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Sarus Sastre und der Krüstal der Ehwigkeyt

von

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Kräuterheilkunde die zweite

Der Mond ging spät auf in dieser Nacht. Aber als er endlich die Fenster der Aula erreichte, beschien sein silbernes Licht eine unheimliche Szene. Mitten in der Halle lag einer. Leblos reglos auf dem Bauch, Arme und Beine weit von sich gestreckt.
 

Sah ganz so aus, als ob Chrysler Drake doch noch als Aushilfslehrer zum Einsatz kommen sollte. Blieb nur zu hoffen, dass er als Kampflehrer besser geeignet war als Heil- und Kräuterkundler.
 

Denn da lag er, der Gefürchtete, der Gehaßte, oder, um ihn beim Namen zu nennen
 

KAE SONG
 

Es war keine große Überraschung, dass es den Lehrer für Kampftechnik erwischt hatte. Die eigentliche Überraschung war, dass es nicht schon früher passiert war.

Aber da lag er nun. Mausetot. Nun ja, beinahe.
 

Genau wie Professor Tai G. Seng schief er nur. Er lag in einem komaähnlichen Schlaf. Und nichts konnte Dornröschen 2 und 3 aufwecken. Obwohl sämtliche Fachleute der Universität den Fall untersuchten, konnte nicht festgestellt werden, was den beiden fehlte oder was sie in diesen Schlaf versetzt hatte.

Bei keinem von beiden gab es Anzeichen körperlicher Gewalt, Anzeichen von Gift oder irgendeinem Schlafzauber. Die beiden schlummerten einfach selig vor sich hin und lächelten im Traum. Ein so schöner Traum, dass sie nicht mehr aufwachen wollten?
 

Unglücklicherweise konnte sich nun auch die Geschichte von Professor Sengs plötzlichem Schwächeanfall nicht mehr halten.
 

Die Lehrer standen vor einem Rätsel.

Für die Schüler jedoch war alles klar!
 

Es war ein F L U C H
 


 

Sarus dachte im Moment nicht an so was wie einen Fluch. Es war ihm wichtiger, dass er seine Hausaufgaben alle gemacht hatte. Besonders die für Kräuterheilkunde. Er saß schon an seinem Platz und begutachtete noch mal sein Werk. Er hatte wirklich alles, was er über die Rudbeckia ausfindig machen konnte, sorgfältig notiert und sich sogar bemüht, so einen Sonnenhut zu zeichnen. Sarus fand, dass es nicht mal schlecht aussah.
 

Er nahm die Blätter vorsichtig in beide Hände und klopfte sacht mit der Unterkante der Papiere auf den Tisch. Was man halt so machte, um einen ordentlichen Papierstapel zu erhalten. Diesen legte er dann in die vorbereitete Mappe. Sarus seufzte erleichtert. Jetzt mußte er diese nur noch Leyanne überreichen.
 

"Für mich ist das die reinste Schikane", hörte er Daleths nörgelnde Stimme. "Unterricht, Ha - Ausbeutung von Schutzbefohlenen, Sklavenarbeit." Sarus guckte erstaunt auf. Und sah jetzt erst, was an der Tafel geschrieben stand.
 

Heute Unterricht im Kräutergarten
 


 

Ein Strahlen ging über sein Gesicht. Daleth ignorierend, denn der meckerte doch dauernd, wenn er Tischdienst hatte oder sein Bett machen sollte, und am Ende würde doch Tzaphirion die Arbeit machen, stürmte er aus dem Klassenzimmer.
 

Der Kräutergarten lag außerhalb der Schulmauer. Sarus mußte über das halbe Schulgelände rennen. Hinter der Kapelle war die kleine Pforte. Sarus trat hinaus in den Garten. Das Gras war noch feucht vom Tau und fühlte sich angenehm kühl an unter seinen bloßen Füßen. Leichter Nebel lag über allem. Sarus atmete tief ein. Er war froh, dass der Unterricht heute morgen draußen stattfand. Auch wenn er seine Heimat leichten Herzens verlassen hatte, so sehnte er sich doch manchmal nach der Natur und der Freiheit hier draußen.

Er war der erste. Naja beinahe. Leyanne war schon da. Nicht einen Gedanken an irgendwelche Gras- oder Erdflecken verschwendend, kniete sie mit ihrem weißen Umhang in einem der Beete. Eine kleine Blüte, die sie zart berührte, entfaltete sich und reckte ihr Köpfchen dem Himmel entgegen. Sarus trat näher. Leyanne hockte sich auf die Fersen und lächelte ihm entgegen.

Sarus grinste und salutierte. "Sarus Sastre meldet sich wie befohlen zum Unkraut jäten."

