Zum Inhalt der Seite

Otherside

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Achat Teil 1

Otherside

Es war verrückt. Jeder Gedanke daran war so fern ab der Realität, die ihnen Tag für Tag vorgelebt wurde und dennoch waren Ana und Cassy davon überzeugt. Es gab eine andere Seite. Eine Seite in der alles Übernatürliche und Unerklärliche zu Hause war. Vampire, Werwölfe, Hexen und andere Dinge. Die Nachrichten waren voll mit seltsamen Berichten über mysteriöse Ereignisse, unglaubliche Todesfälle und unzähligen anderen Dingen, die sich die Menschen nicht erklären konnten. Für die beiden Frauen war die Erklärung so einfach, wie offensichtlich. Sie waren nicht allein auf der Welt und gewiss war nicht alles durch Wissenschaft zu erklären.

Sie beide wollten mehr; mehr über die Welt wissen und herausfinden zu was sie wirklich in der Lage waren. Nicht nur sie beide, sondern alle Menschen. Ana und Cassy glaubten, dass in jedem Menschen etwas Spezielles ruhte. Manche spürten es, manche lebten an ihrem Inneren vorbei und wieder andere begannen es zu nutzen. Ob zum Guten oder zum Schlechten wussten sie nicht. Aber es gab genügend Menschen, denen das Hellsehen gelang oder die einen besonderen Sinn für etwas entwickelt hatten. Wie konnte das alles Zufall sein? Wenn es etwas gab, wo sich beide eindeutig einig waren, dann war es der Umstand, dass es keine Zufälle gab. Weder in diesem noch in einem anderen Leben.

„Heute Abend wieder Sam und Dean anschmachten?“, fragte Ana und ein zuckersüßes Grinsen stahl sich auf die schmalen rosa Lippen. Überzeugend mit den Wimpern schlagend, lehnte sie sich auf den Tresen des Restaurants und warf den Motorradhelm auf einen Hocker neben sich.

„Ich hab dir schon tausend Mal gesagt, du sollst hier so nicht herkommen.“, raunte die hübsche rothaarige und polierte eifrig weiter Gläser. Immer mal wieder warf sie einen Blick zu einer schmalen Tür rechts hinter ihr. „Mein Chef kommt sicher gleich wieder aus der Küche. Er mag dich nicht. Du machst mir nur Ärger hier.“

„ Ich mach doch gern Ärger. Also um sechs bei mir?“, lachte Ana und schnappte sich wieder den Helm.

„Ja doch.“, raunte die Rothaarige und wedelte mit dem Geschirrtuch vor Anas Gesicht herum. „Jetzt geh schon.“

Ana lachte und schritt stürmisch aus dem Restaurant hinaus, wobei sie fast einen Gast anrempelte, der sich gerade durch die schmale Eingangstür schob. Eine Entschuldigung flüsternd, schritt sie auf die Straße hinaus. Die Sonne ging langsam unter. Zum Herbst hin erschrak sie sich immer, wie schnell die Tage plötzlich kürzer wurden. Bald würde es anfangen zu schneien und sie musste ihren ganzen Stolz, eine Kawasaki mit ansehnlichen 190 Pferden, wieder in die Garage verbannen. Aber bis dahin nutzte sie jeden einigermaßen brauchbaren Tag, um mit der schwarzen Maschine die Straßen unsicher zu machen.

Zufrieden seufzend streifte sie sich den Helm über die zusammen geflochtenen braunen Haare und steckte den Schlüssel ins Zündschloss. Die Lederkombi knirschte leise als sie das Bein über das Motorrad legte, doch das Geräusch wurde nahtlos vom Aufheulen des Motors übertönt. Einen flüchtigen Blick in den Rückspiegel werfend, fuhr sie rasant in den Verkehr ein. Sie jagte quer durch den kleinen Ort, bis sie das abgelegene Haus an einer, in einem Wald endenden, Straße erreichte.

Sorgsam stellte sie die Maschine in die angrenzende Garage des alten Fachwerkgebäudes. Das Grundstück war zugewachsen und überall konnte man kleine versteckte Sitzplätze und Kräuterpflanzen finden. Die alten Ahornbäume, die das Haus zur Front hin umsäumten strahlten in prächtigen orange und rot Tönen. Zur anderen Seite hin grenzte das Grundstück an einen tiefen alten Laubwald, der von Bächen durchzogen wurde.

