedem Anderen, den ich beobachtete, tat sich absolut nichts. Aber wir sollten wieder zu Apollo zurückkommen, der immer noch ziemlich angepisst vor mir stand.
 

„Das war reiner Selbsterhaltungstrieb.“
 

Ha, jetzt war er sprachlos. Sein Unterkiefer klappte mit voller Wucht nach unten, wo er auch einige Sekunden verharrte. Danach wurden seine Züge leider noch mürrischer.
 

„Sag mal willst du mich verarschen? Das hat nichts mit Selbsterhaltung zu tun. Das war einfach nur dumm und naiv.“
 

Mhm, irgendwie konnte ich ihm da nicht wirklich zustimmen. Wie gesagt, ich hatte verdammt viel Zeit zum Nachdenken.
 

„Ach wirklich? So wie es aussieht weißt du ja schon ganz genau was passiert ist. Dann weißt du auch, dass Eros mit dem Pfeil eigentlich Apollon treffen wollte. Sprich Apollon würde jetzt die ganze Welt, davon gehe ich nämlich stark aus, hassen. Nun mal ganz nebenbei gefragt, was denkst du was ein hassender Apollon so alles treibt wenn ihm langweilig ist? War er nicht schon einmal scheiß wütend? Also ich erinnere mich so ganz düster an die Ermordung der Zyklopen. Ich bin nur eine Halbgöttin also hab ich ja eigentlich keine Ahnung von so Götterkram, ich wollte es trotzdem einfach mal anmerken.“
 

Überlegen sah ich ihn an und wusste ich hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Denn wenn wir uns alle mal ehrlich waren, war es harmloser wenn nur ich den Musensammler hasste, als wenn er sauer auf die ganze Welt wäre. Jeder wusste, dass Apollon in seiner Vergangenheit nicht grad sparsam mit Aggressionen um sich geworfen hatte und mit Anfällen daraufhin ganz sicher auch nicht.
 

„Verdammt“
 

Das Wort murmelte Apollon ziemlich leise vor sich hin. Somit stand fest, dass ich diese Runde gewonnen hatte. Breit grinste ich ihm entgegen um es ihm auch zu zeigen.
 

Ergeben warf er die Hände in die Luft.
 

„Ist ja gut, du hast recht. Ich erinnere mich gut genug daran was mit dem Satyr passiert ist. Der Kerl hatte damals Aggressionen für eine ganzes Jahrtausend. Und das sage ich, obwohl wir Römer eigentlich eher den Hang zum Kampf und Krieg haben. Ich will mir gar nicht ausmalen was passiert wäre wenn es er abbekommen hätte, auch wenn er jetzt ziemlich ruhig ist. Es hat schon gereicht, dass er damals an die hundert Jahre gewütet hatte, weil Katharina ermordet wurde.“
 

Sofort wurde ich hellhörig. Punkt eins kannte ich diese Geschichte nicht und Punkt zwei sagte mir dieser Name gerade eine Menge, denn an meinen Traum konnte ich mich detailliert erinnern.
 

„Wer war Katharina?“
 

Verwundert wandte sich Apollo mir zu, denn während er vor sich hin geredet hatte, war er quer durch das gesamte Zimmer gestiefelt.
 

„Warum fragst du?“
 

Okay jetzt schnell eine gute Ausrede einfallen lassen. Oh verdammt er merkte es ja wenn ich lügen würde. Vorsichtig lugte ich zu meiner Hand, vielleicht würde sein eigener Ring ja auch bei ihm wirken, einen Versuch war es allemal wert.
 

„Ach nur so, ich kenne die Geschichte nur nicht. Dieser Name wurde definitiv in keinen der Bücher erwähnt, schon gar nicht, dass er hundert Jahre lang Berserker gespielt hat.“
 

Das war eigentlich auch die Wahrheit, wenigstens wenn man sich das »Ach nur so« wegdachte. Und anscheinend tat der Ring wirklich seinen Dienst. Er zuckte nicht mal mit der Wimper oder kräuselte die Nase, wie sonst immer wenn ich ihn angelogen hatte.
 

