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Das Tagebuch des Alfred J. Fry

von

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Dies ist das Tagebuch des Alfred J. Fry
 

11.3.1883, St.Yves, England
 

Wenngleich ich ein eher besonnener Zeitgenosse bin und zu größerer Hysterie und Übervorsicht nicht neige, so hat mich die Zeit als Professor für Verteidigung gegen die dunklen Künste und die vielen Jahre als Forscher eines gelehrt: Eine einzelne Auffälligkeit mag ein Zufall sein. Zwei eine bemerkenswerte Häufung. Drei jedoch sind ein Muster. Und diesem Muster kann ich mich nicht länger entziehen.
 

Ich habe mich dazu entschieden, dieses Tagebuch zu führen um meine Beobachtungen und die Ergebnisse meiner Nachforschungen festzuhalten und sie so aus einem anderen, distanzierteren Blickwinkel analysieren zu können, so wie ich es auch in früheren Zeiten stets getan habe, wenn ich ein längeres Experiment begonnen habe, bei dem ich auf keinen Fall einzelne Details aus den Augen verlieren durfte.
 

Sicherlich handelt es sich bei den von mir erlebten Symptomen schlicht um ein ungefährliches, wenig bedeutsames magisches Ereignis, eine leichte Erkrankung oder vielleicht ein schwächeres, magisches Wesen, das sich in der Umgebung meines Hauses nieder gelassen hat, doch da mir die Forschungsarbeit fehlt, möchte ich die Gelegenheit nutzen und mein Auge auf diese Art weiter wach halten.
 

Es begann vor etwa vier Wochen mit einem seltsamen, drückenden Gefühl, das sich in meiner Brust breit machte und sich zu einem ständigen Unwohlsein ausgewachsen hat. Eine genaue Beschreibung fällt mir schwer, es fühlt sich beinahe so an, als säße etwas auf meiner Brust, obwohl ich mir sicher bin, dass sich dort nichts befindet. Anfangs dachte ich, ich würde einen Husten entwickeln, doch abgesehen von diesem Gefühl der beklemmenden Enge in meiner Brust sind meine Atemwege noch immer komplett frei.
 

Ich kann keinen genauen Tag benennen, doch seit etwa anderthalb Wochen habe ich das Gefühl, immer wieder einen Schatten zu sehen, der schräg hinter mir steht, doch jedes Mal, wenn ich den Kopf drehe, ist er verschwunden. Ich bin sicher, dass dort niemand steht, denn ich spüre keine Bewegung hinter mir, wenn ich mich umwende und es ist weit und breit nichts zu sehen auch wenn ich mich auf weiter Flur befinde, wo ich mehrere hundert Meter um mich herum problemlos einsehen kann.
 

Vor vier Tagen kam der erste Albtraum. Ich habe gesehen, wie mein Sohn Tyler starb, er wurde von mir weg gerissen und ich konnte nichts tun, als zuzusehen, wie er von langen Klauen immer tiefer ins schwarze Nichts geschleift wurde, wie Stücke seiner Haut sich ablösten und mit widerlichem Klatschen auf grauen Boden tropften. Ich habe meine Arme ausgestreckt und versucht, ihn zu greifen, doch als ich mich endlich durch die zähe Luft um mich herum zu ihm gekämpft hatte, bekam ich nur noch seine kalte Hand zu fassen. Ich wollte ihn zu mir ziehen, doch die klamme, kalte Haut löste sich wie ein weicher Handschuh von den Knochen. Von Schreien begleitet bin ich aufgewacht, in kalten Schweiß gebadet. Natürlich hat Lauren, meine Frau, das alles mehr als gestört, sie ist der Meinung, nicht mehr schlafen zu können, sobald sie einmal geweckt ist.
 

Die beiden darauf folgenden Nächte blieben ereignislos, doch schon in der letzten Nacht wiederholten sich die grausigen Bilder in einer Intensität, die ich kaum mit Worten zu beschreiben vermag. Wie von Sinnen bin ich ins Schlafzimmer meines Sohnes gelaufen, wo er jedoch, wie immer, friedlich in seinem Bett schlief.
 

Das alles mag für einen durchschnittlichen Menschen nicht sehr alarmierend klingen, weshalb ich auch bisher noch mit niemandem darüber gesprochen habe, doch ich kenne mich nun doch schon ein paar Jahre. Ich habe nie zur Depression geneigt und obgleich ich bereits viele, grausige Dinge mitansehen musste, hatte ich danach niemals Albträume. Dass mein Sohn von schwacher Gesundheit ist, hat mich noch nie über die Maßen erschrocken, auch wenn ich, so wie jeder anständige Vater, natürlich auf sein Heil bedacht bin. Es gibt keinen vernünftigen Grund, warum mich auf einmal jetzt solche Sorgen heimsuchen sollten, gab es doch in letzter Zeit keinen Anlass, der sie ausgelöst haben könnte.
 

Deshalb vermute ich eine Art Eingriff von außen. Ich habe viele dunkle Kreaturen und Zauber gesehen, die in den Geist eines anderen Magiers eindringen können um dessen Gedanken zu verwirren. Möglicherweise ist es eine einfache Verstimmung, doch für den Fall, dass mehr dahinter steckt, möchte ich vorbereitet sein und werde Nachforschungen anstellen und alles aufzeichnen, was mir zustößt.
 


 

12.3.1883, St. Yves, England
 

Die letzte Nacht verlief traumlos, worüber ich sehr dankbar bin. Dennoch sah ich während des Tages immer wieder einen seltsamen Schatten im Winkel meines Auges, der jedoch, wie auch schon zuvor, immer verschwunden war, wenn ich meinen Blick darauf richten wollte. Lauren fragte mich, warum ich immer wieder zusammen gezuckt bin, doch ich tat es jedes Mal ab, um sie nicht zu beunruhigen. Das Gefühl um meine Brust herum ist, so weit ich es beurteilen kann, gleichbleibend eng und drückend.
 

Ich habe mit Nachforschungen zu einigen dunklen Wesen begonnen, die die genannten Symptome auslösen könnten, doch die Suche stellt sich als sehr mühsam heraus. Zudem kommen noch einige Flüche, die man auf mich gelegt haben könnte ohne dass ich es bemerkte, was mehr als nur peinlich für mich selbst und meinen Ruf wäre. Vorerst sollte ich niemandem von meinem Verdacht erzählen, möchte ich doch meinen guten Ruf nicht durch möglicherweise haltlose Verdächtigungen beschmutzen.
 

Obwohl meine Bibliothek mit der Zeit einen gewissen Umfang gewonnen hat, erweist sich die Suche darin als wenig ergebnisreich. In den letzten Stunden konnte ich mehrere Flüche ausfindig machen, die in die engere Wahl fallen.
 

Malleus Mentis: Ein Fluch, der den Geist des Betroffenen innerhalb weniger Wochen so weit zerrüttet, dass es nicht mehr länger mit dem Leben vereinbar ist. Er wurde laut ‚schwarze Zauber des Mittelalters‘ von Constantin Brandwein im späten dreizehnten Jahrhundert entwickelt und fand auch in dieser Zeit herum die Blüte seiner Anwendung. Bis heute ist der Fluch unter Schwarzmagiern bekannt, wird jedoch aufgrund seiner einfachen Umkehrung kaum mehr im Kampf benutzt.

Auch wenn der Zustand meines Geistes, der offenbar noch ausreichend ist um ganze Sätze zu Papier zu bringen, das Gegenteil belegt, versuchte ich, den Gegenzauber auf mich zu wirken. Der Zauber blieb, obwohl korrekt ausgeführt, ohne Ergebnis, weshalb ich diesen Fluch als Ausgangspunkt meines Leidens ausschließe.
 

Legilimens: Die Kunst in den Geist eines anderen Zauberers einzudringen. Da ich selbst ein herausragender Okklumens bin, erscheint diese Option absurd, dennoch möchte ich sie nicht ohne weiteres vom Tableau wischen um nichts zu übersehen, was vielleicht zum Ziel führen könnte. Die Tatsache, dass ich immer wieder von meinem Sohn träume, weißt darauf hin, dass der Zauberer, beziehungsweise die Entität, welche für die Entstehung der Träume verantwortlich ist, zumindest die leisen Sorgen um meinen Sohn in meinem Unterbewusstsein erkennen und nutzen kann. Es handelt sich jedoch um keine Erinnerung, sondern wenn überhaupt um eine Angst, die nicht greifbar in meinem Unterbewusstsein weilt. Sollte ein Magier mächtig genug sein, diese Bilder aus meinem Unterbewusstsein zu holen und derart zu verändern, wie es für meine Träume erforderlich wäre, und das alles ohne Blickkontakt zu mir aufzubauen, hätte er sicherlich anderes zu tun, als mich, der ich ohne jegliche politische Bedeutung bin, in den Wahnsinn zu treiben. Abgesehen davon, würde es das beklemmende Gefühl um meine Brust herum nicht erklären, genauso wenig wie die Schatten, die ich immer wieder zu sehen glaube.
 

Fallacia sensus: Dieser Zauber erlaubt es dem Angreifer, dem Angegriffenen ein Bild in den Geist zu pflanzen, welches sich immer weiter entfaltet, bis er schließlich nichts anderes mehr zu sehen vermag. Er wurde früher versuchsweise zur politischen Lenkung unliebsamer Feinde benutzt, denen man eine fixe Idee eingeben wollte, nachdem diese jedoch schon wenige Tage später unbrauchbar geworden waren, gab man die Versuche wieder auf. Wenn dem Bericht von Ulf Stromwell Glauben zu schenken ist, so ist es einigen wenigen Schwarzmagiern in Schweden 1763 gelungen, eine weniger drastische Form des Fluches zu generieren, bei der sich die Entwicklung des eingegebenen Bildes über mehrere Wochen bis Monate hinzieht. Es ist möglich, dass sich das Bild dabei verändert, je nachdem wie der entsprechende Geist mit dem ‚Fremdkörper‘ umzugehen vermag, die Trias meiner Symptome und vor allem das albtraumhafte Element daran ist durch diesen Fluch jedoch nicht zu erklären.
 