Ihre Kindheit hatte sie mehr in dem Wald als sonst irgendwo verbracht. Unzählige kleine Höhlen und Gruben hatte sie gefunden. Cassy und sie waren sogar mal auf einen alten Bunker gestoßen, dessen Eingang unter Geäst und Geröll verschüttet gewesen war. Mühselig räumten sie die alte Metalltür frei und fanden ein großes Geflecht aus Gängen und Räumen vor. Seit dem war es ihr Geheimversteck. Sie schleppten Kerze und alles andere dort hin und versuchten es so gemütlich wie möglich zu gestalten. Es war ihre Zuflucht gewesen, wenn es wieder Ärger mit den Eltern gab oder sie sonst etwas bedrückte. In den letzten Monaten nutzten sie die Räume mehr und mehr um sich an magischen Ritualen zu üben. So lächerlich es sich auch anhören mochte aber manchmal war sich Ana sicher, dass sie auf einem guten Weg waren und es nur noch eine Frage der Zeit sei, bis sie etwas in sich zu wecken begannen.

Klappernd fischte sie den Schlüsselbund aus der Innentasche der Lederjacke und schloss die alte hölzerne Eingangstür auf. Sie lebte allein in dem großen Haus. Einst gehörte es ihrer Großmutter doch als diese verstarb hatte sie es ihr vermacht. Sie war unendlich dankbar dafür gewesen, hatte sie fast ihre ganze Kindheit auf dem alten Hof verbracht. Ihr Bruder Ian, da war sie sich sicher, hätte das Haus schlicht verkauft. Das hätte Ana das Herz gebrochen. Es war zwar ein großer Aufwand, das Gebäude in Schuss zu halten aber das war es definitiv wert.

Als sie die Lederjacke an den Haken der Garderobe in der großen Diele gehangen hatte, fröstelte es sie. Der Kaminofen, der in der offen angrenzenden Stube stand war schon lange erloschen. Rasch schritt sie die am Ende der Diele liegende schmale Holztreppe hinauf, durch einen kleinen Vorraum und weiter in ein geräumiges Schlafzimmer mit angrenzendem Balkon. Ein großer Pullover und eine einfach Jogginghose waren deutlich gemütlicher als die enge kalte Lederschutzkleidung. Beiläufig schnappte sie sich das Buch vom Nachtschrank und schritt wieder hinunter, dieses Mal in die gemütliche alte Bauernküche. Mit einem Druck auf den Knopf des Wasserkochers, begann dieser rauschend sein Werk. Fast schon automatisiert warf sie das Buch auf die Liege in der Stube und begann damit den Ofen mit Papier auszufüllen, Holz drüber zu stapeln und das Ganze mit etwas Glück rasch zum Brennen zu kriegen.

„Viel besser.“, flüsterte sie und lächelte, als die ersten Flammen einen organgenen Schimmer auf ihre helle Haut legten. Es würde eine Weile dauern, bis der Ofen den Raum mit Wärme geflutet hätte, daher kuschelte sie sich unter eine flauschige Decke und schlug das Buch auf. Vor Tagen hatte sie es in einem kleinen Lädchen in der Nachbarstadt gefunden. Er verkaufte nur Antiquariate. Unter vielen seltsamen Dingen hatte sie es gefunden und musste es einfach mitnehmen. Es stammte aus dem frühen 19. Jahrhundert und beschrieb das Suchen und Finden der eigenen Aura. Autor war eine Frau aus einem kleinen ihr völlig unbekannten Ort. Sie berichtete eine Nachfahrin einer Hexerin aus dem Mittelalter zu sein und all ihr Wissen, sei über die mütterlichen Linien stets weiter gegeben worden. Es war interessant zu lesen und gab immer mal wieder Ansätze preis, die Ana und Cassy ausprobieren konnten.

Achat Teil 2

Im Hintergrund begannen die Holzscheite zu knistern. Ein leises Piepen aus der Küche verriet ihr, dass der Wasserkocher fertig war. Abermals legte sie das Buch weg und schlenderte einen Raum weiter. Am Türrahmen zu der Kochstätte hing ein Bündel mit Lavendel und anderen Kräutern. Schaute man genauer hin, erkannte man dahinter feine dunkle Linien, die sich zu einem orientalischen Symbol formten. Ana hatte überall in der Wohnung kleine Gegenstände, Kräuterbündel oder andere Zeichen verteilt und aufgemalt um ihr Heim so gut es ging vor allen negativen Kräften zu schützen. Sie wusste nicht was davon tatsächlich wirkte und was völliger Humbug war aber allein die Dinge herzustellen und sich das Wissen anzueignen hatten ihr unglaublich viel Spaß gemacht. Zu dem verteilten der Lavendel und auch die anderen Pflanzen einen angenehmen Geruch, wenn man an ihnen vorüber schritt.