„Die ganze Sache wurde auch unter Verschluss gehalten. Jedem überlebenden Sterblichen wurde sämtliche Aufzeichnungen entwendet, wenn welche gemacht wurden. Es ist so, Apollon war schon immer ein ziemlicher Aufreißer was vielleicht irgendwie in unserer Natur liegt. Wir sind unsterblich und denken da einfach anders. Er überdachte sein Handeln auch nicht nachdem das mit Daphne passiert war, doch eines Tages, am ersten Tag des Aphrodisia lernte er Katharina kennen, beziehungsweise sah er sie da das erste Mal.“
 

„Das Fest der Aphrodite also. Naja da war es ja normal, dass man Spaß mit dem anderen Geschlecht hatte oder auch mit dem Selben. Sind ja schließlich vier Tage voll mit Tanz, Musik und ziemlich viel Rauschmitteln.“ Ich hatte definitiv zu viele Geschichts- und Mythologiebücher gelesen, woran wohl eher meinte Mutter schuld war. Sie wollte, dass ich alles wusste, was es über Griechen und Römer zu wissen gab. Sie hatte mir oft genug geistliche Bilder von allen Göttern gezeigt, weswegen ich jeden Gott oder Göttin sofort erkannte. Apollo fuhr dann endlich auch mal fort.
 

„Richtig. Aber das war anders, als es jeder von ihm kannte. Sie war eine Sterbliche und das Tribut des Festes. Hätte er sie sofort haben wollen, hätte er es mit ein bisschen seiner Magie locker geschafft sie um den Finger zu wickeln. Wobei man auch merkte, dass Katharina niemals abgeneigt war. Sie war allerdings eine sehr ruhige Person und stand ziemlich unter dem Scheffel ihres Herren. Ich frage mich bis heute warum Aphrodite genau sie gewählt hatte. Katharina war nicht mehr als eine Leibeigene. Versteh das nicht falsch, sie war eine liebenswerte Person, denn ich hatte sich auch kennengelernt aber Aphrodite nahm sonst nur gehobenere Mädchen, schlussendlich eigentlich fast nur ihre eigenen Kinder. Katharina war da schon die große Ausnahme. Apollon schaffte es auf alle Fälle, dass sie sich immer wieder von dem Anwesen ihres Herren davon schlich und sich mit ihm traf. Bei denen zwei sah man, dass es nicht um Sex ging. Apollon war das erste Mal wirklich verliebt und am Ende liebte er Katharina mehr als alles andere. Zwischenzeitlich gab es zwar Probleme mit Lefteris, ihrem »Chef« aber die hatte unser Grieche ziemlich schnell behoben. Um zum Schluss zu kommen, eines Tages wollte Katharina ihm etwas Wichtiges sagen, als er jedoch am Treffpunkt ankam, lag sie blutüberströmt mit herausgerissenen Herzen da.“
 

Während Apollo erzählte stockte mir Wort für Wort der Atem. Zum Einen weil es sich einfach grausam und barbarisch anhörte und ich mir davon ein Bild machen konnte, da ich ja davon geträumt hatte. Somit kämen wir zum Anderen, ICH HATTE DAVON GETRÄUMT!
 

„Serena? Ist alles in Ordnung?“
 

Oh, da redete ja wer mit mir. „Ja … äh … ist alles gut, ich dachte mir nur wie grauenvoll das wohl gewesen sein musste.“
 

Grüblerisch zogen sich meine Augenbrauen zusammen und meine Finger zupften an meiner Unterlippe. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht. Ich wurde den Gedanken nicht los, dass es definitiv mit Leto zu tun hatte. Ich wusste zwar nicht inwieweit mein Traum mit der Vergangenheit übereinstimmte, aber der Anfang stimmte schon einmal. Es war ganz sicher das Fest der Aphrodite gewesen von dem ich geträumt hatte.
 

„Wie sah denn Katharina aus?“ Diese Frage brannte schon seit Anfang dieses Themas in mir. Im Schlaf hatte ich gegen Ende in einen Spiegel gesehen und mein Name war im Traum Katharina und es war DEFINITIV nicht unser Zeitalter.
 

„Ich kann es dir zeigen wenn du möchtest.“
 

Ich nickte überzeugt und Apollons Finger legten sich an meine Schläfen. So hatte ich es bei der Energiesparlampe auch gemacht und meine Mutter bei mir.
 

Mir wurde warm ums Herz, als Apollo mir die junge Frau in Gedanken zeigte. Das hieß, dass sie wohl wirklich ein sehr liebevoller Mensch gewesen sein musste. Mein römischer Freund hatte sie anscheinend als eine gute Freundin gesehen, aber als sich die Konturen des Bildes schärften setzte meine Atmung kurz komplett aus.
 

Genau das war sie. Die langen schwarzen Haare, die dunklen braunen Augen, die feinen Gesichtszüge und der zierliche Körper. Genau diese Person war ich heute Nacht in meinem Traum gewesen.
 

Als Apollo wieder einen Schritt zurück trat und seine Finger sich von mir lösten, versuchte ich alles andere als betroffen und erschüttert auszusehen. Also lenkte ich von mir ab, einfach und wirkungsvoll.
 

