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Selbst im Tod hat man nicht seine Ruhe!

In die Hölle und zurück...
von

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"Ziemlich heiß"

Es war ein kalter, nasser Sonntagmorgen.

Der Himmel war grau, dicke Regentropfen fielen auf mein blasses Gesicht, als ich mitten im Park stand und die Magnum an meine Schläfe hielt.

Meine Bluse war klatschnass, sodass man alles dadurch sah.

Mein schwarzes Haar klebt an mir.

Ich weiß nicht was mich dazu getrieben hatte.

Vielleicht weil ich zu fett war und keiner mich haben wollte, weil ich zu bescheuert war um glücklich zu sein oder die Tatsache, dass ich mich 3 Jahre für einen Mann aufgeopfert habe, der mich nur ausgenutzt und nie wirklich geliebt hat.

Mit 25 Jahren in den emotionalen, psychischen Ruin.

Einfach nur perfekt!

Als ich abdrückte fühlte ich nichts mehr, nur der Ruf des Todes und ein Lächeln auf den Lippen.

Es ist, als ob dir ein kalter Schauer über den Rücken läuft und dich noch einmal in ein unvergessliches Glückserlebnis versetzt, eh du ins Gras beißt.

Ich hab zwar nicht hinein gebissen, aber mein Gehirn wie Dünger darauf verteilt.

Sah nicht gerade appetitlich aus, naja…

Und als ich dachte, jetzt ist endlich alles vorbei, überkam mich plötzlich ein komisches Gefühl.

Ich war tot, ich hatte mir eine 9mm durch das Hauptquartier meines Körpers gejagt und trotzdem fühlte ich mich irgendwie lebendig.

Verdammt! Hatte ich falsch getroffen?

Doch als ich die Augen öffnete war dort kein Gras, keine Bäume, kein zermatschtes Hirn.

Nur schwarzer Stein und ekelhafter Eiergestank, der mir in die Nase stieg.

Scheiße! Wo war ich?!

„In der Hölle!“, dröhnte eine quäkende Stimme in meine Ohren.

„Boah! Nicht so laut! Meinen Hörapparat brauch ich noch!“, donnerte ich zurück.

„Wenn ich mit dir fertig bin, wünschst du dir nie wieder hören zu können!“

Ich lachte laut auf.

„Na wenn du schon so eine große Fresse hast, dann zeig dich gefälligst, du madige Ratte!“

Aus einem Schatten der hohen Felswände trat ein kleiner, grüner, zerknitterter Zwerg heraus.

Ein Auge stand weit hervor, das andere verschwand fast unter einem Lappen alter Haut.

Galle stieg mir in der Kehle hoch, als er langsam auf mich zuwankte.

„Ich werde es genießen, dich zu schänden, in deinem Blut baden…!“, quiekte es.

„… deine Eingeweide essen, dich häuten…“

„Stop!“, rief plötzlich eine dunkle Stimme im Befehlston durch die Schlucht.

„Du wirst gar nichts mit ihr machen, sie soll zum Chef!“

Ein riesiger Schatten kam auf uns zu, mir blieb die Spucke weg, als ich ihn erblickte.

„Oh, fuck!“, flüsterte ich nur leise, als ich ihn musterte.

Muskulöse Beine, von dunklen Rüstplatten geschützt, der Oberkörper so stark und muskelbepackt und doch nackt.

Schwarze, tätowierte Schnörkel passten sich jeder Bewegung an und ließen ihn noch bedrohlicher wirken, als er es schon tat.

Über seine Schultern breitete sich schwarzes, langes Haar aus, welches sein scharf geschnittenes Gesicht umrahmte.

Aus diesem, als krönenden Abschluss, funkelten zwei grasgrüne Augen hervor, die mir den Atem nahmen.

„Aber, Arazel!“, flehte die Mißgeburt.

„Verschwinde! Oder ich häute DICH!“

So schnell Ihn seine verkrüppelten Warzenbeine tragen konnten, verschwand er wieder im Schatten.

Ich hatte mich die ganze Zeit nicht einen Millimeter bewegt.

Ich verstand gar nichts mehr.

Da denkt man, dass endlich alles vorbei ist und dann findet man sich in einer Welt wieder, mit warzenübersähten Gollums und tätowierten Bodybuildern.

„Was ist hier los verdammt nochmal!“, schrie ich ihn an.

„Du bist wahrscheinlich etwas verwirrt.“, antwortete er mir.

„Verwirrt? Hallo! Ich hab mir gerade eine Kugel durch die Birne gejagt! So verwirrt kann ich nicht wirklich sein!“

„Du bist in der Hölle Clara!“

Na klasse! Jetzt kennt der Vollpfosten auch noch meinen Namen.