Überprüfend an dem klein gehakten grünen Blättern riechend, häufte sie etwas davon in eine Kanne. Das heiße Wasser dampfte als sie es darüber schüttete. Ein plätscherndes Geräusch von draußen, ließ sie aus der Tür in den hinteren Garten hinaus schauen. Das obere Drittel der Holztür war mit Glas versehen, so dass mehr Licht hinein kam. Es hatte zu regnen angefangen. Sacht benetzten die ersten kleinen Tropfen das Gras und die hellen Sandsteine der Terrasse. Finster zogen sich Wolken am Himmel zusammen und verdeckten die ersten funkelnden Sterne am Firmament. Wenn sie ganz genau hinhorchte konnte sie in der Ferne das dumpfe Grollen eines heran nahenden Gewitters vernehmen.

„Das wird dann wohl nichts mit Supernatural.“, stellte sie fest. Die Kabel und die Sattelitenanlage waren sehr anfällig. Selbst der kleinste Schauer ließ sie bereits ihre Tätigkeit einstellen. Es blieb den beiden Frauen wohl nichts weiter über als auf ihre DVD Sammlung zurück zu greifen. Zum Glück schauten beide gern gute Serien und Filme auch mal öfter. Sicher kein Umstand der normal war. Viele Freunde hielten sie dafür schon für ein wenig eigenartig. Wo war der Reiz etwas noch mal zu sehen, wenn man es bereits kannte? Das war die Frage, die sie oft gestellt bekam. Dinge die man mochte konnte man immer und immer wieder sehen und sich über die Kleinigkeit, die man vorher nicht bemerkt hatte, erfreuen. Ungefähr so klang ihre Antwort.

Sie stellte die Kanne auf ein Stövchen neben der Liege und kuschelte sich wieder unter die Decke. Seite für Seite verschlang sie die Buchstaben und in ihrem Kopf malte sie sich die unterschiedlichsten Rituale aus, die man abhalten könnte.

Ein leises Rascheln kam von der Haustür. Cassy musste endlich Feierabend haben. Leise fluchend betrat jemand die Diele und streifte sich die nasse Jacke ab.

„Wer hat bloß dieses Wetter bestellt? Und dann auch noch, gerade passend wenn ich Schluss mache.“, grummelte die Rothaarige und schüttelte die kinnlangen nassen Haare.

„Du hast endlich Schluss gemacht?“, fragte Ana amüsiert und schritt auf die Diele hinaus, die Arme vor der Brust verschränkend.

„Sehr komisch. Du weißt was ich meine.“

„Und du weißt was ich meine.“, antwortete Ana und in ihrer Stimme schwang etwas Argwöhnisches mit.

„Nicht jetzt. Ich weiß nicht wie oft wir das schon ausdiskutiert haben. Es reicht langsam. Ich trenne mich nicht von Zachary.“, blockte Cassy ab und hob abwehrend die Hand als Ana zu einem neuen Argument ansetzen wollte. Sie brach abrupt ab und schnaufte nur unzufrieden. „Bitte. Ich hab Tee gemacht.“ Mit einem Anflug von Unzufriedenheit stapfte sie wieder in die Stube zurück.

Cassy verdrehte die Augen und stellte den nassen Regenschirm in die alte Milchkanne neben der Garderobe. Sie war diese Auseinandersetzungen so Leid. Sicher hatte Ana Recht damit, dass Zachary alles andere als liebevoll mit ihr umsprang aber es gab eben auch unzählige andere Dinge und Abhängigkeiten in der Beziehung, die Ana einfach nicht verstehen wollte. Es gab da finanzielle Verpflichtungen und Verträge, die auf beide ausgeschrieben waren. Cassy schüttelte den Kopf. Sie durfte nicht schon wieder anfangen sich für ihr Verhalten vor ihr selbst zu rechtfertigen. Sie machte das Beste aus ihrer Situation und fertig.