„Du mochtest sie.“
 

„Wie ich es vorhin schon gesagt habe, sie war wirklich großartig, freundlich und liebenswert. Du hättest von ihr, ihr letztes Hemd haben können, wenn sie dich mochte. Sie war zwar immer recht scheu gegenüber Göttern, da sie ja eine Sterbliche war, aber nach einer gewissen Zeit ist sie auch mir gegenüber aufgetaut.“
 

Noch bevor ich überhaupt über eine passende Antwort nachdenken konnte riss jemand die Tür zu meiner Hütte auf.
 

„Ha, ich wusste doch, dass ich noch eine andere Stimme gehört hatte.“
 

Kath stand ganz breit im Türrahmen und hinter ihr lugte Maya vorsichtig hervor. Auf eine völlig unnatürliche Weise zogen sich meine Mundwinkel nach oben und ich strahlte ihnen entgegen. Diese dämliche Isolation nervte ab einem gewissen Zeitpunkt. Eilig hastete ich auf sie zu, zog beide durch die Tür hinein, schloss sie und viel beiden einfach nur noch um den Hals.
 

Anscheinend war meine Freude ein bisschen überschwänglich, denn keinen Moment später lagen die zwei Halbgöttinen auf dem Boden und ich auf ihnen drauf.
 

„Ihr glaubt gar nicht wie ich mich freue. Ich wäre ja von selbst zu euch gekommen, aber ich durfte hier keinen Fuß raussetzen.“
 

„Wir freuen uns ja auch dich zu sehen, aber langsam wird das mit dem Atmen schwer.“ Maya presste die Worte zwischen zwei Atemzügen hervor und sofort ging ich von ihnen runter um den Sauerstoffmangel zu reduzieren.
 

Nachdem endlich jeder von uns auf meinem Bett saß, erzählte ich ihnen von meiner Überlegung was Apollon anging. Denn kaum das jeder auf den Füßen war fuhren mich auch meine beiden Freundinnen an.
 

Wir redeten bis tief in die Nacht, wobei mir mal wieder bewusst wurde, dass zwischen Maya und Apollo leichte Funkten flogen. Schon alleine was er ihr für Blicke schenkte, sagte mir, dass er definitiv etwas für meine blonde Freundin übrig hatte.
 

Als dann endlich jeder wieder in seine Hütte verschwinden wollte, blickte mich die Tochter des Apollon noch einmal intensiv an.
 

„Ich möchte dir nur sagen, dass egal wie oft ich schon über meinen Vater geschimpft habe, ich ihn noch nie so betroffen gesehen habe. Es tut ihm wirklich weh, was passiert ist. Jeden Tag sieht er schmerzverzerrt auf den Platz wo du sonst sitzt und bist aber nicht da. Ich wollte nur, dass du das weißt.“
 

Endlich waren alle weg, dann wartete ich noch eine halbe Stunde, stand auf und schlich mich aus meiner Hütte.
 

Meine Füße gingen den Selben Weg wie jeden Abend. An Apollons Hütte angekommen versteckte ich mich hinter der großen Eiche. Wie immer strahlte sanftes Licht aus dem Fenster und wie immer erblickte ich ihn an seinem Schreibtisch. Niedergeschlagen, ausgelaugt und müde, saß er da. Doch schon brodelte die blanke Wut in mir hoch. Ich sah weg aber das Gefühl wollte nicht aufhören, denn ich spürte seine bloße Anwesenheit in meiner Nähe.
 

Ich atmete tief durch, versuchte mich nicht diesem Hass hinzugeben. Ich rief mir die Bilder von meinem Traum hervor. Dort hatte ich keinen Hass gespürt keine Rachsucht. Apollons goldene Augen fluteten meinen Geist, wie er mich oder auch Katharina angesehen hatte. Sofort verlangsamte sich mein Herschlag, er raste keinen Marathon mehr.
 

Ich war erstaunt, dass es funktionierte. Das erklärte mir, dass wohl meine Träume nicht beeinflusst werden konnten oder meine geistliche Vorstellung. Immer wenn ich versucht hatte mir Apollon vorzustellen, entglitt mir das Bild, ich bekam es nicht zu fassen. Aber jetzt, da ich ihn in meinem Traum gesehen hatte, klappte es.
 

Ich blieb noch eine Weile und jedes Mal wenn mich Eros Kraft übermannen wollte, erinnerte ich mich an seinen Blick.
 