Ich suchte weiter bis die Buchstaben vor meinen Seiten verschwammen, doch mir scheint, als würde am heutigen Tage kein anderer Fluch mehr annähernd auf meinen Fall passen wollen. So gehe ich zu Bett in der Hoffnung, nicht ein weiteres Mal den toten, anklagenden Augen meines Sohnes entgegen treten zu müssen.
 


 

13.3.1883, St. Yves, England
 

Eine weitere traumlose Nacht ist vergangen, wobei ich nicht behaupten kann, dass sie sonderlich lang gewesen wäre, da ich den größten Teil der wenigen Stunden, die ich neben meiner Frau im Bett verbracht habe, damit beschäftigt war, mich zu fragen, wann die grässlichen Bilder wieder beginnen würden. Ich fühle mich müde und angespannt, doch das liegt vermutlich am Schlafmangel und der Angst vor meinen Träumen.
 

Auch wenn meine Frau mein Verhalten immer merkwürdiger zu finden scheint, habe ich mich auf einen weiteren Tag in der Bibliothek bei meinen unzähligen Büchern eingerichtet. Es gibt unzählige Flüche der schwarzen Kunst, die in den Geist des Opfers eindringen, gleichwohl die meisten dunklen Magier einen Hang zu eher körperlichen Konsequenzen zu haben scheinen. Ich vermute, dass es eine Art Modeerscheinung des Mittelalters war, seine Opfer in den Wahnsinn zu treiben, während modernere Zauber auf ein größtmögliches Ausmaß an Schmerzen abzielen.
 

Diese Tatsache ist zwar sehr hilfreich bei der Eingrenzung des Gebietes, in dem welchem ich zu suchen habe, andererseits verfassten die Schwarzmagier des Mittelalters ihre Werke lieber auf komplexen Geheimsprachen oder Latein, was die Entschlüsselung dieser Texte zu einem langwierigen Prozess macht, der mich zusehends frustriert.
 

Nach über vier Stunden bin ich auf einen weiteren Fluch gestoßen, der annähernd zu meinem Fall zu passen scheint: Pavor nucturnus. Es handelt sich um einen sehr komplexen Zauber, der dazu neigt, sich gegen den ausführenden selbst zu richten, weshalb es im vierzehnten Jahrhundert zu einigen Fällen von erzwungener schwarzer Magie kam. Das Opfer entwickelt allmählich eine Angst vor der Dunkelheit, es beginnt Schatten in der Dunkelheit zu sehen, die immer nähen kommen. Ein Bericht erzählt von einem betroffenen Bauernjungen, der eines Morgens mit ausgekratzten Augen und still stehendem Herzen in seinem Bett aufgefunden worden war. Seine Hände waren blutig, die Nägel zersplittert und teilweise aus dem Nagelbett gerissen. Noch im Tod hatte der Junge sich derart in das Betttuch verschlungen, dass man es beim Abtransport des Leichnams mitnehmen musste, um ihm nicht die Finger brechen zu müssen. Auch wenn hier von Angst vor der Dunkelheit die Rede ist, erscheint mir die Ähnlichkeit mit meinen Symptomen ausreichend um diesen Fluch weiter als Ausgangspunkt in Betracht zu ziehen. Dennoch ergab sich die Suche nach weiteren Details zu ihm bisher als ergebnislos, doch ich habe längst noch nicht alle Bücher nach diesem Fluch durchsucht.
 

Während meiner Suche zu weiteren Details bezüglich Pavor nocturnus stieß ich auf den Zauber Coniectrix diritatis, der dem Anwender des Fluchs uneingeschränkten Zugriff auf die Träume des Opfers gibt und die Möglichkeit diese zu verändern. Nach einigen schrecklichen Unfällen erfreut sich dieser Zauber jedoch seit Mitte des zwölften Jahrhunderts rapide sinkender Beliebtheit. Es handelt sich um einen sehr mächtigen Zauber, der jedoch den Anwender in die Albträume des Opfers ziehen und dort festhalten kann, sobald dieser einen Moment der Angst zeigt. Beide Beteiligte verfallen innerhalb weniger Tage dem Wahnsinn, das Opfer aufgrund der Tatsache plötzlich zwei Seelen in sich zu tragen, der Anwender, weil er bis zum Untergang des fremden Körpers in der von ihm selbst erschaffenen Albtraumwelt gefangen ist. Der seelenlose Körper stirbt den Berichten zufolge beinahe sofort. Eine Umkehr des Zaubers ist nicht bekannt, da bisher alle Beteiligten in kürzerer Zeit verstarben als die Entwicklung eines Gegenzaubers in Anspruch genommen hätte. Bekannt ist nur, dass sämtliche herkömmliche Gegenzauber wirkungslos bleiben und auch ein erfahrener Legilimens die beiden Geister nicht nicht trennen kann ohne selbst in die Albtraumwelt gezerrt zu werden. So ergab sich 1378 der kuriose Vorfall im südlichen Österreich, bei dem sich zeitgleich 6 Zauberer im Geist eines einzelnen Mannes verfangen hatten. Natürlich sind alle verstorben. Aufgrund der hohen Gefahr, die dieser Zauber birgt, werde ich ihn von der Liste meiner Verdachtsmomente streichen.
 

Trotz vielen Stunden über den Büchern scheine ich heute keinen großen Erfolg feiern zu können. Ich stoße immer wieder auf Zauber, die oberflächlich betrachtet auf mich passen zu scheinen, wie ‚Illusio‘, ein Zauber der Illusionen hervorruft, was die Schatten erklären würde, aber nicht die Alträume, oder ein Altenglischer Scaretale-Zauber, der einen Magier in eine Gruselgeschichte bannt ohne dass er selbst es zu Beginn realisiert, aber meine Intuition sagt mir, dass ich in der falschen Ecke suche.
 

Auch wenn ich die Suche nach weiteren Details bezüglich des Pavor nocturnus nicht aufgeben werde, habe ich beschlossen, meine Nachforschungen weiter in Richtung der dunklen Wesen zu lenken.
 

Mit diesem Beschluss werde ich mich nun ins Bett begeben und den Bitten meiner Frau nachgeben, ein wenig Ruhe zu suchen, auch wenn die Angst vor meinen Träumen mir kalten Schweiß in den Nacken treibt.
 

14.3.1883, St. Yves, England
 

Ich schreibe diese Zeilen in der Bibliothek sitzend, umgeben von meterhohen Stapeln magischer Bücher, doch alles was ich sehen kann sind die starren, toten Augen meiner Frau. Jedes Blinzeln ist eine Qual. Ich habe sie gesehen, sie stand vor mir und hat gelächelt, sanft und süßlich, so wie sie es immer zu tun pflegt. Ich wollte meine Hand nach ihr ausstrecken um sie zu umarmen, doch dann... sie kippte nach hinten, als würde sie von einer Schnur gezogen werden. Und sie fiel... fiel so tief... ihre wunderschönen grauen Augen immerzu auf mich gerichtet. Ich konnte nichts tun. Konnte nicht eingreifen.
 

Der Aufprall war das schlimmste. Noch immer steigt mir Galle in die Kehle, wenn ich an das grausige, schmatzende Geräusch denke, als ihr Kopf auf dem Boden aufplatzte und ihr graurotes Gehirn sich ergoss. Zerschmettert und gebrochen lag sie dort und plötzlich war es, als würde ich ganz dicht über ihr schweben. Ich konnte jedes grausige Details erkennen, den dünnen, roten Blutstropfen, der zwischen ihren bleichen Lippen hervorquoll, die Risse in ihrer Stirn.... Arme und Beine die in unnatürlichem Winkel dalagen... als hätte sie mit einem Mal mehr als nur zwei Gelenke pro Glied.
 

Diesmal bin ich ohne Schreie erwacht, doch als ich neben mich blickte, lag sie dort... neben mir... sie hatte die Augen geöffnet und sah mich an. Und doch nicht. Ihre Augen waren stumpf und tot... Ich konnte nicht anders als laut zu schreien, ich wollte weg, weg aus diesem Bett, wo meine tote Lauren lag, doch mein Bein verfing sich im Laken und ich stürzte rückwärts zu Boden.
 

Und auf einmal war sie bei mir, fragte mich, was nur in mich gefahren ist. Sie half mir auf, während ich noch zu überrumpelt war, um eine vernünftige Antwort zu geben. Vermutlich war ich doch noch nicht richtig wach gewesen, aber es hatte sich so real angefühlt... Ohne Lauren eine vernünftige Antwort zu geben bin ich hier her gekommen, obwohl es nicht später sein kann als vier Uhr am Morgen.
 

Ich versuche in meinem Kopf die dunklen Geschöpfe durchzugehen, die Magier in ihren Behausungen ohne vorherige Reizung angreifen und natürlich kommen mir zuerst die Sabberhexen in den Sinn, die, sofern sie nicht weiter gezogen sind, etwa 30 Meilen von hier ein kleines Lager gebildet haben. Die Sabberhexen sind nicht besonders gut erforscht, ich habe damals im Zuge einiger kleinen Beobachtungsstudien viele neue Erkenntnisse über sie gewonnen, doch noch immer scheint es vieles zu geben, das wir nicht über sie wissen.
 