„Hast du dich wieder beruhigt?“, fragte sie als sie die Stube betrat und Ana an einer Tasse Tee nippte. Diese wiederum schenkte ihren einen garstigen Blick über den Rand des Porzellans hinweg.

„Sicher.“, raunte Ana.

„Fein.“, fauchte Cassy in einem schärferen Ton als sie es eigentlich beabsichtigt hatte. Schweigend ließ sie sich aufs Sofa nieder und starrte aus der großen Fensterfront zu ihrer rechten, hinaus in den Garten. Das Unwetter hatte sie nun fast erreicht und die Bäume wogen sich wie Schlangen im Wind. Der Regen peitschte auf die Erde nieder und man konnte kaum noch den Garten mit all seinen Pflanzen und Blumen sehen. Alles verschwand unter einem flirrenden Glitzern des aufprallenden Wassers. „Der Fernseher streikt wieder, nehme ich an?“

„Ich hab es gar nicht erst versucht.“, gestand Ana und der milde Ton in ihrer Stimme verriet Cassy, dass das leidige Thema wohl erst mal erledigt war. Die Tasse wieder auf den Tisch stellend, stand Ana auf und ging zum Regal neben der unnützen Flimmerkiste. „Was schauen wir heute? Der Hexenclub?“ Sie musste schmunzeln.

„Warum nicht. Hattest du die Sandsäcke zum Bunker gebracht?“, viel Cassy ein. Vor nicht allzu langer Zeit war schon einmal solch ein Unwetter auf den Ort niedergeprasselt und hatte an einigen Stellen ihren Bunker geflutet. Dem wollten sie durch Sandsäcke Abhilfe verschaffen, bevor all die Mühe, die sie dort hinein gesteckt hatten einfach davon gespült wurde.

„Ich hab nicht so viele Säcke zusammen bekommen aber ich denke das Gröbste müsste es aufhalten.“ Ratternd öffnete sich der DVD Player um kurz darauf den eingelegten Datenträger zu verschlingen. Ehe sie sich zu Cassy setzte, holte sie dieser eine weitere Tasse aus der Küche. „Hast du noch Schlafsachen hier?“

„Ich glaube im Schlafzimmer müsste noch ein Shirt rumfliegen.“

„Willst du erst mal ein paar bequemere Sachen von mir haben. Ich mag deine blöde Uniform nicht. Darin siehst du immer so lieb aus.“, grinste Ana und zupfte der Rothaarigen am Kragen ihrer Bluse.

„Irgendwo muss das Geld ja herkommen.“, sagte Cassy und beobachtete wie Ana die Treppe hinauf ging und kurze Zeit später mit einem Pullover und einer warmen Leggings zurück kam. „Ich darf hier wieder die engen Sachen tragen, ja? Du sexistische Ziege.“ Cassy musste grinsen. Übertrieben ruppig schnappte sie sich die Sachen.

„Ich hab ja sonst nichts zu gucken.“, antwortete Ana und streckte ihr die Zunge raus, als Cassy an ihr vorbei schritt. Über die Diele, einen schmalen Gang neben der Küche entlang, ging diese ins Badezimmer.

Der restliche Abend verlief eher schweigsam. Beide Frauen schauten den Film, den sie fast schon auswendig mit sprechen konnten. Das Unwetter herrschte noch bis tief in die Nacht hinein. Laut schepperten die Blitze am Himmel und der Regen ließ nur zögernd nach. Am nächsten Morgen sah der Garten aus als wäre er zu einem Schlachtfeld mutiert. Äste waren aus den Baumkronen gefallen und lagen auf dem Rasen verteilt, Blumen waren umgeknickt und der Boden war teils so aufgeweicht, das sich Rinnsale durch ihn hindurch zogen.

Ana war die erste die wach wurde und schleppte sich müde aus dem großen Doppelbett, in dem Cassy noch tief und fest schlief. Das Shirt ein wenig über den Hintern zupfend, setzte sie sich in der Küche an den großen massiven Esstisch. In Gedanken wuschelte sie sich durch die langen braunen Haare und wartete noch einen Moment ehe sie wieder aufstand. Morgens war nicht ihre Zeit. Sie brauchte immer eine Weile, bis sie in den Tag gefunden hatte und man etwas mit ihr anfangen konnte. Schlurfenden Schrittes passierte sie die Diele und holte die Zeitung, die durch einen Schlitz in der Tür herausragte. Flüchtig warf sie einen Blick auf die Titelseite und wäre dabei fast über ein paar Schuhe gestolpert. Schlagartig war sie hell wach. Das musste sie Cassy zeigen. Sofort.