„Hölle… Ja klar… Ich träume, oder?“

Er schüttelte den Kopf.

„Nein.“

Ich lachte leise.

„Nein, das kann nicht wahr sein!“

Langsam trat er auf mich zu.

„Du sollst zum Chef.“

„Na klar. Reicht es wenn ich einen Beschwerdebrief schicke?“

„Er will dich sprechen.“

Ich verschränkte die Arme vor der Brust und schaute ihn böse an.

„Was will er denn von mir?“, fragte ich schnippisch.

„Mir jetzt auch noch mein Leben versauen? Tut mir leid, aber das habe ich schon selbst gut hin bekommen.“

Arazel trat näher zu mir und packte unsanft meinen Arm.

„Komm jetzt!“

Schnell riss ich mich los und trat eine Schritt zurück.

„Sag mal geht’s noch? Ich bin kein Sklave!“

„Du hast keine Wahl! Entweder du kommst mit oder du durchlebst deinen Selbstmord immer und immer wieder.“

„Du verarschst mich, oder?“

Arazel schüttelte den Kopf.

Ach, verdammt! Wieso passiert das immer mir?

Schickst du Scheiße, bekommst du Scheiße!

„Na gut. Aber wehe da kommt nichts bei raus!“

Arazel verbeugte sich und lief vorran, ich folgte ihm angepisst.

Wir liefen durch dunkle Tunnel und Schluchten.

Der Stein so schwarz und glänzend, dass er funkelte wie Diamanten.

Es kam mir vor wie Stunden, als wir endlich den Ausgang des Felslabyrinthes erreichten.

„Haben wir es endlich geschafft? Ich hab schon Platt… füße..“, das letzte Wort blieb mir fast im Hals stecken, als ich den riesigen Felspalast entdeckte, der dort aus der Schlucht heraus ragte.

„Wow! Das Empire State Building ist dagegen ja ein Husten!“

Arazel lachte. Es klang wie perlendes Wasser.

„Komm weiter!“

Ich folgte ihm hinab zur Brücke, die über einen Lavastrom führte.

„Ziemlich heiß hier unten.“

„Tja, das ist die Hölle.“

„Ja, aj ich habs ja verstanden.“

Sie folgte ihm auf ein riesiges Eisentor zu.

Bedrohlich schwarz ragte es auf und mir wurde flau im Magen.

„Sag mal, Arazel? Was erwartet mich eigentlich?“

„ich weiß es nicht.“

„Na toll.“

Das Tor öffnete sich mit lautem Knarren und gab den Blick auf einen Innenhof frei.

Keine Wachen, keine Bediensteten.

„Tote Hose oder kein Geld für Arbeitskräfte?“

Arazel antwortete mir nicht und lief auf eine dunkle Flügeltür zu, die mit Ziegenköpfen verziert war.

Diese führte in einen langen, von Fackeln beleuchteten Flur.

Langsam machte sich doch die Angst in mir breit und krabbelte mir, wie Ungeziefer, den Rücken hoch.

Scheiße! Hätte ich mich nicht umgebracht… das Mistleben weiter zu führen wäre wahrscheinlich angenehmer gewesen.

Der Flur wurde immer länger, mit jedem Schritt wurden meine Knie weicher.

Als plötzlich die nächste Tür auftauchte, blieb Arazel stehen.“

„Was ist los?“, fragte ich.

„Ab hier darf ich nicht mehr die Räume betreten. Nur wenn er es wünscht.“

„Ich hab Angst.“, sagte ich leise.

„Wer zu Ihm vortreten darf, hat keine Sorge zu tragen, dass er gestraft wird.“, erscholl es.

Ich zuckte zusammen, denn die Stimme, die neben mir erschall, klang kalt und böse.

„Ich werde dich weiter begleiten.“

Eine kleine Gestalt in dunkler Kutte tauchte in meinem Augenwinkel auf.

„Gott, ich will hier raus.“, flüsterte ich.

Die Tür öffnete sich und der Kuttenzwerg schob mich hindurch.

„Wie oft werde ich jetzt noch den Begleiter wechseln?“

„Ich bin der Letzte, der dich führt.“, sagte der Zwerg.

Ein dicker, roter Vorhang tauchte vor uns auf.

„geh nach vorn und verbeuge dich und stehe erst auf, wenn er dich auffordert.“

Mit diesen Worten schob er mich durch den Vorhang und ich stand allein in einer riesigen Halle.

Sie war aufgebaut, wie eine Kirche.

Das Mittelschiff, von Säulen gerahmt, führte auf ein hohes Podest zu.

Das linke und rechte Seitenschiff war dunkel, stockdunkel.