Sie leben in kleinen Enklaven und erscheinen auf den ersten Blick beinahe menschlich, doch ihr Appetit nach frischem Fleisch, vor allem dem von kleinen Kindern scheint unersättlich, so dass sie oft versuchen, in schlecht beschützte Häuser einzudringen und Neugeborene zu stehlen. Dabei erweisen sie sich als sehr geschickt, einige wenige verfügen sogar über genug Magie um Erwachsene so lange in Sicherheit zu wiegen, bis ihr Kind bereits in den Fängen der Sabberhexen ist. Aufgrund dieser Tatsachen kann ich die Sabberhexen sicher als Verursacher meines Zustandes ausschließen, da mein Sohn bereits acht Jahre alt ist und sich sonst kein Kind im Haus befindet. Zudem kennen mich die Sabberhexen, die hier in der Nähe wohnen und wissen, dass ich für sie eine ernsthafte Bedrohung darstellen würde, wenn sie mich gegen sich aufbrächten.
 

Was allerdings viel mehr nach diesem hier vorliegenden Fall klingt, ist der Lethifold, das lebendige Leichentuch. Ich selbst habe noch nie eines zu Gesicht bekommen, doch die Bücher erzählen immer wieder von einem schwarzen Tuch, das einem Schatten gleich durch die Nacht gleitet, sich auf seine Opfer legt und diese in der Nacht erstickt und schließlich verschlingt. Es ist beheimatet in tropischen Regionen, doch natürlich kann man nicht ausschließen, dass ein Exemplar durch die Handelsschiffe und neu eingeführten fliegenden Teppichverbindungen aus den Tropen in unsere britischen Gefilde gewandert ist. Es könnte sich in einer Kiste von Handelsgütern eingerollt haben um zu ruhen und anschließend unbeabsichtigt bis zu uns verschifft worden sein. Es nur aufgrund des Heimatraums von der Liste der möglichen Schuldigen zu streichen ist in unserer neuen, globalisierten Welt absurd. Bis jetzt erscheinen mir die Berichte jedoch sehr oberflächlich, so dass ich nicht genau sagen kann, ob auch der Rest des lebenden Leichentuchs mit meinen Symptomen zur Deckung zu bringen ist, oder ob es sich dabei um eine haltlose Verdächtigung handelt. Ich hoffe, irgendwo in meiner Bibliothek die Antwort finden zu können.
 

Meine Frau kam gerade zu mir an den Tisch und hat mich dazu aufgefordert, früh ins Bett zu gehen. Laut ihren Worten sehe ich bleich und ausgezehrt aus, was in etwa dem entspricht, wie ich mich fühle. Ich möchte mich hinlegen und ganze tage durchschlafen, doch die Angst drängt mich dazu, weiter zu machen. Ich muss die Antwort auf das Rätsel finden, das sich in meinem Kopf abspielt. Dennoch werde ich ein Mindestmaß an Schlaf benötigen. Also verabschiede ich mich für diesen Abend und versuche, ein wenig erholsamen Schlaf zu finden bevor mich wieder die Albträume heimsuchen.
 

15.3.1883, St. Yves, England
 

Meine Hand zittert noch immer, so erschreckend war das Erlebnis, das ich vor wenigen Minuten durchleiden musste. Waren die Albträume eine Qual, so ist das hier... ich kann es kaum in Worte fassen. Ich muss so schnell es geht alles zu Papier bringen um kein Detail zu vergessen, so schrecklich es auch ist, noch einmal alles zu durchleben.
 

Ich hatte keinen Albtraum, doch ich spürte, dass etwas nicht stimmte noch ehe ich meine Augen aufschlug. Es war, als hielte mich eine körperlose Macht in stahlhartem Griff, ich konnte meinen Brustkorb nicht bewegen, nicht nach Luft schnappen, meinen Mund nicht öffnen, so als wären mit einem Mal sämtliche Muskeln gelähmt bis auf meine Augen, die ich vor Panik weit aufriss. Ich versuchte mich aufzubäumen, doch ich war wie gefangen in meinem eigenen Körper, der so dringend nach Luft ächzte, wie ich es noch nie in meinem Leben gespürt hatte. Angst... so gleißend hell wie kein Licht dieser Welt zuckte durch mich hindurch und ich spürte, wie sich alles in mir immer mehr verkrampfte.

Ich wollte schreien, wollte Luft holen, wollte rennen, aber ich konnte nicht, es gab kein Entrinnen, nichts, das ich hätte tun können außer reglos dazuliegen und zu sehen, wie sich weiße Lichtblitze vor meinen Augen bildeten wie um mich zu verhöhnen. Der einzige Gedanke, der mich noch beherrschte war, dass nur die Ohnmacht und der Tod mich aus dieser Situation retten konnte. Mochte der Tod mich holen, es war alles besser als diese Hilflosigkeit, dieser Qual, der ich ausgeliefert war.
 

Und dann... war es plötzlich vorbei.
 

Ich schnappte nach Luft wie ein Ertrinkender, ein Ertrinkender im eigenen Bett. Noch nie hat Luft so süß und lindernd geschmeckt wie in diesem einen Moment.
 

Auch wenn es vermutlich kein körperliches Gebrechen ist, kann ich mir nicht absolut sicher sein, dass es nicht doch an meinem Gesundheitszustand liegt. Ich habe meinen alten Freund Sebastian Moran kontaktiert, der noch immer als Oberarzt im St. Mungos praktiziert und ihn um einen baldigen Termin gebeten.
 

Ich sitze hier und zermartere mir das Gehirn, welches dunkle Wesen einen derartigen Einfluss auf den menschlichen Geist auszuüben vermag. Mehrere Bücher berichten von Vorfällen mit mächtigen Vampiren, die in den Geist von Menschen eingedrungen sind um diese zu verwirren und mit Visionen zu quälen, bis sie sich ihnen freiwillig hingaben. Vor allem die Gräfin Barthory schien dafür bekannt, mit dem Bewusstsein ihrer Beute zu spielen, ehe sie die meist jungen Mädchen in ihrem Schloss meuchelte. Doch der Aufenthalt eines derart mächtigen Vampirs in Großbritannien wäre mir bekannt und selbst wenn nicht, ich falle wohl kaum in sein Beuteschema. Zudem hatte ich bislang nicht das Bedürfnis, an einen bestimmten Ort zu gehen oder die Fenster meines Schlafzimmers zu öffnen um einen Gast einzulassen. Ein Vampir erscheint mir deshalb mehr als nur unwahrscheinlich.
 

Gerade stieß ich auf ein kleines, russisches Wesen in einem meiner Bücher, das mir bislang unbekannt war. Ein Pogrebin. Er lebt anscheinend an Wegrändern und verfolgt oft tagelang einen einzelnen Menschen, der ihn immerzu nur als Schatten im Augenwinkel erkennt. Sobald der Mensch sich umwendet, scheint der Pogrebin nichts weiter als ein unscheinbarer Stein zu sein. Es muss ein sehr interessantes kleines Tierchen sein, das ich gerne näher untersuchen würde, doch ich denke, dass ich damit warten muss, bis ich meinen jetzigen Peiniger ausfindig gemacht habe, denn der Pogrebin wird nirgends mit Atemnot oder Albträumen in Verbindung gebracht.
 

Anders als der Sukkubus, der mir nun schon in einigen Büchern aufgefallen ist. Der Sukkubus ist die weibliche Form des Inkubus und befällt vor allem Männer in ihrem Schlaf, wobei sich scheinbar manche Sukkubi eher den Frauen widmen, je nach der persönlichen Präferenz. Sie vermögen in die Träume der schlafenden einzudringen und ernähren sich dort von der Lebensenergie des Befallenen, was meine Müdigkeit und Niedergeschlagenheit erklären würde. In den meisten Fällen wird jedoch von sexuell motivierten Träumen erzählt, Träumen die so angenehm sind, dass man sie gar nicht verlassen will, doch ich könnte mir vorstellen, dass mit den Jahrhunderten auch Sukkubi andere Strategien entwickeln, um sich weiterhin in der Gesellschaft zu halten.

Ich muss weitere Forschungen anstellen, ob es bisher einen Fall von Alträumen im Zusammenhang mit Sukkubi gegeben hat, doch derzeit erscheinen sie mir neben dem Pavor nocturnus, zu dem ich bisher keine weiteren Informationen erhalten konnte und dem Lethifold als am wahrscheinlichsten.
 

Bezüglich des Lethifolds habe ich die Listen aller Schiffe, die innerhalb der letzten drei Wochen in den nächstgelegenen Häfen eingelaufen sind angefordert. Ich hoffe sehr, dass sich daraus eine Spur ergibt, die meine Theorie wenn nicht bestätigen, so doch wenigstens zerstören kann. Mit dem Teppich kann es zumindest nicht angereist sein, mir wurde versichert, dass kein Teppich eine größere Kiste aus den Tropen nach Südengland gebracht hat.
 

Wieder geht ein Tag zuende an dem ich nicht viel geschafft habe und je länger ich in dieser Bibliothek sitze, desto mehr habe ich das Gefühl, als stünde etwas dicht hinter mir und würde mich beobachten. Lauern. Warten. Ich kann nicht mehr zählen, wie oft ich heute herum gefahren bin, voll Angst, was ich erblicken könnte und doch jedes Mal mit einem Funken Hoffnung, es endlich zu wissen.
 

