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Thisavros

von

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Lauf

Mein Atem wurde langsam schwer. Ich konnte nicht mehr, war außer Puste. Seit den Mittagsstunden war ich unterwegs. Die Sonne ging bereits unter. Es musste wohl mittlerweile nach neun sein.
 

Ich durfte nicht aufhören zu rennen. Ich spürte sie, wie sie hinter mir her waren. Nein ich musste weiter machen. Würde ich aufgeben, wäre ich Vogelfutter. Es war mir klar gewesen, dass mich Wesen verfolgen würden. Mein Geruch, meine Aura und meine Kraft waren nur zu deutlich für sie zu spüren.
 

Endlich entdeckte ich den Waldrand. Es konnte nicht mehr weit sein. Mein Instinkt sagte mir, dass sie nicht mehr weit von mir entfernt waren. Ich setzte den ersten Schritt in den Wald und dann hörte ich sie schon laut aufkreischen. Die Harpyien.
 

Instinktiv zog ich einen Pfeil aus dem Köcher, der auf meinem Rücken war. Dazu nahm ich meinen Bogen. Ich rannte und spannte den Pfeil in die Sehne. Ich musste bereit sein, wenn sie mich einholten. Schnell sprang ich über die Wurzeln, die meinen Weg kreuzten. Ich musste aufpassen, doch wie es kommen musste, stolperte ich und fiel.
 

Mit aller Kraft rappelte ich mich auf, aber es war zu spät. Mit lautem Flügelschlagen und einem dröhnenden Kreischen kamen sie auf mich zu. „Du wirst uns nicht entkommen. Wir werden dich kriegen. Wir sind schneller als du.“ Die letzten Worte hallten noch lauter in meinen Ohren. Es war zu spät. Mir blieb nichts anderes, ich musste kämpfen.
 

Die erste, von drei Harpyien, schoss auf mich zu. Eilig spannte ich den Pfeil, und als sie nur noch einige Meter von mir entfernt war, lies ich los. Ich traf mitten in die Brust. Ohrenbetäubende Schreie, die von den anderen zwei ausgingen, hallten durch den Wald.
 

Es musste nicht mehr weit sein. Ohne auf die anderen zwei zu achten, lief ich los.
 

Plötzlich durchfuhr meinen Rücken ein stechender Schmerz. Ich sank auf die Knie, konnte nicht mehr stehen. Eine der Übriggebliebenen hatte mich mit ihren Krallen genau im Rücken getroffen. „Das wirst du büßen, Kleines. Du hast unsere Schwester getötet und jetzt wirst du dafür sterben.“
 

Die Worte gingen mir durch Mark und Bein. Immer wieder gingen die zwei Harpyien abwechselnd auf mich los. Bohrten ihre Krallen in meine Beine, meine Arme und meinen Rücken. Der Schmerz ging ins Unermessliche. Ich musste irgendetwas unternehmen, ansonsten würde das mein Grab sein.
 

Ich hatte die Kreaturen unterschätzt. Wie konnte ich nur so naiv sein?! Natürlich waren sie schneller, durch den Wald, schließlich hatten sie Flügel. Und dann verstand ich, was ich tun musste.
 

Mit letzter Kraft robbte ich zu einem Baum, der gerade mal einen halben Meter entfernt war. Ich legte meine blutigen Hände auf seine Wurzeln. Jetzt musste ich mich, unter diesen Umständen, konzentrieren. Es war schwierig die Kraft heraufzubeschwören, die ich benötigte. Denn obwohl es mir vererbt war, war es doch nicht mein Eigen.
 

Mich durchfuhr die Kraft und ich wusste, dass es soweit war, zurückzuschlagen. Aus heiterem Himmel donnerte ein peitschender Laut durch den Wald. Mit aller Macht drehte ich mich um, um sie zu sehen. Diese Monster. Federn flogen durch die Luft und eine ging knallend zu Boden. Nun musste nur noch die Letzte weg. Noch einmal legte ich all meine Konzentration in den letzten Schlag. Aus dem Nichts peitschten Äste der umliegenden Bäume hervor. Sie tobten, schlugen und suchten ihr Ziel. Die letzte der Schwestern wich geradeso den knallenden Ästen aus und kam mir viel zu schnell näher.
 

Ich sah mich um und fand den richtigen Baum. Ich musste warten, den richtigen Moment abpassen. Als die Vogelfrau, im Sturzflug, auf mich zu kam, legte ich meine letzte und ganze Kraft in den Boden. Diese erreichte den Baum, den ich ausgesucht hatte. Einer der Äste, des großen Gewächses, rasten auf die Harpyie zu, ergriff sie und mit einem anderen schlug er sie gegen den nächsten Baum. Lautstark ging die Letzte zu Boden.
 

Ich hatte es geschafft und merkte, wie mir schwummrig wurde. Nein ich musste weiter. Da entdeckte ich eine kleine Pfütze, die sich am Boden gesammelt hatte. Das war meine Rettung. Vorsichtig tastete meine Hand danach und fand das kühle Nass. Wärme durchströmte mich, Energie lief durch meine Adern. Doch das wenige Wasser reichte nicht. Es würde vielleicht gerade noch genügen, um die letzten zweihundert Meter ins Camp zu kommen.
 

Gebückt stand ich auf, denn der Schmerz durchfuhr meinen geschundenen Rücken. Meinen Bogen benutzte ich als Stütze und hievte mich Meter für Meter vorwärts.
 

Nach gefühlten Stunden sah ich endlich den Eingang zum Camp. Meine Rettung. Mit Müh und Not schleppte ich mich durch die Schutzbarriere und somit durch das Tor. Nun sank ich endgültig zusammen. Ein lautes Klappern sagte mir, dass wohl jemand zu mir gekommen war. Vorsichtig wurde ich hochgenommen und fand mich in den Armen eines Zentauren wieder. Das musste dann wohl Chiron sein.
 

Ich hatte es geschafft und überlebt.



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