Langsam aber sicher schlich sich wieder der Alltag ein. Ich durfte endlich wieder raus, offiziell. Aber egal wohin ich ging, sei es Unterricht, Training oder Essen, nirgendwo erblickte ich den griechischen Weiberheld. In der Nacht, wenn ich meiner Bobachtung nachging, fand ich ihn wie immer vor.
 

Mittlerweile neigte sich die zweite Woche, seit dem Vorfall zur neige. Gemütlich schlendernd driftete ich auf meine Hütte zu, da das Schwerttraining gerade aus war und das Mittagessen nach mir rief. Es war nicht mehr weit, doch kurz vor meiner Tür erstarrte ich zur Salzsäule. Keine zehn Meter von mir entfernt, ging Charlotte und zog niemand anderen als Apollon selbst mit sich mit. Er machte zwar einen recht gequälten Eindruck aber das interessierte mich gerade herzlich wenig. Aufgewühlt versuchte ich Ruhe zu bewahren, überlegte was ich tun sollte.
 

Doch bevor ich dazu kam zu handeln erblickte mich die Aphroditetochter.
 

„Sieh nur Apollon, da ist ja unsere herallerliebste Serena.“
 

Seine Füße stoppten sofort und schon starrte er mich an als hätte ihm gerade jemand direkt ins Gesicht geschlafen.
 

Alleine an dem gehässigen Unterton in Charlottes Stimme, konnte ich in meiner rassenden Wut heraushören, dass es wohl volle Absicht war, mich zu treffen.
 

Wenn ich mich jetzt nicht beruhigen würde, dann lief es darauf hinaus, dass ich auf ihn los geing. Der Hass schwoll immer mehr in meiner Brust an, also handelte ich. Meine Augen schlossen sich, meine Atmung regulierte sich und ich rief mir wieder seinen Blick aus meinem Traum hervor. Ich ließ die spürbare Anwesenheit von ihm nicht an mich ran.
 

„Das gibt es doch nicht, die Göre schafft es tatsächlich die Wut zu kontrollieren.“
 

Das war Dionysos Stimme, ganz klar. Ich spürte durch die Erde, dass anscheinend mehrer Leute nun dazu stießen. Meine Konzentration wackelte durch das Stimmengewirr der Camper, sofort schob ich das alles wieder weg von mir, fokussierte nur das Bild aus meinem Traum.
 

Endlich fühlte ich wie sich die Macht legte. Jetzt war der Augenblick zum Gehen gekommen. Meine Lieder hoben sich, ein letztes Mal sah ich in das verdunkelte Gold von dem Sonnenschieber. Mein Körper durchfuhr einen Ruck und ich rannte los.
 

Am See stoppte ich endlich. Ich keuchte und war komplett außer Atem. Ich musste mich jetzt und sofort abkühlen. Meine Schritte stampften auf das kühle Nass zu und schon sprang ich hinein. Nach einem kurzen Tauchgang, kam ich wieder an die Oberfläche und strich mir meine nassen Haare aus dem Gesicht.
 

Meine Augen schlossen sich und ich fühlte mich eindeutig besser, auch ein klein wenig stolz, dass ich es geschafft hatte. Doch kaum war das beklemmende Gefühl weg, zog sich schon wieder die eiserne Kette um mein Herz. Ruckartig wandte ich mich dem Ufer zu und da stand er. Tat nichts uns sah mich einfach nur an.
 

Mit fließenden Schritten steuerte er auf mich zu, sein Körper glitt ins Wasser. Ich versuchte zurückzuweichen, aber da verlor ich den Stand. Es gab kein Entkommen. Die Hitze in meinem Herzen drohte zu explodieren. Ich presste meine Lieder zusammen. Bloß nicht seine Anwesenheit spüren, ich musste es wegdrängen.
 

Es ging aber nicht, denn da umfingen seine Hände meinen Körper, drangen hoch zu meinem Gesicht. Ich spürte seinen Atem auf meinem Gesicht.
 

„Mach bitte die Augen auf Serena. Ich will nur einmal noch hineinsehen, dann verschwinde ich damit wir nicht mehr in die Gefahr laufen uns zu begegnen. Nie wieder.“
 

Nie wieder? Er hatte vor wirklich zu gehen, zum Wohle aller? Zu meinem und seinen Wohl? Obwohl es mich fast zeriss, kratze ich die letzten Reste meiner Selbstbeherrschung zusammen und öffnete meine Augen. Seine Iriden warten verdunkelt, fast schwarz.
 

Ich begegnete schmerzhaft seinem Blick. Er verschwand dann trotzdem nicht, sondern lehnte sich vor. Seine Finger schlossen sich fester um mein Gesicht und zitternde Lippen trafen auf meine.
 