"Unkraut jäten?" fragte Leyanne verwundert und klopfte mit der flachen Hand einmal auf die Erde. Zu Sarus größter Überraschung reagierten einige der Pflanzen sofort. Ein Paar von ihnen verschwanden >PLOPP< im Erdreich. Andere zogen ihre Wurzeln aus der Erde und marschierten auf ihren zarten Wurzeln zum Waldrand, wo auf wundersame Weise ihre Artgenossen aus dem Erdreich auftauchten. Leyanne schaute zu, wie sie sich neu gruppierten und sich dann, wie wenn nichts gewesen wäre, im sanften Windhauch wiegten.
 

"Weißt du Sarus, so was wie Unkraut gibt es nicht."
 

Der Unterricht im Freien war ein Erfolg. Selbst Daleth hatte daran nichts daran auszusetzen. Es war ein wunderbarer Morgen, der Himmel strahlte wie frischgeputzt und die Kräuter dufteten betörend. Alle Schüler waren froh, für eine Weile aus dem Schulgebäude herauszukommen. Zur Zeit herrschte dort eine düstere Atmosphäre, die besonders die magisch feinfühligeren Schüler bedrückte. Und selbstverständlich machte es einfach mehr Spaß, seine Nase in die Kräuter zu stecken und nicht nur in die Bücher.

Leider war die Stunde viel zu schnell zuende und die Klasse mußte zurück in das Schulgebäude.
 

In der großen Pause entdeckte Sarus, dass er seine Hausaufgaben für Kräuterkunde noch immer nicht abgegeben hatte und machte sich auf die Suche nach Leyanne. Er fand sie im Verwaltungsgebäude, wo man ihr ein kleines Büro zur Verfügung gestellt hatte. Leyanne saß am Schreibtisch und hatte einen kleinen Stapel Hausaufgaben vor sich liegen. Aber sie war nicht allein. Ayden stand am Fenster und Chrysler lümmelte bequem in dem kleinen Sessel vor dem Schreibtisch. Die Aydens gab's im Moment wohl nur im Family-Pack. Familie? Irgendwo in Sarus Hirn klingelt etwas. Aber er kam nicht drauf, was es war. Na egal. Leicht verlegen überreichte Sarus Leyanne seine Mappe. Sie schlug den Deckel auf und pfiff leise. Sarus bemühte sich, nicht rot anzulaufen. Er murmelte einen Gruß und wollte sich so schnell wie möglich wieder aus dem Staub machen, aber er wurde aufgehalten.
 

"Na Wolfie, wie ist denn der Unterricht bei meiner allerliebsten Cousine?" wollte Chrysler leicht gelangweilt wissen. Sarus mochte das nicht, wie der 'Wolfie' sagte.

"Gut," sagte er deshalb etwas kühl. "Interessant und wir lernen wirklich viel. Heute waren wir im Kräutergarten und ich kann sagen, die ganze Klasse ist nun durchaus in der Lage, Arnika von roter Beete zu unterscheiden."

Autsch, das hatte gesessen. Chrysler guckte finster drein. Sarus konnte ja nicht ahnen, dass dieser nur eine kleine Ablenkung gebraucht hatte, eine Atempause, denn Ayden hatte ihn gerade hübsch in der Mangel. Jetzt war Sarus wirklich verlegen, denn das war ja nicht so seine Art. Aber Ayden und Leyanne schauten ihn richtig stolz an. Sarus sollte jetzt wirklich gehen, aber so wie's aussah, hatten ihn die drei in ihre Familiendiskussion aufgenommen.

Ayden begab sich wieder auf seinen Fußmarsch, den er wohl vorhin unterbrochen hatte. drei Schritte in die eine Richtung und drei in die andere. Am besten, Sarus blieb einfach dort wo er war. Und irgendwie war diese Familie doch wirklich faszinierend.
 

"Weißt du Chrysler, irgendwie ist es schon verdächtig, dass du auftauchst, einen Tag nach Prof. Sengs 'Unfall'" nahm Ayden den Faden wieder auf.

"Was ist denn daran verdächtig," wollte Chrysler verärgert wissen. War wohl immer noch sauer wegen Sarus Bemerkung. "Deine eigene Schwester ist ja wohl auch einen Tag danach aufgetaucht." Die Geschwister wechselten einen Blick.

"Leyanne ist auf Wunsch der Schulleitung hier. Es gab eine offizielle Anfrage auf der Insel, ob ein Kräuterkundiger frei ist, der kurzfristig einspringen kann."

"So ein Zufall aber auch, dass Leyanne gerade in diesem Moment mit ihrem Rosazuckerfeevertretungsauftrag fertig geworden ist," meinte Chrysler gehässig.

"Ja nicht wahr," stellte Leyanne liebenswürdig fest. "Aber falls du es noch nicht mitbekommen hast, es geht hier um dich, nicht um mich. Ich hab nicht die Angewohnheit, mich in dunklen Vorgängen zu verstricken." Ayden ließ den Cousin gar nicht erst zu Wort kommen.

"Ich hab mich erkundigt, du warst einige Zeit Zuhause auf der Insel. Du hast es sogar geschafft, dass sie dich diesmal nicht von der Insel geworfen haben. Du bist dort fast die ganze Zeit in der Bibliothek gewesen. Also mach uns nicht vor, dass du hier einen sicheren Unterschlupf suchst."
 