16.3.1883, St. Yves, England
 

Wieder ein Albtraum. Wieder mein toter Sohn. Ich habe kaum ein Auge zugetan, doch jedes Mal, wenn ich der Müdigkeit nachgab, waren die Bilder wieder da und quälten mich, bis ich es schließlich aufgab und trotz der Beschwerden meiner Frau das Bett verließ um mich wieder in die Bibliothek zurück zu ziehen, auch wenn die Sonne sich längst noch nicht am Horizont zeigt.
 

Am gestrigen Abend noch war die Antwort von Heiler Moran angekommen, der mir einen Termin am heutigen Tage um zehn Uhr anbot, was ich natürlich mit Freuden entgegen genommen habe. Nun versuche ich die Stunden bis zu meinem Termin im St. Mungos mit der weiteren Suche nach dunklen Wesen zu verbringen, doch ich kann mich nicht richtig auf die Bücher konzentrieren.
 

Ständig verschwimmen die Buchstaben vor meinen Augen, es ist beinahe so, als würden sie über die Seiten tanzen nur um sich über mich und mein Elend lustig zu machen. Es ist fast unmöglich für mich meine Augen aufzuhalten, meine Augenlieder sind schwer und ... ich darf nicht einschlafen. Die stumpfen Augen... ich will nicht noch einmal sehen müssen....
 

Als ich wieder aufwachte, tat mir alles weh. Ich bin offenbar am Schreibtisch eingeschlafen, aber auch jetzt wo ich die Zeilen lese, die ich in dieses Buch geschrieben habe, erscheinen mir die Erlebnisse dieser Nacht so fern, als hätte ich sie nur von jemandem erzählt bekommen. Wenn ich nicht am Schreibtisch sitzend, das dicke Buch über dunkle Wesen Nordenglands unter meiner Wange, aufgewacht wäre, hätte ich am Wahrheitsgehalt meines eigenen Niedergeschriebenen gezweifelt.
 

Ich muss los, Heiler Moran wartet nicht gerne, auch wenn er ein alter Freund von mir ist.
 

Die Untersuchung in St. Mungos verlief mehr als nur unbefriedigend. Ich habe Sebastien genau meine Symptome beschrieben, habe ihm von den Alträumen, den Schatten und der Atemnot erzählt, doch er schien nicht sonderlich alarmiert. Ich weiß, dass er ein ausgezeichneter Heiler ist, doch wie ist es möglich, dass er nicht erkennt, dass das, was ich durchmache, mehr ist als eine Abfolge von Panikanfällen? Ich hatte noch nie einen Panikanfall. Warum sollte ich jetzt so viele haben?
 

Wenigstens konnte ich ihn dazu überreden, sein Standartrepertoire an Analysezaubern auf mich zu sprechen, die jedoch alle mit unauffälligem Befund waren, abgesehen von meiner großen Übermüdung und der Schwäche. Nach dem Gespräch war ich so wütend, dass ich sämtliche Stärkungstränke, die er mir mit seinem mitleidigen, einfühlsamen Lächeln in die Hand gedrückt hat, in den nächstbesten Abfalleimer entsorgt habe.
 

Anschließend habe ich dem Ministerium einen Besuch abgestattet und dort bei einem ehemaligen Kollegen von mir, Christopher Bluebird, dem obersten Auror, nachgefragt, ob es irgendwelche Auffälligkeiten in den letzten Wochen gegeben hat, doch er verneinte und betonte, dass alles ruhig und ohne Vorkommnisse verlaufen war. Das spannendste Ereignis der letzten vier Wochen sei eine Schlägerei in Lochness gewesen, die beinahe zur Offenbarung der Zaubererwelt gefühlt hätte. Doch da oben sei das normal.
 

Ich habe einen ganzen Tag mit sinnlosen Aktivitäten verbracht und das ärgert mich über alle Maßen. Ich bin vor allem bodenlos enttäuscht von Moran, der meine Befürchtungen überhaupt nicht ernst zu nehmen schien. Ich werde nicht alt, oder verrückt. Ich weiß, dass etwas nicht stimmt. Ich weiß, dass etwas hinter mir her ist. Und ich weiß, dass es dort im dunkeln lauert und mich anstarrt.
 


 

17.3.1883, St. Yves
 

Auch wenn ich es für unmöglich hielt, so hatte ich beinahe eine ganze Nacht ohne Albtraum oder Erstickungsanfall. Natürlich bin ich noch vor Sonnenaufgang aufgestanden um möglichst viel vom Tag für meine Nachforschungen zu nutzen, aber alles in allem habe ich bestimmt fünf Stunden ohne Unterbrechung durchgeschlafen. Ich denke, dass das auch die Nörgeleien von Lauren wieder etwas einschränken wird, die sich offenbar in den letzten Tagen große Sorgen um mich gemacht hat.
 

Nun sitze ich wieder im Licht meiner Öllampen in der Bibliothek und suche weiter, aber dieses Mal wesentlich frischer als am gestrigen Tag. Kurz beschleicht mit die Hoffnung, dass es ab jetzt besser wird, dass Moran vielleicht doch recht hatte und ich nur eine seltsame Verstimmung durch mache, die von selbst wieder ihr Ende findet. Ich beschließe mich einem neuen Buch zuzuwenden ‚Untote Wesen, Vorkommen, Unterscheidung und Historie‘ von Archibald Hobbs.
 

Der Hauptteil des Buches handelt von eher bekannten, weit verbreiteten Wesen wie den Vampire, die ich ja bereits von meiner Liste gestrichen habe, Ghouls, Inferi und Geistern, die streng genommen gar nicht zu den Untoten zählen, doch ich finde auch einige kleinere Abschnitte über Wesen, die weniger bekannt sind und vielleicht in Frage kommen würden.
 

Vor allem der Nachzehrer hat meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Es handelt sich um einen Toten, der, anders als der Vampir, sein Grab nicht verlassen muss um seinen Opfern die Lebensenergie auszusaugen. Dabei ist das Grab meist nicht weit entfernt vom Wohnort des Opfers, es sei denn es handelt sich um nahe Verwandte des Toten. Im Fall einer jungen Frau, deren Vater nach dessen Tod zum Nachzehrer wurde, betrug die Distanz weit über hundert Meilen, dennoch konnte sie nicht mehr gerettet werden und erlag schließlich des Energieentzugs. Die Auswirkungen eines Angriffs durch den Nachzehrer werden nur ungenau beschrieben, die Rede ist jedoch von Albträumen, Schwächezuständen und Abmagerung. Offenbar besteht zwischen dem Nachzehrer und dem Opfer eine Art telepathische Verbindung, über die der Autor jedoch nicht mehr zu sagen vermag. Ich hoffe, in anderen Büchern mehr Informationen zu finden. Nützlich könnte allerdings dieser Abschnitt sein:
 

‚Die Leiche eines Toten muss noch vor dessen Bestattung folgendermaßen vorbereitet werden: Augen und Mund müssen geschlossen werden. Das Leichentuch darf nicht mit dem Mund in Berührung kommen und Hände und Füße sollten gefesselt werden. Hülsenfrüchte oder Kieselsteine im Sarg zwingen den Dämon dazu, diese erst zu zählen, bevor er mit seinem unheilvollen Werk beginnen kann, doch es gelingt ihm nicht, weiter als bis zur Zahl zwei zu gelangen, da es ihm unmöglich ist, die heilige Zahl drei auszusprechen. Nach der Bestattung sind nur noch das Köpfen des Leichnams, Herausschneiden des Herzens und Pfählen wirksam.‘
 

Die Sonne beginnt sich langsam hin zum Horizont zu schieben und mir fällt auf, dass ich ein wenig hungrig bin, weshalb ich beschließe eine kleine Pause einzulegen um zu frühstücken.
 

Ich weiß nicht, was gerade passiert ist. Ich weiß nicht, ob ich meinen Augen noch länger trauen kann. Irgendetwas ist hier. Hier in diesem Raum. Ich habe es gesehen, ganz deutlich, ein Schatten, größer als ein durchschnittlicher Mann, er stand dort drüben, zwischen den zwei Regalen, wo die spärliche Morgensonne noch nicht hingelangt war. Er starrte mich an und ich bin mir sicher, dass er sich anspannte um zum Sprung anzusetzen, er wollte sich auf mich stürzen, mich töten, mich zerfleischen... das Frühstückstablett fiel mir mit lautem Scheppern aus den Händen, als ich die Arme hob um mich zu schützen, doch... es geschah nichts. Als ich meine zugekniffenen Augen wieder öffnete, war ich wieder alleine im Raum und alles was noch an den Schrecken erinnerte war der heiße Tee, der durch meine Filzpantoffeln drang.
 

Ich habe das Dienstmädchen gebeten, die Scherben und die Reste meines Frühstücks wegzuräumen, während ich meinen Arbeitstisch so verrückte, dass ich mit dem Rücken in einer der Raumecken sitze. Ich kann nicht arbeiten, wenn ich mir nicht sicher sein kann, was hinter mir ist. So weiß ich, dass dort nur zwei Wände sind. Außerdem habe ich das Dienstmädchen angewiesen, so viele Lampen wie möglich in die Bibliothek zu bringen, damit ich des Nachts nicht umgeben von Schatten bin, da ich die Vermutung habe, dass das Wesen in irgendeiner Weise an die Dunkelheit gebunden ist.
 