Achat Teil 3

Hecktisch nahm sie zwei Stufen auf einmal und stürmte ins Schlafzimmer. Die Zeitung vor der schlafenden Cassy hin und her wedelnd ertönte freudig erregt Anas Stimme: “Cassy. Wach auf. Das musst du dir anschauen. Das ist es. Danach haben wir gesucht. Und es ist hier direkt in der Nähe. Wach auf.“ Ana sprang auf dem Bett hin und her und las währenddessen die Schlagzeile laut vor. „Jäger durch Wolf verletzt.“, trällerte sie, als wäre es etwas überaus Tolles. „Hörst du nicht? Cassy. Jetzt wach endlich auf.“

Mürrisch stülpte sich Cassy die Decke über den Kopf. „Ist das jetzt dein ernst? Lass mich schlafen.“, knurrte sie.

„Natürlich ist das mein ernst. Als würde ein normaler Wolf einen Jäger anfallen. Das sind scheue Tiere, die eher reiß aus nehmen, als das wir sie zu Gesicht bekommen.“, protestierte Ana und beharrte auf ihrer unausgesprochenen These.

Ruppig schlug Cassy die Decke zur Seite und richtete sich schlagartig auf. „Ana. Hör auf damit.“, keifte sie und packte die weiter umher hüpfende Frau am Bein, so dass sie das Gleichgewicht verlor und auf die Matratze zurück fiel. „Na endlich.“ Cassy warf sich zurück in die Kissen.

„Aber schau doch mal.“, protestierte Ana und wedelte wieder mit der Zeitung vor ihrer Nase rum. Mürrisch ergriff Cassy sie und tat es sich tatsächlich an, den Artikel zu lesen.

„Das hört sich eklig an. Man hat ihm mit einer zerfetzten Kehle gefunden? Ernsthaft? Wo sind wir denn hier? Wir heißen doch nicht Winchester mit Nachnamen. Jetzt beruhig dich mal wieder Ana. Dieser ganze magische Kram ist ja okay aber du willst mir doch nicht erklären, dass wir im Wald einen Werwolf jagen sollen?“, fragte Cassy und zweifelte das erste Mal ein wenig am Verstand ihrer Freundin. Sicher, sie hatten schon viele Dinge probiert und es waren einige Sachen passiert, die auch Cassy zum Schlucken gebracht hatten. Ereignisse, die nur schwer bis gar nicht, objektiv hätten erklärt werden können aber Werwölfe? Das ging ihr irgendwie dann doch zu weit. „Vielleicht hat er ihn erschossen und wollte ihn dann einsammeln. Der Wolf war aber noch nicht tot und hat ihn angegriffen und seinen Hals erwischt. Das hört sich doch viel plausibler an.“

„Plausibler? Ein Jäger wird jawohl wissen bei was für einem Schuss ein Tier tot ist und wann nicht. Der würde kaum zu einem sich im Todeskampf befindlichen Wolf gehen und schauen wie es ihm geht.“, sagte Ana und wirkte ein wenig empört darüber, dass ihr Cassy anscheinend kein Stück glauben wollte. Zugegeben waren beide Versionen möglich. Was auch immer den Jäger nun verletzt hatte, der Umstand, dass es überhaupt dazu gekommen war, erschien seltsam.

Cassy seufzte und musste sich eingestehen, dass sie bei der Sache schon ein merkwürdiges Bauchgefühl hatte. „Würde es dir besser gehen, wenn mal einen kleinen Wandertrip dorthin machen?“, fragte sie und bereute es noch fast im selben Augenblick.

Anas Augen begannen zu leuchten und mit einem breiten Grinsen sprang sie Cassy an den Hals. „Das wird klasse. Wir können gleich ein paar neue Sprüche ausprobieren, die ich gefunden habe und dann gehen wir auf die Jagd nach einem Werwolf. Ich pack sofort unsere Rucksäcke.“ Voller Tatendrang sprang sie vom Bett und kramte die Trekkingrucksäcke vom Schrank. Wie ein Wirbelwind huschte sie durchs Haus.