Ich konnte mich auf nichts mehr konzentrieren, denn plötzlich explodierte alles in mir. Aber nicht die Wut wie ich es erwartet hatte, nein, die eiserne Kette flog in Fetzen von meinem Herzen. Obwohl er vor mir stand, obwohl er mir so nah war, war das beklemmende Gefühl, der Hass, die Aggression ihm gegenüber, einfach weg. Zum ersten Mal konnte ich wieder wirklich frei aufatmen, doch da löste er sich schon von mir und verschwand.
 

Kaum, dass er das Ufer erreicht hatte und Richtung Camp ging, fing es an meinem Rücken an zu ziehen. Es erwärmte jede Faser meiner Haut, an dieser Stelle, zog sie weiter bis in meinen rechten Arm.
 

Noch immer starrte ich ihm nach, konnte es nicht glauben. Eros Macht war gebrochen, es war einfach weg, als hätte es niemals exestiert. Das sanfte Brennen in meinem Rücken verebbte und erst da wurde mir bewusst, dass ich ihm hinterher musste. Egal was ich schon alles über ihn gesagt und gedacht hatte, langsam aber sicher wurde ich mir darüber klar, dass da irgendetwas zwischen uns war. Was auch immer, es war stark genug den Pfeil des Liebesgottes unschädlich zu machen. Außerdem sollte er wissen was passiert war.
 

Gehetzt verlangsamte ich meine Schritte, ich stand vor seiner Hütte. Schnell lieg ich zur Tür und flog halb hindurch. Im Schlafzimmer hielt ich. Er hatte mir den Rücken zugewandt und schmiss wahrlos sachen in einen Koffer. Ein Gott brauchte einen Koffer? Egal, dieser Gedanke war nebensächlich. Vorsichtig kam ich ihm näher, spürte nichts mehr der brodelnden Wut, spürte nur die aufgewühlte Hitze die sein Körper ausstrahlte.
 

Behutsam legte ich ihm, von hinten, meine Hand auf die seine.
 

„Du kannst mit dem Packen aufhören Apollon.“
 

Langsam, ganz langsam drehte er sich zu mir um. Als hätte er Angst, dass ich nur eine Einbildung sein könnte, musterte er mich von oben bis unten. Das Kleidungsstück nahm ich ihm aus der Hand und ließ es zu Boden gleiten. Meine Finger krochen seine Brust hinauf bis zu seinem Gesicht. Dort strichen sie sanft über seine Wange, über seine leicht geöffneten Lippen.
 

„Es ist vorbei. Ich weiß nicht wie das geht, aber es ist vorbei.“
 

Noch ein prüfender Blick von ihm. Jetzt besah ich ihn mir genauer. Der Blick gehetzt, unter seinen Augen tiefe Schatten. Es zeigte mir, dass es ihn wirklich nahe gegangen war. Endlich realisierte er, dass ich es ernst meinte, denn dieses strahlenden Gold kehrte in seine Augen zurück. Ohne weitere Umschweife presste er haltsuchend seine Lippen an meine. Strich zärtlich mit seiner Zunge darüber. Und als seine Hände einen Weg unter mein Oberteil suchen, ließ ich mich komplett fallen, gab mich nur noch diesem berauschenden Gefühl hin.
 

„Endlich … ich darf dein strahlendes Grün ohne Wut sehen.“
 

Sein heißeres Flüstern an meinem Ohr, bescherte mir eine Gänsehaut, mein Rücken begann wieder leicht zu ziehen, doch dies ignorierte ich, denn mein Gehirn schaltete nun völlig ab.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  watergirl
2013-11-04T09:25:59+00:00 04.11.2013 10:25
Hi,
die ff ist dir sehr gelungen, ich bin begeistert :)
freue mich darauf, die es wohl weiter geht.
Von:  Fanatika
2013-09-13T11:11:39+00:00 13.09.2013 13:11
Hey,

klingt soweit schon mal ganz spannend, ich freue mich schon darauf, das erste Kapitel zu lesen.

Kann es sein, dass du bei "Mein Name ist Serena Haysting und seit heute 18 Jahre alt." das zweite Verb im Satz vergessen hast? Ich denke, da fehlt ein bin.

Lieben Gruß
Fanatika
Antwort von:  PhoibeAikaterina
13.09.2013 13:15
Dankeschön das bin hab ich anscheinend vergessen obwohl ich es mir immer wieder durchgelesen habe. xD
Das 1. Kapitel ist schon hochgeladen und wartet nur auf die Freischaltung.


Zurück