Die weitere Suche ergab nicht viel, erst am späten Abend, umgeben von über zehn Öllampen und magischen Kerzen, entdeckte ich einen winzigen Abschnitt über ein Wesen, das ‚Nachtmahr‘ genannt wird. Der Autor ist sich nicht ganz sicher, ob es dieses Geschöpf überhaupt gibt, doch er nennt es im Zusammenhang mit sehr realistischen Albträumen und dem Gefühl zu ersticken. Ich werde am nächsten Tag versuchen, mehr zu diesem sogenannten Nachtmahr zu finden.
 


 


 

18.3.1883, St. Yves
 

Ich befand mich in meiner Bibliothek und war über Bücher gebeugt, deren Inhalt scheinbar in einer anderen Schrift verfasst war, die mir seltsam bekannt vorkam, doch egal wie sehr ich versuchte, sie zu entziffern, sie wollte einfach keinen Sinn ergeben. Es wirkte fast so, als würden die einzelnen Buchstaben jedes Mal wenn ich blinzelte die Positionen tauschen, über das Blatt wandern und doch immer still stehen, wenn mein Blick sie fixierte. Ich war mir sicher, dass ich immer noch mit dem Rücken zur Wand saß, doch plötzlich war mir, als spürte ich warmen, feuchten Atem in meinem Nacken. Ich schreckte zusammen, doch ich vermochte mich nicht umzuwenden.
 

Wieder, Atem gegen meinen nackten Nacken, Atem der nach Fäulnis stank, Fäulnis und Angst. Ich wollte mich umdrehen, wollte sehen, wer dort so dicht hinter mir stand, doch meine Muskeln verwehrten mir den Dienst. ‚Du sitzt fest...‘, hauchte es mit tiefer Stimme, ganz nah an meinem Ohr, ‚Du sitzt fest und niemand wird dir helfen. Du kannst in deinen Büchern suchen, so viel du willst. Es gibt kein Entrinnen. Ich bin überall. Und ich werde dich holen.‘
 

Ich bäumte mich auf und plötzlich gaben die unsichtbaren Fesseln um mich herum nach, ich stieß den schweren Tisch um und rannte, rannte so schnell ich nur konnte, ich musste raus, raus aus diesem Haus, nur weg von diesem Monster, was auch immer es war, doch es schien, als würden die Gänge immer länger werden, der Ausgang, vor wenigen Herzschlägen noch klar und deutlich zu sehen wurde immer kleiner und kleiner und ich spürte, wie mein Körper gegen die Anstrengung zu protestieren begann.
 

Als ich stolperte und hart mit dem Kopf auf den Boden schlug war alles, was ich noch wahr nahm das kalte, schrille Lachen das mich durch die Gänge verfolgt hatte.
 

Ich kam zu mir durch meine Frau, die an meiner Schulter rüttelte. ‚Alfred!‘ rief sie immer wieder, mit tief besorgter Miene, ‚Alfred du schlägst um dich! So beruhig dich doch!‘ Es dauerte lange, bis ich wieder ganz bei Sinnen war. Lauren war außer sich vor Sorge und bat mich eindringlich, noch einmal ins St. Mungos zu gehen. Als sie erwähnte, dass ich seit Tagen nicht mehr zum Essen erschienen war, fiel mir erst auf, wie locker meine Kleidung sitzt. Um sie zu beruhigen versprach ich ihr, noch mal mit Heiler Moran zu sprechen, doch ich werde es nicht tun. Er kann mir nicht helfen, er schenkt mir ja nicht mal Glauben.
 

Jetzt sitze ich wieder in meiner Bibliothek, die für mich bis vor wenigen Tagen noch der sicherste Ort im ganzen Haus war und nun muss ich mich alle paar Minuten umwenden um sicher zu gehen, dass tatsächlich nichts hinter mir steht, kein Schatten, kein Wesen, dass seinen Atem über meinen Nacken streichen lässt.
 

Wenn er durch den Traum zu mir gesprochen hat, könnte es bedeuten, dass ich auf der richtigen Fährte bin. Vielleicht hat er Angst, dass ich etwas entdecken könnte, dass ihm schadet und wollte mich so davon abbringen weiter zu suchen. Oder aber es macht ihm einfach Spaß mich zu quälen. Egal was es ist, ich suche weiter. Ich gebe erst auf, wenn ich tot bin.
 

Gerade habe ich eine weitere Notiz zu Pavor nocturnus gefunden, dem Zauber, der die Angst vor der Dunkelheit schürt bis das Opfer vor Angst stirbt oder sich das Leben nimmt. Im Buch ‚An Schatten gebunden - dunkle Wesen und ihr Abhängigkeit von Dunkelheit‘ von Eleanor Rosenbusch wird erwähnt, dass Pavor nocturnus in regelmäßigen Abständen aufgefrischt werden muss, wenn man den Effekt in der gleichen oder steigenden Intensität aufrecht erhalten will. Es ist kein Fluch, der einmal gesprochen bereits zum Tode führt. Wer immer ihn also auf mich anwenden würde, wäre zwingender Weise ein Mitglied meines Haushaltes. Tylor, mein Sohn ist vollkommen ausgeschlossen, somit bliebe Lauren und die beiden Bediensteten sowie drei Hauselfen, die jedoch die Wohnräume nicht zu betreten haben. Ich möchte gar nicht daran denken, dass Lauren meinen Tod wünschen könnte... die beiden Bediensteten haben nur mindere magische Fähigkeiten, sie sind weitaus unter dem Niveau für Pavor nocturnus... oder haben sie mich betrogen? Nein, es kann nicht sein, ich muss diesen Fluch ausschließen. Niemand hier im Haus möchte meinen Tod. Dennoch kann ich den Gedanken, die leisen Zweifel, die sich in mir breit machen, nicht vollkommen leugnen.
 

19.3.1883, St. Yes
 

In der Nacht des letzten Tages wollte ich von der Bibliothek aus ins Schlafzimmer zu meiner Frau gehen, doch als ich in der Tür stand, hörte ich auf einmal ein seltsames Geräusch im Gang. Es war... wie ein leises Klopfen. Ich hörte es nur undeutlich, doch ich denke, dass es vier Schläge waren, je zwei dicht aufeinander folgend. Mein Herz schlug mir bis in den Hals, auch wenn ich sonst nicht zur Ängstlichkeit neige, doch in diesem Moment war ich so erschrocken, dass ich keinen Fuß mehr vor den Tür meiner Bibliothek setzen wollte.
 

Doch ich riss mich mit rüden Worten an mich selbst zusammen und tat einen Schritt hinaus in den Gang, doch da war es wieder ganz leise, dieses seltsame Klopfen. Und plötzlich war mir, als sähe ich Augen in der Dunkelheit vor mir, grausame, kalte Augen, die mich musterten und wie die Augen einer Katze das Licht meiner Öllampe reflektierten. Mit einem leisen Aufschrei, mehr ein Japsen schreckte ich zurück in die Bibliothek und warf die Tür hinter mir zu, als könnte diese mich vor dem Ding, das sich in meinem Haus eingenistet hat beschützen.
 

Es ist lächerlich, da das Wesen bereits bewiesen hat, dass es auch in diesem Raum eindringen kann, dennoch fühlte ich den Drang, mich hier zu verbarrikadieren. Ich drängte mich hinter meinem Schreibtischstuhl in die Ecke, glitt dort zu Boden und verbrachte dort die Nacht ohne das Licht zu löschen.
 

Im Rückblick ist es mir peinlich, wie ein Kind in die Ecke geschlafen zu haben, doch ich weiß nicht, was geschehen wäre, wenn ich mich hinaus auf den Gang gewagt hätte. Ich weiß nicht, wie ich dieses Ding bekämpfen soll. Was, wenn es irgendwann sein Interesse an mir verliert und sich meiner Frau und meinem Sohn zuwendet? Ich muss es bekämpfen. Ich muss meine Familie beschützen.
 

Also begebe ich mich zurück an meinen Schreibtisch und beginne wieder mit meinen Recherchen. Im Zusammenhang mit dem Sukkubus wird auch öfter sein Abkömmling sein Abkömmling, der Wechselbalg erwähnt, wobei es mehrere dunkle Wesen gibt, die unter dem Namen Wechselbalg bekannt sind. Eine dieser Klassen ist das Mischlingskind, das aus der Verbindung eines Sukkubus oder Inkubus mit einem Menschen in dessen Schlaf hervor geht. Dabei besitzt der so entstehende Wechselbalg so wie sein nichtmenschlicher Elternteil die Fähigkeit in Träume einzudringen, er kann sich allerdings nicht ausschließlich von der Lebensenergie anderer ernähren. Zudem kann er seine physische Erscheinung so wählen, wie es ihm gefällt. Man führt die Fähigkeiten der Metamorphmagi auf Wechselbälger in früheren Generationen in den Erblinien der jeweiligen Magier zurück. Was jedoch gegen einen Wechselbalg spricht ist die Tatsache, dass sie immer selbst auftreten in den Träumen, die sie besuchen, anders als ihre Eltern, die gänzlich unbemerkt bleiben können. Daher schließe ich einen Wechselbalg als meinen Peiniger aus.
 

Ich habe den ganzen Rest des Tages weiter gesucht, nach weiteren dunklen Wesen, die in Frage kämen, doch ich bin auf nichts gestoßen, das auch nur halbwegs in das Raster passen würde, daher werde ich die weiteren Stunden dazu benutzen nach den Wesen zu suchen, die bereits auf meiner Liste stehen, also dem Lethifold, dem Nachtmahr, dem Sukkubus und dem Nachzehrer.
 