Der Boden war aus rotem Stein, wie auch die Säulen , die so hoch ragten, dass man die Decke nicht erkennen konnte.

Schritt für Schritt ging ich den Mittelgang entlang.

Ich war kurz davor mir in die Hose zu pinkeln.

Auf dem Podest stand ein riesiger, leerer Thron, keine Seele oder Wesen zu sehen.

„Ich will hier weg.“

„Das geht leider nicht so schnell.“, sagte eine dunkle Stimme.

Ich schrie vor Schreck auf und schaute mich um.

„Sag mal! Habt ihr alle so großen Spaß daran unschuldige Tote zu erschrecken?“

„Unschuldig?“, fragte die Stimme.

Ein Mann trat aus dem Schatten des linken Schiffs auf das Podest und ging auf den Thron zu, wo er sich genüsslich nieder setzte.

Sein Erscheinungsbild war die reinste Perfektion.

Markante Gesichtszüge, das spitze und doch kantige Kinn, die hohen Wangenknochen von schwarzem, langem Haar umrahmt und eisblaue Augen, die mich fixierten.

Seine schlanken Finger schlossen sich um die Enden der Armlehnen und seine langen Fingernägel krallten sich in die Kuhlen.

„Du hast dich umgebracht. Das ist eine Sünde. Genauso wie dein vergangenes Leben eine Sünde war.“, sagte er ruhig und grinste mich an.

„Oder nicht?“

Ich wurde wütend, wurde sauer.

„Pass mal auf, Chefchen! Ich habe 25 Jahre meines Lebens damit verbracht ein guter Mensch zu werden! Bis zu meinem 6. Lebensjahr ging das auch gut! Mein Leben war keine Sünde, sondern ein Haufen Scheiße, das ich besser hätte weiter leben sollen. Wenn du der Meinung bist? Bitte! Aber das ich verprügelt, geschändet und missbraucht wurde, empfinde ich als Sünde für die anderen, nicht für mich.“

Ich atmete schwer.

Er erhob sich und trat die stufen zu mir herunter.

„Clara. Ich bin der Teufel oder auch Satan, Memnon… such dir einen Namen aus den Kulturen der Welt aus. Ich bin Luzifer, der Engel, den Gott aus dem Himmel verbannte, mich fallen ließ in diese dunkle Einöde, die ich mir zum Reich machte. Ich kenne dein Leben und ich weiß auch den Grund für diesen unheilvollen Verlauf.“

Verdutzt schaute ich ihn an.

„Was willst du damit sagen?“

Er stellte sich vor mir auf und musterte mich aus seinen hellen Augen.

„Deine Eltern waren meine Anhänger.“

Plötzlich lachte ich laut auf.

„Anhänger… ja klar. Mit Ritualen und so?“

„Sie haben deine Seele an mich verkauft!“

Ich verstummte.

Meine Eltern? Anhänger des Teufels? Sie haben meine Seele an diesen Bastard verkauft und mir somit mein Leben versaut?

„Warum?“

„Weil sie Macht haben wollten. Sie wollten dich opfern, nur verlief es etwas anders.“

„Das heißt, ich hätte nie leben sollen?“, fragte ich ungläubig.

Er nickte.

„ich wusste sie waren nicht würdig mehr Macht zu bekommen, deswegen habe ich sie sterben lassen. Du bist das ganze Gegenteil, du wirst etwas verändern.“

Ich wusste nicht mehr ein noch aus.

„Das heißt, meine Eltern sind gestorben, weil sie nach Macht gestrebt haben und ich habe durch sie meine Seele verloren und mich durch ein scheiß Leben geschlagen, um mich dann irgendwann umzubringen, weil ich etwas verändern kann?“

„Exakt!“

„das ist doch bescheuert!“

„Nein. Denn jetzt wird es besser.“, sagte er und legte mir seine Hand auf die zitternde Schulter.

Mein ganzer Körper war wie gelähmt.

„Du wirst wieder zurück geschickt Clara. Denn du bist ein geborener Racheengel.“

Ich schaute zu ihm auf.

„Ich bin verwirrt. Erst hier runter und dann wieder zurück?“

„Ich werde dir einen Mentor zur Seite stellen, der dir alles erklärt. Nun komm zur Ruhe.“, sagte er und schnippte mit dem Finger.

Aus dem Schatten trat der Kuttenzwerg.

„Ja, Meister?“

„Zeig Ihr ihr Quartier! Schick nach Arazel, er soll sie einführen.“

„Ja, Meister.“

Der Zwerg zog an mir und wie in Trance folgte ich ihm aus dem Saal durch eine Seitentür.

Irgendwie kam mir alles wie ein Traum vor.

Der Haken… ich war tot und in der Hölle.

Träumen geht ab jetzt nicht mehr.



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