Cassy verdrehte genervt die Augen und ließ sich wieder ins Bett zurück sinken. Ana konnte doch nicht wirklich an das Glauben, was sie da von sich gab. Sie wusste aber, dass sie es nicht schaffen würde, sie vom Gegenteil zu überzeugen. Also nahm sie lieber einen kleinen Wandertag in Kauf, als das tagelange Gezeter, was sie zu erwarten hätte, wenn sie Anas Wunsch abblocken würde.

„Jetzt steh endlich mal auf. Wir müssen los.“

„Wir müssen los? Jetzt lass aber mal die Kirche im Dorf.“, ärgerte sich Cassy und schob sich wiederwillig unter der Bettdecke hervor. Ana stürmte in ihrem Schlafshirt von einem Schrank zum nächsten und packte Sachen in die Rucksäcke, nach dessen Sinn und Zweck Cassy erst gar nicht fragte. Die Antwort wäre ihr am frühen Morgen zu anstrengend gewesen. Seufzend schritt sie aus dem Schlafzimmer, die Treppe hinunter, weiter in die Küche und kramte dort nach einer Schüssel. Erst mal musste sie was essen, sonst würde es keine halbe Stunde dauern und sie mutierte zu einem unausstehlichen Etwas mit knurrendem Magen. Keine Minute später sprang Ana ebenfalls in der Küche umher und suchte Plastikbecher und Aufbewahrungsboxen. Das ganze misstrauisch beäugend, löffelte sie ihr Müsli. „Willst du verreisen?“, fragte sie leicht angesäuert und schob genervt die Schale beiseite.

„Nein. Aber wir müssen doch auf alles gewappnet sein.“, antwortete Ana und war völlig darin vertieft ihre Schränke nach brauchbaren Dingen zu durchforsten.

„Du bist doch völlig durch geknallt. Was denkst du denn? Das wir eine Woche im Wald campen? Wir fahren dahin, schauen uns ein wenig um und kommen wieder nach Hause.“, knurrte Cassy und lehnte sich mit verschränkten Armen zurück.

„Wer weiß.“, gab Ana knapp von sich.

„Sag mal willst du mich…“, begann die Rothaarige aufgebracht, wurde jedoch von der Türklingel unterbrochen. „Erwartest du jemanden?“

„Nein, eigentlich nicht.“, sagte Ana irritiert und ging zur Haustür. Das Milchglas offenbarte eine große schlaksige Gestalt. Ana konnte sich denken wer es war. „Ich befürchte du erwartest jemanden.“, raunte sie zurück in die Küche und öffnete mürrisch die Tür. „Was willst du Zack?“

Der schmale lange Kerl schaute Ana finster an und schob sich, ohne zu antworten, an ihr vorbei. „Sie ist hier, nicht wahr?“, knurrte er und schritt durch die Diele direkt in die Küche. „Was zum Teufel machst du hier? Willst du mich verarschen? Du kommst jetzt sofort mit nach Hause.“ Grob wollte er nach Cassys Arm packen und sie von der Sitzbank zerren, als ihn Ana gegen die Schulter haute.

„Was soll denn das? Lass sie in Ruhe. Bist du jetzt völlig verrückt geworden?“, schrie sie ihn an und schubste ihn ein Stück von Cassy weg, um sich dann zwischen sie zu stellen.

„Sie hat hier nichts verloren. So eine Verrückte wie du gehört in eine Nervenanstalt. Euer Hexenkram macht sie noch genauso bescheuert und ich bin der Letzte, der eine durch geknallte Freundin haben will.“, giftete Zack zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Kein Wunder das deine Familie entweder geflüchtet oder abgekratzt ist. Mit dir kann man es ja auch nicht aushalten.“

Ana zuckte zusammen und das Zornesfunkeln verschwand augenblicklich aus ihren Augen. Stumm ließ sie die Schultern sinken und ihre Kiefer pressten aufeinander.

„Zachary Bartholomäus Green.“, fauchte Cassy, die buchstäblich aus ihrer Schockstarre hoch gefahren war und mit zwei Schritten den Tisch umrundet hatte. Mit einem laut klatschenden Geräusch, krachte ihre flache Hand in das schmale Gesicht ihres Freundes. „Wenn du nicht augenblicklich dieses Haus verlässt, lass ich dich von der Polizei hier raus schleifen.“, drohte sie und starrte ihn fassungslos an. Zachary sah es keineswegs ein ohne Cassy zu gehen. Das Wortgefecht zwischen dem Paar hielt noch mehrere Minuten an, bis er unter lautem Geschrei und wilden Drohungen letztlich doch das alte Fachwerkhaus verließ.