INSEL? Sarus hörte nur noch mit einem Ohr zu. Schon wieder, er hatte das Gefühl, dass ihm das was sagen musste, aber was? Während Sarus sich das Gehirn zermarterte, ging es Chrysler nicht besser. Abschätzend schaute er von Ayden zu Leyanne. Sah ganz so aus, wie wenn er doch mit der ganzen Wahrheit rausrücken musste. Denn so gut die beiden ihn kannten, so gut kannte er auch sie. Von der ganzen Verwandtschaft waren sie ihm am Liebsten, wenn sie nur nicht so verdammt anständig wären. Wenn er ihnen nicht bald einen vernünftigen Grund für seine Anwesenheit hier nannte, konnte es durchaus sein, dass er sich bald in einer fest verschlossenen Kiste auf dem Weg nach Übersee wiederfand. Gut, es würde ein Risiko sein, sie einzuweihen, aber er konnte auf ihren Familiensinn setzen, dass sie ihm nicht in den Rücken fallen würden.

Chrysler gab sich einen Ruck.

"Gut," meinte er. "Ich werde euch sagen, was ich hier suche. Ich hab ein wenig in der Bibliothek gekramt, den Weg nach El Dorado gesucht, Informationen über verborgene Schätze, untergegangene Schiffe. Das ist die reinste Fundgrube dort," erklärte Chrylser begeistert. Sarus hielt die Luft an. Das wurde ja immer besser! Ayden und Leyanne waren leider nicht so leicht abzulenken.

"Chrysler" erinnerte Leyanne deshalb sanft. "Die Universität."
 

"Ha," Chrysler schnaubte verächtlich. Kein Ohr für eine gute Geschichte.

"Ich würde wohl heute noch dort sitzen, wenn mir Kenia nicht geholfen hätte. Sie hat da ein Buch angeschleppt, das ...."

"Moment mal," unterbrach diesmal Ayden. "Kenia?" In seiner Stimme schwang leichte Panik mit.
 

Kenia, in der Bibliothek auf Avalon unterbracht, damit sie nichts "anstellen" konnte. Kenia, die es trotzdem immer wieder fertig brachte, in Schwierigkeiten zu geraten. Kenia, die das alles doch gar nicht wollte und andere immer mit reinriss.

Leyanne erinnerte sich schaudernd an das Buch mit den Zauberrezepten. Liebeskekse, brrr. Deshalb war es auch kein Wunder, dass die Geschwister fast gleichzeitig reagierten. Leyanne sprang auf und Sarus fühlte sich plötzlich von ihr an der Hand gepackt. Leyannes bunte Haarsträhnen standen in alle Richtungen ab und auch Ayden hatte plötzlich einen Zopf in seinen kurzen Haaren, ein Zopf, der in allen Farben schimmerte. Beide zeichneten merkwürdige Figuren in die Luft und murmelten etwas in einer fremden Sprache, die Sarus nicht verstand. Er wußte nicht, was hier vorging, aber er hatte das Gefühl, dass es im Büro plötzlich viel heller war. Trotzdem war das Licht viel weicher. Wenn Sarus Unterricht in praktischer Magie gehabt hätte, dann wüßte er jetzt, dass Leyanne und Ayden beide einen Schutzzauber gesprochen hatte. Er fühlte sich jetzt nur sicher und geborgen.

Ayden und Leyanne reagierten halt instinktiv, wie jeder vernünftige Avaloner.
 

Chrysler wußte was hier vorgefallen war. Und ging locker drüber weg.

"Das Buch war gar nicht so alt," machte er einfach weiter. "Grad mal 100 Jahre oder so. Und darin wurde ein Stein erwähnt, ein Kristall. 'Der Krüstal der Ehwigkeyt'. Der Stein selbst soll sehr alt sein. Genaueres weiß man nicht. Aber vor ca. 150 Jahren ist er von einem Botaniker entdeckt worden. Ich hab nun herausgefunden, dass dieser Botaniker Lehrer an dieser Universität hier war. Deshalb bin ich herkommen. Vielleicht hat er den Stein ja hier versteckt." Chryslers Augen glänzten vor Begeisterung.
 

Ayden schüttelte zweifelnd den Kopf. So war es immer mit Chrysler. "Du hast also gelesen, dass dieser Stein hier sein könnte und hast dich auf den Weg gemacht. Und? Welche Informationen hast du sonst noch?"
 

"Informationen?" fragte Chrysler verblüfft darüber, dass Ayden nicht gleich in Begeisterung ausgebrochen war.
 

"Ja, Informationen. Wer hat den Stein hergestellt oder gefunden. Und was kann er? Welche Fähigkeiten hat der Kristall," hakte Leyanne nach.
 

"Welche Fähigkeiten er hat," fragte Chrysler gedehnt. "Ich habe keine Ahnung, was der Stein kann."



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