In einem unauffälligen, dünnen Buch ohne Titel habe ich einen Absatz über den Nachtmahr gefunden. Ihm zufolge ist der Nachtmahr ein sehr gefährliches dunkles Wesen, das sich gerne einzelne Opfer auswählt und diese über mehrere Wochen bis Monate quält, da er von Angst lebt. Der Nachtmahr selbst ist extrem selten und lebt in Familien. Meist testet ein einzelner erst die Umgebung, bevor er den Rest seiner Familie mit sich holt. Das würde eigentlich gegen dieses Wesen sprechen, immerhin lebt hier nur meine Familie und ich, mitsamt dem Personal fünf Personen. Kaum ein lohnendes Ziel, dennoch möchte ich den Nachtmahr nicht von meiner Liste streichen. Meine Intuition sagt mir, dass es sich lohnt, dort weiter zu suchen.
 

Gerade war meine Frau bei mir. Sie war sehr erzürnt und besorgt, offenbar hat sie bemerkt, dass ich mit meinem Versprechen, noch einmal mit Sebastian Moran zu sprechen, gelogen habe. Ich musste ihr versprechen, sofort zu ihr ins Esszimmer zu gehen und mit ihr zu Abend und meinem Tylor zu Abend zu essen. Da ich nicht davon ausgehe, dass sie mich danach zurück in die Bibliothek lässt. werde ich diesen Tag hier beenden und mich ihrem Willen beugen.
 

20.3.1883, St. Yves
 

Obwohl ich lange wach im Bett gelegen habe, voll Angst, was geschehen würde, sobald ich die Augen schließe, bin ich schließlich doch irgendwann in einen unruhigen Schlaf gefallen, der überraschender Weise einigermaßen erholsam war, zumindest bis zu dem Punkt, als der Arm meiner Frau schmerzhaft mit meiner Stirn kollidierte. Ich war sofort wach und wandte mich zu ihr um. Lauren hatte sich vollkommen in das dünne Betttuch verschlungen, Schweißperlen standen auf ihrer bleichen Stirn und sie warf sich mit verzweifeltem Stöhnen hin und her.
 

Ich packte sie bei den Schultern und versuchte sie dazu zu bringen, aufzuwachen und sich zu beruhigen, doch sie warf sich gegen meinen Griff, versuchte sich loszureißen als wäre nun plötzlich ich im Fokus ihrer Angst. Ich rief ihren Namen und versuchte sich durch leichtes Schütteln ihrer Schultern aufzuwecken. Und endlich, endlich öffnete sie die Augen. Ich war so erleichtert, dass ich den panischen Ausdruck in ihren Augen zuerst gar nicht bemerkte. Erst als sie einen langen, gellenden Schrei ausstieß, wurde mir klar, dass sie noch immer in ihrem Albtraum feststeckte, so wie es mir selbst schon mehrere Male ergangen war.
 

Oh meine arme Lauren... es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis sie sich wieder beruhigt hatte. Ich versuchte sie zu besänftigen und ihr zu versichern, dass es nur ein einfacher Albtraum gewesen war, obwohl ich mir sehr sicher bin, dass dem nicht so ist. Sie weigerte sich, mir zu erzählen, von was sie geträumt hat, offenbar wollte sie es nicht ein zweites Mal in so kurzem Abstand durchleben müssen. Ich begleitete sie in ihr Stickzimmer und ließ ihr Tee bringen, da an Schlaf nicht mehr zu denken war. Meine arme Lauren war ganz aufgelöst und auch ich bin tief beunruhigt.
 

Wenn sich das Wesen jetzt schon an meiner Frau vergreift, wie lange wird es dauern, bis es auch meinen Sohn ins Auge fasst? Ich fühle mich, als wären meine Albträume um mich herum zum Leben erwacht. Ich darf nicht zulassen, dass den beiden etwas zustößt, dieser eine Albtraum war schon fast zu viel für Lauren, was würde es erst mit meinem Sohn anstellen, der schon seit seiner Geburt von schwächlicher Gesundheit ist? Auch wenn es mich schmerzte, meine Frau in ihrem Elend allein lassen zu müssen, so ist meine Recherchearbeit derzeit von größerer Bedeutung. Ich habe mich so schnell es ging von ihr losgeeist und bin zurück in die Bibliothek gegangen, wo meine Bücher bereits auf mich warteten.
 

Das einzig Gute, das das Ereignis von gerade eben hatte, ist, dass ich den Pavor nocturnus nun endgültig ausschließen kann. Da die Bediensteten aufgrund ihrer mangelnden magischen Fähigkeiten auszuschließen waren, wäre nur meine Frau in Frage gekommen. Ich traue ihr sehr viel zu, doch das Lügen hatte noch nie zu ihren Stärken gezählt. Sie verfügt nicht über das schauspielerische Talent einen solchen Anfall vorzuspielen.
 

Je länger ich hier in meiner Bibliothek sitze, desto schläfriger werde ich. Der extreme Schlafentzug der letzten Wochen macht sich in vollem Ausmaß bemerkbar, ich lese langsamer, habe große Schwierigkeiten mit den Übersetzungen und immer wieder verrutsche ich im Absatz und muss die Seite von neuem beginnen. Anfangs war die Suche mühsam, doch langsam artet sie zu einer Aufgabe aus, die man selbst Herkules nicht zugemutet hätte.
 

Ich höre immer wieder ein leises Knacken und versuche mir einzureden, dass es nur das alte Holz ist, das in den Wänden arbeitet. Doch warum ist es mir dann noch nie so sehr aufgefallen wie jetzt? Ich sitze am Schreibtisch, in meine Ecke gezwängt und jedes Knacken lässt mich mit rasendem Herzen zusammen zucken. Warum kann es nicht einfach aufhören? Ich bin müde und ausgelaugt, ich weiß nicht, wie lange ich noch durchhalten kann, egal wie sehr ich versuche, mich aufrecht zu halten, es wird einen Punkt geben, an dem auch ich nicht mehr weiter kann.
 

Kurz bevor ich erschöpft über meinen Büchern zusammen sinken wollte, erblickte ich einen Abschnitt in ‚Monster der Tropen - was sie bei Reisen in die Tropen beachten müssen‘ über den Lethifold, der vielversprechend anmutet. Es wird von einem Angriff eines Lethifolds auf ein kleines Dorf berichtet. Der Bericht wurde von einem der Überlebenden verfasst, daher zweifele ich nicht an seinem Wahrheitsgehalt und bin so erfreut, endlich mehr Details zu einem der Wesen zu erhalten, die sich auf meiner Liste der Verdächtigen befinden, dass ich kurze Zeit meine Angst vergesse.
 

‚Das Tuch kam des Nachts, es flog durch das offene Fenster hindurch und legte sich über die schmale Gestalt des kleinen Mädchens auf dem Bett neben dem meinen. Es war die Tochter der Hausbesitzer bei denen ich mit meiner Familie zu Besuch war. Ich war so voller Angst, dass ich ganz still dalag und nicht wagte mich zu bewegen aus Angst, das Tuch könnte auf mich aufmerksam werden. Es war pechschwarz, so dunkel, dass man es kaum erkennen konnte und hielt den Körper des Mädchens mit aller Gewalt in dessen Bett, auch wenn es begonnen hatte, sich zu wehren. Ich schloss die Augen, als die Schreie gedämpft durch das Tuch drangen und musste den Drang meine Ohren zuzuhalten unterdrücken, als ein schauderhaftes Knirschen und Knacken durch den Raum drang. So lag ich da bis am Morgen. Im Licht des erstes Sonnenstrahls wagte ich es meine Augen wieder zu öffnen. Von dem Mädchen waren nur noch ihre Kleidung und ein paar blanke, abgenagte Knochen übrig.‘
 

Was ich dort lese passt einfach nicht zu dem, was sich in meinem Haus zuträgt. Es mag sein, dass manche Lethifolde ihr Opfer mehrmals besuchen und es nicht sofort verschlingen, dennoch ziehen sich meine Albträume und die Atemnot nun schon seit mehreren Wochen hin. Ich glaube, ich kann den Lethifold guten Gewissens von der Liste streichen und bin meinem Ziel damit etwas näher gekommen.
 

20.3.1883, St. Yves
 

Die Nacht war mehr als anstrengend. Als ich ins Schlafzimmer gegangen bin, saß meine Frau schon im Bett, die Haare, welche sie sonst immer zu einem ordentlichen Zopf flechtet um sie im Schlaf nicht vollkommen zu verknoten, hingen ihr lose und scheinbar ungekämmt über die schlanken Schultern, ihre Augen waren weit und ängstlich, so als hätte sie sich vor dem Geräusch meiner Schritte im Flur erschrocken. Sie sah aus wie ein kleines Mädchen, wie sie zitternd in ihrem weißen Nachthemd dasaß, doch sie sprach kein Wort zu mir, verfolgte mich nur mit ihren großen blauen Augen, wie ich mich für die Nacht umzog und schließlich ins Bett ging.
 

Ich wollte das Licht löschen, doch gerade als die Hand ausstrecken wollte, kam ein leises ‚Nein.‘, von Laurens Bettseite. So lagen wir beide voller Angst im Licht der Öllampe da und wagten nicht, einzuschlafen, denn wir beide wussten ganz genau, dass die Träume, die uns heimsuchen würden, schrecklicher waren als alles, was die Realität jemals zu bieten hatte. Erst als die Sonne sich rötlich am Horizont zeigte, beendeten wir diese Farce von einer Nacht und standen beide auf um wieder unseren Aufgaben des Tages nachzukommen.
 