Nachwievor stand Ana reglos in der Küche und fixierte einen willkürlichen Punkt an der gegenüberliegenden Wand. Cassy trat langsam an die Brünette heran und legte eine Hand auf ihre Schulter; behutsam und mit jeder Reaktion rechnend. „Du weißt doch, dass er ein Idiot ist. Nimm dir das nicht zu Herzen.“, flüsterte sie, wusste jedoch, dass es den Schmerz den Ana verspüren musste, nicht lindern würde.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (7)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Styxcolor
2013-11-02T08:40:14+00:00 02.11.2013 09:40
Oh Mann XD Zickenkrieg! Und am Ende nen Cliffhanger! Du weißt wirklich, wie man die Spannung aufrecht erhält.
Antwort von:  Rubinfuchs88
02.11.2013 16:52
xD eben das ganz normale Leben oder. Danke dir x3
Von:  Styxcolor
2013-11-01T16:24:17+00:00 01.11.2013 17:24
oha, das verspricht aber viel :D
Opulentes bin ich von dir aber gewohnt! Cooler Einstieg!
Antwort von:  Rubinfuchs88
01.11.2013 17:38
Verdammt xD vll sollte ich mal was ungewohntes machen
Antwort von:  Styxcolor
01.11.2013 17:47
Tss ;D war nur ein Kompliment!
Antwort von:  Rubinfuchs88
01.11.2013 17:48
Weiß ich doch x3 danke dir. *hug*
Von:  Taroru
2013-09-08T23:26:43+00:00 09.09.2013 01:26
ach.... ich liebe die beiden mädels immer mehr XD
sie sind so schön verschieden, das macht sie mir auf anhieb sympatisch :-) aber das hatte ich dir ja schon gesagt. und soll ich dir noch was verraten? zack scheint ein idiot zu sein.... aber sein name ist einfach herrlich XD alleine wegen dem bartholomäus XD
ich finde du hast es hier einfach geschafft schwung in die story zu bringen, es wirkt einfach lebeding ^^
ich hoffe das ich sehr bald weiter lesen kann! :-D
Antwort von:  Rubinfuchs88
09.09.2013 09:43
Ja Zack ist ein Typ den man einfach nicht mögen muss xD aber schon allein deswegen gefällt mir mittlerweile der Gedanke sehr gut ihn mehr einfließen zu lassen.
Du bist echt ne Nulpe das du alles doppelt und dreifach kommentieren musst ;) aber ich freu mich natürlich diebischst drüber x3
Antwort von:  Taroru
09.09.2013 10:29
ach weißt du, doppelt hält einfach besser :-p
und ich wiederhole mich doch gerne XD
Von:  Taroru
2013-09-01T17:46:29+00:00 01.09.2013 19:46
boa..... du tust es ja immer noch XD
ich will jetzt weiter lesen! sofort! tu was!
was ist das für eine Schlagzeile? o.o
los spucks aus! *dir droht*

an sich liest sich das wieder sehr schön :-)
ich selbst habe beim lesen so ein bissel das Gefühl direkt im Geschehen drin zu sein.
also, wann kann ich weiter lesen? :-)
Von:  Taroru
2013-08-30T22:38:27+00:00 31.08.2013 00:38
es ist ja schon online :-D
und da hab ich doch glatt noch mal lesen müssen und mir ist ein Satz aufgefallen... ich finde da fehlt irgendwie was o.o

----
„ Ich mach doch gern Ärger. Also um sechs bei mir?“, lachte sie Ana und schnappte sich wieder den Helm.
----

oder der Name ist einfach zu viel.... aber irgendwie erschließt sich der Sinn für mich gerade nicht so...oder es ist einfach schon zu spät ^^°

aber ansonsten.... ich werde auf jeden Fall weiter lesen, also schreib schnell weiter :-D
Antwort von:  Rubinfuchs88
31.08.2013 10:55
x3 danke dir. Ja das war nicht der einzige Holperstein. Hab noch mal drüber gelesen und müsste das Gröbste korrigiert haben. Muss es nur noch neu hochladen ^^ danke dir.
Nächstes Kapi ist am hochladen ;) was sagst du zu der Kapilänge? zu kurz oder angenehm?


Zurück