Natürlich ging ich so schnell wie möglich zurück in die Bibliothek, doch bevor ich mich an den Schreibtisch setzen konnte, musste ich jede Ecke und jeden Winkel des Raumes kontrollieren, den Zauberstab immer in der Hand, sollte ich auf etwas stoßen, obwohl ich genau wusste, wie lächerlich ich mich benahm. Ich öffnete alle Vorhänge so weit es nur ging und kehre, ein wenig peinlich berührt, zu meinem Schreibtisch in der Ecke zurück.
 

Ich beginne mit der Suche nach weiteren Details bezüglich des Nachzehrers, dem Untoten, der aus dem Sarg heraus Lebenden die Lebensenergie raubt, was mit Albträumen, Abmagerung und Schwächezuständen einher geht. In einem Buch über Begräbnisriten finde ich, zusätzlich zu den Empfehlungen, wie man einen Leichnahm davon abhält zum Nachzehrer zu werden, die Information, dass ein Leichnahm sich nur dann zur dunklen Kreatur entwickeln kann, wenn er noch nicht vollständig verwest ist. Da er entweder Verwandte angreift oder Menschen, die in der Nähe seines Grabes wohnen, angreift, bedeutet dass, dass ich entweder einen Verwandten haben müsste, der kürzlich verstorben ist, oder in der Nähe eines einigermaßen frischen
 

Gerade war mein Sohn hier. Er stand hier vor meinem Schreibtisch und hat geweint, weil ich so wenig Zeit mit ihm verbringe. Ich kann nicht beschreiben, wie schwer es für mich war, ihn dort stehen zu sehen. Mit einem Mal sah er viel jünger aus als seine acht Jahre. Ich habe schnell alles auf dem Schreibtisch zugeklappt, so dass er die grausigen Bilder in den Büchern nicht sehen konnte und ihn zu mir auf den Schoß gehoben. Erst jetzt wurde mir klar, dass ich ihn seit Wochen nur noch schlafend in seinem Bett beobachtet habe. Tylor nahm mir das Versprechen ab, ihn am Abend ins Bett zu bringen und etwas vorzulesen, was ich ihm einfach nicht abschlagen konnte. Ich darf nicht zulassen, dass das Wesen, das mich bedrängt meine Familie zerstört.
 

Ich war bei den Gräbern in der Umgebung meines Hauses stehen geblieben. Ich habe keinen Verwandten, der vor weniger als fünf Jahren gestorben ist, zumindest niemand, von dem ich wüsste. Sicherheitshalber habe ich den Stammbaum in unserem Familienbuch konsultiert, doch sowohl meine Eltern als auch die Eltern meiner Gattin starben vor über zehn Jahren, ihre Leichen müssten längst zu Staub zerfallen sein. Meine Frau hatte eine jüngere Schwester, die jedoch schon im Kindesalter einer Krankheit erlag. Ich selbst bin ein Einzelkind und so sind Tylor, Lauren und ich die einzigen noch lebenden Mitglieder der Familie Fry.
 

Ich weiß mit Sicherheit, dass es kein frisches Grab auf meinem Grundstück gibt, der Friedhof des Dorfes ist mehrere Meilen entfernt direkt am Meer, so dass ein Nachzehrer sicher über dreißig anderer Häuser zur Verfügung gehabt hätte, an denen sein Grab näher gelegen wäre als das meiner Familie, welches mit dem Wagen eine halbe Stunde vom Dorfkern entfernt liegt. Einen Nachzehrer kann ich also ebenso ausschließen wie den Lethifold. Es bleiben somit nur noch Nachtmahr und Sukkubus übrig die in Frage kommen.
 

Als ich meine Feder zur Seite legte hörte ich ein leises Klopfen. Es war wieder das gleiche Klopfen, das ich bereits vor ein paar Tagen vernommen hatte, vier Schläge je zwei dicht aufeinander folgend. Ich war sofort starr vor Angst und bemühte mich, auszumachen von wo es kam. Mir schien, als würde es lauter werden. Immer wieder, ein kleines bisschen lauter. Ganz langsam stand ich auf und schlich zur Tür, denn ich meinte, dass das Klopfen von einem Ort kam, der außerhalb der Bibliothek lag. Mein Herz schlug so laut, dass ich Angst hatte, es würde das Klopfen übertönen, doch da, da war es wieder... es kam aus der Richtung des Zimmers meines Sohnes.
 

Ich rannte los, voller Angst, dass das Wesen nun meinen Sohn im Visier hatte. Er durfte ihn nicht bekommen, nicht meinen Sohn, meinen kleiner Tylor! So schnell ich nur konnte stürmte ich den Gang entlang, doch noch bevor ich die Tür erreichte, sah ich ihn da liegen. Leblos am Boden, in einer Lache seines eigenen Blutes lag mein kleiner Sohn. Ich erstarrte, konnte keinen Schritt mehr weiter gehen und es war, als hätte man mir einen heftigen Schlag in die Magengrube versetzt, so fest, dass ich nicht mal mehr nach Luft schnappen konnte. Tylor... mein armer kleiner Tylor... Fassungslos schüttelte ich den Kopf und schlug die Hände vors Gesicht.
 

Plötzlich hörte ich, wie die Zimmertür sich öffnete und ich erwartete, meine Frau zu sehen, die sicher noch nichts von all dem mitbekommen hatte, doch statt einem spitzen Schrei hörte ich nur ‚Vater? Was tust du hier? Du wolltest mir doch vorlesen!‘ Tylor stand in seinem Pyjama im Gang und sah mich fragend an. Der Fußboden war unbefleckt. Erleichtert wie noch nie, drückte ich meinen Sohn an mich. Ich verbringe die Nacht heute bei ihm.
 

21.3.1883
 

Obwohl ich fest geplant hatte, die ganze Nacht über meinen Sohn zu wachen, der nach einer langen Gute-Nacht-Geschichte eingeschlafen ist, war der Schlafentzug schließlich doch zu viel für meinen Körper und ich bin gegen meinen Willen auf einem Sessel neben seinem Bett in tiefen Schaf gesunken. Die Nacht verlief ansonsten ohne Auffälligkeiten, doch der Schock über die Halluzination sitzt mir noch immer in den Knochen.
 

Ich weiß nicht mehr, in was ich noch vertrauen soll, wenn meine eigenen Sinne mich betrügen. Schreckliche Dinge in seinem Traum zu sehen ist grausig und quälend, doch nicht mehr zu wissen, was real ist und was nicht... Es fühlt sich an, als würde meine Welt in Stücke zerfallen. Als würde ich den Verstand verlieren. Eine leise Stimme in meinem Inneren flüstert mir immer wieder zu, dass es gar keine Bedrohung von außen gibt. Dass alles nur Einbildung ist. Dass ich dem Wahnsinn verfalle. Doch was soll ich anderes tun, als weiter zu machen, wie ich begonnen habe? Wenn es ein Sukkubus oder ein Nachtmahr ist, der mich und meine Familie bedroht, dann gibt es noch immer eine Chance, ihn zu bekämpfen. Diese Chance kann ich nicht einfach wegen Zweifeln verschenken.
 

Jetzt, wo nur noch zwei Wesen auf meiner Liste stehen wird die Suche zusehends anstrengender, vor allem weil ich die Bücher, die am wahrscheinlichsten Inhalte zu dunklen Wesen in sich tragen bereits durchgearbeitet habe und nur mehr auf gut Glück Bücher aus dem Regal ziehe. Wenn man bedenkt, dass ich weit über zweitausend Werke besitze ist die Wahrscheinlichkeit, genau das eine Buch zu finden, welches mir weiter helfen kann nahezu verschwindend gering. Vor allem weil die meisten nicht über ein Inhaltsverzeichnis verfügen und einige nicht einmal einen Titel auf dem Buchrücken tragen.
 

Immer wieder ist mir, als würde ich wieder das Klopfen hören... ganz leise in der Ferne... doch ich weigere mich ihrem Klang zu folgen, denn sicher würden sie mich nur wieder in eine Halluzination führen. Einen weiteren Schlag verkrafte ich nicht.
 

Endlich! Endlich die Antwort! Ich möchte das Buch küssen, welches ich gerade in Händen halte! Es ist der Nachtmahr! Es kann nur der Nachtmahr sein! Die Symptome entsprechen genau der Beschreibung, sogar das Klopfen wird erwähnt. Man vermutet, dass es sich um den Schlag seiner beiden Herzen handelt, doch darüber kann man nur Vermutungen anstellen, da es noch niemals gelungen ist, ein lebendes Exemplar zu fangen.
 

‚Der Nachtmahr ist eines der gefährlichsten Wesen des mittleren Europa. Er jagt alleine, lebt jedoch in größeren Familienverbunden, die selten ihren Stammsitz wechseln, es sei denn sie finden auf den Jagdzügen ein lohnenderes Gebiet. In der Regel geht ein Angriff mit Albträumen, Erstickungsanfällen und Halluzinationen einher, gefolgt von Wahnsinn und in der Regel einem Selbstmord um den Albtraumvisionen und der ständigen Angst zu entkommen. Der Nachtmahr ernährt sich von Angst. Es ist äußerst gefährlich ihn zu reizen; sobald er bemerkt, dass ein Opfer sich gegen ihn zu wehren versucht, legt er oft äußerste Brutalität an den Tag. Eines seiner Markenzeichen ist das Zerquetschen des Brustkorbes und das langsame Ersticken seines Opfers.‘
 

Dies war alles, was ich in dem Buch finden konnte, doch es ist eine Spur, endlich habe ich etwas, dem ich folgen kann! Ich werde schnell etwas kleines zu Essen aus der Küche holen.
 

Mein Sohn hat das Tagebuch gelesen. Ich kam gerade aus der Küche zurück und sehe, wie er dasteht, das Tagebuch in der Hand und darin liest. Sofort habe ich ihm das Buch aus der Hand gerissen und ich angeschrieen, was das sollte, doch der Schaden ist angerichtet. Er weiß von der Bedrohung. Und dem Nachtmahr wird das nicht gefallen.
 

Die ganze Nacht über sitze ich in der Bibliothek und versuche hektisch, einen Weg zu finden, wie ich ihn bekämpfen kann, wie ich meinen Sohn beschützen kann, doch ich finde nicht, nichts das mir hilft! Mein Blut rauscht in meinen Ohren und ich höre es immer lauter, dieses Klopfen, als wäre es das Schlagen meines eigenen Herzens, nur verdoppelt. Immer lauter und lauter, bis ich nichts anderes mehr höre, bis meine Trommelfelle zu zerreißen drohen, Pochpoch Pochpoch.
 

22.3.1783
 

Er ist tot.
 

Ich habe ihn getötet.
 

Tylor... mein wunderschöner, kleiner Junge.... er ist tot.... wegen mir....
 

Ich weiß nicht, wie ich noch weiter machen soll. Es erscheint mir so sinnlos, so... überflüssig noch weiter zu machen... wozu? Tylor ist tot... er wird nie mehr zu mir zurück kommen... mich nie mehr mit seinen blauen Augen ansehen und mich fragen, ob ich ihm vorlese! Er wird nie zu einem Mann heran reifen. Ich werde ihm nie das Fliegen beibringen können...
 

Ich habe versagt...
 

Heute Morgen wollte ich in die Küche gehen um kurz etwas zu essen. Der Weg führt an seinem Zimmer vorbei und ich dachte, ich könnte ihm schnell guten Morgen sagen... er lag in seinem Bett... überall war Blut... Sein Brustkorb war eingedrückt... ich... ich konnte seine Rippen sehen, wie sie aus seinem Fleisch hervorragten wie... wie Planken aus einem Schiffswrack... ich habe geschrieen... geschrieen und geschrieen, bis meine Frau kam und sich aufgelöst in Tränen an mich drückte.
 

Ich weiß nicht, wie lange wir weinend auf dem Boden im Zimmer meines Sohnes saßen. Meine Frau sagte immer wieder ‚Er ist nicht tot... Tyler ist nicht tot....‘ und jedes Mal zerriss es mir das Herz, diese Worte der Verleumdung zu hören.
 

Damit niemand mehr dieses Buch aus Versehen lesen kann, werde ich einen Zauber auf die kommenden Seiten legen. Nur mit dem richtigen Trank ist es möglich, die Seiten zu lesen:
 

Wo die Gefahr am größten ist, leuchte ich euch süß den Weg.

Vor der Dunkelheit verstecke ich mich, so dass nur ihr die Lösung des Rätsels seht.

Zwei meiner Freunde sind euch wohlgesonnen,

werden euch aber nicht helfen, bei der Suche, die ihr habt begonnen.

So wie zwei meiner Freunde euch nur klares Wasser offenbaren,

Lassen die drei anderen euch einen qualvollen salzigen Tod erfahren.

Wählt mit Bedacht, denn das Dunkel ist nah,

Um mich zu finden, lege ich euch diese vier Hinweise dar:

Erstens: Wenn du mich und die süße Erleuchtung finden magst,

wähle nicht eine der Äußeren, da du sonst vielleicht versagst.

Zweitens: Zwei von uns sind Zwillinge, wenn ihr auf uns achtet,

wo der eine friedlich, der andere euch nach dem Leben trachtet.

Drittens: Meine beiden Freunde, die nur das klarste Wasser enthalten,

findet man immer zur Rechten eines tränenreichen Gifts, das eure Glieder lässt erkalten.

Viertens: Zwei von uns sind Riesen, wie ihr seht,

doch keiner würde wollen, dass euer Leben nun zu Ende geht.
 

23.3.
 

Ich kann mich kaum auf den Beinen halten, so müde bin ich. Ich habe Angst zu schlafen, auch wenn ich nicht mehr weiß, was der Nachtmahr mir noch grausigeres zeigen könnte, seit dem er mir meinen kleinen Sohn genommen hat. Ich habe keine Angst mehr davor, die Bilder zu sehen. Ich habe Angst davor, nicht mehr zu wissen, ob ich erwacht bin, oder noch schlafe.
 

Wie in Trance wanke ich von Regal zu Regal und suche nach Büchern... einem Buch, das mich retten kann.
 

Hier... es gibt einen Zauber... er kann den Nachtmahr aufspüren, jedoch nur, wenn er sich in einem gewissen Umkreis um den Zauberer aufhält.... ‚Spricht man ‚Ostende mihi teipsum‘ und bewegt dabei den Zauberstab in einer schwungvollen nach rechts gerichteten Diagonale, so erscheinen Lichter, die den Zauberer zum Aufenthaltsort des Nachtmahrs führen.‘
 

Wie dumm von mir... vor ein paar Wochen erst habe ich ein Buch über die neusten Entwicklungen bei Tränken erstanden. Wie konnte ich nur vergessen, einen Blick dort hinein zu werfen?! Der Tränkemeister Arsenius Jigger hat einen Trank entwickelt, der traumlosen Schlaf garantiert. Ohne Traum kann ein Nachtmahr auch nicht in in selbigen eindringen...
 

Ich werde sofort diesen Trank bestellen und hoffen, dass ich zumindest meine Lauren noch für ihm beschützen kann, die heute immer wieder mit geschwollenen Augen und besorgtem Blick zur Tür herein gespäht hat.
 


 

24.3.
 

Ich habe es! Ich habe die Antwort! Wie konnte ich es nur übersehen?! Wie konnte ich die ganze Zeit an diesem Buch vorbei gehen?!
 

Hier in diesem Buch steht genau, wie ich diesen Nachtmahr beseitigen kann, wie ich dafür Sorgen kann, dass er mich und meine Familie nie wieder bedrohen kann. Ich bin so glücklich, dass dieser Schrecken endlich ein Ende haben wird...
 

In ‚Schutzrituale des alten Roms‘ steht alles genau beschrieben, ich muss nur noch....
 


 

--------
 

Alfred J. Fry starb am 25.3.1883 über sein Tagebuch gebeugt. Sein Sohn Tylor fand ihn am Schreibtisch sitzend vor, seine rechte Hand war krampfartig um die Feder geschlossen, sein Brustkorb seltsam eingedellt und aus Augen und Mund lief langsam verklumpendes Blut.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Kerstin-san
2017-02-24T13:53:53+00:00 24.02.2017 14:53
Hallo,
 
gleich nach den ersten Sätzen hast du mich schon komplett in den Bann gezogen gehabt. Du hast diese altertümliche Sprache sehr gut drauf und durch die Schilderung in Tagebuchform hab ich mich etwas an Bram Stokers Dracula erinnert gefühlt. Dieser Stil ist aber etwas, was mir sehr gut gefällt. Es ist so ungefiltert und direkt an den Leser gerichtet, dass man sich unweigerlich direkt als Beobachter der Ereignisse fühlt.
 
Ich empfinde die Schilderungen von Alfred als sehr beklemmend, weil er seine Einträge damit beginnt, was er wahrnimmt nur um im nächsten Satz gleich zu betonen, dass das ja bestimmt nur Einbildung ist. Das wirkt wie ein Versuch sich selbst davon zu überzeugen, ohne wirklich daran zu glauben (sonst würde er sich ja auch nicht die Mühe machen, alles zu dokumentieren)
 
Man merkt, dass Alfred systematisch veranlagt ist und sich gleich mal in Büchern vergräbt, um dort eine mögliche Erklärung zu finden. Ich mag diesen pragmatischem Zug an ihm.
 
Klasse fand ich die Flüche, die du dir selbst ausgedacht hast. Da ist einem beim lesen wirklich ein Schauer über den Rücken gelaufen, wenn man sich vorstellt, welche Art Mensch so einen Fluch entwickelt. Im Mittelalter gings da wohl recht finster zu.
 
Generell fällt auf, wie schnell sich das Leid von Alfred steigert. Bevor er seine Tagebucheinträge angefangen hat, waren seine Symptome über einen Zeitraum von etwa 4 Wochen ja relativ harmlos, aber das steigert sich durch die ständigen Alpträue ja rapide. Er ist übermüdet, fahrig und nervös, was ja auch kein Wunder ist. Ist echt fesselnd zu lesen. Auch, dass er zunehmand wütend reagiert, dass sein alter Freund seien Sorgen nicht ernst nimmt und nicht mehr weiß, ob er seinen Sinnen noch trauen kann, hat verdeutlicht, wie sich die Intensität seiner Angst steigert.
 
Als die Alpträume dann auch auf Alfreds Frau übergehen, hatte ich erwartet, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis auch ihr gemeinsamer Sohn betroffen ist, aber das das alles nicht real ist, hat selbst mich dann überrascht. Ein jammer, dass Alfred dann tatsächlich die Lösung findet, nur um ausgerechnet in dem Moment zu Tode zu kommen. Ahhh, wirklich schade. Gerade, dass er gegen Ende gar nicht mehr weiß, was Traum und was Realität ist, zeigt, wie geschict der Nachtmahr agiert und das er vermutlich zu jedem Zeitpunkt wusste, wie weit Alfreds Nachforschungen gediehen waren. Wirklich eine fesselnde Reise, auf die du den Leser mitgenommen hast!
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Kyubii
2016-08-27T21:48:25+00:00 27.08.2016 23:48
Das war heftig. Also hat Alfred am Ende halluziniert und gedacht er hat seinen Sohn ermordet...


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